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Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte
+2
Umbra
Sensemann
6 verfasser
Seite 1 von 18
Seite 1 von 18 • 1, 2, 3 ... 9 ... 18
Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte
Charles sank ein wenig in seinem Sessel zurück und stellte sein kaum angerührtes Whiskeyglas, es noch festhaltend, auf der Lehne des hochwertigen Polstermöbels ab. Auch wenn das prasselnde Feuer viel zur heimeligen Atmosphäre, die dieses Zimmer versprühte, beitrug, welches mit Wärme und gemütlichem Licht gefüllt war, neben dem dunkelholzigen Mobiliar, den schweren Vorhängen vor den Fenstern, den Landschaftsgemälden, dem Klavier und dem Gewehr über dem Kamin, war das Gesprächsthema dieser Runde alles andere als angenehmer Tobak, bei dem locker-gesellige Stimmung aufkam.
Daran war Charles nicht unschuldig, dessen war er sich bewusst, aber es wurde Zeit, nicht nur Mr. Wright und Mr. O’Sullivan dazu zu bewegen, der Realität ins Auge zu blicken: Sie alle mussten sich bewusst werden oder sich wieder ins Bewusstsein rufen, dass ihre Anwesenheit an diesem Ort nichts Vergnügliches an sich hatte oder ihrer aller Lage Platz für eigene Wünsche offenließ.
„Worauf ich hinausmöchte, ist, was diese, nun unser aller Angelegenheit an sich hat; und das ist Folgendes: Sie hat keinen guten Anfang genommen, aber selbst wenn sie schlussendlich doch ein gutes Ende nehmen sollte“, das stand noch in den Sternen, „ist der Weg dorthin beschwerlich. Tödlich. Sie können sich dem nicht entziehen, selbst, wenn Sie es wollten.“
Es war zu spät. Bereits fünf nach Zwölf. Die Sache war ins Rollen gekommen und ließ sich nicht ohne weiteres anhalten – denn dazu wäre es essentiell, sich erst einmal über die Antworten zu den großen Fragen klar zu werden, die im Raum standen: Wer, wie, mit wem, warum? Charles selbst arbeitete noch an einem Durchbruch, was das betraf. Momentan konnte er noch nicht einmal mit Sicherheit sagen, welchem Zweck die Scarface-Mordserie diente. Er hatte mehrere Theorien, ja, aber eigentlich machte in keinen seiner Überlegungen Sinn, dass so viele Menschen bereits grausam hingeschlachtet wurden. Die beiden Polizisten am Anfang hätten vollkommen ausgereicht, um den (angeblichen) Mörder einen Galgengang zu bescheren. Charles wusste, dass er bisher etwas übersehen hatte, und er brauchte unbedingt Antworten. Dass er diesen bereits näher gekommen war, schien sich daran bemerkbar zu machen, dass er selbst und Menschen in seiner Umgebung zur Zielscheibe wurden. Sein Gegner oder seine Gegner mochten scheinbar nicht, dass er ihnen hinterherforschte.
Charles bedachte seine Gesprächspartner mit einem nachdenklichen Blick. Waren sie den Strapazen gewachsen, die nun vor Ihnen stehen würden? Konnte er sich auf Sie verlassen, wenn es darauf ankam, oder würden sie ihm in den Rücken fallen?
„Ich werde Sie nicht aufhalten, wenn Sie gehen wollen“, richtete Charles sich gerade an Mr. Wright, der geäußert hatte, sich in sein Leben zurückziehen zu wollen, aber meinte auch Mr. O’Sullivan, „allerdings bitte ich Sie, das zu überdenken. Bleiben Sie hier und seien Sie meine Gäste. Wenigstens für diese Nacht, sodass wir alle noch einmal darüber schlafen können, bevor wir etwas Unüberlegtes tun und wieder jemand aus purem Leichtsinn verletzt wird oder sterben muss. Ich will Sie vor den Leuten beschützen, die nun wahrscheinlich auch Sie ins Visier genommen haben – allerdings ist mir das nur möglich, wenn Sie sich dem nicht verschließen.“
Vielleicht schafften klare Worte und ein um Vernunft bittender Ton, die Gefahr zu begreifen und nicht als Gerede eines Mannes anzusehen, der auf der Flucht war und deswegen ohnehin sehr misstrauisch vorgehen musste.
„Sehen Sie, die Morde, die bereits verübt wurden, waren keine Zufallstaten. Ich werde beobachtet und verfolgt. Man lässt mich spüren, dass man Groll gegen mich hegt. Nur feigerweise lassen diese Schurken dies nicht allein an mir aus, sondern an Unbeteiligten… und an Menschen, mit denen ich Kontakt hege. Diese Hunde werden aggressiver und vorwitziger. Das ist gefährlich für jeden von uns. Allerdings zeigt das auch, dass wir denen bereits ungemütlich werden. Wir sind auf dem richtigen Weg. Und die vielversprechendste Spur momentan ist, weil sie die frischeste ist, die beiden Attentäter dieser Nacht.“
Charles ließ seine Worte mit diesem noch offen gelassenen Denkanstoß enden. Er hatte viel geredet – nun war es an den anderen, eine möglichst überlegte Antwort zu geben. Viel mehr, als darum zu bitten, ihn ernst zu nehmen, konnte Charles nicht tun. Ihm fehlte die Kraft, jemanden zu zwingen, bei ihnen zu bleiben. Nicht heute Nacht noch.
Nun widmete er sich seinem Glas Whiskey, das er nicht allzu eifrig leerte. Das Brennen in der Kehle, der würzige Geschmack und die Wärme, die sich in seiner Brust ausbreitete, fühlten sich gut an.
Daran war Charles nicht unschuldig, dessen war er sich bewusst, aber es wurde Zeit, nicht nur Mr. Wright und Mr. O’Sullivan dazu zu bewegen, der Realität ins Auge zu blicken: Sie alle mussten sich bewusst werden oder sich wieder ins Bewusstsein rufen, dass ihre Anwesenheit an diesem Ort nichts Vergnügliches an sich hatte oder ihrer aller Lage Platz für eigene Wünsche offenließ.
„Worauf ich hinausmöchte, ist, was diese, nun unser aller Angelegenheit an sich hat; und das ist Folgendes: Sie hat keinen guten Anfang genommen, aber selbst wenn sie schlussendlich doch ein gutes Ende nehmen sollte“, das stand noch in den Sternen, „ist der Weg dorthin beschwerlich. Tödlich. Sie können sich dem nicht entziehen, selbst, wenn Sie es wollten.“
Es war zu spät. Bereits fünf nach Zwölf. Die Sache war ins Rollen gekommen und ließ sich nicht ohne weiteres anhalten – denn dazu wäre es essentiell, sich erst einmal über die Antworten zu den großen Fragen klar zu werden, die im Raum standen: Wer, wie, mit wem, warum? Charles selbst arbeitete noch an einem Durchbruch, was das betraf. Momentan konnte er noch nicht einmal mit Sicherheit sagen, welchem Zweck die Scarface-Mordserie diente. Er hatte mehrere Theorien, ja, aber eigentlich machte in keinen seiner Überlegungen Sinn, dass so viele Menschen bereits grausam hingeschlachtet wurden. Die beiden Polizisten am Anfang hätten vollkommen ausgereicht, um den (angeblichen) Mörder einen Galgengang zu bescheren. Charles wusste, dass er bisher etwas übersehen hatte, und er brauchte unbedingt Antworten. Dass er diesen bereits näher gekommen war, schien sich daran bemerkbar zu machen, dass er selbst und Menschen in seiner Umgebung zur Zielscheibe wurden. Sein Gegner oder seine Gegner mochten scheinbar nicht, dass er ihnen hinterherforschte.
Charles bedachte seine Gesprächspartner mit einem nachdenklichen Blick. Waren sie den Strapazen gewachsen, die nun vor Ihnen stehen würden? Konnte er sich auf Sie verlassen, wenn es darauf ankam, oder würden sie ihm in den Rücken fallen?
„Ich werde Sie nicht aufhalten, wenn Sie gehen wollen“, richtete Charles sich gerade an Mr. Wright, der geäußert hatte, sich in sein Leben zurückziehen zu wollen, aber meinte auch Mr. O’Sullivan, „allerdings bitte ich Sie, das zu überdenken. Bleiben Sie hier und seien Sie meine Gäste. Wenigstens für diese Nacht, sodass wir alle noch einmal darüber schlafen können, bevor wir etwas Unüberlegtes tun und wieder jemand aus purem Leichtsinn verletzt wird oder sterben muss. Ich will Sie vor den Leuten beschützen, die nun wahrscheinlich auch Sie ins Visier genommen haben – allerdings ist mir das nur möglich, wenn Sie sich dem nicht verschließen.“
Vielleicht schafften klare Worte und ein um Vernunft bittender Ton, die Gefahr zu begreifen und nicht als Gerede eines Mannes anzusehen, der auf der Flucht war und deswegen ohnehin sehr misstrauisch vorgehen musste.
„Sehen Sie, die Morde, die bereits verübt wurden, waren keine Zufallstaten. Ich werde beobachtet und verfolgt. Man lässt mich spüren, dass man Groll gegen mich hegt. Nur feigerweise lassen diese Schurken dies nicht allein an mir aus, sondern an Unbeteiligten… und an Menschen, mit denen ich Kontakt hege. Diese Hunde werden aggressiver und vorwitziger. Das ist gefährlich für jeden von uns. Allerdings zeigt das auch, dass wir denen bereits ungemütlich werden. Wir sind auf dem richtigen Weg. Und die vielversprechendste Spur momentan ist, weil sie die frischeste ist, die beiden Attentäter dieser Nacht.“
Charles ließ seine Worte mit diesem noch offen gelassenen Denkanstoß enden. Er hatte viel geredet – nun war es an den anderen, eine möglichst überlegte Antwort zu geben. Viel mehr, als darum zu bitten, ihn ernst zu nehmen, konnte Charles nicht tun. Ihm fehlte die Kraft, jemanden zu zwingen, bei ihnen zu bleiben. Nicht heute Nacht noch.
Nun widmete er sich seinem Glas Whiskey, das er nicht allzu eifrig leerte. Das Brennen in der Kehle, der würzige Geschmack und die Wärme, die sich in seiner Brust ausbreitete, fühlten sich gut an.
Umbra- Tiefseemonster
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Re: Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte
Was für eine ergreifende Rede, dachte Randolph zynisch. Er wollte weiterschlafen. Nicht das ihm seine Träume so sehr gefallen hatten, aber er war noch zu müde und kraftlos für all das hier. Die Behandlung dieses Arthurs und der heißblütige Ire hatten ihm den letzten Nerv gekostet. Dennoch versuchte er sich zusammenzunehmen und lauschte Charles Worten aufmerksam, wobei er Mr.Wright neben sich nicht aus dem Auge ließ.
Er traute ihm nicht und Sullivan erst Recht nicht. Das dieser seine Mithilfe anbot, behagte ihm überhaupt nicht. Der Kerl hatte vielleicht nur seine Waffe zurückgezogen, weil er registriert hatte, dass er ansonsten wohl sterben würde. Und selbst wenn nicht- der Bursche war allem Anschein nach schnell am Abzug. Genau wie Alan. Auf einen weiteren solchen Gefährten konnte er durchaus verzichten. Letztendlich war es aber wohl Charles‘ Entscheidung. Er war nur der Doktor. Er war derjenige, der sich darum zu kümmern hatte, dass sich niemand verletzte und das sich die Mitglieder ihres bescheidenen Clubs nicht gegenseitig an die Kehle gingen. Charles hingegen war der Anführer, der die Entscheidungen zu treffen hatte.
Trotzdem hatte Randolph was Sullivan anging große Bedenken. Er verspürte keinen natürlichen Hass gegen Iren wie viele andere Engländer, aber er hatte im Laufe seines Lebens schon genug schlechte Erfahrungen mit Ihnen gemacht, um voreingenommen zu sein. Die Letzte lag erst wenige Augenblicke zurück, die Vorletzte war vorgestern gewesen, als er von Drake befragt worden war. Auch das war ziemlich unangenehm gewesen.
So viel zu O’Sullivan. Was Gilbert Wright anging, machte er sich zwar tendenziell weniger Sorgen, aber auch bei diesem wusste er nicht, woran er war. Künstler konnten merkwürdig war. Wenn der Mann tatsächlich ein Maler war, dann war er vielleicht wirklich nur hierhergekommen, weil er Inspirationen in einem „Mörderhaus“ gesucht hatte. Nun ja, Wright schien sich Ihnen erst mal nicht anschließen zu wollen, was auch verständlich war. Also brauchte er sich über ihn nicht ganz so viele Gedanken machen. Oder will er nur schnell weg, um uns an die Polizei auszuliefern? Verdammte Scheiße. Warum war er auf einmal von einem Haufen mysteriöser Fremder umgeben? Erst Crowne, dann Wright und nun O’Sullivan. Warum hatte Melinda diesen Maler überhaupt mitschleppen wollen? Dann hätten wir zumindest ein Problem weniger gehabt.
Der Doctor seufzte missmutig. Das was er nun sagen würde, würde auch nicht helfen, dass die Beiden wieder verschwanden. Aber er war stutzig geworden. Er war immer ein aufmerksamer Zuhörer gewesen und so war ihm natürlich aufgefallen, dass Charles von „zwei“ Attentätern gesprochen hatte. Steckte Mister Crowne auch dahinter? Das würde wohl zu einem schnellen Ende ihrer Geschäftsbeziehungen führen…
„Was für ein Zufall“, ergriff er also das Wort. „Du wirst es wohl noch nicht erfahren haben, aber Mr. Wright und unser aller Freund Jonathan Porter hatten es heute, beziehungsweise gestern ebenfalls mit zwei unliebsamen Gesellen zu tun. Schon witzig nicht wahr? Beides Mal zwei Personen. Kannst du dich vielleicht noch an das Aussehen der Burschen erinnern, mit denen ihr es zu tun hattet? Dann ließe sich ein Vergleich aufstellen.“
Wenn die Paare identisch waren, würde er danach wohl noch ein Vieraugengespräch mit Norly führen. Crowne hatte ihm zugesichert, dass es nicht in seiner Absicht lag, jemandem aus ihrer Gruppe Schaden zuzufügen. Wenn er dahinter steckte- und wer sonst sollte hinter dem „Ablenkungsmanöver“ stecken, dass Wright beschrieben hatte, dann konnte Crowne ihn am Arsch lecken. Es reichte ja ohnehin schon, dass er im Schlaf von ihm aufgesucht wurde.
Während er auf eine Antwort wartete, gingen ihm wieder Charles Worte durch den Kopf: The path to hell is paved with good resolutions. Ohja, das stimmte. Nur zu gut. Und irgendwie hatte der Doktor nicht das Gefühl, dass diese Geschichte glücklich enden würde. So oder so, es würde ein Desaster werden.
Er traute ihm nicht und Sullivan erst Recht nicht. Das dieser seine Mithilfe anbot, behagte ihm überhaupt nicht. Der Kerl hatte vielleicht nur seine Waffe zurückgezogen, weil er registriert hatte, dass er ansonsten wohl sterben würde. Und selbst wenn nicht- der Bursche war allem Anschein nach schnell am Abzug. Genau wie Alan. Auf einen weiteren solchen Gefährten konnte er durchaus verzichten. Letztendlich war es aber wohl Charles‘ Entscheidung. Er war nur der Doktor. Er war derjenige, der sich darum zu kümmern hatte, dass sich niemand verletzte und das sich die Mitglieder ihres bescheidenen Clubs nicht gegenseitig an die Kehle gingen. Charles hingegen war der Anführer, der die Entscheidungen zu treffen hatte.
Trotzdem hatte Randolph was Sullivan anging große Bedenken. Er verspürte keinen natürlichen Hass gegen Iren wie viele andere Engländer, aber er hatte im Laufe seines Lebens schon genug schlechte Erfahrungen mit Ihnen gemacht, um voreingenommen zu sein. Die Letzte lag erst wenige Augenblicke zurück, die Vorletzte war vorgestern gewesen, als er von Drake befragt worden war. Auch das war ziemlich unangenehm gewesen.
So viel zu O’Sullivan. Was Gilbert Wright anging, machte er sich zwar tendenziell weniger Sorgen, aber auch bei diesem wusste er nicht, woran er war. Künstler konnten merkwürdig war. Wenn der Mann tatsächlich ein Maler war, dann war er vielleicht wirklich nur hierhergekommen, weil er Inspirationen in einem „Mörderhaus“ gesucht hatte. Nun ja, Wright schien sich Ihnen erst mal nicht anschließen zu wollen, was auch verständlich war. Also brauchte er sich über ihn nicht ganz so viele Gedanken machen. Oder will er nur schnell weg, um uns an die Polizei auszuliefern? Verdammte Scheiße. Warum war er auf einmal von einem Haufen mysteriöser Fremder umgeben? Erst Crowne, dann Wright und nun O’Sullivan. Warum hatte Melinda diesen Maler überhaupt mitschleppen wollen? Dann hätten wir zumindest ein Problem weniger gehabt.
Der Doctor seufzte missmutig. Das was er nun sagen würde, würde auch nicht helfen, dass die Beiden wieder verschwanden. Aber er war stutzig geworden. Er war immer ein aufmerksamer Zuhörer gewesen und so war ihm natürlich aufgefallen, dass Charles von „zwei“ Attentätern gesprochen hatte. Steckte Mister Crowne auch dahinter? Das würde wohl zu einem schnellen Ende ihrer Geschäftsbeziehungen führen…
„Was für ein Zufall“, ergriff er also das Wort. „Du wirst es wohl noch nicht erfahren haben, aber Mr. Wright und unser aller Freund Jonathan Porter hatten es heute, beziehungsweise gestern ebenfalls mit zwei unliebsamen Gesellen zu tun. Schon witzig nicht wahr? Beides Mal zwei Personen. Kannst du dich vielleicht noch an das Aussehen der Burschen erinnern, mit denen ihr es zu tun hattet? Dann ließe sich ein Vergleich aufstellen.“
Wenn die Paare identisch waren, würde er danach wohl noch ein Vieraugengespräch mit Norly führen. Crowne hatte ihm zugesichert, dass es nicht in seiner Absicht lag, jemandem aus ihrer Gruppe Schaden zuzufügen. Wenn er dahinter steckte- und wer sonst sollte hinter dem „Ablenkungsmanöver“ stecken, dass Wright beschrieben hatte, dann konnte Crowne ihn am Arsch lecken. Es reichte ja ohnehin schon, dass er im Schlaf von ihm aufgesucht wurde.
Während er auf eine Antwort wartete, gingen ihm wieder Charles Worte durch den Kopf: The path to hell is paved with good resolutions. Ohja, das stimmte. Nur zu gut. Und irgendwie hatte der Doktor nicht das Gefühl, dass diese Geschichte glücklich enden würde. So oder so, es würde ein Desaster werden.
Darnamur- Jünger des Pinguins
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Alter : 28
Laune : katastrophal destruktiv
Re: Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte
Man konnte schwer bewerten, selbst wenn man Matthew schon länger kannte (vielleicht dann sogar noch schwerer), ob sein schweres halb schläfriges Atmen und seine blinzenden gegen das Zufallen kämpfenden Augen für Müdigkeit und Volltrunkenheit oder dafür sprachen, dass er Charles Warnungen nicht ernst nahm, gelangweilt war und nichts der Worte für wahre Münze nahm.
Doch zumindest als Charles fertig mit seiner Rede war, war Matthew wieder wacher und ließ sich erneut sein Glas füllen, um dieses just im selben Moment genüsslich wieder zu leeren.
Denn nur dem Whiskey und Charles allein schenkte der Ire seine ungeteilte Aufmerksamkeit, denn ihm war egal, ob der Rest ihn kritisch beäugte oder bedeutungsschwanger und abfällig musterte.
Und diese Haltung änderte sich auch nicht als er dem Gastgeber erstaunlich nüchtern und klar ausführend antwortete, denn nur Charles allein galt seine Antwort:
"Es geht mir nicht um Vertrauen und Aufrichtigkeit.
Wenn ich ehrlich bin traue ich niemanden, der nicht gedient hat, weiter als ich spucken kann.
Erst recht, wenn es Engländer sind.", und blinzelte kurz in sein leeres Glas.
"Doch im Grunde ist dies alles egal.
Denn es geht hier um Menschenleben...und unschuldige Menschenleben.
Sollen sich die Täter an mir vergreifen - sie werden ihr blaues Wunder erleben!
Ich bin Ire - ich stehe immer wieder auf.
Und ich werde erst ruhen, wenn der oder die Mörder ihre gerechte Strafe vor Gott erhalten haben!", und blickte plötzlich noch kühner und verbissener als zuvor zurück zu Charles.
"Und bei Maria: Mir ist es völlig egal, ob ich dabei drauf gehe oder am Ende jemanden töten muss - selbst jemanden aus diesem Kreis hier, sollte er sich doch noch als Mörder rausstellen!", wobei sein blick das erste Mal auf in die anderen Gesichter wanderte.
"Ich fürchte nicht den Tod und ich fürchte keine Hölle - denn ich bin bereits tot und ich bin durch die Hölle gegangen." - sein Blick wurde leerer.
"Das Böse aus dieser Welt zu bannen - das ist mein einzig Sinn.
Die Unschuldigen zu schützen und zu beschützen...sie zu erretten...mein Lebensinhalt...", wobei er sich weder zu seinem Weltenschmerz und zu seinem Suchtproblem weiter äußerte und erklärte.
"Gabriel heißt ein sechster der heiligen Engel, der über das Paradies, die Schlangen und die Kerube gesetzt ist.", und bekreuzigte sich selbst.
"Und ich erhob meine Augen, und sah: und siehe, da war ein Mann, in Leinen gekleidet, und seine Hüften waren umgürtet mit Gold von Ufas. Und sein Leib war wie ein Türkis und sein Gesicht wie das Aussehen eines Blitzes. Und seine Augen waren wie Feuerfackeln und seine Arme waren wie der Anblick von glatter Bronze. Und der Klang seiner Worte war wie der Klang einer Volksmenge. Aber nur ich, Daniel, allein sah die Erscheinung. Und es blieb keine Kraft in mir, und meine Gesichtsfarbe veränderte sich an mir bis zur Entstellung, und ich behielt keine Kraft. Und ich hörte den Klang seiner Worte. Und als ich den Klang seiner Worte hörte, lag ich betäubt auf meinem Gesicht, mit meinem Gesicht zur Erde." zitierte der fromme stämmige Ire weiter und bekreuzigte sich in Richtung Decke schauend erneut.
"Ich diene niemanden und ich fürchte nichts, denn ich bin auf dem Feldzug für Gott und seine Engel!
Und ich freue mich darauf diesen Hunden das Fell abzuziehen!", ohne jedoch eine bitteren Zusatz sich zu denken:
"Und ich hoffe, dass ich durch diese Taten meinen Weg in den Himmel finde.
