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Götterblut - Kapitel 5: Spiel im Schatten

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Götterblut - Kapitel 5: Spiel im Schatten - Seite 8 Empty Re: Götterblut - Kapitel 5: Spiel im Schatten

Beitrag von Fade Mo Mai 07 2018, 09:31

Der Doktor schien keineswegs zufrieden mit den Worten des Schotten zu sein und Bruce meinte etwas Wut und Frustration in dessen Blick zu lesen. Er war Norly sogar dankbar, als dieser das Wort wieder ergriff. Die Situation der Leute hier war schwierig. Sie waren sich offenbar längst nicht so einig, wie er es sich unter einer verschworenen Bande vorgestellt hatte. Miss Bolt und Charles schienen sich nahe zu sein. Die anderen folgten Scarface offenbar aus verschiedenen Motiven.

Er begrüßte die Aufbruchstimmung, die Norly verbreitete. Jeder Moment hier erhöhte gefühlt die Gefahr, doch aufgespürt zu werden. Er hielt sich soweit möglich bei den Anderen. Abgesehen davon, dass sie Ihm so weniger misstrauen konnten, gab es da immer noch zu beobachten, wer von ihnen Informationen schleuste. Dr. Taylor wäre dafür mehr als prädestiniert gewesen, aber offenbar verbrachte der Mann nur kurze Zeit mit der Gruppe. Dass er sie dennoch immer wieder aufspüren konnte, legte recht nahe, dass entweder Norly oder der Maulwurf ihm dabei half.

Bruce verhielt sich ruhig, bis es endlich losging. Er hatte nicht vor, sich weiter als nötig von Norly zu entfernen, jedoch war ihm schleierhaft, wie sie sich jemals wiederfinden sollten, wenn sie erst voneinander getrennt wurden. Er versuchte sich zumindest die Gesichter seiner neuen Leidensgenossen so gut als möglich einzuprägen, was ihm bei Miss Bolt besser gelang, als es gut war.
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Götterblut - Kapitel 5: Spiel im Schatten - Seite 8 Empty Re: Götterblut - Kapitel 5: Spiel im Schatten

Beitrag von Elli Mo Mai 07 2018, 10:07

Da es offenbar nichts weiter zu besprechen gab, zog sich Melinda noch einmal kurz zurück. Sie überprüfte ob sie alles bei sich trug, was sie vielleicht benötigen würde. Gut. Alles war an seinem Platz. Auch wenn sie nicht das Kleid trug, in dem sie die meisten kannten, war sie sich nicht sicher, ob etwas mehr Tarnung ihr gut tun würde. Der Fundus des Theaters war eine wahre Goldgrube und sie hätte nur zu gerne Kofferweise Requsiten mitgehen lassen, stattdessen entschied sie sich für einen kleinen schwarzen Hut mit Witwenschleier. Ihren Fächer hatte sie selbst verständlich ebenfalls zur Hand. Das könnte funktionieren.
Ohne einen weiteren Blick auf die anderen zu werfen, suchte sie weiter herum, bis sie eine Flasche Gin fand und gierig ein paar Züge gleich aus der Flasche nahm. Ja, so fühlte sie sich gleich sicherer auf den Beinen. Sie schlenderte langsam nach draußen um auf die anderen zu warten. Wo sollte es noch gleich hin gehen? Sie hatte völlig vergessen was Charles dazu gesagt hatte. Hatte er etwas dazu gesagt? Sie wusste es nicht mehr, der Gin ließ einen leichten Schleier in ihrem Kopf entstehen, den sie dankbar annahm. Sie würde ja bald wissen, was als nächstes anstand.
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Götterblut - Kapitel 5: Spiel im Schatten - Seite 8 Empty Re: Götterblut - Kapitel 5: Spiel im Schatten

Beitrag von Umbra Mo Mai 28 2018, 00:18

Was auch immer es mit Mrs. Thomsons Verschwinden und diesem Messer auf sich hatte: Charles war als begeistert von dieser Nachricht. Auch wenn ein Teil von ihm insgeheim froh darüber war, sich nun nicht mit dieser Frau auseinandersetzen zu müssen, zwang ihr Verschwinden ihn dazu, sich auf eine andere Art und Weise mit dem Thema zu befassen als ihm lieb sein konnte. Es war ihm ein Rätsel: Warum verschwand dieses zänkische Weib gerade zu diesem Zeitpunkt und hinterließ eine Notiz mit bedeutungsschwangerer Symbolik? Natürlich sorgte der Brief, trotz angeblich gegensätzlicher Intention, dafür, dass er sich sorgte und ein starkes Gefühl von Misstrauen in ihm keimte. Das Messer war gut verarbeitet, es hatte einen Hirschhorngriff und war aus hochwertigem, scharfen Stahl – aber, dass sie behauptete, es in Charles‘ Haus gefunden zu haben, wunderte ihn schon sehr. Vielleicht ein abschließender Scherz, um ihn zu reizen. Charles klappte das Messer zusammen und ließ in seinem frisch erbeuteten Gehrock verschwinden. Den Brief, allerdings, steckte er nicht ein. Nachforschungen in seinen Jackettaschen förderten eine Schachtel Streichhölzer zutage, aus der er eins fischte, dieses an der nächstgelegenen Wand zündete und dann der Flamme das beschriebene Papier als Nahrung darbot. Sie verschlang die Notiz gierig, während Charles seine Hand so drehte, dass er sich nicht die Finger ansengte – oder, genau genommen, den Prothesenhandschuh. Es dauerte nur wenige Sekunden, bis lediglich die weiße Ecke übriggeblieben war, an der er das Schriftstück festgehalten hatte. Charles ließ sie fallen und erstickte das Restfeuer mit seinem Schuh.

Wenig später gesellte er sich zu denjenigen, die schon am Hintereingang des Theaters warteten – wartete aber selbst darauf, bis sich alle eingefunden hatten, bevor er schließlich nickte, als es so weit war.
„Gehen wir“, sagte Charles und platzierte würdevoll seinen Zylinder auf seinem Kopf, während er schon einmal hinausspähte. Die Luft schien rein. Die Gasse hinter dem Oracle Theatre lag verlassen da. Charles nahm einen Atemzug „frische“ Stadtluft. Sie roch an diesem Ort etwas faulig und nach Urin.
„Denken Sie an meine Worte:“, wandte er sich noch einmal nach Innen. „Bleiben Sie in meiner Nähe und schärfen Sie Ihre Sinne.“
Anschließend schob er die Tür weiter auf und machte sich auf den Weg. Allerdings hörte er nicht auf, zu reden.
„Wundern Sie sich nicht, Mrs. Thomson wird uns nicht begleiten“, informierte er seine Begleiter. „Sie zog es anscheinend vor, sich im Laufe des Tages davonzustehlen und nur eine Nachricht zu hinterlassen, anstatt sich persönlich zu verabschieden.“
Er wollte nicht so klingen, als würde er sich darüber beschweren (auch wenn er sich gerade beschwerte).
„Nun“, fügte er hinzu, „das steht ihr natürlich frei. Wie auch Ihnen. Sie können jederzeit gehen.“
Der Weg nach Lambeth führte in den Süden – und mit jeder weiteren Kreuzung, die sie hinter sich ließen, wurde die Umgebung weniger wohnlich. Zwischen die Stadthäuser mischten sich zunehmend Wohnkasernen, Betriebe und Lagerhäuser.
„Ich zwinge Sie nicht, mich mit Ihrer Anwesenheit zu beehren“, erklärte Charles, „– ich kann es in Anbetracht der jüngsten Ereignisse allerdings nur empfehlen. Meine Verfolger geben sich Mühe, im Verborgenen zu bleiben und sich mir gegenüber nicht zu offenbaren, während sie in meinem Rücken Bluttaten begehen. Jüngst vornehmlich an Personen, deren Hilfe ich in Anspruch nahm. Deshalb, will ich meinen, ist jedweder Ort, an dem ich mich gerade aufhalte, derzeit wohl einer der sichersten hier in London. Besonders für Sie. Ich kann es scheinbar nicht oft genug wiederholen: Sich von mir zu distanzieren, schätze ich als weitaus gefährlicher ein, als mir beizustehen.“
Ein grimmiges Lächeln schlich sich auf sein Gesicht, auch wenn dies wohl kaum
einer seiner Begleiter sehen durfte.
„Es mag dem eine gewisse Ironie innewohnen“, gab er zu, „dessen bin ich mir bewusst. Sehen wir es einfach als Chance, die Bande zwischen uns enger zu schmieden“, schlug er vor.
„Meine Dame, meine Herren: Wir sitzen in einem Boot. Es mag von außen wie ein sinkendes Schiff wirken, aber lassen Sie sich davon nicht entmutigen. Halten wir an dem fest, was uns wichtig und heilig ist in dieser Welt, nämlich an unserem Recht darauf, unser Schicksal selbst zu bestimmen – und verteidigen wir es bis zuletzt. Unsere Gegner unterschätzen uns gewaltig, das sage ich Ihnen.“
Davon war er absolut überzeugt. Von seiner Sinnkrise des vergangenen Abends war ihm in diesem Moment nichts anzumerken.
„Nun, da wir wieder in London sind“, dozierte Charles weiter, „werden wir das Übel an der Wurzel packen. Man geht mit aller Skrupellosigkeit gegen uns vor, aber auf dieses Niveau müssen wir uns nicht herablassen. Wir haben solch eine Vorgehensweise nicht nötig. Bedachte Taktik wird über Grausamkeit siegen. Wir müssen einen kühlen Kopf bewahren. Priorität hat nun erst einmal, uns mit Hintergrundwissen auszustatten, das uns zum aktuellen Augenblick noch fehlt. Nur wenn wir umfassend informiert sind, können wir uns ein Bild der Lage machen. Unsere Gegner haben einen großen Vorteil: sie kennen uns. Sie wissen, wer wir sind, und scheuen nicht, uns persönlich genau dort anzugreifen, wo wir am empfindlichsten sind. Stellen Sie sich darauf ein, dass die Dinge noch hässlicher werden als sie ohnehin schon sind. Aber fürchten Sie sich nicht davor. Wir werden den Spieß umdrehen alsbald wir den Rückstand wettgemacht haben.“

Je näher sie der Themse kamen, desto enger und unübersichtlicher wurden die Gassen. Die Gebäude wirkten teils windschief, die Qualität des Straßenbelags ließ nach. Charles schlug seinen Mantelkragen hoch und ließ sich von Passanten kaum beirren, auch wenn er vermied, sich ihnen unmittelbar zu nähern. Er suchte eher den Weg abseits der Hauptstraßen, durch möglichst verlassene Schleichpfade zwischen den Häusern. Immer wieder hielt er an, um die Lage auszuspähen, bevor er ungeschützte Bereiche betrat. Allgemein hielt er sich eher im Schatten, doch man schenkte der Gruppe und ihm nicht mehr Aufmerksamkeit als den anderen Fußgängern, die unterwegs waren.
Es schien ein normaler Abend in London zu sein. Es war recht kalt zu dieser Stunde, aber Nachtschwärmer ließen sich davon nicht abhalten. Die Stadt schlief hier keineswegs... es war aber auch noch weit entfernt davon, mitten in der Nacht zu sein. Von den Unruhen der vergangenen Nacht war kaum etwas zu spüren. Hier und da kamen sie an eingeschlagenen Ladenzeilen oder dunklen, eingesickerten Lachen, die verdächtig nach Blut aussahen, vorbei, doch Polizei und Militär schien die öffentliche Ordnung wiederhergestellt zu haben. Charles interessierte sich sehr für die amtliche Stellungnahme in der Presse bezüglich der Ereignisse der letzten Nacht (wie auch für die Ereignisse hier in London, während der Zeit des Ausflugs nach Manchester), allerdings war nun keine Zeit, nach einer aktuellen Zeitung zu forschen.

