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Kapitel 1 - Erwachen

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Kapitel 1 - Erwachen - Seite 14 Empty Re: Kapitel 1 - Erwachen

Beitrag von Jad Di Sep 22 2015, 07:29

Xamir war ganz und gar in seinen Gedanken versunken als plötzlich etwas die Wüstensonne verdunkelte und aus dem Gilryn plötzlich zwei geworden waren. Erst beim zweiten Blick erkannte der Favilla, dass es sich hier um den anderen Steinmenschen handelte, den Laverne ansprechen sollte. Anscheinend hatte sie Erfolg. Sehr gut! So können sie wählen. Kin'tesh und Jewgeni waren ebenfalls dabei und schienen die Dinge so hinzunehmen.
Nun sollten sie ihnen alle folgen und Xamir tat dies im Grunde nur, weil er nicht alleine war und vor allem weil der Hüne mitging. Dabei kam ihm die Frage auf, wer wohl stärker wäre: er oder einer der Gilryn? Diese und Fragen zu seiner Person beschäftigten ihn auf dem ganzen Weg und so merkte er gar nicht, dass sie sich immer weiter von der Minenstadt entfernten. Die Lehmhütte war, nun, nicht gerade 'ansehnlich'. Genau genommen war sie sogar ziemlich armselig. Doch da der Rotschopf weder über Klaustrophobie, noch über Asthma litt und Kin'tesh auch hier mitging, trat Xamir ebenfalls ein. Er grübelte dabei über den kleinen Gezeichneten. Jewgeni hatte bestimmt so seine Probleme mit den Steinbergen in diesen engen Raum zu gehen. "Hoffentlich geht alles gut."
Über die Ausstattung machte sich Xamir kein Urteil und auch wenn es nicht unbedingt üppig war, sollte es reichen. Sie wollten hier ja nur die Details besprechen und nicht Urlaub machen. Dann stellten die Steinmenschen ihre Fragen und wie konnte es anders sein ging es um Bezahlung und Fähigkeiten... schon wieder. "Hatte es ihm nicht gereicht, was ich ihm zeigte?" Xamir wurde ein kleines bisschen wütend, aber schwieg. Es war seiner Meinung besser wenn die Anderen etwas dazu sagen würden
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Kapitel 1 - Erwachen - Seite 14 Empty Re: Kapitel 1 - Erwachen

Beitrag von Darnamur Mi Sep 23 2015, 20:11

Ja. Vielleicht brauchte er wohl eine Waffe. Jewgenis Blick schwankte unsicher durch den Raum. Anders würde er sein Leben wohl kaum verteidigen können. Und dann wäre er mit einer Pistole vermutlich besser dran, als mit einem Messer, oder etwas anderem, für das er tatsächlich kräftig sein musste, um es sinnvoll zu benutzen. Dennoch war ihm mulmig bei dem Gedanken.
Er lenkte sich davon ab, in dem er zu den anderen hinüber blickte. Scheinbar gingen die Verhandlungen voran, denn beide Steinmenschen schienen sich angeregt mit den Mitgliedern ihrer Gruppe zu unterhalten. Dann ging plötzlich Xamirs Arm in Flammen auf.
Jewgeni zuckte zusammen. Er wurde ein wenig nervös, obwohl es ja nicht sein Arm war, der plötzlich zu brennen begann. Der Gezeichnete konnte jedoch beobachten, wie sich bereits einige Köpfe in Richtung des Verbrannten drehten. Dann packte der Gilryn ihn am Arm. Verdammt. Wir sollten schnell weg von hier.
Dann eilte Xamir auch schon auf sie zu. Das hieß, sie würden ebenfalls gleich im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen. Jewgeni knetete seine Hände, um sich etwas zu beruhigen. Aber scheinbar hatte Xamir zumindest Erfolg gehabt. Er hatte jemanden gefunden, der ihnen helfen konnte…auch wenn es eines dieser Ungetüme war. Jewgeni hätte das sicherlich nicht auf die Reihe bekommen. Alleine bei dem Anblick wären ihm die Worte im Hals stecken geblieben.
Dann kam Laverne ihnen entgegen. Auch sie hatte jemanden gefunden. Und ihr zweiter „Helfer“ war nochmal größer als der Erste. Seltsame blutrote Adern schienen durch seinen Felskörper zu verlaufen. Pertram also…
Als die grollende Stimme erklang, riss es ihn gewaltig. Jewgeni bemühte sich nicht loszuschreien. Zum Glück begann sich sein Herzschlag kurz darauf wieder etwas zu beruhigen. Er war die Stimme einfach nicht gewohnt gewesen. Schluckend musterte er die Füße dieser riesenhaften Gestalten. Dann fiel ihm auf, dass er angesprochen worden war.
Den Vorurteile entsprechend…welche Vorurteile?
Aber Jewgeni hatte keine Zeit nachzufragen…und hätte es wahrscheinlich auch nicht geschafft. Die Gruppe bemühte sich nun schnell ins Freie gelangen. Das war eine gute Idee, denn hier drinnen hatten sie entschieden zu viel Aufmerksamkeit von den anderen Gästen bekommen.
Die Stimmung zwischen den beiden Gilryn schien nicht unbedingt gut zu sein. Aber das war nicht so unerwartet. Schließlich waren Beide ziemlich isoliert in der Taverne gesessen. Vermutlich waren sie Einzelgänger. Oder aber sie kannten sich tatsächlich und hatten schon negative Erfahrungen miteinander gemacht.
Jewgeni gefiel das nicht. Wenn sich ihrer Führer nicht verstanden, oder sich misstrauten, war das grundsätzlich schon mal ein schlechtes Omen. Wenn sie sich dort unten durch einen Tunnel bewegten und in einen Streit gerieten. Das könnte übel enden. Sehr, sehr übel.
Zwei Sorgenfalten bildeten sich auf der Stirn des Gezeichneten, während er den anderen hinterher trottete.

Die Wohnung des Kerls, dessen Namen Jewgeni immer noch nicht kannte, war kalt, dunkel und unübersichtlich. Seit dem Betreten des Gebäudes fühlte er sich mehr als unwohl.
Er wusste auch nicht, wo er sich hinsetzen sollte, also stellte sich der Gezeichnete einfach mal zu Laverne. Bei ihr war die Chance, dass sie in Flammen aufging nicht so groß und bei Kin’Tesh bestand immerhin die Möglichkeit, dass der Riese ihn übersah, auf ihn trat und mit seinem Fuß Jewgenis Knochen zerquetschte.
Natürlich war sie dafür eine Frau. Das machte ihn etwas unruhiger, als es tun sollte. Ständig machte er sich Gedanken darüber, ob er sich gerade richtig verhielt. Bei Laverne war dieses störende, Nervosität auslösende Gefühl jedoch immerhin nicht so stark wie in der Gegenwart von Alamee oder Sally.
Auf die Fragen der Gilryn würde er nichts antworten. Das stand fest. Sollte das Kin’Tesh, oder Laverne oder Xamir übernehmen. Aber er würde nur Schwachsinn hervorbringen. Dann würden die Beiden die Gruppe erst recht nicht mehr ernst nehmen. Vermutlich wäre es das Beste für ihn selbst, wenn er nun grimmig und wild dreinblickte, aber Jewgeni glaubte nicht, dass ihm so etwas gut gelingen könnte. Er war kein Kämpfer. Er war nicht grimmig und wild. Er war nicht in der Lage einfach so jemanden zu überwältigen, wie es Kin’Tesh vermutlich konnte.
Also schwieg er einfach. Das war vermutlich das Beste für Alle.
Doch dann schoss ihm plötzlich eine Frage, in den Sinn, die er schon im Wirtshaus gehabt hatte, dann aber verdrängt hatte. Wo…wo war eigentlich Miriam? Wie komisch diese Favilla auch war. Dass sie nun einfach verschwunden war, beunruhigte ihn.
Nachfragen wollte er jetzt aber nicht. Später…vielleicht. Der Gezeichnete schluckte.
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Beitrag von Adrian Kane Mi Sep 23 2015, 22:58

Ohne sich an der kuehlen Kargheit der Behausung zu stoeren nahm der Huene auf einem der Hocker platz, nachdem er zuvor die Russschicht, die sich auf der Oberflaeche gebildet hatte, mit der Hand entfernt hatte. Was der Steinmensch in seiner Freizeit trieb kuemmerte ihn wenig, weswegen er sich nicht weiter in der kleinen Huette umsah als noetig. Sein Blick wanderte stattdessen von dem namenlosen Schwarzen zu Pertram und wieder zurueck. Aus der Naehe betrachtet waren diese Wesen noch beeindruckender und der Ambacti kam nicht umhin sich darueber Gedanken zu machen ob er in der Lage waere einen von ihm im Nahkampf zu ueberwaeltigen wenn es denn sein musste. Er kratzte sich am Kinn. Wohl eher nicht, zumindest nicht ohne eine solide Waffe. Sein Messer waere in so einer Situation so hilfreich wie der Versuch ein brennendes Haus mit Spucke zu loeschen. Auch sein Gewehr wuerde nicht viel ausrichten. Nein, eine harte, stumpfe Waffe war noetig. Wie etwa dieser Hammer, allerdings zweifelte der Huene, dass der Besitzer sich freiwillig von ihm trennen wuerde. Die Spitzhacke in der Ecke war schon eine andere Geschichte.

Kin'Tesh behielt alle Alternativen im Hinterkopf als er in eine seiner Taschen griff und eine handvoll Geld zum Vorschein brachte, gerade lange genug, dass beide Gilryn einen guten Blick darauf werfen konnten bevor er es wieder in der Tasche verschwinden liess. "Die erste Zahlung sobald es los geht", er klopfte auf die Tasche, die sich direkt darunter am Oberschenkel befand und bei naeherem Hinsehen auch Muenzen enthielt, "Dasselbe nochmal wenn wir alle heil in der Stadt ankommen", obschon seine Stimme gewohnt ruhig war und keine Emotionen verriet war er selbst doch angespannt, Geld hatte die Angewohnheit das Schlechte in allen Wesen hervorzubringen. "Ob ihr Beiden euch das teilen wollt oder sonst eine Regelung trefft ist eure Sache", er warf einen Seitenblick auf Jewgeni, Laverne und Xamir bevor er forfuhr, "Und macht euch keine Sorgen, jeder in unserer Gruppe kann sein eigenes Gewicht tragen, ganz so unerfahren sind wir nicht", zumindest wenn es ums nackte Ueberleben ging, fuegte er gedanklich hinzu. Bei dem Favilla war er zwar nicht so sicher, immerhin war er erst nach dem Eisenwald dazu gestossen, aber vielleicht war sein Gezuendel am Ende doch noch nuetzlich. Gerade im Dunkeln einer Mine.
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Beitrag von Leo Do Sep 24 2015, 19:34

Laverne fühlte sich in der Hütte des Gilryn auf seltsame Weise unwohl. Alles in dem kleinen Raum sprach davon, dass dies nicht ihre Welt war – und dass sie keinesfalls willkommen war, mehr noch, dass in diesen Räumen außer dem Besitzer niemand so recht willkommen war. Sie setzte sich so vorsichtig auf einen der staubigen Hocker, als wäre er aus Eis geschnitzt. Sie versuchte sich vorzustellen, wie der Raum in heller ausgesehen hätte.
Mit Sicherheit einladender.
Jewgeni stellte sich neben sie, was Laverne zu einem nachsichtigen Lächeln trieb, eines, das man Kindern schenkte, die ihre schwankenden ersten Schritte machten. Es freute sie, dass der kleine Gezeichnete offenbar endlich etwas Zutrauen fand, und es ehrte sie auf eigenartige Weise, dass er das gerade bei ihr tat, doch weder kommentierte sie es, noch sah sie Jewgeni an oder gab ihm irgendwie zu verstehen, dass sie ihn überhaupt bemerkt hatte. Wie ein scheues Reh, das einem die Nase entgegenstreckte … Nur mit drei Augen und rotem Kopf.
Sie war froh, dass Kin’Tesh vorerst das Reden übernahm, und innerlich milde beeindruckt. Sie selbst hätte den beiden Steinmenschen wohl viel mehr Zugeständnisse gemacht und es womöglich nicht einmal bemerkt. Kin’Tesh dagegen klang so hart, als wäre er selbst aus Stein.
Ich pflichte dem bei.“ Sie rieb sich über die Nasenwurzel, als wolle sie eine imaginäre Brille zurechtrücken. „Wir machen Ihnen das Angebot, da müssen Sie sich schon untereinander einig werden.“ Wie falsch diese Worte klangen … Laverne schämte sich beinahe dafür. Doch es war ja, wie es war. Sie hatten nichts zu verschenken, und Kin’Tesh zu unterstützen war ohne Frage besser, als ihm verhandlungstechnisch in den Rücken zu fallen.
Gleichzeitig erfüllte es sie mit Stolz, dass Kin’Tesh ihre Überlebenskünste anpries. Laverne wischte sich wieder einmal eine widerspenstige Haarsträhne aus der Stirn. Wie gut, dass ihre Behelfs-Fackeln damals funktioniert hatten … ohne die wären sie vielleicht nie aus dem Wald hinausgekommen. Auch, wenn sie jetzt an den Knöcheln fror. Im Prinzip hatte sie mit ihrer Idee alle gerettet …
Schluss jetzt! Bleib auf dem Teppich.
Sie ermahnte sich innerlich, zurück zu ihrer alten Bescheidenheit zu finden. Nur ihre Teamarbeit war jetzt wichtig, nicht, was ein einzelner oder sie selbst vollbrachten. Nur als Gruppe konnten sie nach Amonito gelangen, so viel stand fest.
Ob sie dort Hinweise auf ihr verlorenes Ich finden würde? Na, hoffentlich …
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Kapitel 1 - Erwachen - Seite 14 Empty Re: Kapitel 1 - Erwachen

