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Götterblut - Kapitel 2: Gut geplant ist halb gewonnen
5 verfasser
Seite 4 von 13
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Re: Götterblut - Kapitel 2: Gut geplant ist halb gewonnen
Norly sprang auf das an, was Melinda tat und das freute sie ein wenig. Sie grinste schelmisch, hatte sie seine Blicke und seine Nervosität durchaus bemerkt. Als er schließlich aufstand und den Raum verließ blieb sie einen Moment sitzen.
Das Johanna sich still zurückgehalten hatte, wunderte sie nicht. Immerhin hatte diese erfahren, dass Norly ihr Vater war und hatte mit ansehen müssen, wie Melinda ihn aus seiner ruhigen und beherrschten Art riss.
Allerdings ging es hier nicht darum einen neuen Kunden zu gewinnen. Wäre er ein solcher gewesen, wäre es sicher nicht einmal nötig gewesen, mehr Haut zu zeigen, als ohnehin schon. Sie mochte ihn und das wiederum beunruhigte sie. Sie musste an Randolph und Lynett denken und schüttelte kaum merklich den Kopf. Was dachte sie sich bloß dabei? Alleine die Vorstellung das sie einen Mann wie Norly außer mit ihrem Körper reizen könnte war völlig absurd. Er schien recht gut situiert zu sein, beherrschte das Verhalten eines Gentlemen und war im Gegensatz zu ihr sehr gebildet und vermutlich um ein weites intelligenter. Ihr Blick glitt wie von selbst zu dem Schrank mit den Glastüren, in dem sich das verführerische Laudanum befand. Das Glas einzuschlagen wäre ein leichtes gewesen, auch wenn Randolph ihr sicher die Hölle heiß machen würden, immerhin war weder Glas noch Laudanum kostengünstig. Die Frage war wo der Doc seine Schlüssel aufbewahrte. Sie zu suchen wäre möglich gewesen, immerhin befand sich der Arzt nicht in seinen Räumlichkeiten und Johanna würde sie eventuell auch ablenken können. Vielleicht trug Randolph seine Schlüssel aber auch immer bei sich. Gerade da er Melinda im Haus zurück gelassen hatte, sie ging davon aus, das er von ihrer Zuneigung für das Opiat durchaus im Bild war.
Sie stand auf und schüttelte ihr Kleid auf, bis es wieder saß wo es hingehörte und sah zu Johanna herüber. “Vielleicht sollten wir ihm helfen.“
Dann verließ sie den Operationsraum und bemerkte wie froh sie war nicht mehr in selbigem zu sein. Sie hatte einige Male auf den Tisch blicken müssen und daran denken welche Bekannte ihr verblutet waren, während der Doc seine Hände ihn deren Eingeweide schob. Ein leichter Schauder überlief ihren Rücken. Als sie in die Küche trat, stand Norly ihr mit dem Rücken zugekehrt und trank eilig Wasser. Sie beobachtete ihn einen Augenblick, offensichtlich hatte er nicht bemerkt, dass sie ihm nach gekommen war. Sie lehnte sich in den Türrahmen und räusperte sich schließlich. Das Ganze glich auf groteske Art und Weise einem Katz- und Mausspiel. Bei dem Gedanken huschte ihr wieder einmal ein Lächeln über das Gesicht. Wer war Katz? Wer war Maus? “Etwas zu Essen gefunden? Ich kann bei der Zubereitung gerne behilflich sein.“ Das die Küche nicht die allergrößte war, kam ihr zu Gute. Diesmal konnte er nicht so leicht verschwinden. Doch sie hatte nicht vor, dass Spiel auf die Spitze zu treiben. Noch nicht. Sie wollte momentan tatsächlich nur ihre Hilfe anbieten und ihn nicht in der Verlegenheit bringen. Außerdem war auch Johanna noch da.
Das Johanna sich still zurückgehalten hatte, wunderte sie nicht. Immerhin hatte diese erfahren, dass Norly ihr Vater war und hatte mit ansehen müssen, wie Melinda ihn aus seiner ruhigen und beherrschten Art riss.
Allerdings ging es hier nicht darum einen neuen Kunden zu gewinnen. Wäre er ein solcher gewesen, wäre es sicher nicht einmal nötig gewesen, mehr Haut zu zeigen, als ohnehin schon. Sie mochte ihn und das wiederum beunruhigte sie. Sie musste an Randolph und Lynett denken und schüttelte kaum merklich den Kopf. Was dachte sie sich bloß dabei? Alleine die Vorstellung das sie einen Mann wie Norly außer mit ihrem Körper reizen könnte war völlig absurd. Er schien recht gut situiert zu sein, beherrschte das Verhalten eines Gentlemen und war im Gegensatz zu ihr sehr gebildet und vermutlich um ein weites intelligenter. Ihr Blick glitt wie von selbst zu dem Schrank mit den Glastüren, in dem sich das verführerische Laudanum befand. Das Glas einzuschlagen wäre ein leichtes gewesen, auch wenn Randolph ihr sicher die Hölle heiß machen würden, immerhin war weder Glas noch Laudanum kostengünstig. Die Frage war wo der Doc seine Schlüssel aufbewahrte. Sie zu suchen wäre möglich gewesen, immerhin befand sich der Arzt nicht in seinen Räumlichkeiten und Johanna würde sie eventuell auch ablenken können. Vielleicht trug Randolph seine Schlüssel aber auch immer bei sich. Gerade da er Melinda im Haus zurück gelassen hatte, sie ging davon aus, das er von ihrer Zuneigung für das Opiat durchaus im Bild war.
Sie stand auf und schüttelte ihr Kleid auf, bis es wieder saß wo es hingehörte und sah zu Johanna herüber. “Vielleicht sollten wir ihm helfen.“
Dann verließ sie den Operationsraum und bemerkte wie froh sie war nicht mehr in selbigem zu sein. Sie hatte einige Male auf den Tisch blicken müssen und daran denken welche Bekannte ihr verblutet waren, während der Doc seine Hände ihn deren Eingeweide schob. Ein leichter Schauder überlief ihren Rücken. Als sie in die Küche trat, stand Norly ihr mit dem Rücken zugekehrt und trank eilig Wasser. Sie beobachtete ihn einen Augenblick, offensichtlich hatte er nicht bemerkt, dass sie ihm nach gekommen war. Sie lehnte sich in den Türrahmen und räusperte sich schließlich. Das Ganze glich auf groteske Art und Weise einem Katz- und Mausspiel. Bei dem Gedanken huschte ihr wieder einmal ein Lächeln über das Gesicht. Wer war Katz? Wer war Maus? “Etwas zu Essen gefunden? Ich kann bei der Zubereitung gerne behilflich sein.“ Das die Küche nicht die allergrößte war, kam ihr zu Gute. Diesmal konnte er nicht so leicht verschwinden. Doch sie hatte nicht vor, dass Spiel auf die Spitze zu treiben. Noch nicht. Sie wollte momentan tatsächlich nur ihre Hilfe anbieten und ihn nicht in der Verlegenheit bringen. Außerdem war auch Johanna noch da.
Elli- Piratenpinguin
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Re: Götterblut - Kapitel 2: Gut geplant ist halb gewonnen
"Ich bin mir nicht sicher, ob er ein Verrückter ist. Aber auch nicht vom Gegenteil überzeugt."
Alan war erleichtert und vielleicht auch froh, dass der Doktor offenbar doch keine Fluchtpläne hegte, oder ihm die Situation über den Kopf gewachsen war.
"Vielleicht sind es die Dinge, die ihm widerfahren, die ihn zu dem gemacht haben, was er ist. Er lebt auf der Flucht und spürt in manch stillem Moment vermutlich schon die Schlinge um seinem Hals. Auf der anderen Seite ist er besessen von seiner Rache und ... was weiß ich noch alles. Er hält sich für ein Genie. Ich halte es für Zufall, dass er noch am leben ist."
Alan folgte Randolph und fragte sich, was dieser vorhatte.
"Eigenrecherche schön und gut, aber wo willst du anfangen? Bei jemandem an der Tür klopfen und fragen ob er einen gewissen Norly kennt und bereit ist zu berichten?"
Alan war erleichtert und vielleicht auch froh, dass der Doktor offenbar doch keine Fluchtpläne hegte, oder ihm die Situation über den Kopf gewachsen war.
"Vielleicht sind es die Dinge, die ihm widerfahren, die ihn zu dem gemacht haben, was er ist. Er lebt auf der Flucht und spürt in manch stillem Moment vermutlich schon die Schlinge um seinem Hals. Auf der anderen Seite ist er besessen von seiner Rache und ... was weiß ich noch alles. Er hält sich für ein Genie. Ich halte es für Zufall, dass er noch am leben ist."
Alan folgte Randolph und fragte sich, was dieser vorhatte.
"Eigenrecherche schön und gut, aber wo willst du anfangen? Bei jemandem an der Tür klopfen und fragen ob er einen gewissen Norly kennt und bereit ist zu berichten?"
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Re: Götterblut - Kapitel 2: Gut geplant ist halb gewonnen
Charles zuckte erschrocken zusammen, als er ein Räuspern hinter sich vernahm, und fuhr herum wie ein kleiner Junge, den seine Mutter gerade dabei ertappt hatte, wie er sich heimlich kurz vor dem Essen über stibitzten Süßkram hergemacht hatte. Doch Charles‘ Vergehen bestand nicht aus Keksen oder Karamelltoffees, sondern aus Wasser, das er fast schon gierig hinuntergeschluckt hatte als wäre er am Verdursten. Ihm war nicht bewusst gewesen, dass er dabei beobachtet wurde. Er hatte sich so sehr darauf konzentriert, wieder zur Besinnung zu kommen, und versucht, nicht mehr an Melinda zu denken, dass er genau so überrascht war, sie zu sehen, als hätte nun wahrlich seine Mutter in der Tür gestanden, um ihn zu tadeln. Dass diese Situationen nicht unterschiedlicher sein könnten, spielte da keine Rolle.
Aber zum Glück hatte Ms. Bolt einen Moment abgepasst, in dem er sein bereist geleertes Glas gerade wieder von den Lippen genommen hatte, sodass es ihm erspart geblieben war, sich zusätzlich zu dem Schreck noch zu verschlucken. Das hätte ihm gerade noch gefehlt! Natürlich war er Melinda nicht böse, er hatte sie nur nicht kommen hören und fühlte sich nun gezwungenermaßen erneut mit ihr konfrontiert.
