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Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte

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Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte - Seite 7 Empty Re: Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte

Beitrag von Umbra Mi Apr 22 2015, 20:59

Charles verweilte noch einen Moment, innehaltend und in sich gekehrt, neben dem Iren, bis Dr. Tremaines Stimme ihn mit der Nennung seines Namens aus diesem Zustand riss. Er blickte von seinen Händen auf – diese hatte er angesehen. Das Leder glänzte… anders, als sonst. Blut war unverwechselbar. Blut war Leben. Doch wenn man es zu Gesicht bekam, bedeutete es auch Verwundbarkeit, Schmerz und Tod. Erinnerungen.
Für Charles‘ Geschmack vergiftete der Anblick des Iren und alles, was er nun mit O’Sullivan verband (dazu hatte er sich dem Sterbenden gegenüber geäußert), zu sehr seine Gedanken. Er verspürte den Wunsch in sich, dem zu entfliehen. Sich zu betrinken. Zu schlafen. Er wollte alte Bilder aus seinem Kopf vertreiben und auch die jüngst dazugekommenen. Indien. Verdammt. Bereits in der letzten Nacht, in der er im Sessel neben Arthurs Bett kaum Schlaf gefunden hatte, hatten ihn die Erinnerungen an Vergangenes gequält. So sehr Heimat nun einmal Heimat war (damit ließ sich einfach kein Unterschlupf in London vergleichen), so sehr war Charles sich auch bewusst, dass er nicht ohne Grund gern auf Reisen war. Nur noch Ox war ihm geblieben. Und Andenken. Mahnmäler. Das ganze Haus war ein Mahnmal. Er verband zu viel Kummer und Groll damit. Jedes Zimmer beherbergte eigene Geschichten. Eigene Geister.
Und auch der Ire hatte es geschafft, alte Geister wieder zu wecken.
„Ich wollte es nicht erwähnen, als Sie gestern davon sprachen, doch Indien war tatsächlich ein Höllenloch. Ich war in Agra, ’58…“
Verdammt. Kurz hatte Charles die Kontrolle verloren gehabt. Nun hatte er sie wieder.
„Ich wollte es nicht erwähnen, als Sie gestern davon sprachen…“
Nein. Er hatte es überhaupt nie erwähnen wollen. Nicht ohne Grund war Charles nicht genauer darauf eingegangen, als der Ire am gestrigen Abend hatte durchscheinen lassen, dass er in Indien gedient hatte. Charles hatte Melinda davon erzählt… daran erinnerte er sich vage. Er war müde sehr müde gewesen. Sie hatte nach dem Tiger gefragt. Nun, für Anekdoten war Charles immer zu haben. Aber er gab stets darauf Acht, was genau er preisgab. Anekdoten, nicht mehr. Nie mehr, als er wollte. Das, was ihn im Innersten bewegte und ausmachte, teilte er nur mit ausgewählten Personen. Eigentlich. Er war wütend auf den Iren gewesen – an O’Sullivan waren seine Worte gerichtet gewesen. Dennoch hatte es noch andere Zuhörer gegeben.
Ändern ließ sich nun daran nichts. Charles machte dieser Umstand nicht unbedingt zufriedener. Allerdings blieb ihm nichts anderes übrig, als nun damit zu leben. Einen Moment lang hatte er Zorn gezeigt… Schwäche. Nun musste er sich zusammenreißen.
Charles‘ Blick fiel auf den Revolver, den Dr. Tremaine ihm zuspielte. Aber er nahm ihn nicht an sich. Etwas schwerfällig, weil ihm alles wehtat – nicht nur die frische Wunde an seiner Seite –, kam er wieder auf die Beine und fischte vorsichtig ein Taschentuch aus seiner Manteltasche. Blut klebte sowieso an seiner Kleidung, auf diese brauchte er keine Rücksicht mehr zu nehmen. Aber das Blut an seinen Handschuhen störte ihn zur Genüge, dass er sie abwischte.
Nebenbei ließ er Matthews Revolver aber nicht links liegen, sondern schob ihn mit dem Fuß in eine Position, in der es den Anschein haben konnte, als wäre er dem Toten bei seinem Ableben aus den Fingern gerutscht.

„Machen Sie, dass Sie fortkommen“, meldete sich Harry auffordernd zu Wort. „Ich kümmere mich hierum.“ Er meinte wohl die ganze Situation. Die Gefangenen. Den Toten. Was auch immer er vorhaben mochte. „Geben Sie mir die Waffen, die diesen Dreckssäcken hier“, er nickte grob in Billys Richtung, „abgenommen haben. Schnell.“
Harrys steckte seinen eigenen Revolver weg und eilte zu Charles herüber. Noch unterwegs löste er seine Krawatte und übergab sie seinem Freund.

Charles verstand und legte sie kommentarlos an, damit er sie nicht in der Hand behalten oder in eine seiner Taschen stopfen musste. Nur bestätigte er wiederholend: „Geben Sie ihm die Revolver, Herrschaften“ in Randolphs und Gilberts Richtung.
Er selbst war bereit für den Aufbruch. Er beabsichtigte nicht, länger als nötig hier zu verweilen. Für weiteren Ärger fühlte er sich zu ausgelaugt. Er warf Billy und Donny noch einmal einen abschätzigen Blick zu, dann machte er sich, halb humpelnd, auf den Weg… Aber dabei hielt er erst einmal bei Maura inne. Offenbar ging es der Dame nicht gut. Allerdings konnte er darauf nur insofern Rücksicht nehmen, wie es der Zeitdruck zuließ (Zeit genug, um dem Erbrochenem möglichst fern zu bleiben, war aber allemal).
„Wenn ich Sie bitten dürfte, mitzukommen, Madam“, wandte Charles sich an Maura und machte eine einladende (aber auffordernd gemeinte) Geste in Richtung des Hinterausgangs. „Ich glaube nicht, dass Sie hierzubleiben wünschen. Ich geleite Sie hinaus.“
Tatsächlich bot er ihr sogar seine Hand an.
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Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte - Seite 7 Empty Re: Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte

Beitrag von Thorgrimm Fr Apr 24 2015, 17:36

Auch wenn Gilbert nicht mehr als ein paar Schritte in einen der angrenzenden Gänge gegangen war, bekam er von dem wütenden Gerede Norlys nicht viel mit. Er stand einfach zwischen den zwei Regalreihen und starrte auf die Kisten voller leeren Flaschen, die darin aufbewahrt wurden. Doch anstatt die Kisten zu sehen, sah er durch sie hindurch und verdrängte die ihn umgebende Situation. Der Anblick des vielen Blutes hatte ihn etwas geschockt aber Blut war ein mehr oder weniger bekannter Anblick - wenn auch nicht in der Menge. Der Tod O'Sullivans hatte Gilbert der Realität entrissen und ließ ihn die Vergangenheit ein weiteres Mal durchleben. Erst die Worte und die Anwesenheit des Doktors, rissen ihn wieder aus diesem Erlebnis heraus. Langsam drehte er sich um und sah den Mann neben sich an.
"Ja. Ja, es ist alles in Ordnung. Danke. Sie haben Recht - O'Sullivan ist nicht mehr zu retten." erklärte der Maler. "Und es ist alles meine Schuld. Ich hätte es verhindern können." Tatsächlich ließ Gilbert das Thema danach einfach liegen und ging langsamen Schrittes zurück zu dem Rest der Gruppe... und der Leiche. Er wandte den Blick ab und wartete ab, wie sie weiter vorgehen sollten. Zu verschwinden hörte sich gut an. Fliehen. Einfach gehen und all das hier vergessen. Ohne Widerrede - und ohne überhaupt ein weiteres Wort zu sagen - griff Gilbert in die Manteltasche und holte den Revolver heraus. Mit einem gewissen Ekel, reichte er die Waffe an Harry weiter. Er wollte gar nicht wissen, auf welche Weise sich Harry um all das hier kümmern wollte aber ehrlich gesagt, war ihm das auch egal. Gilbert wollte einfach nur aus dem Lagerhaus heraus und an die frische Luft.
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Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte - Seite 7 Empty Re: Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte

Beitrag von Leo Sa Apr 25 2015, 16:23

Natürlich war ihr kleiner … Unfall peinlich, aber Maura versuchte, nicht zu sehr darauf zu achten. Den Menschen um sie herum schien er schließlich auch recht egal. Glück gehabt.
Sie richtete sich wieder auf und versuchte, dem Geschehen um sich herum aufmerksam zu folgen, doch in ihren Ohren rauschte es immer noch. An Konzentration war jetzt nicht zu denken. Sie musste raus aus diesem verdammten Gebäude, weg von der Leiche, weg von der ganzen abstrusen Situation. Hatte sie ihm gerade wirklich noch Glas ins Bein gerammt? Sie musste verrückt sein …
Vermutlich war es keine gute Idee gewesen, die Waffe klauen zu wollen. Gebracht hatte es ihr ohnehin nichts, abgesehen von der Erkenntnis, dass der verfluchte Doktor seine Augen überall hatte. Auf ihn würde sie wohl mehr achten müssen. Jedenfalls war die Waffe wieder fort … und der Ire tot. Maura trauerte ihm keine Sekunde lang hinterher; trotzdem hatte sie das Gefühl, dass dieses Blutvergießen unnötig gewesen war. Und sie war nicht zuletzt der Auslöser dafür gewesen. Mehr oder weniger. Kein Gedanke, der sie um den Schlaf brachte, nur eine nüchterne Erkenntnis.
Tja. Ruhe in Frieden, verrückter Rotschopf. Wir sehen uns dann in der Hölle wieder.
Sie brauchte einen kurzen Moment, bis sie begriff, dass Norly sie angesprochen hatte. Sie blickte auf die Hand, die er ihr hinhielt, und erwartete einen kurzen Moment, darin ein Messer oder einen Revolver zu sehen.
Ganz ruhig, Maura. Lass dich nicht verrückt machen.
Ein bisschen frische Luft tat ihr jetzt vielleicht sogar ganz gut.
Sie lächelte Norly freundlich an, obwohl ihr eigentlich eher danach war, ihm eine zu scheuern. Ihm oder irgendwem sonst in diesem Raum. Und sei es nur, um wieder ein wenig zur Ruhe zu kommen. Doch dazu war die Situation mehr als unpassend … Sie schob Norlys Hand freundlich, aber bestimmt weg.
Da haben Sie Recht, Mr Norly. Meine Sehnsucht nach diesem Ort hält sich in Grenzen. Ich nehme an, Sie haben vor, den Raum durch die Hintertür zu verlassen, um der Polizei nicht in die Arme zu laufen? In diesem Fall sollte ich Ihnen wohl folgen, und sei es nur, um Scherereien zu vermeiden.“ Sie schenkte ihm ein weiteres (falsches) Lächeln, dann machte sie sich ohne Norlys Hilfe auf den Weg zur Tür. Nur, weil sie sich erbrochen hatte, ihre Wange brannte und sie gerade etwas durch den Wind war, hieß das noch lange nicht, dass sie beim Laufen Hilfe brauchte. Egal, wie nett das gemeint war … so alt war sie dann doch noch nicht.