Kurz bevor sie am Ort ankamen, den ihr Neuzugang namens Bruce gestern auf dem Stadtplan gezeigt hatte, gesellte sich Charles bewusst neben den groß gewachsenen Mann.
„Kommen Sie an meine Seite, Bruce“, meinte Charles freundschaftlich und begutachtete Bruce prüfend, bevor er ihn anlächelte.
„Ich darf sagen, dass es mich freut, Sie kennenzulernen. Wenn ich mich recht entsinne, habe ich dies gestern versäumt. Bitte entschuldigen Sie, dass ich nicht ganz auf der Höhe war. Sie haben mich – uns alle – wirklich einen ungünstigen Moment erlebt. Die Ereignisse haben sich in den letzten Tagen ein wenig überschlagen“, räumte er ein, „und ich will nicht leugnen, dass dies etwas nervenaufreibend war. Man erlebt nicht alle Tage, was wir erlebt haben. Dass man die ganze Stadt gegen mich aufhetzt“, meinte er und blieb mit dem Blick im Vorbeigehen Fahndungsplakaten hängen, die an einen hohen Bauzaun gekleistert waren und die sie zufällig in diesem Moment passierten (es dominierte Charles‘ Gesicht die Fläche in mehrfacher Ausführung, aber auch etliche andere Gesuchte waren hier zu finden... gesuchte Mörder, Betrüger, Diebe, Vergewaltiger – tatsächlich fielen Charles auch Melindas und Randolphs Namen in den Blick, obwohl die Zeichnungen ihnen nur entfernt ähnelten), „und auch schon andere Teilnehmer unserer illustren Versammlung auf der Fahndungsliste stehen, macht die Sache nicht angenehmer. Sie müssen sich bewusst werden, sollten Sie sich darüber noch keine Gedanken gemacht haben, dass Sie sich nun in der gleichen Situation befinden wie ein jeder von uns. Wir werden verfolgt und beobachtet, vielleicht ja auch gerade jetzt, in diesem Moment. Wir sollten uns nicht der Hoffnung hingeben, dass wir durch unsere Flucht in der vergangenen Nacht geschafft haben, unsere Verfolger abzuschütteln. Wir müssen stets vom schlimmsten Fall ausgehen. Es gibt nun kein Zurück mehr, Bruce“, sagte Charles eindringlich, sein Unterton klang aber beinahe amüsiert. Er begutachtete genau jegliche Reaktionen seines Gesprächspartners.
„Die Polizei wird nicht vergessen, dass Sie mir geholfen haben.“
Sie bogen in eine Gasse ein, an deren Ende, wie beschrieben, eine Halle von beträchtlicher Größe aufragte. Sie selbst lag in vollkommener Dunkelheit – doch durch das dämmrige Licht der Beleuchtung der umliegenden Stadt war zu erkennen, dass ihre Konturen nicht intakt waren. Die Mauern schienen nur noch teils vorhanden und das Dach eingestürzt zu sein. Es wirkte durchaus wie ein Gebäude, das einer Sprengung oder zumindest einem Brand zum Opfer gefallen war. Zumindest in dieser Hinsicht hatte Bruce nicht gelogen.

Charles blieb in einiger Entfernung, im Schutz eines Eingangs zu einer Seitengasse, stehen und wies die anderen mit einer Geste, ebenfalls anzuhalten. Er spürte, wie ihn das Kribbeln von positiver Aufregung durchfuhr. Er konnte es kaum erwarten. Neugierig blickte er in die Gesichter seiner Begleiter, ob ihnen ähnliche Gefühlsregungen anzumerken waren. Doch zumindest, was Oxley betraf, wurde Charles da enttäuscht. Der alte Griesgram schien von der Situation nicht viel zu halten. Dennoch nickte er ihm zu, wie auch dem Doktor und Mr. Wright. Als Charles‘ Blick an Melinda hängen blieb, schenkte er ihr jedoch ein warmes Lächeln, bevor er sich wieder auf Bruce konzentrierte.
„Sie haben mich gestern beeindruckt, und nun haben Sie die Chance, sich als wertvoll zu erweisen.“
Erwartungsvoll ruhten seine Augen auf dem Mann mit schottischen Akzent.
„Also: Was können Sie uns über diesen Ort sagen? Die Bühne gehört Ihnen.“
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Götterblut - Kapitel 5: Spiel im Schatten - Seite 8 Empty Re: Götterblut - Kapitel 5: Spiel im Schatten

Beitrag von Darnamur Di Mai 29 2018, 08:26

Maura Thomson war also über Nacht verschwunden und es sollte kein Problem darstellen. Norly schien keinen einzigen Gedanken darauf zu verschwenden, dass diese Frau seit dem Zeitpunkt ihres Zusammentreffens Ihnen nur Probleme bereitet hatte und nie einen Hehl daraus gemacht hatte, was sie über die Gruppe und ihre Geheimnisse in Erfahrung bringen konnte. Sie hatte sich sogar noch damit gebrüstet. Und jetzt hatte man direkt Ersatz für sie gefunden. Taylor und sein Muskelprotz-Gehilfe. Und das obwohl Charles ihn ausdrücklich vor dem Doktor gewarnt hatte. Wie konnte man nur so unumsichtig handeln? Dieses ganze Vorhaben war zum Scheitern verurteilt.
Randolph überlegte sich etwas zu entgegnen, er war durchaus in der Stimmung dazu. Allerdings würde das natürlich bedeuten Charles gewaltigen Monolog zu unterbrechen, wozu ihm im Augenblick die Nerven fehlten. Er wusste ohnehin wie es ausgehen würde. Norly würde gereizt reagieren, ihm wieder Anschuldigungen entgegenwerfen und dann eine weitere halbe Stunde erläutern, warum er mit seiner Ansicht der Dinge absolut richtig lag und dabei schließlich eine Anekdote aus seiner Jugend erzählen. Nein. Nicht jetzt. Nicht heute. Lange würde es ohnehin nicht mehr dauern, bis man sie in die Finger bekam, wenn man sich diese Fahndungplakate ansah. Er sah furchtbar darauf aus. Seine Cousins waren bestimmt höchst erfreut darüber ihn so zu sehen. Endlich würde ihm Gerechtigkeit zuteil werden. Die bittere, grimmige Andeutung eines Lächeln umspielte sein bleiches, düsteres Gesicht.

Er musterte die abgebrannte, eingestürzte Halle, als sie schließlich ihr Ziel erreichen.
"Zwei Tote bei Lagerhausbrand in Lambeth", kam es leise und trocken von seinem Lippen, während er in Gedanken versunken auf das Bauwerk blickte. Damals, als er den Artikel gelesen hatte, hatte er nicht vermutet, dass die Katastrophe in irgendeiner Form mit Norly zusammenhängen könnte. "Und in diesem Trümmerhaufen wollen wir ein Puzzleteil finden..."
Seine grauen Augen wanderten über die zum Teil noch intakten Außenmauern und observierten die Umgebung, bevor er sein Augenmerk wieder auf den Mann richtete, der sich als "Bruce" vorgestellt hatte.
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Götterblut - Kapitel 5: Spiel im Schatten - Seite 8 Empty Re: Götterblut - Kapitel 5: Spiel im Schatten

Beitrag von Thorgrimm So Jun 03 2018, 05:10

Gespannt wartete Gilbert darauf, dass sie losgingen und damit endlich wieder mehr taten, als sich zu verstecken und sinnlos herumzuhocken. Denn auch wenn sie sich nun in Gefahr begaben, war ihm das allemal lieber, als weiter nichts zu tun. Er war es langsam Leid und ohnehin: Wenn ihm dabei etwas geschah, war das vielleicht sogar besser so. Er zögerte also nicht, Norly zu folgen, als dieser das Theater verließ.
Natürlich konnte der Mann es nicht lassen, einen Haufen Themen gleichzeitig anzusprechen und niemandem Zeit zu geben, überhaupt darauf zu reagieren aber das war man ja langsam gewohnt. Woran er sich dagegen wohl nicht so schnell gewöhnen konnte, war das plötzliche Verschwinden von Mrs. Thomson. Irgendwie war es aber auch nicht verwunderlich. Wieso die ältere Frau überhaupt bei der Gruppe geblieben war, konnte er sowieso nicht sagen. Vor allem, weil sie es freiwillig getan hatte. Anscheinend hatte sie bekommen oder getan, weshalb sie geblieben war - um was es sich dabei auch immer gehandelt hatte. Er hoffte nur, dass sie jetzt keine Probleme machte aber das konnte er sich irgendwie nicht vorstellen. Bestimmt würde Thomson sie nicht verraten.
Sie liefen in Richtung Lambeth und vor allem der Themse. Man musste kein gebürtiger Londoner sein, um das zu bemerken. Allein ein Blick auf die umgebenden Gebäude und die allgemeine Architektur reichte aus, um das zu sehen. Gilbert war nicht gerne hier. Es erinnerte ihn zu sehr an alte Eskapaden - auch wenn diese nicht unbedingt in Lambeth stattgefunden hatten. Die Gegend sah aber ähnlich aus und das reichte bereits.
Währenddessen ließ es sich Norly weiterhin nicht nehmen, seinen Monolog zu führen. Er sprach davon, die Bande zwischen ihnen enger zu schmieden. Nicht aufzugeben und Hoffnung zu haben. Dass sie unterschätzt wurden und stärker waren, als man glauben mochte. Zumindest bei Gil, der schon länger in seinen eigenen, negativen Gedanken gefangen war, traf er da auf taube Ohren. Um ein Band enger zu schmieden musste dieses erst einmal existieren und er fühlte sich mit Norly nicht wirklich verbunden - auch wenn er schon eine ganze Zeit lang mit ihm unterwegs war.
Trotzdem lief er weiter. Auch wenn ihm gesagt worden war, dass er die Wahl hatte und jederzeit gehen konnte. Das einzige Problem war, dass er nirgendwo mehr hingehen konnte und dessen war sich Norly sicherlich bewusst. Er hatte gar keine andere Wahl als mitzumachen und darauf zu hoffen, dass das Versprechen eingehalten wurde. Mit dem Rest hatte er allerdings Recht. Sie mussten erst einmal an Informationen kommen und einen kühlen Kopf bewahren. Deshalb waren sie ja nun unterwegs.
Schließlich erreichten sie ohne Probleme ihr Ziel. Den Fahndungsplakaten am Zaun warf Gilbert einen prüfenden Blick zu und erkannte erleichtert, dass er zumindest noch nicht gesucht wurde. War aber wohl nur eine Frage der Zeit. Einen genaueren Blick warf er der Halle zu, die wohl ihr eigentliches Ziel war. Da aber nicht mehr viel übrig und es außerdem dunkel war, konnte er nicht viel erkennen. Was suchten sie eigentlich genau hier? Im Gegensatz zu Norly war Gilbert nicht aufgeregt. Viel mehr wirkte er etwas resigniert und gedankenverloren. Trotzdem war er aufmerksam und warf dem Doktor einen fragenden Blick zu, als dieser von zwei Toten bei einem Lagerhausbrand sprach. Es überraschte ihn nicht, dass der Mann mehr Informationen besaß.
Trotzdem - der eigentliche Star der Stunde sollte Bruce sein. "Da bin ich ja mal gespannt, was sie für Informationen haben." sagte er trocken und verschränkte die Arme unter dem viel zu großen, braunen Mantel.
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Götterblut - Kapitel 5: Spiel im Schatten - Seite 8 Empty Re: Götterblut - Kapitel 5: Spiel im Schatten

Beitrag von Fade Fr Jun 08 2018, 11:42

Bruce war unruhig. Er wollte es sich nicht anmerken lassen, aber die Ereignisse der letzten Tage ergaben für ihn ein immer konfuseres Bild der Wirklichkeit in seinem Kopf. Er war froh darüber, wieder an die Luft zu kommen und bewunderte die Selbstverständlichkeit, mit der die Gruppe dabei das Risiko der Entdeckung in Kauf nahm.
Ob die unerwartete Flucht von Mrs. Thomson mit dem Erscheinen von Dr. Taylor und ihm zusammen hing, konnte Bruce nur mutmaßen, doch bedrückte ihn diese Neuigkeit auf eine unerwartete Weise. Er hatte die Frau recht sympathisch gefunden, wie sie auf sehr unspektakuläre Weise stärke demonstrieren konnte. Was Norly noch von sich gab, deutete auf herab gespielte Nervosität hin. Er sprach davon, dass die Gruppe das gleiche Schicksal teilte und sich gegen niederträchtige Gegner behaupten musste, redete dann aber auch davon, den Spieß herum zu drehen. Die versteckte Drohung, dass Bruce nun auch Polizeilich gesucht würde, hielt der Schotte für recht unwahrscheinlich. Die Polizisten letzte Nacht hatten sicherlich weniger Augen für ihn, als für Norly gehabt und die größte Gefahr ging in diesem Bezug wohl eher von Taylor aus, welcher mehr wusste als er kundgetan hatte.