Denn die Hölle war für mich bereits auf Erden...ich habe genug durch gemacht und wurde genug geprüft...und dies weißt Du selbst, Herr!
Lass dies mein letztes Kampf gegen die Saat des Teufels sein...dieses Mal nicht gegen die Ketzer, sondern für und gegen diese verweichlichten Engländer...", und blickte dabei schon wieder auffordernd zu Charles, damit dieser erneut sein Glas füllte und auf seine Worte reagieren würde.
Matthew wirkte nun wahrscheinlich extrem gläubig, aber so war er nun mal, sobald er sein grünes Blut lange genug mit Whiskey vermischte.
Denn anders wäre er wahrscheinlich durch die Bilder in seinem Kopf schon wahnsinnig geworden.
Auf das Angebot über Nacht zu bleiben, verlor O’Sullivan kein Wort, denn es sprach einfach Bände, dass er sich bereits seiner Militärstiefel ungefragt entledigt hatte und sich immer mir in seinen Sitzplatz fegelhaft fläzte.
Obgleich jedem damit stechend mit der Nase unsanft auffallen sollte, dass der Veteran der britischen Krone es nicht so eng mit der Körperhygiene nahm.
Doch zumindest als Charles fertig mit seiner Rede war, war Matthew wieder wacher und ließ sich erneut sein Glas füllen, um dieses just im selben Moment genüsslich wieder zu leeren.
Denn nur dem Whiskey und Charles allein schenkte der Ire seine ungeteilte Aufmerksamkeit, denn ihm war egal, ob der Rest ihn kritisch beäugte oder bedeutungsschwanger und abfällig musterte.
Und diese Haltung änderte sich auch nicht als er dem Gastgeber erstaunlich nüchtern und klar ausführend antwortete, denn nur Charles allein galt seine Antwort:
"Es geht mir nicht um Vertrauen und Aufrichtigkeit.
Wenn ich ehrlich bin traue ich niemanden, der nicht gedient hat, weiter als ich spucken kann.
Erst recht, wenn es Engländer sind.", und blinzelte kurz in sein leeres Glas.
"Doch im Grunde ist dies alles egal.
Denn es geht hier um Menschenleben...und unschuldige Menschenleben.
Sollen sich die Täter an mir vergreifen - sie werden ihr blaues Wunder erleben!
Ich bin Ire - ich stehe immer wieder auf.
Und ich werde erst ruhen, wenn der oder die Mörder ihre gerechte Strafe vor Gott erhalten haben!", und blickte plötzlich noch kühner und verbissener als zuvor zurück zu Charles.
"Und bei Maria: Mir ist es völlig egal, ob ich dabei drauf gehe oder am Ende jemanden töten muss - selbst jemanden aus diesem Kreis hier, sollte er sich doch noch als Mörder rausstellen!", wobei sein blick das erste Mal auf in die anderen Gesichter wanderte.
"Ich fürchte nicht den Tod und ich fürchte keine Hölle - denn ich bin bereits tot und ich bin durch die Hölle gegangen." - sein Blick wurde leerer.
"Das Böse aus dieser Welt zu bannen - das ist mein einzig Sinn.
Die Unschuldigen zu schützen und zu beschützen...sie zu erretten...mein Lebensinhalt...", wobei er sich weder zu seinem Weltenschmerz und zu seinem Suchtproblem weiter äußerte und erklärte.
"Gabriel heißt ein sechster der heiligen Engel, der über das Paradies, die Schlangen und die Kerube gesetzt ist.", und bekreuzigte sich selbst.
"Und ich erhob meine Augen, und sah: und siehe, da war ein Mann, in Leinen gekleidet, und seine Hüften waren umgürtet mit Gold von Ufas. Und sein Leib war wie ein Türkis und sein Gesicht wie das Aussehen eines Blitzes. Und seine Augen waren wie Feuerfackeln und seine Arme waren wie der Anblick von glatter Bronze. Und der Klang seiner Worte war wie der Klang einer Volksmenge. Aber nur ich, Daniel, allein sah die Erscheinung. Und es blieb keine Kraft in mir, und meine Gesichtsfarbe veränderte sich an mir bis zur Entstellung, und ich behielt keine Kraft. Und ich hörte den Klang seiner Worte. Und als ich den Klang seiner Worte hörte, lag ich betäubt auf meinem Gesicht, mit meinem Gesicht zur Erde." zitierte der fromme stämmige Ire weiter und bekreuzigte sich in Richtung Decke schauend erneut.
"Ich diene niemanden und ich fürchte nichts, denn ich bin auf dem Feldzug für Gott und seine Engel!
Und ich freue mich darauf diesen Hunden das Fell abzuziehen!", ohne jedoch eine bitteren Zusatz sich zu denken:
"Und ich hoffe, dass ich durch diese Taten meinen Weg in den Himmel finde.
Denn die Hölle war für mich bereits auf Erden...ich habe genug durch gemacht und wurde genug geprüft...und dies weißt Du selbst, Herr!
Lass dies mein letztes Kampf gegen die Saat des Teufels sein...dieses Mal nicht gegen die Ketzer, sondern für und gegen diese verweichlichten Engländer...", und blickte dabei schon wieder auffordernd zu Charles, damit dieser erneut sein Glas füllte und auf seine Worte reagieren würde.
Matthew wirkte nun wahrscheinlich extrem gläubig, aber so war er nun mal, sobald er sein grünes Blut lange genug mit Whiskey vermischte.
Denn anders wäre er wahrscheinlich durch die Bilder in seinem Kopf schon wahnsinnig geworden.
Auf das Angebot über Nacht zu bleiben, verlor O’Sullivan kein Wort, denn es sprach einfach Bände, dass er sich bereits seiner Militärstiefel ungefragt entledigt hatte und sich immer mir in seinen Sitzplatz fegelhaft fläzte.
Obgleich jedem damit stechend mit der Nase unsanft auffallen sollte, dass der Veteran der britischen Krone es nicht so eng mit der Körperhygiene nahm.
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Re: Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte
Über sein nun fast leeres Glas hinweg, betrachtete Gilbert regunglos jeden der Anwesenden im Raum, wobei seine Aufmerksamkeit aber vor allem Charles und O'Sullivan galte. Es war schon spät und es fiel dem Maler durch den Alkohol, das Opium und die Anstrengungen des Tages durchaus und offensichtlich schwer, sich auf das Gesagte zu konzentrieren. Er schwieg lange und strich sich über seinen Schnurrbart, während er versuchte, die Müdigkeit zu vertreiben und sich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren. Gilbert sah ein letztes mal in sein Glas, trank es aus und stellte es schließlich auf den Tisch, während er dem Iren zuhörte.
Dieser Mann verband wirklich alles, was Gilbert an Iren hasste. Er war dreckig, stank und nebenbei auch noch extrem launisch. Vor wenigen Minuten hatte er versucht Mr. Norly umzubringen und jetzt wollte er ihn unterstützen. Der Maler verzog angewidert das Gesicht, als sich der Mann einfach so in seinen Stuhl flätzte und sich seiner Stiefel entledigte. Dann war da noch dieses ganze Gefasel über den Feldzug für Gott. Er war selbst ein gläubiger Mensch aber O'Sullivan - wie für einen Iren typisch - übertrieb maßlos und steigerte sich selbst in sein Gerede hinein. Gilbert wusste immer noch nicht, was er von dem Iren halten sollte aber zumindest hatte er Mitleid mit ihm. Er hatte während seines Dienstes anscheinend einige schreckliche Dinge erleben müssen, die ihn für immer geschädigt hatten. Der Mord an seinem Vater hatte Gilbert selbst in eine tiefe Phase der Depression gestürzt, durch die er nur mithilfe seiner Medikamente gekommen war - was musste O'Sullivan erst durchgestanden haben?
Für den Moment entschied sich Gilbert dazu, den Iren nur zu beobachten. Er musste sich vor dem Mann in Acht nehmen - er war eine Zeitbombe, die jeden Moment explodieren konnte und wenn das passierte, wollte er nicht in der Nähe des Iren sein. Er versuchte sich wieder darauf zu konzentrieren, was Charles gesagt und der Doktor kommentiert hatte. Gilbert dachte über die beiden Männer nach, die ihn und Mr. Porter angegriffen hatten. Es würde nicht schaden, hier die ganze Wahrheit zu sagen.
"Ja, das stimmt." bestätigte er nickend den Kommentar des Doktors. "Es waren zwei Schläger: Groß und muskelbepackt. Beide trugen billige Anzüge und alte, verschlissene Hüte. Der eine hatte eine gebrochene Nase... seltsam war, dass sie uns nicht verletzen wollten. Sie hatten zwar Schlagstöcke aber machten keinen Gebrauch davon, außer Mr. Porter zu entwaffnen. Sie hätten uns sicher zusammenschlagen können, hätten sie es darauf angelegt. Es schien, als wollten sie uns nur ablenken oder einschüchtern." Er zuckte mit den Schultern. Die Situation war schon etwas seltsam gewesen aber hatte sie wirklich mit Mr. Norly und dieser ganzen Sache mit Scarface zu tun? War Gilbert vielleicht schon ein Opfer geworden und in Gefahr, wie Norly sagte?
"Vielleicht haben Sie Recht, Mr. Norly. Ich werde diese Nacht hier verbringen und mir Gedanken über mein weiteres Vorgehen machen. Wenn es stimmt was Sie sagen und diese Schläger tatsächlich mit ihren Gegnern zusammenarbeiten, dann bin ich vielleicht schon jetzt in Gefahr. Vielleicht wäre es besser, dafür zu sorgen, dass das Rätsel um den wahren Scarface gelöst wird, bevor ich mich wieder auf meinen Weg mache." Er lachte. "Malen kann ich immer noch. Ein Vorteil davon, Selbstständig zu sein. Bilder verkaufen sich fast von selbst und durch einige Tage mehr "Urlaub" werde ich schon nicht am Hungertuch nagen."
Nebenbei war Gilbert neugierig aber das würde er hier nicht offen zugeben. Er wollte helfen, denn wie O'Sullivan es schon ausgedrückt hatte - wenn auch sehr extrem - ging es hier um unschuldige Menschenleben. Wer war er, dass er ihnen nicht helfen würde? Er würde zum Teil ebenfalls für den Tod der weiteren Opfer Scarfaces verantwortlich sein und das war das Letzte, was Gilbert wollte. Ein Tod auf seinem Konto reichte bereits.
Dieser Mann verband wirklich alles, was Gilbert an Iren hasste. Er war dreckig, stank und nebenbei auch noch extrem launisch. Vor wenigen Minuten hatte er versucht Mr. Norly umzubringen und jetzt wollte er ihn unterstützen. Der Maler verzog angewidert das Gesicht, als sich der Mann einfach so in seinen Stuhl flätzte und sich seiner Stiefel entledigte. Dann war da noch dieses ganze Gefasel über den Feldzug für Gott. Er war selbst ein gläubiger Mensch aber O'Sullivan - wie für einen Iren typisch - übertrieb maßlos und steigerte sich selbst in sein Gerede hinein. Gilbert wusste immer noch nicht, was er von dem Iren halten sollte aber zumindest hatte er Mitleid mit ihm. Er hatte während seines Dienstes anscheinend einige schreckliche Dinge erleben müssen, die ihn für immer geschädigt hatten. Der Mord an seinem Vater hatte Gilbert selbst in eine tiefe Phase der Depression gestürzt, durch die er nur mithilfe seiner Medikamente gekommen war - was musste O'Sullivan erst durchgestanden haben?
Für den Moment entschied sich Gilbert dazu, den Iren nur zu beobachten. Er musste sich vor dem Mann in Acht nehmen - er war eine Zeitbombe, die jeden Moment explodieren konnte und wenn das passierte, wollte er nicht in der Nähe des Iren sein. Er versuchte sich wieder darauf zu konzentrieren, was Charles gesagt und der Doktor kommentiert hatte. Gilbert dachte über die beiden Männer nach, die ihn und Mr. Porter angegriffen hatten. Es würde nicht schaden, hier die ganze Wahrheit zu sagen.
"Ja, das stimmt." bestätigte er nickend den Kommentar des Doktors. "Es waren zwei Schläger: Groß und muskelbepackt. Beide trugen billige Anzüge und alte, verschlissene Hüte. Der eine hatte eine gebrochene Nase... seltsam war, dass sie uns nicht verletzen wollten. Sie hatten zwar Schlagstöcke aber machten keinen Gebrauch davon, außer Mr. Porter zu entwaffnen. Sie hätten uns sicher zusammenschlagen können, hätten sie es darauf angelegt. Es schien, als wollten sie uns nur ablenken oder einschüchtern." Er zuckte mit den Schultern. Die Situation war schon etwas seltsam gewesen aber hatte sie wirklich mit Mr. Norly und dieser ganzen Sache mit Scarface zu tun? War Gilbert vielleicht schon ein Opfer geworden und in Gefahr, wie Norly sagte?
"Vielleicht haben Sie Recht, Mr. Norly. Ich werde diese Nacht hier verbringen und mir Gedanken über mein weiteres Vorgehen machen. Wenn es stimmt was Sie sagen und diese Schläger tatsächlich mit ihren Gegnern zusammenarbeiten, dann bin ich vielleicht schon jetzt in Gefahr. Vielleicht wäre es besser, dafür zu sorgen, dass das Rätsel um den wahren Scarface gelöst wird, bevor ich mich wieder auf meinen Weg mache." Er lachte. "Malen kann ich immer noch. Ein Vorteil davon, Selbstständig zu sein. Bilder verkaufen sich fast von selbst und durch einige Tage mehr "Urlaub" werde ich schon nicht am Hungertuch nagen."
Nebenbei war Gilbert neugierig aber das würde er hier nicht offen zugeben. Er wollte helfen, denn wie O'Sullivan es schon ausgedrückt hatte - wenn auch sehr extrem - ging es hier um unschuldige Menschenleben. Wer war er, dass er ihnen nicht helfen würde? Er würde zum Teil ebenfalls für den Tod der weiteren Opfer Scarfaces verantwortlich sein und das war das Letzte, was Gilbert wollte. Ein Tod auf seinem Konto reichte bereits.
Thorgrimm- Anzahl der Beiträge : 2050
Anmeldedatum : 20.02.14
Alter : 34
Re: Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte
Charles wollte deutlich machen, in welcher Lage sie alle sich befanden – dies möglichst schnell, möglichst effektiv… Er fühlte sich nicht wohl in diesem Raum. Der Sessel, auf dem er selbst saß, war der Lieblingsplatz seines Vaters gewesen. Vielleicht hatte er ihn genau deswegen für sich gewählt. Er erinnerte sich genau, als wäre es gestern gewesen, wie William Norly des Abends immer hier gesessen und seine Zeitung gelesen hatte. Dazu ein Drink wie dieser, den Charles‘ mechanische Finger gerade festhielten, und, wenn Mrs. Norly nicht anwesend gewesen war, auch eine Zigarre. Ja, auf seine abendliche Entspannung hatte der alte Saftsack viel Wert gelegt und auf jeden grantig reagiert, der ihn dabei gestört hatte – mit Ausnahme seiner Frau. Man konnte diesem Mann vieles vorwerfen, jedoch nicht, dass er seine Kathryn nicht auf Händen getragen hatte. Seinen Söhnen und allen anderen Menschen gegenüber hatte er sich weniger nachsichtig und zuvorkommend verhalten. Streng und gnadenlos, auf seine Weise, ein Geschäftsmann durch und durch, selbst im Privatleben. Charles‘ Mutter, indes, war in allen Punkten eine gutherzige Person gewesen. Sehr fromm – so sehr, dass es Charles manches Mal lästig gewesen war –, aber nein: Er konnte kein schlechtes Wort über sie verlieren. Auch sie sah Charles vor sich, wenn er sich in diesem Raum aufhielt. Sie hatte ihr Klavier geliebt, das noch immer hier stand, seit Jahren ungenutzt. Er stimmte es hin und wieder, aber nur, wenn er ohnehin äußerst mieser Laune war und, zugegebenermaßen, dazu noch recht betrunken. Der Aufenthalt in diesem Haus schlug Charles grundsätzlich aufs Gemüt. Jeder Raum, jedes Einrichtungsstück und die Erinnerungen, die er damit verband, waren für ihn ein Mahnmal dafür, dass er alles verloren hatte, was ihm einmal wichtig gewesen war. Das verdammte Klavier war nur der Anfang. In jungen Jahren hatte seine Mutter ihm gezeigt, wie man darauf spielte – nach Noten oder auch notenfrei –, sie hatte alle seine Interessen gefördert, doch nun war seine linke Hand nutzlos; und allgemein: Er hatte keine Familie mehr. Niemand war übrig. Oxley, ja, aber der zählte nicht. Nicht wirklich. Und Johanna verachtete ihn. Ihnen beiden ging es besser ohne einander. Charles hatte einmal die Hoffnung gehegt, diesen Ort mit einer Frau an seiner Seite sein Heim nennen zu können und eigene Kinder hier aufwachsen zu sehen. Und wenn nicht hier, dann woanders. Irgendwo, wo er seine Ruhe hatte und er glücklich sein konnte.
Wäre wenigstens irgendetwas in Charles‘ Leben so verlaufen, wie er es sich erhofft und erwünscht hätte, müsste er sich nun nicht mit Chief Commissioner Hill oder irgendeinem der hier Anwesenden auseinandersetzen.
Keine Toten, kein Scarface, keine launischen Iren, kein Ärger. Sich zu beschweren, half leider nicht, jedoch konnte Charles nicht einstellen, unzufrieden zu sein.
Tatsächlich war die Information, die Dr. Tremaine zu bieten hatte, jedoch etwas, das Charles interessiert aufhorchen ließ. Ob er deswegen leicht eine Augenbraue anhob oder ob diese Mimik doch eher kritischer Natur weil, weil der Arzt ihn duzte, war vielleicht nicht ganz klar (es war die Kritik, nicht das Interesse), was jedoch wichtiger war, war die Neuigkeit selbst, die Mr. Wright durch seine Beschreibung ergänzte. Der Künstler und Mr. Porter waren angegriffen worden. Zwei Männer mit Schlagstöcken, die sie weder verletzt noch ausgeraubt hatten. Sehr verdächtig. Dieses Ereignis stufte Charles als auffällig genug ein, sodass es eine Bedeutung hatte und es, wichtiger, einen Zusammenhang zum großen Ganzen gab.
„Ablenken oder einschüchtern“, wiederholte Charles murmelnd Mr. Wrights Einschätzung der Absicht dieser Männer, als wollte er die Optionen noch einmal hören. Dabei blickte er in den goldfarbenen, schwappenden Inhalt seines Glases hinab, das er noch immer kaum geleert hatte. Ablenken oder einschüchtern – das waren die Möglichkeiten, die offensichtlich waren. Vielleicht war der Beweggrund dieser Männer doch ein anderer gewesen, aber um einzuschüchtern… Nein, wäre das ihre Absicht gewesen, wäre es überzeugender gewesen, Gewalt anzuwenden – zumindest ein wenig, um den Ernst der Lage zu unterstreichen. Subtilität war normalerweise nicht die Stärke und Vorgehensweise solcher Gestalten.
„Ablenken wovon?“, fragte Charles sich deshalb. Er sprach dies aus, ohne jemanden dabei anzusehen, weil er sich auch an niemanden richtete. Es war der Beginn einer Überlegung, die er zu den weiteren offenen Fragen sortierte, die ihn derzeit beschäftigten.
Momentan war dies ohnehin von geringerer Bedeutung als eine akutere Angelegenheit: Mr. O’Sullivan. Subtilität war auch nicht dessen Stärke. Charles empfand die Offenheit des Iren alles andere als erfrischend oder erfreulich, weil er sich einerseits als Engländer von dessen Aussage auf den Schlips getreten fühlte, und andererseits zur Großspurigkeit dieses Mannes auch noch der Feldzug zur Sprache kam, auf dem dieser sich offensichtlich sah, und nun die Gelegenheit beim Schopf zu greifen gedachte. Wahrscheinlich sprach es schon für sich, dass Charles seinen Whiskey, ohne ihn noch einmal anzurühren, auf dem Tisch abstellte und sich danach gleichermaßen der Flasche entledigte, die er zuvor wieder verschloss, anstatt dem Iren oder jemand anderem auch nur noch einen Tropfen einzuschenken.
„Es gibt drei Arten von Menschen, die in den Krieg ziehen:“, begann er bedächtig, nachdem er sich im Sessel eine andere, etwas angespannter wirkende Sitzposition gesucht hatte. „Solche, die es müssen, solche, die es wollen, um Ihrem Land und der Freiheit ihres Volkes zu dienen, und solche, die einen legalen Weg suchen, um andere abzuschlachten. Manche entdecken auch erst im Gefecht, dass ihnen das Töten liegt, und sie vermissen es, zurück in der Heimat.“
Charles machte keine Angabe dazu, wie er O’Sullivan einschätzte, sondern fuhr einfach fort, wobei jedoch erkennbar war, dass sich eine gewisse Kühle in seine Stimme geschlichen hatte:
„Jedoch ist egal, ob man es sich selbst oder anderen gegenüber als edles Vorhaben verkauft: Es ist Verblendung, sich vorzumachen, dass Menschenleben zu nehmen einem höheren Zweck dient, wenn es einem persönlich Befriedigung bereitet. Man rettet keine Unschuldigen, indem man Gleiches mit Gleichem vergilt und dies auch noch als vergnügliche Pflicht ansieht.“
Charles erhob sich von seinem Platz, auch wenn sein geschundener Körper dagegen protestierte. Es war Zeit, sich langsam, aber sicher aus dieser unangenehmen Situation zu entfernen.
„Selbstgerechtigkeit“, äußerte er, während er sein Oberteil glattstrich, „– nichts anderes ist es, sich moralisch über anderen zu wähnen, sich aber ähnlichen Mitteln zu bedienen, um sich ihrer zu entledigen. Ich werde die unnötige Anwendung von Gewalt nicht tolerieren, das sei Ihnen gesagt. Wenn Sie darauf aus sind, jemanden zu bestrafen oder sogar hinzurichten, sind Sie bei uns falsch. Ich suche Wahrheit und Gerechtigkeit, kein Gemetzel.“
Rache konnte man auch anderweitig nehmen. Darauf freute Charles sich, aber das brauchte er hier nicht zu erwähnen.
„Sollten Sie einen blutigen Feldzug im Sinn haben, werden Sie ihn nicht an unserer Seite führen. Andernfalls ist Ihre Hilfe willkommen. Fühlen Sie sich frei, über Nacht in diesem Zimmer zu bleiben, oder lassen Sie sich von Oxley ein Bett zeigen. Hier im Erdgeschoss befindet sich das Bad den Flur hinunter – Sie können es nicht verfehlen.“
Ein Wink mit dem Zaunpfahl, vielleicht.