Beitrag von Thorgrimm Mo Sep 28 2015, 02:12

Sally, Stella und Sulugel

Erleichterung machte sich in Sulugel breit, als Stella seinen Vorschlag nicht nur annahm, sondern auch ganz offen unterstützte. Da hatte er also doch den richtigen Riecher gehabt. Jetzt galt nur noch abzuwarten, wie Sally auf seine Worte reagieren würde. Allerdings konnte sich der Gezeichnete nicht wirklich vorstellen, dass sie etwas dagegen haben würde. Sie konnten höchstens zu Fuß gehen aber das schien die Menschenfrau auch nicht als gute Alternative zu sehen. Vorsichtig schielte Sulugel mit seinem gesunden Auge in Richtung Sallys, während das Holzauge starr auf Stella gerichtet blieb.
Als diese ihm schließlich zu verstehen gab, dass er näher kommen und sich etwas ansehen sollte, ließ er Sally aus dem Auge und kümmerte sich um den Gegenstand, den Stella in den Händen hielt. Es war ein Reagenzglas, das mit einer hellgelben, leicht öligen Flüssigkeit gefüllt war. Das Glas, aus dem dieser Behälter bestand, war erstaunlich dick aber was Sulugel viel mehr interessierte, war der Inhalt. Instinktiv streckte er seine Hand danach aus, hielt dann aber in der Bewegung inne, als Stella ihre Hand wieder um das Ding schloss. Der Gezeichnete musste nicht lange überlegen, um der Frau eine Antwort zu geben.
"Klar hab ich schon mal ein gefülltes Reagenzglas gesehen aber ich bin kein Wissenschaftler. Keine Ahnung was da drin ist. Wo hast du das her?" fragte er vorsichtig. Aus dem Eisenwald oder der Hamader hatte sie es sicherlich nicht. Hatte sie es vielleicht beim Schamanen mitgehen lassen? Oder sogar bei ihm Zuhause? Hatte er mal so etwas besessen? Sulugel war sich nicht sicher. Er hoffte nur für Stella, dass sie ihn nicht bestohlen hatte. Zugeben würde sie es aber sowieso nicht. Vielleicht hatte es sie es aus dieser Forschungsanalage? In dem Fall konnten sie es sicherlich verkaufen. Wenn das irgendetwas war, womit die Qua'kal herumexperimentiert hatten, dann war es bestimmt einiges wert. Sie mussten dann nur den richtigen Käufer finden und sich nicht übers Ohr hauen lassen.


Xamir, Kin'Tesh, Laverne, Jewgeni und die beiden Führer

Das Pulsieren der leuchtenden Augen der beiden Gilryn wurde beim Anblick des Geldes intensiver. Pertram sah stumm zu dem namenlosen Gilryn hinüber - der lediglich nickte - und wandte sich schließlich wieder an Kin'Tesh. "In Ordnung. 150 Pfund für jeden von uns. 75 jetzt und 75 wenn wir in Amonito sind. Wenn es sicher ist, warten wir bei der Mine und bringen sie alle dann anschließend hierher zurück." Wieder nickte der obsidianfarbene Gilryn und wandte sich dann einem der Möbel zu. Er zog eine kleine Schublade heraus und wühlte in einem Haufen von Papieren herum, bis er schließlich fand was er suchte. Vorsichtig rollte er das Papier auf dem einzigen, richtigen Tisch in der Wohnung aus und setzte sich anschließend auf einen der Hocker daneben. "Das ist eine Karte der Mine. Sie ist zwar schon einige Jahre alt und es wird bestimmt hier und da einer der Stollen eingestürzt sein aber zumindest haben wir so etwas, womit wir planen können." Auch Pertram setzte sich nun an den Tisch und studierte die Karte. Leises Poltern, dass vielleicht so etwas wie ein nachdenkliches Gemurmel sein konnte, verriet, dass sich die beiden Gilryn stumm Gedanken machten.
Schließlich brach der zackige Gilryn die Stille. "Wir werden einige Zeit zum Eingang der Mine laufen müssen aber wenn nicht zu viel schief geht, sollten wir unter tage nur wenige Minuten unterwegs sein. Seht ihr diesen Strich hier?" Er zeigte auf den längsten Strich auf der Karte. "Das ist ein Versorgungsstollen, der alle Schächte und die beiden Ein- und Ausgänge der Mine miteinander verbindet. Wenn der nicht eingestürzt ist, geht das alles ganz schnell. Wenn doch, müssen wir durch einen der Schächte auf die unteren Ebenen und von da aus einen Weg zur Stadt suchen."
Pertram schloss sich den Worten an. "Wir sollten Kletterausrüstung mitnehmen. Es kann sein, dass die Aufzüge nach so vielen Jahren kaputt sind. Außerdem..." er blickte wieder zur Gruppe. "... müssen sie ausgerüstet werden. Wenn wir sie da lebend durchbringen sollen, dann brauchen sie schützende Kleidung oder eine Rüstung und Waffen. Außerdem brauchen wir Licht und Respi-Kapseln. So nehme ich sie nicht mit. Sie könnten Ausrüstung hier auf dem Markt kaufen oder darauf hoffen, dass ein paar Arbeiter ihre Sachen bei der Schließung der Mine einfach in den Umkleideräumen gelassen haben." Der Gilryn versuchte so etwas wie ein Schulterzucken. "Ist mir völlig egal aber sie sollten sich verteidigen können."
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Beitrag von Adrian Kane Mi Sep 30 2015, 02:35

Zunaechst wollte der Huene Einwaende dagegen erheben den ersten Anteil bereits jetzt auszuzahlen, schliesslich waere es moeglich, dass einer oder gar beide mit der leicht verdienten Kohle davonschlichen. Wobei "schleichen" wahrscheinlich der falsche Gedanke angesichts des Gewichts der Kerle war. Auf der anderen Seite, er wusste zumindest wo einer von ihnen lebte und wo der andere verkehrte, es waere kein Hexenwerk sie zu finden, und ganz egal wie robust die Steinmenschen gebaut waren, der Ambacti wuerde es darauf ankommen lassen. Seine Augen suchten und fanden die seltsamen Sehorgane der Gilryn, jeweils nur einen Moment, doch lange und deutlich genug um diese klare Botschaft, so glaubte er zumindest, zu uebermitteln. Dann blickte er kurz zu Laverne und den anderen. Er war sich relativ sicher die Frau mittlerweile gut genug zu kennen, dass sie sich fuer eine Geste des guten Willens entscheiden wuerde. Schliesslich nickte er "In Ordnung."

Es war ihm unklar warum, aber gemeinsam die Karte zu studieren, einen Plan und Strategie zu entwerfen, erweckte ein sehr starkes Gefuehl der Vertrautheit in ihm. Vielleicht nicht voellig unklar. Immerhin hatte er im grossen Krieg gekaempft, fuer wen oder gegen wen wusste er freilich nicht, nur dass er dabei gewesen war, es war also sicher anzunehmen, dass er derlei Besprechungen oefters beigewohnt hatte. Still lauschte Kin'Tesh den Worten ihrer Fuehrer. Zumindest schienen die Beiden wirklich Ahnung davon zu haben, wovon sie sprachen. Nach einer Weile wandte er sich vom Studium der Karte ab. Er nickte. Pertram hatte natuerlich recht. "Wir hatten ohnehin geplant dem Markt einen Besuch abzustatten", kommentierte er. Natuerlich hatte Laverne die Haelfte ihres Anteils schon verschleudert. Es war muessig sich darueber aufzuregen, sie wuerden sich irgendwie zu helfen wissen muessen, vielleicht war der ganze Kram ja auch nicht zu teuer. "Wie sieht es mit anderen Gefahren aus? Irgendwelche Kreaturen oder Tiere von denen wir wissen sollten?"
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Beitrag von Umbra Mi Sep 30 2015, 18:34

Sally überlegte kurz eigentlich sprach nichts dagegen, sich so einen Lacreta auszuleihen. Obwohl ihr der Gedanke an Reiten auf riesigen Biestern nicht behagte, war das bestimmt weitaus besser als zu Fuß durch die Wüste zu latschen – erneut. Den anderen schien ihre Überlegerei zu lange zu dauern, zumindest Stella. Sally beobachtete, wie Stella Sulugel eine Phiole zeigte. Diese stammte doch von dem toten Favilla in der brennenden Ruine…?
„Ich denke, wir finden andere Wege, um Geld zu beschaffen“, mischte sie sich schnell ein.
„Dieses Zeug dürfte uns nützlicher sein, wenn wir erst einmal herausfinden, was es ist. Dieser Forscher oder Arzt oder was auch immer dieser tote Kittelmensch dort in der Ruine war, hatte es sicher nicht ohne Grund bei sich. Wenn es vielleicht sogar für unseren Zustand verwendet wurde, ist das des Rätsels Lösung. Wir sollten es erstmal behalten.“
Hier waren viele Menschen. Viele Menschen bedeutete viel Geld. Man musste nur hier und da etwas abzwacken… irgendwie.
„Übrigens habe ich nichts dagegen, uns diese Lacreta-Dinger zu leihen“, ergänzte sie noch mit einem fast schon diebischen Schmunzeln. „Allerdings würde ich gern erst hier vor Ort nach diesem Kerl suchen. Vielleicht ist die Spur hier ja noch frisch. Außerdem findet man hier sicher die ein oder andere Geldquelle.“
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Beitrag von Thorgrimm Fr Okt 02 2015, 02:28

Xamir, Kin'Tesh, Laverne, Jewgeni und die beiden Führer

Der namenlose Gilryn nickte auf die Frage Kin'Teshs und stützte sich dabei auf den Tisch. Zum Glück bestand dieser aus Stein, denn sonst hätte der Arm des Gilryn einen tiefen Kratzer hinterlassen. "Es könnten sich einige tagaktive oder lichtempfindliche Tiere in die stillgelegten Schächte zurückgezogen haben aber wenn das nicht gerade Chiroptera sind, dann sollten sie keine Gefahr darstellen. Wenn wir erst spät Abends aufbrechen, sind sie auf Jagd und so könnten wir sie komplett umgehen." erklärte der Steinmensch.
Pertram fuhrt fort. "Es sind die Panzer, die uns Probleme machen könnten. Die richtige Bezeichnung ist wohl Taplid aber wir nennen sie aufgrund ihrer Knochenplatten einfach nur Panzer. Sie sind Ungeziefer, wie Ratten hier oben in den Städten, nur größer, aggressiver und dazu kaum tod zu kriegen. Eigentlich bauen sie ihre Nester abseits von Städten aber unterirdische Gänge, wie bei Minen, scheinen sie anzulocken. Schon vor Jahren hatten wir regelmäßig Probleme mit ihnen und ich gehe davon aus, dass sie jetzt, da die Mine jahrelang niemand betreten hat, ihr Nest dort gebaut haben." Der Namenlose nickte, griff nach seiner Waffe und strich hingebungsvoll über die spitz zulaufende Seite. "Die Knochenplatten schützen sie vor Angriffen aber glücklicherweise sind gerade Spitzhacken recht effektiv gegen sie. Es ist wie bei einem Brocken Stein... mit genug Kraft und einem gut gezielten Schlag, zerbricht ihr Panzer und das tötet sie. Das einzige Problem ist, dass sie knapp einen Meter groß werden können und scharfe Krallen und Zähne haben. Wenn sie ein Nest gebaut haben, wird es einen ganzen Haufen dort geben."

Während Kin'Tesh so dasaß und dem Gilryn bei seinen Ausführungen zuhörte, verschwamm die Szenerie für den Bruchteil einer Sekunde um ihn herum. Das dunkle Haus und all diejenigen, die um ihn herumgesessen und gestanden hatten, waren verschwunden. Der Tisch hatte sich in ein Lagerfeuer am Boden verwandelt und der Ambacti konnte schwören, dass sogar die Kälte, die im Haus geherrscht hatte, einer angenehmen Wärme gewichen war. Über ihm breitete sich der Sternenhimmel aus und in einiger Entfernung konnte er eine der schwebenden Inseln, träge über den Himmel gleiten sehen. "Hörst du mir nicht zu?" ertönte eine männliche, leicht gedämpft klingende Stimme. In ihr schwang ein Hauch von Enttäuschung mit aber Kin'Tesh wusste, dass diese nur gespielt war. Als der Ambacti nach dem Ursprung der Stimme suchte, erkannte er eine Gestalt auf der gegenüberliegenden Seite des Lagerfeuers. Sie war in eine dicke, braungrüne Stoffrobe gekleidet und saß auf dem Boden. Ihr Gesicht wurde von einer Kapuze verbogen. An den Armen der Gestalt befanden sich einige Armbänder, an denen Knochen, Federn und etwas, dass nach einer langen Kralle aussah, hingen. "Kin'Tesh? Was ist los mit dir?" fragte die Gestalt nach einigen Sekunden und beugte sich etwas über das Feuer. Der Lichtschein verscheuchte die Dunkelheit unter der Kapuze. An der Stelle, an der ein Gesicht hätte sein sollen, befand sich etwas anderes. Eine Maske aus Messing und Eisen war mit zwei Lederbändern über das Gesicht dieses Mannes gespannt worden. Auf ihr waren einige seltsame Zeichen und Symbole eingraviert worden aber sonst sah sie recht schlicht aus. Einige Löcher ließen den Mann sehen und atmen. Trotz der Maske erschrack Kin'Tesh nicht. Er kannte diesen Mann sehr gut und hatte sich innerhalb von Jahren an diese Maske gewöhnt. Die Szenerie änderte sich wieder und ehe sich der Ambacti versah oder dem Mann mit der Maske antworten konnte, befand er sich wieder im Haus des namenlosen Gilryn.