Es war der versöhnliche Tonfall und die plötzliche Freundlichkeit, die Charles ihm gegenüber mit einem mal an den Tag legte, welche ihn wirklich besorgte. Darauf, dass man die Stadt gegen ihn aufhetzte hätte Bruce beinahe aufgelacht. Norly selbst hatte mit dem gestrigen Schauspiel selbst dafür gesorgt, dass die ahnungslosen Bürger ihn kannten und fürchteten. Wenn er Gegner hatte, spielte er ihnen zu und schien nicht realisieren zu wollen, dass man ihn wie eine Marionette benutzte. Nun aber stellte er Bruce auf den Prüfstand. Er wollte wissen, wie nah der Schotte der Wahrheit gekommen war.
Der Exboxer bereitete sich darauf vor, notfalls rasch und energisch reagieren zu müssen. Es machte ihn nervös dass er aus der Körpersprache der Bande keine nennenswerte Anspannung herauslesen konnte. Wenn sie ihm eine Falle stellten, fühlten sie sich ihrer Sache äußerst sicher. Auf der anderen Seite gehörten diese Leute auf die ein oder andere Art zu einem Menschenschlag, welchen man selten fand.

Der Schotte bewegte die Kiefermuskeln etwas ehe er zu einer Antwort ansetzte. „Ein leeres Lagerhaus in Lambeth.“ Ergänzte Bruce die Worte Dr. Taylors. „Ich habe die Hoffnung, dass Sie mehr mit der Anlage anfangen können, als ich. Es gibt Personen in der Stadt, die mit dem Volk spielen. Ich glaube, dass der Mythos um Scarface, zu einem solchen Spiel gehört. Wegen diesem Verdacht, habe ich diesen Ort zwei Nächte nach dem Vorfall aufgesucht. Im inneren der Mauern befand sich zerrissenes und verformtes Metall und Getriebestücke, die zu einer gewaltigen Maschine gehört haben müssen, die vielleicht den gesamten Innenraum in Anspruch nahm. Ich habe wenig Erfahrung mit modernen Maschinen. Ein Schiffsmotor war es jedenfalls nicht. Die Schäden stammen recht eindeutig von einer Sprengung und den Aufwand, die Sache zu vertuschen kann ich kaum einschätzen, er wurde aber realisiert. Ich war in der Nacht nicht alleine dort. Zwei bewaffnete Schläger suchten scheinbar ebenfalls nach etwas. Einer erwähnte einen Doktor, doch bekam ich von dem Gespräch nicht mehr mit. Wenn ich die Worte aus meiner Begegnung mit Stirling richtig deute, scheint auch er ein Interesse an den Abläufen der Nacht zu besitzen. Er schien weder Ihnen, Mr Norly noch diesem Mr. C. zu trauen. Stirling sagte, dass er hier war, als Mr C. Dieses Gebäude sprengte, kurz nachdem er aus Hills brennenden Anwesen entkommen war.“

Bruce hatte in die Runde gesprochen, sah aber zuletzt vor allem Charles direkt in die Augen. Wenigstens eine kleine Regung suchte er. Irgendetwas was ihm Sicherheit über den Charakter des Mannes geben konnte. So viele Männer hatte Bruce im Ring binnen Momenten gelesen, wie andere Leute die Schlagzeilen in der Zeitung, doch waren die Intrigen hier draußen einfach nicht seine Art von Sport.
Wieder kam ihm Dr. Temple und seine seltsamen Angestellten in den Sinn. Norly war nicht die einzige Figur und vermutlich war in der Weltstadt London auch mehr als nur ein großes Ränkespiel am Laufen. Dieser Ort jedoch war mit dem Scarface Mythos verwoben, dass schien dem Schotten einfach offensichtlich.
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Götterblut - Kapitel 5: Spiel im Schatten - Seite 8 Empty Re: Götterblut - Kapitel 5: Spiel im Schatten

Beitrag von Elli Di Jun 12 2018, 10:58

Die alte Vettel war also verschwunden. Melinda würde ihr wohl kaum einen Augenblick nachtrauern. Im Gegenteil, sie war froh, dass Thompson nicht mehr in der Gruppe verweilte. Sie hatte ohnehin nichts anderes zu tun gehabt, als in Wunden herumzubohren und schlechte Laune zu verbreiten. Und das konnte Melinda selbst gut genug, als das sie dafür Hilfe gebraucht hätte, von diesem alten Insekt.
Beschwingt schritt sie durch London, auch wenn sie hier bei Leibe nicht alle Straßen kannte, für gewöhnlich versuchte man sich gerade als Hure von Lambeth fernzuhalten, fühlte sie sich pudelwohl. Endlich wieder in London. Endlich wieder die abscheuliche Luft in die Lunge saugen und die dreckige Stadt mit allen Sinnen genießen. Endlich, Endlich, Endlich war sie wieder zu Hause.
Was auch kommen wollte, sie würde nun versuchen hier zu bleiben, hier wo sie wusste, dass die Stadt genauso verdreckt war, wie sie verhurt. Alle hatten hier Dreck am Stecken, das fühlte sich so GUT an!
Home, sweet Home! Hach, bei der Gelegenheit könntest du versuchen heute Abend mal wieder ein bisschen Geld nach Hause zu bringen. Langsam wird es knapp, würde ich sagen.
Melinda wischte den Gedanken nicht komplett weg, in der Tat hatte sie keinerlei Rücklagen mehr. Nicht das sie je große gehabt hätte, aber nun hatte sie wirklich fast gar nichts mehr in der Tasche. Schon gar nicht Geld, dass ihr gehörte. War Zeit etwas daran zu ändern. Man würde sehen wie der Tag weiterverlaufen würde.
Angekommen an dem Zielort, erzählte Bruce was es zu berichten gab. Melinda merkte, dass sie sich versteifte, als sie den Namen Mr. C hörte. Dieser Trottel hatte soviel für sie zerstört. Alles wäre super gelaufen mit Johanna, wenn er sich nur um seine Angelegenheiten gekümmert hätte, wäre nun das Verhältnis zu Randy nicht so wie es nun eben war.
Es war alles zerrüttet. Randy vertraute ihr nicht, weil er einen Tipp von jemandem bekommen hatte, dem er weniger hätte trauen sollen, als ihr. Hatte er aber nicht. Er setze alles darauf, dass ein unbekannter ihm Informationen gab, die wahr waren. Ohne sie zu fragen. Nicht einmal gefragt hatte er.
Jaja, komm aus deiner Jammereri heraus. Er hat dir offenbar noch nie vertraut. Du bist nun mal eine Hure und nicht mal 'Seine'. Er hat dich fallen lassen wie eine heiße Kartoffel. Wie ALLE! Selbst deine Mutter wollte dich nicht. Wieso sollte dich denn nun jemand haben wollen? Nicht mal ich will dich haben.
Melinda merkte dass sie auf ihrer innerern Liste einen Namen sehr fest einbrannte. Mr. C. Sie würde ihm irgendwann begegnen. Dann würde einer von ihnen beiden sterben. Das nahm sie sich fest vor.
"Na, dann mal los!" sagte sie wieder im Hier und Jetzt angekommen. Sie näherte sich schnellen Schrittes dem Gebäude. Vom Herumstehen hatte sich noch nie etwas getan.
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Götterblut - Kapitel 5: Spiel im Schatten - Seite 8 Empty Re: Götterblut - Kapitel 5: Spiel im Schatten

Beitrag von Umbra So Jul 08 2018, 21:21

Charles lauschte Bruces Erläuterung aufmerksam, auch wenn sie nun nichts enthielt, dass er nicht schon erfahren hatte. Es war nicht so, dass er erwartet hätte, im jetzigen Augenblick etwas ihm komplett Neues zu hören, allerdings war es durchaus ein bisschen enttäuschend. Doch immerhin waren jetzt alle Anwesenden im Bilde – das war Charles‘ Hauptintention gewesen. Nun war es wichtig, diesen Tatort gründlich nach Spuren zu durchsuchen. Bruce hatte seine Informationen in knappe Worte verpackt, weswegen man sich bisher nicht wirklich genaue Vorstellungen von der Umgebung machen konnte. Sollte dies eine Falle sein, würde die Sache unschön enden. Nicht zuletzt auch für Bruce. Charles hatte nicht mehr vor, Gnade walten zu lassen, wenn es um Verrat ging. Stirling würde dies auch noch erfahren...

Charles hatte eigentlich vorgehabt, nach Bruces Beschreibung die Besprechung noch ein wenig fortzusetzen. Dass Melinda scheinbar genug von Reden hatte und einfach losmarschierte, irritierte ihn kurz, allerdings ließ er sich darauf ein.
„Nun… Ja. Verlieren wir keine Zeit“, stimmte er ihr zu und setzte sich anschließend seinerseits in Bewegung. Mit eiligen Schritten folgte er ihr und holte zu ihr auf. Die plötzliche Aufbruchsstimmung hielt ihn schlussendlich allerdings nicht vom Reden ab. Er wandte sich im Laufen an seine Begleiter, während sie auf die Trümmer des Lagerhauses zuhielten.
„Mr. Stirling hat viel darangesetzt, mich zu sabotieren“, fuhr er fort als hätte es nie eine Unterbrechung gegeben. „Sicher hatte er Spaß daran, aber ich denke nicht, dass er vollkommen eigenständig gehandelt hat, da er, wie Sie behaupten“, er nickte Bruce zu, „hier seine Finger mit im Spiel hatte. Auch wenn anarchistisches Blut durch seine Adern pulsiert, ist eine Sprengung in dieser Größenordnung doch über seinem Wirkungsvermögen, will ich meinen. Eine Zündelei war ihm auch sicher genug für einen Abend, nachdem ich ihm die Schadenfreude deutlich vermiest habe.“
Charles war tatsächlich wieder gut gelaunt genug, um darüber leise lachen zu können.
„Dennoch: dieser gewisse Mr. C hat ihn möglicherweise angestiftet, gegen mich vorzugehen, und hier finden wir vielleicht das Motiv, das hinter dem großen Ganzen steckt. Man sprengt nicht einfach ohne Grund ein Gebäude in die Luft. Handelt es sich um Vertuschung? Ist es eine Botschaft? Möglicherweise ja beides. Interessant ist auf jeden Fall, dass in den Zeitungen ausdrücklich von einem leeren Lagerhaus die Rede war. Und Sprengstoff wurde auch nicht erwähnt.“
Charles empfand das in der Tat als interessant – höchstinteressant sogar. Dieser Mr. C musste nicht nur Einfluss auf die Presse, sondern auch auf die Polizei haben. Das waren Eigenschaften, die perfekt zu einem potenziellen Hintermann bezüglich der Scarface-Sache passte. Zudem sagte die aktuelle Kulisse Charles sehr zu. Geheimnisse lagen über diesem Ort... und zusammen mit der gruseligen Atmosphäre war diese Lagerhalle einfach wie geschaffen für jemanden wie ihn, der das Abenteuer schätzte.
„Eine gewaltige Maschine, deren Existenz bewusst verleugnet wurde, wurde hier vernichtet – das muss ich sehen!“, freute sich Charles ehrlich. Sein Ehrgeiz war geweckt. Nach all den Rückschlägen der letzten Tage taten ihm ein wenig Hoffnung und eine sinnvolle Beschäftigung gut, das merkte er bereits.
„Ich bin schon ganz aufgeregt. Spüren Sie auch dieses erregende Kribbeln? Halten Sie die Augen offen. Nicht, dass uns die eine Spur entgeht, die alles entscheiden könnte.“