„Ich werde mich nun meinerseits zurückziehen.“
Charles wandte sich zum Gehen, hielt an der Tür aber noch einmal inne.
„Was die Identität der Attentäter betrifft und auch, ob es sich dabei um die gleichen Männer handelt, die auch schon Sie und Ihren Bekannten belästigt haben, Mr. Wright: Das werden wir bald, vielleicht sogar schon morgen, erfahren. Ein Grund mehr für Sie zu bleiben, denn Sie können sie identifizieren. Mein“, Charles lächelte grimmig, „Freund, der vorhin seinen Namen nicht mit Ihnen teilen wollte, wird sie aufspüren. Er ist talentiert in solchen Dingen und hat die richtigen Kontakte. Ich bin zuversichtlich, dass diese Feiglinge uns ein paar Antworten geben werden.“
Dann nickte er, bereits tieferen Gedankengängen nachgehend. Dennoch verabschiedete er sich noch von den Anwesenden, bevor er aus dem Raum schlüpfte.
„Schlafen Sie wohl, Gentlemen, Miss.“ Melinda schenkte er, der Höflichkeit wegen, gesonderte Aufmerksamkeit und deutete eine Verbeugung an, als er sie adressierte. Allerdings fiel selbst diese Andeutung recht minimalistisch aus. Er war nicht in Stimmung, länger als nötig hier in Gesellschaft zu verweilen, und außerdem tat ihm immer noch alles weh. Die Prügelei mit diesem verdammten Polizisten vor ein paar Tagen war jedenfalls nichts, was er bald zu wiederholen gedachte. Der Aufenthalt in der Zelle sowie der Rest dieses Tages hatte Charles‘ körperliche Verfassung nicht gerade verbessert. Er sehnte sich danach, sich auszuruhen. Dazu gehörte auch Ruhe vor seinen mehr oder minder willkommenen Gästen. Zielstrebig und bemüht, möglichst nicht zu humpeln (was im sogar halbwegs gelang) trat Charles über den Flur, steuerte allerdings nicht die Treppe nach oben und schlussendlich sein Schlafzimmer an, sondern verschwand, die Tür hinter sich schließend, in Oxleys Räumlichkeiten, in denen sie Arthur untergebracht hatten, um dort nach dem Rechten zu sehen. Idealerweise wollte Charles sich mit dem Verletzten, unter Anderem auch über die jüngsten Geschehnisse, unterhalten, jedoch stellte er fest, dass sein Freund, dem Suff sei Dank, unruhigen Schlaf gefunden hatte. So ließ sich Charles auf dem Sessel neben dem Bett nieder und vergrub müde das Gesicht in seiner rechten Hand – aber nur, um sich daraufhin wieder zu fangen und sein Notizbuch sowie einen Bleistift aus der Innentasche seines Jacketts zu zücken. Einige Überlegungen fielen leichter, wenn man sich gewisse Dinge dazu aufschrieb.
Wäre wenigstens irgendetwas in Charles‘ Leben so verlaufen, wie er es sich erhofft und erwünscht hätte, müsste er sich nun nicht mit Chief Commissioner Hill oder irgendeinem der hier Anwesenden auseinandersetzen.
Keine Toten, kein Scarface, keine launischen Iren, kein Ärger. Sich zu beschweren, half leider nicht, jedoch konnte Charles nicht einstellen, unzufrieden zu sein.
Tatsächlich war die Information, die Dr. Tremaine zu bieten hatte, jedoch etwas, das Charles interessiert aufhorchen ließ. Ob er deswegen leicht eine Augenbraue anhob oder ob diese Mimik doch eher kritischer Natur weil, weil der Arzt ihn duzte, war vielleicht nicht ganz klar (es war die Kritik, nicht das Interesse), was jedoch wichtiger war, war die Neuigkeit selbst, die Mr. Wright durch seine Beschreibung ergänzte. Der Künstler und Mr. Porter waren angegriffen worden. Zwei Männer mit Schlagstöcken, die sie weder verletzt noch ausgeraubt hatten. Sehr verdächtig. Dieses Ereignis stufte Charles als auffällig genug ein, sodass es eine Bedeutung hatte und es, wichtiger, einen Zusammenhang zum großen Ganzen gab.
„Ablenken oder einschüchtern“, wiederholte Charles murmelnd Mr. Wrights Einschätzung der Absicht dieser Männer, als wollte er die Optionen noch einmal hören. Dabei blickte er in den goldfarbenen, schwappenden Inhalt seines Glases hinab, das er noch immer kaum geleert hatte. Ablenken oder einschüchtern – das waren die Möglichkeiten, die offensichtlich waren. Vielleicht war der Beweggrund dieser Männer doch ein anderer gewesen, aber um einzuschüchtern… Nein, wäre das ihre Absicht gewesen, wäre es überzeugender gewesen, Gewalt anzuwenden – zumindest ein wenig, um den Ernst der Lage zu unterstreichen. Subtilität war normalerweise nicht die Stärke und Vorgehensweise solcher Gestalten.
„Ablenken wovon?“, fragte Charles sich deshalb. Er sprach dies aus, ohne jemanden dabei anzusehen, weil er sich auch an niemanden richtete. Es war der Beginn einer Überlegung, die er zu den weiteren offenen Fragen sortierte, die ihn derzeit beschäftigten.
Momentan war dies ohnehin von geringerer Bedeutung als eine akutere Angelegenheit: Mr. O’Sullivan. Subtilität war auch nicht dessen Stärke. Charles empfand die Offenheit des Iren alles andere als erfrischend oder erfreulich, weil er sich einerseits als Engländer von dessen Aussage auf den Schlips getreten fühlte, und andererseits zur Großspurigkeit dieses Mannes auch noch der Feldzug zur Sprache kam, auf dem dieser sich offensichtlich sah, und nun die Gelegenheit beim Schopf zu greifen gedachte. Wahrscheinlich sprach es schon für sich, dass Charles seinen Whiskey, ohne ihn noch einmal anzurühren, auf dem Tisch abstellte und sich danach gleichermaßen der Flasche entledigte, die er zuvor wieder verschloss, anstatt dem Iren oder jemand anderem auch nur noch einen Tropfen einzuschenken.
„Es gibt drei Arten von Menschen, die in den Krieg ziehen:“, begann er bedächtig, nachdem er sich im Sessel eine andere, etwas angespannter wirkende Sitzposition gesucht hatte. „Solche, die es müssen, solche, die es wollen, um Ihrem Land und der Freiheit ihres Volkes zu dienen, und solche, die einen legalen Weg suchen, um andere abzuschlachten. Manche entdecken auch erst im Gefecht, dass ihnen das Töten liegt, und sie vermissen es, zurück in der Heimat.“
Charles machte keine Angabe dazu, wie er O’Sullivan einschätzte, sondern fuhr einfach fort, wobei jedoch erkennbar war, dass sich eine gewisse Kühle in seine Stimme geschlichen hatte:
„Jedoch ist egal, ob man es sich selbst oder anderen gegenüber als edles Vorhaben verkauft: Es ist Verblendung, sich vorzumachen, dass Menschenleben zu nehmen einem höheren Zweck dient, wenn es einem persönlich Befriedigung bereitet. Man rettet keine Unschuldigen, indem man Gleiches mit Gleichem vergilt und dies auch noch als vergnügliche Pflicht ansieht.“
Charles erhob sich von seinem Platz, auch wenn sein geschundener Körper dagegen protestierte. Es war Zeit, sich langsam, aber sicher aus dieser unangenehmen Situation zu entfernen.
„Selbstgerechtigkeit“, äußerte er, während er sein Oberteil glattstrich, „– nichts anderes ist es, sich moralisch über anderen zu wähnen, sich aber ähnlichen Mitteln zu bedienen, um sich ihrer zu entledigen. Ich werde die unnötige Anwendung von Gewalt nicht tolerieren, das sei Ihnen gesagt. Wenn Sie darauf aus sind, jemanden zu bestrafen oder sogar hinzurichten, sind Sie bei uns falsch. Ich suche Wahrheit und Gerechtigkeit, kein Gemetzel.“
Rache konnte man auch anderweitig nehmen. Darauf freute Charles sich, aber das brauchte er hier nicht zu erwähnen.
„Sollten Sie einen blutigen Feldzug im Sinn haben, werden Sie ihn nicht an unserer Seite führen. Andernfalls ist Ihre Hilfe willkommen. Fühlen Sie sich frei, über Nacht in diesem Zimmer zu bleiben, oder lassen Sie sich von Oxley ein Bett zeigen. Hier im Erdgeschoss befindet sich das Bad den Flur hinunter – Sie können es nicht verfehlen.“
Ein Wink mit dem Zaunpfahl, vielleicht.
„Ich werde mich nun meinerseits zurückziehen.“
Charles wandte sich zum Gehen, hielt an der Tür aber noch einmal inne.
„Was die Identität der Attentäter betrifft und auch, ob es sich dabei um die gleichen Männer handelt, die auch schon Sie und Ihren Bekannten belästigt haben, Mr. Wright: Das werden wir bald, vielleicht sogar schon morgen, erfahren. Ein Grund mehr für Sie zu bleiben, denn Sie können sie identifizieren. Mein“, Charles lächelte grimmig, „Freund, der vorhin seinen Namen nicht mit Ihnen teilen wollte, wird sie aufspüren. Er ist talentiert in solchen Dingen und hat die richtigen Kontakte. Ich bin zuversichtlich, dass diese Feiglinge uns ein paar Antworten geben werden.“
Dann nickte er, bereits tieferen Gedankengängen nachgehend. Dennoch verabschiedete er sich noch von den Anwesenden, bevor er aus dem Raum schlüpfte.
„Schlafen Sie wohl, Gentlemen, Miss.“ Melinda schenkte er, der Höflichkeit wegen, gesonderte Aufmerksamkeit und deutete eine Verbeugung an, als er sie adressierte. Allerdings fiel selbst diese Andeutung recht minimalistisch aus. Er war nicht in Stimmung, länger als nötig hier in Gesellschaft zu verweilen, und außerdem tat ihm immer noch alles weh. Die Prügelei mit diesem verdammten Polizisten vor ein paar Tagen war jedenfalls nichts, was er bald zu wiederholen gedachte. Der Aufenthalt in der Zelle sowie der Rest dieses Tages hatte Charles‘ körperliche Verfassung nicht gerade verbessert. Er sehnte sich danach, sich auszuruhen. Dazu gehörte auch Ruhe vor seinen mehr oder minder willkommenen Gästen. Zielstrebig und bemüht, möglichst nicht zu humpeln (was im sogar halbwegs gelang) trat Charles über den Flur, steuerte allerdings nicht die Treppe nach oben und schlussendlich sein Schlafzimmer an, sondern verschwand, die Tür hinter sich schließend, in Oxleys Räumlichkeiten, in denen sie Arthur untergebracht hatten, um dort nach dem Rechten zu sehen. Idealerweise wollte Charles sich mit dem Verletzten, unter Anderem auch über die jüngsten Geschehnisse, unterhalten, jedoch stellte er fest, dass sein Freund, dem Suff sei Dank, unruhigen Schlaf gefunden hatte. So ließ sich Charles auf dem Sessel neben dem Bett nieder und vergrub müde das Gesicht in seiner rechten Hand – aber nur, um sich daraufhin wieder zu fangen und sein Notizbuch sowie einen Bleistift aus der Innentasche seines Jacketts zu zücken. Einige Überlegungen fielen leichter, wenn man sich gewisse Dinge dazu aufschrieb.
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Re: Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte
Matthew war zu schläfrig und angetrunken bereits, um Charles Worten große Bedeutung zu schenken und dabei gar als reinste Provokation oder Anlass, um die Sache in einem Handgemenge enden zu lassen.
War sein Gastgeber eben ein typischer schnöselliger Engländer, der sein Wissen über den Krieg aus Büchern hat und keine Ahnung von Gottesfürchtigkeit sowie einem rechtsamen christlichen Leben.
Matthew wusste, was der Krieg bedeutet, denn dieser machte alle Menschen zur selben seelenlosen Hülle.
Denn wirklich niemand konnte damit rechnen, was Krieg eigentlich bedeutet, bis er ihn bewusst erlebte: Das Bewusstwerden des eigenen Todes, welcher näher war als das Leben.
Niemand wirklich niemand, der den Krieg nicht in irgendeinem Offizierszelt weit weg von der Front erlebte, wurde nicht zu dieser leeren seelenlosen Hülle gemacht.
Erst recht nicht, wenn man wie Matthew so viel Tod als Sanitäter direkt an der Front gesehen hatte und vorallem nicht wenn man wie der tapfere Irre selbst Leben nehmen musste, um zu überleben und andere Leben zu beschützen.
Es war nicht in seiner Natur Leben zu nehmen, denn Mord war immer eine Todsünde, doch wenn es hart um hart ging zählte nur Auge um Auge - Zahn um Zahn.
Zumal Matthew wie erwähnt doch noch eine viel schlimmere Hölle während seiner Gefangenschaft gegangen war.
Todesangst und Folter waren ihm nicht fremd und nur aus Büchern bekannt - nein, er kannte sie am eigenen Leib.
Es formte ihn zu dem Menschen, welcher er nun war.
Manche würden sagen gebrochen und zerstört, doch für ihn war es die Erlösung.
Denn was niemand wissen konnte: Matthew hatte selbst die Engel des Herren gesehen.
Ohne sie wäre er für immer verloren gewesen.
Doch sein Glauben und eben diese Engel hatten ihn dazu gebracht sich entgegenzustellen, einen Plan zu schmieden, sich an alle zu rächen und mit blutigen Händen in den Dschungel zu fliehen.
Und selbst dort wurden die Engel noch mehr in seinem Kopf.
Engel, welche ihn erst Tage später wieder zurück in Sicherheit und in einem Lazarett liegend verließen.
Jedoch nicht ohne ihn ohne weitere Bestimmung in diesem Leben zu lassen.
Das er jedoch wahrscheinlich aufgrund von Giften und berauschenden Drogen, während seiner Gefangenschaft, und noch mehr als er versuchte im tropischen Dschungel zu überleben und irgendwelches Getier und Gewächs zu sich nahm, sowie aufgrund eines Tropenfiebers zu dieser Halluzination und diesem Fieberwahn in Sachen erschienene Engel geneigt hat, schiebte er ins Land der Märchen.
Für ihn war diese Prophezeihung echt gewesen und der einzige Grund sich nicht engültig tot zu saufen (was er dennoch irgendwie machte, um zu vergessen).
Doch keine weitere Worte verließen für heute nicht mehr seine Lippen.
Er würde morgen früh das Gespräch erneut suchen und zur Not, wenn man ihn nicht verstand und selbst dem nüchternen Iren mit Abneigung begegnete das Weite suchen.
Zumindest insoweit, dass er jegliche weitere Schritte auf eigene Faust planen würde, statt mit dem Haufen voller Snobs zusammen zu arbeiten.
Und zu begann Matthew wegzudämmern und just im gleichen Moment als Charles noch dabei war den Raum mit einem kurzen Abschied in Sachen geruhsame Nacht, tief und kehlig zu schnarchen wie ein Braunbär.
Seine Hand ruhte dabei jedoch auf dem Griff seines Revolvers und nur ein dummer Tölpel würde versuchen an Matthew - welcher gewohnt war nachts angegriffen zu werden - etwas zu entwenden.
War sein Gastgeber eben ein typischer schnöselliger Engländer, der sein Wissen über den Krieg aus Büchern hat und keine Ahnung von Gottesfürchtigkeit sowie einem rechtsamen christlichen Leben.
Matthew wusste, was der Krieg bedeutet, denn dieser machte alle Menschen zur selben seelenlosen Hülle.
Denn wirklich niemand konnte damit rechnen, was Krieg eigentlich bedeutet, bis er ihn bewusst erlebte: Das Bewusstwerden des eigenen Todes, welcher näher war als das Leben.
Niemand wirklich niemand, der den Krieg nicht in irgendeinem Offizierszelt weit weg von der Front erlebte, wurde nicht zu dieser leeren seelenlosen Hülle gemacht.
Erst recht nicht, wenn man wie Matthew so viel Tod als Sanitäter direkt an der Front gesehen hatte und vorallem nicht wenn man wie der tapfere Irre selbst Leben nehmen musste, um zu überleben und andere Leben zu beschützen.
Es war nicht in seiner Natur Leben zu nehmen, denn Mord war immer eine Todsünde, doch wenn es hart um hart ging zählte nur Auge um Auge - Zahn um Zahn.
Zumal Matthew wie erwähnt doch noch eine viel schlimmere Hölle während seiner Gefangenschaft gegangen war.
Todesangst und Folter waren ihm nicht fremd und nur aus Büchern bekannt - nein, er kannte sie am eigenen Leib.
Es formte ihn zu dem Menschen, welcher er nun war.
Manche würden sagen gebrochen und zerstört, doch für ihn war es die Erlösung.
Denn was niemand wissen konnte: Matthew hatte selbst die Engel des Herren gesehen.
Ohne sie wäre er für immer verloren gewesen.
Doch sein Glauben und eben diese Engel hatten ihn dazu gebracht sich entgegenzustellen, einen Plan zu schmieden, sich an alle zu rächen und mit blutigen Händen in den Dschungel zu fliehen.
Und selbst dort wurden die Engel noch mehr in seinem Kopf.
Engel, welche ihn erst Tage später wieder zurück in Sicherheit und in einem Lazarett liegend verließen.
Jedoch nicht ohne ihn ohne weitere Bestimmung in diesem Leben zu lassen.
Das er jedoch wahrscheinlich aufgrund von Giften und berauschenden Drogen, während seiner Gefangenschaft, und noch mehr als er versuchte im tropischen Dschungel zu überleben und irgendwelches Getier und Gewächs zu sich nahm, sowie aufgrund eines Tropenfiebers zu dieser Halluzination und diesem Fieberwahn in Sachen erschienene Engel geneigt hat, schiebte er ins Land der Märchen.
Für ihn war diese Prophezeihung echt gewesen und der einzige Grund sich nicht engültig tot zu saufen (was er dennoch irgendwie machte, um zu vergessen).
Doch keine weitere Worte verließen für heute nicht mehr seine Lippen.
Er würde morgen früh das Gespräch erneut suchen und zur Not, wenn man ihn nicht verstand und selbst dem nüchternen Iren mit Abneigung begegnete das Weite suchen.
Zumindest insoweit, dass er jegliche weitere Schritte auf eigene Faust planen würde, statt mit dem Haufen voller Snobs zusammen zu arbeiten.
Und zu begann Matthew wegzudämmern und just im gleichen Moment als Charles noch dabei war den Raum mit einem kurzen Abschied in Sachen geruhsame Nacht, tief und kehlig zu schnarchen wie ein Braunbär.
Seine Hand ruhte dabei jedoch auf dem Griff seines Revolvers und nur ein dummer Tölpel würde versuchen an Matthew - welcher gewohnt war nachts angegriffen zu werden - etwas zu entwenden.
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Re: Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte
Ohne jegliche Begeisterung hatte sich Melinda zu den Männern gesellt – zwar war es ihr eigenes Anliegen gewesen ein Gespräch zu suchen, jedoch nicht unter den Bedingungen die sich hier gerade auftaten.
Die Männer saßen in ihren Sesseln und unterhielten sich und die Hure fühlte sich stark an politische Treffen erinnert, bei denen sich Männer gegenüber saßen und mit allen Mitteln versuchten, ihre Meinung durchzusetzen, das jedoch möglichst schnell, denn die die es sich leisten konnten, hatten Huren im Hinterzimmer geparkt, die sie nach einem erfolgreichen Gespräch so schnell wie möglich besteigen wollten. Liefen die Treffen nicht nach dem Gutdünken der Männer, waren auch hier die Huren nur zu willkommen, auch wenn der Akt danach mit deutlich mehr Gewalt gekennzeichnet war, als der der Gewinner.
Sie versuchte dem Gereden zu folgen, wurde dem aber schnell überdrüssig und beobachtete stattdessen lieber die Flaschen voll Alkohol, in deren Flüssigkeiten sich das Licht brach. War sie sonst für jede Info und jedes Horchen dankbar, so wurde es ihr schlicht und ergreifend gerade zu viel.
Einer ihrer Freier hatte es einmal deutlich formuliert. Ihr ging das Scheißgelaber auf den Sack. Ständig wurden Gespräche gesucht und geführt und wieder fallen gelassen. Dann kam wieder jemand hinzu und wieder wurde geredet, geredet und geredet.
Aber dann endlich, nachdem Melinda völlig den Faden des Gespräches verloren hatte, löste sich die Versammlung an – die Herren befanden, dass es Zeit zu schlafen war.
Charles verbeugte sich leicht vor ihr, was sie mit einem nicken quittierte und dann zu Randolph herüber sah.
Er sah geschwächt aus, die Treppe konnte zu einer Herausforderung werden. Sie hielt inne um zu warten, ob er ihre stumme Hilfdarbietung annehmen würde.
Die Männer saßen in ihren Sesseln und unterhielten sich und die Hure fühlte sich stark an politische Treffen erinnert, bei denen sich Männer gegenüber saßen und mit allen Mitteln versuchten, ihre Meinung durchzusetzen, das jedoch möglichst schnell, denn die die es sich leisten konnten, hatten Huren im Hinterzimmer geparkt, die sie nach einem erfolgreichen Gespräch so schnell wie möglich besteigen wollten. Liefen die Treffen nicht nach dem Gutdünken der Männer, waren auch hier die Huren nur zu willkommen, auch wenn der Akt danach mit deutlich mehr Gewalt gekennzeichnet war, als der der Gewinner.
Sie versuchte dem Gereden zu folgen, wurde dem aber schnell überdrüssig und beobachtete stattdessen lieber die Flaschen voll Alkohol, in deren Flüssigkeiten sich das Licht brach. War sie sonst für jede Info und jedes Horchen dankbar, so wurde es ihr schlicht und ergreifend gerade zu viel.
Einer ihrer Freier hatte es einmal deutlich formuliert. Ihr ging das Scheißgelaber auf den Sack. Ständig wurden Gespräche gesucht und geführt und wieder fallen gelassen. Dann kam wieder jemand hinzu und wieder wurde geredet, geredet und geredet.
Aber dann endlich, nachdem Melinda völlig den Faden des Gespräches verloren hatte, löste sich die Versammlung an – die Herren befanden, dass es Zeit zu schlafen war.
Charles verbeugte sich leicht vor ihr, was sie mit einem nicken quittierte und dann zu Randolph herüber sah.
Er sah geschwächt aus, die Treppe konnte zu einer Herausforderung werden. Sie hielt inne um zu warten, ob er ihre stumme Hilfdarbietung annehmen würde.