Seine Flucht vor ihrem entwaffnenden Anblick ihrer Vorzüge war somit kläglich gescheitert, zumal sie ihm hier in der Küche jedwede Möglichkeit nahm, erneut auszuweichen, da sie ihm nahe war und zugleich den Weg zurück in den Flur versperrte. Charles wäre nur zu gerne weggerannt oder im Boden versunken, jedoch lag beides außerhalb seiner Möglichkeiten. Zumindest wollte er nun nur ungern unhöflich sein. Sich erneut eine Entschuldigung zu suchen und auf Tuchfühlung zu gehen, indem er sich an Ms. Bolt vorbeizwängte, wäre sicherlich auch keine gute Idee gewesen. Er war hergekommen, weil er sich um etwas zu Essen hatte bemühen wollen, und das hatte er nach wie vor. Diesen Plan über den Haufen zu werfen, um Abstand zu Melinda zu gewinnen, wäre nun, da sie ihn darauf ansprach, zu offensichtlich gewesen. Er glaubte sowieso nicht daran, dass sie seinen ersten Fluchtversuch schon nicht als solchen erkannt hatte.
Doch sie lächelte und das half ihm, sich etwas zu entspannen – auch wenn die Hitzewallung, die ihn befallen hatte, immer noch nicht abgeklungen war. Charles nahm es als Zeichen dafür, dass sie Nachsicht für sein Verhalten zeigte, auch wenn das dieses nicht besser machte. Wahrscheinlich konnte er es lediglich Melindas Hintergrund verdanken, dass er sich keine Ohrfeige oder Ähnliches eingefangen hatte. Er wollte, auch wenn es ihm sehr unangenehm war, nicht einfach so zu tun als wäre nichts geschehen.
„Nein“, antwortete er nach dem ersten, kurzen Augenblick des Zögerns und lächelte schuldbewusst zurück. Er merkte, dass seine Stimme nun deutlich gefasster und selbstbewusster klang als zuvor, und das baute ihn zusätzlich wieder auf. „Ich muss allerdings zugeben, dass ich noch nicht ernsthaft mit der Suche danach begonnen habe. Wissen Sie, wo der Doktor seine Vorräte verstaut hat? Das würde die Sache etwas beschleunigen. Aber auch sonst bin für jedwede Hilfe dankbar. Ich sage nicht, dass meine Kochkünste absolut miserabel sind“, witzelte er, „aber es wäre, denke ich, im Sinne aller Beteiligten, wenn ich etwas Anleitung hätte. Für mich selbst hat es bisher stets ausgereicht, aber ich weiß nicht, ob ich Ihnen das zumuten kann.“
Er wollte sich selbst oder seine Fähigkeiten nicht schlechtreden, tatsächlich stellte er sich für einen Mann nicht ungeschickt in der Küche an, weil er einfach Erfahrung darin hatte, sich allein um den Haushalt mit all seinen Facetten zu kümmern, jedoch war es ihm wichtiger, Frieden mit seiner heiklen Lage und vor allem mit Melinda selbst zu schließen.
Charles wandte sich ab, um sein Glas abzustellen, und blieb kurz, sich mit beiden Händen auf der Arbeitsplatte vor ihm abstützend, stehen, um sich zu Sammeln und zu versuchen, die richtige Formulierung für das zu finden, was er noch loszuwerden gedachte. Schließlich atmete er tief durch und wandte sich wieder Melinda zu.
„Bitte vergeben Sie mir, Miss. Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist. Ich schätze, dass es wie eine schlechte Ausrede klingt, wenn ich mein Verhalten damit entschuldige, dass ich vielleicht schon ein Gläschen zu viel hatte, aber ich würde nie…“ Er stockte, denn wieder kroch diese verfluchte Verlegenheit in ihm hoch und raubte ihm die Konzentration.
„Ich meine, Sie sind…“ Nein, auch so würde er sich vermutlich in die Nesseln setzen.
„Was ich sagen möchte, ist: Ich hatte nicht die Absicht, Sie zu belästigen.“
Das hatte er wirklich nicht gewollt, das war nie seine Intention gewesen. Er wollte nicht, dass sie dachte, dass er sie entführt hatte, damit er ihr nahe sein konnte. Er wollte nicht, dass sie sich in seiner Gegenwart unwohl fühlte. Und wenn er sich erst einmal beruhigt hatte, würde er sich Ihr gegenüber auch wieder angemessen verhalten und mit ihr reden können, ohne zu erröten, da war er sich sicher. Das Vorhaben, zu kochen, kam ihm da gelegen. Das würde ihn ablenken. Charles hoffte nur, dass Melinda die Sache nun weitestgehend auf sich beruhen ließ.
Aber zum Glück hatte Ms. Bolt einen Moment abgepasst, in dem er sein bereist geleertes Glas gerade wieder von den Lippen genommen hatte, sodass es ihm erspart geblieben war, sich zusätzlich zu dem Schreck noch zu verschlucken. Das hätte ihm gerade noch gefehlt! Natürlich war er Melinda nicht böse, er hatte sie nur nicht kommen hören und fühlte sich nun gezwungenermaßen erneut mit ihr konfrontiert.
Seine Flucht vor ihrem entwaffnenden Anblick ihrer Vorzüge war somit kläglich gescheitert, zumal sie ihm hier in der Küche jedwede Möglichkeit nahm, erneut auszuweichen, da sie ihm nahe war und zugleich den Weg zurück in den Flur versperrte. Charles wäre nur zu gerne weggerannt oder im Boden versunken, jedoch lag beides außerhalb seiner Möglichkeiten. Zumindest wollte er nun nur ungern unhöflich sein. Sich erneut eine Entschuldigung zu suchen und auf Tuchfühlung zu gehen, indem er sich an Ms. Bolt vorbeizwängte, wäre sicherlich auch keine gute Idee gewesen. Er war hergekommen, weil er sich um etwas zu Essen hatte bemühen wollen, und das hatte er nach wie vor. Diesen Plan über den Haufen zu werfen, um Abstand zu Melinda zu gewinnen, wäre nun, da sie ihn darauf ansprach, zu offensichtlich gewesen. Er glaubte sowieso nicht daran, dass sie seinen ersten Fluchtversuch schon nicht als solchen erkannt hatte.
Doch sie lächelte und das half ihm, sich etwas zu entspannen – auch wenn die Hitzewallung, die ihn befallen hatte, immer noch nicht abgeklungen war. Charles nahm es als Zeichen dafür, dass sie Nachsicht für sein Verhalten zeigte, auch wenn das dieses nicht besser machte. Wahrscheinlich konnte er es lediglich Melindas Hintergrund verdanken, dass er sich keine Ohrfeige oder Ähnliches eingefangen hatte. Er wollte, auch wenn es ihm sehr unangenehm war, nicht einfach so zu tun als wäre nichts geschehen.
„Nein“, antwortete er nach dem ersten, kurzen Augenblick des Zögerns und lächelte schuldbewusst zurück. Er merkte, dass seine Stimme nun deutlich gefasster und selbstbewusster klang als zuvor, und das baute ihn zusätzlich wieder auf. „Ich muss allerdings zugeben, dass ich noch nicht ernsthaft mit der Suche danach begonnen habe. Wissen Sie, wo der Doktor seine Vorräte verstaut hat? Das würde die Sache etwas beschleunigen. Aber auch sonst bin für jedwede Hilfe dankbar. Ich sage nicht, dass meine Kochkünste absolut miserabel sind“, witzelte er, „aber es wäre, denke ich, im Sinne aller Beteiligten, wenn ich etwas Anleitung hätte. Für mich selbst hat es bisher stets ausgereicht, aber ich weiß nicht, ob ich Ihnen das zumuten kann.“
Er wollte sich selbst oder seine Fähigkeiten nicht schlechtreden, tatsächlich stellte er sich für einen Mann nicht ungeschickt in der Küche an, weil er einfach Erfahrung darin hatte, sich allein um den Haushalt mit all seinen Facetten zu kümmern, jedoch war es ihm wichtiger, Frieden mit seiner heiklen Lage und vor allem mit Melinda selbst zu schließen.
Charles wandte sich ab, um sein Glas abzustellen, und blieb kurz, sich mit beiden Händen auf der Arbeitsplatte vor ihm abstützend, stehen, um sich zu Sammeln und zu versuchen, die richtige Formulierung für das zu finden, was er noch loszuwerden gedachte. Schließlich atmete er tief durch und wandte sich wieder Melinda zu.
„Bitte vergeben Sie mir, Miss. Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist. Ich schätze, dass es wie eine schlechte Ausrede klingt, wenn ich mein Verhalten damit entschuldige, dass ich vielleicht schon ein Gläschen zu viel hatte, aber ich würde nie…“ Er stockte, denn wieder kroch diese verfluchte Verlegenheit in ihm hoch und raubte ihm die Konzentration.
„Ich meine, Sie sind…“ Nein, auch so würde er sich vermutlich in die Nesseln setzen.
„Was ich sagen möchte, ist: Ich hatte nicht die Absicht, Sie zu belästigen.“
Das hatte er wirklich nicht gewollt, das war nie seine Intention gewesen. Er wollte nicht, dass sie dachte, dass er sie entführt hatte, damit er ihr nahe sein konnte. Er wollte nicht, dass sie sich in seiner Gegenwart unwohl fühlte. Und wenn er sich erst einmal beruhigt hatte, würde er sich Ihr gegenüber auch wieder angemessen verhalten und mit ihr reden können, ohne zu erröten, da war er sich sicher. Das Vorhaben, zu kochen, kam ihm da gelegen. Das würde ihn ablenken. Charles hoffte nur, dass Melinda die Sache nun weitestgehend auf sich beruhen ließ.
Umbra- Tiefseemonster
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Re: Götterblut - Kapitel 2: Gut geplant ist halb gewonnen
Johanna verdrehte unauffällig die Augen. Das Spiel das zwischen Norly und Melinda abging war nicht zu übersehen, und da es kein Ende zu nehmen schien, ging es langsam auf die Nerven. Das lag aber wohl eher daran, das Johanna sich dadurch völlig fehl am Platz fühlte, als daran, das jemand vermutlich gleichaltriges sich logisch betrachtet gerade an ihren eigenen Vater ranschmiss. Charles konnte man es aber eigentlich nicht übel nehmen. Immerhin wusste er von nichts. Doch das Melinda ein solches Schauspiel vor ihren Augen vollzog, ging Johanna irgendwie schon gegen den Strich. Doch sie ließ sich nichts anmerken. Es war ihr unangenehm, und sie brauchte die Situation nicht noch unangenehmer machen, als sie für Norly sowieso schon war. Kaum hatte er sich in die Küche gerettet um nach Essbarem zu suchen, lief Melinda ihm nach. Ihr Vorschlag, ihm zu helfen, nahm Johanna dennoch an, stand auf und folgte beiden in die Küche.
Wäre sie einfach sitzen geblieben, nur für ein paar einzelne Sekunden noch, so hätte sie das folgende Gespräch zwischen den Beiden garnicht mitbekommen. Johanna jedoch war ein richtiger Tollpatsch, was Timing betrifft, und so bekam sie wieder jedes Wort das Charles sprach, unmissverständlich mit.
Johanna gab ein seufzen von sich und räusperte sich dann kurz, damit man ein bisschen Aufmerksamkeit auf sie richtete.
"Ich merke, dass ich Sie beide störe. Ich möchte das auch gerne vermeiden. Ich nehme an man kommt auch ohne eine dritte Hilfe in der Küche klar. Sollte man mich dennoch benötigen..einfach rufen...ich helfe gerne.".