Zuletzt von Leo am Mi Apr 29 2015, 01:23 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte - Seite 7 Empty Re: Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte

Beitrag von Darnamur Sa Apr 25 2015, 17:16

Immerhin das. Randolphs Anspannung ließ etwas nach, als Mr. Wright Einsicht zeigte. Darauf ausgerechnet jetzt eine nervenzerreisende Diskussion mit dem fremden Mann zu führen, nur weil dieser das Geschehene offensichtlich schwer verkraftete, konnte er gut verzichten. Er nickte ihm fast schon ein wenig dankbar zu, während sie sich schon wieder auf dem Rückweg in den Teil der Halle machten, wo sich auch die anderen befanden.
Der Doktor knirschte mit den Zähnen. Warum hatte sein Stock unbedingt zerbrechen müssen? Vorher war er bereits einigermaßen mit seinem Bein zurechtgekommen. Aber selbstverständlich genügte Fortuna sein jetziges Leiden noch nicht. Durch den Stock hatte er seinem Bein immerhin ein wenig Belastung abnehmen können. Jetzt hingegen spürte er wieder dieselben höllischen Schmerzen, wie zuvor. Jedesmal, wenn er seinen Fuß aufsetzte. Überhaupt jedesmal, wenn er das Bein bewegte.
Mit einem Stirnrunzeln blickte er zu Charles‘ Gefährten hinüber, der den Iren erschossen hatte. Insgeheim verfluchte Randolph den Kerl. Klar, er wollte sein Leben retten. Aber war er ihm dafür dankbar? Nein. Ganz und gar nicht. Nicht, dass er unbedingt sterben wollte. Aber sie hätten den Iren nicht töten müssen. Sie waren zu…dritt…viert? Und O’Sullivan ganz alleine, ohne Schusswaffe. Wir hätten es schaffen müssen, ihn anders zu überwältigen…
Scheiße, wir haben ihn tatsächlich einfach umgebracht. Randolph fühlte sich kalt. Sein Herz fühlte sich kalt und tot an. Was ist nur falsch mit mir? Das mir der Tod eines Menschen so wenig bedeutet? Vielleicht war tatsächlich ein Monster, wie Lynette es ihm so liebenswürdig entgegengeschrien hatte. Mr.Wright hatte bestimmt nicht vernünftig gehandelt, als er davongestürmt war, um der Situation zu entfliehen. Aber immerhin hatte er menschlich gehandelt. Randolphs helle, graue Augen fielen auf den Leichnam.
Er würde O’Sullivan nicht mal in guter Erinnerung behalten können. Er konnte nur an die Szene in Norlys Haus denken, als er rücklings auf dem Teppich liegend vor dem Kerl davongekrochen war. Er hatte wirklich gedacht gleich sterben zu müssen. Zu hässlich und zu dumm, dass selbst die Jahrmarkt- und Wanderzirkusbesitzer ihn seinen Eltern nicht abkaufen wollten…
Er war ein Bastard gewesen. Ohne jeden Zweifel. Aber hatte er deswegen den Tod verdient? Einen Nervenarzt hätte er eher verdient gehabt. Randolph humpelte missmutig weiter in die Richtung von Charles und seinem namenlosen Gefährten.
Dann wurden sie aufgefordert, die Waffen herzugeben. Charles stimmte seinem Begleiter zu und damit schien die Angelegenheit für ihn erledigt zu sein. Auch Wright schien die Sache im Wahrsten Sinne des Wortes am Arsch vorbeizugehen. Randolph starrte fassungslos auf den muskulösen Kerl und auch auf Charles. Bist du des Wahnsinns, Norly?
Dass sie die Waffen abgeben sollten, ließ nur einen einzigen logischen Schluss zu. Dieser Kerl, der auch schon O’Sullivan auf dem Gewissen hatte, wollte auch noch die beiden Attentäter umbringen und die Situation so drapieren, dass es nach einem Gefecht zwischen den dreien aussah. Eine andere Möglichkeit fiel Randolph dazu nicht ein. Und Charles hieß dies einfach gut. Charles, dieser sonst so sehr auf seine Ehre fixierte Heuchler?
Randolph schoss die Röte ins sonst so bleiche Gesicht. Und nicht aus Scham.
„Einen Teufel werde ich tun!“, keuchte der Doktor, dem die Luft im Hals steckengeblieben war. „Das kann doch nicht ihr Ernst sein! Die Beiden sind unbewaffnet und sie wollen sie einfach umbringen? Das ist es doch, was sie vorhaben, nicht wahr? Aber ohne mich! Das sind meine Patienten und wir werden die Beiden jetzt mitnehmen. Oder wir lassen sie liegen.“
Er versuchte Blickkontakt zu Harry zu halten. „Jedenfalls, werde ich nicht zulassen, dass ihr Hand an sie legt.“
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Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte - Seite 7 Empty Re: Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte

Beitrag von Umbra Di Apr 28 2015, 17:52

Charles hatte nicht unbedingt erwartet, dass die Dame seine Hilfestellung annehmen würde, aber dass sie ihn trotzdem berührte und seine Hand wegschob, war für ihn überraschend. Sie überspielte ihr Unwohlsein, das war offensichtlich. Er hatte nichts dagegen auszusetzen, aber er stellte sich ihr erst einmal in den Weg, als sie sich selbstständig zum Hinterausgang aufmachen wollte.
„Nein“, widersprach er ihr, „Sie werden bei mir bleiben, Madam, damit ich Sie im Auge behalten kann. Ich rate Ihnen davon ab, Dummheiten zu versuchen. Denken Sie einfach hieran, sollten Sie ein Verlangen danach verspüren“, meinte er, mit einem scheinbar gut gelaunten Lächeln: „Im Zweifelsfall bin ich schneller als Sie oder jeder, der Ihnen zur Hilfe eilen könnte.“
Charles gedachte nicht, mit ihr voranzugehen, bevor nicht auch die anderen bereit waren. So viel Zeit musste sein. Er wollte nicht, dass die Gruppe sich trennte. Nicht jetzt.

Dr. Tremaine schien jedoch an dem unausgesprochenen Plan, den Harry verfolgte, etwas auszusetzen zu haben – einfach weil er ihn, so wusste Charles, missinterpretiert hatte.
Bei Harry stießen Randolphs Worte, insbesondere die Anschuldigung, die Attentäter umbringen zu wollen, erst recht nicht auf Gegenliebe. Geschweige denn, bei Billy und Donny. Donny lag immer noch flach auf dem Boden, aber er zerrte wieder an den Handschellen – Billy hingegen hatte panisch keuchend versucht, auf die Beine zu kommen… jedoch hielt er inne, als Harry seine Waffe auf ihn richtete.
„Da wir uns nicht kennen“, knurrte Harry warnend in Randolphs Richtung, „will ich Ihnen verzeihen, was Sie mir gerade unterstellt haben.“
„Wir nehmen sie nicht mit“, mischte sich Charles mit ruhigem Ton, an Dr. Tremaine, ein, dem es lieber war, die Situation schnell aufzuklären, damit sie verschwinden konnten. „Und wir lassen sie auch nicht einfach ziehen.“
„Sie werden sich für ihre Verbrechen verantworten“, brummte Harry. „Vor dem Gesetz. Diese Männer haben schon genug Schaden angerichtet. Ich sorge dafür, dass sie Ihnen keinen Ärger mehr machen. Ohne weitere Tote, ich gebe Ihnen mein Wort. Und nun verschwinden Sie endlich.“ Er machte mit einer Hand eine scheuchende Geste und blickte wieder Billy an, um diesem deutlich zu machen, dass jedweder Fluchtversuch nicht unbemerkt bleiben würde.
„Behalten Sie die Waffe“, gestand Harry Randolph noch zu, während er einen weiteren Revolver hervorholte – den, den er Maura abgenommen hatte. „Ich habe, was ich brauche.“

„Kommen Sie, Doktor“, sprach Charles. „Wir müssen fort von hier… Miss?“, erkundigte er sich andeutend danach, ob auch Melinda bereit war, schleunigst zu verschwinden. „Brauchen Sie Hilfe, Doktor?“, fragte er noch mit anbietendem Unterton. Das Gehumpel des Chirurgen sah weder angenehm noch schnell genug für eine Flucht aus.
Dann lenkte jedoch kurz etwas anderes seine Aufmerksamkeit auf sich. Billy schnaubte aufgebracht und ließ die beiden Waffen, die in Harrys Händen ruhten, da dieser noch wartete, dass sich der Rest der Gruppe Charles anschloss, nicht aus den Augen. Die Angst davor stand ihm ins blutverschmierte Gesicht geschrieben. Gut möglich, dass Harrys Schlag vorhin ihm die Nase gebrochen hatte.
„Nein!“, flehte Billy geradezu (Donny wimmerte leise im Hintergrund). „Bitte! Nicht gehen! Sie glauben dem, er sprach dies nicht ohne Verachtung für Harry aus, „doch nicht etwa! Der macht Scarfaces Dreckarbeit. Der wird uns trotzdem abknall'n!“
„Schnauze halten!“, grollte Harry und machte einen drohenden Schritt auf Billy zu - welcher zusammenzuckte und, wohl in Erwartung weiterer Gewalt oder einer Kugel, bangen die Augen schloss und den Kopf abwandte. Seine mit Charles' Krawatte gefesselten Hände konnte er schließlich nicht einsetzen, um Abwehrhaltung einzunehmen.
Charles beobachtete die Szene, ohne sich davon beeindrucken zu lassen. Er wusste, dass Harry zwar durchaus zulangen konnte, wenn er mit Abschaum zu tun hatte, aber kaltblütig ermorden würde sein Freund die Attentäter nicht - selbst nicht, um Arthur zu retten.
„Nun kommen Sie endlich“, drängte er und machte erneut Anstalten, aufzubrechen. Sie sollten wirklich nicht mehr trödeln.
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Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte - Seite 7 Empty Re: Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte

Beitrag von Elli Mi Apr 29 2015, 11:17

Nicht mehr als ein Schulterzucken hatte Melinda für Charles übrig. Sie hatte immerhin vor wenigen Augenblicken selbst angemerkt, dass es an der Zeit war zu verschwinden, womit sollte sie sich aufhalten wollen? Das Lagerhaus nach wertvollen Gegenständen durchsuchen? Nein, daran lag ihr nichts. Sie warf einen Blick auf den Toten Iren. Vielleicht hatte er noch ein paar Dinge die von Interesse waren? SIe kniete sich schnell nieder, darauf bedacht das Kleid nicht durch das Blut zu ziehen. Dämliches Teil, ihres zu Hause war viel besser geeignet für solch eine Schweinerei, weil es vorne kurz war. Sie seufzte. Wenn sie wieder in dem Anwesen von Charles angekommen waren. würde sie sich wohl umziehen. So fühlte sie sich nicht wohl. Sie klopfte schnell die Taschen ab und stand wieder auf, nachdem sie ein paar Gegenstände gefunden hatte. Neben ein paar Münzen und Munition für den Revolver, ertasteten ihre Finger auch eine Taschenuhr. Sie ließ die gesammelte Werke in ihrer eigenen Taschen wandern.
Beim weggehen hinterließ sie blutige Fußabdrücke mit ihren Absatzschuhen. Sie warf einen Blick darauf zurück und lächelte, bevor sie wortlos nach draußen ging.
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Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte - Seite 7 Empty Re: Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte

Beitrag von Leo Fr Mai 01 2015, 21:48

Norly misstraute ihr also.
Nicht ganz dumm, der Mann. Hätte er ihr eine Möglichkeit zur Flucht gelassen, sie hätte sie vielleicht genutzt … nur vielleicht. Irgendwie faszinierte sie das Geschehen dann doch. Sie stand hier mit einem potentiellen Monster und seinen Gefährten, doch ihr kriminologischer Instinkt war geweckt, ebenso wie ihre Neugier. Wie bizarr ... immerhin hatte sie vorhin noch in vermeintlicher Lebensgefahr geschwebt.
Leider hatte er Recht. Sie war nicht geübt im Umgang mit derartigen Situationen – Norly dagegen erweckte den Eindruck, dass er es war. Wie sonst hätte er sich auch seit so langer Zeit schon vor der Polizei verbergen können … fest stand, dass in diesem höflichen Gentleman mehr steckte, als es zuerst den Anschein hatte. Dieser Mann war kein verzogener Industrieller … jedenfalls nicht ausschließlich.
Ja, wahrscheinlich war er schneller als sie. Aber sie bezweifelte, dass Norly sie all die Zeit im Auge haben würde. Sie war geübt darin, unauffällig zu sein.
Sie lächelte Norly verständnisvoll zu. Natürlich gespielt. Nicht, dass sie wirklich glaubte, sie könnte ihn noch beeinflussen … dazu war es zu spät. Sie hatte sich bisher nicht gerade von ihrer zurückhaltenden Seite präsentiert. „Wie Sie meinen, Mr. Norly. Aber wir sollten hier nicht mehr Zeit als nötig verschwenden, wenn Sie mich fragen.“ Es würde schwer werden, die Polizei davon zu überzeugen, dass sie mit Norly eigentlich gar nichts zu tun hatte, also war es wohl das Beste, keine Zeit zu schinden und brav mitzukommen … wie es dann weitergehen sollte konnte sie später noch überlegen.
Unwillkürlich musste sie an William denken. Sie musste vorsichtiger sein. Sie glaubte inzwischen nicht mehr, dass Norly oder seine Gehilfen sie einfach so ermorden würden, aber das war keine Ausrede, nicht weiterhin wachsam zu sein … und wenn sie hier draußen umkam, würde William niemanden mehr haben. Sie war die letzte, die ihm geblieben war … er brauchte sie.
Braucht er dich wirklich?, stichelte eine gemeine kleine Stimme in ihrem Kopf, doch sie brachte sie zum Schweigen. Das war nicht der richtige Zeitpunkt, um Eigengespräche zu führen.
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Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte - Seite 7 Empty Re: Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte

Beitrag von Darnamur Sa Mai 09 2015, 21:02

Okay, vielleicht hatte er überreagiert. Der Doktor bemühte sich darum, sich wieder etwas zu beruhigen. Eigentlich glaubte er ja auch nicht, dass Charles eine solche Tötung zulassen würde. Das würde zumindest dem bisher gewonnen Eindruck von seiner Persönlichkeit widersprechen. Dennoch blieben Zweifel in ihm zurück. Was hatte dieser Kerl, von dem er ja tatsächlich nicht einmal den Namen kannte, wohl vor?
Das Problem war nur, dass die Zeit gegen sie tickte. Er konnte die Sache jetzt wohl kaum einfach ausdiskutieren. Der Doktor wollte die Beiden unversehrt wissen, auch wenn sie vielleicht Dreck am Stecken hatten. Welche Verbrechen hatten sie denn auch wirklich begangen? Sie hatten versucht einen gesuchten Serienmörder zu erschießen. Wie wollte man sie dafür zur Rechenschaft ziehen?
Aber er konnte sich nun, wirklich nicht darauf einlassen. Die Leben der Beiden schienen zumindest fürs Erste gerettet zu sein. Das war seine größte Sorge gewesen. Er würde nachher mit dem Mann reden. Er wandte sich an die beiden Gefangenen: „Er wird ihnen nichts tun.“
Mehr konnte er im Moment nicht für sie tun. Er nahm Charles’ Angebot an, um aus der Halle heraus zu humpeln. Normalerweise hätte das sein Stolz nicht zugelassen, aber jetzt ging es darum, so schnell wie möglich zu verschwinden. Und er hatte seinen verdammten Krückstock nicht. Verschwinden wir…
Argwöhnisch betrachtete er die alte Schachtel. Die wollte Charles also anscheinend schon mitnehmen. Vermutlich war die Verrückte gefährlicher, als die anderen Beiden zusammen. Aber natürlich. In der Welt des Charles Norly machte das natürlich Sinn. Randolph warf dieser…Mrs. Thomson einen finsteren Blick zu. Melinda und Gilbert schienen auch bereit zu sein. Und auf Harry brauchten sie anscheinend nicht zu warten. Dann waren sie wohl so weit. Gut, denn sie hatten wohl schon genug Zeit verschwendet. Es könnte noch knapp werden.  Vielleicht stürmte die Polizei in diesem Moment schon herbei. Tick. Tack. Tick. Tack.
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Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte - Seite 7 Empty Re: Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte

Beitrag von Umbra Do Mai 14 2015, 12:14

Endlich konnten sie vom Tatort verschwinden. Charles hoffte, dass sie nun nicht schon zu viel Zeit vertrödelt hatten. Mit Pech war die Polizei schon sehr nah. Schüsse in besiedelten Gebieten hatten den Nachteil, dass viele sie hörten. Viele, die heraneilenden Uniformträgern den Weg weisen konnten.
Bevor Charles dem Doktor seinen Arm als Stütze reichte, nahm er dessen Arztkoffer auf. Sie sollten, gerade nützliche Ausrüstung, nicht einfach hier zurücklassen. Je weniger Spuren später auf ihren Aufenthalt hier hindeuteten, desto besser – für alle, aber vor allem für Harry. Dieser zeigte sich übrigens wenig begeistert davon, dass Melinda so rücksichtslos blutige Fußabdrücke hinterließ, die eindeutig Frauenschuhen zugeordnet werden konnten. Wer vor dem Verlassen der Szene noch einmal zurückblickte, würde wohl sehen können, wie Harry mit lautlosen Flüchen auf den Lippen selbst ins Blut stieg, um Melindas Spuren mit seinen eigenen zu überdecken. Charles gehörte nicht dazu. Sein Blick war nach vorn gerichtet. Er fand die Hintertür ohne Probleme und spähte zunächst vorsichtig durch einen schmalen Spalt ins Freie, bevor er die Entscheidung traf, dass die Luft rein war.
Charles überließ Maura den Vortritt, denn er wollte sie, wie angekündigt, im Auge behalten, und folgte ihr Randolph in den kleinen, umzäunten Hinterhof. Der humpelnde Arzt und dessen Koffer waren für Charles durchaus eine Belastung, besonders derzeit selbst nicht in bester Verfassung war. Aber er versuchte, das zu ignorieren, und suchte eine Lücke im lange vernachlässigten Zaun, durch die sie alle zurück auf die Straße schlüpfen konnten.
Noch befanden sie sich etwas abseits der Wege, die Passanten wählen würden. Charles gedachte, das schnell zu ändern. Sie durften nun keine Aufmerksamkeit auf sich lenken… Das Schlamassel, in dem sie sich befanden, war auch ohne Begegnung mit der Polizei schon anstrengend genug.
„Kommen Sie…“, meinte Charles, als er sich für eine Richtung entschieden hatte. „Hier entlang.“
Nicht allein unterwegs zu sein, war nicht angenehm für ihn. Er vertraute auf seine eigenen Fähigkeiten, unentdeckt bleiben zu können. Doch mit einer ganzen Gruppe… Jede Person war ein Klotz am Bein. Das trug nicht dazu bei, dass Charles sich sicher fühlte. Er wusste, wie man sich in solchen Situationen am besten verhielt – er hatte genug Übung und zudem viele Erfahrungen sammeln können. Es konnte nicht schaden, seine Erkenntnisse mit seinen Begleitern zu teilen.
„Versuchen Sie, sich normal zu verhalten“, riet er, die Umgebung nicht aus den Augen lassend. „Nichts ist auffälliger als Herumgeschleiche, offensichtliche Angst oder Eile, wenn man heimlich verschwinden will. Genau danach wird die Polizei Ausschau halten.“
Kaum hatte er den Satz beendet, drang das Hallen von lauter werdenden Laufschritten an seine Ohren. Er löste sich vom Doktor  und machte dezent einen Seitwärtsschritt an eine Hauswand heran. Tatsächlich zeigte sich nur eine Sekunde später ein Polizist, der an der Gasse vorbeilief, in der sie sich gerade befanden – allerdings ohne überhaupt in ihre Richtung zu schauen.
„Wobei man natürlich trotzdem vermeiden sollte, jemandem zu nahe zu kommen“, ergänzte Charles als Rechtfertigung, denn im Grunde hatte er gerade zuwider seines zuvor noch geäußerten Rats gehandelt.
„Besonders blutbesudelt und mit meinem Gesicht.“
Er lachte leise, jedoch nur äußerst kurz. Stechender Schmerz an seiner Seite brachte ihn dazu, innezuhalten und seine Miene leicht zu verziehen. Dieser verdammte Ire mit seinem Messer! Charles bemerkte, dass er scheinbar reflexartig seine freie Hand auf die Stelle gelegt hatte, an der er verletzt worden war. Doch nun war wirklich keine Zeit, um Wunden zu lecken. Charles wusste nicht, wie schlimm es unter seiner Kleidung aussah… ein wenig blutgetränkt war sie schon. Doch bis zu seinem Mantel drang es nicht durch, soweit er das beurteilen konnte. Zumindest sah man oberflächlich von außen nichts.
Charles riss sich zusammen und reichte Dr. Tremaine erneut seinen Arm, um weiterzugehen. Er vergewisserte sich, dass noch alle bei ihm waren, wobei er erst Melinda ein Lächeln schenkte, aber sein Blick dann auf der immer noch recht käsig aussehenden Maura stehen blieb.
„Nur voran, Madam Thomson aus der Victoria Street“, ermutigte er sie, während er sich in Bewegung setzte. Oh nein, er hatte nicht vergessen, was Harry ihm über diese Frau mitgeteilt hatte. Zugegeben: Es war auch nicht sonderlich viel gewesen. Und nicht sonderlich aufschlussreich.
„Nun wäre ein guter Zeitpunkt, mir zu erklären, warum wir Sie überhaupt dort in der Lagerhalle angetroffen haben“, fand er. „Das wirft, zusammen mit den jüngsten Ereignissen, kein gutes Licht auf Sie. Sie wollen gestern gesehen haben, wie Mr. Raker und sein verletzter Kumpan geflohen sind. Das hätten Sie der Polizei berichten können. Stattdessen möchten Sie uns weismachen, Sie hätten die Spur dieser Männer aufgenommen und sie gefunden – mit welchem Ziel?“, fragte er mit skeptischem Unterton.
„Das klingt alles etwas fadenscheinig. Zeit für die komplette Wahrheit. Es wird nicht zu Ihrem Schaden sein.“
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Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte - Seite 7 Empty Re: Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte

Beitrag von Darnamur Mo Mai 18 2015, 00:38

Randolph knirschte missmutig mit den Zähnen. Es gefiel ihm überhaupt nicht, so sehr an Norly kleben zu müssen. Nicht das er den Guten derart verabscheuen würde, aber diese Anhängigkeit war wirklich alles andere als angenehm. Dieses Scheißbein raubte ihm sämtliche Würde, er konnte ohne Hilfe nicht mal mehr vernünftig stehen. Ich verfluche dich, Alan Stirling. Fahre zur Hölle. Die Hölle, die dich in diese vermaledeite Welt hinaus gespien hat.
Mit der freien Hand, wischte er sich das irische Blut aus dem Gesicht und rieb sie dann an einem Stück Zaun ab. Ob das so viel gebracht hatte, blieb fraglich. Seine Fratze sah nun mit Sicherheit ein bisschen weniger fürchterlich aus, aber immer noch fürchterlich genug, um einem Passanten einen ordentlichen Schrecken einzujagen. An seinem Mantel klebten ebenfalls Blutspritzer, die aber auf dem dunklen Stoff nicht so deutlich sichtbar waren.
Nebenbei lauschte er Charles Gerede. Der Tipp sich normal zu verhalten, war vermutlich sogar brauchbar. Dann tauchte plötzlich ein Polizist in ihrem Sichtfeld auf. Scheiße, dachte Randolph nüchtern. Doch sie hatten Glück. Der Kerl beobachtete sie nicht. Der Eifer der Jugend…, ging es ihm spöttisch durch den Sinn.
Als Charles, der sich zwischenzeitlich von ihm getrennt hatte, um Deckung zu suchen, wieder an ihn herantrat, konnte er Schmerz aus dessen Gesichtszügen herauslesen. Besorgt zuckten die Augen des Doktors zu der Hand hinüber, die Norlys verletzte Seite betastete. Das Messer des Iren, natürlich. Er musste sich darum kümmern. So bald wie möglich.
Nur sollten sie zuvor aus der Gefahrenzone verschwinden.
Und es stand nicht fest, dass ihnen das gelingen würde. Dass Charles in dieser Situation immer noch etwas als witzig empfand, war bewundernswert. Vielleicht sollte das Lachen, aber auch nur Nervosität ausdrücken, da war sich Randolph im Augenblick nicht sicher.
Wen kümmerte es…jetzt war keine Zeit für eine Menschenstudie.
Das Norly dann aber ein Gespräch mit der Schachtel- Er war mittlerweile dazu übergegangen, sie nur noch so zu nennen- beginnen musste, ging ihm auf den Zeiger. Diese Thomson hätte bei den anderen Beiden bleiben sollen. Zu denen gehörte sie nämlich. Aber selbstverständlich  schien Norly das, gekonnt wie immer, zu ignorieren. Vermutlich reichte es nicht, dass diese…Frau Ihnen bislang nichts als Schwachsinn erzählt, dreiste Sprüche von sich gegeben und unhaltbare Forderungen an sie gestellt hatte. Vermutlich reichte es nicht, dass sie den Scheiß-Iren dazu angestachelt hatte, Charles und Melinda anzugreifen. Melinda! Allein bei dem Gedanken kochte in ihm reinster Hass hoch. Hätte er sie angerührt, hätte er ihm persönlich sein Skalpell in seinen roten, irischen Kehlkopf gerammt! Vermutlich reichte es nicht, dass Charles nun verletzt war. Vermutlich reichte es nicht, dass der Scheiß-Ire tot war! Vermutlich reichte es nicht, dass sie in weniger als einer halben Stunde hinter Gittern sitzen würden und von der Zelle aus, direkt an den Galgen befördert werden würden!
Doch der Doktor ließ diesen angestauten Ärger nicht aus sich heraus. Korrekt, aber unwesentlich, Randolph. Widme dich der Umgebung. Die Schachtel kann dir erstmal egal sein. Solange Norly nicht vorhat sie mitzuschleppen, kann dir das am Arsch vorbei gehen.
Also schluckte er seine Wutpredigt herunter und ließ die grauen Augen über das Gelände schweifen. Wenn eine Gefahr auftauchte, wollte er derjenige sein, der sie erblickte, bevor sie ihn und die anderen erblickte.