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Re: Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte
Doch Randolph hatte nicht vor sich wieder in sein Zimmer zurückzukehren. Finster starrte er auf den schnarchenden Iren, der es sich rücksichtslos bequem gemacht hatte. Außerdem drang von seiner Position aus ein stechender Gestank zum Geruchssinn des Doktors vor. Sein Blick wanderte abwärts zu den entledigten Stiefeln. Wie herrlich. Heute ist ein schöner Tag.
Charles „Erklärung“ von den verschiedenen Menschentypen, die in den Krieg zogen erschien ihm nicht sehr schlüssig, besonders im Fall von O`Sullivan. Allerdings hatte sich Norly wohl von vielen Dingen eine relativ bornierte Meinung gebildet. Einige zogen vielleicht einfach nur in den Krieg um Ruhm und Ehre zu erlangen, andere taten es aus Verzweiflung. Weil sie des eigenen Lebens überdrüssig waren. Weil sie sich opfern wollten.
Was hatte er sich gedacht, als er sich zwischen Charles und die Waffe des Mannes gestellt hatte? Er mochte Charles, aber er konnte Melinda nicht im Stich lassen. Sollte er sie hier zurücklassen- inmitten von Männern, denen er nicht über den Weg traute? Überraschend klar schoss ihm plötzlich das Bild aus seinem Traum entgegen und er sah sie wieder vor sich im Grab liegen. „Tuen sie es und befreien sie sich selbst“
Der Doctor ächzte leise und vergrub sein Gesicht in seinen zu Krallen verformten Fingern. Hört auf! Lasst mich in Ruhe!
„Lasst mich in Ruhe“, flüsterte er leise. Den dösenden O’Sullivan schien das nicht zu stören. Randolphs Augen zuckten unruhig über die Waffe des Kerls hinweg. Er erinnerte sich daran, wie er Charles im Schlaf seinen Revolver abgenommen hatte und ihn dann auf den vermeintlichen Serienmörder gerichtet hatte. Sollte er hier das gleiche machen? Selbstverständlich nicht, um mit ihm einen Plausch zu führen. Sondern einfach um ihn zu erschießen und Ihnen allen viel Leid zu ersparen.
Randolph war kein Freund der Kirche. Er war so ziemlich der übelste Anglikaner in ganz London. Seine Familie war sehr gläubig gewesen, doch er selbst war durch und durch ein Atheist. Er konnte diese bescheuerten Gottesanrufungen nicht mehr hören. Anstatt das sich die Menschen selbst um ihre Angelegenheiten kümmerten, flehten sie irgendeine Fantasiegestalt an. Es gab keinen Gott. Und wenn es ihn gegeben hatte, dann war er inzwischen beim Anblick seiner Höllengeburten tot umgefallen. Wenn es einen gütigen Herrn gäbe, dann würde hier in London einiges anders aussehen.
Aber am Wenigsten konnte er bessesene Fanatiker wie Sullivan ausstehen. Daran das er einer war, hatte er nach dessen letzten Worten kaum noch Zweifel. Das Problem mit Fanatikern lag daran, dass sie unberechenbar waren. Die Aktion vor ein paar Minuten war ja ein Paradebeispiel gewesen.
Dieser Kerl hatte in ihrer Gruppe nichts zu suchen. Er konnte nicht nachvollziehen, was Charles mit diesem Mann vorhatte. Vielleicht täuschte er sich einfach in ihm und hielt ihn tatsächlich für einen „Menschen der Kategorie 3“- jemandem, der Freude am Töten hatte. Damit wäre der Doctor um ehrlich zu sein noch wesentlich besser klar gekommen. Aber seiner Meinung nach konnte man O’Sullivan schlecht in eine der Gruppen einordnen, die Charles erläutert hatte. Mit diesem Menschen konnte er Melinda unmöglich alleine lassen. Vielleicht würde er sie umbringen wollen, weil sie eine Prostituierte war und mit dem Teufel im Bunde ist oder irgend so einem unsinnigen Gedanken. Also sollte er vorerst mehr darauf achten zu überleben. Vielleicht würde es vonnöten sein.
Jedenfalls würde er sich jetzt nicht noch einmal zu Bett begeben. Er hatte genug von Alpträumen für heute. Der Letzte war ihm immer noch lebhaft in Erinnerung und begann erst ganz allmählich zu verblassen. Warum konnte er nicht einfach aufwachen und die ganze Scheiße vergessen haben? Aber nein- anscheinend gefiel es seinem Gehirn so sehr ihn mit grausamen Gedanken zu quälen. Verdammte sadistische Kreatur. Tick. Tack. Hörst du die Zeiger, Randolph? Es ist an der Zeit zum Schlafen zu gehen. Dein Körper ist müde. Du brauchst Erholung. Komm leg dich zurück und genieße es.
Er hatte tatsächlich noch nicht annähernd genug geschlafen, um sich fit zu fühlen. Und auch die Operation und ihr neuer Gast hatten ihm einige Nerven gekostet. Ich muss meine Notizen aktualisieren, fiel ihm plötzlich ein, während er in seine rechte Hand gähnte. Aber das würde er auch morgen tun können. Mister C war ein sehr interessanter neuer Mitspieler in diesem Spiel. Wenn die Schläger von ihm waren…hatte er etwas mit den Morden zu tun? Aber er arbeitete für das Innenministerium oder hatte es zumindest vorgegeben. Der Ausweis hatte für ihn echt ausgesehen, aber mit so etwas kannte er sich wenig aus, um ehrlich zu sein. Vielleicht sollte er mal bei ihm vorbeisehen.
Vielleicht.
Wieder unterbrach ein lautstarkes Schnarchen seine Gedankengänge. Verfluchter Ire! Fahr zur Hölle! Er schloss die Augen und versuchte sich wieder zu konzentrieren. Was wollte er noch gleich tun…seine Notizen ach ja…im Garten…ja er war in den Garten gekommen und…und komm…lege dich zurück…dich zurück…und…genieße es…
Fuck! Er stand auf einer dreckigen Straße. Sein Bein war im Arsch. Und er wusste genau, wo er war. Er kannte diesen Weg. Er war ihn schon einmal gegangen. Damals hatte Johanna ihn gestützt. Er sah nach rechts und wie erwartet lugten dort zwei kleine Kinder aus einem Fenster, die ihn aus großen Augen anstarrten. Verdreckt waren sie und abgemagert. Randolph seufzte und machte sich auf den Weg. Wo es hinging wusste er ja und er konnte sich der Angelegenheit ohnehin nicht entziehen.
Er bog in eine kleine Gasse ab und erblickte bereits die ersten Pentagramme, welche die Hauswände schmückten. Alles wie zuvor. Dann stand er vor dem baufälligen, abschreckenden Haus. Wie erwartet war offen. Wunderbar. Er konnte sich schon gar nicht mehr vor Freude halten. Gleich würde er die Alte wiedersehen. Doch zunächst ging es über eine grausam lange, knirschende Wendeltreppe ins Obergeschoss. Gleich bricht sie zusammen. Gleich bricht sie zusammen und ich bleibe hier für den Rest meiner Tage im Holz stecken und verhungere und verdurste qualvoll. Doch die Treppe blieb standhaft und Randolph erreichte die Tür, an die Alan damals sieben Mal (oder war es neunmal gewesen?) geklopft hatte. Aber diesen Humbug wollte er sich nun nicht auch noch antun.
Er öffnete und trat hinein.
Auch hier drinnen sah alles aus, wie bei seinem letzten Besuch. Nur eine einzige Sache hatte sich verändert. Die Wahrsagerin war verschwunden. Stattdessen stand eine junge Frau mit blonden Haaren mit dem Rücken zu ihm im Raum. Sie blickte anscheinend durch ein Fenster. „Melinda?“, entfuhr es ihm überrascht und er hinkte an dem unheimlichen Holztisch vorbei, der in der Mitte des Raums wie eine Opferbank aufragte. Melinda reagierte nicht. Er kam noch näher heran: „Was machst du denn hier?“
In diesem Moment fuhr der Kopf herum und er blickte ins lächelnde Gesicht der alten Hexe. Ihm gefror das Blut in den Adern.
„Die Seele, die früher einmal den Namen Melinda trug, ist in diesem Moment hier bei mir“ Die Stimme war ein schauderhaftes Krächzen. Die Augen der Frau funkelten wölfisch. Dann öffnete sie den Mund. Weit. Weiter, als es möglich sein sollte. Und dann sah er wie etwas daraus hervorkroch, den Boden erreichte und sich dann in seine Richtung weiterrollte…
Es war eine Zunge. Eine immens lange Zunge. Randolph stieß einen unartikulierten Laut aus und drehte sich um. Er musste schnell weg hier. Diesem Wahnsinn entkommen. Er humpelte so schnell er konnte zur Tür. Hinter sich ertönte ein flappendes Geräusch. Es war die Zunge, die ihm immer schneller werdend hinterherjagte.
Scheiße!
Mit einem Krachen schlug Randolphs Körper auf allen Vieren am Boden auf. Er war zu schnell gehinkt und hatte sein Bein nicht mehr unter Kontrolle bekommen. Aber es war nur noch ein bisschen, bis zur Tür.
Doch schon im nächsten Moment wurde seine dunkle Vorahnung bestätigt und etwas Glitschiges streifte seine Wange. Randolph keuchte auf und kroch so schnell er konnte weiter. Die Hexe kannte keine Gnade. Mit einem Ruck hatte sich die von Altersflecken gesäumte Zunge um sein gesundes Bein geschlungen und presste es im Würgegriff zusammen. Dann wurde er rückwärts gezogen, direkt auf das Medium zu.
Leb wohl, Welt.
Verzweifelt versuchte er sich am Ritualtisch festzuklammern, doch der Griff dieser blutroten Schlange war zu stark für ihn. Er wurde weiter mitgerissen und seine Finger kratzten lediglich über blasse Pentagrammzeichnungen.
Dann flog er mit einem Mal. So stark war der Sog. Er spürte riesige, faltige Lippen seinen Körper streifen und dann wurde er mitten ins gigantische Maul der Hexe gesogen. Er kreischte und flog in die Finsternis.
Randolph lag mit schmerzendem Schädel am Boden. Er hatte keinen Plan, wie er aufstehen sollte und ihm war zum Kotzen zu Mute.
Charles „Erklärung“ von den verschiedenen Menschentypen, die in den Krieg zogen erschien ihm nicht sehr schlüssig, besonders im Fall von O`Sullivan. Allerdings hatte sich Norly wohl von vielen Dingen eine relativ bornierte Meinung gebildet. Einige zogen vielleicht einfach nur in den Krieg um Ruhm und Ehre zu erlangen, andere taten es aus Verzweiflung. Weil sie des eigenen Lebens überdrüssig waren. Weil sie sich opfern wollten.
Was hatte er sich gedacht, als er sich zwischen Charles und die Waffe des Mannes gestellt hatte? Er mochte Charles, aber er konnte Melinda nicht im Stich lassen. Sollte er sie hier zurücklassen- inmitten von Männern, denen er nicht über den Weg traute? Überraschend klar schoss ihm plötzlich das Bild aus seinem Traum entgegen und er sah sie wieder vor sich im Grab liegen. „Tuen sie es und befreien sie sich selbst“
Der Doctor ächzte leise und vergrub sein Gesicht in seinen zu Krallen verformten Fingern. Hört auf! Lasst mich in Ruhe!
„Lasst mich in Ruhe“, flüsterte er leise. Den dösenden O’Sullivan schien das nicht zu stören. Randolphs Augen zuckten unruhig über die Waffe des Kerls hinweg. Er erinnerte sich daran, wie er Charles im Schlaf seinen Revolver abgenommen hatte und ihn dann auf den vermeintlichen Serienmörder gerichtet hatte. Sollte er hier das gleiche machen? Selbstverständlich nicht, um mit ihm einen Plausch zu führen. Sondern einfach um ihn zu erschießen und Ihnen allen viel Leid zu ersparen.
Randolph war kein Freund der Kirche. Er war so ziemlich der übelste Anglikaner in ganz London. Seine Familie war sehr gläubig gewesen, doch er selbst war durch und durch ein Atheist. Er konnte diese bescheuerten Gottesanrufungen nicht mehr hören. Anstatt das sich die Menschen selbst um ihre Angelegenheiten kümmerten, flehten sie irgendeine Fantasiegestalt an. Es gab keinen Gott. Und wenn es ihn gegeben hatte, dann war er inzwischen beim Anblick seiner Höllengeburten tot umgefallen. Wenn es einen gütigen Herrn gäbe, dann würde hier in London einiges anders aussehen.
Aber am Wenigsten konnte er bessesene Fanatiker wie Sullivan ausstehen. Daran das er einer war, hatte er nach dessen letzten Worten kaum noch Zweifel. Das Problem mit Fanatikern lag daran, dass sie unberechenbar waren. Die Aktion vor ein paar Minuten war ja ein Paradebeispiel gewesen.
Dieser Kerl hatte in ihrer Gruppe nichts zu suchen. Er konnte nicht nachvollziehen, was Charles mit diesem Mann vorhatte. Vielleicht täuschte er sich einfach in ihm und hielt ihn tatsächlich für einen „Menschen der Kategorie 3“- jemandem, der Freude am Töten hatte. Damit wäre der Doctor um ehrlich zu sein noch wesentlich besser klar gekommen. Aber seiner Meinung nach konnte man O’Sullivan schlecht in eine der Gruppen einordnen, die Charles erläutert hatte. Mit diesem Menschen konnte er Melinda unmöglich alleine lassen. Vielleicht würde er sie umbringen wollen, weil sie eine Prostituierte war und mit dem Teufel im Bunde ist oder irgend so einem unsinnigen Gedanken. Also sollte er vorerst mehr darauf achten zu überleben. Vielleicht würde es vonnöten sein.
Jedenfalls würde er sich jetzt nicht noch einmal zu Bett begeben. Er hatte genug von Alpträumen für heute. Der Letzte war ihm immer noch lebhaft in Erinnerung und begann erst ganz allmählich zu verblassen. Warum konnte er nicht einfach aufwachen und die ganze Scheiße vergessen haben? Aber nein- anscheinend gefiel es seinem Gehirn so sehr ihn mit grausamen Gedanken zu quälen. Verdammte sadistische Kreatur. Tick. Tack. Hörst du die Zeiger, Randolph? Es ist an der Zeit zum Schlafen zu gehen. Dein Körper ist müde. Du brauchst Erholung. Komm leg dich zurück und genieße es.
Er hatte tatsächlich noch nicht annähernd genug geschlafen, um sich fit zu fühlen. Und auch die Operation und ihr neuer Gast hatten ihm einige Nerven gekostet. Ich muss meine Notizen aktualisieren, fiel ihm plötzlich ein, während er in seine rechte Hand gähnte. Aber das würde er auch morgen tun können. Mister C war ein sehr interessanter neuer Mitspieler in diesem Spiel. Wenn die Schläger von ihm waren…hatte er etwas mit den Morden zu tun? Aber er arbeitete für das Innenministerium oder hatte es zumindest vorgegeben. Der Ausweis hatte für ihn echt ausgesehen, aber mit so etwas kannte er sich wenig aus, um ehrlich zu sein. Vielleicht sollte er mal bei ihm vorbeisehen.
Vielleicht.
Wieder unterbrach ein lautstarkes Schnarchen seine Gedankengänge. Verfluchter Ire! Fahr zur Hölle! Er schloss die Augen und versuchte sich wieder zu konzentrieren. Was wollte er noch gleich tun…seine Notizen ach ja…im Garten…ja er war in den Garten gekommen und…und komm…lege dich zurück…dich zurück…und…genieße es…
Fuck! Er stand auf einer dreckigen Straße. Sein Bein war im Arsch. Und er wusste genau, wo er war. Er kannte diesen Weg. Er war ihn schon einmal gegangen. Damals hatte Johanna ihn gestützt. Er sah nach rechts und wie erwartet lugten dort zwei kleine Kinder aus einem Fenster, die ihn aus großen Augen anstarrten. Verdreckt waren sie und abgemagert. Randolph seufzte und machte sich auf den Weg. Wo es hinging wusste er ja und er konnte sich der Angelegenheit ohnehin nicht entziehen.
Er bog in eine kleine Gasse ab und erblickte bereits die ersten Pentagramme, welche die Hauswände schmückten. Alles wie zuvor. Dann stand er vor dem baufälligen, abschreckenden Haus. Wie erwartet war offen. Wunderbar. Er konnte sich schon gar nicht mehr vor Freude halten. Gleich würde er die Alte wiedersehen. Doch zunächst ging es über eine grausam lange, knirschende Wendeltreppe ins Obergeschoss. Gleich bricht sie zusammen. Gleich bricht sie zusammen und ich bleibe hier für den Rest meiner Tage im Holz stecken und verhungere und verdurste qualvoll. Doch die Treppe blieb standhaft und Randolph erreichte die Tür, an die Alan damals sieben Mal (oder war es neunmal gewesen?) geklopft hatte. Aber diesen Humbug wollte er sich nun nicht auch noch antun.
Er öffnete und trat hinein.
Auch hier drinnen sah alles aus, wie bei seinem letzten Besuch. Nur eine einzige Sache hatte sich verändert. Die Wahrsagerin war verschwunden. Stattdessen stand eine junge Frau mit blonden Haaren mit dem Rücken zu ihm im Raum. Sie blickte anscheinend durch ein Fenster. „Melinda?“, entfuhr es ihm überrascht und er hinkte an dem unheimlichen Holztisch vorbei, der in der Mitte des Raums wie eine Opferbank aufragte. Melinda reagierte nicht. Er kam noch näher heran: „Was machst du denn hier?“
In diesem Moment fuhr der Kopf herum und er blickte ins lächelnde Gesicht der alten Hexe. Ihm gefror das Blut in den Adern.
„Die Seele, die früher einmal den Namen Melinda trug, ist in diesem Moment hier bei mir“ Die Stimme war ein schauderhaftes Krächzen. Die Augen der Frau funkelten wölfisch. Dann öffnete sie den Mund. Weit. Weiter, als es möglich sein sollte. Und dann sah er wie etwas daraus hervorkroch, den Boden erreichte und sich dann in seine Richtung weiterrollte…
Es war eine Zunge. Eine immens lange Zunge. Randolph stieß einen unartikulierten Laut aus und drehte sich um. Er musste schnell weg hier. Diesem Wahnsinn entkommen. Er humpelte so schnell er konnte zur Tür. Hinter sich ertönte ein flappendes Geräusch. Es war die Zunge, die ihm immer schneller werdend hinterherjagte.
Scheiße!
Mit einem Krachen schlug Randolphs Körper auf allen Vieren am Boden auf. Er war zu schnell gehinkt und hatte sein Bein nicht mehr unter Kontrolle bekommen. Aber es war nur noch ein bisschen, bis zur Tür.
Doch schon im nächsten Moment wurde seine dunkle Vorahnung bestätigt und etwas Glitschiges streifte seine Wange. Randolph keuchte auf und kroch so schnell er konnte weiter. Die Hexe kannte keine Gnade. Mit einem Ruck hatte sich die von Altersflecken gesäumte Zunge um sein gesundes Bein geschlungen und presste es im Würgegriff zusammen. Dann wurde er rückwärts gezogen, direkt auf das Medium zu.
Leb wohl, Welt.
Verzweifelt versuchte er sich am Ritualtisch festzuklammern, doch der Griff dieser blutroten Schlange war zu stark für ihn. Er wurde weiter mitgerissen und seine Finger kratzten lediglich über blasse Pentagrammzeichnungen.
Dann flog er mit einem Mal. So stark war der Sog. Er spürte riesige, faltige Lippen seinen Körper streifen und dann wurde er mitten ins gigantische Maul der Hexe gesogen. Er kreischte und flog in die Finsternis.
Randolph lag mit schmerzendem Schädel am Boden. Er hatte keinen Plan, wie er aufstehen sollte und ihm war zum Kotzen zu Mute.
Darnamur- Jünger des Pinguins
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Re: Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte
Obwohl die Müdigkeit langsam Überhand nahm, versuchte Gilbert Wright sich weiterhin auf das Gespräch zu konzentrieren. Er warf einen sehnsüchtigen Blick auf sein leeres Glas und sah dann dabei zu, wie Norly den Whiskey wieder wegschloss. Vielleicht war es besser so - Gil wollte nicht noch dazu fähig sein, zu verstehen, von was hier gesprochen wurde. Er bemerkte sowieso schon, dass er vermutlich bereits zu viel getrunken hatte und langsam wirklich betrunken wurde. Trotz allem konnte der Maler zu dem Alkohol nicht Nein sagen, war er doch wie dafür geschaffen, zumindest ein paar Stunden der Erlösung und des Vergessens zu bringen.
Dabei war egal, ob man wie er selbst, nur einen Mann getötet hatte, oder in O'Sullivans Fall vermutlich mehrere. Mord blieb Mord und er hinterließ ein tiefes Loch, welches man auf irgendeine Art wieder füllen musste. Anscheinend war Gilbert nicht der Einzige, der dafür des Öfteren Alkohol - oder auch Drogen wie Opium - benutzte, auch wenn dieser die Ränder des Loches angriff und es am nächsten Tag größer hinterließ, als es am Anfang gewesen war. Gilbert seufzte und massierte seine Schläfen, um sich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren. Vor dem Schlafengehen würde er sein Medikament einnehmen müssen, sonst wäre er am folgenden Tag eine andere Person. Er merkte schon jetzt, wie es sich seinen Weg bahnte - das zweites Gesicht.
Gerade noch bekam Gilbert mit, wie sich Charles fragte, von was die Schläger ablenken wollten. Das hatte er sich auch gefragt und war zu keinem Ergebnis gekommen. Zu diesem Zeitpunkt war er in diese Sache noch nicht wirklich involviert gewesen. Er verstand deshalb den Sinn hinter der Aktion nicht. Zumindest versprach der kommende Tag neue Erkenntnisse zu liefern, wenn denn der Freund Norlys wirklich so gut war, wie behauptet. Eigentlich könnte er darauf verzichten, die Schläger wiederzusehen aber es war wohl notwendig, um ein bisschen Licht in diese Sache zu bringen. Ein weiteres Mal seufzte Gilbert, bevor er einen Blick auf den nun schnarchenden Iren warf.
Norly hatte Recht, zumindest was den Platz des Mannes in dieser Unternehmung anbelangte. Dieser persönliche Feldzug hatte hier nichts verloren. Vielleicht war O'Sullivan generell der falsche Mann - er schien einfach unberechenbar zu sein. Gilbert konnte ihn nicht wirklich einschätzen aber eins wusste er: Der Mann war verrückt. Ganz nebenbei stank er und war ungehobelt. Der Maler konnte auf die Gesellschaft dieses Mannes verzichten und er war sich sicher, dass er nicht alleine mit dieser Einstellung war. Aber wer weiß, vielleicht war der ehemalige Soldat doch noch zu irgendetwas gut. Er wollte nicht zu schnell urteilen.