Sally, Stella und Sulugel

Das war doch wirklich interessant. Sulugel musste den Reflex unterdrücken, sich diebisch die Hände zu reiben. Wenn die Phiole samt Inhalt tatsächlich aus diesem Forschungszentrum stammte, dann war sie einiges wert. Schade nur, dass Sally sie nicht hergeben und verkaufen wollte. Er würde sie vermutlich an die Chemiker und Alchymanten in Vermansgrube verkaufen aber das konnte er jetzt knicken. Naja, das Thema war ja noch nicht gegessen. Vielleicht konnten sie es verkaufen, wenn sie wussten, um was es sich handelte und sie bemerkten, dass es nicht weiterhalf. "Äh... ja klar, klar. Ist eure Sache, was ihr damit macht. Wenn ihr aber mal nen Haufen Geld braucht, dann kann ich die Phiole bestimmt für'n hübsches Sümmchen verkaufen." Ja, es war gut, das nochmal zu erwähnen. Aber bloß nicht übertreiben, sonst würden die beiden noch denken, dass er gierig war.
Über Sallys nächste Worte dachte er etwas nach. Sulugel bezweifelte, dass sich der Mann noch hier irgendwo befand. Was hielt ihn schon hier, wo die Stadt doch geschlossen war? Vermutlich war er bereits weitergezogen aber einen Versuch war es wert, nach ihm zu suchen. "Geld kriegt ihr hier überall aber das überlass ich euch. Wo wollen wir denn suchen? Hier gibt's fast nur Wohnungen von Arbeitern. Das einzige, was mir einfällt, wär das Gasthaus. Oder wollt ihr einfach rumgehen und die Leute fragen?" Das war ja fast, wie eine Nadel im Heuhaufen zu suchen. Hier gab es momentan einfach viel zu viele Leute, um einen bestimmten zu finden. Er glaubte nicht, dass sie Erfolg haben würden aber ausreden würde er es den beiden auch nicht. Schließlich gab es ja immer noch Hoffnung und irgendwie wollte er schon, dass sie ein paar Antworten bekommen würden.
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Beitrag von Darnamur Sa Okt 03 2015, 21:57

Und macht euch keine Sorgen, jeder in unserer Gruppe kann sein eigenes Gewicht tragen, ganz so unerfahren sind wir nicht.
Besonders dieser Satz war es, der in Jewgeni ein mulmiges Gefühl hervor rief. Glaubte Kin’Tesh das etwa wirklich? Sein Gewicht würde er vielleicht tragen können, ja. So viel Zuversicht hatte Jewgeni in sich. Aber sich dort unten gegen monströses Ungeziefer zu behaupten? Der Ambacti konnte das vielleicht. Vielleicht konnten sich auch Xamir oder Laverne auf gewisse Weise wehren. Aber was sollte er denn bitte ausrechnen? Außerdem waren sie nicht erfahren. Sie waren einmal aus einem Wald geflohen. Und das war ihnen gelungen, weil ihr Gegner träge, fette Raupen waren.
Wenn sie erst einmal dort unten waren, würde es nicht so leicht werden. Sie würden ja nicht mal gut sehen können, wohin sie rannten. Die Einzigen, die sich in diesem Territorium wirklich zurecht fanden waren die beiden Gilryn. Doch erstens war er sich nicht sicher, ob er diesen Gestalten vertrauen sollte. Und zweitens: Hatte Jewgeni die Beiden erst aus den Augen verloren würde er einfach sterben. Er würde schlicht und ergreifend sterben.
Der kleinwüchsige Gezeichnete war ohne Zweifel aufgeregt. Mit Mühe versuchte er nicht zu schlucken und Schwäche zu zeigen. Er musste nun stark und taff wirken, damit sie die beiden Kerle überzeugen konnten. Wieso? Wieso versuchte er etwas vorzuspielen? Er war für diesen Auftrag nicht geeignet.
Schweißtropfen bahnten sich ihren Weg Jewgenis Stirn herab und benetzten sein weißes Obergewand. Doch er riss sich zusammen und versuchte nicht ausfällig zu werden.
Die anderen begannen nun mit der Planung und Lagebesprechung. Jewgeni hörte aufmerksam zu und versuchte sich alles einzuprägen. Sein Leben konnte im Zweifelsfall davon abhängen.
Zum Eingang der Mine laufen. Versorgungsstollen nehmen. Wenn dieser versperrt ist müssen wir weiter abwärts. Entweder über die Aufzüge oder mit Hilfe der Kletterausrüstung.
Besonders von letzterem Teil wusste er nicht, was er halten sollte. Sein Körperbau war eher schwächlich. Bestimmt war er kein sonderlich guter Kletterer. Aber wenn sie Glück hatten würde es nicht so weit kommen. Es war schließlich nur die dritte Wahl. Nach dem Versorgungsstollen und nach den Aufzügen. Jewgeni knetete nervös seine feuchten Hände. Dann sprach Kin’Tesh die Gefahren an.
Jetzt wird es erst richtig heiter. Jewgeni befürchtete Schlimmes.
Und es kam schlimm. Chiroptera also. Der Gedanke, dass sie sie dadurch umgehen könnten, weil sie auf Jagd sind, beruhigte ihn in keinster Weise. Diese Monster da unten hatten vermutlich keinen guten Sehsinn, aber konnten bestimmt verdammt gut hören oder riechen. Man würde sie wahrnehmen. Besonders, wenn sie so stanken, wie jetzt. Jeder aus ihrer Gruppe hatte ein Bad wirklich nötig. Er…vielleicht sollte er Kin’Tesh auch darauf noch ansprechen.
Die Schilderungen des Gilryn wurden immer schlimmer. Scheinbar waren diese Viecher so groß, wie er selbst und überaus aggressiv. Es ist wie bei einem Brocken Stein... mit genug Kraft und einem gut gezielten Schlag, zerbricht ihr Panzer und das tötet sie. Er schluckte heftig und Panik erfasste ihn. Wieso war er in diesem Raum? Mit diesen Gestalten? Er musste weg von hier. Seine drei Augen machten sich automatisch daran nach Fluchtwegen zu suchen. Ich habe doch nicht mal genügend Kraft, um so eine Spitzhacke zu schwingen. Was mache ich auf dieser Mission?
Jewgeni musste raus hier. An die frische Luft. Und zwar schnell. Dasselbe Gefühl, dass er auch schon im Zelt hatte, begann ihn heimzusuchen. Er fühlte sich bedrängt, eingeengt. Und die Kristallgeschöpfe begannen immer bedrohlicher auf ihn zu wirken, obwohl sie sich bislang sehr diplomatisch und friedlich verhalten hatten. Was ist nur los mit mir? Jewgeni wollte das nicht. Er wollte nicht wegrennen, aber je länger er hier stand, desto mehr drängten ihn seine Fluchtinstinkte danach.
Vor seinem inneren, vierten Auge taten sich Bilder der riesigen Krabben auf, die ihn mit ihren Scheren zerrissen, ihn zerfleischten, in seinen Eingeweiden wühlten. Jewgeni begann heftiger zu atmen und knetete die Hände schneller. Durchhalten. Nur noch ein wenig durchhalten.
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Kapitel 1 - Erwachen - Seite 14 Empty Re: Kapitel 1 - Erwachen

Beitrag von Adrian Kane Sa Okt 03 2015, 23:01

Einen ganzen Haufen der Dinger? Unbewusst warf er einen Seitenblick auf die Anderen. Die Vorstellung, dass Jewgeni oder gar Xamir Spitzhacke schwingend auf die Viecher losgingen, erschien ihm mehr als fragwuerdig. "Wenn wir auf diese Panzer treffen sollten wir in entsprechender Formation bleiben. Ihr Beiden", er nickte in Richtung der Steinmenschen, "Voran und ich versuche euch je nach Situation entweder direkt den Ruecken freizuhalten oder springe ein wo ich gebraucht werde", schlug er vor. "Ihr habt Lichtempfindlichkeit erwaehnt, gilt das auch fuer diese Viecher?", wenn diese Krabbler Angst vor Feuer haetten wuerde es einiges vereinfachen. Nachdenklich kratzte er sich am Kinn, hoffentlich war die Aktion den Aerger wert. Dann wiederum schien ihm die Frage an diesem Punkt gar nicht mehr so wichtig wie zuvor, im Gegenteil, etwas ihm freute sich darauf durch die dunklen kreaturverseuchten Stollen zu kriechen. Sich der Gefahr hautnah auszusetzen, allein der Gedanke daran liess ihn sich lebendig fuehlen, gab ihm sowohl Sinn als auch ein Ziel. Ein sehr beruhigendes Gefuehl. Pertrams Stimme erklang, doch der Ambacti hoerte ihn schon nicht mehr.

Diese Stimme. Er *kannte* den Mann, kannte ihn so gut, dass er seinen Namen foermlich auf der Zunge liegen hatte. Und doch entzog sich ihm dieser kleine Erinnerungsfetzen so hartnaeckig wie der sturste aller Esel. Gierig frassen sich die Flammen des Lagerfeuers durch die dicken, rotgluehenden Stoecke, die Waerme angenehm auf seiner vernarbten Haut. Lortor. Dieser Mann hatte etwas mit der Bestie zu tun, Kin'Tesh wusste es. Und er wusste noch etwas anderes. Etwas wichtiges. Fast konnte sein Verstand danach greifen, doch es zerrann im naechsten Moment wie Wasser zwischen den Fingern. Sein Blick bohrte sich in die vertraute Maske, wanderte von dort hinunter und blieb mehrere Herzschlaege lang an den Armen der Person haengen. Er konnte ihn fragen. In dem Moment, als er den Mund oeffnete verfluechtigte sich die Szene wie die Erinnerung an einen lange zurueckliegenden Traum. Blinzelnd starrte er auf den Tisch in der kalten Huette, gleichermassen fasziniert und unsicher. Nein, was war kein Traum gewesen.
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Beitrag von Leo Sa Okt 03 2015, 23:48

Laverne nickte Kin’Tesh nur kurz zu, als der sie fragend ansah. Es war fair, den Gilryn eine Vorauszahlung zu gewähren, wenigstens eine kleine. Immerhin begaben sie sich für sie alle in große Gefahr – sowohl körperlich, als auch von der Rechtslage her, wie es schien. Es freute sie, dass sie und Kin’Tesh da offenbar einer Meinung war. Sie wusste zwar nicht, ob 150 Pfund viel waren oder nicht, aber spielte das eine Rolle? Was nutzte Reichtum, wenn man ihn anderen vorenthielt?
Pertram sank beachtlich in ihrer Sympathieskala, als er den Vorschlag brachte, sich Ausrüstung von Minenarbeitern zu stehlen, doch sie unterdrückte den Schrei nach Protest in ihrem Inneren. Wenn sie die beiden Gilryn als Führer anheuern wollten, mussten sie alle souverän und selbstbewusst auftreten, und da waren moralische Zurechtweisungen einfach fehl am Platz. Vielleicht würde sie das auf später verschieben müssen. Doch eines war für Laverne klar – sie würde ihre Ausrüstung auf dem Markt besorgen.
Hoffentlich reichte ihr Geld überhaupt noch.
Und was genau brauchte sie eigentlich? Eine Rüstung? Vielleicht. Sie sah sich selbst in einem schweren Eisenkürass, und schüttelte den Kopf. Nein, wenn, dann etwas leichtes. Sie war keine Kämpferin, aber wenn es ihr half, zu überleben und die Gruppe nicht zu behindern, dann musste es wohl sein.
Und eine Waffe? Oh je … Etwas in ihr sträubte sich heftig gegen diese Vorstellung, ein anderer Teil von ihr dagegen fand die Idee gar nicht so abwegig – erst recht nicht, als die Gilryn begonnen, über die Panzerwesen zu erzählen. Das klang wirklich nicht ungefährlich. Und es wäre ja auch nur zur Verteidigung … Aber kein Nahkampfgerät. Ein Bogen vielleicht oder eine Pistole? Laverne, die Schützin aus dem Hinterhalt?
Sie kratzte sich nachdenklich am Hinterkopf. Ein paar Haare lösten sich aus ihrem strubbeligen Pony und fielen ihr in die Sicht. Verflucht. Am besten besorgte sie sich auch gleich ein Haarband oder so etwas.
Sie ging im Kopf noch einmal durch, was die Gilryn erzählt hatten, und beugte sich über die Karte, um sich das Muster einzuprägen. Sie spürte, dass ihr Gedächtnis so etwas konnte, warum es also nicht nutzen? Wissen könnte auf dieser Reise überlebenswichtig sein, und sie wollte sichergehen, im Notfall wenigstens einen nahgelegenen Ausgang aus dem Minen finden zu können. Sicherheit ging vor. Vielleicht würde ihr das das Leben retten …
Vorausgesetzt, die anderen schützten ihre Haut gegen etwaige Monster. Denn allein wurde sie mit denen sicher nicht fertig, bogen hin oder her. Ob sie in ihrem früheren Leben Waffen bedient hatte? Und wenn ja, welche? Wenn sie das nur wüsste … etwas Übung würde sicher hilfreich sein. So dagegen musste sie darauf vertrauen, schnell zu lernen … oder im Notfall schnell zu denken.
Ihr Verstand war eine Waffe, die sie deutlich besser beherrschte, das hatte sie schon damals im Eisenwald gemerkt.
Lichtempfindlichkeit wäre gut. Schließlich haben wir einen lebendigen Flammenwerfer.“ Sie lächelte Xamir zu. Sie hatte seine Magie jetzt schon zwei Mal beobachtet, und auch, wenn er sie nicht kontrollieren konnte – und sie in Amonito scheinbar auch nicht sehr angesehen war – so konnte sie doch im richtigen Moment überaus nützlich werden. Außerdem fühlte sie dieses angenehme Gefühl jedes Mal stärker, wenn Xamir in Flammen aufging … und sie merkte, dass sie das Gefühl begehrte, es herbeisehnte. Feuer … war es nicht wunderbar? Tanzende, prasselnde Flammen … sie konnte sich kaum etwas schöneres vorstellen.
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Beitrag von Jad Mo Okt 05 2015, 08:16