Zuletzt von Darnamur am Fr Mai 22 2015, 14:50 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte - Seite 7 Empty Re: Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte

Beitrag von Leo Mo Mai 18 2015, 17:55

Endlich war sie wieder raus aus dieser verfluchten Halle. Wurde ja auch Zeit.
Maura schnaufte einmal tief durch, dann sah sie sich um. Sie stand in einem kleinen Hinterhof. Dicke Büschel Unkraut hatten sich durch die Fugen gezwängt, der Zaun war hinüber, und angenehm roch es auch nicht gerade … es gab eine Menge Orte, an denen sie jetzt lieber gewesen wäre, aber es schien nicht, als hätte sie eine Wahl. Norly folgte ihr, den Arzt an seiner Seite. Ein seltsames Paar.
Sie beschloss, sich auf dem weiteren Weg vorerst ruhig zu verhalten. Es war offensichtlich, dass Norly sie im Auge behielt, und dem Doktor schien auch nicht viel zu entgehen; besser also, wenn sie sich zurückhielt. Sie war sich ohnehin unsicher, wie es jetzt weitergehen sollte. Wohin gingen sie? Zurück zur Victoria Street wäre ihr am liebsten gewesen … aber nicht, bevor sie nicht herausgefunden hatte, was Norly und seine Truppe hier für ein Spiel spielten.
Ein seltsames Kribbeln überkam sie, als der junge Polizist an ihnen vorbeiging. Norly ging nur ein paar Schritte hinter ihr. Das war eine Chance, die vermutlich nie wiederkehren würde. Er war hier, und sie war hier, und sie brauchte nur auf sich aufmerksam zu machen … ein kleiner Schrei, ein lautes Rufen würde genügen … sie wäre vermutlich die Heldin der Nation.
Und die Belohnung wäre auch nicht zu verachten. William könnte sich ein paar Wochen ausruhen … vielleicht verreisen, den Schock über den Tod seines Vaters endgültig überwinden.
Der Polizist ging nun auf ihrer Höhe. Norly hatte sich an eine Mauer gestellt; der junge Mann sah nicht einmal in seine Richtung.
Mach schon, Thomson!
Es wäre zum Wohle Aller, wenn Norly tatsächlich der Mörder war.
Und wenn nicht?
Dann hätte sie einen weiteren Mann auf dem Gewissen. Und noch dazu einen unschuldigen.
Sie ging ganz normal weiter, doch sie blickte dem jungen Polizisten nach, wie er eilig davonging. Chance vertan. Doch dafür hatte sich eine neue aufgetan – die, herauszufinden, was hier eigentlich los war und warum sie mit einem Mal mittendrin steckte.
Aber eines jedenfalls war sicher. Nämlich dass sie auf gar keinen Fall die ganze Wahrheit erzählen würde. Das würde beinhalten, von ihrem Beruf zu erzählen, von ihrer Leidenschaft für Kriminologie und Düsteres, und ihrer Neugierde, die Ereignisse aufzuklären – und es war mehr als ungewöhnlich, dass eine Frau ihrer Schicht arbeitete. Sie war sogar überzeugt, dass sie nach Meinung vieler Männer nicht einmal zu denken hatte. Aber in jedem Fall würden diese Hintergrundinformationen die Sache nur verkomplizieren, und noch mehr Unglaubwürdigkeit konnte sie sich nicht leisten; also würde sie diesen Teil wohl verschweigen müssen.
Sie versuchte ein humorloses Lächeln. Natürlich warfen die Ereignisse kein gutes Licht auf sie. Aber wer hätte schon anders gehandelt? In den Augen der Meisten war Norly eine Bestie; sie konnte sich nicht vorstellen, dass irgendjemand sich nicht gegen ihn gestellt hätte. Donny und Billy mochten keine viel bessere Partie sein, doch für den Uneingeweihten zweifellos … nun ja, die ‚gute‘ Seite. Wenn man das so nennen mochte.
Aber gut. Er wollte eine Erklärung? Dann sollte er eine bekommen. Auch, wenn sie sich kurzfassen würde.
Sie haben Recht, Mr Norly. Es wäre durchaus ein geeigneter Zeitpunkt. Und sie haben auch Recht mit der Annahme, ich hätte Mr Raker gestern bei seiner Flucht beobachtet. Wie Sie wohl wissen, spielten sich die gestrigen Ereignisse in der Victoria Street ab, nur ein paar Meter von meiner Haustür entfernt. Als die Schüsse fielen, ging ich nach unten auf die Straße, um nachzusehen; nicht als Einzige, doch die Stimme eines angeblichen Polizisten trieb meine Nachbarn zurück in ihre Betten. Aber wissen Sie, Mr Norly“, sie lächelte erneut, nicht einmal unfreundlich, „ich bin nicht blind. Ich konnte ihr Gesicht sehen und natürlich auch erkennen; immerhin hängt es ja überall aus. Sie sind berühmt, oder eher berüchtigt, auch hier in Manchester.
Sie legte eine kleine Pause ein und betrachtete die Straße, auf der sie gingen. Sie führte zurück in ihre Wohngegend; sie hatte sie auf ihrem Hinweg genommen. Besser, sie beendete ihre Erzählung rasch, wenn sie tatsächlich noch etwas über Norly herausfinden wollte. Keine Polizisten kreuzten mehr ihren Weg; gut so.
Mir war klar, dass ich die Einzige gewesen war, die erkannte, wer da auf der Straße stand. Ich fühlte mich verantwortlich für die Flüchtenden; mir war auch klar, dass Sie die beiden früher oder später suchen würden, und ich wollte mich vergewissern, dass sie wohlauf waren. Und ich halte nicht viel von der hiesigen Polizei, daher ging ich selbst los.“ Sie schnaubte. „Diese beiden Trottel zu finden war jedenfalls nicht schwer. Sie hätten auch gleich Pfeile auf den Wänden zurücklassen können.“ Das war etwas übertrieben, natürlich, aber Norly durfte ruhig mehr von ihr halten, als nötig. Warum sich noch verstellen? Dazu war es viel zu spät.
Nun, und was weiter passiert ist, ist Ihnen ja bekannt“, schloss sie ab und wandte den Kopf zu Norly. Würde er ihr glauben? Zugegeben, wirklich viele Gründe für ihr Erscheinen im Lagerhaus hatte sie nicht genannt, doch sie hoffte, dass das in ihrem Gerede untergegangen war.
Aber gestatten Sie, Norly, dass ich nun Ihnen eine Frage stelle. Sie haben behauptet, Sie seien nicht der Mörder, den alle suchen. Ehrlich gesagt, das erscheint mir ebenfalls fadenscheinig. Was für einen Grund hätte ich, Ihnen dieses Märchen zu glauben?“ Sie erinnerte sich an Norlys wunden Punkt. „Wer sonst hat Ihren armen Freund auf dem Gewissen?
Jetzt wurde es interessant. Jedenfalls, wenn Norly darauf einging.


Zuletzt von Leo am Sa Mai 23 2015, 12:31 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte - Seite 7 Empty Re: Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte

Beitrag von Elli Fr Mai 22 2015, 23:28

Melinda hatte die Schnauze gestrichen voll. Sie musste zugeben, dass sie es nicht gewohnt war, dass man sie derart ignorierte und für eine alte Schachtel stehen ließ. Wortlos stapfte sie aus der Halle hinaus. Im Grunde wusste sie nicht, was sie überhaupt mit sich anfangen sollte. Kurz hatte sie überlegt die Halle nach brauchbarem zu durchzusuchen, doch das Unterfangen erschien ihr aussichtslos. Also unternahm sie nichts dergleichen, sondern ging raus. Es tat gut die frische Luft auf ihrer Haut zu spüren. Dennoch ging sie kurzentschlossen vor die Halle und blieb stehen. Sollten die anderen nicht bald kommen, würde sie lauthals auf sich aufmerksam machen. 
Etwas kratze das schlechte Gewissen an ihr, dass sie Randolph hatte stehen lassen.
Dann lass ihn auch nicht stehen!
Also machte Melinda wieder kehrt. Was Charles konnte, konnte sie schon lange. Schweigend ging sie zurück wo sie Randy vermutete, fand ihn und stelle sich zu ihm. "Lass uns gehen." Sie griff leicht nach seinem Arm.
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Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte - Seite 7 Empty Re: Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte

Beitrag von Umbra Sa Mai 23 2015, 18:34

Charles hörte sich Mrs. Thomsons Erklärung nicht ohne Skepsis an. Er glaubte zwar nicht, dass Sie mit Alan, Raker und Donny unter einer Decke steckte, aber deswegen traute er ihr noch lange nicht. Ihre Geschichte war nicht unbedingt unglaubwürdig. Aber trotzdem etwas dünn. Wenn sie ihn, Charles selbst, am vorherigen Abend gesehen und erkannt hatte – was ja durchaus der Fall sein konnte –, war es seltsam, dass sie erst heute Morgen nach den Attentätern gesehen hatte. Als besorgte, hilfsbereite Bürgerin, die der Polizei nicht traute (was sie, von vorneherein, verdächtig machte), wäre man doch sofort aufgebrochen. Charles ließ das jedoch unkommentiert und behielt seine Gedanken zu diesem Thema erst einmal für sich.
Diese Maura Thomson verbarg etwas. Sie brauchte nicht glauben, dass er das nicht merkte. Charles würde schon noch herausfinden, worum es sich dabei handelte.
Erst einmal versuchte sie doch, mit ihren Gegenfragen von sich abzulenken. Das gelang ihr sogar bis zu einem gewissen Grad. Charles Miene verfinsterte sich, als sie versuchte, ihm die Schuld am Tod seines „armen Freundes“ in die Schuhe zu schieben. Plötzlich also Mitleid? Heuchelei.
„Er war nicht mein Freund, das sehen Sie falsch“, stellte Charles unerfreut klar. Sein Tonfall blieb aber ruhig und sachlich.
„Ich habe ihm misstraut. Er war ein cholerischer Trinker. Hätte ich gestern seine Hilfe nicht gebraucht, hätte ich mich nie auf ihn eingelassen. Jede Entscheidung hat Konsequenzen, ich weiß“, räumte er ein, „aber ich hatte kaum eine andere Wahl. Nach dem Schusswechsel, gestern, hätte mein Anwalt ohne seine Hilfe nicht überlebt. Und was wäre ich für ein Mensch, wenn ich die letzten Freunde, die mir noch geblieben sind, wegen falschem Stolz opfere?“
Charles schnaubte. Ja, er hatte Arthurs Wohl über das des Iren gestellt, als er dessen Hilfe angenommen hatte. Aber wer hätte das an seiner Stelle nicht getan?
„Verurteilen Sie mich nicht dafür. Ich bereue es nicht. Ich mag deswegen nicht unschuldig an dem gewesen sein, was geschehen ist, ich wollte aber gewiss nicht, dass es so weit kommt. Ich bin kein Mörder und auch kein Lügner.“
Egal, wie oft er dies sagte: Glaubwürdiger wurde er dadurch nicht. Aber er betonte es gern. Es nagte an seinem Stolz, wenn jemand behauptete, er würde lügen… beziehungsweise Märchen erzählen.
„Momentan kann ich das niemandem beweisen, genau das ist mein Problem mit dieser Scarface-Geschichte, also ist es mir auch kein Herzenswunsch, dass Sie mir das glauben.“
Warum ging es ihm gerade überhaupt nahe, was Maura sagte? Sie versuchte, Zwietracht zu säen, das war offensichtlich. Vielleicht war Charles‘ Grundstimmung einfach zu angespannt. Er war gestresst, besorgt… und müde – müde, vor allen Dingen.
„Denken Sie von mir, was Sie wollen. Aber verleumden Sie mich nicht“, verlangte er. „Es ist schon Unverschämtheit genug, was ich alles für angebliche Wahrheiten über mich in den Zeitungen lesen muss – da bin ich nicht begierig darauf, mir auch noch Lügengeschichten und Anschuldigungen von Angesicht zu Angesicht anhören zu müssen. Sie wissen gar nichts über mich – egal, wie viel Sie auch gehört und gelesen haben wollen… Und ich bin mir sicher, hier in der Heimat sind die Märchen über mich, betonte er, womit er ihre Wortwahl aufgriff, um sie zum Kontern zu verwenden, „noch einmal ganz anderer, privaterer Natur als in London. Jeder weitere Mord mit Profil, jeder weitere Tag auf der Flucht ist für mich ein Schlag ins Gesicht. Was bleibt mir anderes übrig, als jeder Spur zu folgen, die ich finden kann? Ich hatte mir von den beiden Feiglingen dieser Halle erhofft, endlich auf den entscheidenden Hinweis zu stoßen, der mich der Lösung des meinen Alltag bestimmenden Rätsels näher bringt… Doch nein, das war nun eine Sackgasse. Wieder einmal. Und wieder musste jemand sterben“, schloss Charles geknickt. Nun drehte er den Spieß um. Eigentlich war er nicht in Stimmung, sich zu streiten, aber anscheinend war er bereits dabei.
„Ich weiß nicht, warum Sie gerade versuchen, mich zu verärgern. Ich war es nicht, der diesen Mann bis aufs Blut gereizt hat, sondern Sie. Gerade eben erst. Denken Sie nicht, dass ich das vergessen habe. Dennoch habe ich Sie vor ihm beschützt. Und gerade verhindere ich, dass Sie verhaftet werden, obwohl Sie nun im Begriff sind, mich ebenfalls sehr zu reizen. Sie sind undankbar, Teuerste. Meine Gutmütigkeit hat irgendwann ihre Grenzen.“

Charles besann sich erst wieder, als Melinda Dr. Tremaine ansprach.
„Lass uns gehen.“
In der Tat, das hatte nun Priorität. Charles wurde sich bewusst, dass er für das Gespräch mit Maura stehen geblieben war. Er war unaufmerksam gewesen – aber der Doktor, offensichtlich, nicht. Tremaine schien mit scharfen Sinnen die Umgebung überwacht zu haben. Wäre ihm etwas Auffälliges aufgefallen, hätte er sich schon gemeldet.[1]
Es war unklug, hier herumzustehen, und es darauf anzulegen, entdeckt zu werden. Charles sehnte sich nach Ruhe. Seine Augen brannten – die Wunde an seiner Seite auch.
„Sie haben vielleicht Recht, Miss“, stimmte Charles Melinda mit wieder sanfter Stimme zu. „Wir sollten alle dringend fort von der Straße.“
Er dachte kurz über die Möglichkeiten nach, die sie hatten. Laufen konnten sie nicht ewig. Dr. Tremaine war schlecht zu Fuß und auch Charles selbst spürte bei  jedem Schritt alle Knochen. Seine Kopfwunde, die der Chirurg erst vor wenigen Tagen vernäht hatte, pochte wieder unangenehm.
„Es wäre vielleicht besser, wenn Sie sich ohne mich in Sicherheit bringen“, schlug Charles schließlich vor und schaute dabei erst Melinda und Randolph an, warf aber dann auch einen Blick in Mr. Wrights Richtung, der nicht so wirkte, als würde er die jüngsten Ereignisse gut verkraften.
„Suchen Sie sich eine Kutsche“, fuhr Charles fort. „Meine Gesellschaft ist momentan nur ein Hindernis zu für Sie. Ohne mich sind Sie wohl unauffällig genug, um nicht durch Nebengassen schleichen zu müssen. Das würde es für Sie einfacher machen. Ich kann später wieder zu Ihnen stoßen.“
Schlaf… Er brauchte Schlaf. Er hoffte, bald würde er sich Ruhe gönnen können. An einem sicheren Ort. Für Charles war es nun erst einmal wichtig, die anderen an einem solchen Ort zu wissen. Sein Heim würde sich anbieten. Oxley würde sich um sie kümmern. Charles selbst gedachte, nachzukommen. Er empfand es wirklich als sicherer so. Außerdem war Maura noch da, das durfte man nicht außer Acht lassen. Die Victoria Street war nicht weit.

[1] Randolph: Der Wahrnehmungswurf verrät dir: Die Luft ist rein. Zumindest im Moment.
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Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte - Seite 7 Empty Re: Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte

Beitrag von Elli Di Mai 26 2015, 13:04

Es erstaunte Melinda, dass Charles sie plötzlich wieder wahrnahm und seine Aufmerksamkeit von Maura wand. Nach wie vor hatte sie keine Lust hier herum zu stehen und darauf zu warten, dass endlich alle begriffen hatten, dass sie - wieder einmal - in Gefahr weilten.
Es passte ihr nicht in den Kram, dass Norly sich von er Gruppe abspalten wollte.
Tjaja...sagst du nun was dazu oder eher nicht? Schwierig nicht wahr? Aber er wird sich in der Zwischenzeit sicher super mit Maura verstehen. Das ist doch toll, oder?
Melinda seufzte leise und warf einen Blick auf Randy. "Ja, ich denke eine Kutsche ist ein guter Plan. Es hat nicht zufällig jemand seine um die Ecke geparkt?"
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Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte - Seite 7 Empty Re: Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte

Beitrag von Darnamur Di Mai 26 2015, 21:22

Randolph reicht es. Endgültig. Er hatte sich zurückgehalten, oder? Er hatte gewartet, geduldig gewartet. Hatte er doch, oder? Seid sie die Halle verlassen hatten, hatte er keine dämliche Bemerkung mehr von sich gegeben. So war es doch, oder? Aber jetzt war sein Geduldsfaden gerissen. Er hatte das Gefühl mit einem Haufen kleiner Kinder hantieren zu müssen. Dankbar nahm der Doktor die Hilfe Melindas an.
„Ja, Norly, was sind sie für ein Mensch, dass sie uns alle opfern?“, meinte er sarkastisch. „Das sie mit ihrem Palavern Leute in den Tod treiben können, habe ich ja schon immer geahnt, aber dass ausgerechnet wir dir eines Tages zum Opfer fallen werden, damit hatte ich nicht gerechnet. Fast muss ich mir Scarface loben: Der bringt solche Angelegenheiten wenigsten relativ kurz und schmerzlos zu Ende.“
Randolph prüfte nochmal kurz die Gegend, aber noch schien die Luft rein zu sein. Gut.
„Ich verstehe beim besten Willen nicht, warum wir hier stehen und diskutieren, während die Polizei auf der Suche nach uns ist. Und nein: Ganz sicher, werde ich sie nicht mit diesem verschlagenem Weib alleine lassen, dass bereits einen von unserer Gruppe auf dem Gewissen hat.“ Das würde dieser alten Schachtel so passen.
Nein, sie würden das anders regeln. Er würde Charles nicht hier zurücklassen. „Ich schlage vor, dass wir uns gemeinsam nach einer Kutsche umsehen. Die wird sich schon irgendwie finden lassen. Und wenn wir uns nicht dämlicher anstellen, als Chief Inspector Drake, sollten wir auch den Kutscher überzeugen können. Dann laden, wir sie...“ Er deutet mit seinem knochigen Finger auf das Wesen namens Maura Thomson. „...bei ihrem Haus ab und sehen zu, dass wir dieses Stadtviertel hinter uns lassen. Das ist mein Vorschlag. Hat jemand einen Besseren?“
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Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte - Seite 7 Empty Re: Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte

Beitrag von Thorgrimm Mi Mai 27 2015, 04:27

Gilbert warf keinen Blick zurück, als er aus der Lagerhalle ins Freie trat und damit die schreckliche Szenerie, die sich darin abgespielt hatte, zumindest physisch hinter sich ließ. Er atmete tief durch und sog die stinkende Großstadtluft dankbar ein, denn zumindest blieb ihm jetzt der Geruch nach Blut, Tod, Wut und Verzweiflung erspart. Auch wenn er noch eine lange Zeit mit dem Tod des Iren zu kämpfen haben würde, versuchte er zumindest symbolisch abzuschließen, indem er die Tür zum Lagerhaus hinter sich zuzog und so eine klare Grenze zwischen sich und dem zu ziehen, was in der Lagerhalle passiert war. Er hatte O'Sullivan nicht gemocht aber selbst dieser aggressive, durchgeknallte Trunkenbold hatte den Tod nicht verdient. Gilbert hätte es lieber gehabt, wenn der Mann auf andere Weise aus seinem Leben getreten wäre.
In tiefe Gedankenschluchten versunken, folgte der Maler dem Rest der Gruppe wie ein Schatten. Es war schon erstaunlich, dass sie alle - insbesondere Ms. Thomson und Norly - in solch einer Situation die Zeit und Kraft fanden, in lange Diskussionen zu verfallen. Gerade war ein Mann getötet worden und sie alle waren in großer Gefahr, indem sie von dem Tatort flohen und trotzdem redeten die beiden, als hätten sie alle Zeit der Welt und als wäre alles in Ordnung. Gilbert würde kein Wort herauskriegen aber damit schien er alleine zu sein. Zumindest Norly schien schon öfters in solchen oder ähnlichen Situationen gewesen zu sein und hatte sich vielleicht ein dickes Fell angeeignet. Seine beiden Begleiter schienen bereits längeren Kontakt mit ihm gehabt zu haben und waren eventuell ebenfalls abgehärtet. Anders konnte sich Gilbert das alles nicht erklären. Vielleicht war er aber auch nur schwach und weich. Vielleicht ließ er den Tod zu nahe an sich heran aber was auch immer der Grund dafür war, dass er solche Probleme damit hatte, die letzten Minuten zu verarbeiten und der Rest nicht, war eigentlich egal.
Es hatte auch etwas Gutes. So musste sich Gilbert um nichts kümmern und konnte sich darauf konzentrieren, nicht komplett zusammenzubrechen. Das war das Letzte, was er jetzt gebrauchen konnte. "Ich hätte es verhindern können." dachte er sich. Seine Gedanken drehten sich immer wieder um dieses eine Thema. Er war bereits für einen Tod verantwortlich und mit dem des Iren kam auch noch ein Zweiter dazu. Er hätte soviel tun können, um das zu verhindern. Angefangen schon im Hause Norlys. Gilbert hatte gewusst, dass der Ire Probleme machen und früher oder später völlig austicken würde. Schon damals hätte er Norly davon überzeugen müssen, dass dieser Mann so schnell wie möglich auf die Straße gesetzt werden sollte.
Der Maler seufzte. Jetzt war alles zu spät. Was ihm blieb waren lediglich sinnlose Gedankenspiele und Vorwürfe. Er hörte der Diskussion zwischen Ms. Thomson und Norly zwar zu aber hing seinen eigenen Gedanken nach und verstand so den Sinn der gehörten Worte nicht. Ins eine Ohr rein und ins andere unverarbeitet heraus. Wenn das alles so weiterging, würde man sie früher oder später sowieso erwischen. Wieder einmal ertappte sich Gilbert dabei, wie er sich fragte, was er hier überhaupt tat. Jetzt würde er sich auch vor dem Gesetz nicht mehr herausreden können. Er war ein Komplize. Er hatte bei Straftaten und Mord zugesehen ohne diese zu verhindern. Er war schuldig.
Immer weiter geriet Gilbert in den Strudel von Selbstmitleid, Selbsthass und Trauer. Er hörte die Gespräche nicht mehr und folgte der Gruppe einfach weiter, ohne wirklich anwesend zu sein. Der Doktor sagte irgendetwas über einen Vorschlag und ob jemand einen Besseren hatte. Gilbert wusste nicht worum es ging. Ihm war es auch vollkommen egal. Er schüttelte einfach den Kopf und hoffte, dass er früher oder später wieder nach Hause kommen würde.
Urlaub. Eigentlich hatte er nur Urlaub machen wollen.
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Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte - Seite 7 Empty Re: Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte

Beitrag von Umbra Do Mai 28 2015, 21:51

Charles‘ Blick durchbohrte Dr. Tremaine finster, als dieser ihn verspottete und sich erdreistete, ihn zurechtzuweisen. Wie erlaubte dieser Mann sich eigentlich, mit ihm zu sprechen? Ein tiefes Grollen rollte über Charles‘ Kehle. Recht hatte der Chirurg zwar, nun war nicht die Zeit für ausschweifende Gespräche, aber das gab ihm noch lange nicht das Privileg, mit Charles so umspringen zu dürfen, ohne dass dies ihm äußerst übel genommen wurde.
Dieser Mann wollte ihn also nicht mit Mrs. Thomson allein lassen und dafür das Risiko, erwischt zu werden, für alle Beteiligten in die Höhe treiben?
„Fein!“, fauchte Charles gereizt und drückte dem Doktor nicht ohne Wucht dessen Tasche in den freien Arm. Das Ding würde er garantiert nicht mitschleppen. Dann stapfte er wütend los.
„Warten Sie hier“, knurrte er noch, ohne sich umzudrehen. Stattdessen konzentrierte er sich darauf, nicht zu sehr zu humpeln, während er seine Hand auf die Stelle legte, an der sich, unter Kleidungsschichten verborgen, die schmerzende Wunde an seiner Seite befand. Er hielt auf die Hauptstraße zu, während der Groll in ihm rumorte. Hier würde sich am ehesten eine geeignete Kutsche finden. An der Häuserecke lehnte sich Charles mit dem Rücken an die Wand und schaute die Hauptstraße hinunter.
Es waren nicht wenige Menschen unterwegs. Passanten, die einen Spaziergang machten oder in sich in einem Tea house eine Pause gönnten (Charles beneidete einen Gentleman, den er durchs Fenster sehen konnte, um den Kaffee und das Gebäck… nicht um die Zeitung, da würde ohnehin nur Scarface-Schund zu finden sein), Lieferanten mit Pferdewagen, Angestellte von Läden, die geschäftig waren… Und einige Kutschen, die auf Aufträge warteten.
Charles legte sich innerhalb von Sekunden einen Plan zurecht. Den Kutscher zu überwältigen und in irgendeiner Seitengasse abzulegen, kam für Charles nicht infrage. Nicht nach dem Schicksal, das den Kutscher (und seinen Freund) Ed Tilling ereilt hatte, nachdem sich Charles dessen Kutsche „geliehen“ hatte. Niemand verdiente es, brutal von oben nach unten (oder umgekehrt) aufgeschlitzt und zur Schau gestellt zu werden. In jener Nacht war Charles unvorsichtig gewesen und Ed hatte dies mit dem Leben gebüßt. Nein, diesmal hatte Charles vor, anders vorzugehen. Eine Ablenkung musste her. Charles ließ seinen Blick an den Häuserfassaden entlangfahren und fand auch sogleich eins der Schilder, nach denen er gezielt Ausschau gehalten hatte. Perfekt.

Sogleich kehrte er der Hauptstraße wieder den Rücken, um den Weg zu nehmen, den er gekommen war.
„Gut“, begann er, sobald er wieder vor dem Rest der Gruppe stand, „hier ist der Plan.“
Charles hielt nicht lange in der Bewegung inne, sondern ging weiter. „Folgen Sie mir.“
Er wählte eine Gasse parallel zur Hauptstraße. Dieser mussten sie einige Schritte folgen und dann wieder in Richtung Hauptstraße abbiegen, um genau bei der Kutsche herauszukommen, die sich Charles ausgesucht hatte. So konnten sie schnell und möglichst ungesehen einsteigen.
„Wir werden uns eine Kutsche“, er formulierte es harmlos, ausborgen. Dazu müssen wir den Kutscher loswerden, denn wir können uns keine unnötigen Zeugen erlauben.“
Hier war er – Tremaine. Nun, da Charles ihn wieder vor sich hatte, konnte er sich die Erwiderung auf dessen beleidigendes Gefasel, die er eben zurückgehalten hatte, nicht mehr verkneifen.
„Selbst Drake würde mir da zustimmen“, fügte er deswegen stichelnd hinzu. „Sie unterschätzen den Mann gewaltig, wenn sie sein Licht unter den Scheffel stellen, Doktor. Er ist ein exzellenter Polizist mit hervorragender Verhaftungsquote.“
Dies äußerte Charles nicht ohne Anerkennung. Kenne und respektiere deinen Feind.
„Seien Sie froh, dass er verpflichtet war, Sie auf Kaution gehen zu lassen“, urteilte er, „und ich so nett, diese Summe zu übernehmen und ihre Freilassung zu organisieren“, ließ er nicht unerwähnt, „sonst hätten Sie momentan gar nicht die Gelegenheit, diesen netten Ausflug mit uns zu unternehmen.“
Genug geärgert. Charles schloss damit gedanklich ab und wandte nun Melinda seine Aufmerksamkeit zu. Bei ihrem Anblick fühlte sich wieder in der Lage, trotz der Wut, die noch in ihm wallte, zumindest schwach zu lächeln.
„Miss“, sprach er sie an, um wieder zu seinem Plan zurückzukommen – er beließ es nun mit Absicht bei unkonkreten Anreden, um keine Namen zu nennen, „würden Sie unseren Freund hier“, er blickte kurz in Gilberts Richtung, „mit sich nehmen, und den ersten Fahrer hier vorn ansprechen?“
Mit einem Blick die Seitengasse hinunter zur Kutsche, die dort direkt an der Einmündung stand, wurde gewiss deutlich, dass er genau den Fahrer dieses Gefährts meinte.
„Sagen Sie ihm, Sie bräuchten eine Fahrt zum Bahnhof. Aber Ihr Gepäck sei so schwer. Bitten Sie ihn, es für Sie an der Rezeption des ‚Chesters‘ abzuholen – das ist ein Hotel die Straße hinunter.“
Das dürfte ihnen zumindest wenige Minuten Zeit verschaffen – Charles gedachte allerdings, das Vorhaben zügiger abzuschließen.
„Sobald er fort ist, muss alles schnell gehen. Sie, Mister“, adressierte er Mr. Wright direkt, „würde ich bitten, auf den Kutschbock zu steigen und unser Fahrer zu sein. Sie finden sich sicher damit zurecht“, war Charles sich sicher.
„Das ist kinderleicht“, behauptete er.
„Ich würde dies ja selbst übernehmen, aber leider bin ich etwas zu auffällig“, entschuldigte er sich, „– genauso wie die junge Dame, oder der Doktor mit seiner Verletzung. Sie, Miss, kommen unterdessen zurück, geben uns Bescheid und helfen mir, den Doktor in den Wagen zu bugsieren. Wir warten in dieser Gasse auf Sie.“
Damit war für ihn alles geklärt. Das war sein Vorschlag zu dieser Sache – und ja, er war besser und durchdachter.
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Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte - Seite 7 Empty Re: Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte

Beitrag von Elli Fr Mai 29 2015, 11:47

Eigentlich wollte Melinda etwas zu dem Disput von Charles und Randy sagen, doch wie immer saß sie zwischen zwei Stühlen. Hätte Sie etwas gesagt, hätte es wohl gegen beide gehen müssen, doch bevor sie dazu kam, war Charles auch schon weggestampft. Als sie seinen Bewegungsablauf sah, fand sie jedoch dass nicht nur Randy eine Kutsche brauchte, sondern auch Norly. Aber da würde er sicherlich nicht gerne hören. Abgesehen von der Tatsache, dass die beiden eine bequemere Reisemöglichkeit brauchten, als zu Fuß unterwegs zu sein, wollte auch Melinda lieber fahren als laufen. Den Vorschlag den Charles machte, als er wieder kam, wollte sie sofort in die Tat umsetzen. Sie blickte zu Wright und nickte. Sie hoffte er würde sich nicht querstellen und machte sich bereits auf den Weg zu dem Stück der Begierde. Unterwegs richtete sie sich mit ein paar Handgriffen die Frisur.
Sie hoffte sie sah nicht allzu abgekämpft aus und immerhin war sie fast nüchtern, dass der Plan funktionieren könnte.
"Hallo? Sie? Bitte entschuldigen Sie, aber es sieht so aus als sei diese Kutsche noch frei. Ich bin so froh sie gefunden zu haben, Mister." säuselste sie in bester Hurenmanie und klimperte mit den Wimpern. "Ich muss dringend zum Bahnhof, meine Schwester heiratet! Was eine Trouble, wenn ich nicht pünktlich bin, enterbt mein ehrwürdiger Vater mich sicherlich. Aber mein Gepäck ist so schwer, ich kann es kaum tragen. Was man alles braucht, wenn man verreist. Ich habe alleine vier Paar Schuhe bei mir! Schauen Sie bloß wie ich ausschaue, ich habe mich schon so abgemüht, aber ich bin einfach zu schwach." Schuhe waren teuer und nur die wenigstens Menschen besaßen mehr als ein Paar. Zu suggerieren sie hätte alleine vier Stück im Gepäck bei sich machte den Anschein nach Vermögen, von dem Melinda selbst nur träumen konnte. Ihr Hinweis wie schwach sie war, war der Plan an das "Heldentum" von Männern zu appelieren. Gab man sich verletzlich, bekam man häufig was man wollte.
"Würden Sie es bitte für mich an der Rezeption des Chesters abholen? Das wäre unheimlich nett von Ihnen und ich würde mich selbstverständlich erkenntlich zeigen." Nun setzte sie ein charmantes Lächeln auf um auf ein fettes Trinkgeld hinzuweise und keinerlei körperlichen Dienste. Sie war gespannt, ob der Kutscher das Angebot annehmen würde.
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Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte - Seite 7 Empty Re: Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte

Beitrag von Darnamur Fr Mai 29 2015, 14:56

Er hatte damit gerechnet, dass Norly beleidigt sein könnte, aber dass ihn seine Worte so sehr in Zorn versetzen würden, damit hatte er nicht gerechnet. Schmerz durchzuckte ihn, als ihm der Arztkoffer gegen die Hüfte schlug, während er versuchte, ihn mit dem Arm zu fixieren. Danke, du Bastard. Er stierte Charles etwas mürrisch hinterher. Immerhin setzte er sich nun mal in Bewegung. Und das war auch gut so. Zumindest von den anderen Anwesenden, hatte wohl doch noch der ein oder andere vor, noch ein wenig länger zu leben.
Als Charles wieder zurückkehrte, machte er sich daran, ihm hinterherzuhumpeln. Bin ja mal gespannt, was der Gute vorhat. Eine Kutsche ausborgen…das hörte sich dezent dämlich an. Einen Kutscher zu überzeugen, wäre wohl die einfachere Lösung gewesen. Charles hätte ja nicht unbedingt sein Gesicht zeigen müssen. Aber na gut, würden sie eben eine weitere Straftat begehen. Bei dem Kommentar, Drake wäre ein exzellenter Polizist, konnte Randolph ein trockenes Lachen allerdings nicht zurückhalten. Diese Befragung war seiner Meinung mehr als schlampig abgelaufen.
Was die Kaution anging…ja, Charles war dafür aufgekommen. Aber wer war überhaupt erst Schuld daran, dass er in diese ganze Sache hineingezogen wurde? Er, Norly. Und Stirling, in gewisser Hinsicht. Wenn Norly seiner Hilfe überdrüssig wurde, konnte er ihn ja gerne loswerden. Randolph blickte finster und ein wenig genervt zu ihrem Anführer herüber, während dieser seinen Plan erläuterte. Das klappt todsicher. Ich fresse einen Besen…
„Sagen sie…“, meinte Randolph zu Norly, während sie in Deckung zurückblieben. „…glauben sie das dieser Herr…“ Er wollte es vermeiden, Wrights Namen vor der alten Schachtel zu erwähnen. „…jemals in seinem Leben eine Kutsche gesteuert hat? Oder überhaupt jemals etwas mit Pferden zu tun hatte?“ Für ihn schien die Sache klar. Selbst wenn sie es schafften, an die Kutsche heranzukommen, würden sie vermutlich nicht sonderlich weit damit kommen. Aber Norly meinte es ja wieder einmal besser zu wissen.
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Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte - Seite 7 Empty Re: Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte

Beitrag von Umbra Sa Mai 30 2015, 18:35

Charles war schlecht gelaunt. Dass er trotz der Anspannung und seines körperlich nicht idealen Zustands dafür sorgte, dass sich ihre Lage nicht noch zusätzlich verschlimmerte, wurde ihm natürlich nicht gedankt. Dr. Tremaine schien in diesen Minuten tatsächlich verzweifelt auf Ärger aus zu sein – als wäre es auch ohne die ständigen Sticheleien des Chirurgen nicht nervenaufreibend genug!
Wenigstens Melinda machte sich bereitwillig auf, um für die geplante Ablenkung zu sorgen, aber Tremaine konnte es unterdessen offenbar nicht sein lassen, Charles zu kritisieren.
„Jetzt tun Sie nicht so, als sei das eine unlösbare Aufgabe“, antwortete Charles mürrisch, als Randolph Gilbert als Schwachstelle in Charles‘ Plan zu deklarieren versuchte. Er selbst erwartete auch nicht, dass Mr. Wright im Steuern von Kutschen bereits bewandert war.
„Jeder Depp kann Zügel halten und diesen Biestern gut zureden“, äußerte Charles unwirsch. „Ich bin zuversichtlich, dass auch unser Freund dazu in der Lage ist. Das ist keine komplizierte Wissenschaft, sondern verlangt lediglich einen Blick für den übrigen Verkehr und den nötigen Verstand dazu, rechtzeitig zu lenken oder anzuhalten, bevor ein Unfall geschieht.“
Der vorwurfsvolle Ton des Doktors missfiel Charles.
„Es ist nicht so, als würde ich mir keine Gedanken machen“, stellte er klar. „Sehen Sie: Die Vorteile, eine Kutsche zu stehlen, wiegen die Nachteile, die dies mit sich bringt, bei Weitem auf. Bedenken Sie, dass jeder Zeuge eine Gefahr für uns alle darstellt. Wenn ich hier in Manchester öffentlich in Ärger verwickelt werde, in welcher Form auch immer, wird das für uns alle mehr als nur unangenehm. Unsere Situation hier ist von Grund auf anders als in London.“
Nein, Manchester war wirklich nicht London. Hier waren die Fluchtmöglichkeiten stark eingeschränkt. Charles erwartete jedoch nicht, dass Tremaine das verstand. Tremaine wusste überhaupt nichts.
„Das hier ist sicher nicht der richtige Zeitpunkt, um Ihnen ausführliche Erklärungen über das Wieso und Warum darzulegen“, unterband Charles in diesem Moment eine Nachfrage. Bedeutend warf er einen Blick in Mrs. Thomsons Richtung.
Nicht vor ihr.
„Nehmen Sie meine Worte als gegeben hin – und nehmen Sie sie ernst“, fuhr Charles fort. „Ihre fortwährende Skepsis ist unserer Sache gewiss nicht zuträglich. Vertrauen Sie meinem Urteilsvermögen. Ich brauche ihn“, Mr. Wright, „als unseren Kutscher. Nur ihn. Und dass ich ihn brauche, bedeutet auch, dass Sie ihn brauchen“, betonte er. „Sie werden früh genug verstehen, warum andere Optionen für mich keine Option sind. Dieser Weg ist der sicherste.“



Melinda hatte unterdessen Glück: Es hatte sich noch niemand vorgedrängelt. Außerdem schien der Kutscher, ein junger, blonder Kerl mit gestutztem, sich kräuselnden Bart, sofort recht angetan von ihr zu sein. Er wagte nicht, sie mit aufdringlichen Blicken zu begaffen, aber er schien sich sichtlich sofort an der Ehre gepackt zu fühlen, als die junge, vermeintliche Lady ihm schmeichelte, als sie indirekt um die Unterstützung seiner starken Arme bat.
Die Aussicht auf ihre Erkenntlichkeit ließ ihn nur noch freundlicher Lächeln und seine Augen aufblitzen – er wähnte sich im Glück.
„Selbstverständlich, Madam. Sofort, Madam“, antwortete er mit einer eifrigen, überhöflichen Verbeugung und eilte sogleich in Richtung Chesters davon. Vermutlich würde er nicht mehr in Hochstimmung sein, wenn er ohne das nicht existierende Gepäck zurückkommen und auch noch seine Kutsche nicht mehr vorfinden würde.
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Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte - Seite 7 Empty Re: Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte

Beitrag von Leo Sa Mai 30 2015, 20:56

Eigentlich hatte Maura beschlossen, sich von nun an nicht mehr so unhöflich zu verhalten. Norly wirkte sehr angespannt, und sie war nicht diejenige, die diese Erregtheit zu spüren bekommen wollte – auch, wenn sie freilich nichts dagegen hatte, dass er sie an dem Doktor ausließ. Doch das, was die beiden jetzt trieben, war einfach lächerlich.
Sie versuchte, betont gelangweilt zu klingen, dennoch konnte sie sich eines süffisanten Grinsens nicht erwehren. „Meine Herren, bitte halten Sie sich nicht zurück, Mr Wright beim Namen zu nennen.“ Ihr Blick ruhte auf dem, was die junge Frau bei der Kutsche tat, doch sie hätte gerne das Gesicht des Doktors gesehen. „Diesen Fehler haben Sie bereits begangen, Doktor. Aber im Ernst, was denken Sie, was ich mit Ihrer aller Namen anstellen könnte? Ich habe Ihnen bereits deutlich gemacht, dass ich nicht zur Polizei gehen werde. Nicht, dass es denen etwas brächte – diese Dummköpfe haben Mr Norlys Namen bereits seit mehreren Wochen, und trotzdem ist er noch auf freiem Fuß.
Bis auf diesen kleinen Kommentar hielt sie sich jedoch zurück. Es überraschte sie ein wenig, dass Norly, ohne einen Moment zu zögern eine Straftat beging, beziehungsweise sie anordnete und billigte. Nicht, dass es die Gefängniszeit verlängern würde, die ihn im Falle des Falles erwarten würde; auf Charles Norly wartete mit Sicherheit der Galgen.
Zumindest, bis seine Unschuld bewiesen war, falls es etwas zu beweisen gab.
Maura hatte – natürlich – keine Aufgabe zugedacht bekommen und hatte daher nicht recht etwas zu tun, doch das machte ihr nichts aus; als jahrelange Hausfrau war sie Langeweile gewohnt. Sie hatte nie verstanden, wie andere Frauen sich mit solch profanen Dingen wie Stricken oder Kochen ablenken konnten; sie selbst hatte dem nie viel abgewinnen können und lieber gelesen oder an ihren neuesten Romanentwürfen geschrieben. Harold hatte das nie gefallen, aber er hatte sie meistens gewähren lassen; wenigstens eine Sache, die man ihm zugutehalten musste.
Sie wippte auf ihren Fußballen. Die junge Frau ließ sich Zeit. Maura konnte es von ihrem Standpunkt aus nicht gut sehen, doch bisher schien alles glatt zu laufen. Immerhin.
Warum machte sie sich eigentlich so viele Gedanken? Sie selbst hatte doch keinerlei Probleme; wenn man Norly und seine Truppe aufreiben würde, würde sie es schon schaffen, sich herauszureden, und den Weg nach Hause würde sie auch finden. Doch irgendetwas in ihr wollte, dass diese seltsamen vier Gestalten … Erfolg hatten. Wo kam das plötzlich her? Sie war nie ein sehr mitfühlender Mensch gewesen, und auf einmal fing sie damit an? Sehr seltsam. Doch sie hatte das merkwürdige Gefühl, dass sie irgendetwas mit dieser Gruppe verband.
Klar. Sie war eine Mörderin, und sie zweifelte nicht wirklich daran, dass auch einige der hier Anwesenden Menschen auf dem Gewissen hatten.
Hier war sie unter ihresgleichen.
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Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte - Seite 7 Empty Re: Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte

Beitrag von Darnamur Sa Mai 30 2015, 23:56

„Aha“, knurrte Randolph zurück. Dass ihn Norly mehr oder weniger als Idioten bezeichnete, war natürlich äußerst charmant. Das waren ihm die liebsten Argumentationen. Es ist so und wer es nicht akzeptiert, muss zweifelsohne dämlich sein. Diese Logik geht mir ein, Charles Norly. Dumm nur, dass du mich nicht einfach nur zu schwafeln kannst, wie du es gerne tätest, hmm? Du scheinst mir insgesamt nicht besonders kritikfähig, mein Teuerster.
„Dann bin ich vermutlich ein Depp, wenn sie das sagen. Sicher würde ich die Zügel halten können und mit den Viechern reden können, aber ob sie mir zuhören würden, das ist die andere Frage. Und wie ich so ein Gefährt durch den Straßenverkehr lenken sollte, weiß ich auch nicht.“
Aber Charles hatte Recht. Er wollte jetzt ebenfalls nicht alles vor Mrs. Thompson besprechen. Und er würde sich an diesen Plan halten, auch wenn er sich nicht sicher war, wie gut er funktionieren würde. Dennoch konnte er nicht anders, als etwas zu erwidern, als Norly auf sein Urteilsvermögen zu sprechen kam, dass sie wohl lobpreisen sollten.
„Und es tut mir Lied, Mr. Norly, aber mein Vertrauen in sie ist ein wenig erschüttert, seit sie unseren irischen Kameraden mit zu dieser Halle geschleppt haben.“ O’Sullivan war ihm schon von Anfang an, als eine verkommene Gestalt vorgekommen. Er soff, er stank, er fuchtelte aggressiv mit seiner Waffe herum. Doch das hätte er noch hinnehmen können. Man sollte Menschen ja eine zweite Chance geben. Doch als der Ire am nächsten Morgen auf ihn losgegangen war, mit der klaren Absicht ihn zu verstümmeln, war für ihn das Maß gefüllt gewesen. Dieser Kerl war nichts anderes als ein labiler Kranker und jetzt hatten sie ihn abgeschlachtet wie ein Schwein. Es gab Randolphs Meinung nach keinen logischen Grund, diesen Verrückten mitzunehmen, aber Norly musste ja darauf beharren.
Melinda schien unterdessen ihre Arbeit gut gemacht zu haben, denn der Doktor konnte sehen, wie sich ihr Opfer- der Kutscher- zu entfernen begann. Wunderbar. Randolph ermahnte sich dazu, sich nun auf das Wesentliche zu konzentrieren. „Sie haben Recht. Reden wir später weiter…“
Und dann war da natürlich noch Thompsons Kommentar. Er sah ihr ins Gesicht. Dieses widerwärtige, genüssliche Grinsen, das in ihm ungeheure Aggressionen hervorrief. Fast schon verstand er den Iren, der der Alten eine verpasst hatte. Dieses Weib, diese dämliche, alte Schachtel reizte ihn bis aufs Blut. Und dann mussten natürlich auch noch ihre altklugen Erklärungen kommen. Randolph reichte es. Er hatte wirklich keine Geduld mehr mit dieser Frau. Ja, es war ein Fehler von ihm gewesen. Im Eifer des Gefechts, hatte er wohl nicht mehr daran gedacht. Er hatte es selbst schon vergessen gehabt, dass er Wrights Namen erwähnt hatte. Aber dann musste sie auch noch darauf hinweisen. Es bereitete der alten Schachtel Vergnügen, zweifelsohne.
Das war so dämlich. So unfassbar dämlich. Warum? Warum musste sie darauf hinweisen? Glaubte dieses Weib, das alles hier sei nur ein witziges Spiel? Glaubte sie, dass es gut war, eine Mitwisserin zu sein? Und dass sie die beiden Männer aus der Lagerhalle als Dummköpfe bezeichnete machte die Situation auch nicht besser. Dort sollte auch dein Platz sein, Thompson, dachte er zornig, während er die Zähne aufeinanderpresste. Er musste sich zurückhalten. Wenn er dieses dreiste Weibstück jetzt verbal angriff, würde das nichts bringen, rein gar nichts, so befriedigend es auch für den Doktor wäre. Nur noch ein klein wenig, dann bist du sie los.
Dieser Gedanke half ihm, etwas ruhiger zu bleiben. Eine Antwort konnte er sich aber nicht ersparen: „Danke für den Hinweis, Mrs. Thompson. Natürlich konnte das Ihnen, bei ihrem überragenden Intellekt, nicht entgehen“
Man konnte eindeutig den Zynismus in seiner Stimme erkennen. Randolph war sich sicher, dass die alte Schachtel wieder irgendeine dämliche Bemerkung  hervorbringen würde, doch das war ihm nun auch egal. Am Besten war es vielleicht sie einfach zu ignorieren, aber womöglich war das auch genau das, was sie wollte. Norly würde vermutlich auch kritisieren, dass er sich nicht wie ein Gentleman benahm. Doch dem Doktor war das nun gleichermaßen scheißegal. Er war zornig. Auf Norly, auf Thompson, auf sich selbst. Und das war ihm auch anzusehen.
Mürrisch begann er auf die Kutsche zuzuhumpeln. Ohne Krückstock und Stütze war das relativ schmerzhaft, aber er würde einen Teufel tun und Norly nun um Unterstützung bitten.
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Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte - Seite 7 Empty Re: Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte

Beitrag von Leo So Mai 31 2015, 01:00

Maura war ein wenig überrascht, wie heftig der Doktor auf ihre Worte reagierte. Hatte sie es zu weit getrieben? Oder gehörte dieser Mann zu der leicht reizbaren Sorte?
Natürlich, sie verhielt sich schon aufmüpfig und dreist, seit sie den Mann in der Lagerhalle mit ihrer Waffe bedroht hatte. Offenbar reichte es dem Doktor, und irgendwie konnte sie ihn verstehen. Andererseits musste sie zugeben, dass es ihr eine gewisse diabolische Freude bereitete, ihn zu reizen … trotzdem war es jetzt an der Zeit, damit Schluss zu machen.
Ihr lag ein spöttisches ‚Gern‘ auf der Zunge, doch sie sagte nichts. Es war (für sie) klar, dass sie diesen Disput ‚gewonnen‘ hatte, wenn man das so nennen konnte. Der Doktor war sichtlich gereizt, wurde sogar schon ausfallend. Nicht gerade die besten Voraussetzungen also, um sie im Auge zu behalten. Nur würde ihr das wahrscheinlich nichts bringen, solange Norly noch hinter ihr war.
Maura blickte dem Doktor hinterher, dann schweifte ihr Blick zu der inzwischen herrenlosen Kutsche. Nun denn. Sie hatte eigentlich keine andere Wahl, als dort einzusteigen; da sie sich ohnehin beeilen sollten, war es höchste Zeit, sich auf die Hauptstraße zu wagen. Sie warf einen kurzen Blick über die Schulter, als sie losging, um Norly die Möglichkeit zum Widerspruch zu geben, doch wenn er nichts sagen würde, würde sie sich selbstständig zu der Kutsche begeben.
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Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte - Seite 7 Empty Re: Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte

Beitrag von Umbra So Mai 31 2015, 18:29

Dr. Tremaine machte es immer noch nicht besser. Nein, dieser Mann konnte das Diskutieren nicht sein lassen – und Charles war von Natur aus ebenfalls recht diskussionsfreudig. Er ließ kaum etwas auf sich sitzen. Genau das hatte ihn in seine aktuelle Situation gebracht. Hill hatte ihn provoziert, er war darauf eingegangen – und das Unheil hatte seinen Lauf genommen.
In dieser Situation würde Charles jedoch nicht die Kontrolle entrinnen. Er ließ sein Ziel nicht aus den Augen. Daran änderte auch nicht, dass der Doktor es nicht lassen konnte, ihn zu reizen. Dass dieser es sich nicht verkneifen konnte, Charles die Schuld für die Verfehlungen Matthew O’Sullivans zu geben.
Allerdings machte Mrs. Thomson auch nicht gerade auf positive Weise auf sich aufmerksam, indem sie ihnen unter die Nase rieb, dass sie sich Mr. Wrights Namen bereits gemerkt hatte. Ihr gefiel es offenbar, Zwietracht zu sehen.
„Gehen Sie einfach vor und steigen in den Wagen ein, Madam“, forderte Charles sie auf, als sie Anstalten machte, loszugehen und sich, anscheinend um Erlaubnis bittend, nach ihm umsehen.
„Wir sind sofort bei Ihnen und erfreuen Sie wieder mit unserer Gesellschaft“, kündigte er mit einem grimmigen Lächeln an. „Aber erinnern Sie sich, was ich Ihnen gesagt habe: Denken Sie nicht einmal daran, uns Ärger zu bereiten. Sie würden es bereuen.“
Sein Tonfall war freundlich, das bedeutete aber nicht, dass dies nicht als ernst gemeintes Versprechen gemeint war.

Anschließend wandte Charles sich wieder Dr. Tremaine zu. Gemächlich ging er neben dem stark humpelnden und entsprechend langsamen Mann her.
„Würde ich Personen nach Ihrem Maß messen, hätte ich Sie auch nicht mitgenommen“, fuhr er nahtlos ihren kleinen Disput fort. „Ich habe nicht vergessen, was Sie mir gegenüber bei unserem ersten Treffen gestanden haben“, rief er dem Arzt in Erinnerung, „und auch nicht, dass Sie mich kurz zuvor im Schlaf überfallen haben – aber bin ich nachtragend? Nein. Habe ich Sie der Polizei überlassen? Nein. Und das, obwohl Sie mir eigentlich recht egal sein könnten – sehe ich das falsch?“
Charles seufzte. Er konnte es diesem Mann wohl schwer rechtmachen. Aber die Schuld für die jüngsten Ereignisse wollte er wirklich nicht auf sich nehmen. Nicht komplett, jedenfalls.
„Denken Sie nicht, es wäre mir kein Ärgernis gewesen, mich für den Kompromiss zu entschließen, Mr. O’Sullivan mitzunehmen, aber ich hätte ihn keinesfalls in unserer Bleibe zurückgelassen können“ – Gott bewahre! – „und fortschicken konnte ich ihn auch nicht. Ihm habe ich noch weniger vertraut als demjenigen, denen diese ganze Farce in dieser Halle zu verdanken haben“ – verfluchter Stirling! – „– und Sie wissen selbst, was es uns eingehandelt hat, ihn unbeaufsichtigt gelassen zu haben.“
Alan seinen Willen zu geben, war eindeutig ein Fehler gewesen. Charles bereute nun, diesen Mann in London nicht aus dem Verkehr gezogen zu haben. Der Schaden war angerichtet. Und weiterer könnte folgen. Wer wusste schon, was Stirling sich noch einfallen ließ, um seinen Verrat zu vollenden?
„Ich hätte mir bei Gelegenheit schon etwas Akzeptables und zugleich Unblutiges einfallen lassen“, rechtfertigte sich Charles, obwohl dazu, seiner Meinung nach, eigentlich keine Notwendigkeit bestehen dürfte.
„Dafür war gestern Nacht und heute Morgen einfach keine Zeit übrig. Wir hätten unsere vielleicht einzige Chance vergeudet, diese Attentäter dingfestzumachen. Ich musste abwägen“, knurrte er zerknirscht.
„Wie hätte ich ahnen können, dass dieser Ire vollkommen die Fassung verlieren würde? Dass er uns um jeden Preis verletzen wollen würde? Es war fast so, als wollte er erschossen werden. Sie haben es selbst gesehen. Hätte er eingehalten, anstatt auch Sie ermorden zu wollen, würde er jetzt in Fesseln auf die Polizei warten, anstatt zu erkalten. Das wäre eine saubere Lösung gewesen. Wer hätte ihm schon Glauben geschenkt?“
Es war nicht ideal gelaufen. Charles blickte den Doktor stirnrunzelnd an.
„Nun lassen Sie sich von mir helfen – Ihr Anblick ist ja nicht auszuhalten!“
Zum Glück kam Melinda ihnen bereits entgegen. So weit, so gut.
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Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte - Seite 7 Empty Re: Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte

Beitrag von Thorgrimm Do Jun 04 2015, 02:48

Langsam aber sicher war Gilbert alles egal - er konnte ja sowieso nicht viel an seiner Situation ändern, wenn er den Kontakt zu Norly und den anderen nicht komplett abbrechen wollte. Die Frage war, ob ihm überhaupt eine Wahl gelassen wurde. Wenn er sich jetzt gegen den Plan aussprechen und einfach gehen würde, würde man ihn aufhalten? Zur Not auch mit Gewalt? Schließlich wusste er zu viel und konnte zu einer Gefahr werden. Das er nicht zur Polizei gehen wird, hatte man ihm ja anscheinend sowieso nicht abgenommen aber bei solchen Unternehmen, wie dem, welches sie gerade hinter sich hatten, waren ein bisschen Paranoia und Misstrauen sicherlich nicht falsch angebracht. Außerdem war da immer noch der Wunsch, herauszufinden, wer wirklich Scarface war. Norly war zwar nicht unschuldig und hatte garantiert Dreck am Stecken aber ein Massenmörder war er nicht. Vielleicht waren es auch einfach nur Neugierde und der Wunsch, dass Norly zumindest etwas Gerechtigkeit widerfuhr - als gesuchter, verrückter Serienmörder zu gelten war sicherlich kein einfaches und entspanntes Leben.
Gilbert folgte also Melinda und hielt sich während ihrer recht überzeugenden Darbietung im Schatten der nächsten Gasse. Zum Einen wollte er nicht, dass der Fahrer auf falsche Gedanken kam und dazu riet, dass er das Gepäck holen sollte und zum Anderen brauchte er die Zeit, um sich mit der Vorstellung anzufreunden, eine Kutsche zu lenken. Solch ein Gefährt in Anspruch zu nehmen und es zu lenken, waren schließlich zwei grundverschiedene Dinge. Auch wenn er schon des öfteren eine Kutsche benutzt hatte, war es immer anderen Personen überlassen worden, die Drecksarbeit zu übernehmen. Schließlich war Gilbert ein echter Wright und musste sich nicht um solche Dinge kümmern. Allerdings waren dies hier neue Zeiten und vielleicht war es angebracht, den anderen endlich zu zeigen, dass auch er helfen konnte. im Lagerhaus hatte er sich zurückgehalten und nur etwas getan, wenn es verlangt wurde. Das sollte sich jetzt ändern.
Nachdem der Kutscher schließlich verschwunden war - der arme Mann tat Gilbert wirklich Leid - schälte sich der Maler aus den Schatten der Gasse und ging auf die Kutsche zu. Ein kurzer Blick über die Schulter bestätigte, dass auch der Rest auf dem Weg war. "Also gut... mach jetzt keine Fehler." dachte er sich und warf seinen Passagieren einen freundlichen Blick zu. "Die Damen und Herren dürfen es sich jetzt in der Kutsche gemütlich machen. Wo darf ich Sie hinbringen?" fragte er und verbeugte sich spaßeshalber leicht. Nachdem er die Antwort abgewartet hatte, wandte er sich aber um und konzentrierte sich auf seine Arbeit. Gesehen, wie jemand eine Kutsche fährt, hatte er schon des Öfteren. Vielleicht konnte er dieses Wissen ja ganz einfach adaptieren. Bevor er sich auf seinen Platz begab, ging er zu den Pferden und versuchte sie mit Streicheleinheiten und leisen Worten zu beruhigen. Schließlich konnte es aber losgehen und Gilbert war bereit zu tun, was getan werden musste.
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Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte - Seite 7 Empty Re: Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte

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