Nachdem der Ire und der Doktor eingeschlafen waren und Norly sich verabschiedet hatte, ging auch Gilbert auf sein Zimmer. Einen Moment lang betrachtete er das Gemälde, dass er gemalt hatte aber legte sich dann schnell ins Bett, ohne sich umzuziehen. Sein Medikament hatte er jetzt völlig vergessen. Eigentlich untypisch aber er hatte Opium und Alkohol im Blut und die Last des letzten Gespräches war schwer und drückte ihn einfach zu Boden.
Dabei war egal, ob man wie er selbst, nur einen Mann getötet hatte, oder in O'Sullivans Fall vermutlich mehrere. Mord blieb Mord und er hinterließ ein tiefes Loch, welches man auf irgendeine Art wieder füllen musste. Anscheinend war Gilbert nicht der Einzige, der dafür des Öfteren Alkohol - oder auch Drogen wie Opium - benutzte, auch wenn dieser die Ränder des Loches angriff und es am nächsten Tag größer hinterließ, als es am Anfang gewesen war. Gilbert seufzte und massierte seine Schläfen, um sich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren. Vor dem Schlafengehen würde er sein Medikament einnehmen müssen, sonst wäre er am folgenden Tag eine andere Person. Er merkte schon jetzt, wie es sich seinen Weg bahnte - das zweites Gesicht.
Gerade noch bekam Gilbert mit, wie sich Charles fragte, von was die Schläger ablenken wollten. Das hatte er sich auch gefragt und war zu keinem Ergebnis gekommen. Zu diesem Zeitpunkt war er in diese Sache noch nicht wirklich involviert gewesen. Er verstand deshalb den Sinn hinter der Aktion nicht. Zumindest versprach der kommende Tag neue Erkenntnisse zu liefern, wenn denn der Freund Norlys wirklich so gut war, wie behauptet. Eigentlich könnte er darauf verzichten, die Schläger wiederzusehen aber es war wohl notwendig, um ein bisschen Licht in diese Sache zu bringen. Ein weiteres Mal seufzte Gilbert, bevor er einen Blick auf den nun schnarchenden Iren warf.
Norly hatte Recht, zumindest was den Platz des Mannes in dieser Unternehmung anbelangte. Dieser persönliche Feldzug hatte hier nichts verloren. Vielleicht war O'Sullivan generell der falsche Mann - er schien einfach unberechenbar zu sein. Gilbert konnte ihn nicht wirklich einschätzen aber eins wusste er: Der Mann war verrückt. Ganz nebenbei stank er und war ungehobelt. Der Maler konnte auf die Gesellschaft dieses Mannes verzichten und er war sich sicher, dass er nicht alleine mit dieser Einstellung war. Aber wer weiß, vielleicht war der ehemalige Soldat doch noch zu irgendetwas gut. Er wollte nicht zu schnell urteilen.
Nachdem der Ire und der Doktor eingeschlafen waren und Norly sich verabschiedet hatte, ging auch Gilbert auf sein Zimmer. Einen Moment lang betrachtete er das Gemälde, dass er gemalt hatte aber legte sich dann schnell ins Bett, ohne sich umzuziehen. Sein Medikament hatte er jetzt völlig vergessen. Eigentlich untypisch aber er hatte Opium und Alkohol im Blut und die Last des letzten Gespräches war schwer und drückte ihn einfach zu Boden.
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Re: Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte
So schlief Gilbert schnell ein und fiel in einen unruhigen Schlaf, aus dem er am nächsten Morgen erwachte, als die ersten Sonnenstrahlen in sein Zimmer fielen. Er wälzte sich in seinem Bett umher. "Was hat es denn für einen Sinn, überhaupt aufzustehen?" Er würde sowieso nichts ändern können. Seine Anwesenheit hier war doch vollkommen sinnlos und überflüssig - er sollte entweder einfach liegenbleiben oder sofort abhauen. Doch dann bemerkte der Maler, was gerade passierte. Plötzlich war er hellwach. Er stand auf und öffnete mit zitternden Händen seine Koffer. "Wo ist es denn nur hin? Wo hab ich es verstaut?" Schließlich fand er den kleinen Aktenkoffer, der neben einer Flasche Laudanum und Gin in seinem Reisekoffer lag. Einen Moment überlegte Gilbert, sich einen Schluck Gin zu genehmigen aber entschied sich, nachdem er sich an den letzten Abend erinnert hatte, schließlich dagegen und nahm stattdessen den schwarzen Aktenkoffer zu Hand. Er legte ihn vorsichtig, fast ehrfürchtig auf sein Bett und öffnete ihn.
Zum Vorschein kamen insgesamt 14 winzige Fläschchen, die mit einer hellgrünen Flüssigkeit gefüllt waren. Das Medikament, dass ihn bis jetzt am Leben erhalten hatte. Ohne das grünliche Gesöff, wäre er schon längst aus dem Fenster gesprungen oder hätte sich aufgehangen. Er atmete tief durch und nahm eines der Fläschchen zur Hand. Einige lange Minuten beobachtete er es nur und rang mit sich. Es war stets ein Kampf, den wahren Gilbert Wright zu verscheuchen und eine Maske aufzusetzen. Am Ende öffnete er das Fläschchen, schluckte den Inhalt herunter und spülte schließlich doch mit einem Schluck Gin nach. Schon besser.
In den nächsten Minuten zog er sich in das Badezimmer zurück, badete, kämmte, pflegte sich und zog schließlich einen weiteren seiner unzähligen und teuren Anzüge an. Erst als er mit sich selbst zufrieden war und es nichts mehr an seiner Erscheinung auszusetzen gab, machte er sich auf den Weg in die Küche. Er fühlte sich jetzt wie ein neuer Mensch - der er in gewisser Weise auch war. Er war in einer euphorischen Stimmung, die er nur durch das Medikament erfuhr - besser als jede Droge. Er kam an dem Kaminzimmer vorbei und betrachtete einen Moment kritisch den Doktor und den Iren. Sollten sie hier ruhig weiterschlafen, er wäre der letzte, der sie ihrem Schlaf beraubte. Bevor der Maler die Küche betrat, richtete er ein letztes mal seine Krawatte.
Tatsächlich war er nicht der erste, der wach geworden war. Der Butler des Hauses, Oxley war gerade dabei, das Frühstück vorzubereiten. "Guten Morgen, Mr. Oxley. Hatten Sie eine geruhsame Nacht oder hat einer der Herren Probleme gemacht? Wissen Sie, wie es dem Verletzten geht?"
Zum Vorschein kamen insgesamt 14 winzige Fläschchen, die mit einer hellgrünen Flüssigkeit gefüllt waren. Das Medikament, dass ihn bis jetzt am Leben erhalten hatte. Ohne das grünliche Gesöff, wäre er schon längst aus dem Fenster gesprungen oder hätte sich aufgehangen. Er atmete tief durch und nahm eines der Fläschchen zur Hand. Einige lange Minuten beobachtete er es nur und rang mit sich. Es war stets ein Kampf, den wahren Gilbert Wright zu verscheuchen und eine Maske aufzusetzen. Am Ende öffnete er das Fläschchen, schluckte den Inhalt herunter und spülte schließlich doch mit einem Schluck Gin nach. Schon besser.
In den nächsten Minuten zog er sich in das Badezimmer zurück, badete, kämmte, pflegte sich und zog schließlich einen weiteren seiner unzähligen und teuren Anzüge an. Erst als er mit sich selbst zufrieden war und es nichts mehr an seiner Erscheinung auszusetzen gab, machte er sich auf den Weg in die Küche. Er fühlte sich jetzt wie ein neuer Mensch - der er in gewisser Weise auch war. Er war in einer euphorischen Stimmung, die er nur durch das Medikament erfuhr - besser als jede Droge. Er kam an dem Kaminzimmer vorbei und betrachtete einen Moment kritisch den Doktor und den Iren. Sollten sie hier ruhig weiterschlafen, er wäre der letzte, der sie ihrem Schlaf beraubte. Bevor der Maler die Küche betrat, richtete er ein letztes mal seine Krawatte.
Tatsächlich war er nicht der erste, der wach geworden war. Der Butler des Hauses, Oxley war gerade dabei, das Frühstück vorzubereiten. "Guten Morgen, Mr. Oxley. Hatten Sie eine geruhsame Nacht oder hat einer der Herren Probleme gemacht? Wissen Sie, wie es dem Verletzten geht?"
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Re: Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte
„Guten Morgen, Sir“, erwiderte der ältere Herr förmlich. Oxley ließ sich nicht lange von Gilberts Anwesenheit ablenken, sondern sah nur zur Begrüßung kurz auf und fuhr anschließend mit seiner Beschäftigung fort. Momentan war er dabei, Brotscheiben zu rösten und nebenbei Geschirr aus den Küchenschränken zusammenzusuchen.
„Der Rest der Nacht verlief friedlich“, beantwortete der Butler währenddessen Gilberts Fragen.
„Zumindest hat mich niemand auf Trab gehalten oder wollte sich gegenseitig erschießen, wenn Sie das meinen. Soweit ich weiß, geht es Mr. …“, er unterbrach sich selbst, um sich zu korrigieren.
„… Arthur“, sagte er statt des Nachnamens, den er anscheinend kannte und der ihm offenbar schon auf der Zunge gelegen hatte, „den Umständen entsprechend. Aber er lebt, was sicherlich als Glücksfall zu betrachten ist. Mr. Norly hat bei seinem Bett Wache gehalten. Mehr oder weniger“, der letzte, kurze Satz war nicht mehr als ein gemurmelter Kommentar.
Oxley blickte an dieser Stelle zu Gilbert auf und suchte Augenkontakt.
„Wünschen Sie einen Tee? Oder Kaffee?“
„Der Rest der Nacht verlief friedlich“, beantwortete der Butler währenddessen Gilberts Fragen.
„Zumindest hat mich niemand auf Trab gehalten oder wollte sich gegenseitig erschießen, wenn Sie das meinen. Soweit ich weiß, geht es Mr. …“, er unterbrach sich selbst, um sich zu korrigieren.
„… Arthur“, sagte er statt des Nachnamens, den er anscheinend kannte und der ihm offenbar schon auf der Zunge gelegen hatte, „den Umständen entsprechend. Aber er lebt, was sicherlich als Glücksfall zu betrachten ist. Mr. Norly hat bei seinem Bett Wache gehalten. Mehr oder weniger“, der letzte, kurze Satz war nicht mehr als ein gemurmelter Kommentar.
Oxley blickte an dieser Stelle zu Gilbert auf und suchte Augenkontakt.
„Wünschen Sie einen Tee? Oder Kaffee?“
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Re: Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte
"Danke, ein frisch aufgebrühter Tee wäre jetzt genau das Richtige." erwiderte Gilbert auf die Frage des Butlers. Er setzte sich an den Tisch und beobachtete Oxley einen Moment bei der Arbeit, bevor er fortfuhr.
"Ich bin froh, dass O'Sullivan keine Probleme mehr gemacht hat - das war gestern Abend wirklich knapp. Ich weiß nicht, wieso Mr. Norly ihn überhaupt darum gebeten hat, ihm zu helfen. Der Mann ist eine tickende Zeitbombe." gab der Maler ganz ungeniert und in Plauderlaune seine Meinung preis, was bestimmt der Euphorie durch die Einnahme seines Medikamentes geschuldet war.
"Mr. Norly war sicherlich sehr erschöpft. Ich bin überrascht, dass er sich trotz allem die Mühe gemacht hat, auch noch Wache zu halten. Sagen Sie, ist dieser... Arthur... ein Freund des Hauses? Sie scheinen ihn schon länger zu kennen." stellte Gilbert fest und wartete schließlich auf eine Antwort, auch wenn er nicht sicher war, ob der Butler mit irgendwelchen Informationen rausrücken würde. Oxley war ein sturer alter Mann und als Butler zum Schweigen verpflichtet, was viele Themen anging und das wusste Gilbert auch.
"Ich bin froh, dass O'Sullivan keine Probleme mehr gemacht hat - das war gestern Abend wirklich knapp. Ich weiß nicht, wieso Mr. Norly ihn überhaupt darum gebeten hat, ihm zu helfen. Der Mann ist eine tickende Zeitbombe." gab der Maler ganz ungeniert und in Plauderlaune seine Meinung preis, was bestimmt der Euphorie durch die Einnahme seines Medikamentes geschuldet war.
"Mr. Norly war sicherlich sehr erschöpft. Ich bin überrascht, dass er sich trotz allem die Mühe gemacht hat, auch noch Wache zu halten. Sagen Sie, ist dieser... Arthur... ein Freund des Hauses? Sie scheinen ihn schon länger zu kennen." stellte Gilbert fest und wartete schließlich auf eine Antwort, auch wenn er nicht sicher war, ob der Butler mit irgendwelchen Informationen rausrücken würde. Oxley war ein sturer alter Mann und als Butler zum Schweigen verpflichtet, was viele Themen anging und das wusste Gilbert auch.
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Re: Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte
Mr. Oxley nickte, als Gilbert den Wunsch nach einem Tee äußerte, und stellte daraufhin einen Wasserkessel auf den gusseisernen Herd, an dem er gerade ohnehin zu tun hatte. Die Arbeitsschritte gingen ihm routiniert von der Hand, als hätte er nie etwas Anderes gemacht. Als Butler war er offenbar geübt darin, in der Küche zu stehen, auch wenn die meisten Leute, die sich einen Butler leisten konnten, eigens für Hausarbeit, wie auch das Kochen, weiteres Personal einstellten.
„Es stimmt, er ist mir nicht unbekannt“, antwortete Oxley seinem Gesprächspartner, der nach Arthur gefragt hatte.
„Und würde Mr. Norly ihn nicht als Freund betrachten, wäre er wohl nicht hier“, fuhr er fort.
Jedoch zeigte der alte Mann sich nicht sonderlich offenherzig, was dieses Thema betraf. Vielmehr konnte Gilbert sich nun dem forschenden Blick des Butlers ausgesetzt fühlen. Oxley wechselte in gewisser Weise das Thema.
„Sie allerdings wurden nicht eingeladen, wenn ich das richtig verstanden habe“, sagte er mit einem leisen Lächeln auf den Lippen. „Sie sind vielleicht genauso gefährlich wie Mr. O’Sullivan. Wer soll das an dieser Stelle beurteilen können? Mr. Norly hat mir erzählt, wie Ihr erstes Treffen verlaufen ist – und dass es für sie unerfreulich verlaufen ist, weil auch sie schnell bei der Waffe waren. Möglicherweise urteilen Sie etwas schnell, was Mr. O’Sullivan betrifft. Möglicherweise auch nicht.“
Der Butler zuckte mit den Schultern.
„Ich weiß nicht, ob ein Vertrauensvorschuss unter den gegebenen Umständen so abwegig ist. Wäre es von Vorteil, Mr. O’Sullivan oder auch Sie fortzuschicken? Wenn Sie die Absicht hätten, Ärger zu machen, könnte das, neben Mr. Norly, alle in Gefahr bringen, denen Sie hier begegnet sind. Andererseits, sollten Sie sich dazu entschließen, allein und ohne Rückendeckung Abstand von diesem Ort zu nehmen: Sie würden sich vermutlich in Lebensgefahr befinden. Sie wissen bereits zu viel, um sich als Unbeteiligte darstellen zu können. Arthurs Schicksal oder Schlimmeres wünscht Mr. Norly bestimmt auch Ihnen beiden nicht. Das kann ich mir nicht vorstellen.“
„Es stimmt, er ist mir nicht unbekannt“, antwortete Oxley seinem Gesprächspartner, der nach Arthur gefragt hatte.
„Und würde Mr. Norly ihn nicht als Freund betrachten, wäre er wohl nicht hier“, fuhr er fort.
Jedoch zeigte der alte Mann sich nicht sonderlich offenherzig, was dieses Thema betraf. Vielmehr konnte Gilbert sich nun dem forschenden Blick des Butlers ausgesetzt fühlen. Oxley wechselte in gewisser Weise das Thema.
„Sie allerdings wurden nicht eingeladen, wenn ich das richtig verstanden habe“, sagte er mit einem leisen Lächeln auf den Lippen. „Sie sind vielleicht genauso gefährlich wie Mr. O’Sullivan. Wer soll das an dieser Stelle beurteilen können? Mr. Norly hat mir erzählt, wie Ihr erstes Treffen verlaufen ist – und dass es für sie unerfreulich verlaufen ist, weil auch sie schnell bei der Waffe waren. Möglicherweise urteilen Sie etwas schnell, was Mr. O’Sullivan betrifft. Möglicherweise auch nicht.“
Der Butler zuckte mit den Schultern.
„Ich weiß nicht, ob ein Vertrauensvorschuss unter den gegebenen Umständen so abwegig ist. Wäre es von Vorteil, Mr. O’Sullivan oder auch Sie fortzuschicken? Wenn Sie die Absicht hätten, Ärger zu machen, könnte das, neben Mr. Norly, alle in Gefahr bringen, denen Sie hier begegnet sind. Andererseits, sollten Sie sich dazu entschließen, allein und ohne Rückendeckung Abstand von diesem Ort zu nehmen: Sie würden sich vermutlich in Lebensgefahr befinden. Sie wissen bereits zu viel, um sich als Unbeteiligte darstellen zu können. Arthurs Schicksal oder Schlimmeres wünscht Mr. Norly bestimmt auch Ihnen beiden nicht. Das kann ich mir nicht vorstellen.“
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Re: Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte
Es schien als würde Randolph ihre Geste nicht mitbekommen – oder mitbekommen wollen. Melinda wartete einen Augenblick ohne etwas zu sagen, da er sich vielleicht doch noch umentscheiden würde, doch ging dann schließlich die Treppenstufen hinauf. Ihr Körper schmerzte, trotz der kurzen Ruhephase noch immer und sie sehnte sich danach, ihre Glieder von sich zu strecken. Sie schloss die Tür hinter sich und zog bereits im Gehen ihr Kleid aus, so dass es leise auf den Boden glitt. Ein leichtes Seufzen entfuhr ihren Lippen, als sie sich auf die Matratze fallen ließ und spürte wie sich die Muskeln entspannten. An Schlaf war jedoch nicht zu denken, so ermüdend das Gelaber der Männer für sie auch gewesen sein mochte, so machte ihr Bewusstsein ihr einen deutlichen Strich durch die Rechnung, was das Einschlafen einging. Lange dachte sie über den Traum nach, der ihren letzten Schlaf gestört hatte, endlich hatte sie Zeit dazu. Doch eine Interpretation gelang ihr nicht. Was hatte das alles zu bedeuten?
Was hat das zu bedeuten? Was hat das zu bedeuten? Du bist irre! Vergiss das nicht immer wieder! Mensch!
Nach einer Weile übermannte sie dann doch der Schlaf – diesmal ein traumloser.
Irgendetwas weckte sie auf – auch wenn sie nicht wusste was. Vielleicht ein Geräusch? Ausgeschlafen fühlte sie sich nicht, als sie ihre Lider aufschlug. Vermutlich waren es die Sonnenstrahlen die sanft durch die Gardine ihren Weg auf den Teppichboden suchten und Staub in der Luft glitzern ließen. Weiter zu schlafen, erschien Melinda für eine schlechte Wahl, lieber wollte sie noch ein wenig das Haus durchstromern, möglichst ohne Oxley in die Arme zu laufen. Nach einer schnellen Dusche, kleidete sie sich an und machte sich mit noch recht nassen Haaren und barfuß auf den Weg durch das Haus. Hier und da hielt sie an um sich umzuschauen, immer auf der Hut, denn sie hörte hier und da, dass sie nicht die Einzige war, die keinen Schlaf mehr fand – oder finden wollte. Nach einigen Augenblicken des Herumstreifens, öffnete sie schließlich eine Türe und sah Charles auf einem Sessel sitzen, seine mechanische Hand untersuchend.
Miau.
Sie schloss die Türe hinter sich wieder und näherte sich ihm langsam. Ihr entging nicht, dass die letzten Tage nicht spurlos an ihm vorübergegangen waren. Es sah unglaublich müde aus – und alt. Abgesehen davon, hatte er wieder einige blaue Flecke – zumindest an den Köperstellen, die Melinda sehen konnte – die er zuvor nicht gehabt hatte.
“Ich habe mir einmal sagen lassen, dass Schlafen in einem Bett erholsamer ist, wie das Schlafen in einem Sessel.“
Was hat das zu bedeuten? Was hat das zu bedeuten? Du bist irre! Vergiss das nicht immer wieder! Mensch!
Nach einer Weile übermannte sie dann doch der Schlaf – diesmal ein traumloser.
Irgendetwas weckte sie auf – auch wenn sie nicht wusste was. Vielleicht ein Geräusch? Ausgeschlafen fühlte sie sich nicht, als sie ihre Lider aufschlug. Vermutlich waren es die Sonnenstrahlen die sanft durch die Gardine ihren Weg auf den Teppichboden suchten und Staub in der Luft glitzern ließen. Weiter zu schlafen, erschien Melinda für eine schlechte Wahl, lieber wollte sie noch ein wenig das Haus durchstromern, möglichst ohne Oxley in die Arme zu laufen. Nach einer schnellen Dusche, kleidete sie sich an und machte sich mit noch recht nassen Haaren und barfuß auf den Weg durch das Haus. Hier und da hielt sie an um sich umzuschauen, immer auf der Hut, denn sie hörte hier und da, dass sie nicht die Einzige war, die keinen Schlaf mehr fand – oder finden wollte. Nach einigen Augenblicken des Herumstreifens, öffnete sie schließlich eine Türe und sah Charles auf einem Sessel sitzen, seine mechanische Hand untersuchend.
Miau.
Sie schloss die Türe hinter sich wieder und näherte sich ihm langsam. Ihr entging nicht, dass die letzten Tage nicht spurlos an ihm vorübergegangen waren. Es sah unglaublich müde aus – und alt. Abgesehen davon, hatte er wieder einige blaue Flecke – zumindest an den Köperstellen, die Melinda sehen konnte – die er zuvor nicht gehabt hatte.
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Re: Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte
"Bitte vergleichen Sie mich nicht mit diesem..." eigentlich wollte Gilbert den Iren als "dreckigen Torfgräber" bezeichnen, konnte sich aber noch rechtzeitig fangen und verzichtete auf den rassistischen Ausdruck. Er ging das Thema schließlich anders an. "Natürlich habe ich schnell meine Waffe gezückt aber welcher Bürger, dem noch ein bisschen Pflichtbewusstsein und Zivilcourage geblieben ist, würde das nicht tun? Im Gegensatz zu O'Sullivan bin ich allerdings keine Gefahr. Ich hatte niemals - und da müssen sie meinem Wort vertrauen - die Absicht, die Waffe auch zu benutzen. Seitdem ich in London von ein paar betrunkenen Hafenratten überfallen und zusammengeschlagen wurde, trage ich immer eine Waffe zur Abschreckung bei mir. Nebenbei gesagt, bin ich ein ganz mieser Schütze und würde sowieso nicht treffen." ergänzte der Maler mit einem ehrlichen Grinsen.