Das Gelände der Lagerhalle lag dunkel und verlassen wirkend da. Es war durch ein offen stehendes Tor in der Mauer, die es umgab, leicht zu betreten. Das halb eingestürzte, feuergebeutelte Gebäude machte einen fast schon traurigen Eindruck. Die Trümmer zu durchstreifen, um nach Hinweisen zu suchen, würde auf jeden Fall eine Kletterpartie über Schutt- und Aschehaufen sein – immer mit dem Risiko verbunden, der angeschlagenen Statik noch mehr zu schaden und von Herabfallenden Trümmerteilen begraben zu werden. Kurzum: eine Szene ganz nach Charles‘ Geschmack. Sie hatte auf ihre eigene Weise etwas Tragisches an sich... etwas Poetisch-Melancholisches. Vermutlich war das nicht der ideale Ort für alle Beteiligten, aber hier war jeder von ihnen immer noch besser aufgehoben als anderswo – denn anderswo bedeutete, der Gefahr der Ermordung ausgesetzt zu sein. Nach den Scarface-Morden und den jüngsten Überfällen der vergangenen Tage war Charles überzeugt davon, dass seine Anwesenheit allein einen gewissen Schutz gewährte. Außerdem würde er, sollte doch ein Notfall eintreffen, wenigstens vor Ort sein, um etwas dagegen zu unternehmen. Charles hielt sich auf dem Weg zum Gebäude in Melindas Nähe, weil er sich dort wohlfühlte und ihm das Trost spendete. Sollten hier immer noch Schläger herumstreifen (auch wenn Charles dies bezweifelte), würde es zudem nicht schaden, bei ihr zu sein, um sie zu verteidigen. Nichtsdestotrotz musste Charles auch Bruce im Auge behalten. Prioritäten waren gerade schwer zu setzen. Aufmerksamkeit war jedoch in alle Richtungen angebracht.

Je näher die Gruppe der zerstörten Halle kam, desto unheilvoller wirkte diese. Nächtliche Dunkelheit beherrschte diesen Ort, daran änderte selbst der schwache Schein der Straßenbeleuchtung nichts, da dieser nicht bis zur Ruine reichte. Wie erwartet, empfing dieser Ort seine Besucher mit dem scharfen Geruch von Verbranntes – aber auch mit dem schweren Aroma von Maschinenöl. Schutt häufte sich in der näheren Umgebung, aber besonders im Inneren der Ruine selbst. Charles lotste seine Begleiter im Licht eines Streichholzes, das er entzündete, durch einen dreieckigen Spalt zwischen zwei herabgestürzten Trägerbalken in die verbrannte Halle. Die improvisierte Beleuchtung offenbarte nicht viel, da die Trümmer große Hindernisse schufen, allerdings war es möglich, sich einigermaßen frei zu bewegen, wenn man darauf achtgab, wo man hintrat, und sich nicht an den falschen, instabilen Haufen Schutt lehnte.
„Nun“, fragte Charles (wohl an Bruce gerichtet, obwohl er diesen nicht mit den Augen fixierte), während er sich umsah, „wo sind die Überreste dieser mysteriösen Maschine?“
Tatsächlich konnte er den Massen von Gebäudeüberresten nur wenige Metallteile erkennen – und diese wirkten eher wie Bestandteile der Bausubstanz als wie Überreste von ausgefeilter Mechanik.
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Götterblut - Kapitel 5: Spiel im Schatten - Seite 8 Empty Re: Götterblut - Kapitel 5: Spiel im Schatten

Beitrag von Darnamur Mo Jul 23 2018, 22:13

Randolphs Kopf wurde von verschiedenen Gedanken dominiert, als er achtsam seine Schritte in den massiven, ausgebrannten Schlund der Lagerhalle setzte. Das leise Klacken seines Gehstocks war seine Begleitung; ein beständiger Rythmus, ein Metronom, dass ihm Halt und Orientierung verlieh. Auch wenn es niemand der anderen Beteiligten bisher angesprochen hatte, waren ihm direkt mehrere interessante Punkte an der Aussage von "Bruce" aufgefallen.

Es gibt Personen in der Stadt, die mit dem Volk spielen. Ich glaube, dass der Mythos um Scarface, zu einem solchen Spiel gehört.

Er implizierte damit, dass die Scarface-Morde tatsächlich Teil eines größeren Plans sein sollten. Seiten der Polizei, der Regierung, oder anderen Parteien? Er glaubte also auch nicht, dass Charles der Mörder war, ähnlich wie Randolph selbst. Zumindest wollte er Ihnen das weiß machen.
Wenn man wirklich die Theorie eines solchen Komplotts aufstellte, musste man natürlich nach den Motivationen dahinter suchen. Und es musste ein Komplott gewaltigen Ausmaßes sein, wenn die Worte des Mannes wahr sein sollten. Welchen Grund sollte Hill haben, die Bevölkerung in Angst zu versetzen und damit die Hilflosigkeit der Polizei zu demonstrieren? Wie war es mit Mr. Crowne. Laut eigener Aussage arbeitete er für das Innenministerium, wenn man dem trauen durfte. Die Mordserie würde eher zu einer Instabilität der Stadt und der Nation führen. Doch auch wenn Randolph nicht direkt die Vermutung des Mannes untermauern konnte, hieß das nicht, dass sie falsch war.
Um sich festzulegen, war es zu früh. Er hatte seine eigenen Vermutungen, was die Geschehnisse betraf. Und im Augenblick erschien ihm ein persönlicher Racheakt an Charles mit am Wahrscheinlichsten.

Wegen diesem Verdacht, habe ich diesen Ort zwei Nächte nach dem Vorfall aufgesucht.


Dieser Satz war interessant, weil er Fragen über "Bruce" selbst aufwarf. Fragen, die ihn sehr verdächtig machten. Er sprach so, als hätte er aus eigener Motivation heraus gehandelt, nicht auf Geheiß von Dr. Taylor. Und warum sollte sich jemand wie dieser Mann auf eine private Spürensuche an einem Ort begeben, der nur eine Randbemerkung in der Zeitung gewesen war, die erstmal keinerlei Bezug zur Scarface-Mordreihe aufwies. Noch dazu wirkte der grobschlächtige Kerl, eher wie eine Leibwache oder ein Bordell-Türsteher mit seinem Körperbau. Nicht wie ein Kerl der sich für Detektiv-Geschichten interessierte. Randolph traute ihm kein bisschen. Und das sorgte auch dafür, dass er sich, je tiefer Sie sich ins Innere aufmachten, sehr aufmerksam umblickte, als würde in den Schatten, der bröckeligen, halb zerstörten Fassaden ein Übel auf sie lauern.

Zwei bewaffnete Schläger suchten scheinbar ebenfalls nach etwas. Einer erwähnte einen Doktor, doch bekam ich von dem Gespräch nicht mehr mit.

Und was sollte das zu bedeuten haben? Wenn es sich dabei nicht um eine völlig frei erfundene Geschichte handelte. Wer sollten diese beiden Kerle gewesen sein? Und von welchem Doktor war die Rede? Mit Dr. Taylor stand "Bruce" bereits selbst in Kontakt. Er konnte es schwerlich sein. Und Randolph glaubte kaum, dass er selbst erwähnt worden war.

Stirling sagte, dass er hier war, als Mr C. Dieses Gebäude sprengte, kurz nachdem er aus Hills brennenden Anwesen entkommen war.

Das Stirling von Jack Crowne angeheuert worden war, deckte sich mit seinen eigenen Informationen und war zumindest ein Grund der Aussage des Mannes Vertrauen entgegen zu bringen. Rein hypothetisch, einmal angenommen "Bruce" sagte die Wahrheit, warf dieser Vorfall ein sehr dunkles Bild auf Mr. C. Denn hatte Randolph ihm bereits zuvor Skepsis und starkes Misstrauen entgegengebracht, so würde diese Sprengung bedeuten, dass Crowne das Leben von mindestens zwei Menschen auf dem Gewissen hatte. Randolph musste nun enorm vorsichtig dabei sein, wie er die Karten, die ihm zur Verfügung standen, ausspielte.

Seine grauen Augen durchstreiften den Schutt und die Trümmer, doch alles was er auf den ersten Blick fand war...Schutt und Trümmer. Von einer Maschine konnte er nichts erkennen. Er versuchte sich in der Nähe von "Bruce" zu halten, unauffällig seine Reaktionen auf die Umgebung einzuschätzen und seinen Blicken zu folgen.

"Ihr spracht von Männern, die die Halle absuchten. Könnt ihr Sie uns beschreiben? Gut möglich, dass es jemand ist, der uns bekannt vorkommt."
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Beitrag von Elli Di Jul 24 2018, 08:29

Melinda bemerkte erfreut, dass die anderen sich ebenfalls auf den Weg machten um zur Halle zu gelangen. Natürlich sprach Charles auf dem kurzen Weg zum Gebäude unentwegt, aber das war sie mittlerweile gewohnt. Die Gefahr entdeckt zu werden, war so natürlich größer, wenn jemanden permanent brabbelte, aber andererseits...wer sollte hier bei dieser Halle schon auf sie Warten?
Mr. C konnte nicht überall sein und wenn doch...nun es würden sich Mittel und Wege ergeben. Da war sie sich sicher. Der Haken an der Sache war natürlich Randy, er hatte klar gemacht, was er tun würde, würde sie erneut dafür Sorgen, dass jemandem das Licht in den Augen brach. Doch dadurch dass er nicht einmal gezweifelt hatte, dass sie zu so einer Tat fähig gewesen war und jemand wildfremdem geglaubt hatte, statt mit ihr zu sprechen, ließ einen Riss in ihrem Inneren zurück. Sie würde mit Randolph Termaine nie wieder das haben, was sie einst geglaubt hatte zu haben - einen Freund. Er hatte sich klar auf der anderen Seite positioniert, dort wo alle standen, die Melinda nichts Gutes wollten. Also im Grunde zu allen, außer vielleicht im Moment Charles.
Sie war schon immer eine Einzelkämpferin geblieben und würde es offenbar auch bleiben müssen.
Würde ihr Mr. C also begegnen, tja nun, immerhin war sie aktuell wesentlich schneller als Randolph.
Sie löste sich etwas von der Gruppe und streunte zwischen den einzelenen kleineren Metallteilen herum, und trat hin und wieder gegen einige um sie etwas zu bewegen. Manche waren leicht und ließen sich leicht drehen oder anschieben, andere waren eher schwer und bewegten sich keine Elle.
"Könnten das hier Schleifspuren sein?" fragte sie, während sie auf zwei dicke Striemen auf dem Boden sah.
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Beitrag von Thorgrimm Mi Jul 25 2018, 03:37