Der kleine Aschemensch hielt sich zurück, stand an einem Pfosten und schwieg, während die anderen Pläne schmiedeten. Es gab kaum etwas was er beitragen konnte. Sicherlich könnte er ihnen noch mehr Fragen zu den Geschöpfen der Stollen stellen. Das Thema interessierte ihn durchaus. Doch er glaubte nicht, dass weder die Zeit noch ein wirklich Grund vorhanden war. Die Viecher wurden beschrieben und wie man ihnen Herr werden konnte. Das sollte reichen. Obwohl. Eine Spitzhacke schwingen? Das war bestimmt mit viel Kraft verbunden, besonders wenn man sie kräftig schwingen sollte. Er räusperte sich kurz nachdem Laverne ihn angelächelt hatte. Es war ein schönes Gefühl angelächelt zu werden. "Entschuldigt wenn ich eure Formationsplanung unterbreche. Ich glaube nicht, dass ich fähig bin mich mit Spitzhacke oder gar großem Streithammer zu wehren. Was ist mit Feuer, Licht, Hitze? Habe ich damit eine Chance zu obsiegen? Ich kann mich nicht erinnern, schon einmal gegen so ein Chiroptera oder ein Taplid im Kampf angetreten zu sein." Das entsprach sogar der Wahrheit, aber angesichts der Amnesie bedeutet das nichts. Xamir hätte vor einer Woche noch ein gefürchteter Taplidjäger gewesen sein können, aber erinnerte sich nicht daran. "Vielleicht kann ich sie in ihrem Panzer grillen, wenn sie uns angreifen?" Er schaute unschuldig wie ein Schuljunge in die Runde. Der Favilla merkte gar nicht, dass er hier von einem grausamen Tod für seine Angreifer sprach als würde er sich ein Butterbrot schmieren.
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Kapitel 1 - Erwachen - Seite 14 Empty Re: Kapitel 1 - Erwachen

Beitrag von Elli Di Okt 06 2015, 11:02

Stella packte die Phiole nach Sallys Einwand rasch wieder ein. Dennoch lächelte sie Sulugel freundlich zu. "Ich denke wir können das Ding als Notfallplan aufbewahren."
Dann schwieg sie einen Moment bevor sie fortfuhr. "Eine Lacreta können wir uns doch sicher am Besten in der Nacht ausleihen oder? Bis dahin haben wir doch sicher etwas Zeit uns umzusehen. Lasst uns doch einfach mal sehen, ob jemand uns etwas sagen kann!" Ohne auf eine Reaktion zu warten entfernte sie sich einige Schritte und ging auf eine Frau zu, die auf dem Boden saß und offenbar eine Hose flickte.
"verzeihung. Ich bin neu hier in dieser...Siedlung...eben war ich noch mit meinem Bruder unterwegs. Bestimmt schon von gehört, sowas spricht sich doch immer schnell rum. Hat dieses Favillamädchen gerettet. Zufällig gesehen oder ne Ahnung wo ich ihn finden kann?" Sie grinste die Frau an. Hoffentlich würde das nicht nach hinten los gehen.
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Beitrag von Thorgrimm Do Okt 08 2015, 01:36

Xamir, Kin'Tesh, Laverne, Jewgeni und die beiden Führer

"Ja, das könnte hilfreich sein." kommentierte Pertram die Worte Xamirs und Kin'Teshs nach einer Weile. Sein Mund formte eine Art lächeln. "Wir haben zwar noch nie Feuer gegen sie eingesetzt aber sie sind lichtempfindlich und würden sich dadurch zumindest für eine Weile verscheuchen lassen." Die Augen des namenlosen Gilryns leuchteten auf, als er sich auf dem Tisch ein Stück nach vorne beugte und an das Thema anknüpfte. "Aber nicht für lange. Wenn sie die Mine als Nistplatz nutzen, werden sie ihre Jungen verteidigen. Auch gegen Feuer. Wahrscheinlich wäre es besser, wenn wir sie gar nicht lange bekämpfen, sondern immer weitergehen." Pertram nickte. "Ja, hört sich gut an." Er nickte Kin'Tesh zu. "Ich würde vorschlagen, dass Muxas und ich jeweils vor und hinter der Gruppe gehen..." Jetzt war der Name des obsidianfarbenen Gilryns auch endlich gefallen. "... so ist die Gruppe gut geschützt. Panzer sind nicht dumm und haben uns in der Vergangenheit oft aus mehreren Richtungen gleichzeitig angegriffen."
Einen kurzen Augenblick lang breitete sich Stille in dem Raum aus aber dann hieb Muxas mit seiner Faust auf den Tisch und sah die Gruppe an. "Wenn Sie keine Fragen oder Vorschläge mehr haben, dann sollten wir uns jetzt um die Vorbereitungen kümmern. Pertram und ich besprechen noch einige Details und Sie alle können währenddessen Ausrüstung kaufen." Wieder nickte Pertram. "Mit Knochenplatten oder gehärtetem Leder verstärkte Kleidung sollte genügen. Bei der Bewaffnung sollten Sie darauf achten, dass sie die Panzerung durchschlagen kann. Schusswaffen, eine dampfbetriebene Reptierarmbrust oder Spitzhacken und Hämmer sind eine gute Wahl." Er wühlte in einem Beutel an seiner Hüfte und reichte Kin'Tesh einige Münzen. "Bringen Sie noch Respi-Kapseln mit. Die brauchen wir, wenn die Gerüchte um ein Gas doch wahr sind." Damit war anscheinend alles gesagt. Pertram wandte sich wieder der Karte zu und fing an, filigrane Linien einzuzeichnen. Eine Fähigkeit, die bei einem solchen Steinmonster komplett fehl am Platz wirkte. Muxas lief währenddessen im Raum herum und sammelte alle möglichen Gegenstände zusammen, die er dann auf oder neben den Tisch stellte.


Sally, Stella und Sulugel

Mist. Da war es so nah dran gewesen, einen Haufen Kohle zu machen und dann wollten die beiden das Reagenzglas doch nicht verkaufen. So sehr Sulugel es auch wollte, er konnte es ihnen nicht übel nehmen. Die Hoffnung stirbt schließlich zuletzt und dieses Ding war nun mal eines der einzigen Dinge, die sie noch aus der Forschungsanlage hatten retten können. "Ja, Nachts sind die zwar langsamer aber das is ja nich schlimm." antwortete der Gezeichnete Stella grinsend, als sie die Lacreta ansprach. Außerdem schlief Nachts der Typ, der die Viecher vermietete.
Die Frau, die von Stella angesprochen wurde, war etwa 40 Jahre alt und flickte gerade ihre Kleidung, die aussah, als wäre sie bereits hundert Mal zusammengeflickt worden. Ihre schulterlangen, braunen, verfilzten Haare, fielen überall auf die ehemals weiße Reisekleidung. Stella konnte ein ehrliches Lächeln aber auch einige fehlende Zähne und ein verschmutztes, von harter Arbeit gezeichnetes Gesicht erkennen, als die Frau aufblickte. "Braune Augen, blonde Haare? Hässliche Narbe im Gesicht? Trägt nen Ledermantel?" Als Stella nickte, fuhrt die Frau fort. "Ist schon vor ner Weile hier verschwunden. Hat die Straße nach Süden genommen. Ist bestimmt zum Hafen gegangen. Komisch, das er ohne seine Schwester verschwindet, hmmm?" Die Frau schien etwas misstrauisch zu werden und außerdem zu bemerken, dass Stella die Informationen gefielen. "Wie wärs mit ner kleinen Belohnung? Ich helfe dir, du hilfst mir. Eine Hand wäscht die Andere."
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Beitrag von Elli Do Okt 08 2015, 09:24

Ein wenig ertappt fühlte sich Stella. Was sollte sie nun machen? Sally und Sulugel konnten ihr wohl kaum aus der Patsche helfen. Da half nur improvisieren.
"Ja, genau das ist er gewesen! Na so komisch ist das nicht. Geschwister eben. Ich hab mich festgequatscht. Ihn hat das genervt. Hass-Liebe. Das ist doch immer so." Sie schenkte ein ebenso ehrliches Lächeln zurück. Sie fühlte sich als hätte zum ersten Mal in ihrem Leben - zumindest von diesem neuen Leben, in dem sie erst seit ein paar Tagen weilte - so etwas wie Erfolg gehabt. Wenn auch nicht gänzlich.
"Eine Belohnung?" fragte Stella. Sie würde kaum etwas haben was die Frau reizen könnte. "Was für eine Belohnung soll das sein?" Wenn sie Geld wollte, war Stella aufgeschmissen und nur Sally konnte helfen. Ob diese allerdings dazu bereit wäre etwas von dem Geld abzugeben, war fraglich.
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Beitrag von Leo Sa Okt 10 2015, 00:11

Muxas also? Interessant … Laverne legte den Kopf schräg. Ob es Zufall war, dass Pertram und Muxas sich kannten? Amonito war keine kleine Stadt, oder doch zumindest nicht klein genug, dass man jeden Einwohner mit Namen kannte – dafür war das Zeltlager vor der Stadt zumindest zu groß. Vielleicht waren die Gilryn ja sogar verwandt? Vorausgesetzt, so etwas gab es bei den Steinmenschen überhaupt. Ganz sicher war sie sich da nicht, doch es fiel schwer, sich etwas anderes vorzustellen.
Doch darüber konnte sie sich später noch Gedanken machen. Die Gilryn hatten Recht – es war keine gute Idee, im Pullover in unbekannten Minen herumzukrackseln, und eine Packung Streichhölzer war vermutlich auch nicht gerade genug der Bewaffnung. Es wäre sicher gut, sich zumindest ein wenig vorzubereiten. Vorsicht war besser als Nachsicht.
Laverne erhob sich. „Gut, sagen wir doch einfach, wir treffen uns wieder hier, sobald alle versorgt sind, und machen uns dann auf zur Mine, in Ordnung? Bis später!“ Sie war versucht, ein ‚Jungs‘ hinterherzusetzen, doch das klang einfach albern. Trotzdem, es war nicht von der Hand zu weisen, dass sie seit Sallys und Stellas Abschied die einzig verbliebene Frau der Gruppe war. Nicht, dass ihr das etwas ausmachte … sie hatte sich ohnehin nie so richtig damenhaft gefühlt, und ihr Körper – kurze Haare und flach wie ein Brett – schien das genauso zu sehen. Ein Glück, dass ihr kein Bart wuchs …
Es war heiß draußen, und Laverne brauchte einen Moment, sich zu erinnern, dass sie am Rand einer Wüste stand. Unglaublich, dass sie die gestern noch durchquert hatte. Es schien so lange her zu sein, doch ihre trockene Zunge war unvergessen. Hoffentlich musste sie nie wieder einen Schritt in die Hamader machen. Wer weiß, vielleicht stammte sie ja aus Amonito? Dann könnte sie gleich hierbleiben und ihr altes Leben weiterführen.
Aber … wollte sie das überhaupt?
Es war ein seltsames Gefühl, doch sie hatte jetzt ein neues Leben, und plötzlich machte dieses sogar einen Sinn. Sie erledigte einen Auftrag für einen alten Schamanen.
Für Geld. Wie eine dahergelaufene Söldnerin.
Trotzdem – die ganze Sache fühlte sich bedeutend besser an, seit sie mit einem Mal eine Aufgabe hatte. Es war, als hätte ihr Gedächtnisverlust mit einem Mal einen Sinn, als wäre er nicht völlig umsonst. Vielleicht war er das auch nicht … wer wusste schon, was sie in ihrem alten Leben getan hatte. Nicht zum ersten Mal fragte sie sich, warum eigentlich ausgerechnet sie in diesem brennenden Gebäude gelegen hatte. Sie war doch eigentlich ziemlich gewöhnlich … oder? Jedenfalls gewöhnlicher als Leute wie der arme Jewgeni. Oder Xamir, dem kleinen Flammenwerfer. Sie lächelte. Tja, vielleicht war Durchschnitt ja nicht immer etwas Schlimmes.