"O'Sullivan dagegen ist ein ehemaliger Soldat und hat vermutlich schon vielen Menschen das Leben genommen. Er redet wirr und ist ganz offensichtlich verrückt. Ich will damit nicht sagen, dass er ein schlechter Mensch ist" "abgesehen davon, dass er ein Ire ist." "aber der Krieg hat ihn schwer geschädigt - das sieht man auf den ersten Blick. Wenn Mr. Norly diesem Mann vertraut, hat er einen wertvollen aber unberechenbaren und gefährlichen Verbündeten." Mit seinem Wissen und seinen Fähigkeiten, würde O'Sullivan bestimmt helfen können aber man müsste immer damit rechnen, dass der Ire austicken konnte. Vielleicht würde er plötzlich glauben, dass sie alle Dämonen waren und sie alle auf seiner heiligen Mission erschießen. Ausschließen konnte Gilbert diesen Ausgang der Geschichte nicht.
"Aber ich vertraue Mr. Norly soweit, dass er dieses Risiko einschätzen kann." schloss Gilbert das Thema damit für das erste ab. "Was ich dafür weniger einschätzen kann ist die Gefahr, die mir droht, seitdem ich in diese Sache verwickelt worden bin." Er zögerte einen Moment, bevor er schließlich fortfuhr. "So enden wie Arthur möchte ich definitiv nicht. Ich hatte gestern schon meinen Entschluss gefasst. Ich werde Mr. Norly helfen. Mein Atelier kann warten." Mit diesen Worten schloss Gilbert erst einmal und wartete auf den Tee, der ihn hoffentlich wach machen würde.
"O'Sullivan dagegen ist ein ehemaliger Soldat und hat vermutlich schon vielen Menschen das Leben genommen. Er redet wirr und ist ganz offensichtlich verrückt. Ich will damit nicht sagen, dass er ein schlechter Mensch ist" "abgesehen davon, dass er ein Ire ist." "aber der Krieg hat ihn schwer geschädigt - das sieht man auf den ersten Blick. Wenn Mr. Norly diesem Mann vertraut, hat er einen wertvollen aber unberechenbaren und gefährlichen Verbündeten." Mit seinem Wissen und seinen Fähigkeiten, würde O'Sullivan bestimmt helfen können aber man müsste immer damit rechnen, dass der Ire austicken konnte. Vielleicht würde er plötzlich glauben, dass sie alle Dämonen waren und sie alle auf seiner heiligen Mission erschießen. Ausschließen konnte Gilbert diesen Ausgang der Geschichte nicht.
"Aber ich vertraue Mr. Norly soweit, dass er dieses Risiko einschätzen kann." schloss Gilbert das Thema damit für das erste ab. "Was ich dafür weniger einschätzen kann ist die Gefahr, die mir droht, seitdem ich in diese Sache verwickelt worden bin." Er zögerte einen Moment, bevor er schließlich fortfuhr. "So enden wie Arthur möchte ich definitiv nicht. Ich hatte gestern schon meinen Entschluss gefasst. Ich werde Mr. Norly helfen. Mein Atelier kann warten." Mit diesen Worten schloss Gilbert erst einmal und wartete auf den Tee, der ihn hoffentlich wach machen würde.
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Re: Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte
Randolph Tremaine war mit seiner Lage äußerst unzufrieden. Er lag am Boden. Zugegeben- der Boden war sauber. Oxley schien sich durchaus um das Haus zu kümmern. Aber das war nicht der Punkt. Es gelang ihm einfach nicht richtig aufzustehen. Auch sein gesundes Bein schmerzte jetzt irgendwie. Vermutlich lag es an der dämlichen Hexenzunge, die daran wie irre herumgerissen hatte.
Ein Glück, dass ich noch lebe! Wirklich wunderbar!
Und das Beste war, dass man hier unten die Körperdüfte des Iren nochmal um einiges intensiver wahrnahm. Angewidert rümpfte er sich die Nase. Blieb die Frage, was jetzt zu tun war. Die einzige Person in der Nähe, die ihm helfen konnte, wäre der Ire.
Aber wer wollte schon einen schlafenden Wolf wecken?
Du bist doch ein Doktor, Randolph: Wie wäre es jetzt mit einer konkreten Analyse der Lage?
Okay, Analyse. Er lag am Boden. War diversen Gerüchen und körperlichen Unannehmlichkeiten ausgesetzt. Optionen. Er blieb liegen und nahm in Kauf, dass seine Knochen schmerzten, bis jemand anderes vorbeikam. Risiko: Womöglich schwierigere Durchführung einer Operation aufgrund schmerzender Gelenke.
Option Zwei. Wecken des irren Iren. Risiko: Mögliche Verletzungen, mögliche Nahtoderfahrungen. Allerdings auch die Möglichkeit schnelle Hilfe zu erfahren. Das hörte sich doch gar nicht so schlecht an.
Nur, wie sollte er ihn wecken? Es sollte wohl sanft sein, damit der Kerl nicht gleich wild um sich schoss. Ach…eigentlich ist es doch völlig scheißegal. Schlechter wird es ohnehin nicht mehr.
„O‘ Sullivan!“, knurrte er. „Auf die Beine, Sergeant! Sie werden doch einen armen, gebrechlichen Mann nicht einfach am Boden krepieren lassen!“
Ein Glück, dass ich noch lebe! Wirklich wunderbar!
Und das Beste war, dass man hier unten die Körperdüfte des Iren nochmal um einiges intensiver wahrnahm. Angewidert rümpfte er sich die Nase. Blieb die Frage, was jetzt zu tun war. Die einzige Person in der Nähe, die ihm helfen konnte, wäre der Ire.
Aber wer wollte schon einen schlafenden Wolf wecken?
Du bist doch ein Doktor, Randolph: Wie wäre es jetzt mit einer konkreten Analyse der Lage?
Okay, Analyse. Er lag am Boden. War diversen Gerüchen und körperlichen Unannehmlichkeiten ausgesetzt. Optionen. Er blieb liegen und nahm in Kauf, dass seine Knochen schmerzten, bis jemand anderes vorbeikam. Risiko: Womöglich schwierigere Durchführung einer Operation aufgrund schmerzender Gelenke.
Option Zwei. Wecken des irren Iren. Risiko: Mögliche Verletzungen, mögliche Nahtoderfahrungen. Allerdings auch die Möglichkeit schnelle Hilfe zu erfahren. Das hörte sich doch gar nicht so schlecht an.
Nur, wie sollte er ihn wecken? Es sollte wohl sanft sein, damit der Kerl nicht gleich wild um sich schoss. Ach…eigentlich ist es doch völlig scheißegal. Schlechter wird es ohnehin nicht mehr.
„O‘ Sullivan!“, knurrte er. „Auf die Beine, Sergeant! Sie werden doch einen armen, gebrechlichen Mann nicht einfach am Boden krepieren lassen!“
Darnamur- Jünger des Pinguins
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Re: Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte
Charles blickte, wie auf frischer Tat ertappt, auf, als er hörte, dass sich die Türklinke bewegte und jemand im Begriff war, den Raum zu betreten, doch als er erkannte, dass es sich beim unerwarteten Besuch um Melinda handelte, fiel Anspannung von ihm ab. In diesen Tagen wäre mit allem und jedem Möglichen zu rechnen gewesen, der ihn zu überrumpeln versuchte. Von seiner jüngsten Gesellschaft fühlte Charles sich jedoch nicht bedroht – und vor ihr musste auch nicht seine Prothese verstecken. Es bestand kein Grund, in Hektik zu verfallen.
„Melinda“, kostete Charles ihren Namen zur Begrüßung mit einem Lächeln auf seinem von der Narbe, Müdigkeit und über Nacht deutlicher gewordenen braun-grauen Bartstoppeln geprägten Gesicht aus. Er war sich bewusst, dass er so, ungekämmt, ungewaschen und unrasiert, eigentlich nicht vorzeigbar war. Hinzu kam, dass seine Kleidung nicht mehr ordentlich saß, nachdem er sich seines Jacketts entledigt, die Krawatte gelockert und die Hemdsärmel hochgekrempelt hatte, um es etwas bequemer zu haben und sich besser mit der Feinmechanik befassen zu können – wobei nicht zu vernachlässigen war, dass er sich die Kleidung zudem nicht mit Schmieröl hatten ruinieren wollen. Um es zusammenzufassen: Charles hätte sich in diesem Zustand niemandem mit Absicht gezeigt, wenn es sich hätte vermeiden lassen. Dennoch freute er sich aufrichtig über den Anblick und die Gesellschaft seiner hübschen Besucherin. Ihr langes, blondes Haar war nass und wellte sich. Das erinnerte ihn lebhaft an den Kuss, den sie vor wenigen Nächten des Nachts im strömenden Regen auf der Straße ausgetauscht hatten. Damit hatte sie ihn besänftigen können. Er war wütend auf sie gewesen, weil sie sich davongestohlen hatte, um sich mit diesem höllenhundbesitzenden Brückengnom zu treffen. Und, ja, diese Wut war teils in Eifersucht begründet gewesen. Doch dann hatte sie Charles geküsst. Auch nun, wenn auch anders als in jenem Moment, war er aufgewühlt und rastlos. Bereits Melindas Anwesenheit wirkte tröstlich auf ihn ein, wie er merkte. Das Gefühl, Beistand zu haben – oder zumindest nicht feindlich gesinnte Gesellschaft –, war nach den vergangenen zwei Monaten auf der Flucht, in denen er jeglichen Kontakt zu anderen Personen möglichst gemieden hatte, sehr angenehm. Möglicherweise war nicht allein zu sein, genau das, was er jetzt brauchte, um sich ein wenig besser zu fühlen. Arthur war in seinem Zustand nicht gerade ein aufmunternder Gesprächspartner, zumal der Verletzte momentan ohnehin vor Erschöpfung einmal wieder eingeschlafen war, soweit Charles wusste. Er wachte noch immer über den Angeschossenen, auch wenn er momentan nicht mehr neben dessen Bett saß. Charles hatte sich ins Arbeitszimmer zurückgezogen und die Tür, die ins angrenzende Lesezimmer führte, sowie die darüber hinaus, die in Oxleys Zimmer – und damit zu Arthur – führte, geöffnet gelassen, um zumindest in Hörweite zu bleiben.
„Ich bin in dieser Nacht nicht wirklich zur Ruhe gekommen“, antwortete er Melinda etwas zerknirscht.
„Daran hätte ein Bett nicht viel geändert.“
Ein wenig geschlafen hatte er vermutlich. Irgendwann war er im Sessel neben dem Krankenbett aus einem Albtraum aufgeschreckt und hatte festgestellt, dass jemand ihn mit einer Wolldecke zugedeckt haben musste – Oxley, vermutlich. Charles befürchtete, sein tiefer Schlaf würde ihm vielleicht noch Probleme bereiten. Er hatte es auch zu spät bemerkt, als Dr. Tremaine ihm im Schlaf den Revolver entwendet hatte.
„Die Zeit arbeitet gegen uns, meine Liebe – und ich bin selbst im Angesicht des Feindes machtlos. Ich muss mit ansehen, wie meine Freunde verletzt und getötet werden, und ich kann es nicht verhindern.“
Charles legte den kleinen Schraubenschlüssel beiseite, mit dem er gerade noch überprüft hatte, ob alle Muttern noch fest angezogen waren. In den letzten Tagen hatte er die Wartung seiner Prothese vernachlässigt – was sich im Zweifelsfall irgendwann als fatal erweisen könnte. Wie eine Waffe, dampfbetriebene Webstühle oder Schuhe, musste seine mechanische Hand gepflegt werden. Und es war nur in seinem Sinne, sorgsam mit diesem „Geschenk“ umzugehen. Es ermöglichte ihm zumindest, sich nicht vollkommen unbrauchbar zu fühlen. Er hatte, nachdem er seine Linke verloren hatte, sich zwar daran gewöhnt, die meisten Handgriffe nur noch mit seiner rechten Hand durchzuführen, doch viele Dinge waren einhändig einfach unmöglich. Und manche Dinge konnte er noch nicht einmal unter Zuhilfenahme seiner Prothese bewerkstelligen. Sie war kein vollkommener Ersatz, der ausglich, dass er ein Krüppel war. Doch sie war eine große Hilfe, die er nicht missen wollte – erst recht nicht in dem Bewusstsein, dass er darauf verzichten musste, weil er schlampig damit umgegangen war.
„Ed, Sarah… Harrold auch, verflixt!“
Letzterer war der Mordserie zwar nicht in den letzten Tagen zum Opfer gefallen, so wie seine Frau und der Kutscher, aber dennoch ging sein Tod Charles erheblich näher als der anderen Ermordeten, die er nicht gekannt hatte (was deren Ableben natürlich nicht weniger tragisch machte).
Mit einem Mal war Charles auf den Beinen. Ruckartig hatte er die Schwerkraft und den schmerzhaften Protest seines Körpers überwunden.
„Mr. Hyde hat es erwischt“, fuhr er fort, „nur weil ich Kontakt zu ihm aufgenommen habe. Die Leiche von Hills Haushälterin lag, wenn man den Zeitungen glauben kann, im Keller seines abgebrannten Hauses… Und nun Arthur. Sie könnten die nächste sein.“
Charles musterte Melinda einen Moment lang, bevor er sich frustriert halb abwandte. Und einige, müde Schritte auf das leere Bücherregal zutat, das die gesamte Wand verdeckte. Wie in Gedanken strich er mit der Hand über die Kante eines Regalbretts. Kein Staub, kein Papier. Ohne Inhalt. Ohne Leben. Der Anblick tat Charles in der Seele weh. Sie hatten ihm alle seine Bücher genommen, jedes einzelne, zusammen mit den Geschäftspapieren. Auch das Lesezimmer war bücherfrei.
„Oder Oxley… Johanna. Sie wollte meine Hilfe nicht. Sie…“
Er unterbrach sich. Sie hatte ihn abgewiesen und er verstand nicht, wieso.
„Ich hatte vor, sie fortzuschaffen, sie und ihre Mutter. Außerhalb des britischen Einflussgebiets wären sie in Sicherheit. Sie hätten in Boston unterkommen können, bei Bekannten, denen ich vertraue.“
Charles hatte versucht, mit Johanna zu reden, sofort nachdem er aus der Zelle freigekommen war – allerdings hatte er einen enormen Umweg genommen, um seine Spur zu verwischen.
„Sie wollte sich noch nicht einmal verabschieden. Sie sagte nur, ich solle verschwinden und sie und Julia in Frieden lassen, bevor sie laut um Hilfe rufen würde.“
Johanna hatte sich wieder kalt und unbarmherzig ihm gegenüber gezeigt, obwohl sie zuvor noch hatte ausrichten lassen, dass sie ihren Vater gern wiedersehen würde.
Der gestrige Tag war eine vollkommene Katastrophe gewesen – und die Zeit in Gefangenschaft war bei Weitem nicht das Schlimmste davon gewesen.
Charles seufzte leise.
„Verzeihen Sie mir, Melinda. Ich würde sie gern angemessener begrüßen als mit einem Schwall der Dinge, die mich beschäftigen. Guten Morgen“, wünschte er, nun wieder lächelnd.
„Ich hoffe, Sie hatten eine angenehme Nacht. Und ich hoffe, Sie sehen es mir nach, dass ich auf einen Handkuss verzichte.“
Verdeutlichend hielt er seine rechte Hand leicht hoch, an der Maschinenfett klebte.
„Ich möchte Sie ungern beschmutzen… aber Ihnen noch dafür danken, dass sie das Risiko eingegangen sind und mich in der Polizeiwache besucht haben. Die Gewissheit zu haben, dass Sie sich in Sicherheit befinden, hat mir Kraft gegeben, die folgenden Stunden in diesem Loch noch auszusitzen.“
Die Isoliertheit, die Schmähungen, die Gewalt beim Verhör… Wenigstens hatten sie sein Gesicht verschont – und am Ende für ihre Verfehlungen büßen müssen. Viele Schläge hatte er nicht einstecken müssen, doch jeder war einer zu viel gewesen. Für Charles‘ Geschmack… Aber auch für den des Commissioners. Immerhin hatten sich die Polizisten an einem Unschuldigen – an Professor Richard Francis Welton aus London vergangen. Inakzeptabel. Diesem Kerl vom Scotland Yard, der ihn verhaftet hatte, hatte Charles' Freilassung gar nicht geschmeckt.
Sie mussten fort aus Manchester, das wusste Charles. Zurück nach London – und das möglichst bald. Dieses Haus war nicht das beste Versteck. Und hier hielt ihn nichts mehr außer den beiden Attentätern, die es noch aufzuspüren galt, um an Informationen zu gelangen. Charles hatte das Gefühl, dass diese Spur es wert war, untersucht zu werden.
„Melinda“, kostete Charles ihren Namen zur Begrüßung mit einem Lächeln auf seinem von der Narbe, Müdigkeit und über Nacht deutlicher gewordenen braun-grauen Bartstoppeln geprägten Gesicht aus. Er war sich bewusst, dass er so, ungekämmt, ungewaschen und unrasiert, eigentlich nicht vorzeigbar war. Hinzu kam, dass seine Kleidung nicht mehr ordentlich saß, nachdem er sich seines Jacketts entledigt, die Krawatte gelockert und die Hemdsärmel hochgekrempelt hatte, um es etwas bequemer zu haben und sich besser mit der Feinmechanik befassen zu können – wobei nicht zu vernachlässigen war, dass er sich die Kleidung zudem nicht mit Schmieröl hatten ruinieren wollen. Um es zusammenzufassen: Charles hätte sich in diesem Zustand niemandem mit Absicht gezeigt, wenn es sich hätte vermeiden lassen. Dennoch freute er sich aufrichtig über den Anblick und die Gesellschaft seiner hübschen Besucherin. Ihr langes, blondes Haar war nass und wellte sich. Das erinnerte ihn lebhaft an den Kuss, den sie vor wenigen Nächten des Nachts im strömenden Regen auf der Straße ausgetauscht hatten. Damit hatte sie ihn besänftigen können. Er war wütend auf sie gewesen, weil sie sich davongestohlen hatte, um sich mit diesem höllenhundbesitzenden Brückengnom zu treffen. Und, ja, diese Wut war teils in Eifersucht begründet gewesen. Doch dann hatte sie Charles geküsst. Auch nun, wenn auch anders als in jenem Moment, war er aufgewühlt und rastlos. Bereits Melindas Anwesenheit wirkte tröstlich auf ihn ein, wie er merkte. Das Gefühl, Beistand zu haben – oder zumindest nicht feindlich gesinnte Gesellschaft –, war nach den vergangenen zwei Monaten auf der Flucht, in denen er jeglichen Kontakt zu anderen Personen möglichst gemieden hatte, sehr angenehm. Möglicherweise war nicht allein zu sein, genau das, was er jetzt brauchte, um sich ein wenig besser zu fühlen. Arthur war in seinem Zustand nicht gerade ein aufmunternder Gesprächspartner, zumal der Verletzte momentan ohnehin vor Erschöpfung einmal wieder eingeschlafen war, soweit Charles wusste. Er wachte noch immer über den Angeschossenen, auch wenn er momentan nicht mehr neben dessen Bett saß. Charles hatte sich ins Arbeitszimmer zurückgezogen und die Tür, die ins angrenzende Lesezimmer führte, sowie die darüber hinaus, die in Oxleys Zimmer – und damit zu Arthur – führte, geöffnet gelassen, um zumindest in Hörweite zu bleiben.
„Ich bin in dieser Nacht nicht wirklich zur Ruhe gekommen“, antwortete er Melinda etwas zerknirscht.
„Daran hätte ein Bett nicht viel geändert.“
Ein wenig geschlafen hatte er vermutlich. Irgendwann war er im Sessel neben dem Krankenbett aus einem Albtraum aufgeschreckt und hatte festgestellt, dass jemand ihn mit einer Wolldecke zugedeckt haben musste – Oxley, vermutlich. Charles befürchtete, sein tiefer Schlaf würde ihm vielleicht noch Probleme bereiten. Er hatte es auch zu spät bemerkt, als Dr. Tremaine ihm im Schlaf den Revolver entwendet hatte.
„Die Zeit arbeitet gegen uns, meine Liebe – und ich bin selbst im Angesicht des Feindes machtlos. Ich muss mit ansehen, wie meine Freunde verletzt und getötet werden, und ich kann es nicht verhindern.“
Charles legte den kleinen Schraubenschlüssel beiseite, mit dem er gerade noch überprüft hatte, ob alle Muttern noch fest angezogen waren. In den letzten Tagen hatte er die Wartung seiner Prothese vernachlässigt – was sich im Zweifelsfall irgendwann als fatal erweisen könnte. Wie eine Waffe, dampfbetriebene Webstühle oder Schuhe, musste seine mechanische Hand gepflegt werden. Und es war nur in seinem Sinne, sorgsam mit diesem „Geschenk“ umzugehen. Es ermöglichte ihm zumindest, sich nicht vollkommen unbrauchbar zu fühlen. Er hatte, nachdem er seine Linke verloren hatte, sich zwar daran gewöhnt, die meisten Handgriffe nur noch mit seiner rechten Hand durchzuführen, doch viele Dinge waren einhändig einfach unmöglich. Und manche Dinge konnte er noch nicht einmal unter Zuhilfenahme seiner Prothese bewerkstelligen. Sie war kein vollkommener Ersatz, der ausglich, dass er ein Krüppel war. Doch sie war eine große Hilfe, die er nicht missen wollte – erst recht nicht in dem Bewusstsein, dass er darauf verzichten musste, weil er schlampig damit umgegangen war.
„Ed, Sarah… Harrold auch, verflixt!“
Letzterer war der Mordserie zwar nicht in den letzten Tagen zum Opfer gefallen, so wie seine Frau und der Kutscher, aber dennoch ging sein Tod Charles erheblich näher als der anderen Ermordeten, die er nicht gekannt hatte (was deren Ableben natürlich nicht weniger tragisch machte).
Mit einem Mal war Charles auf den Beinen. Ruckartig hatte er die Schwerkraft und den schmerzhaften Protest seines Körpers überwunden.
„Mr. Hyde hat es erwischt“, fuhr er fort, „nur weil ich Kontakt zu ihm aufgenommen habe. Die Leiche von Hills Haushälterin lag, wenn man den Zeitungen glauben kann, im Keller seines abgebrannten Hauses… Und nun Arthur. Sie könnten die nächste sein.“
Charles musterte Melinda einen Moment lang, bevor er sich frustriert halb abwandte. Und einige, müde Schritte auf das leere Bücherregal zutat, das die gesamte Wand verdeckte. Wie in Gedanken strich er mit der Hand über die Kante eines Regalbretts. Kein Staub, kein Papier. Ohne Inhalt. Ohne Leben. Der Anblick tat Charles in der Seele weh. Sie hatten ihm alle seine Bücher genommen, jedes einzelne, zusammen mit den Geschäftspapieren. Auch das Lesezimmer war bücherfrei.