Johanna hoffte das man ihre Worte nicht negativ auffasste, denn die Art, wie sie diese gesagt hatte, klang schon ein bisschen genervt.
"Ich...sehe mich mal ein bisschen um", fügte sie noch schnell hinzu, und setzte ein nettes Lächeln auf. Sie drehte sich um, und lief richtung Tür.
Wäre sie einfach sitzen geblieben, nur für ein paar einzelne Sekunden noch, so hätte sie das folgende Gespräch zwischen den Beiden garnicht mitbekommen. Johanna jedoch war ein richtiger Tollpatsch, was Timing betrifft, und so bekam sie wieder jedes Wort das Charles sprach, unmissverständlich mit.
Johanna gab ein seufzen von sich und räusperte sich dann kurz, damit man ein bisschen Aufmerksamkeit auf sie richtete.
"Ich merke, dass ich Sie beide störe. Ich möchte das auch gerne vermeiden. Ich nehme an man kommt auch ohne eine dritte Hilfe in der Küche klar. Sollte man mich dennoch benötigen..einfach rufen...ich helfe gerne.".
Johanna hoffte das man ihre Worte nicht negativ auffasste, denn die Art, wie sie diese gesagt hatte, klang schon ein bisschen genervt.
"Ich...sehe mich mal ein bisschen um", fügte sie noch schnell hinzu, und setzte ein nettes Lächeln auf. Sie drehte sich um, und lief richtung Tür.
Scáth- Forenzombie
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Re: Götterblut - Kapitel 2: Gut geplant ist halb gewonnen
Als Johanna ihrer Aufforderung nachkam und Melinda folgte, drehte diese sich halb zu dem jungen Mädchen um. Das es Johanna nicht in dem Kram passen könnte, war ihr nicht weiter in den Sinn gekommen. Melindas Leben hatte sie gelehrt, dass sie sich selbst die nächste war, Rücksicht auf andere nahm sie nur in Ausnahmefällen und auch nur wenn es ihr selbst gerade ins Vorhaben passte. Einen Augenblick verunsicherte es Melinda aber dann doch, sie war es gewöhnt, dass Frauen nicht gut auf sie zu sprechen waren, wenn sie mit Männern anbandelte, allerdings war ihr nicht ganz klar, warum auch Johanna so reagierte. Dann jedoch fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Natürlich! Johanna war Norlys Tochter und auch wenn diese erst seit kurzem wusste, dass sie ihrem Vater gegenüber stand, war es vermutlich nicht weiter erstrebenswert dabei zusehen zu müssen wie sich jemand ihres Beruffeldes an den eigenen Vater schmiss und dazu noch im gleichen Alter war. Melinda war das Alter von Männern immer gleich gewesen, in Johannas Augen mochte das anders aussehen. Als Johanna schließlich ging und etwas davon murmelte das sie sich umzusehen gedachte, spiele Melinda mit dem Gedanken ihr nach zu gehen, entschied sich aber dagegen. Johanna machte ihr nicht den Eindruck, als würde sie ihr das Laudanum streitig machen wollen. Schließlich wand sie sich zu Norly "Sie haben mich in keinster Weise belästigt. Sie sollten nicht vergessen, dass ich gestern auf ihrem Schoss saß, nicht andersherum. Wenn auch unbeabsichtigt. Machen Sie sich keine Gedanken."
Sie zwinkerte ihm zu und setzte sich in Bewegung. Sie erinnerte sich vage aus welchen Schränken Randolph früher einmal Essen heraus gezaubert hatte. Zuerst blickte sie in einen Vorratsschrank und holte einige Katroffeln hinaus. Sie richtete sich auf und nickte zu Norly herüber. "Würden Sie so gut sein und nach einem Topf suchen? Die Beilage hätten wir schon mal." Ein weiteres Regalbrett in dem der Doc seine Vorräte lag jedoch auf der anderen Seite des Raumes und so musste sie an Norly vorbei. Sie schmunzelte, als sie auf ihn zuging und sich an ihm vorbei drängte. Ein wenig Körperkontakt ließ sich in der Enge der Küche nicht vermeiden. Sie war gespannt wie er reagieren würde. Sie warf einen Blick in das Regalbrett und lächelte zufrieden. "Haggis! Gibt es das? DAs habe ich schon ewig nicht mehr gegessen. Allerdings mögen es auch die wenigsten. Wie sieht es aus? Sind sie Haggis-Freund? Ansonsten könnte ich noch Pastete zusammenwerfen." Sie war erstaunt über das reichhaltige Angebot und freute sich darauf, das erste mal seit fast undenkbarer Zeit, wieder etwas ordentliches zwischen die Zähne zu bekommen. Dann erst drehte sie sich endgültig zu ihm um.
Sie zwinkerte ihm zu und setzte sich in Bewegung. Sie erinnerte sich vage aus welchen Schränken Randolph früher einmal Essen heraus gezaubert hatte. Zuerst blickte sie in einen Vorratsschrank und holte einige Katroffeln hinaus. Sie richtete sich auf und nickte zu Norly herüber. "Würden Sie so gut sein und nach einem Topf suchen? Die Beilage hätten wir schon mal." Ein weiteres Regalbrett in dem der Doc seine Vorräte lag jedoch auf der anderen Seite des Raumes und so musste sie an Norly vorbei. Sie schmunzelte, als sie auf ihn zuging und sich an ihm vorbei drängte. Ein wenig Körperkontakt ließ sich in der Enge der Küche nicht vermeiden. Sie war gespannt wie er reagieren würde. Sie warf einen Blick in das Regalbrett und lächelte zufrieden. "Haggis! Gibt es das? DAs habe ich schon ewig nicht mehr gegessen. Allerdings mögen es auch die wenigsten. Wie sieht es aus? Sind sie Haggis-Freund? Ansonsten könnte ich noch Pastete zusammenwerfen." Sie war erstaunt über das reichhaltige Angebot und freute sich darauf, das erste mal seit fast undenkbarer Zeit, wieder etwas ordentliches zwischen die Zähne zu bekommen. Dann erst drehte sie sich endgültig zu ihm um.
Elli- Piratenpinguin
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Re: Götterblut - Kapitel 2: Gut geplant ist halb gewonnen
"Wie du vielleicht mitbekommen hast, habe ich bereits einige Informationen gesammelt. Das war der Grund für meinen Ausflug und die Gespräche mit den Leuten. Von daher wird mein Plan sicher ausgefallener sein, als an der Tür zu klopfen und nach Charles zu fragen!" Randolph war froh das Alan zumindest Interesse zeigte. Er hätte Randolph auch einfach verpfeifen können. Schließlich handelte er sicher ganz und gar nicht im Sinne seines hochwohlgeborenen Gastes. Lord Norly. Das würde wirklich zu ihm passen.
"Und mein Ziel ist auch nicht irgendeine Person. Der Name der Frau ist Sarah Mauney. Die Ehefrau des kürzlich verstorbenen Harrold Mauney. Ich denke der Name sagt ihnen etwas."
"Und mein Ziel ist auch nicht irgendeine Person. Der Name der Frau ist Sarah Mauney. Die Ehefrau des kürzlich verstorbenen Harrold Mauney. Ich denke der Name sagt ihnen etwas."
Darnamur- Jünger des Pinguins
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Re: Götterblut - Kapitel 2: Gut geplant ist halb gewonnen
Charles‘ Blick blieb kurz an der Stelle hängen, an der Ms. Stead gerade noch gestanden hatte, bevor sie Melinda und ihn wieder allein gelassen hatte. Der Unterton in der Stimme der jungen Frau hatte alles andere als begeistert, wenn nicht sogar ziemlich kritisch geklungen, auch wenn die Worte ruhig über ihre Lippen gekommen waren und sie zum Abschied sogar gelächelt hatte.
Sie glaubte, dass sie sie störte. Natürlich, Ms. Stead musste sich wie das fünfte Rad am Wagen vorkommen, da Charles vornehmlich Melinda und peinlicherweise auch deren Vorzügen gewidmet hatte. Charles wurde sich bewusst, dass sein Verhalten nicht nur ihn in die Bredouille gebracht, sondern auch Ms. Stead das Gefühl gegeben hatte, fehl am Platz zu sein. Überhaupt hatte er bisher mit Johanna kaum Worte gewechselt, vielleicht auch, weil sie selbst so still gewesen war. Dabei hatte sie, daran erinnerte er sich, mehr über ihn erfahren und ihn so vermutlich kennenlernen gewollt. Nur war ihm nicht klar, welche Intention genau hinter diesem Wunsch steckte. Es wäre möglich, dass sie nach der gestrigen unerwarteten Geiselnahme und seiner Entschuldigung dafür, im Zuge der er erwähnt hatte, dass man ihm die Morde angehängt hatte, neugierig geworden war. Dass ein hübsches, junges Ding wie Ms. Stead privates Interesse an ihm hegte, wagte er jedoch zu bezweifeln, zumal sie ihm gegenüber auch vor einigen Minuten erst deutlich ängstliche Zurückhaltung gezeigt hatte – eine Sache, die von Zuneigung kaum weiter hätte entfernt sein können. Charles hoffte trotzdem, dass er ihre Gefühle nicht verletzt hatte, indem er Melinda mehr und andere Beachtung geschenkt hatte als ihr.
Wie dem auch sei: Dieses Ereignis warf ein schlechtes Licht auf ihn – und ein falsches, davon war er überzeugt. Ms. Stead dachte nun vermutlich, dass er ein Lüstling sein musste – was seiner Meinung nach nicht weiter von der Wahrheit hätte entfernt sein können. Nein, er wusste sich zu benehmen und kannte seinen Platz. Nichts lag ihm ferner als sich aufzudrängen. Das bedeutete aber nicht, dass er unempfänglich für weibliche Reize war, wie er selbst bedauerlicherweise nun wieder einmal hatte merken müssen. Besonders, wenn er angeheitert war wie jetzt, vergaß er manchmal, sein Interesse nicht zu offensichtlich zu zeigen.
Charles vermutete, dass es das Beste sein würde, sich auch bei Ms. Stead für sein Verhalten zu entschuldigen, und beschloss, bei einer sich bietenden Gelegenheit mit ihr zu sprechen. Herrje. Nun wollte sie offensichtlich allein sein, auch wenn sie ihre Hilfe angeboten hatte, also ließ Charles sie erst einmal ziehen. Außerdem wäre es ebenso unhöflich gewesen, gegenüber Ms. Stead nun aufdringlich zu sein, wie Melinda nun stehen zu lassen. Immerhin waren Charles mit dieser im Gespräch, das ja durch Ms. Steads Auftauchen unterbrochen worden war, und wartete noch auf eine Reaktion.