Interessant, was dieser Bruce da alles erzählte. Mehr als das sogar - wenn man ihm trauen konnte. Schließlich konnte er sie im schlimmsten Fall noch immer alle in eine Falle führen oder ganz einfach belügen. Es gab eigentlich gar keinen Grund, ihm und seinen Worten zu trauen. Trotzdem hörte sich Gilbert alles an, was der Mann so von sich gab und das erklärte einige Dinge. Vieles blieb aber im Dunkeln, was ihm gar nicht gefiel. Unter anderem die Motivation, die Bruce antrieb. Wieso half er ihnen? Nur weil er der Meinung war, dass Norly nicht Scarface war? Oder hatte er doch noch andere Gründe? Und wie sahen diese aus?
Auch wenn die Informationen interessant war, mit dem meisten davon konnte Gilbert wenig bis Garnichts anfangen. Er hatte sich nicht genug mit der Materie auseinandergesetzt und war auch nicht so lange dabei wie der Rest der Gruppe. Bruce ausgeschlossen. Was er allerdings heraushörte und auf das er sich konzentrieren würde, waren die Überreste dieser ominösen Maschine. Sie hatte irgendwie mit der Sache zu tun und war ein wichtiger Punkt in diesem riesigen, verzweigten Netz. Denn wenn man eine ganze Lagerhalle sprengte, nur um diese Maschine zu zerstören und dann alle Spuren verwischte, musste man einen immens wichtigen Grund dafür haben. Die ganze Sache erinnerte Gilbert an seine eigene Vergangenheit. Den Grund für den Tod seines Vaters. Eine Maschine und eine Explosion hatten da ebenfalls eine große Rolle gespielt. Einen Moment lang fiel er in ein tiefes Loch, aus dem er aber wieder herauskletterte, während er auf das Lagerhaus zuging.
Norlys Gerede hörte er dabei nur mit einem Ohr zu, denn so wie er das mitbekam, halfen ihm die Worte nun auch nicht weiter. So schlenderte er etwas in der Lagerhalle umher, kletterte über Schutthaufen und sah sich genau um. Er achtete jedoch darauf, sich nicht zu sehr schmutzig zu machen. Doch Maschinenteile konnte er keine entdecken. Es war, als wäre diese riesige Maschine wie vom Erdboden verschluckt. Neben der Frage Norlys, wo denn die Überreste geblieben waren und der Entdeckung Melindas, hatte Gil nun einen Einfall. Ja, eigentlich machte das doch Sinn. Wenn man schon versuchte, diese ganze Sache zu vertuschen, wieso sollten dann noch Überreste der Maschine in der Halle bleiben? Es war einfach unlogisch, wenn man noch einmal darüber nachdachte.
"Vermutlich hat man sie abtransportiert." antwortete er Norly. "Glauben sie wirklich, dass man solche Beweise einfach hierlassen würde, wenn man versucht, die ganze Aktion zu vertuschen?" Es war eine rhetorische Frage. "Wer auch immer nun genau dafür verantwortlich war, hat ja offensichtlich die Macht und geldlichen Mittel, sowohl Zeitung, als auch Polizei zu beeinflussen. Wenn so viel Aufwand betrieben wird, damit die gesprengte Maschine nicht erwähnt wird, wird man doch sicherlich nicht einfach irgendwelche Teile hier zurücklassen." Er wandte sich Miss Benton zu. "Die Spuren, die sie entdeckt haben, deuten ebenfalls darauf hin, dass man die Trümmer weggebracht hat." Für ihn hatte sich das Thema damit eigentlich auch schon erledigt. "Ich glaube nicht, dass wir hier noch irgendetwas Interessantes finden werden."
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Beitrag von Fade Mi Jul 25 2018, 11:03

Bruce fühlte eine natürliche Anspannung, als sie sich zusammen der Ruine näherten. Es kam ihm irgendwie Schicksalhaft vor, nun auf der Fährte des ganzen zu sein, von dem seine Begleiter vor kurzem scheinbar noch nicht viel geahnt hatten. Auf der anderen Seite fühlte er gewisses Unwohlsein gegenüber seiner Begleiter. Im Gegensatz zu Charles Norly, wusste er von den anderen Begleitern so gut wie nichts und er glaubte noch immer fest daran, dass einer unter Ihnen für die Drahtzieher des ganzen arbeitete, womit diese nun genau über ihre Schritte informiert wären. Vielleicht waren die Gedankengänge inzwischen auch nur schon viel zu paranoid, doch musste man den Mann den man als Scarface an die Massen verkaufte doch irgendwie unter Kontrolle halten.

Randolfs Worte rissen Bruce vorerst aus seinen Gedanken. Er schloss kurz die Augen und führte sich das Bild der Nacht in den Kopf zurück, als er die beiden Strolche aus dem Dunkel der Mauerreste beschattet hatte. „Der eine war ein Ire. Normale Statur, rote Haare Halbglatze, Schnautzbart. Der andere war größer und bulliger. Schwarz gekräuseltes Haar und ein Pfannkuchengesicht. Sie suchten mit einer abgeschirmten Lampe das Gelände ab. Ich habe damals vermutet, dass sie nach etwas bestimmten gesucht hätten, aber vielleicht habe ich mich darin getäuscht.“
Tatsächlich war sich Bruce über einige Dinge nicht mehr so sicher, wie zu Beginn seines Abenteuers. Die Dinge schienen sich nicht ganz so zu verhalten, wie er es angenommen hatte und ihn beschlich das dumpfe Gefühl, bei all den Ereignissen etwas ganz essentielles übersehen zu haben.

Bruce lies sich wieder etwas von Norlys Worten berieseln, der offenbar viel und gerne redete, vielleicht um Nervosität zu überspielen. Norly machte dabei einen erfrischend quirligen Eindruck, der eigentlich gar nicht zum ernst der Lage zu passen schien und wieder die Frage nahe brachte, ob dieser Kerl mit allen Wassern gewaschen oder schlicht etwas verrückt war.
Als sie schließlich die Ruine betraten, sah der Schotte sich jedoch wieder unmissverständlich mit der Wirklichkeit konfrontiert. Die letzten Worte Norlys klangen wie ein Donnerschlag in seinen Ohren und für einen Augenblick zweifelte er an seinem eigenen Verstand.

Er machte einige Schritte nach vorne. Soweit er es in der Dunkelheit beurteilen konnte, hatte das Gebäude tatsächlich an Masse eingebüßt seit er das letzte mal hier gewesen war, doch im moment war er nur allzu bereit an seinen eigenen Sinnen zu zweifeln.
Die Worte des Mannes, dessen Namen er als Gilbert aufgeschnappt hatte beruhigten ihn wieder etwas. Es war tatsächlich völlig plausibel, dass man die Spuren beseitigt hatte so rasch es möglich gewesen war, um den Schein der Geschichte zu wahren den die Zeitungen verbreitet hatte.

Alles jedoch konnte man unmöglich fort bekommen haben, dafür gab es noch zu viel Schutt und es hätte mit allen menschenmöglichen Mitteln auch wenigstens Wochen gedauert, wirklich jeden Stein hier umzudrehen.
Bruce beugte sich tief zum Boden, um unter die Schuttteile zu sehen. Irgendetwas schimmerndes. Spuren von Metall. Er wusste selbst nicht was er sich davon versprechen sollte. Vermutlich hätte nicht einmal ein Ingenieur anhand von ein paar Schrauben und Eisenteilen die Identität einer hallen großen Anlage klären können. Zumindest irgendein Hinweis wäre jedoch wichtig, sonst wäre ihr Besuch hier völlig umsonst gewesen.
Die Vorsicht des Schotten bei seiner Suche hielt sich in Grenzen, auch wenn er keinen unnötigen Lärm verursachen wollte. Dass man ihnen hier einen Hinterhalt stellte hielt er für unwahrscheinlich, nachdem im Theater die ideale Gelegenheit bestanden hatte.
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Beitrag von Darnamur Mi Jul 25 2018, 17:25

Randolph schlurfte dem Rest der Gruppe hinterher und hielt sich insbesondere in der Nähe ihres neuen Führers, den er nicht aus den Augen lassen wollte. Die Beschreibungen der Männer hatten in ihm leider nicht die Assoziation hervorgerufen, auf die er gehofft hatte. Seine Aufmerksamkeit wandte sich stattdessen nun dem zu, was Gilbert Wright sagte.
"Was denkt ihr, dass hier hergestellt wurde? Wenn hier wirklich Maschinen waren, die vor der Bevölkerung geheim bleiben sollten, dann muss es etwas wirklich Besonderes gewesen sein."
Nachdenklich streifte sein Blick die Streifspuren, die Melinda erwähnt hatte und er sprach den Gedanken aus, der ihm als Erstes in den Sinn kam: "Vielleicht eine Art Waffe..."
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Beitrag von Elli Do Jul 26 2018, 08:22

"Eine Waffe? Die müsste dann..."
GROSSARTIG!!!
"..gigantisch sein. Was sollte man mit einer solchen großen Waffe anstellen wollen?"
Melinda fand es wenig betrüblich hier. Es schien nicht so, als würden sie hier den Schlüssel zu allen Geheimnissen finden. Eine Waffe wäre wirklich interessant. Sie hatte in der Fabrik in der sie als Kind arbeitet, viele große Maschinen gesehen, doch die waren zur Produktion gebaut worden und brachten mitunter respektable Stückzahlen zu Stande.
Was sollte eine Waffe in dieser Größe bringen? Sie bevorzugte leichte, kleine Waffen, die im besten Fall als solche nicht zu assoziieren waren. Eine Waffe diesen Ausmaßes, was sollte man damit angreifen wollen? Doch die Vorstellung mit einem Schuss (?) soviel Zerstörung an den Tag legen zu können, hatte etwas für sich.
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Beitrag von Umbra Di Jul 31 2018, 09:27

Eine stechend unangenehm werdende Hitze an Charles‘ Fingerspitzen brachte ihn dazu, sein Streichholz fallen zu lassen. Für einen kurzen Moment legte sich Dunkelheit über die Anwesenden, bis auf ein Ratschen wieder eine neue, spärliche Lichtquelle folgte.
„Ich bezweifle, dass es sich hierbei um eine Waffe handelte“, kommentierte Charles das Gesagte. „Zumindest nicht unmittelbar. Eine Anlage dieser Größe enthielt wahrscheinlich irgendeine Form von Produktionsmaschinerie – und wohin auch immer man sie hat verschwinden lassen: ganz ohne Zeugen wird man das kaum zustandegebracht haben.“
Nein, dazu wäre Magie nötig gewesen, und diese Option war keine Option, die man in Erwägung ziehen musste.
„Um solche Mengen an Schrott in kurzer Zeit fortzuschaffen, braucht es mehr als nur zwei Männer“, gab Charles seine Gedanken preis, „nämlich ein riesiges Aufgebot an Arbeitskraft und Wägen.“
Er setzte sich in Bewegung, um auf Melindas Fund zuzusteuern.
„Erst recht, wenn sie jeden Stein umgedreht haben, um jegliche Spur zu entfernen. Dass ihnen Letzteres wirklich gelungen ist“, er pausierte kurz mitten im Satz, während er mit einem langen Schritt über einen Trümmerhaufen stieg, „wage ich anzuzweifeln, also hege ich Hoffnungen, hier noch auf etwas zu stoßen, das den roten Faden weiterspinnt. Sollte das nicht der Fall sein, können wir uns immer noch in der Stadt nach dem Treiben hier und nach dem Verbleib eines auffällig großen Haufens zerfetzter Metallüberreste umhören.“
Charles entledigte sich erneut des abgebrannten Überrests seines aktuellen Streichholzes und entzündete ein neues. Leider hatte er im Eifer des Gefechts nicht daran gedacht, eine Öllampe oder Laterne aus dem Theater mitzubringen. Sein Vorrat an Streichhölzern war zudem nicht unbegrenzt.
„Von Ihnen hat nicht zufällig jemand eine brauchbare Lichtquelle im Gepäck?“, erkundigte Charles sich, bereits vollkommen auf die Schleifspuren fokussiert. Er hockte sich zu ihnen auf den Boden, um sie näher betrachten zu können. Seine Oberschenkelmuskeln protestierten schmerzend, aber er versuchte, das zu ignorieren. Die Schleifspuren auf dem Boden (auch Charles erkannte sie eindeutig als solche) waren ziemlich eindeutig: hier war etwas Schweres bewegt worden. Kleine Schuttteilchen, die zwischen dieses schwere Objekt und die Steinbodenplatten gekommen waren, hatten dort für hässlich-tiefe Kratzer gesorgt. Charles strich nachdenklich mit den Fingerspitzen darüber. Als er daraufhin dem Verlauf der Verlauf mit dem Blick folgte, erkannte er, dass sie zu einem schweren, zweiflügligen Seitentor zu führen schienen, das noch in einer halbwegs intakten Mauer nur darauf wartete, durchschritten zu werden. Später. Erst einmal gedachte Charles, sich noch ein wenig innerhalb der Hallenruine umzusehen.
„Ich muss sagen, ich bin äußerst neugierig, was sich hier wohl befunden hat“, wandte er sich wieder an seine Begleiter und rappelte sich auf. Er klopfte sich grauen Zementstaub von der Kleidung.
„Das Fortschaffen der Überreste war eindeutig zur Vertuschung gedacht, aber die Sprengung davor könnte Vertuschung oder aber Sabotage gewesen sein. Menschen neigen normalerweise nicht dazu, ihren eigenen Besitz hochzujagen, sollte es nicht unbedingt notwendig zu sein. Besonders nicht die mit Macht und Einfluss. So gut wie alle sind knickrige Geizhälse, die ihre Vermögenswerte bis aufs Äußerste verteidigen. Glauben Sie mir, ich kenne mich in diesen Kreisen nur zu gut aus.“
Er bevorzugte einen Themenwechsel.
„Die zentrale Frage, die ich mir stelle, ist allerdings: was hat dieser Ort hier mit mir zu tun? Ich kann Ihnen versichern, dass ich noch nie zuvor in meinem Leben hier gewesen bin.“
Fragen über Fragen. Immer noch. Allerdings war sich Charles nun relativ sicher, dass Bruce hier auf etwas gestoßen war, dass vielleicht einige Antworten lieferte.[1]