„Oder Oxley… Johanna. Sie wollte meine Hilfe nicht. Sie…“
Er unterbrach sich. Sie hatte ihn abgewiesen und er verstand nicht, wieso.
„Ich hatte vor, sie fortzuschaffen, sie und ihre Mutter. Außerhalb des britischen Einflussgebiets wären sie in Sicherheit. Sie hätten in Boston unterkommen können, bei Bekannten, denen ich vertraue.“
Charles hatte versucht, mit Johanna zu reden, sofort nachdem er aus der Zelle freigekommen war – allerdings hatte er einen enormen Umweg genommen, um seine Spur zu verwischen.
„Sie wollte sich noch nicht einmal verabschieden. Sie sagte nur, ich solle verschwinden und sie und Julia in Frieden lassen, bevor sie laut um Hilfe rufen würde.“
Johanna hatte sich wieder kalt und unbarmherzig ihm gegenüber gezeigt, obwohl sie zuvor noch hatte ausrichten lassen, dass sie ihren Vater gern wiedersehen würde.
Der gestrige Tag war eine vollkommene Katastrophe gewesen – und die Zeit in Gefangenschaft war bei Weitem nicht das Schlimmste davon gewesen.
Charles seufzte leise.
„Verzeihen Sie mir, Melinda. Ich würde sie gern angemessener begrüßen als mit einem Schwall der Dinge, die mich beschäftigen. Guten Morgen“, wünschte er, nun wieder lächelnd.
„Ich hoffe, Sie hatten eine angenehme Nacht. Und ich hoffe, Sie sehen es mir nach, dass ich auf einen Handkuss verzichte.“
Verdeutlichend hielt er seine rechte Hand leicht hoch, an der Maschinenfett klebte.
„Ich möchte Sie ungern beschmutzen… aber Ihnen noch dafür danken, dass sie das Risiko eingegangen sind und mich in der Polizeiwache besucht haben. Die Gewissheit zu haben, dass Sie sich in Sicherheit befinden, hat mir Kraft gegeben, die folgenden Stunden in diesem Loch noch auszusitzen.“
Die Isoliertheit, die Schmähungen, die Gewalt beim Verhör… Wenigstens hatten sie sein Gesicht verschont – und am Ende für ihre Verfehlungen büßen müssen. Viele Schläge hatte er nicht einstecken müssen, doch jeder war einer zu viel gewesen. Für Charles‘ Geschmack… Aber auch für den des Commissioners. Immerhin hatten sich die Polizisten an einem Unschuldigen – an Professor Richard Francis Welton aus London vergangen. Inakzeptabel. Diesem Kerl vom Scotland Yard, der ihn verhaftet hatte, hatte Charles' Freilassung gar nicht geschmeckt.
Sie mussten fort aus Manchester, das wusste Charles. Zurück nach London – und das möglichst bald. Dieses Haus war nicht das beste Versteck. Und hier hielt ihn nichts mehr außer den beiden Attentätern, die es noch aufzuspüren galt, um an Informationen zu gelangen. Charles hatte das Gefühl, dass diese Spur es wert war, untersucht zu werden.
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Re: Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte
Matthew hatte gut daran getan (wie so oft) sich kräftig vor dem Schlafen gehen zu betrinken, denn sonst wäre für den tapferen Iren - diese gebrochene Seele - nicht an Schlaf zu denken gewesen.
Denn Gilbert befürchtete, dass Matthew irgendwann die restlichen Herrschaften als Dämonen sehen würde, doch es waren die Dämonen in seinem Kopf und vorallem in seinen Träumen, welche diesen Mann zerstörten und plagten.
Sein Unterbewusstsein - traumatisiert und ihn innerlich jede Nacht sterben lassend - schenkte ihm böse Träume.
Erinnerung aus seiner Zeit in Gefangenschaft.
Doch um diese bestialischen Bilder und Dinge nicht zu sehr im Detail zu erwähnen sollte es reichen nur ein paar Dinge zu erwähnen.
Enthauptungen seiner Mitgefangenen direkt vor seinen Augen, Verstümmelung und der Einsatz von Feuer und Säure, Hunger - unvorstellbarer Hunger - und Durst, was Matthew dazu sogar brachte Dinge zu essen, was kein Mensch machen sollte (wobei das Trinken seines nicht abgekochten frischen Urins noch das sanfteste Beispiel war, was Matthew tun musste, um zu überleben).
Dazu die ständige Scham, die seelische Folter, welche über die ständige Androhung des eigenen Todes ging bis dahin seine Kameraden unter vorgehaltener Waffe mit eigenen Händen töten zu müssen wie bei einem mittelalterlichen Hahnenkampf, das Verbrennen von Bibeln und Kreuzen oder ein Stück seiner Freunde zu kosten.
Ja, jetzt wurde es doch gesagt: Matthew musste Menschenfleisch sogar kosten - unter dem spöttischen Gelächter seiner Folterer und Wärter.
Und dann die ständigen Vergewaltigungen.
Am Intensivsten erinnerte sich Matthew jedoch daran wie man ihn zwang den Glauben seiner Peiniger anzunehmen.
Dumme Esel und Narren, denn sein Hass wurde von Tag zu Tag nur größer - vorallem gegenüber dieser angeblich friedlichen Religion seiner Peiniger.
Schon sehr bald würde er wie jede Nacht in deren Blut baden - in deren, aber auch im Blut deren Frauen und Kinder.
Blutverschmiert - wie es nur seine Götzenbilder in der Bibel sonst waren - und durch die Massen gehend und diese spaltend mit bloßen Händen (später mit Handbeil und Messer) wie Moses das Meer.
Mehr ein Metzger - ein Tier - als ein Mensch.
Eine Bestie...ein Racheengel sobald er im Besitz einer Schusswaffe wieder war, denn Matthew ließ niemanden am Leben, während seiner Zeit im Dschungel.
Jeder war ein Zeuge, ein Verräter oder der Feind an sich.
Doch just in diesem Moment als Matthew endlich die Freiheit wieder spüren konnte, weckte in jemand unsanft und weckte damit auch noch einen unsanften anderen Backflasch...
Randolph Tremaine konnte von Glück reden, dass er nicht direkt vor Matthew stand, denn ruckartig und wie von der Tarantel gestochen sprang Matthew auf und war sofort hellwach, auch wenn er noch müde blinzelnd sich umschaute.
Denn sehr schnell bemerkte er, dass niemand zu retten und vorallem er nicht zurück an der Front und im Krieg war.
Zornesröte stieg Matthew ins Gesicht, wobei er wenigstens die Hand von seiner Waffe ließ, obwohl der Griff seines Revolvers die gesamte Nacht in seiner Hand geruht hatte.
Wut und Hass konnte Matthew noch nie verbergen, vorallem gegenüber einem Engländer.
Wer war dies nochmal gleich?
Und vorallem wo war Matthew?
Er konnte sich nicht erinnern - an gar nichts!
Und so war seine Reaktion vielleicht auch verständlich:
"Wollt Ihr gleich eine auf's Maul oder soll ich Euch in einer Minute jeden Zahn einzeln ausschlagen?
Elendiger dummer Engländer!
Zu hässlich und zu dumm, dass selbst die Jahrmarkt- und Wanderzirkusbesitzer ihn seinen Eltern nicht abkaufen wollten!", knurrte Matthew wie der Teufel persönlich und rollte dabei bereits seine Ärmel hoch.
Der Ire richtete sich zu seiner vollen massigen Größe auf und würde gleich beginnen Knochen zu brechen. wenn Randolph ihn nicht besänftigen würde.
Einen schlafenden und verkaterten Iren so zu wecken war wirklich Selbstmord.
Denn Gilbert befürchtete, dass Matthew irgendwann die restlichen Herrschaften als Dämonen sehen würde, doch es waren die Dämonen in seinem Kopf und vorallem in seinen Träumen, welche diesen Mann zerstörten und plagten.
Sein Unterbewusstsein - traumatisiert und ihn innerlich jede Nacht sterben lassend - schenkte ihm böse Träume.
Erinnerung aus seiner Zeit in Gefangenschaft.
Doch um diese bestialischen Bilder und Dinge nicht zu sehr im Detail zu erwähnen sollte es reichen nur ein paar Dinge zu erwähnen.
Enthauptungen seiner Mitgefangenen direkt vor seinen Augen, Verstümmelung und der Einsatz von Feuer und Säure, Hunger - unvorstellbarer Hunger - und Durst, was Matthew dazu sogar brachte Dinge zu essen, was kein Mensch machen sollte (wobei das Trinken seines nicht abgekochten frischen Urins noch das sanfteste Beispiel war, was Matthew tun musste, um zu überleben).
Dazu die ständige Scham, die seelische Folter, welche über die ständige Androhung des eigenen Todes ging bis dahin seine Kameraden unter vorgehaltener Waffe mit eigenen Händen töten zu müssen wie bei einem mittelalterlichen Hahnenkampf, das Verbrennen von Bibeln und Kreuzen oder ein Stück seiner Freunde zu kosten.
Ja, jetzt wurde es doch gesagt: Matthew musste Menschenfleisch sogar kosten - unter dem spöttischen Gelächter seiner Folterer und Wärter.
Und dann die ständigen Vergewaltigungen.
Am Intensivsten erinnerte sich Matthew jedoch daran wie man ihn zwang den Glauben seiner Peiniger anzunehmen.
Dumme Esel und Narren, denn sein Hass wurde von Tag zu Tag nur größer - vorallem gegenüber dieser angeblich friedlichen Religion seiner Peiniger.
Schon sehr bald würde er wie jede Nacht in deren Blut baden - in deren, aber auch im Blut deren Frauen und Kinder.
Blutverschmiert - wie es nur seine Götzenbilder in der Bibel sonst waren - und durch die Massen gehend und diese spaltend mit bloßen Händen (später mit Handbeil und Messer) wie Moses das Meer.
Mehr ein Metzger - ein Tier - als ein Mensch.
Eine Bestie...ein Racheengel sobald er im Besitz einer Schusswaffe wieder war, denn Matthew ließ niemanden am Leben, während seiner Zeit im Dschungel.
Jeder war ein Zeuge, ein Verräter oder der Feind an sich.
Doch just in diesem Moment als Matthew endlich die Freiheit wieder spüren konnte, weckte in jemand unsanft und weckte damit auch noch einen unsanften anderen Backflasch...
Randolph Tremaine konnte von Glück reden, dass er nicht direkt vor Matthew stand, denn ruckartig und wie von der Tarantel gestochen sprang Matthew auf und war sofort hellwach, auch wenn er noch müde blinzelnd sich umschaute.
Denn sehr schnell bemerkte er, dass niemand zu retten und vorallem er nicht zurück an der Front und im Krieg war.
Zornesröte stieg Matthew ins Gesicht, wobei er wenigstens die Hand von seiner Waffe ließ, obwohl der Griff seines Revolvers die gesamte Nacht in seiner Hand geruht hatte.
Wut und Hass konnte Matthew noch nie verbergen, vorallem gegenüber einem Engländer.
Wer war dies nochmal gleich?
Und vorallem wo war Matthew?
Er konnte sich nicht erinnern - an gar nichts!
Und so war seine Reaktion vielleicht auch verständlich:
"Wollt Ihr gleich eine auf's Maul oder soll ich Euch in einer Minute jeden Zahn einzeln ausschlagen?
Elendiger dummer Engländer!
Zu hässlich und zu dumm, dass selbst die Jahrmarkt- und Wanderzirkusbesitzer ihn seinen Eltern nicht abkaufen wollten!", knurrte Matthew wie der Teufel persönlich und rollte dabei bereits seine Ärmel hoch.
Der Ire richtete sich zu seiner vollen massigen Größe auf und würde gleich beginnen Knochen zu brechen. wenn Randolph ihn nicht besänftigen würde.
Einen schlafenden und verkaterten Iren so zu wecken war wirklich Selbstmord.
Sensemann- Anzahl der Beiträge : 113
Anmeldedatum : 26.03.13
Re: Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte
Es kam dazu, dass Randolph seine Meinung relativ schnell änderte und seinen Fehler sofort bereute. Als der Ire aufsprang wie ein Stier, dem man einen Pfahl in den Arsch gerammt hatte, wusste er dass es Ärger geben würde. Und als der Kerl ihn anzuknarren begann und sich zum Prügeln vorbereitet, wusste er dass es kein heiliger Racheengel war, der davor ihm stand, sondern Satan. Satan in seiner Manifestation. Verflucht! Mein Vater hatte tatsächlich Recht: Iren haben anscheinend tatsächlich alle einen Dachschaden.
Einen Augenblick starrte er tumb und entsetzt auf den heißblütigen Psychopathen, der ihn gleich zu menschlicher Pastete verarbeiten würde, wenn er nicht gleich etwas tat. Es war zwar tatsächlich so, dass der Doktor auf sein eigenes Überleben nicht viel gab, aber die Vorstellung, dass ihn diese vom Krieg vollkommen zerstörte Seele foltern wirkte doch sehr belebend auf ihm.
Fast augenblicklich begann er zu schwitzen und sein Überlebenssinstinkt trieb ihn dazu von dem Wahnsinnigen wezukriechen. Was nicht so einfach war mit einem kaputtem Bein und einem anderen, das auch schmerzte. Mühsam und ohne sonderlichen Erfolg kroch er rückwärts von seinem Gegenüber weg, der vor ihm aufragte wie ein Riese. Ein bösartiger, grobschlächtiger Riese mit Fäusten wie glühenden Hämmerköpfen. Vielleicht war Matthew sich selbst in seinem Traum genauso vorgekommen, als er die Reihen seiner Peiniger und Feinde in schrecklichem Zorn niedergemäht hatte.
„Zu hässlich und zu dumm, dass selbst die Jahrmarkt- und Wanderzirkusbesitzer ihn seinen Eltern nicht abkaufen wollten!“ Dieser Bastard…wenn ich das hier überlebe, werde ich ihn umbringen. Vielleicht mache ich dann gut, was ich meinem Vater angetan habe.
Um das zu tun, musste der Doktor allerdings erst einmal überleben- und darüber war er sich in der aktuellen, ihm ziemlich bedrohlich erscheinenden Situation alles andere als sicher. Und er hatte nun wirklich keine Zeit sich einen Plan zu überlegen oder die Lage zu analysieren.
„Bleiben sie weg von mir, sie Kranker!“, brüllte er und hoffte, dass man das Geschrei im Haus hören konnte. Ohne dass es Randolph dabei bewusst wurde, parodierte er damit sich selbst. Denn genau das selbe hatte auch Alan Stirling geschrien, als er auf diesen mit seinem Schädel eingedroschen hatte. „Sie hätten in Indien verrecken sollen, sie Psychopath. Dort wo auch ihr Verstand geblieben ist.“
Scheiße! Das ist es. Jetzt bringt er mich um. Oder nein, er bringt mich nicht um. Jetzt bricht er mir wirklich alle Zähne aus dem Maul heraus und dann die restlichen Knochen…
Einen Augenblick starrte er tumb und entsetzt auf den heißblütigen Psychopathen, der ihn gleich zu menschlicher Pastete verarbeiten würde, wenn er nicht gleich etwas tat. Es war zwar tatsächlich so, dass der Doktor auf sein eigenes Überleben nicht viel gab, aber die Vorstellung, dass ihn diese vom Krieg vollkommen zerstörte Seele foltern wirkte doch sehr belebend auf ihm.
Fast augenblicklich begann er zu schwitzen und sein Überlebenssinstinkt trieb ihn dazu von dem Wahnsinnigen wezukriechen. Was nicht so einfach war mit einem kaputtem Bein und einem anderen, das auch schmerzte. Mühsam und ohne sonderlichen Erfolg kroch er rückwärts von seinem Gegenüber weg, der vor ihm aufragte wie ein Riese. Ein bösartiger, grobschlächtiger Riese mit Fäusten wie glühenden Hämmerköpfen. Vielleicht war Matthew sich selbst in seinem Traum genauso vorgekommen, als er die Reihen seiner Peiniger und Feinde in schrecklichem Zorn niedergemäht hatte.
„Zu hässlich und zu dumm, dass selbst die Jahrmarkt- und Wanderzirkusbesitzer ihn seinen Eltern nicht abkaufen wollten!“ Dieser Bastard…wenn ich das hier überlebe, werde ich ihn umbringen. Vielleicht mache ich dann gut, was ich meinem Vater angetan habe.
Um das zu tun, musste der Doktor allerdings erst einmal überleben- und darüber war er sich in der aktuellen, ihm ziemlich bedrohlich erscheinenden Situation alles andere als sicher. Und er hatte nun wirklich keine Zeit sich einen Plan zu überlegen oder die Lage zu analysieren.
„Bleiben sie weg von mir, sie Kranker!“, brüllte er und hoffte, dass man das Geschrei im Haus hören konnte. Ohne dass es Randolph dabei bewusst wurde, parodierte er damit sich selbst. Denn genau das selbe hatte auch Alan Stirling geschrien, als er auf diesen mit seinem Schädel eingedroschen hatte. „Sie hätten in Indien verrecken sollen, sie Psychopath. Dort wo auch ihr Verstand geblieben ist.“
Scheiße! Das ist es. Jetzt bringt er mich um. Oder nein, er bringt mich nicht um. Jetzt bricht er mir wirklich alle Zähne aus dem Maul heraus und dann die restlichen Knochen…
Darnamur- Jünger des Pinguins
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Re: Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte
Oxley gab ein neutral klingendes „Hmm“ von sich, das zeigte, dass er Gilbert zwar zugehört hatte, aber wohl nichts Wortreiches zu erwidern gedachte. Zumindest im ersten Moment – denn einige Augenblicke später brach der Butler die Stille erneut.
„Für Ihren Tee müssen Sie sich noch wenige Minuten gedulden, Sir“, informierte er seinen Gegenüber, bevor er das Gespräch wieder aufgriff:
„Ich vermute, Ihre Hilfsbereitschaft ist ein nobler Charakterzug – auch wenn von gewisser Seite Druck herrscht, der Sie in diese Richtung drängt. Pflichtbewusstsein ist auch mir nicht fremd, wie sie es vermutlich schon geahnt haben. Dass ich Sie hier mit einem Gewehr in der Hand begrüßt habe, habe ich nicht ohne Grund getan. Sie wären nicht die ersten gewesen, die sich unbefugten Zutritt zum Haus beschafft hätten, wäre ich nicht vor Ort gewesen. Vorsicht ist besser als Nachsicht. Unter uns“, gestand er: „Die Waffe war nicht einmal geladen.“
Am gestrigen Abend hatte Oxley das Gewehr auch einfach wieder an die Wand gehängt, ohne sie vorher zu entladen – was vielleicht aufgefallen wäre, hätte man darauf geachtet. Dass die Waffe gar nicht geladen gewesen war, klärte die vermeintliche Fahrlässigkeit auf.
„Bisher hat sie allein als Abschreckung gegen unerwünschte Besucher immer gelangt. Allerdings werde ich zukünftig auf der Hut sein – etwas, das ich Ihnen ebenso ans Herz lege. Der Ire kann durchaus zu einem Problem werden“, meinte er schulterzuckend, auch wenn in seiner Stimme unterschwellig Anspannung lag.
„Dennoch schätze ich, dass eine größere Gefahr von den Leuten ausgeht, die schon Arthur niedergeschossen haben. Ich bezweifle, dass die sich im Zweifelsfall von Mauern und Türen aufhalten lassen.“
„Für Ihren Tee müssen Sie sich noch wenige Minuten gedulden, Sir“, informierte er seinen Gegenüber, bevor er das Gespräch wieder aufgriff:
„Ich vermute, Ihre Hilfsbereitschaft ist ein nobler Charakterzug – auch wenn von gewisser Seite Druck herrscht, der Sie in diese Richtung drängt. Pflichtbewusstsein ist auch mir nicht fremd, wie sie es vermutlich schon geahnt haben. Dass ich Sie hier mit einem Gewehr in der Hand begrüßt habe, habe ich nicht ohne Grund getan. Sie wären nicht die ersten gewesen, die sich unbefugten Zutritt zum Haus beschafft hätten, wäre ich nicht vor Ort gewesen. Vorsicht ist besser als Nachsicht. Unter uns“, gestand er: „Die Waffe war nicht einmal geladen.“
Am gestrigen Abend hatte Oxley das Gewehr auch einfach wieder an die Wand gehängt, ohne sie vorher zu entladen – was vielleicht aufgefallen wäre, hätte man darauf geachtet. Dass die Waffe gar nicht geladen gewesen war, klärte die vermeintliche Fahrlässigkeit auf.
„Bisher hat sie allein als Abschreckung gegen unerwünschte Besucher immer gelangt. Allerdings werde ich zukünftig auf der Hut sein – etwas, das ich Ihnen ebenso ans Herz lege. Der Ire kann durchaus zu einem Problem werden“, meinte er schulterzuckend, auch wenn in seiner Stimme unterschwellig Anspannung lag.
„Dennoch schätze ich, dass eine größere Gefahr von den Leuten ausgeht, die schon Arthur niedergeschossen haben. Ich bezweifle, dass die sich im Zweifelsfall von Mauern und Türen aufhalten lassen.“
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Re: Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte
"Macht hier jetzt nicht den klassischen Engländer:
Erst große Fresse und dann jämmerlich den Schwanz einziehen!", knurrte Matthew nun noch mehr in Rage und wirkte fast schon wie ein germanischer Barbar in der Zeit der alten Römer.
"Stellt Euch wie ein echter Mann!", und machte dabei nicht nur zwei Schritte auf sein Gegenüber zu, sondern machte eine außerdem eine kreisende Kopfbewegung, was sein Nacken knackend einrenken ließ.
Die zusätzlichen Luftschläge wie ein Schattenboxer machten deutlich, dass Matthew sich wirklich für den Kampf kurz warm machte.
Zumindest seine noch müden und steifen Muskeln, denn der restliche rotwangige Koloss kochte schon wie Höllenfeuer.
"Hat Euch Euer Vater keine Manieren beigebracht und nicht gezeigt, was ein Mann ist!", bellte der tobende Ire weiter und hatte ein schiefes Grinsen im Gesicht.
"Der Pfad der Gerechten ist zu beiden Seiten gesäumt mit Freveleien der Selbstsüchtigen und der Tyrannei böser Männer. Gesegnet sei der, der im Namen der Barmherzigkeit und des guten Willens die Schwachen durch das Tal der Dunkelheit geleitet. Denn er ist der wahre Hüter seines Bruders und der Retter der verlorenen Kinder. Und will bittere Rache an ihnen üben und sie mit Grimm strafen, dass sie erfahren sollen, dass ich der HERR bin, wenn ich Vergeltung an ihnen übe.". und ging langsam weiter auf seinen Kontrahenten zu, dessen Gesicht ihm doch langsam etwas zu sagen schien:
Hatte er gestern ihn nicht schon die Leviten gelesen?