Doch Ms. Bolt war ihm glücklicherweise nicht böse und hatte sich nicht durch seine Blicke belästigt gefühlt. Er schenkte ihr zur Antwort ein erleichtertes und zugleich dankbares Lächeln, wenn auch kurz wieder ein bisschen Verlegenheit mitschwang. Er hatte Melindas wundervoll entwaffnende Freundlichkeit nicht in geringster Weise verdient. In der Tat, sie war ihm in der gestrigen Nacht wirklich nahe gekommen – auch wenn dies nicht der erste Körperkontakt zwischen ihnen gewesen war. Schließlich hatte die Entführung Stunden zuvor nicht wenig davon erfordert.
Charles vermutete, dass Melinda sich nicht an den kurzen Kampf, den er mit ihr hatte, bevor sie ihn seinen Armen zusammengesackt war, erinnern konnte. Ein Vorteil, für den Charles dem Mittel, das er verwendet hatte, in diesem Moment dankbar war – für diesen Gedanken schalt er sich noch mehr. Er war sich sicher, dass Ms. Bolt ihn nicht so nachsichtig behandeln würde, hätte sie den Ereignissen ihrer Entführung als Beobachterin beigewohnt.
Er hingegen wusste genau, was er getan hatte – was er hatte tun müssen, um seinen Plan umzusetzen und seine „Beute“ zu verteidigen, als es unerwartet brenzlig geworden war. Es regte sich ein schlechtes Gewissen in ihm, obwohl er wusste, dass seine Vorgehensweise notwendig gewesen war – zum Teil zumindest. Brutalität und rohe Gewalt waren nicht gerade Charles‘ Steckenpferd und er hätte es gerne vermieden, handgreiflich zu werden, doch die Bobbies, denen er unglücklicherweise direkt in die Arme gelaufen war, hatten ihm keine Wahl gelassen. Er hatte sich verteidigen müssen, das stand außer Frage, jedoch war da noch etwas anderes gewesen.
Charles hatte sich in einem günstigen Moment auf Melinda gestürzt, als er sicher gewesen war, dass niemand sein, offen gesagt, schändliches Vorgehen hätte beobachten können. Selbstverständlich hatte sie sich gewehrt – wer hätte das nicht getan, wenn sich fremde Arme wie aus Nichts um einen schlangen und die eigenen am Körper fixierten, während einem ein mit einem Anästhetikum getränktes Tuch ins Gesicht gedrückt wurde? Ihre zierliche Statur hatte seiner Kraft und dem Moment der Überraschung einfach nichts entgegenhalten können. Selbstverständlich hatte sie geschrien – doch durch das Tuch und seine Hand hindurch hatte niemand sie hören und ihr zur Hilfe eilen können. Zumindest war das nicht sofort geschehen. Noch bevor Melinda vollständig weggedämmert gewesen war und sich noch kraftlos versucht hatte, sich aus seiner Umklammerung zu winden, hatte er sie schon mit sich auf die Straße gezerrt.
Doch dort waren sie nicht mehr allein gewesen. Dass die beiden Polizisten im Irrglauben, sie hätten Charles auf frischer Tat bei einem erneuten Mord ertappt, beinahe sofort auf ihn geschossen hatten, nachdem er Melinda vorsichtig abgelegt hatte und, entgegen der laut gebellten Forderung, sich nicht zu rühren, eine vorläufige Flucht um die nächste Ecke angetreten war, hatte er an sich nachvollziehen können. Dass sie dabei allerdings seine Prothese getroffen hatten... das hatte ihn wahrlich wütend gemacht, was sich im Endeffekt wohl darauf ausgewirkt hatte, wie er sich der Bedrohung durch die Bobbies entledigt hatte. Charles hatte wahre, tiefschürfende Angst verspürt, als er bemerkt hatte, dass seine mechanischen Finger nicht mehr seinem Willen gehorchten. Panik war in ihm aufgestiegen. In dem Moment wäre es ihm beinahe noch lieber gewesen, die Polizisten hätten seinen anderen Unterarm durchlöchert. Den Schmerz hätte er gerne in Kauf genommen, wenn er dafür nur nicht wieder zum nutzlosen Krüppel wurde. Ihre Belohnung dafür war bestimmt schmerzhaft gewesen und würde mit Sicherheit noch für einige Zeit vorhalten, bis sie sich auskuriert hatten. Es hatte Charles, nachdem er die Tat hinter sich gebracht und sich sein überschwänglicher Zorn schlagartig gelegt hatte, selbst erschreckt, die beiden Männer, die schließlich pflichtbewusst ihrer Arbeit nachgegangen waren, überwältigt daliegen zu sehen. So still und regungslos, dass er befürchtet hatte, dass er ihnen mit dem Knauf seines eigenen Revolvers die Schädel eingeschlagen hatte… Dass man nach all den entbehrungsreichen Wochen nun doch das aus ihm gemacht hatte, was man längst schon in ihm sah: einen abgebrühten Psychopathen. Doch einen Puls hatte er bei beiden noch finden können.
Dass er nur wenige Stunden darauf ebenfalls niedergeschlagen worden war, musste wohl bittere Ironie des Schicksals gewesen sein. Charles hatte es verdient gehabt. Es tat ihm zwar leid, dass er so vorgegangen war, wie er vorgegangen war, doch er bereute es nicht wirklich. Er war in seinem Inneren, trotz allem, davon überzeugt, dass er richtig gehandelt hatte. Nein, er verdiente Melindas Lächeln wahrhaftig nicht. Sie wusste nicht, wen sie vor sich hatte. Sie sah nicht den kompletten Mann, der er war. Seine Natur war im Grunde sanftmütig, jedoch hatte er auch eine ziemlich dunkle Seite, die dann und wann zum Vorschein trat, wenn er keinen anderen Weg sah oder man ihn bis zur Weißglut reizte. Das konnte er nicht leugnen.
Wie ich dem Doktor gestern schon gesagt habe: Ich bin Charles Norly und Scarface. Beides habe ich mir nicht ausgesucht, aber so ist es eben. Ich mache das Beste aus meiner Situation… Und das fordert einen moralischen Preis, den ich bereit bin, zu zahlen – aber auch das nur bis zu einem gewissen Grad und bestimmt nicht leichtfertig.
Dennoch tat es gut, dass Melinda ihm wohlgesonnen war. Sie schien das Gute in ihm zu sehen und das war, davon war er selbst überzeugt, eindeutig das, was überwiegte. Das schlechte Gewissen würde bleiben, jedoch wäre es wirklich bedauerlich gewesen, wenn die Entführung ihrer Person zwischen ihnen gestanden hätte. Sie war eine besondere Frau, diese Ms. Melinda Bolt. Er hatte, dass sie das Gleichgewicht verloren hatte und auf ihm gelandet war, ebenfalls in keinster Weise als Belästigung empfunden. In dem Moment hatte er nicht darüber nachgedacht, weil es wirklich ein Versehen gewesen war, doch nun formulierte Melinda es so, als würde dieses Ereignis sein Starren aufwiegen.
Sie brachte ihn auf charmante Weise aus dem Konzept und dessen war sie sich anscheinend durchaus bewusst. Außerdem steckte ihn Ms. Bolts gute Laune an. Selbst seine Sorgen und die Trauer, die er empfand, und die vielen ungeklärten Dinge, die ihn beschäftigten, vermochte sie mit ihrem Lächeln in den Hintergrund zu rücken. Der Alkohol, den sein Herz mit dem Blut durch seinen Körper pumpte, tat vermutlich das Übrige. Charles war Melindas beruhigend wirkenden Worten, dass er sich keine Gedanken machen solle, nachgekommen. Er fühlte sich plötzlich wieder wohl in seiner Situation, auch wenn es nur die aktuelle war, denn der Gedanke an die Scarface-Angelegenheit haftete wie sein eigener Schatten an ihm und drohte immer wieder, sein Gemüt mit Düsternis zu befallen. Melindas Gesellschaft hingegen vermochte ihn aufzumuntern. Es tat gut, mit jemandem plaudern und lachen zu können. Die Anspannung, die er gerade noch verspürt hatte, war förmlich mit dem guten Gefühl dahingeschmolzen, den Rest der Welt für einen Moment vergessen zu können.
Melinda nutzte den Moment der noch anhaltenden Verblüffung, um das Ruder in der Küche in die Hand zu nehmen. Charles war das nur recht – schließlich hatte er ihr das, darum bittend, angeboten. Er wollte schon ihrem Wunsch nachkommen und nach einem Topf für die Kartoffeln suchen, die sie zielsicher gefunden hatte, als sie sich an ihm vorbeischob, bevor er auch nur versuchen konnte, ihr Platz zu machen oder zumindest seinen Bauch etwas einzuziehen – nicht, dass es dort viel zum Einziehen gegeben hätte. In den vergangenen Wochen hatte Charles einiges an Gewicht verloren, jedoch war er von der schmalen Figur, die er zuletzt als junger Mann besessen hatte, noch um ein deutliches Stück entfernt war. Nicht, dass er gezielt darauf hinarbeiten würde. Es lag auch nicht daran, dass es ihm etwa in den vergangenen zwei Monaten an Lebensmitteln gemangelt hätte. Vielmehr litt er, seitdem er auf der Flucht war, an zeitweise auftretender Appetitlosigkeit oder hatte neben den vielen anderen Sachen, die ihn beschäftigten, auch nicht selten einfach vergessen, etwas zu sich zu nehmen. Nun mangelte es ihm aber nicht an Appetit und er konnte es kaum erwarten, sich den Magen vollzuschlagen. Er war gespannt, was Dr. Tremaines Küche wohl noch hergeben würde.
Die Kartoffeln waren schon einmal ein guter Anfang und Melinda schien tatsächlich zu wissen, wo sie hier auf weitere Lebensmittel stoßen würde. Charles hielt still und unbewusst auch die Luft an, während er ihr auf die Schnelle höflich zulächelte, als sie ihm kurz so nah war. Wäre er nüchtern gewesen, wäre er vielleicht unter ihrer Berührung zusammengezuckt – aber nicht, weil er diese als störend empfand, sondern weil sein Körper, unter seiner Kleidung versteckt, aufgrund des Sturzes vom Dach auf Ms. Steads Balkon etwas lädiert war. Der Rausch hatte angenehmerweise seine Arbeit getan und auch Charles‘ Schmerzempfinden gedämpft. Es war angenehmer, zu atmen, ohne bei jedem Heben und Senken des Brustkorbs ein ziehendes Brennen zu spüren. Nun fühlte es sich eher so an, als würde ihm permanent etwas Schweres gegen die Seite drücken. Der Körperkontakt zu Melinda war, wenn auch unerwartet, ein angenehmer Kontrast dazu. Sobald sie jedoch an ihm vorbeigeschlüpft war, widmete er sich sofort gewissenhaft der Topfsuche. Charles stand gerade gebückt da, um die Schränke unter der Arbeitsplatte zu durchforsten, als Melinda ihren Wunsch nach Haggis erwähnte. Ihre Worte brachten ihn zum Schmunzeln und schließlich zum Lachen, als sie sich ihm wieder zuwandte. Es war schon etwas länger her, dass Charles das letzte Mal Haggis gegessen, oder vielmehr gekostet hatte. Nicht, dass er ihn absolut abstoßend fand, jedoch war ihm diese eigentümliche Mischung von Innereien und anderen Zutaten höchstsuspekt. Einen „Haggis-Freund“ würde er sich also nicht gerade nennen. Er fand sogar, dass die Schotten für ihre traditionelle Esskultur hier in England, gerade für ihren Haggis, nicht umsonst verlacht waren. Dass Melinda anscheinend so begeistert von diesem Gericht war, fand Charles interessant und zugleich amüsierend.