[1]
Bruce:
Randolph:
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Beitrag von Elli Do Aug 16 2018, 16:03

Melinda sah zwar das die Herren hier und dort etwas suchten und auch fanden, aber das interessierte sie nicht besonders.
Sie überlegte was sie tun könnte um die Sache voran zu treiben können. In den Trümmer herum zu suchen, schien ihr nicht erstrebenswert. Die letzten Tage hatten sie mehr mitgenommen als sie sich selbst eingestehen wollte. Ihr Körper schmerzte, die frische Wunde am Hals juckte und spannte, es war ein Trauerspiel mit ihrem jungen Körper.
Statt nach den anderen zu sehen, entschied sie sich den einfachsten Weg zu gehen und den Spuren zu folgen, die sie zuvor auf dem Boden gesehen hatte.
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Götterblut - Kapitel 5: Spiel im Schatten - Seite 8 Empty Re: Götterblut - Kapitel 5: Spiel im Schatten

Beitrag von Fade Fr Aug 17 2018, 14:45

Bruce konzentrierte sich bei der Suche vornehmlich auf seine Erinnerung. er hatte Schemenhaft noch die stellen im Kopf an denen Gestänge und größere metallene Konstrukte im dunkeln aus dem Schutt gestanden hatte. Bei der Menge an Trümmern konnte unmöglich alles entfernt worden sein und seine Hoffnung bestand immer noch darin, dass Norly die Brücke zwischen dem Vorfall hier und seinem eigenen Schicksal schlagen konnte. Die Worte aus dem Hintergrund stimmten den Schotten nicht unbedingt optimistisch, doch immerhin schienen sie alle in die gleiche Richtung zu denken.
Seine Funde blieben letztlich auch nicht zu aussagekräftig. Er erhob sich schließlich mit dem Kesselstück, auf dem die Anzeigenadel angebracht war und trug diese zur Gruppe zurück. "Der Kessel könnte größer gewesen sein. Wohin wohl der Dampf geleitet wurde, wenn dieses Gebäude als Lager getarnt war?"

Bruce war kein Maschinist oder hatte je eine Schule mit derartigen Inhalten besucht, aber was man an den Docks aufschnappte oder in Zeitungsartikeln las, genügte zumindest, sich ein ungefähres Bild einer Fabrikanlage mit Dampfmaschinen und Motoren zu machen. Der unvermeidbare Rauch war vielleicht auf eine untypische Weise an einen anderen Ort weitergeleitet, oder mit einem anderen Trick verschleiert worden. Im Grunde war das aber auch nicht so relevant. Der Schotte wendete sich direkt an Norly als er weiter sprach.

"Ich weiß nicht, ob diese Anlage mit ihnen persönlich zu tun hat, Mr. Norly. Es scheint mir aber naheliegend, dass sie etwas mit den Leuten zu tun hat, die den Scarface Mythos und besonders ihr Handeln und das von Mr. Stirling möglicherweise als Ablenkung für Maßnahmen wie diese hier benutzt haben."

Sein Blick wanderte nochmals über die düsteren Schutthaufen die einmal für etwas vermutlich höchst illegales gestanden hatten, was hier vorgegangen war. Er glaubte nicht so recht an eine Waffenproduktionsanlage, aber seine Fantasie genügte auch nicht für einen naheliegenderen Verdacht. Unwillkürlich dachte er an das seltsam aufwändig eingerichtete Kellerlabor des seltsamen Dr. Temple. Er fühlte sich nicht ganz wohl bei dem Gedanken welche verborgenen Fäden in der Weltstadt London ohne die Ahnung der Bevölkerung noch alles gesponnen wurden und ihr Vorgehen kam im nun irgendwie völlig plump vor.
Es hätte sicher elegantere Wege gegeben Informationen über die Besitzer dieses Geländes zu beschaffen, auch wenn er selbst sich mit dem Bürokratismus der Stadt kaum auskannte.
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Götterblut - Kapitel 5: Spiel im Schatten - Seite 8 Empty Re: Götterblut - Kapitel 5: Spiel im Schatten

Beitrag von Darnamur So Aug 19 2018, 13:34

Es war ein schwaches Blitzen im Lichte von Charles' Streichholz, kaum wahrnehmbar, verborgen unter Trümmerresten, dass Randolph ins Auge sprang. Einer alten Schildkröte gleich und so in etwa begann er sich mittlerweile auch zu fühlen begann er sich darauf zuzubewegen, die Stimmen aus dem Hintergrund ignorierend. Charles musste sich wieder mal in den Vordergrund rücken, nichts Neues. Die Spitze seines Gehstocks schabte an den, an dieser Stelle kleingekrümelten Mauerresten und brachten nach einigen Sekunden etwas Metall mit einem rötlichen Stich zum Vorschein. Es war das Überbleibsel eines Kupferrohres, an dem ein kleines Ventil sich noch immer an sein Leben klammerte. Man musste es bei den Aufräumarbeiten hier übersehen haben.
Was einerseits verständlich war; die Halle hatte ein recht großes Ausmaß und es musste schwierig sein hier sämtliche Hinweise aus dem Weg zu räumen. Andererseits konnte es für die Menschen, die hinter dieser Sprengung standen, wenn es das war, nun fatal werden, weil sie nicht gründlich genug waren. Er vermeinte eine schwache Inschrift auf dem Ventil zu entdecken, doch selbst seine scharfen Augen vermochten unter der Staubschicht wenig auszumachen.
Randolph beugte sich nach vorne - und bereute es direkt im nächsten Augenblick, als sein Bein ein schrilles Brüllen ausstieß und Wellen aus Schmerz ihn fast zum staubvernebelten Untergrund rissen. Die Miene des Doktors entgleiste, verzehrte sich zu einer Maske aus Schmerz und beinahe schon Wahnsinn, als seine Zähne deutlich hörbar zusammenbissen. SCHEISSE.
Panisch umklammerten seine bleichen Klauen den Kopf des Gehstocks, wie eine Steuermann, der sich bei Sturm an seinem Rad festhält, während der Boden unter ihm schwankt und der Wind an seiner Kleidung reißt. Und er drohte die Kontrolle zu verlieren. Seine Knöchel begannen hervorzutreten, als er stolperte, beim Auftreten seines verletzten Beins ein Keuchen nicht unterdrücken konnte und die Welt sich um ihn herum zu drehen begann, wie ein wildes, ihm höhnisch ins Gesicht lachendes Karussel. Er schwankte, taumelte, als er meinte das ihm die Sinne schwanden, bis sich nach einigen Sekunden das Bild langsam wieder zu klären begann und er wieder vornübergebeugt dastand. Er hoffte darauf, dass man seinen Schwächeanfall nicht mitbekommen hatte, aber vermutlich hatte er es nicht verbergen können.
"Hier drüben ist etwas", brachte er mit gepresster Stimme heraus. Randolphs Augen richteten sich auf das Ventil, während ihm immer weiter klar wurde, dass es so nicht mehr lange weitergehen würde. Sein dreißig Jahre alter Körper war nichts anderes mehr als eine Ruine.
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Götterblut - Kapitel 5: Spiel im Schatten - Seite 8 Empty Re: Götterblut - Kapitel 5: Spiel im Schatten

Beitrag von Thorgrimm Mo Aug 27 2018, 03:19

Mit mehr als einem gleichgültigen Schulterzucken reagierte Gilbert nicht auf Norlys Worte. Wahrscheinlich hatte er aber Recht. Man hatte bestimmt nicht alle Trümmer entfernen können - vor allem dann nicht, wenn man diese Maschine gesprengt und unter Zeitdruck gestanden hatte. Irgendetwas war sicherlich übersehen worden aber es war fraglich, ob einem ein Stück Metall etwas Interessantes verraten konnte. Recht unmotiviert suchte schließlich auch Gil die Gegend ab. Er hatte keine richtige Lust, hier nach irgendwelchen Resten im Dreck zu suchen und die mickrige Lichtquelle tat ihr übriges, sodass es nicht verwunderlich war, dass er nichts fand. Während dieser Suche hatte er aber genügend Zeit, um über die Worte Norlys nachzudenken. Was war hier gesprengt und weggeschafft worden? Eine Waffe? Er konnte es schlecht einschätzen und vertraute da eher dem Mann, der zumindest etwas Erfahrung hatte. Schließlich hatte er ein ganzes Luftschiff bauen lassen. Also irgendeine Produktionsmaschine. Was war aber so illegal oder moralisch fragwürdig, dass man die Produktion dieser Sache verstecken und schließlich selbst die gesamte Produktionsmaschine sprengen musste? Waffen? Sprengstoff? Drogen? Es gab viele Möglichkeiten aber ohne weitere Informationen war es unmöglich herauszufinden, um was es sich gehandelt hatte.
Sowohl Bruce, als auch der Doktor fanden Teile. Ein großer Kessel also. Das bedeutete, dass was auch immer hier hergestellt worden war, viel Energie benötigt hatte. Das brachte sie aber auch nicht weiter und die Frage des Mannes machte die Sache nur komplizierter. Der Doktor hatte dagegen unter ganz offensichtlich sehr großer Anstrengung, die nicht zu übersehen oder überhören gewesen war, ein Kupferrohr mit Ventil gefunden. "Lassen sie mich bitte mal sehen." Er wandte sich an Norly. "Bringen sie bitte das Streichholz etwas näher. Ich glaube da steht etwas drauf." Während er darauf wartete, dass Norly näher kam, wandte er sich noch einmal kurz an den Doktor. "Ihr Bein scheint immer mehr Probleme zu machen." Er erinnerte sich, das Thema schon einmal angesprochen zu haben - vor gar nicht allzu langer Zeit. "Ich weiß, dass sie mein Angebot schon einmal abgelehnt haben aber ich möchte es wiederholen. Laudanum kann ihre Schmerzen lindern. Ich besitze die Flasche noch immer." Dabei würde er es aber auch belassen. Er wollte nicht den Eindruck vermitteln, zu sehr auf den Konsum zu bestehen.
Schließlich richtete er sich noch einmal an den Gruppenführer. Gil hatte etwas über seine finale Frage nachgedacht und wollte auch etwas zu dem Thema beitragen. "Vielleicht ist es nicht der Ort, der mit ihnen zu tun hat, sondern die Maschine selbst. Vielleicht auch das Produkt, das hier hergestellt wurde. Sollten uns diese Trümmer und übriggebliebenen Maschinenteile nicht weiterbringen, könnten wir auch versuchen, die Leute zu finden, die diese Maschine abtransportiert haben. Wie sie selbst sagten, mussten es mehr als zwei Arbeiter sein. Einfache... Muskeln kann man meist davon überzeugen, ein paar Informationen auszuspucken." Er selbst machte sich bereits Gedanken darüber, wo man solche Leute am besten finden konnte. Sie mussten stark sein, bereit illegales zu tun und vermutlich auch bis zu einem gewissen Grad schweigen können.
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Götterblut - Kapitel 5: Spiel im Schatten - Seite 8 Empty Re: Götterblut - Kapitel 5: Spiel im Schatten