Auf dem kleinen Markt der Behelfssiedlung war bemerkenswert viel los, doch Laverne fühlte sich zwischen all den Gerüchen und Geräuschen trotzdem wohl. Hier und da wurde sie zwar angerempelt oder musste sich mit sanftem Druck einen Weg bahnen, doch schon bald hatte sie ihr erstes Ziel erreicht – einen Stand, dessen Besitzer Kleidungsstücke und Rüstungsteile verkaufte. Rüstung … das versprach Schutz, das konnte sie sich allenfalls noch vorstellen. Aber die Kettenhemden waren vermutlich viel zu schwer … ihr Körper war augenscheinlich nicht nur unweiblich, sondern auch noch klein und untrainiert. Toll. Nicht gerade ideal für ein unterirdisches Abenteuer …
Es dauerte eine Weile, aber schließlich fand sie einen dünnen, nicht sehr schweren Lederpanzer, den sie sich kurzerhand über den Pullover zog. Er war ein wenig zu groß und wirkte so dünn, dass Laverne sich fragte, ob er überhaupt irgendetwas abwehren konnte, doch er wog nicht viel und schränkte sie kaum ein. So blieb sie immerhin beweglich. Sie hatte keine Ahnung vom Kampf, doch vielleicht war das ja von Vorteil. Wenn sie sich nur nicht so lächerlich vorgekommen wäre …
Ihre zweite Investition war, so wie sie schon zuvor überlegt hatte, ein dünnes Lederstirnband. Sie hatte endgültig genug, dass ihre widerspenstigen Haare ihr die Sicht verdeckten, und im Notfall würde sie freie Sicht brauchen. Sie strich ihre Haare nach oben, dann streifte sie das Stirnband über – und es funktionierte tatsächlich. Vermutlich sah sie nun nur noch viel seltsamer aus (als sie prüfend über ihren Kopf tastete spürte sie, dass ihre Haare vorn in die Höhe standen wie Igelstacheln), doch das war es wert. Sie hatte nicht vor, ihre neuen Gefährten durch ihre Nachlässigkeit womöglich in Gefahr zu bringen.
Laverne hatte das Gefühl, von allen Seiten angestarrt zu werden, also hielt sie krampfhaft den Kopf gerade und sah nur nach vorn, während sie sich durch die Menge ihren Weg zu ihrem nächsten Ziel bahnte: weiter hinten hörte sie, wie ein Händler Waffen anpries. Als sie schließlich ankam, fühlte sie sich wie am faschen Ort. Das hier war nicht ihre Welt. Vor ihr erstreckten sich Schwerter, Bögen, Lanzen, seltsame Maschinen mit Klingen daran und Gewehre, deren metallener Lauf in der Sonne glänzte.
Nicht einen Gegenstand dieses Marktstandes hätte sie freiwillig in die Hände genommen. Sie war keine Kämpferin und hatte auch eigentlich nicht vor, eine zu werden. Aber wenn es denn sein musste … wie würden die anderen wohl reagieren, wenn sie ohne Waffe wiederkam?
Andererseits – wie würden sie reagieren, wenn sie ihre lächerliche neue Frisur sahen …?
Sie merkte schnell, dass sie, nachdem sie die Hälfte ihres Geldes bereits an Sally abgetreten hatte, nicht mehr genug besaß, sich eine von den teuren Pistolen zu kaufen, ebenso wenig reichte es für eine der dampfbetriebenen Armbrüste, also entschied sich Laverne schweren Herzens für einen Bogen mittlerer Größe, gerade groß genug, dass sie ihn noch problemlos spannen konnte, und hängte ihn sich über die Schulter, zusammen mit einem Köcher Pfeile.
Tatsächlich also ein Bogen. Laverne, die Scharfschützin. Wie martialisch. Aber welche Wahl hatte sie schon? Lieber wollte sie sich vollkommen entfremdet fühlen, wenn sie sich dafür ordentlich verteidigen konnte, und außerdem war der Bogen ohnehin nur als Notwehr gedacht. Das meiste konnte sie hoffentlich Kin’Tesh und den Gilryn überlassen. Sie strich sie über die hochstehenden Haare (ein ungewohntes Gefühl), während sie nachdenklich die Überreste ihres Geldes betrachtete: zwei einsame Münzen lagen auf ihrer Handfläche. Damit konnte sie wohl kaum noch etwas anfangen, aber eigentlich hatte sie doch auch alles, was sie brauchte, oder? Sie schenkte die Münzen kurzerhand einem Bettler am Straßenrand, dann machte sie sich auf den Rückweg.

Den Weg zurück fand Laverne problemlos; sie hatte sich bereits auf dem Hinweg die Strecke zu Muxas‘ Hütte eingeprägt. Ihr neues ledernes Oberteil knarzte bei jeder Bewegung, ihr neuer Bogen schlug ihr immer wieder gegen den Rücken, und sie war nicht sicher, ob sie sich gut oder schlecht fühlen sollte. Klar, jetzt war sie geschützt und konnte sich im Notfall verteidigen. Aber zu welchem Preis? Bestimmt würden die anderen sie auslachen. War es das wert? Dieses Gefühl, sich selbst gar nicht mehr zu kennen?
Laverne setzte ein schiefes Lächeln auf, bevor sie zurück in die Hütte trat.
Natürlich, sie war keine Kriegerin. Aber für den Augenblick musste sie wohl eine sein.
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Kapitel 1 - Erwachen - Seite 14 Empty Re: Kapitel 1 - Erwachen

Beitrag von Jad Sa Okt 10 2015, 12:13

Xamir verabschiedete sich ebenfalls und ließ sich etwas Geld geben. Er war sich nicht sicher, was er sich kaufen sollte um besser geschützt zu sein, oder aber sich effektiver verteidigen zu können. Schließlich führte ihn sein Weg nicht zum Markt, sondern zuerst zurück zum Gasthaus. Er hatte nach der anstrengenden Reise ein Bad nötig. Dies ließ er sich auch rasch einlassen und gab dem Wirt noch einmal Trinkgeld dafür. Das warme Wasser tat jedem Knochen in seinem kleinen Leib gut, trotz der heißen Luft. Während er mit dem Kopf auf der Zuberkante lag und die Holzdecke anstarrte, dachte er über die bevorstehende Reise Untertage nach. Ob sie es mit Gefahren zu tun bekommen würden, wie die Steinmenschen gesagt hatten? Xamir nahm sich vor weiter an seiner Kontrolle über das Feuer zu trainieren, irgendwo wo es nicht ungewöhnlich sein würde oder nicht auffiel. Ob es wohl irgendwo eine Stadt nur mit Favillas gab? Xamir dachte über so vieles nach, dass er fast die Zeit darüber vergessen hatte. Er schreckte hoch und trocknete sich ab. Es war keine Zeit mehr jetzt noch auf den Markt zu gehen. Ihm fiel ohnehin nichts ein, was er sich kaufen könnte. Seine Kleidung gefiel ihm und gab ihm optimale Beweglichkeit. Er war auch viel zu schwach für einen Schutzanzug und mit Waffen konnte er schon gar nichts anfangen. So ging er wieder zurück zur Hütte ohne ein Pfund ausgegeben zu haben. Dafür fühlte er sich erfrischt, sauber und voller Tatendrang. Das musste reichen.
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Beitrag von Darnamur So Okt 11 2015, 12:46

Seine Mühe zahlte sich aus. Endlich waren die Gespräche vorbei. Jewgeni musste sich zurückhalten, nicht wie wild aus der Behausung heraus zu stürmen. Nein, er musste ruhig bleiben. Ruhig und gefasst.
Mit ernstem Gesichtsausdruck, oder verzweifeltem Gesichtsausdruck, je nachdem von welchem Standpunkt man es betrachtete, tappte er ins Freie hinaus. Dort angelangt gab er sich dann erstmal Mühe so viel Abstand, wie nur möglich zu Pertrams Wohnung zu gewinnen.

Jewgeni hielt schnaufend inne. Schweiß rannte seinen gesamten Körper hinab. Seine Augen starrten groß und wässrig durch die beschlagenen Brillengläser. Das Hirn des Gezeichneten fühlte sich auf einmal massiv und zugleich unendlich leer an. Mit tauben Fingern stützte er sich auf seinen zitternden Knien ab. Was? Wie…?
Er blickte sich um. Vor ihm ragte das große, lärmende Gasthaus auf. Hierher war er also gerannt. Jewgeni kam wankend wieder auf die Beine. Verflucht, er musste im Delirium wortwörtlich hierhin gerast sein. Müde und erschöpft taumelte er auf den Eingang zu. Er erinnerte sich noch, dass ihn jemand auf ein Bad hingewiesen hatte. Das hatte er dringend nötig und konnte er nun ja nachholen.

Irgendwie schaffte er es zum richtigen Ort zu finden. Da er hier ein Zimmer gebucht hatte, verfügte er anscheinend über freien Eintritt und so konnte er passieren, ohne aufgehalten und zur Rede gestellt zu werden. Mit einem Ruck, der ihn einige Anstrengung kostete, drehte er den Wasserhahn auf und begann sich dann seiner Kleidung zu entledigen.
Einen Augenblick lang hatte der Gezeichnete Bedenken, dass ihn jemand entdecken könnte, wie er hier nackt herumlief. Doch, was sollte er tun? Er hatte das Bad dringend nötig. Jewgeni dachte an die Chiroptera, die ihn riechen und dann fressen würden. Das bekräftigte seinen Entschluss.
Mit Mühe zerrte sich der Gezeichnete das Leinenhemd über den roten Schopf und streifte sich dann seine Hose ab. Schließlich entledigte er sich mit zitternden Fingern seines Untergewands. Er schluckte heftig. Wenn nun jemand hereinkäme…
Er bedeckte die Sicht auf sein Genital mit einer Hand. Aber er hatte Glück. Die Tür schwang nicht auf. Hastig ging er zur Badewanne zurück, die nun schon einigermaßen  voll war. Vorsichtig streckte Jewgeni zunächst seinen rechten Zeigefinger ins Wasser. Es war lauwarm. In Ordnung.
Immer noch etwas schwach auf den Beinen kletterte der Kleinwüchsige über den Wannenrand und ließ seinen Körper dann langsam im angenehmen Nass versinken. Sofort begannen sich seine Gelenke bedeutend zu entspannen. Das tat gut.
Leider war es durchaus möglich, dass dies sein letztes Bad vor seinem Tod sein würde. Die Chiroptera. Sie würden ihn holen. Er sah Bilder vor seinen Augen aufzucken. Riesige Krabben, groß wie er. Sie kamen. In Massen. Krabbelten über den Boden, die Wände. Unzählige, Hunderte. Und sie wollten ihn. Sein Fleisch, seine Knochen. Seine Augen wollten sie mit ihren Scheren herausreißen.
Er wollte nicht dort hinunter. Er wollte es nicht.
Die Frage ist, willst du ein Mann sein, der bei jedem Anzeichen von Gefahr wegrennt oder willst du dich deiner Angst stellen?
Die Worte Kin’Teshs hallten in seinem Schädel nach. Er schluckte. Warum musste er denn auf so schwere Proben gestellt werden? Warum durfte er kein normales, sorgenloses Leben führen? Warum mussten sie nun dort unten durch irgendwelche, einsturzgefährdeten Höhlenschächte kriechen? Nur um dann in eine von Gas gefährdete Stadt einzudringen. Das war doch alles Wahnsinn!
Er wollte hier liegen bleiben. In der Badewanne. Ruhig liegen bleiben und sich entspannen. Er schloss für ein paar Sekunden die Augen. Dann riss er sie schlagartig wieder auf und rappelte sich, wie von der Tarantel gestochen auf. Schnell hievte er seinen Körper über den Beckenrand und verspritzte dabei etwas von dem Wasser.
Wie hatte er nur so dumm sein können? Jewgeni schlüpfte in die immer noch müffelnde Kleidung. Immerhin er selbst fühlte sich nun ein wenig frischer. Einfach die Augen zu schließen. Er hätte einschlafen können. Und dann wäre er in der Wanne ertrunken. Er wäre einfach ersoffen. Ganz bestimmt.
Sein Herz schlug immer noch schnell, als er sich die Schuhe zuband und dann den Baderaum verließ. Beinahe wäre er wegen seiner eigenen Dummheit gestorben. Es war an der Zeit auf den Markt zugelangen. Noch hatte er sich keine Ausrüstung zugelegt und er wollte nicht zu spät kommen.

Auf dem Markt war einiges los. Überall liefen Gestalten durch die Gegend. Fremdartige Geschöpfe wie die Gilryn, aber auch zahlreiche normale Menschen unterschiedlichen Körperbaus. Er selbst fühlte sich in der Masse ziemlich verloren. Die Meisten entdeckten ihn vermutlich nicht mal. Er war klein, er war schwächlich. Wenn er Glück hatte würde er nicht aus Versehen zertreten werden…
Mühsam schlüpfte er durch Lücken im Menschenstrom und arbeitete sich vorwärts. Einmal wurde er heftig angerempelt und sein Körper taumelte unter der Wucht und schlug gegen ein paar andere Passanten. Erschrocken hastete er weiter.
Die Stände hier waren ein einziges Chaos. Gewürzhändler machten es sich neben Waffenhändlern bequem. Stoffhändler gesellten sich neben Metzger, die ihre Fleischwaren anwarben. Es herrschte keinerlei Ordnung.
Auch einige kuriose Gestalten fielen Jewgeni ins Auge. An einem Stand entdeckte er eine ältere Frau, an deren Tisch sich eine Glaskugel und ein paar Karten befanden. Als er eine Chance erhielt ihr näher ins Gesicht zu blicken, konnte er entdecken, dass sie blind war. Ihm schauderte und seine Nackenhaare stellten sich auf. Die blinde Frau konnte unmöglich wahrnehmen, dass er sie anstarrte, aber dennoch vermeinte er zu erkennen, dass sie in seine Richtung grinste.
Auf dem Schild, das vor dem Stand platziert worden war, konnte man ihre Dienstleistungen einsehen.