„Haggis?“, fragte er vergnügt, als würde er glauben, sich verhört zu haben.
„Die schottische Küche in allen Ehren“, beteuerte er grinsend, „doch ich bin leider nicht mit einem allzu starken Magen gesegnet.“
Das entsprach allerdings der Wahrheit. Mehr als einen Bissen Haggis hatte er das letzte Mal nicht hinunterbekommen. Gegeneinen rebellierenden Körper ließ sich nichts machen. Das war vielleicht schon Anzeichen genug dafür, dass Haggis überall hingehörte, nur nicht in den Verdauungstrakt.
Charles besann sich jedoch und setzte wieder etwas mehr Ernsthaftigkeit auf. Es war nicht seine Absicht gewesen, Melinda hochzunehmen.
„Ich möchte Ihre Freude wirklich nicht dämpfen, aber wenn der Doktor nicht zufällig ein Haggis-Liebhaber ist, bezweifle ich, dass er welchen im Haus hat… oder alles Nötige, um ihn zuzubereiten“, sagte er nach einem Moment des Zögerns, denn Innereien wie Lunge, Herz und Leber verdarben schnell und mussten nach dem Kauf am besten sofort verarbeitet werden, „– einmal ganz abgesehen davon, dass wir Gefahr laufen würden, noch während der Zubereitung zu verhungern.“ Charles hatte sich noch nie an Haggis versucht, da er ihn nur wählen würde, wenn er wahrlich sonst darben müsste, aber er wusste, dass dieses Vorhaben mehrere Stunden gedauert hätte. Oder er hätte versuchen müssen, auf der Schnelle irgendwo in der Stadt ein Stück aufzutreiben – mit seinem Gesicht und allgemein am Sonntag ein schwieriges Unterfangen. Er hätte Melinda gerne diesen einen Gefallen getan und ihr ihren Wunsch nach Haggis erfüllt, jedoch sah er in diesem Moment keine Möglichkeit, das zu realisieren. Vielleicht würde er irgendwann dazu kommen.
„Doch Pastete klingt wirklich fabelhaft“, fand Charles und freute sich schon darauf. Bei flauem Magen hob nichts besser die Stimmung als die Aussicht auf etwas Essbarem – abgesehen davon, wirklich den Hunger stillen zu können.
Schon fand Charles den gewünschten Topf und auch eine Pastetenform und holte beides aus einem der Küchenschränke hervor. Pastete und dazu Kartoffeln – das würde eine reichhaltige und üppige Mahlzeit ergeben. Einfach und lecker. Nun blieb noch die Frage offen, womit sie die Pastete füllen würden. Er richtete sich auf und wandte sich zufrieden lächelnd Melinda und ihrem Regal zu.
„Haben Sie etwas Fleisch gefunden?“, fragte er sie hoffnungsvoll. Seiner Meinung nach schmeckten Fleischpasteten am besten.
„Aber suchen Sie sich ruhig aus, was Sie gerne essen. Ich beuge mich Ihrem Urteil. Ich könnte mich um den Teig kümmern“, bot er an und begann mit einer neuen Suche. So viele Schranktüren und Regale gab es in der Küche nicht.
„Mmh“, machte er nachdenklich, während er seinen Blick das Angebot schweifen ließ. Er entdeckte Mehl und Butter, die beiden Zutaten würden sie auf jeden Fall brauchen, und Schmalz, der sich bestens dafür anbot, die Form und zum Abschluss den Teigdeckel einzufetten, damit dieser im Ofen schön knusprig wurde. Charles wusste genau, was er tat. Mit Pasteten kannte er sich aus, denn diese er hatte schon etliche Male zubereitet. Er prüfte, ob Butter und Schmalz auch nicht ranzig rochen – was nicht der Fall war, weswegen er seinen Fund zufrieden auf der schmalen Arbeitsfläche ablud. Den meisten Pasteten, die man auf die Hand auf den Straßen der Stadt zu kaufen bekam, schmeckte man es oft an einem strengen Beigeschmack an, dass nicht ganz so frische Zutaten verwendet wurden. Die Bäcker und Verkäufer konnten es sich einfach nicht leisten, noch nicht völlig Verdorbenes wegzuwerfen, anstatt es noch zu verwenden. Eine nachvollziehbare, aber auch unschöne Angewohnheit, die man als Kunde aber in Kauf nehmen musste.
Gerade gab es für Charles aber keinen Grund, sich zu beschweren. Im Grunde war er fast schon glückselig in seine selbstgewählte Aufgabe vertieft und begann, in einer Schüssel nach Augenmaß den Teig zusammenzumischen.
Sie glaubte, dass sie sie störte. Natürlich, Ms. Stead musste sich wie das fünfte Rad am Wagen vorkommen, da Charles vornehmlich Melinda und peinlicherweise auch deren Vorzügen gewidmet hatte. Charles wurde sich bewusst, dass sein Verhalten nicht nur ihn in die Bredouille gebracht, sondern auch Ms. Stead das Gefühl gegeben hatte, fehl am Platz zu sein. Überhaupt hatte er bisher mit Johanna kaum Worte gewechselt, vielleicht auch, weil sie selbst so still gewesen war. Dabei hatte sie, daran erinnerte er sich, mehr über ihn erfahren und ihn so vermutlich kennenlernen gewollt. Nur war ihm nicht klar, welche Intention genau hinter diesem Wunsch steckte. Es wäre möglich, dass sie nach der gestrigen unerwarteten Geiselnahme und seiner Entschuldigung dafür, im Zuge der er erwähnt hatte, dass man ihm die Morde angehängt hatte, neugierig geworden war. Dass ein hübsches, junges Ding wie Ms. Stead privates Interesse an ihm hegte, wagte er jedoch zu bezweifeln, zumal sie ihm gegenüber auch vor einigen Minuten erst deutlich ängstliche Zurückhaltung gezeigt hatte – eine Sache, die von Zuneigung kaum weiter hätte entfernt sein können. Charles hoffte trotzdem, dass er ihre Gefühle nicht verletzt hatte, indem er Melinda mehr und andere Beachtung geschenkt hatte als ihr.
Wie dem auch sei: Dieses Ereignis warf ein schlechtes Licht auf ihn – und ein falsches, davon war er überzeugt. Ms. Stead dachte nun vermutlich, dass er ein Lüstling sein musste – was seiner Meinung nach nicht weiter von der Wahrheit hätte entfernt sein können. Nein, er wusste sich zu benehmen und kannte seinen Platz. Nichts lag ihm ferner als sich aufzudrängen. Das bedeutete aber nicht, dass er unempfänglich für weibliche Reize war, wie er selbst bedauerlicherweise nun wieder einmal hatte merken müssen. Besonders, wenn er angeheitert war wie jetzt, vergaß er manchmal, sein Interesse nicht zu offensichtlich zu zeigen.
Charles vermutete, dass es das Beste sein würde, sich auch bei Ms. Stead für sein Verhalten zu entschuldigen, und beschloss, bei einer sich bietenden Gelegenheit mit ihr zu sprechen. Herrje. Nun wollte sie offensichtlich allein sein, auch wenn sie ihre Hilfe angeboten hatte, also ließ Charles sie erst einmal ziehen. Außerdem wäre es ebenso unhöflich gewesen, gegenüber Ms. Stead nun aufdringlich zu sein, wie Melinda nun stehen zu lassen. Immerhin waren Charles mit dieser im Gespräch, das ja durch Ms. Steads Auftauchen unterbrochen worden war, und wartete noch auf eine Reaktion.
Doch Ms. Bolt war ihm glücklicherweise nicht böse und hatte sich nicht durch seine Blicke belästigt gefühlt. Er schenkte ihr zur Antwort ein erleichtertes und zugleich dankbares Lächeln, wenn auch kurz wieder ein bisschen Verlegenheit mitschwang. Er hatte Melindas wundervoll entwaffnende Freundlichkeit nicht in geringster Weise verdient. In der Tat, sie war ihm in der gestrigen Nacht wirklich nahe gekommen – auch wenn dies nicht der erste Körperkontakt zwischen ihnen gewesen war. Schließlich hatte die Entführung Stunden zuvor nicht wenig davon erfordert.
Charles vermutete, dass Melinda sich nicht an den kurzen Kampf, den er mit ihr hatte, bevor sie ihn seinen Armen zusammengesackt war, erinnern konnte. Ein Vorteil, für den Charles dem Mittel, das er verwendet hatte, in diesem Moment dankbar war – für diesen Gedanken schalt er sich noch mehr. Er war sich sicher, dass Ms. Bolt ihn nicht so nachsichtig behandeln würde, hätte sie den Ereignissen ihrer Entführung als Beobachterin beigewohnt.
Er hingegen wusste genau, was er getan hatte – was er hatte tun müssen, um seinen Plan umzusetzen und seine „Beute“ zu verteidigen, als es unerwartet brenzlig geworden war. Es regte sich ein schlechtes Gewissen in ihm, obwohl er wusste, dass seine Vorgehensweise notwendig gewesen war – zum Teil zumindest. Brutalität und rohe Gewalt waren nicht gerade Charles‘ Steckenpferd und er hätte es gerne vermieden, handgreiflich zu werden, doch die Bobbies, denen er unglücklicherweise direkt in die Arme gelaufen war, hatten ihm keine Wahl gelassen. Er hatte sich verteidigen müssen, das stand außer Frage, jedoch war da noch etwas anderes gewesen.
Charles hatte sich in einem günstigen Moment auf Melinda gestürzt, als er sicher gewesen war, dass niemand sein, offen gesagt, schändliches Vorgehen hätte beobachten können. Selbstverständlich hatte sie sich gewehrt – wer hätte das nicht getan, wenn sich fremde Arme wie aus Nichts um einen schlangen und die eigenen am Körper fixierten, während einem ein mit einem Anästhetikum getränktes Tuch ins Gesicht gedrückt wurde? Ihre zierliche Statur hatte seiner Kraft und dem Moment der Überraschung einfach nichts entgegenhalten können. Selbstverständlich hatte sie geschrien – doch durch das Tuch und seine Hand hindurch hatte niemand sie hören und ihr zur Hilfe eilen können. Zumindest war das nicht sofort geschehen. Noch bevor Melinda vollständig weggedämmert gewesen war und sich noch kraftlos versucht hatte, sich aus seiner Umklammerung zu winden, hatte er sie schon mit sich auf die Straße gezerrt.