Beitrag von Elli Mi Aug 29 2018, 09:44

Seufzend hielt Melinda an, als sie vernahm, dass die anderen etwas gefunden hatte. Natürlich hatte sie sich wieder einmal für die falsche Richtung entschieden. Doch mittlerweile kam sie sich in der ganzen Angelegenheit vor, wie ein Blatt das im Wind vom Baum getragen wird. Unstetes Flattern von links nach rechts, hier eine Kurve, dort ein Salto, wieder gemächliches Treiben, bis der nächste unvorhersehbare Windstoß sie wieder nach oben wirbelte und in eine Richtung trug, die sie nicht einmal beachtet hatte. Bis sie irgendwann auf dem Boden aufkommen würde. Vielleicht würde die Landung weich und schwebend sein, vielleicht aber auch wie ein Schlag. Wer wusste das schon.
Bei unserem Glück wird es ein harter Aufschlag…und sobald du am Boden liegst, kommt ein räudiger Straßenköter vorbei und pisst auf dich drauf. Genauso wird es laufen mein Herz. Hehehehehe.
Eventuell lag es nicht in ihrer Natur in Metaphern zu denken. Zumindest schienen ihr die Aussichten die sie erwarten könnten, nicht besonders erquickend.
Statt „ihrer“ Spur zu folgen, ging sie also wieder zum Rest der Gruppe zurück um die gefundenen Gegenstände ebenfalls zu begutachten. Sie hatte in jungen Jahren in einer Fabrik gearbeitet und die Teile die man fand sahen für sie wie gewöhnliche Bauteile, einer gewöhnlichen Maschine aus, die was auch immer produzierte.
Sie dachte über die Worte von Bruce nach. Warum sollte man so viel Aufwand machen und den Dampf bzw. Rauch verstecken? Ganz London versank in den Dämpfen der Industrie. Eine Anlage mehr, wäre kaum aufgefallen. Auch hier nicht. Die Anlagen und Maschinerien sprossen aus dem Boden wie Unkraut. Immer gab es etwas Neues zu produzieren, für was eine neue Maschine ins Leben gerufen wurde. Und Kinder dran gestellt wurden. Sie sog verärgert Luft durch die Nase ein.
Sie blickte zu Charles herüber “Und nun?“
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Götterblut - Kapitel 5: Spiel im Schatten - Seite 8 Empty Re: Götterblut - Kapitel 5: Spiel im Schatten

Beitrag von Umbra Do Sep 27 2018, 00:18

Charles wandte sich zu Mr. Wright um, als dieser um Licht bat. Irgendwie wirkten sie alle etwas verloren und unorganisiert. An eine Lampe oder Laterne gedacht zu haben, wäre wirklich von Vorteil gewesen, aber das hatte wohl jeder von ihnen versäumt. Ein wenig mitzudenken, würde einigen der Anwesenden auch in anderen Situationen vermutlich nicht schaden... Es blieb alles an Charles hängen. Allerdings war er, das gestand er sich ein, auch nicht perfekt. Allein hätte ihm seine Streichholzschachtel allerdings vollkommen ausgereicht.
Vielleicht war es, wenn er den Blick über die Anwesenden schweifen ließ, keine gute Idee gewesen, mit voller Mannschaft hier aufzulaufen. Dr. Tremaine schien die Belastung seines verletzten Beins nicht gut zu bekommen. Der Mann gehörte einfach ins Bett, als Arzt müsste er es eigentlich besser wissen.
Charles begann, über die Trümmer zu steigen, um sich zu Wright und dem Doktor zu begeben. Wahrscheinlich sah er selbst dabei wenig elegant aus, jedoch trug er es mit so viel Würde, die er noch aufbringen konnte – und schenkte Melinda sogar ein Lächeln, als sie ihn ansprach.
„Beeilen wir uns“, antwortete er ihr auf die Frage, was er nun vorhabe. „Es macht keinen Sinn, länger als nötig hier im Dreck zu scharren.“
Erst danach widmete er sich der Reaktion auf Wrights Gedankengänge.
„Ich wüsste nicht, was man hier hätte produzieren können, das mit mir zu tun hat“, gab Charles zu. Er hatte wirklich keinen Schimmer. „Ich habe mich schon vor Jahren von meinem Aktivposten in der Industrie zurückgezogen.“
Besser, er ging nicht näher darauf ein.
„Und zu meinen privaten Projekten sehe ich derzeit auch keinerlei Bezug“, fügte er an. „Allerdings braucht man, um die Denkweise dieser Leute zu verstehen, vielleicht einen äußerst verqueren Blick auf die Dinge. Eine indirekte Verbindung kann ich nicht ausschließen. Möglicherweise haben Sie Recht, Bruce, und man hat mich einfach nur als Ablenkung missbraucht. Ich“, meinte Charles dann ein wenig schelmisch, obwohl das sicher kein passender Anlass dafür war, „wäre durchaus enttäuscht, wenn es so wäre, muss ich zugeben. Das wäre schon ein wenig einfallslos.“
Seufzend versuchte er, nicht zu stolpern, als er die letzten Meter hinter sich brachte.
„Nun gut, dann wollen wir einmal sehen, was Sie da gefunden haben“, kommentierte er das, bevor er für einen Moment auch Randolph seine Aufmerksamkeit zukommen ließ:
„Sie sollten sich irgendwo einen Sitzplatz suchen, Doktor“, empfahl Charles mit einem gutmütigen Lächeln. „Ich empfinde Ihre Entschlossenheit als bewundernswert, doch wir wollen alle nicht, dass Sie sich überanspruchen. Ein wenig müssen Sie noch durchhalten.“
Das Streichholz erlosch, gerade als Charles an Mr. Wright herantrat, um das Fundstück zu beleuchten. Die Sekunden in der Dunkelheit, die er brauchte, um ein neues aus der Schachtel zu fischen und am dort angebrachten Reißpapier zu entzünden, erschienen wie eine gefühlte Ewigkeit. Doch als die Flamme aufrauschte und die nähere Umgebung in oranges Licht tauchte. Tatsächlich ragte, fast vollkommen von den Trümmern begraben, ein verbeultes Kupferrohr, an dem ein ebenso in Mitleidenschaft gezogenes Ventilrädchen zu erkennen war. Gerade dieses Rädchen stellte sich tatsächlich als interessanter Fund heraus. Sie hatten Glück.
Mehr oder weniger.
Die Gravur dort bildete eindeutig die Wörter „Whithers & Co., Limehouse“. Charles Miene verhärtete sich. Cook. Charles Cook hatte für diesen Betrieb gearbeitet. Derselbe Cook, der von Scarface gefoltert worden war. Derselbe Cook, auf dessen Tod Mrs. Thomson erst am gestrigen Abend herumgeritten war, um Charles zur Weißglut zu treiben.
„Wenn wir herausfänden, warum Scarface sich so für diesen Mann interessiert hat, kommen wir vielleicht seiner wahren Identität ein gutes Stück näher“, hörte er ihre gestrigen Worte (an die er sich ärgerlicherweise, trotz alkoholischen Betäubungsversuchen, noch erinnen konnte) in seinen Gedanken.
Wie es ihn wurmte, dass er ihr insgeheim schon gestern hatte Recht geben müssen und dass sich das nun noch einmal bestätigte! Allerdings war er gestern noch von einer anderen Basis ausgegangen. Er hatte bisher nur die Verbindung zwischen Cook und ihm selbst als Möglichkeit angesehen, warum man Cook auf solch bestialische Weise (wahrscheinlich) befragt haben mochte... aber vielleicht hatte Cooks Ende ja auch mit diesem Ort hier zu tun.
Bevor ein zu langer Moment des Schweigens entstand, entschloss Charles, den Fund zu kommentieren. Allerdings erwähnte er Cook lieber nicht. Die Anwesenden würden ohnehin eins und eins zusammenzählen können, wenn sie in den letzten Wochen und besonders in den letzten Tagen nicht mit Scheuklappen durch die Welt gerannt waren.
Whithers & Co. –“, brummte Charles, „das kann kein Zufall sein.“
Er tauschte einen vielsagenden Blick mit Oxley aus. Wahrscheinlich hatte sich sein Butler gerade fast die gleichen Gedanken gemacht wie Charles. Cook war sicherlich der entscheidende Verbindungspunkt.
„Ich kenne diesen Betrieb“, sagte Charles. „Qualitätsware nach Kundenwunsch, keine Massenware, nur Auftragsarbeit. Irgendwo in der Werkstatt muss es Aufzeichnungen hierzu geben. Pläne, Schriftverkehr... Rechnungen...“
Er hatte dort zwar schon alles durchwühlt, aber nach dem Inhalt dieser Lagerhalle hatte er dabei natürlich nicht gezielt Ausschau gehalten. Etwas, was es nun nachzuholen galt. Positiv daran war auf jeden Fall, dass diese Spur nicht in ein totes Ende geführt hatte: sie blieb weiterhin vielversprechend. Viel mehr erhoffte Charles sich allerdings nicht von der Durchsuchung der Halle. Die Lichtbedingungen ließen zu wünschen übrig und der Doktor schwächelte.
„Gehen wir“, schlug Charles kurzangebunden vor, wobei es eher wie eine Aufforderung klang, „wir haben, weswegen wir gekommen sind.“
Zumindest er zögerte nicht, sondern setzte sich in Bewegung.
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Beitrag von Fade Sa Okt 13 2018, 12:08

Bruce verspührte eine gewisse Genugtuung. Sein vielleicht etwas kopfloses handeln schien eine Entwicklung im Schicksal dieser Leute zu bedeuten. Wenn er sie beobachtete, wie sie sich bewegten und fiel es ihm wenigstens schwer zu glauben, dass er die falsche Seite unterstützte. Charles Absturz in der letzten Nacht, nicht der des Luftschiffs, sondern der emotionale durch Maura Thomsons Worte, hatte nicht gespielt sein können und es stand ausser zweifel, dass sie bisher schon eine Menge durchgemacht hatten, die er sich kaum vorstellen konnte.
Tatsächlich konnte der Schotte wenig damit Anfangen, was Norly sich aus dem Fund gerade zusammenreimte, aber sie würden es wohl noch erfahren.

Als Charles ihn Passierte nutzte er die Gelegenheit, kurz das Wort an ihn zu richten. "Vergessen Sie nicht, dass Ihre Feinde über viele Ihrer Schritte informiert schienen. Wir sollten das unbedingt berücksichtigen. Vielleicht rechnen sie bereits damit, dass wir ihre Fährte aufnehmen."
Bruce wurde bei seinen eigenen Worten unwohl und er fühlte sich beobachtet. Er hatte nicht vergessen, dass jeder dieser Leute gegen die übrigen arbeiten konnte, auch wenn er keinen von ihnen besonders verdächtigte. Miss Thomson hatte sich vor allen anderen Verdächtig gemacht, aber ein Informant konnte wohl jeder sein.
Sein Blick wanderte rasch an Miss Bolt vorbei, irgendwie hatte er angst, sie zu lange anzusehen. Dr. Tremaine war dagegen ein gefundenes Fressen für die analytischen Gewohnheiten des ehemaligen Boxers. Bruce kannte sich gut mit den Anzeichen aus, die Erschöpfung, Schmerz und Unruhe signalisierten und bei Randy schien alles im Übermaß vorhanden zu sein. Der Mann stand am Rande seiner Leistungsfähigkeit und es war erstaunlich, mit welcher Willenskraft er sich dennoch vorwärts kämpfte. Sein motiv dabei erschien dem Schotten schleierhaft, wobei er sich gestehen musste, dass er im Grunde noch immer viel zu wenig über die Menschen wusste, denen er sich angeschlossen hatte.