Ein Blick in ihre Zukunft: 1 Pfund
Tarot-Legung: 3 Pfund
Zungenlesung: 5 Pfund
Beschwörung der Glaskugel: 10 Pfund


Jewgeni ging vorsichtig an ihr vorüber. Kin’Tesh hatte gemeint, dass er eine Waffe brauchte. Eine Pistole, vielleicht. Das war es wohl, was er suchen sollte. Und danach vielleicht welche von diesen Kapseln. Unter einer Lichtkapsel konnte sich Jewgeni etwas vorstellen. Das war vermutlich irgendeine Laterne oder etwas in der Art. Was eine Respikapsel war, davon hatte er hingegen keine Ahnung. Das bedeutete eines. Er würde nachfragen müssen.
Schon jetzt fühlte er sich mulmig, wenn er daran dachte jemanden Fremden ansprechen zu müssen, aber ihm blieb wohl keine Wahl. Er würde das hinkriegen. Er musste es.

„Pistolen, Gewehre, Armbrüste! Die perfekte Waffe für ihren Haushalt. Ich habe sie hier! Haben sie Ärger mit ihrem Nachbarn? Hier, eine ausgewählte Armbrust! Modell Echsentod 300XX! Das Doppel-X steht für die Qualität. Ich verbürge sie mit meinem Namen! Xamelio Xamelturo, Meister der Fernwaffenfertigung! Maschinist und Spezialist!“
Das Geschrei drang zu Jewgeni durch. Er fragte sich zwar, was das für ein sonderbarer Name war und ob der Kerl in Wirklichkeit tatsächlich so hieß, aber das Angebot hörte sich für den Anfang nicht schlecht an. Er entschied sich mal bei dem Stand vorbeizusehen. Noch war sein Geldbeutel prall gefüllt und er konnte sich wohl eine gute Waffe leisten.
Neugierig arbeitete er sich vor.
Xamelio Xamelturo war eine seltsame Gestalt. An Größe reichte der Gezeichnete fast an Kin’Tesh heran, allerdings war der Körperbau des Maschinisten und Spezialisten mehr als gekrümmt. Seine gesamte Gestalt wirkte deformiert. Das Gesicht war grobschlächtig, hatte einen schiefen Mund mit Zahnlücken und seine Nase sah aus, wie die eines Schweins. Das Kurioseste war ein dritter Arm, der in dem rechten Schulterblatt Xamelturos seinen Ursprung fand. Anders als die beiden anderen Arme war dieser vollkommen bleich und zuckte ständig etwas unkontrolliert durch die Gegend. Benutzen konnte ihn der Fernwaffenfertiger aber anscheinend schon. Gerade griff er damit nämlich nach einer Armbrust und händigte sie einem seiner Kunden aus.
Jewgeni fühlte sich unwohl in seiner Haut. Mit diesem Monster sollte er reden?
Er entschied sich erst einmal das Angebot durchzusehen. Eventuell könnte er sich ja auch noch einen anderen, etwas normaleren Händler suchen. „Eine sehr gute Wahl!“, gratulierte Xamelio derweil seinem Kunden, einem vollbärtigen Glatzkopf, der den Händler etwas finster musterte. „Ich bin mir sicher ihrer Frau wird das Geschenk gefallen! Die Verarbeitung ist mir wirklich exzellent gelungen!“ Er kicherte wie ein kleines Mädchen.
„Es wird ihr sehr gut gefallen“, knurrte der Glatzkopf lediglich finster und tauchte dann in der Masse ab.
Jewgeni ließ sich von den Gesprächen nicht stören. Seine Augen waren nun ganz allein auf die Ware des Händlers gerichtet. Es gab Pistolen, Gewehre, Harpunen. Alle Fertigungen wirkten auf den ersten Blick ganz ordentlich. Wenn man sich aber einige der Werke genauer betrachtete, konnte Jewgeni erkennen, dass der Händler an einigen Stellen Rostspuren und andere Makel beseitigt hatte. Scheinbar schien das Geschäft nicht unbedingt hervorragend zu laufen.
Die Gewehrläufe…zweifelsohne das war exzellente Arbeit. Aber das Material war teilweise minderwertig. Das war kein guter Stahl. Für ein ungeschultes Auge leicht zu übersehen, aber Jewgeni fiel darauf nicht herein.
Sein Blick wanderte weiter. Bisher war er nicht begeistert. Dann stockte er.
Was…? Was war das? Ein Leuchten trat in die Augen des kleinen Gezeichneten, als er sich auf die Zehenspitzen stellte, um Xamelios Werk näher begutachten zu können.
Eibenholz. Beste Qualität. Das elastischste Holz, das man für den Querbogen verwenden konnte. Die Montur auf der Mittelachse war exzellent. Die Armbrust war groß. So groß, dass Jewgeni sie zwar würde tragen können, aber er wäre niemals in der Lage sie zu spannen. Doch genau das war das Faszinierende. Seine Augen verfolgten begeistert der Genialität der Apparatur. Das war absolut unglaublich.
Die  war in eine Spannvorrichtung integriert. Eisenzähne an Lederbändern griffen von beiden Seiten nach der dicken, zusätzlich gestärkten Sehne. Zurückgezogen konnten sie durch die in einander greifenden Zahnräder, die an den Seiten des Schafts verliefen und durch Glas isoliert waren. So wurde verhindert, dass der Dampf im Inneren entwich. Wenn man dann den Dampf anheizte, würden die Zahnräder den Impuls übernehmen, sich vorwärts drehen und so an den Lederbändern zerren…
Konnte das funktionieren? Jewgeni überprüfte die Armbrust kritisch. Es würde Kohle brauchen, um das System langfristig am Laufen zu halten, das war der Nachteil. Die Zündung würde automatisch im Inneren erfolgen, darum galt es sich keine Sorgen zu machen…
Gedankenverloren begann er an seinen Fingernägeln zu nagen. Das Xamelio ihn musterte bemerkte er dabei gar nicht.
„Ich glaube die kannst du dir nicht leisten, junger Mann“, Xamelio grinste. „Aber du hast guten Geschmack. Die Arcubalista 7000XX ist wirklich ein ganz außergewöhnliches Produkt. Die Größte, Präziseste und Leistungsfähigste Armbrust, die du in Amonito finden wirst“
Jewgeni blickte zu dem Händler auf. Dann nahm er seinen Geldbeutel vom Gurt und legte ihn auf den Tisch. Er brauchte diese Maschine. Dieser Kerl konnte sein ganzes Geld haben, aber er wollte sie. „D-Du ka-ka-ka-kann-kannst a-a-a-a-a-alles…“ Jewgeni schluckte angestrengt, während ihm die Hitze in den Kopf stieg. Er machte aber weiter. Sein Blick fixierte die Armbrust. „..ha-ha-ha-haben.“
Bitte…
Jewgeni schielte zu Xamelio empor. Der Kerl brauchte doch sicher das Geld. Er hatte bestimmt nicht so viel Umsatz, wenn er die Ware des Gezeichneten richtig beurteilt hatte.
Tatsächlich schien er ein wenig belustigt von Jewgeni zu sein, denn er entblößte ein zahnlückiges Grinsen: „Tut mir Leid, Kleiner, unmöglich.“
Scheiße.
Jewgeni musste etwas tun. Er brauchte diese Maschine. Unbedingt. Er musste sich etwas einfallen lassen. Xamelio begann sich bereits wieder einem neuen Kunden zuzuwenden.


Zuletzt von Darnamur am Mo Okt 12 2015, 16:12 bearbeitet; insgesamt 2-mal bearbeitet
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Kapitel 1 - Erwachen - Seite 14 Empty Re: Kapitel 1 - Erwachen

Beitrag von Adrian Kane So Okt 11 2015, 20:49

Nachdenklich machte sich der Huene auf den Weg zum Markt. Gestalten und Gebaeude zogen gleichermassen an dem Ambacti vorbei, der von alledem fast gar nichts mitbekam. Gerade noch hatte er den Gedaechtnisverlust fast voellig verdraengt und nun diese Vision. Warum? Hatte irgendwas in der Huette ihn daran erinnert? Die Planung? Er konnte damit leben sich nicht zu erinnern, aber nicht wenn diese seltsamen Tagtraeumereien ihn staendig wieder heimsuchten wie ein Insekt, welches sich einfach nicht von der einzigen Lichtquelle des Raumes fernhalten konnte. Aus der Distanz drang das Gewirr von Stimmen naeher und naeher an sein Ohr, zunehmend mehr Leute mit allerlei Kram beladen passierten ihn. Lortor. Er hielte einen Moment inne und blickte in den Himmel, ohne wirklich zu wissen, wonach er suchte. Jemand stiess von hinten gegen ihn und fluchte. Kin'Tesh ignorierte den kleineren Mann voellig und setzte sich wieder in Bewegung. Vielleicht war ihm der Name in seinem frueheren Leben wichtig, genauso wie der Alte am Lagerfeuer, aber nach allem was er gehoert hatte, stand diese Bestie nicht gerade fuer das, was sich Leute unter einem friedlichen Miteinander vorstellten. Vielleicht hatte ihn das frueher nur wenig gekuemmert. Kuemmerte es ihn jetzt ueberhaupt?

Sein grosser Koerper schob sich hier und da an Menschen und Gezeichneten vorbei. Alle moeglichen Haendler priesen seltsame Sachen an. Es war ihm zu laut und zu unruhig. Das Stimmengewirr nervte. Schlimmer noch als im Gasthaus. Zu seiner Linken bot jemand Schusswaffen an, Pistolen, Gewehre, seltsam aussehende Buechsen. Ein Gewehr hatte er ja bereits aus dem Luftschiff gepluendert, anstaendige Qualitaet sogar, zumindest schien es ihm so. Er wuerde hier auf dem Rueckweg noch etwas Munition kaufen. Zunaechst musste er...er musste, was eigentlich? Die Panzer hatten eine harte Ruestung, aber der Gedanke daran, einen Hammer zu schwingen wollte sich nicht so recht komfortabel anfuehlen. Unbewusst war er an einem Stand stehengeblieben und starrte auf einen massiven Kriegshammer, der ihn an Pertrams Waffe erinnerte. Sogleich fing dann auch der ruendliche Haendler mit der sonnengebraeunten Haut an ihn mit einer Flut von Worten zu ueberschuetten, die der Huene voellig ausblendete. Seine Faust schloss sich um den Griff, das Ding war recht schwer, wie lange wuerde er damit in der Dunkelheit herumfuchteln koennen bevor selbst seine Arme ermuedeten? Immerhin war er, im Gegensatz zu anderen, nicht aus Stein.

Zur Enttaueschung des Mannes setzte er seinen Weg ohne Einkauf fort, nachdem er das Teil zurueckgelegt hatte. Hier und da blieb er stehen, schaute sich verschiedene Waffen und Apparate an. Am schlimmsten war, dass keiner der Haendler ihn in Frieden lassen konnte, sobald seine Beine zum Stillstand gekommen waren, wurde er auch sogleich mit Gerede ueberhaeuft. Wie konnten Leute nur jeden Tag hierher kommen? Zunehmend genervt wanderte er vom Zentrum des Marktes fort und fand sich etwas Abseits des Geschehens wieder, schliesslich einem verhuellten Haendler in die Augen starrend. Das ganze Gesicht des Mannes war in eine Art dunkles Kopftuch gepackt, einzig die braunen Augen und Lippen schienen Kontakt mit der Aussenwelt zu haben. Er stand einfach nur da. Starrend, die Haende vor der Brust gefaltet - die Linke war mehr Klaue denn Hand - was ihn wohl zu einem Gezeichneten machte. Nach wie vor blickte er den Ambacti einfach an, der Kerl strahlte die Aura eines Kaempfers aus, Kin'Tesh mochte ihn sofort. "Ich brauche eine zuverlaessige Nahkampfwaffe, die Panzerungen durchdringen kann ohne steckenzubleiben. Nicht zu schwer", die Stimme des Mannes war kaum mehr als ein lautes Fluestern als er antwortete: "Tier oder Ruestung?", wollte er wissen. Der Huene dachte eine Sekunde lang nach und nickte dann: "Vorzugsweise Beides", in einer fliessenden Bewegung wandte sich der Mann von seinem Stand ab und verschwand in dem kleinen Zelt hinter ihm. Er kam mit einem Speer hervor, der etwa einen Kopf kuerzer war als der Ambacti selbst. Die Waffe war mit einer seltsam geformten, schwarzen Klinge und einer kleinen metallenen Kugel als Gegengewicht am anderen Ende bestueckt. "Klinge durchstoesst Panzer. Tier. Stadtwache. Egal. Innere Verletzung beim rausziehen. Holz robust, selbst behandelt", er liess die Waffe geschickt in seinen Haenden rotieren als haette er schon jahrelange Erfahrung damit. Kin'Tesh fischte sie mit der Linken aus der Luft als der Gezeichnete ihm den Speer spontan seitlich zuwarf. "Gut. Balance gut. Nachteil: Reine Stosswaffe", seine Augen folgten dem Huenen als dieser seinerseits ein paar Probeschlaege vollfuehrte. "Ich nehme sie. Und dann reden wir noch ueber diese verstaerkte Lederruestung da hinten. Und Respi-Kapseln. Und Fackeln"

Stunden spaeter verliess er frisch gebadet und geruestet das Gasthaus. Er war zufrieden und hatte gleichzeitig so ziemlich alles an Geld ausgegeben, was er noch hatte, gerade noch genug um den Steinernen die zweite Haelfte zu bezahlen. Der Geruch von Leder lag in seiner Nase waherend sich die, an der Brust mit Metall verstaerkte Ruestung an seinen Oberkoerper schmiegte. Natuerlich war das Ding nicht so gut wie eine Kettenruestung in Sachen Schutz, doch erschwerte das Leder seine Bewegungen nicht sonderlich, was er persoenlich bevorzugte.
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Beitrag von Thorgrimm Mo Okt 12 2015, 02:35