Doch dort waren sie nicht mehr allein gewesen. Dass die beiden Polizisten im Irrglauben, sie hätten Charles auf frischer Tat bei einem erneuten Mord ertappt, beinahe sofort auf ihn geschossen hatten, nachdem er Melinda vorsichtig abgelegt hatte und, entgegen der laut gebellten Forderung, sich nicht zu rühren, eine vorläufige Flucht um die nächste Ecke angetreten war, hatte er an sich nachvollziehen können. Dass sie dabei allerdings seine Prothese getroffen hatten... das hatte ihn wahrlich wütend gemacht, was sich im Endeffekt wohl darauf ausgewirkt hatte, wie er sich der Bedrohung durch die Bobbies entledigt hatte. Charles hatte wahre, tiefschürfende Angst verspürt, als er bemerkt hatte, dass seine mechanischen Finger nicht mehr seinem Willen gehorchten. Panik war in ihm aufgestiegen. In dem Moment wäre es ihm beinahe noch lieber gewesen, die Polizisten hätten seinen anderen Unterarm durchlöchert. Den Schmerz hätte er gerne in Kauf genommen, wenn er dafür nur nicht wieder zum nutzlosen Krüppel wurde. Ihre Belohnung dafür war bestimmt schmerzhaft gewesen und würde mit Sicherheit noch für einige Zeit vorhalten, bis sie sich auskuriert hatten. Es hatte Charles, nachdem er die Tat hinter sich gebracht und sich sein überschwänglicher Zorn schlagartig gelegt hatte, selbst erschreckt, die beiden Männer, die schließlich pflichtbewusst ihrer Arbeit nachgegangen waren, überwältigt daliegen zu sehen. So still und regungslos, dass er befürchtet hatte, dass er ihnen mit dem Knauf seines eigenen Revolvers die Schädel eingeschlagen hatte… Dass man nach all den entbehrungsreichen Wochen nun doch das aus ihm gemacht hatte, was man längst schon in ihm sah: einen abgebrühten Psychopathen. Doch einen Puls hatte er bei beiden noch finden können.
Dass er nur wenige Stunden darauf ebenfalls niedergeschlagen worden war, musste wohl bittere Ironie des Schicksals gewesen sein. Charles hatte es verdient gehabt. Es tat ihm zwar leid, dass er so vorgegangen war, wie er vorgegangen war, doch er bereute es nicht wirklich. Er war in seinem Inneren, trotz allem, davon überzeugt, dass er richtig gehandelt hatte. Nein, er verdiente Melindas Lächeln wahrhaftig nicht. Sie wusste nicht, wen sie vor sich hatte. Sie sah nicht den kompletten Mann, der er war. Seine Natur war im Grunde sanftmütig, jedoch hatte er auch eine ziemlich dunkle Seite, die dann und wann zum Vorschein trat, wenn er keinen anderen Weg sah oder man ihn bis zur Weißglut reizte. Das konnte er nicht leugnen.
Wie ich dem Doktor gestern schon gesagt habe: Ich bin Charles Norly und Scarface. Beides habe ich mir nicht ausgesucht, aber so ist es eben. Ich mache das Beste aus meiner Situation… Und das fordert einen moralischen Preis, den ich bereit bin, zu zahlen – aber auch das nur bis zu einem gewissen Grad und bestimmt nicht leichtfertig.
Dennoch tat es gut, dass Melinda ihm wohlgesonnen war. Sie schien das Gute in ihm zu sehen und das war, davon war er selbst überzeugt, eindeutig das, was überwiegte. Das schlechte Gewissen würde bleiben, jedoch wäre es wirklich bedauerlich gewesen, wenn die Entführung ihrer Person zwischen ihnen gestanden hätte. Sie war eine besondere Frau, diese Ms. Melinda Bolt. Er hatte, dass sie das Gleichgewicht verloren hatte und auf ihm gelandet war, ebenfalls in keinster Weise als Belästigung empfunden. In dem Moment hatte er nicht darüber nachgedacht, weil es wirklich ein Versehen gewesen war, doch nun formulierte Melinda es so, als würde dieses Ereignis sein Starren aufwiegen.
Sie brachte ihn auf charmante Weise aus dem Konzept und dessen war sie sich anscheinend durchaus bewusst. Außerdem steckte ihn Ms. Bolts gute Laune an. Selbst seine Sorgen und die Trauer, die er empfand, und die vielen ungeklärten Dinge, die ihn beschäftigten, vermochte sie mit ihrem Lächeln in den Hintergrund zu rücken. Der Alkohol, den sein Herz mit dem Blut durch seinen Körper pumpte, tat vermutlich das Übrige. Charles war Melindas beruhigend wirkenden Worten, dass er sich keine Gedanken machen solle, nachgekommen. Er fühlte sich plötzlich wieder wohl in seiner Situation, auch wenn es nur die aktuelle war, denn der Gedanke an die Scarface-Angelegenheit haftete wie sein eigener Schatten an ihm und drohte immer wieder, sein Gemüt mit Düsternis zu befallen. Melindas Gesellschaft hingegen vermochte ihn aufzumuntern. Es tat gut, mit jemandem plaudern und lachen zu können. Die Anspannung, die er gerade noch verspürt hatte, war förmlich mit dem guten Gefühl dahingeschmolzen, den Rest der Welt für einen Moment vergessen zu können.
Melinda nutzte den Moment der noch anhaltenden Verblüffung, um das Ruder in der Küche in die Hand zu nehmen. Charles war das nur recht – schließlich hatte er ihr das, darum bittend, angeboten. Er wollte schon ihrem Wunsch nachkommen und nach einem Topf für die Kartoffeln suchen, die sie zielsicher gefunden hatte, als sie sich an ihm vorbeischob, bevor er auch nur versuchen konnte, ihr Platz zu machen oder zumindest seinen Bauch etwas einzuziehen – nicht, dass es dort viel zum Einziehen gegeben hätte. In den vergangenen Wochen hatte Charles einiges an Gewicht verloren, jedoch war er von der schmalen Figur, die er zuletzt als junger Mann besessen hatte, noch um ein deutliches Stück entfernt war. Nicht, dass er gezielt darauf hinarbeiten würde. Es lag auch nicht daran, dass es ihm etwa in den vergangenen zwei Monaten an Lebensmitteln gemangelt hätte. Vielmehr litt er, seitdem er auf der Flucht war, an zeitweise auftretender Appetitlosigkeit oder hatte neben den vielen anderen Sachen, die ihn beschäftigten, auch nicht selten einfach vergessen, etwas zu sich zu nehmen. Nun mangelte es ihm aber nicht an Appetit und er konnte es kaum erwarten, sich den Magen vollzuschlagen. Er war gespannt, was Dr. Tremaines Küche wohl noch hergeben würde.
Die Kartoffeln waren schon einmal ein guter Anfang und Melinda schien tatsächlich zu wissen, wo sie hier auf weitere Lebensmittel stoßen würde. Charles hielt still und unbewusst auch die Luft an, während er ihr auf die Schnelle höflich zulächelte, als sie ihm kurz so nah war. Wäre er nüchtern gewesen, wäre er vielleicht unter ihrer Berührung zusammengezuckt – aber nicht, weil er diese als störend empfand, sondern weil sein Körper, unter seiner Kleidung versteckt, aufgrund des Sturzes vom Dach auf Ms. Steads Balkon etwas lädiert war. Der Rausch hatte angenehmerweise seine Arbeit getan und auch Charles‘ Schmerzempfinden gedämpft. Es war angenehmer, zu atmen, ohne bei jedem Heben und Senken des Brustkorbs ein ziehendes Brennen zu spüren. Nun fühlte es sich eher so an, als würde ihm permanent etwas Schweres gegen die Seite drücken. Der Körperkontakt zu Melinda war, wenn auch unerwartet, ein angenehmer Kontrast dazu. Sobald sie jedoch an ihm vorbeigeschlüpft war, widmete er sich sofort gewissenhaft der Topfsuche. Charles stand gerade gebückt da, um die Schränke unter der Arbeitsplatte zu durchforsten, als Melinda ihren Wunsch nach Haggis erwähnte. Ihre Worte brachten ihn zum Schmunzeln und schließlich zum Lachen, als sie sich ihm wieder zuwandte. Es war schon etwas länger her, dass Charles das letzte Mal Haggis gegessen, oder vielmehr gekostet hatte. Nicht, dass er ihn absolut abstoßend fand, jedoch war ihm diese eigentümliche Mischung von Innereien und anderen Zutaten höchstsuspekt. Einen „Haggis-Freund“ würde er sich also nicht gerade nennen. Er fand sogar, dass die Schotten für ihre traditionelle Esskultur hier in England, gerade für ihren Haggis, nicht umsonst verlacht waren. Dass Melinda anscheinend so begeistert von diesem Gericht war, fand Charles interessant und zugleich amüsierend.
„Haggis?“, fragte er vergnügt, als würde er glauben, sich verhört zu haben.
„Die schottische Küche in allen Ehren“, beteuerte er grinsend, „doch ich bin leider nicht mit einem allzu starken Magen gesegnet.“
Das entsprach allerdings der Wahrheit. Mehr als einen Bissen Haggis hatte er das letzte Mal nicht hinunterbekommen. Gegeneinen rebellierenden Körper ließ sich nichts machen. Das war vielleicht schon Anzeichen genug dafür, dass Haggis überall hingehörte, nur nicht in den Verdauungstrakt.
Charles besann sich jedoch und setzte wieder etwas mehr Ernsthaftigkeit auf. Es war nicht seine Absicht gewesen, Melinda hochzunehmen.
„Ich möchte Ihre Freude wirklich nicht dämpfen, aber wenn der Doktor nicht zufällig ein Haggis-Liebhaber ist, bezweifle ich, dass er welchen im Haus hat… oder alles Nötige, um ihn zuzubereiten“, sagte er nach einem Moment des Zögerns, denn Innereien wie Lunge, Herz und Leber verdarben schnell und mussten nach dem Kauf am besten sofort verarbeitet werden, „– einmal ganz abgesehen davon, dass wir Gefahr laufen würden, noch während der Zubereitung zu verhungern.“ Charles hatte sich noch nie an Haggis versucht, da er ihn nur wählen würde, wenn er wahrlich sonst darben müsste, aber er wusste, dass dieses Vorhaben mehrere Stunden gedauert hätte. Oder er hätte versuchen müssen, auf der Schnelle irgendwo in der Stadt ein Stück aufzutreiben – mit seinem Gesicht und allgemein am Sonntag ein schwieriges Unterfangen. Er hätte Melinda gerne diesen einen Gefallen getan und ihr ihren Wunsch nach Haggis erfüllt, jedoch sah er in diesem Moment keine Möglichkeit, das zu realisieren. Vielleicht würde er irgendwann dazu kommen.
„Doch Pastete klingt wirklich fabelhaft“, fand Charles und freute sich schon darauf. Bei flauem Magen hob nichts besser die Stimmung als die Aussicht auf etwas Essbarem – abgesehen davon, wirklich den Hunger stillen zu können.