Geradlinig ging er auf Dr. Tremaine zu und suchte seinen Blick. "Darf ich Sie unterstützen?" Er zögerte einen Augenblick ehe er noch anfügte. "... es kann sein, dass wir uns rascher bewegen müssen, als es Ihr Zustand zulässt."
Bruce war sich unsicher. Randolph Tremaine war zweifellos ein stolzer und vielleicht störrischer Mann. Was er auf sich nahm schien ihn fast zu Brechen. Körperlich wohl mehr als seelisch, jedoch wirkte er gerade wie ein verletztes Raubtier auf Bruce.
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Beitrag von Darnamur So Okt 14 2018, 02:30

"Nein, danke, Mr. Wright", knurrte Randolph schon fast. Es schoss wie von selbst aus seinem Mund. Seine Nerven waren überstrapaziert, er war gereizt und seine eigene Ohnmacht und Schwäche trieben ihn an den Rand der Tobsucht. "Ich. Arbeite. Mit klarem Verstand."
Blutunterlaufen und grimmig funkelnd durchbohrten die blassgrauen Augen des Doktors den umliegenden Schutt, die Personen, die Gegenstände. Er fühlte die Blicke auf sich lasten und er spürte, was sie dachten. Eine unangenehme Last, er übernimmt sich, er ist schwach, er ist stur, er bringt sich selbst ins Grab, warum lässt er sich nicht helfen? Vermutlich hatten sie nicht unrecht, vermutlich hatten sie das nicht. Aber er würde jetzt nicht aufhören. Die nächsten Tage würden ihn das Leben kosten, sein Sarg wurde bereits gezimmert. Vermutlich von einem völlig betrunkenen Stirling.

"Na noch ein Schluck, Doc?"
Alan Stirling lehnte am Rande des Sarges und blickte auf den blassen, toten Körper herab. Es erfolgte keine Reaktion.
Er kratzte sich am Kopf und schraubte den Flaschmann auf.
"Hör mal, das mit dem Bein war nicht so gemeint, aber was musstet du Spinner auch versuchen die Witwe zu vergewaltigen."
Mit mahnender Miene beugte er sich vorwärts:
"Das ist krank, völlig krank im Kopf. Denk da ruhig mal drüber nach."
Mit diesen Worten drängte er den Flaschmann zwischen die toten Lippen und gewährte Randolphs sterblichen Überresten einen letzten Schluck Alkohol.


Randolph versuchte die irrwitzigen Gedanken die ihm durch den Kopf gingen zu vertreiben. In letzter Zeit geschah ihm das immer häufiger. Die eigentlich Absurdität der Situation in der er steckte, befeuerte zusehends seine Fantasie. Er wusste nicht, ob das gut oder schlecht war. Einerseits begann wohl allmählich völlig den Verstand zu verlieren, alles deutete darauf hin, andererseits half es ihm irgendwie sich nicht hier an Ort und Stelle direkt zu erschießen. Die Gedankengänge waren teils einfach derart surreal, dass sie schon fast wieder seinen Humor belebten. Vielleicht sollte er jetzt lachen, wie von sämtlichen Sinnen verlassen. Aber ganz so weit war er dann doch noch nicht.
Missmutig schlug sein Stock auf, als er mit doppelter Anstrengung und damit verbunden doppelt so großen Schmerzen vorwärts drängte, wie sein eigener unbarmherziger Sklavenführer. Charles verkündete ihm lächelnd, er sollte sich nicht überanspruchen. Der Doktor murmelte scharf ausatmend ein "Es geht schon..." und wünschte ihm eine Kreuzbeinfraktur.
Whithers & Co., Limehouse war also bekannt. Er versuchte zu erinnern, woher ihm selbst der Fabrikname bekannt vorkam, während ihn die nächste Person ansprach. Und dieses Mal eine ihm immer noch sehr suspekte. Woher wusste er über Charles Feinde Bescheid? Ihm kam der unheimliche Gedanke in den Sinn, dass dies vielleicht alles Teil von Crownes Plan war und dieser Kerl eigentlich nur einen Komplott vorbereitete. Es war seine Idee hierherzukommen. Vielleicht war auch diese Spur mit dem Rohr bewusst gelegt worden. Vielleicht hatte man darauf gehofft man würde es finden. Oder er wurde paranoid...nein, das war er ohnehin schon längst.
Randolph musterte den Mann, ihm war nicht nach einer Unterhaltung. Ihm war nicht nach diskutieren. Aber irgendwo musste ein erster Schritt unternommen werden.
"Wenn ich nicht mithalten kann, solltet ihr besser wegrennen, damit zumindest ihr aus der Sache heilrauskommt. Versteht mich nicht falsch- eure Unterstützung ist nett gemeint. Ge-rade-zu zuvorkommend. Euer Engagement für diese Gruppe, mit der ihr eigentlich nichts zu tun habt ist bemerkenswert. Ich frage mich nur, wie es dazu kommt. Um ehrlich zu sein - ich weiß nicht, ob ich euch überhaupt trauen kann. Ich kenne euch nicht. Nur weil Mr. Norly auf eure Worte vetraut, heißt das nicht, dass ich das auch tue- das sollte euch bewusst sein."


Zuletzt von Darnamur am Di Okt 16 2018, 01:03 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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Götterblut - Kapitel 5: Spiel im Schatten - Seite 8 Empty Re: Götterblut - Kapitel 5: Spiel im Schatten

Beitrag von Fade So Okt 14 2018, 11:36

Bruce gab sich Mühe, Dr Tremaine einzuschätzen. Er war merklich vorsichtiger, als die meisten aus Norlys Gruppe, oder zumindest erschien es so. Er wirkte auch nicht gerade zufrieden mit den aktuellen Umständen, half aber dennoch auf eine Weise mit, die seinen Zustand lügen strafte. Seine Beziehung zu Charles schien etwas unklar doch halt. Er war ein Bekannter von Melinda, die mit Norly offenbar freiwillig arbeitete. Dass er aktiv für Norlys Feinde arbeitete, erschien Bruce in diesem Zusammenhang eher unwahrscheinlich.

Der Schotte gab ganz den Boxer, als Randy zu ihm sprach und verzog keine Miene. Er begegnete seinem Blick mit der Erfahrung, schon vielen selbstbewussten Männern gegenüber gestanden zu haben. "Sie können mir nicht vertrauen und ich keinem von Ihnen. Ich lebe lange genug in Lodon, um am eigenen Leibe erlebt zu haben, wie gewissenlos einige der Reichen und Mächtigen mit dem Volk spielen. Das was unter dem Deckmantel falscher Zeitungsartikel mit Scarface geschieht, geht zu weit. Erst als ich Mr. Stirling begegnete, bestätigte sich, dass dieses Ränkespiel kompliziert genug ist, um es zu durchkreuzen. Keiner von Ihnen setzt sich freiwillig diesen Torturen und der Verfolgung aus, doch irgendwie kontrollieren die Mörder und Fädenzieher dennoch ihr Spiel mit Norly und Ihnen. Sie sind über Ihre Taten informiert. Sogar das Yard wusste von dem fliegenden Schiff. Sie haben keinen Grund mir zu trauen, Dr. Tremaine, aber wenigstens eine Person um Norly scheint sie alle zu verraten."

Bruce war sich lange nicht so sicher um die Gewissheit seiner Worte, hatte aber selbst keine bessere Erklärung für die Fähigkeit von Norlys Gegenspielern, so rasch und effektiv auf sein Handeln zu reagieren. Er schätzte Randys Gewicht. Tatsächlich traute er sich zu, den Doktor im Fall einer nötigen Flucht tragen zu können, verzichtete aber darauf, dies nun mit dem störrischen Mann zu bereden. Er erwartete nun nicht, dass seine Erklärungsversuche irgendetwas an der Einstellung seine Gegenübers bewirken würden, jedoch spielte es keine große Rolle, da sie in jedem Fall von hier fort mussten.
Der Schotte hätte viel darum gegeben, zu wissen, ob man sie gerade nur aus dem Verborgenen beschattete, oder der Verräter direkt unter ihnen stand, um das Geschehen später an seine Auftraggeber weiterzugeben. Dementsprechend sorgenvoll war schließlich der Blick, mit dem er die düstere Umgebung bedachte.
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Götterblut - Kapitel 5: Spiel im Schatten - Seite 8 Empty Re: Götterblut - Kapitel 5: Spiel im Schatten

Beitrag von Darnamur Di Okt 16 2018, 01:53

Randolph musste zugeben, dass es ihn ein wenig beunruhigte, wie der Schatten dieser hünenhaften Gestalt sich über ihn legte und er den massiven Körper in seiner Nähe wusste, in dem jeder einzelne Muskel ausgeprägt zu sein schien. Sie erinnerte ihn an manche verbogene Gestalt, die in Limehouse zwischen dem roten Salon und den Opiumhöhlen herumlungerte, nur dass Bruce bei Weitem nicht so plump wirkte. Er hielt sich wieder vor Augen, wie er über die Polizisten hergefallen war, mit bedingungsloser Entschlossenheit. Als hätte er es schon hunderte Mal gemacht. Er hatte nicht mal mit der Wimper gezuckt.
Es erinnerte ihn an eine kampfbereite Maschine und für einen kurzen Augenblick geriet wieder das Bild von Charles' Luftschiff in seinen Sinn und die Vorstellung im Kopf seines Begleiters würden sich gerade Zahnräder und Gewinde drehen, einem striktem Arbeitsprogramm folgend. Randolph kniff angestrengt die Augen zusammen. War sein Gehirn nun wirklich schon derart angeschlagen, dass er diesen absurden Vorstellungen nicht mehr entfliehen konnte, dass sie nicht aufhören konnten, ihn heimzusuchen! Der Zorn, der sich in ihm aufbaute, begann sich an die Oberfläche zu drängen, doch der Doktor schritt schnell genug ein, um das zu unterbinden. Ruhig bleiben.
Er hatte gerade einen klaren Gedanken gehabt: Limehouse. Keiner der schönsten Orte der Stadt, wenn man sich das Elend und die umherstreifende Bevölkerung dort bedachte. Aber es war der Ort, zu dem sich der Doktor immer wieder hingezogen fühlte. Der Hafen der Sehnsüchte. So nannte er ihn gedanklich. Seit seiner Jugend hatte ihn das Viertel in seinen Bann gerissen. Er erinnerte sich an die Schiffe, die Geschichten der Seefahrer, daran, wie sein Vater ihm erzählte, dass er sich von den Chinesen fern halten sollte. Früher war er oft dorthin zurückgekehrt, begleitet von dem Gefühl von Hoffnung und Neugier. Wenn er heute nach Limehouse aufbrach, dann waren es Gefühle der Bitterkeit und Melancholie, die ihn dazu bewegten. Whithers & Co., der Name sagte ihm sehr wohl etwas und er rief sich das Bild der metallenen Lettern wieder vor Augen. Es war eine Ingenieurswerkstatt, wie es sie dort wohl viele gab. Doch  er erinnerte sich immer wieder gern durch die Schaufenster geblickt zu haben. Man erzählte sich dort würden Handwerksstücke verkauft werden, die es sonst nirgends anders gab. Spezielles Spielzeug, eine Kaffee brauende Apparatur. Das hatte schon etwas Faszinierendes an sich. Randolph meinte sogar schon einmal ins Innere gesehen zu haben, konnte sich aber an die Details des Besuchs nicht mehr erinnern. Dafür fiel ihm ein, wo er den Namen vor kurzem erst gelesen hatte. Und in welchem Zusammenhang.
Bruce riss ihn aus seinen Gedanken. Wieder fiel ihm auf, dass er zwar über seine Hintergedanken und Überlegungen sprach, aber alles über seine Person weiterhin im Dunkeln ließ. Randolphs Worte schienen in wenig aus der Reserve holen zu können. Bruce behielt alle Karten für sich und mit seinen letzten Worten wirkte es schon fast eher so, als würde er Zwietracht säen wollen.
"Nun, sie haben ja bereits erzählt, dass Stirling offen über uns spricht und scheinbar mit Hintermännern Kontakt hält. Wir selbst haben auch guten Grund zur Annahme, dass er uns kützlich Attentäter auf den Hals gehetzt hat. Wenn ich irgendwo eine Person suchen wollte, die sich gegen uns verschworen hat, dann dort."
Randolphs Blick schweifte noch einmal über die Mimik des Mannes und er entschied sich weiter nachzuhaken. Mehr als seine Fragen abzulehnen konnte Bruce wohl kaum machen. Und ob sich das zu seinem Vorteil auszeichnen würde, war fraglich.
"Ihr erzähltet ja, dass ihr durch Stirling selbst auf unsere Fährte gestoßen seid. Darf man erfahren, wie ihr in Kontakt mir Dr. Taylor kamt? Und wie habt ihr uns so schnell gefunden?"
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