Sally, Stella und Sulugel

Stellas Gesprächspartnerin nickte wissend. "Mmmh. Ja, kenn ich. Mein Bruder haut dann auch immer ab und geht ohne mich weiter. Is schon mal nach nem Streit in ein Luftschiff gestiegen und erst nachn paar Monaten wieder aufgetaucht. Ha! Brüder, nich wahr?" Die Frau grinste breit und schien ihren Spaß zu haben. Auf Stellas Frage hin, stand sie auf und verschwand in dem Haus, vor dem sie gesessen hatte. Wenige Sekunden später kam sie wieder, mit einem Brief und einem kleinen Beutel in der Hand. "Belohnung war vielleicht das falsche Wort. Kannst mir nen Gefallen tun." Sie hielt Stella die beiden Gegenstände hin. "Wenn du zum Hafen gehst, kannste vielleicht den Brief und den Beutel meinem Bruder geben? Isn großer, kräftiger Mann mit braunem Vollbart und hängt immer inner Kneipe da rum. Heißt Julian. Ich hab hier nochn bisschen zu tun und hab keine Zeit dafür."
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Beitrag von Darnamur Mo Okt 12 2015, 18:35

Er war in einer Zwickmühle. Jewgeni konnte seinen Blick nicht vor der Armbrust lösen. Warum eigentlich? Es war eine tödliche Waffe. Warum faszinierte sie ihn so?
Es lag an der Mechanik. Dem ausgeklügeltem Mechanismus, der dieses Werk so sehr beflügelte. Es war etwas Einzigartiges. Er konnte noch ein paar kleinere, dampfbetriebene Modelle entdecken. Aber dort wurde lediglich der Schuss durch den Dampf begünstigt.
Dies hier hingegen, die Arcubalista 7000 wie es in silberner Schrift in das Holz eingelassen war, war eine ausgewachsene Kriegsmaschine. Eine Armbrust hatte gegenüber einem Bogen nur einen einzigen Nachteil. Man konnte besser zielen mit ihr, man konnte größere Schäden verursachen. Der einzige Nachteil war die lange, kraftaufwendige Nachladezeit. Und mit dieser Vorrichtung wäre man in der Lage diesen Vorgang dreifach oder vierfach so schnell zu bewältigen, ohne jede Mühe.
Jewgeni blickte verzweifelt zu Xamelio hinüber. Sein Kunde hatte sich abgewandt, ohne etwas zu kaufen. Auch ansonsten gab es nicht so viel Interesse für den Stand. Einige Passanten warfen einen Blick auf die Waren, aber niemand beschäftigte sich ernsthaft damit.
Der Blick des Händlers wurde finsterer und er bückte sich um etwas vom Boden hinter seinem Stand aufzugeben. Es war eine kleine Glasflasche, in der eine braune Flüssigkeit schwappte. Mit den Zähnen schraubte der Gezeichnete den Deckel ab und gönnte sich dann einen großen Schluck, der die Flüssigkeit im Glas beträchtlich dezimierte.
„Kommt an meinen Stand! Pistolen, Gewehre…Armbrüste! Die perfekte Waffe. Ich verbürge die Qualität mit meinem Namen. Xamelio. Xamelturio!“
Er ächzte und nahm sich noch einen Schluck. Jetzt war die Flasche endgültig leer. Nur noch ein paar braune Tropfen waren kleben geblieben. Xamelturio ließ die Flasche ins Gras fallen. Sein Blick schwankte durch die Gegend und fand schließlich erneut Jewgeni: „Du bist ja immer noch da. Ich kann dir gerne eine andere Armbrust anbieten. Passend für deine Größe…“
Der Fernwaffenfertiger schien zu überlegen: „Vielleicht etwas aus der Echsentodreihe? Einen Moment, kommt sofort…“
Er wankte zu seinen Waffen und Jewgeni konnte auf den großen, buckligen Rücken des Mannes starren. Als er zurückkam hatte er eine schicke, kleine Armbrust bei sich. Das Holz des Schafts war in einem edlen Schwarz gehalten und das Holz des Bogens war silbern lackiert. Auf den ersten Blick sah es nach wirklich guter, sorgfältiger Bearbeitung aus. Aber Jewgeni wollte nicht diese Waffe.
„Wie-wiev-viel wo-wo-wollen sie f-für die a-a-a-a-an…“
Xamelio schien belustigt. Er entblößte die Zähne: „Ich sagte doch, ich gebe sie nicht einfach so her, Dreiauge. Das ist einfach zu wenig Geld für das Stück. Du weißt ja nicht, wie viel Mühe es mich gekostet hat sie anzufertigen…“
Verdammt. Was mache ich nur?
Jewgeni knetete nervös seine Hände. Seine grünen Augen studierten ein weiteres Mal die Armbrust. Moment…wenn Xamelio so stolz auf dieses Werk war…und er so viel Zeit dafür investiert hatte…warum fehlte bei dem silbernen Schriftzug am Schaft sein Markenzeichen? Das charakteristische, sich überschneidende Doppel-X war nirgends zu erkennen.
Woher hatte Xamelio die Armbrust? Sein Blick fiel auf den großgewachsenen, buckligen Gezeichneten, der ihn immer noch belustigt anstarrte. Aber Jewgeni begann sich nun mehr und mehr unwohl zu fühlen. Er blickte in diese irre, funkelnden, dunklen Augen…
Jewgeni bekam es mit der Angst zu tun. Xamelios Geschäft lief nicht gut, das war offensichtlich. Also holte er sich etwas, um das Geschäft anzukurbeln. Ein Meisterwerk, durch das der Rest seiner handwerklichen Erzeugnisse in ein besseres Licht gerückt wurde. Etwas, dass er sehr gut würde verkaufen können. Aber wenn Jewgeni diese Gestalt richtig beurteilte, dann hatte der Händler die Arcubalista nicht auf legale Weise in die Hände bekommen. Er hat den Besitzer ermordet. Und dann hat er sie ihm genommen. Sieh ihn dir an. Sieht das nach einem Mann aus, der Skrupel hat?
Kälte kroch in Jewgenis Leib. Es war ihm, als würde ihm das Blut in den Adern gefrieren. Nichts wie weg hier.
Er wollte sich gerade umwenden und abhauen, als Xamelio zu kichern anfing: „Ach, weißt du was? Du kannst sie haben. Was mache ich denn eigentlich so einen Stress? Dann habe ich immerhin genug Geld, um heute Abend ordentlich saufen zu gehen…“
Jewgeni starrte den anderen Gezeichneten perplex an. Was…was ging hier vor sich? Hatte er den Mann falsch eingeschätzt? Xamelio ging zu der Arcubalista hinüber und trug sie sorgsam zu dem Tisch, der ihn von seinen Kunden abgrenzte. Langsam legte er die Waffe auf dem Holz ab. „Du kannst sie haben. Für all dein Geld. Und etwas anderem, was du für mich tun wirst.“
Der Händler lächelte bedeutungsvoll und Jewgenis Nackenhaare stellten sich auf. Was? Er sollte etwas erledigen? Für Xamelio? Das konnte nichts Gutes sein. Er würde irgendjemanden umbringen müssen oder etwas anderes in der Art. Und wenn er den Auftrag ablehnte…Jewgeni musste schlucken. Sein Kehlkopf sprang wild auf und ab.
„Nichts Schlimmes“, meinte Xamelio. Ein Stirnrunzeln hatte sich auf sein Gesicht gelegt, als er Jewgeni musterte. „Sing ein Lied für mich!“ Er zwinkerte dem Dreiäugigen freundlich zu.

Jewgenis Augen weiteten sich. Wie? Was meinte Xamelio mit  „ein Lied singen“? Warum? Das konnte er umöglich ernst meinen. Sicher war es nur ein Scherz. Vorsichtig und nervös versuchte Jewgeni nachzufragen: „Ein L-Lied?“
Xamelio nickte belustigt: „Ja, ein fröhliches Lied, das mich aufmuntert. Das kann ich jetzt gebrauchen. Oder ein Gedicht. Aber dann eines, über das ich lachen kann“
Jewgenis Stirn wurde heiß. Das war doch nicht der Ernst von dieser Gestalt? Doch es sah ganz danach aus. Anstatt zu lachen und zu sagen „Nur ein Scherz“, beobachtete ihn Xamelio nur durchdringend und aufmerksam.
Was sollte er jetzt tun? Er konnte doch unmöglich singen! Er kannte noch nicht mal irgendein Lied! Verzweifelt schielte er zu der Armbrust hinüber. Und ein Gedicht? Wie sollte er einen Mann, wie Xamelio erheitern. Xamelio trinkt Alkohol, davon wird er ganz hohl…
„Na komm schon, Kleiner“, murrte der Händler. „Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit. Du beginnst mich zu langweilen. Vielleicht überlege ich es mir ja nochmal anders…“
Er blickte Jewgeni herausfordernd und amüsiert zugleich an. Im Kopf des kleinen Dreiäugigen ratterte es. Was soll ich nur tun? Ein Gedicht. Ich…ich werde es nie aufsagen können. Und ich weiß nicht, wie ich ihn zum Lachen bringen soll. Vielleicht irgendetwas…derbes…
„Dann eben nicht“, erklang Xamelios Stimme und durchschnitt die Gedankengänge des kleingewachsenen Gezeichneten. Er blickt auf. Der Händler nahm die Armbrust bereits wieder in die Hand…
„W-w-wa-war-warte!“, Jewgeni wischte sich die strömenden Schweißtropfen von der Stirn. Seine Augen zwinkerten angestrengt.
„Ich habe schon lange genug gewartet, Kleiner…“, meinte Xamelio und gähnte mit offenem Maul.
Panik ergriff Jewgeni. Was tue ich? Was tue ich?
Xamelio nahm die Waffe wieder an sich und begann sich umzudrehen…
„I—ich b-bin ei-ein Wa-Wa-Waffenhänd-händ-händler.“
Irritiert drehte Xamelio den Kopf herum und blickte Jewgeni fragend an. Er öffnete den Mund…
„U-und t-t-trin-trin-trinke v-v-viel A-a-a-a-al-alko-alko-hol“
Jewgenis Kopf lief so rot an, dass es aussah, als würde er gleich explodieren. Er bringt mich um. Er wird mich umbringen. Scheiße…
„W-w-weil i-ich s-s-so v-v-v-v-vie-vie-viel s-s-sau-saufe, b-bin i-i-i-ich i-i-im Sch-Schädel h-h-hohl“
Jewgeni schluckte lautstark.
„W-w-wer b-b-bin i-i-i-i-ich woh-wohl?“
Er war tot. Der Kerl würde ihn mit seinen massiven Armen einfach zerquetschen. In Erwartung seines Todesurteils musterte Jewgeni ängstlich den Händler.
Xamelios rechter Mundwinkel zuckte auf. Nochmal. Dann beide Mundwinkel. Schließlich begann er schallend lautstark loszulachen und hämmerte  mit der Faust auf den Tisch, sodass die Armbrust beunruhigend aufsprang.
„Hahaha, du bist genial, Bursche! Wirklich genial!“
Xamelio zog sich ein benutztes Taschentuch aus der Hose und wischte sich damit die Tränen aus dem rechten Auge. Er kicherte.
„Hier, nimm die Armbrust. Den Tragegurt und den kleinen Kohlesack bekommst du dazu. Viel Spaß damit!“
Jewgeni konnte es nicht fassen.
Entgeistert starrte er den Buckligen an.
Dann griff er in einem klaren Moment nach der Arcubalista 7000 und dem anderem Kram und stürmte in Richtung von Pertrams Hütte davon, erleichtert überlebt zu haben, aber hastig das Weite suchend…


Zuletzt von Darnamur am Sa Okt 17 2015, 13:32 bearbeitet; insgesamt 2-mal bearbeitet
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Beitrag von Elli Di Okt 13 2015, 14:05

Stella betrachtete die Gegenstände und ergriff sie schließlich. Sie nickte freundlich. "Klar kann ich machen. Muss ja ohnehin dorthin. Vielen Dank!" sagte sie. Vielleicht würde sie noch etwas Zeit haben, etwas entfernt herauszufinden, was in dem Beutel befindlich sein würde. Sollte sie Julian nicht finden...nun ja...man konnte ja nie wissen. Freudstrahlend kehrte sie zu den anderen anderen Beiden zurück. "Ich weiß wo wir suchen müssen. Der Typ ist am Hafen. Da soll ich auch was abgeben." sie hob den Beutel und deutete darauf. Sie blickte sich um, ob sie jemand belauschen würde. "Aber zuvor vielleicht einen kleinen Blick reinwerfen. Was meint ihr?"
Sie zuckte sogleich mit den Schultern und sah Sally an. "Wollen wir dann los? Du wolltest doch noch Kleidung besorgen."
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Beitrag von Umbra Do Okt 15 2015, 16:50

Sally betrachtete den Beutel interessiert, als Stelle damit zurückkehrte und ihn präsentierte. Darüber hinaus war, dass sie nun eine Spur zu dem mysteriösen, vernarbten Mann hatten, natürlich eine erfreuliche Nachricht.
„Ja, lasst uns aufbrechen“, antwortete Sally Stella, wandte sich dabei aber auch Sulugel zu.
„Wenn man uns nicht auf den ersten Blick für abgerissene Habenichtse hält, stehen uns sicher mehr Optionen offen als jetzt“, vermutete sie. Sie würden sich nun irgendwie vorwärtsschummeln. Sally hatte damit keine moralischen Probleme – und ihre beiden Begleiter schienen das bisher nicht anders zu sehen.
„Aber zu viel Zeit sollten wir dabei nicht vergeuden… “, gab sie zu bedenken. „Wenn der Typ zum Hafen gegangen ist, hat er sicher die Absicht, von hier abzuhauen. Auf dem Weg dorthin können wir ja mal gucken, was in dem Beutel ist – dann wissen wir, ob es sich lohnt, ihn abzugeben. Der Empfänger wird uns sicher einen Gefallen tun, wenn wir selbst nichts damit anfangen können.“
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Beitrag von Elli Fr Okt 16 2015, 09:40