Schon fand Charles den gewünschten Topf und auch eine Pastetenform und holte beides aus einem der Küchenschränke hervor. Pastete und dazu Kartoffeln – das würde eine reichhaltige und üppige Mahlzeit ergeben. Einfach und lecker. Nun blieb noch die Frage offen, womit sie die Pastete füllen würden. Er richtete sich auf und wandte sich zufrieden lächelnd Melinda und ihrem Regal zu.
„Haben Sie etwas Fleisch gefunden?“, fragte er sie hoffnungsvoll. Seiner Meinung nach schmeckten Fleischpasteten am besten.
„Aber suchen Sie sich ruhig aus, was Sie gerne essen. Ich beuge mich Ihrem Urteil. Ich könnte mich um den Teig kümmern“, bot er an und begann mit einer neuen Suche. So viele Schranktüren und Regale gab es in der Küche nicht.
„Mmh“, machte er nachdenklich, während er seinen Blick das Angebot schweifen ließ. Er entdeckte Mehl und Butter, die beiden Zutaten würden sie auf jeden Fall brauchen, und Schmalz, der sich bestens dafür anbot, die Form und zum Abschluss den Teigdeckel einzufetten, damit dieser im Ofen schön knusprig wurde. Charles wusste genau, was er tat. Mit Pasteten kannte er sich aus, denn diese er hatte schon etliche Male zubereitet. Er prüfte, ob Butter und Schmalz auch nicht ranzig rochen – was nicht der Fall war, weswegen er seinen Fund zufrieden auf der schmalen Arbeitsfläche ablud. Den meisten Pasteten, die man auf die Hand auf den Straßen der Stadt zu kaufen bekam, schmeckte man es oft an einem strengen Beigeschmack an, dass nicht ganz so frische Zutaten verwendet wurden. Die Bäcker und Verkäufer konnten es sich einfach nicht leisten, noch nicht völlig Verdorbenes wegzuwerfen, anstatt es noch zu verwenden. Eine nachvollziehbare, aber auch unschöne Angewohnheit, die man als Kunde aber in Kauf nehmen musste.
Gerade gab es für Charles aber keinen Grund, sich zu beschweren. Im Grunde war er fast schon glückselig in seine selbstgewählte Aufgabe vertieft und begann, in einer Schüssel nach Augenmaß den Teig zusammenzumischen.
Umbra- Tiefseemonster
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Re: Götterblut - Kapitel 2: Gut geplant ist halb gewonnen
"Harrold Mauney?"
Alan kratzte sich den Kopf. Möglicherweise lag es an dem Alkohol, den er schon am Morgen getrunken hatte, möglicherweise daran, dass es zu wenig gewesen war. Der Name sagte ihm nichts.
"Tut mir leid. Gerade fällt mir niemand ein, der so heißt. Und die Frau von diesem Money soll mehr über Norly wissen?"
Er konnte sich kaum vorstellen, dass dem Doktor jemand bekannt war, der tieferes Wissen über Norly hatte.
Alan kratzte sich den Kopf. Möglicherweise lag es an dem Alkohol, den er schon am Morgen getrunken hatte, möglicherweise daran, dass es zu wenig gewesen war. Der Name sagte ihm nichts.
"Tut mir leid. Gerade fällt mir niemand ein, der so heißt. Und die Frau von diesem Money soll mehr über Norly wissen?"
Er konnte sich kaum vorstellen, dass dem Doktor jemand bekannt war, der tieferes Wissen über Norly hatte.
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Re: Götterblut - Kapitel 2: Gut geplant ist halb gewonnen
Kaum eine Minute später nachdem Johanna die Beiden allein gelassen hatte und in den Flur des Hauses getreten war, vernahm sie das scheppern von Töpfen. Sie war etwas verwundert darüber, dass musste sie sich eingestehen. Sie hatte nicht erwartet das Charles und Melinda sofort begannen fleißig zu kochen, sobald sie selbst gegangen war. Sicher, es war auch nicht ihre Annahme gewesen, das beide sofort übereinander herfallen, gleich nachdem Johanna den Raum verlassen hatte, aber so ganz abwägig war dieser Gedanke irgendwo doch nicht, vor allem nach den ziemlich auffälligen Blickwechseln vor ein paar Minuten. Johanna schüttelte den Kopf. Das tat sie häufig, obwohl es eigentlich keinen Sinn machte, denn selbst mit dem Schütteln ihres Kopfes, verschwinden die Gedanken, die in dem Moment herumschwirren, nicht einfach so. Trotzdem war es vermutlich richtig gewesen, sowohl Charles als auch Melinda in Ruhe zu lassen.
Johanna beschloss jedoch, sich nun ihrer eigenen kleinen „Mission“ zu widmen. Es war nämlich nicht nur ihre Absicht das Haus zu besichtigen. Obwohl es nicht zu ihrer Art passte, hatte Johanna vor, nach nützlichen Dingen zu suchen, die sie selbst vielleicht in nächster Zeit benötigen würde. Denn trotz der relativ netten Art aller Anderen, mit denen sie vor gar nicht allzu langer Zeit noch im Esszimmer gesessen hatte, konnte sich Johanna nicht im geringsten sicher sein, ob genau diese Art, die man ihr gegenüber zeigte, auch die Art war, mit denen sie ihr Leben verbracht hatten. Wer weiß, vielleicht steckt selbst hinter Melinda eine böse Seite. Eine Frau, die in Johanna selbst eine Gefahr sah, und die nur darauf wartete ihr mit einem Messer die Kehle aufzuschneiden. Natürlich hatte sie in den letzten Stunden eine Menge an Möglichkeiten gehabt, ein solches Attentat zu vollziehen. Schon allein deshalb schien diese Möglichkeit für Johanna schon fast ausgeschlossen. Aber man hatte ihr schon immer gesagt, sie solle niemandem vertrauen, den sie nicht kennt.
'Gehe niemals mit fremden Männern mit, Johanna. Niemals', ging es Johanna durch den Kopf. Dieser eine Satz, den ihre Mutter ihr schon in Kindestagen jeden Tag mindestens einmal sagte, diesen Satz mit dem vermutlich jedes Mädchen aufwächst, ja, genau diesem Satz hatte Johanna als kleines Mädchen schon treue geschworen. Und was war nun? Sie hatte ihn ignoriert. Sie war mit Charles mitgegangen. Ein Mann, der ihr immer noch fremd ist, und zu dem Zeitpunkt als sie sich entschied mit ihm zu gehen, noch fremder war, als er es gerade im Moment noch ist. Da waren die Mühen ihrer Mutter, jeden Tag diesen einen entscheidenden Satz zu wiederholen, völlig umsonst gewesen. Charles war ihr Vater. Das war Johanna bewusst, doch auch diese Erkenntnis machte die Tatsache das er ihr fremd war, nicht geringer. Und da bestand ja noch der Fakt, das Johanna nicht nur mit einem fremden Mann mitgegangen war, sondern auch gerade den Mann, den man fürchtete, dem Mann, der überall als Scarface bekannt war, einem angeblichen Mörder, dem man niemals trauen durfte, unter keinen Umständen. Aber wieso tat Johanna das dann? Wieso traute sie Charles?
Schreckliche Gewissensbisse überkamen Johanna mit einem mal. Sie hatte schon lange kein schlechtes Gewissen mehr gehabt, und so kam ihr dieses überaus schreckliche Gefühl noch intensiver vor, als es jemals gewesen war. Was würde ihre Mutter nun sagen, wenn sie wüsste, was Johanna getan hatte?
„Gehe niemals mit fremden Männern, Johanna. Niemals“, murmelte Johanna plötzlich vor sich hin, und zuckte vor ihrer eigenen Stimme zusammen. Sie war der ihrer Mutter auf einmal so erschreckend ähnlich gewesen, dass Johanna nun ein riesiger, eiskalter Schauer über den Rücken lief. Johanna würde ihre Strafe dafür bekommen, das sie ihren Schwur gebrochen hatte, da war sie sich sicher. Und wenn dass, in diesem Fall ihren Tod bedeuten würde, so war der Gedanke nicht wirklich abwägig, wenn man bedachte, dass sie kurz davor war, bei einer bevorstehenden Revolution mitzuwirken.
Hatte denn Melinda schon ihre Strafe bekommen? Würde sie denn überhaupt bestraft werden? Vielleicht sieht das Ganze bei ihr anders aus, denn das 'Weggehen mit fremden Männern', war ein kleiner Teil, der zu ihrem Beruf gehörte. Vielleicht hatte ihre Mutter ihr niemals gesagt, dass sie nicht mit fremden Männern mitgehen sollte. Aber welche Mutter warnt die eigene Tochter nicht vor so etwas?
Johanna fühlte sich plötzlich wieder wie ein kleines Mädchen, dass sich eine Moralpredigt anhören musste, weil sie länger als abgemacht draußen gespielt hatte. 'Es ist schon fast dunkel Johanna! Ich habe dir schon oft genug gesagt, dass es zu gefährlich draußen ist, um diese Uhrzeit! Man weiß nie welche Gestalten dort draußen umherirren, wenn es so spät ist! Bitte, halte dich in Zukunft daran, oder du wirst drinnen spielen müssen. Und vergiss nicht...Gehe niemals mit fremden Männern mit, Johanna. Niemals'. Den letzten Satz murmelte Johanna wieder synchron zu ihren Gedanken mit. Ein weiteres Mal schüttelte sie den Kopf. Es war jetzt wirklich Zeit, sich um die Gegenwart zu kümmern, und nicht in den eigenen Gedanken zu versinken.