Oder doch nur mit ihm etwas getrunken?
Hatte dieser Fremde ihn in sein Haus eingeladen?
Egal, denn nun würde dieser Engländer schon sein blaues Wunder erleben...
Erst große Fresse und dann jämmerlich den Schwanz einziehen!", knurrte Matthew nun noch mehr in Rage und wirkte fast schon wie ein germanischer Barbar in der Zeit der alten Römer.
"Stellt Euch wie ein echter Mann!", und machte dabei nicht nur zwei Schritte auf sein Gegenüber zu, sondern machte eine außerdem eine kreisende Kopfbewegung, was sein Nacken knackend einrenken ließ.
Die zusätzlichen Luftschläge wie ein Schattenboxer machten deutlich, dass Matthew sich wirklich für den Kampf kurz warm machte.
Zumindest seine noch müden und steifen Muskeln, denn der restliche rotwangige Koloss kochte schon wie Höllenfeuer.
"Hat Euch Euer Vater keine Manieren beigebracht und nicht gezeigt, was ein Mann ist!", bellte der tobende Ire weiter und hatte ein schiefes Grinsen im Gesicht.
"Der Pfad der Gerechten ist zu beiden Seiten gesäumt mit Freveleien der Selbstsüchtigen und der Tyrannei böser Männer. Gesegnet sei der, der im Namen der Barmherzigkeit und des guten Willens die Schwachen durch das Tal der Dunkelheit geleitet. Denn er ist der wahre Hüter seines Bruders und der Retter der verlorenen Kinder. Und will bittere Rache an ihnen üben und sie mit Grimm strafen, dass sie erfahren sollen, dass ich der HERR bin, wenn ich Vergeltung an ihnen übe.". und ging langsam weiter auf seinen Kontrahenten zu, dessen Gesicht ihm doch langsam etwas zu sagen schien:
Hatte er gestern ihn nicht schon die Leviten gelesen?
Oder doch nur mit ihm etwas getrunken?
Hatte dieser Fremde ihn in sein Haus eingeladen?
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Re: Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte
Ohne mit der Wimper zu zuckten hörte Melinda Charles zu. Es war deutlich zu sehen, dass es ihn quälte, dass diese Menschen angeblich nur wegen ihm gestorben waren. Ihr persönlich machte der Tod einer Person, die ihr nicht nahe stand (und wer tat das schon) nicht besonders viel aus. Nachwievor empfand sie einen seltsamen Nervenkitzel, wenn sie dabei zu sah wenn jemand starb.
Norly schien da anders zu sein. Oder der tarnte sich gut. Sie bezweifelte nicht, dass er über Leichen gehen würde – wäre es zum Beispiel die Leiche von Hill die es hinter sich zu lassen galt.
Sie schüttelte sanft den Kopf. “Diese Menschen sind ja nun nicht gezwungen worden, sich der Revolution a la Charles Norly anzuschließen. Hyde hat nicht das Weite gesucht, als er die Chance gehabt hätte – er war überzeugt von der Sache. Den Kopf zerbrechen bringt niemanden weiter. Ich weiß wovon ich spreche.“
Seine Entschuldigung bezüglich des ausgelassenen Handkusses nahm sie lächelnd war und stand auch schon gleich vor ihm um ihn auf den Mund zu küssen. “Zum Küssen braucht man bekanntlich keine Hände.“ sagte sie und grinste.
Sie meinte im Haus Stimmen zu hören. “Charles, Charles, Charles…Das Gesindel an der Schuhsohle kleben wie Dreck. Huren, irre Doktoren und nun diesen Iren. Vielleicht sollten wir uns das mal ansehen…?“
Norly schien da anders zu sein. Oder der tarnte sich gut. Sie bezweifelte nicht, dass er über Leichen gehen würde – wäre es zum Beispiel die Leiche von Hill die es hinter sich zu lassen galt.
Sie schüttelte sanft den Kopf. “Diese Menschen sind ja nun nicht gezwungen worden, sich der Revolution a la Charles Norly anzuschließen. Hyde hat nicht das Weite gesucht, als er die Chance gehabt hätte – er war überzeugt von der Sache. Den Kopf zerbrechen bringt niemanden weiter. Ich weiß wovon ich spreche.“
Seine Entschuldigung bezüglich des ausgelassenen Handkusses nahm sie lächelnd war und stand auch schon gleich vor ihm um ihn auf den Mund zu küssen. “Zum Küssen braucht man bekanntlich keine Hände.“ sagte sie und grinste.
Sie meinte im Haus Stimmen zu hören. “Charles, Charles, Charles…Das Gesindel an der Schuhsohle kleben wie Dreck. Huren, irre Doktoren und nun diesen Iren. Vielleicht sollten wir uns das mal ansehen…?“
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Re: Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte
Vielleicht hatte Gilbert den Butler von Anfang an falsch eingeschätzt. Er war vielleicht etwas seltsam und alt aber generell ein sympathischer Mensch, der nur seine Arbeit tat und auf das Haus aufpasste. Zumindest war er eine bessere Gesellschaft als der Ire, der wohl noch immer seinen Rausch ausschlief. Dabei sollte er auch am besten bleiben. Gilbert konnte darauf verzichten, den Mann in den nächsten Stunden zu sehen.
Er nickte Oxley zu. "Sie haben wohl Recht. Wenn diese Männer auf Arthur geschossen haben, weil er Mr. Norly hilft, werde ich hier auch nicht sicher sein. Vielleicht ist Angriff in dieser Situation wirklich die beste Verteidigung. Geladene Waffen werden vermutlich ebenfalls notwendig sein." fügte er mit einem Zwinkern hinzu, auch wenn ihm dieser Gedanke missfiel.
"Sagen Sie, diejenigen, die versucht haben in dieses Haus einzubrechen, waren das auch Komplizen der Personen, die jetzt versuchen, Mr. Norly umzubringen? Es scheint fast so, als habe er mehr als nur einen mächtigen Feind."
Er nickte Oxley zu. "Sie haben wohl Recht. Wenn diese Männer auf Arthur geschossen haben, weil er Mr. Norly hilft, werde ich hier auch nicht sicher sein. Vielleicht ist Angriff in dieser Situation wirklich die beste Verteidigung. Geladene Waffen werden vermutlich ebenfalls notwendig sein." fügte er mit einem Zwinkern hinzu, auch wenn ihm dieser Gedanke missfiel.
"Sagen Sie, diejenigen, die versucht haben in dieses Haus einzubrechen, waren das auch Komplizen der Personen, die jetzt versuchen, Mr. Norly umzubringen? Es scheint fast so, als habe er mehr als nur einen mächtigen Feind."
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Re: Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte
„Am Besten befördern sie sich selbst ins Tal der Dunkelheit, sie Spinner“, gab Randolph nun zornig zurück. Ihm war bewusst, dass er sich hier in einer äußerst prekären Lage befand, aber religiöse Dummschwätzer hatten es von jeher geschafft ihn in Rage zu versetzen. Dabei half es nicht, dass der Kerl ihn zum Aufstehen aufforderte, wo er bei weitem nicht selbst dazu in der Lage war. Nicht das es geholfen hätte.
Randolph war sich sicher, dass er trotzdem zu Kleinholz verarbeitet werden würde, wenn er nicht einen glücklichen Treffer mit seinem Skalpell landete. Er würde versuchen es dem Iren in die Hoden zu rammen und dann genüsslich seinem Sterbeprozess zusehen. Leider lag diese Fantasie momentan in weiter Ferne.
Also versuchte er verzweifelt weiter rückwärts zu krabbeln. Irgendwo dort lag auch sein Gehstock. Wenn er es bis dahin schaffte, hatte er zumindest etwas, um den Kerl ein bisschen auf Distanz zu halten.
„Aber soll ich Ihnen was sagen“, gab er keuchend von sich. Der Doctor hatte sich schon immer schlecht zurückhalten können, wenn Zorn in ihm wallte. Nicht unbedingt zu seinem eigenem Vorteil. Dieses Duell kannst du gerne haben, Rotschopf. Sein Hass drängte sich wieder seinen Weg ins Tageslicht. Hass, den er in den letzten Tagen unermüdlich unterdrückt hatte.
„Im Grund können sie ja nichts dafür, dass sie einen psychischen Schaden haben, mein Teuerster. Eigentlich tuen sie mir Leid. Das muss schließlich zweifelsohne ein gewöhnliches Resultat sein, wenn das eigene Volk Jahrhunderte lang nur mit Schafen gefickt hat. Kein Wunder, dass da nichts mehr für den Verstand übrig bleibt.“
Randolph tastete nach seinem Stock und bekam ihn tatsächlich zu fassen. Aber ob er ihm wirklich helfen würde, das war fraglich. Die Aufwärmübungen des Iren wirkten jedenfalls mehr als bedrohlich.
Vor allem wenn man dämlich auf dem Rücken lag, wie eine Spinne, die jetzt nur noch verzweifelt mit ihren Beinchen herumzappeln konnte. Ich bin die Spinne und er wird mich gleich unter seinen Schuhsohlen zertreten, wie es solchem Ungeziefer gebührt.
Randolph war sich sicher, dass er trotzdem zu Kleinholz verarbeitet werden würde, wenn er nicht einen glücklichen Treffer mit seinem Skalpell landete. Er würde versuchen es dem Iren in die Hoden zu rammen und dann genüsslich seinem Sterbeprozess zusehen. Leider lag diese Fantasie momentan in weiter Ferne.
Also versuchte er verzweifelt weiter rückwärts zu krabbeln. Irgendwo dort lag auch sein Gehstock. Wenn er es bis dahin schaffte, hatte er zumindest etwas, um den Kerl ein bisschen auf Distanz zu halten.
„Aber soll ich Ihnen was sagen“, gab er keuchend von sich. Der Doctor hatte sich schon immer schlecht zurückhalten können, wenn Zorn in ihm wallte. Nicht unbedingt zu seinem eigenem Vorteil. Dieses Duell kannst du gerne haben, Rotschopf. Sein Hass drängte sich wieder seinen Weg ins Tageslicht. Hass, den er in den letzten Tagen unermüdlich unterdrückt hatte.
„Im Grund können sie ja nichts dafür, dass sie einen psychischen Schaden haben, mein Teuerster. Eigentlich tuen sie mir Leid. Das muss schließlich zweifelsohne ein gewöhnliches Resultat sein, wenn das eigene Volk Jahrhunderte lang nur mit Schafen gefickt hat. Kein Wunder, dass da nichts mehr für den Verstand übrig bleibt.“
Randolph tastete nach seinem Stock und bekam ihn tatsächlich zu fassen. Aber ob er ihm wirklich helfen würde, das war fraglich. Die Aufwärmübungen des Iren wirkten jedenfalls mehr als bedrohlich.
Vor allem wenn man dämlich auf dem Rücken lag, wie eine Spinne, die jetzt nur noch verzweifelt mit ihren Beinchen herumzappeln konnte. Ich bin die Spinne und er wird mich gleich unter seinen Schuhsohlen zertreten, wie es solchem Ungeziefer gebührt.
Zuletzt von Darnamur am So Jun 07 2015, 00:01 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
Darnamur- Jünger des Pinguins
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Re: Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte
Charles war dankbar dafür, dass Melinda versuchte, sein Gewissen zu beruhigen. Es half nicht, zumindest nicht auf diese Weise, denn die Schuld lastete dadurch nicht weniger als zuvor auf ihm. Es war leicht gesagt, dass darüber den Kopf zu zerbrechen einen nicht weiterbrachte. Dies stimmte, ja, aber Charles konnte nicht anders. Er konnte nicht ignorieren, was bereits passiert war und vielleicht noch passieren würde, wenn sich nichts an ihrer aller Lage änderte. Sie waren denjenigen, die ihnen schaden wollten, mehr oder minder schutzlos ausgeliefert, sobald es darauf ankam. Ein Schuss aus einer Gasse heraus, aus einem Fenster, von einem Dach… ein Messer inmitten einer Menschenmenge. Sie würden die Bedrohung vermutlich nicht kommen sehen, bevor es zu spät war. So war es schließlich bisher gewesen. Charles wusste: Wenn dies so weiter ging, würde es weitere Opfer geben. Das wollte er nicht zulassen. Aber das zu verhindern, war nicht einfach. Er musste schneller sein als der Feind. Zuerst zuschlagen. Charles hoffte darauf, dass sein Freund Harry sein Wort hielt und die Attentäter schon bald ausfindig machen würde. Die Schüsse hatten genug Zeugen an die Fenster und auf die Straße gelockt – irgendwer hatte bestimmt etwas Nützliches gesehen.
Revolution. Ein starkes Wort für das, was Charles vorschwebte. Er hatte sein Vorhaben so betitelt. Erst einmal musste der Fokus allerdings woanders liegen. Zuerst den Kopf des Ungeheuers abzuschlagen, war nicht immer die richtige Vorgehensweise. Immerhin könnte es sich als Hydra herausstellen. Die Attentäter, die Klauen des Biestes, waren momentan die akuteste Bedrohung. Sie würden es vermutlich wieder versuchen – oder man würde einfach andere schicken. Das war absolut inakzeptabel. Charles versuchte schon lange, direkt gegen die allgegenwärtige Bedrohung vorzugehen. Nun, hatte er das Gefühl, war er nah dran. Die Spur war frisch genug. Er hatte die Täter gesehen – zum ersten Mal überhaupt –, allerdings waren es ihm Unbekannte gewesen. Um Schlüsse zu ziehen, würde er sie befragen müssen. In der gestrigen Nacht hatte dieses Vorhaben ein unerwartet blutiges Ende genommen. Doch Charles dachte nicht daran, aufzugeben. Trotz der Sorgen, die ihn belasteten, machte ihn seine Entschlossenheit zuversichtlich, dass er die Sache, wenn schon nicht zum Guten, zumindest zu etwas Besserem, als sie jetzt war, wenden konnte.
Etwas anderes schien ihm nicht übrig zu bleiben. Er musste geduldig sein, auch wenn es schwer fiel. Und er konnte versuchen, den Moment zu genießen, wenn sich ihm die Gelegenheit dazu bot. So schaffte es zumindest der Kuss, den Melinda ihm gab und den er sanft erwiderte, ihn abzulenken. Der unausgesprochene Wunsch, dabei ungestört zu bleiben, war allerdings zu viel verlangt gewesen. Wie Melinda, hatte auch Charles vernommen, dass es im Haus nicht mehr ruhig war. Ärgerlicherweise klangen die Stimmen jedoch nicht nach friedlicher Konversation.
„Sie sind kein Gesindel“, antwortete Charles Melinda, mit einem Mal wieder angespannt, als sie sich und den Doktor so bezeichnete, und löste sich von ihr. Er kommentierte das Gesagte nicht näher: Offensichtlich war, dass er ihr zustimmte, dass sie nach dem Rechten sehen sollten. Charles fischte eilig seinen linken Lederhandschuh von dem mit Werkzeug und kleinen Bauteilen übersäten Sekretär, neben dem er eben noch im Sessel gesessen hatte, und zog ihm im Gehen über seine glänzende Prothese. Dass er sie hatte, ging niemanden etwas an. Er trug den Handschuh nicht nur aus Eitelkeit (obwohl dieser Beweggrund sicher keine untergeordnete Rolle spielte): Seine mechanische Hand war einzigartig und wertvoll. Während andere, die verkrüppelt worden waren, für immer damit leben mussten, besaß er das Privileg, dieses mechanische Wunderwerk sein Eigen nennen zu dürfen. In einen normalen Handschuh hätte er es nicht hineinzwängen können. Auch diese lederne Hülle war eine Sonderanfertigung. Ein Schlitz vom Saum bis zum Handrücken ermöglichte es, hineinzuschlüpfen – so wie Schnallen dafür sorgten, den Handschuh blickdicht und eng zu schließen. Auch das war bereits erledigt, als Charles mit schnellen Schritten den Flur überquert hatte und die Tür zum Kaminzimmer aufstieß. Es war sein Haus und er witterte Gefahr – er sah keine Notwendigkeit zu klopfen. Nun war es auch egal, dass er nach der vergangenen Nacht fast ohne Schlaf nicht gerade salonfähig aussah.
Charles fühlte sich in seiner Vermutung, dass etwas im Argen war, bestätigt, als seine Augen die Szene vor sich verfasste.
„Sind Sie von allen guten Geistern verlassen, Gentlemen?“, verlangte er fast schon knurrend zu erfahren, wobei er das letzte Wort besonders betonte. Es war offensichtlich, dass Mr. O’Sullivan auf Krawall aus war und vielleicht sogar bereits zugeschlagen hatte, bedachte man hochgekrempelte Ärmel, geballte Fäuste und den Umstand, dass der verletzte Doktor bereits am Boden lag. Wenigstens hing das Armeegewehr noch an der Wand über dem Kamin – geladen war es mit hoher Wahrscheinlichkeit ohnehin nicht, aber als stumpfe Schlagwaffe war es ein brauchbarer Prügel. Charles hatte den Eindruck, gerade rechtzeitig dazugestoßen zu sein. Er trat neben den Doktor – schützend, wenn auch nicht mit defensiver oder sogar offensiver Körperhaltung.
„Unter meinem Dach werden Streitereien nicht mit Gewalt gelöst! Benehmen Sie sich gefälligst, alle beide! Sie haben derzeit ganz andere Probleme“, versuchte er, die streitenden Männer zur Vernunft zu bringen, „als dass Sie es sich leisten könnten, für solch barbarisches Verhalten Zeit, Kraft und noch vorhandene körperliche Unversehrtheit zu verschwenden.“
Revolution. Ein starkes Wort für das, was Charles vorschwebte. Er hatte sein Vorhaben so betitelt. Erst einmal musste der Fokus allerdings woanders liegen. Zuerst den Kopf des Ungeheuers abzuschlagen, war nicht immer die richtige Vorgehensweise. Immerhin könnte es sich als Hydra herausstellen. Die Attentäter, die Klauen des Biestes, waren momentan die akuteste Bedrohung. Sie würden es vermutlich wieder versuchen – oder man würde einfach andere schicken. Das war absolut inakzeptabel. Charles versuchte schon lange, direkt gegen die allgegenwärtige Bedrohung vorzugehen. Nun, hatte er das Gefühl, war er nah dran. Die Spur war frisch genug. Er hatte die Täter gesehen – zum ersten Mal überhaupt –, allerdings waren es ihm Unbekannte gewesen. Um Schlüsse zu ziehen, würde er sie befragen müssen. In der gestrigen Nacht hatte dieses Vorhaben ein unerwartet blutiges Ende genommen. Doch Charles dachte nicht daran, aufzugeben. Trotz der Sorgen, die ihn belasteten, machte ihn seine Entschlossenheit zuversichtlich, dass er die Sache, wenn schon nicht zum Guten, zumindest zu etwas Besserem, als sie jetzt war, wenden konnte.
Etwas anderes schien ihm nicht übrig zu bleiben. Er musste geduldig sein, auch wenn es schwer fiel. Und er konnte versuchen, den Moment zu genießen, wenn sich ihm die Gelegenheit dazu bot. So schaffte es zumindest der Kuss, den Melinda ihm gab und den er sanft erwiderte, ihn abzulenken. Der unausgesprochene Wunsch, dabei ungestört zu bleiben, war allerdings zu viel verlangt gewesen. Wie Melinda, hatte auch Charles vernommen, dass es im Haus nicht mehr ruhig war. Ärgerlicherweise klangen die Stimmen jedoch nicht nach friedlicher Konversation.
„Sie sind kein Gesindel“, antwortete Charles Melinda, mit einem Mal wieder angespannt, als sie sich und den Doktor so bezeichnete, und löste sich von ihr. Er kommentierte das Gesagte nicht näher: Offensichtlich war, dass er ihr zustimmte, dass sie nach dem Rechten sehen sollten. Charles fischte eilig seinen linken Lederhandschuh von dem mit Werkzeug und kleinen Bauteilen übersäten Sekretär, neben dem er eben noch im Sessel gesessen hatte, und zog ihm im Gehen über seine glänzende Prothese. Dass er sie hatte, ging niemanden etwas an. Er trug den Handschuh nicht nur aus Eitelkeit (obwohl dieser Beweggrund sicher keine untergeordnete Rolle spielte): Seine mechanische Hand war einzigartig und wertvoll. Während andere, die verkrüppelt worden waren, für immer damit leben mussten, besaß er das Privileg, dieses mechanische Wunderwerk sein Eigen nennen zu dürfen. In einen normalen Handschuh hätte er es nicht hineinzwängen können. Auch diese lederne Hülle war eine Sonderanfertigung. Ein Schlitz vom Saum bis zum Handrücken ermöglichte es, hineinzuschlüpfen – so wie Schnallen dafür sorgten, den Handschuh blickdicht und eng zu schließen. Auch das war bereits erledigt, als Charles mit schnellen Schritten den Flur überquert hatte und die Tür zum Kaminzimmer aufstieß. Es war sein Haus und er witterte Gefahr – er sah keine Notwendigkeit zu klopfen. Nun war es auch egal, dass er nach der vergangenen Nacht fast ohne Schlaf nicht gerade salonfähig aussah.
Charles fühlte sich in seiner Vermutung, dass etwas im Argen war, bestätigt, als seine Augen die Szene vor sich verfasste.
„Sind Sie von allen guten Geistern verlassen, Gentlemen?“, verlangte er fast schon knurrend zu erfahren, wobei er das letzte Wort besonders betonte. Es war offensichtlich, dass Mr. O’Sullivan auf Krawall aus war und vielleicht sogar bereits zugeschlagen hatte, bedachte man hochgekrempelte Ärmel, geballte Fäuste und den Umstand, dass der verletzte Doktor bereits am Boden lag. Wenigstens hing das Armeegewehr noch an der Wand über dem Kamin – geladen war es mit hoher Wahrscheinlichkeit ohnehin nicht, aber als stumpfe Schlagwaffe war es ein brauchbarer Prügel. Charles hatte den Eindruck, gerade rechtzeitig dazugestoßen zu sein. Er trat neben den Doktor – schützend, wenn auch nicht mit defensiver oder sogar offensiver Körperhaltung.
„Unter meinem Dach werden Streitereien nicht mit Gewalt gelöst! Benehmen Sie sich gefälligst, alle beide! Sie haben derzeit ganz andere Probleme“, versuchte er, die streitenden Männer zur Vernunft zu bringen, „als dass Sie es sich leisten könnten, für solch barbarisches Verhalten Zeit, Kraft und noch vorhandene körperliche Unversehrtheit zu verschwenden.“
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