Stella nickte und freute sich ein wenig, dass Sally und sie offenbar auf einer Wellenlänge waren. Vielleicht verband sie auch die Tatsache, dass sie einfach nicht wussten, woran sie waren, auch wenn Sally offenbar weniger Probleme damit hatte, wie sie selbst.
Nachdem sie sich also einig waren, machte sie sich auf den Weg zum Hafen. Nach einem guten Wegstück, beobachtet Stella die Umgebung genauer. Zum einen war es möglich, dass der Gesuchte sich nicht unmittelbar am Hafen befand oder überhaupt schon bis dorthin gekommen war, zum anderen suchte sie einen guten Platz für den Beutel. Tatsächlich fand sie schließlich einen Mauervorsprung, der sich gut zu eignen schien. Von außen war die Stelle schlecht einsehbar. Perfekt. Stella winkte ihren Begleitern und huschte in die Nische. Langsam und vorsichtig öffnete sie den Beutel, nachdem sie sich noch einmal umgesehen hatte und wagte einen Blick hinein.
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Beitrag von Thorgrimm Mo Okt 19 2015, 05:37

Xamir, Kin'Tesh, Laverne, Jewgeni und die beiden Führer

Nach und nach kehrten die Erwachten wieder in das Haus Muxas' zurück, nachdem sie eingekauft und gebadet hatten. Dort angekommen wurden sie und vor allem die eingekaufte Ausrüstung von den beiden Gilryn kritisch untersucht. Einen letzten Kommentar dazu, konnte sich Pertram nicht verkneifen. "Wir haben sie über die Gefahren aufgeklärt. Wenn sie sich dazu entscheiden, keine Rüstungen zu tragen, dann können wir nicht für ihre Sicherheit garantieren. Wir werden sie nicht zwingen und auch nicht hier lassen aber sie sollten sich bewusst sein, dass sie sich gegen unseren Rat entschieden haben. Wenn sie da unten verletzt werden oder sterben, ist es ihre eigene Schuld." Er sah jedem noch einmal in die Augen und nickte schließlich. "Also gut, gehen wir los."
Auch Pertram und Muxas hatten sich entsprechend vorbereitet. Während ihre steinernen Körper vorher nur hier und da mit Ketten, Stacheln und Platten behangen gewesen waren, so waren diese nun überall zu sehen. Dabei schienen die beiden jeweils andere Taktiken zu bevorzugen. Während Pertram über und über mit dünnen, gebogenen Eisen- und Stahlplatten behangen war, trug Muxas noch weitere und vor allem längere Stacheln, die es fast unmöglich machten, sich ihm zu nähern, ohne sich daran zu verletzen. Zusätzlich trug der Gilryn weiterhin seinen Spitzhackenhammer. Pertram hatte sich dagegen für eine einfache Spitzhacke entschieden und trug in einem großen Jutesack alles weitere, dass sie für den Weg durch die Mine benötigen würden.

Sie liefen aus der Vorstadt heraus und eine ganze Weile an der Stadtmauer entlang, bis sie sich auch schließlich davon entfernten und ein Stück durch die Hamader gingen. Auf dem Weg hatte Pertram einige Gegenstände aus dem Sack hervorgeholt und verteilt. Jeder erhielt ein ledernes Stirnband, an dem an einer Stelle ein ovaler Stein befestigt worden war. Diesen müsste man nur berühren, um ihn zum leuchten zu bringen. "Die halten nicht ewig. Es sollten immer nur Zwei den Weg leuchten. Ich habe auch noch zwei Grubenlampen dabei aber es ist immer besser, die Hände freizuhaben." Außerdem reichte der Gilryn jedem eine kleine weiße Kapsel. "Bewahrt sie irgendwo griffbereit auf. Wenn wir auf Gas stoßen sollten, müssen sie sie in den Mund nehmen und zerbeißen. Das Pulver im Inneren wird es ihnen etwa Vier Minuten lang ermöglichen zu atmen. Sie dürfen das Pulver auf keinen Fall schlucken."
Nach einigen Minuten, als sie gerade über die Kuppe eines Hügel liefen, kam schließlich die Mine in Sicht. An einen riesigen Felshaufen aus Sandstein stand ein altes, zerfallen aussehendes Gebäude gelehnt. Als sie sich dem Gebäude näherten und um die Felsen herumliefen, erkannten sie noch einige kleinere Gebäude, die im Kreis um einen hoch aufragenden Kran herum aufgebaut worden waren. In der Ferne kamen schließlich einige langgezogene Lagerhäuser in Sicht. Die breiten Tore standen offen und gaben jeweils den Blick auf einen einzelnen, riesigen Lagerraum frei. Einige Schienen, auf denen noch leere Loren und Wagen standen, verbanden die Gebäude miteinander. Der genaue Blick machte deutlich, dass hier Ewigkeiten niemand mehr gewesen war. Der Putz an den Gebäuden blätterte ab, das Blech und Eisen war verrostet und von dem vielen Sand teilweise abgeschliffen. An den Gebäuden fehlten einige Holzbretter und überall lag Sand in den Innenräumen. Vor dem Kran und zwischen den Gebäuden lag schließlich der Eingang der Mine. Ein Erdloch mit etwa Sechs Metern Durchmesser, welches irgendwo in der Dunkelheit verschwand. An dem Kran war eine Plattform befestigt, die einen kleineren Durchmesser als das Erdloch hatte und anscheinend als Aufzug fungierte.
"In Ordnung, da sind wir." erklärte Pertram völlig überflüssig und stellte den Sack voller Ausrüstung auf den Boden. Muxas fuhr fort. "Wir müssen den Kran wieder zum Laufen bringen, sonst kommen wir kaum runter. Sie können Pertram und mir helfen oder sich umsehen - wie sie wollen. Vielleicht finden sie in den Baracken noch irgendwas nützliches. Kann gut sein, dass die Arbeiter einiges vergessen haben." schlug er vor.


Sally, Stella und Sulugel

Interessiert hatte Sulugel mit angesehen, wie sich Stella mit der fremden Frau unterhalten und anschließend mit einem kleinen Beutel zu ihm und Sally zurückgekehrt war. Jetzt würden sie also doch Boten für eine völlig fremde Person spielen? Hatte Sally nicht noch vor wenigen Minuten gesagt, dass ihr so eine Aufgabe zuwider war? Da sie aber sowieso in die Richtung gingen, wieso dann nicht den Beutel mitnehmen? Schaden konnte es ja nicht. Außerdem schien dieser Botengang nicht ganz so gefährlich zu sein wie der, um den sie der Schamane gebeten hatte. Zwischen dem Hafen und irgendwelchen unterirdischen Minengängen gab es nun mal doch einen riesigen Unterschied - auch wenn es an beiden Orten gefährlich sein konnte. Das konnte Sulugel aus eigener Erfahrung sagen. Das letzte Mal, als er an diesem Hafen gewesen war, hatte es von besoffenen Schlägern nur so gewimmelt. Anscheinend lockten die vielen Händler, Abenteurer und Entdecker, die dort ihre Waren verkauften, ihr Lager auffüllten oder sich in einem der schlüpfrigen Spelunken amüsierten, allerlei Gesocks an. So wie Ratten von Müll angezogen wurden, nur das es hier um Reichtum und Wissen ging.
Da Sally und Stella aber sowieso nicht so auf die Einhaltung von Regeln und Gesetzen bedacht zu sein schienen, konnten sie drei ganz gut im Hafen untertauchen. Zum ersten Mal, seitdem er die beiden im brennenden Gebäude getroffen hatte, fragte er sich, ob es überhaupt eine gute Idee war, mit ihnen zu gehen. Vielleicht waren sie gefährlich. Kriminelle, Mörder oder sogar die Anführer irgendeiner großen Bande. Vielleicht hatte man ihnen das Gedächtnis genommen, um die Welt ein Stück besser zu machen. Es konnte aber auch sein, dass sie vollkommen unschuldig waren. Er konnte das nicht einschätzen aber sie sahen nicht so aus und benahmen sich nicht so, als wollten sie ihn gleich abstechen - also folgte er ihnen erst einmal weiter.

Nachdem neue Kleidung auf dem Markt eingekauft worden war - und sich Sulugel währenddessen gelangweilt an den anderen Markständen umgesehen hatte - machten sich die drei auf den Weg in Richtung Hafen. Ein befestigter Weg, an dem in regelmäßigen Abständen Gaslampen standen, führte sie in den Süden und ein kurzes Stück durch die Hamader. Ihnen begegneten nicht viele Personen, was laut Sulugel ungewöhnlich war aber durch die geschlossenen Stadttore erklärt werden konnte. Da die Stadt geschlossen war, gab es für einige Händler wenig Grund im Hafen anzulegen und so zogen sie wohl direkt in die nächste größere Stadt weiter oder erledigten ihre Geschäfte nur auf dem Hafengelände selbst.
Die drei hielten auf dem Weg lediglich kurz an, um sich den Inhalt des Beutels anzusehen. Nachdem Stella den Knoten gelöst hatte und man einen Blick auf das Innere des Beutels werfen konnte, war die Enttäuschung zumindest auf Sulugels Seite groß. Es handelte sich lediglich um einige getrocknete, rote Blüten, die einen leicht beißenden Geruch verbreiteten. Sulugel zuckte mit den Schultern, bevor ihm eine Frage gestellt werden konnte. "Keine Ahnung was das is. Vielleicht was zum kochen oder rauchen. Vielleicht ne Heilpflanze - ich weiß es nich. Sieht nich so wertvoll aus. Ich würds abgeben." Sally und Stella hatten noch den restlichen Weg zum Hafen Zeit, um sich zu überlegen, was damit passieren sollte.

Schließlich konnten sie den Hafen bereits nach wenigen Minuten riechen, bevor sie ihn aus der Ferne sehen konnten. Es war der typische Geruch von salzigem Meerwasser, der durch die unbarmherzige Hitze nur noch verstärkt wurde. Dazu mischten sich die Aromen exotischer Gewürze und der Gestank von Öl und Kohledampf.
Gerade Stella kam dieser letzte Geruch seltsam vertraut vor und wie schon am vorherigen Tag, brannten sich zwei Bilder für einen kurzen Augenblick in ihren Geist ein. Eine zur Faust geballte Hand, auf der die Zeichen HG1 tätowiert worden waren und einige riesige, ineinander greifende, Zahnräder. Doch dieses Mal war etwas anders. Plötzlich überkam sie ein stechender Schmerz, der von ihrer rechten Hand auszugehen schien und dieser Schmerz wurde von einem weiteren Gefühl begleitet: Tiefgreifender Angst.

Der Hafen war von einer weiteren Mauer umgeben, die aber lange nicht so breit oder gut bewacht wie die Stadtmauer Amonitos selbst war. Außerdem stand das Tor, auf das sie zugingen, weit offen und so konnten sie schon kurze Zeit später den Hafen betreten. Niemand schien ihnen besonders viel Beachtung zu schenken. Als sie durch das Tor traten, bot sich ihnen ein Anblick, der sich stark von dem bisher eher lustlosen Treiben und der Langeweile in der kleinen Vorstadt Amonitos unterschied (Wenn man von dem Markt dort absah).
Vor ihnen erstreckte sich ein breiter, gepflasterter Platz, der vor allem als Umschlagplatz für allerlei Waren fungierte. Überall am Rande des Platzes stapelten sich Kisten, Fässer, Säcke und Bündel, die allerdings nur wenige Minuten dort verharrten und sofort von kräftigen, vor Anstrengung schwitzenden Männern und Frauen weiter verladen wurden. Hier und da gab es Fischer, die Meeresfrüchte und frisch gefangenen Fisch anboten und verkauften. Direkt an der Hafenmauer gelehnt, stand die Kneipe, von der die Frau gesprochen hatte. Eine Seeschlange zierte das Schild, auf dem 'Zum spuckenden Jormun' geschrieben stand. Es gab sowohl eine normale Eingangstür, als auch eine breite Treppe, die in den Keller der Kneipe führte.
Links und Rechts vom Platz reihte sich ein Lagerhaus an das andere, soweit das Auge reichte. Hier und da konnte man durch fehlende und verrostete Wellblechwände auch Teile von Schiffen erkennen, was für die ein oder andere Werft sprach. Zusätzlich gab es in regelmäßigen Abständen Piere, die dutzende Meter in das Meer ragten und so die Anlagefläche für Schiffe erhöhten. Auf ihnen stapelten sich hundertfach verschiedenste Waren samt wild gestikulierenden und arbeitenden Matrosen. Auch Schiffe gab es soweit das Auge reichte. Von kleinen Einmastern, über Großsegler und das ein oder andere Dampfschiff war alles vertreten. Das größte Schiff, auf dessen Bug die Galionsfigur einer vollbusigen Meerjungfrau zu sehen war und das am gesamten Rumpf luxuriöse Schnörkel und andere Verzierungen aufwies, musste eine Länge von über 100 Meter haben.
Sulugel atmete hörbar tief aus und beobachtete das wilde Treiben mit seinem gesunden Auge. "Puh... also wo wollen wir anfangen zu suchen? Wir könntn den Beutel abgeben und uns in der Kneipe umhören. Was meint ihr?"


Zuletzt von Thorgrimm am Di Okt 20 2015, 08:26 bearbeitet; insgesamt 3-mal bearbeitet
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