Johanna beschloss, die Treppe hinauf zu nehmen. Bis auf das Zimmer in dem sie geschlafen hatte, hatte sie dort nämlich nichts anderes gesehen. Dieses ließ sie dann auch absichtlich aus, und widmete sich einer anderen Tür. Nachdem sich diese knarrend öffnen ließ, musste Johanna kurz schmunzeln. Es handelte sich wohl um ein Kinderzimmer. Viele alte Spielzeuge lagen herum, oder standen geordnet in Regalen. Eine mittelgroße, braune Umhängetasche aus Leder stieß Johanna ins Auge. Die würde reichen, um ein paar wichtige Dinge zu verstauen. Sie schaute sich etwas nervös um. Es war ihr nicht so geheuer, anderen Menschen Sachen zu klauen, aber vermutlich würde kein Weg daran vorbei führen. Nachdem sie sich die Tasche umgehängt hatte und die Zimmertür wieder hinter sich geschlossen hatte, nahm sie den Weg zu einer weiteren Treppe. Diese war schmaler und steiler als die vorherige. Sie musste zum Dachboden führen, und so neugierig wie Johanna war, wollte sie auch diesen erkunden. Die Stufen der Treppe knarrten unheimlich laut, sodass sie bei jedem einzelnen Schritt zusammenzuckte, und kurz nach hinten sah, um sicher zu gehen, das man sie auch nicht verfolgte. Die alte Holztür, die sich am Ende der Treppe befand, knarrte fast drei mal so Laut, wie die Stufen und Johanna war sichtlich erleichtert, als sie den Dachboden erreicht hatte und die Tür hinter ihr geschlossen war. Dieser Raum erwies sich als ein richtiger Glücksgriff. Unter Unmengen an alten, Verstaubten Möbeln, Klamotten, und anderem Kleinkram, konnte Johanna sogar ein Messer finden, welches ihr sehr gut zur Verteidigung nutzen würde. Sofort packte sie es in die Umhängetasche, eingewickelt in zwei alten Kleidungsstücken. Man sollte es schließlich nicht sofort finden, wenn man in die Tasche schaute. Ihr Blick blieb anschließend an einem alten, morschen Regal hängen, in dem massenweise Bücher standen. Bei näherem betrachten stellten sich diese aber als relativ unbekannt heraus. Fast alle dieser Bücher kannte sie nicht, und nur 2 oder 3 von ihnen kamen ihr bekannt vor. Sie zog eines davon heraus, schlug es auf, und blätterte kurz darin, bis sie es schwer hustend von all dem Staub weglegte. Hinter der Lücke, die das Buch im Regal hinterlassen hatte, schimmerte etwas goldenes. Johanna schob die anderen Bücher zur Seite, und griff danach. Es fühlte sich kalt, hart und schwer an, schien aus Holz zu sein, und war nicht besonders groß. Langsam zog sie es aus dem Regal heraus, und eine kleine Kiste, mit goldenem Schloss kam hervor, gefolgt von einer laut quietschenden, staubigen und verstrubbelten Ratte. Johanna schrie auf und ließ die Holzkiste vor Schreck fallen, während sie fast einen ganzen Meter nach hinten sprang. Die kleine Ratte verkroch sich durch ein Loch in der Wand, und Johanna konnte wieder Atmen. Doch mit einem weiteren Schreck musste sie feststellen, das die alte Holzkiste zerbrochen war.
'Super Johanna. Hast Angst vor einer kleinen, harmlosen Ratte und zerstörst dabei Dinge, die nicht einmal dir gehören!'. Johanna fluchte innerlich über sich selbst und kniete sich auf den Boden um die kaputte Kiste genauer zu betrachten, in der Hoffnung, das noch etwas zu retten ist. Doch die Hoffnung war schnell erloschen. Zwischen all den Holzsplittern ragte ein kleines, in braunem Leder gebundenes Buch hervor. Johanna packte es unüberlegt ganz schnell in ihre Tasche, stand auf und verließ so schnell es ging den Dachboden. Auf dem Weg ins Erdgeschoss strich sie sich den Staub von ihren Klamotten. Unten angekommen konnte Johanna aus der Küche immer noch Geräusche wahrnehmen. Ob man sie gehört hatte, wusste sie nicht. Doch sie hoffte noch immer, dass man sie nicht suchen würde, denn es war nicht in ihrem Interesse, beim klauen auf frischer Tat ertappt zu werden. Johanna beschloss, noch einen letzten Blick in den Keller des Hauses zu werfen. Unten angekommen erwartete sie eine Art Vorratsraum. Schnell packte sie unüberlegt irgendwelche Medikamente ein. Etwa welche, die aussahen wie Schmerzmittel, oder Dinge die desinfizieren. Sie wickelte die Fläschchen in Verbände ein, und packte noch ein paar weitere in die Umhängetasche. Das sich jemand verletzt, kann ja immer vorkommen. Und es wäre besser, vorbereitet zu sein, falls etwas passiert. In der Tasche war nun gerade noch platz für eine Flasche Wasser und wenige Essensvorräte. Johanna schlenderte zufrieden wieder die Kellerstufen hinauf und legte die Tasche unweit vom Eingang entfernt ab, doch gerade so, das man sie nicht sehen konnte, sollten Randolph und Alan später wieder kommen.
Ob Melinda und Charles schon fertig waren mit Kochen? Johanna wusste nicht, ob sie nun einfach so bei den Beiden hinein platzen sollte. Johanna nahm schnell das kleine Buch aus der Tasche und verschwand in den Aufenthaltsraum, in dem Charles geschlafen hatte. Sie setzte sich hin, und begann zu lesen. Sollte das Essen fertig sein, oder brauchte man sie, würden Charles oder Melinda sie schon rufen.
Johanna beschloss jedoch, sich nun ihrer eigenen kleinen „Mission“ zu widmen. Es war nämlich nicht nur ihre Absicht das Haus zu besichtigen. Obwohl es nicht zu ihrer Art passte, hatte Johanna vor, nach nützlichen Dingen zu suchen, die sie selbst vielleicht in nächster Zeit benötigen würde. Denn trotz der relativ netten Art aller Anderen, mit denen sie vor gar nicht allzu langer Zeit noch im Esszimmer gesessen hatte, konnte sich Johanna nicht im geringsten sicher sein, ob genau diese Art, die man ihr gegenüber zeigte, auch die Art war, mit denen sie ihr Leben verbracht hatten. Wer weiß, vielleicht steckt selbst hinter Melinda eine böse Seite. Eine Frau, die in Johanna selbst eine Gefahr sah, und die nur darauf wartete ihr mit einem Messer die Kehle aufzuschneiden. Natürlich hatte sie in den letzten Stunden eine Menge an Möglichkeiten gehabt, ein solches Attentat zu vollziehen. Schon allein deshalb schien diese Möglichkeit für Johanna schon fast ausgeschlossen. Aber man hatte ihr schon immer gesagt, sie solle niemandem vertrauen, den sie nicht kennt.
'Gehe niemals mit fremden Männern mit, Johanna. Niemals', ging es Johanna durch den Kopf. Dieser eine Satz, den ihre Mutter ihr schon in Kindestagen jeden Tag mindestens einmal sagte, diesen Satz mit dem vermutlich jedes Mädchen aufwächst, ja, genau diesem Satz hatte Johanna als kleines Mädchen schon treue geschworen. Und was war nun? Sie hatte ihn ignoriert. Sie war mit Charles mitgegangen. Ein Mann, der ihr immer noch fremd ist, und zu dem Zeitpunkt als sie sich entschied mit ihm zu gehen, noch fremder war, als er es gerade im Moment noch ist. Da waren die Mühen ihrer Mutter, jeden Tag diesen einen entscheidenden Satz zu wiederholen, völlig umsonst gewesen. Charles war ihr Vater. Das war Johanna bewusst, doch auch diese Erkenntnis machte die Tatsache das er ihr fremd war, nicht geringer. Und da bestand ja noch der Fakt, das Johanna nicht nur mit einem fremden Mann mitgegangen war, sondern auch gerade den Mann, den man fürchtete, dem Mann, der überall als Scarface bekannt war, einem angeblichen Mörder, dem man niemals trauen durfte, unter keinen Umständen. Aber wieso tat Johanna das dann? Wieso traute sie Charles?
Schreckliche Gewissensbisse überkamen Johanna mit einem mal. Sie hatte schon lange kein schlechtes Gewissen mehr gehabt, und so kam ihr dieses überaus schreckliche Gefühl noch intensiver vor, als es jemals gewesen war. Was würde ihre Mutter nun sagen, wenn sie wüsste, was Johanna getan hatte?
„Gehe niemals mit fremden Männern, Johanna. Niemals“, murmelte Johanna plötzlich vor sich hin, und zuckte vor ihrer eigenen Stimme zusammen. Sie war der ihrer Mutter auf einmal so erschreckend ähnlich gewesen, dass Johanna nun ein riesiger, eiskalter Schauer über den Rücken lief. Johanna würde ihre Strafe dafür bekommen, das sie ihren Schwur gebrochen hatte, da war sie sich sicher. Und wenn dass, in diesem Fall ihren Tod bedeuten würde, so war der Gedanke nicht wirklich abwägig, wenn man bedachte, dass sie kurz davor war, bei einer bevorstehenden Revolution mitzuwirken.
Hatte denn Melinda schon ihre Strafe bekommen? Würde sie denn überhaupt bestraft werden? Vielleicht sieht das Ganze bei ihr anders aus, denn das 'Weggehen mit fremden Männern', war ein kleiner Teil, der zu ihrem Beruf gehörte. Vielleicht hatte ihre Mutter ihr niemals gesagt, dass sie nicht mit fremden Männern mitgehen sollte. Aber welche Mutter warnt die eigene Tochter nicht vor so etwas?
Johanna fühlte sich plötzlich wieder wie ein kleines Mädchen, dass sich eine Moralpredigt anhören musste, weil sie länger als abgemacht draußen gespielt hatte. 'Es ist schon fast dunkel Johanna! Ich habe dir schon oft genug gesagt, dass es zu gefährlich draußen ist, um diese Uhrzeit! Man weiß nie welche Gestalten dort draußen umherirren, wenn es so spät ist! Bitte, halte dich in Zukunft daran, oder du wirst drinnen spielen müssen. Und vergiss nicht...Gehe niemals mit fremden Männern mit, Johanna. Niemals'. Den letzten Satz murmelte Johanna wieder synchron zu ihren Gedanken mit. Ein weiteres Mal schüttelte sie den Kopf. Es war jetzt wirklich Zeit, sich um die Gegenwart zu kümmern, und nicht in den eigenen Gedanken zu versinken.
Johanna beschloss, die Treppe hinauf zu nehmen. Bis auf das Zimmer in dem sie geschlafen hatte, hatte sie dort nämlich nichts anderes gesehen. Dieses ließ sie dann auch absichtlich aus, und widmete sich einer anderen Tür. Nachdem sich diese knarrend öffnen ließ, musste Johanna kurz schmunzeln. Es handelte sich wohl um ein Kinderzimmer. Viele alte Spielzeuge lagen herum, oder standen geordnet in Regalen. Eine mittelgroße, braune Umhängetasche aus Leder stieß Johanna ins Auge. Die würde reichen, um ein paar wichtige Dinge zu verstauen. Sie schaute sich etwas nervös um. Es war ihr nicht so geheuer, anderen Menschen Sachen zu klauen, aber vermutlich würde kein Weg daran vorbei führen. Nachdem sie sich die Tasche umgehängt hatte und die Zimmertür wieder hinter sich geschlossen hatte, nahm sie den Weg zu einer weiteren Treppe. Diese war schmaler und steiler als die vorherige. Sie musste zum Dachboden führen, und so neugierig wie Johanna war, wollte sie auch diesen erkunden. Die Stufen der Treppe knarrten unheimlich laut, sodass sie bei jedem einzelnen Schritt zusammenzuckte, und kurz nach hinten sah, um sicher zu gehen, das man sie auch nicht verfolgte. Die alte Holztür, die sich am Ende der Treppe befand, knarrte fast drei mal so Laut, wie die Stufen und Johanna war sichtlich erleichtert, als sie den Dachboden erreicht hatte und die Tür hinter ihr geschlossen war. Dieser Raum erwies sich als ein richtiger Glücksgriff. Unter Unmengen an alten, Verstaubten Möbeln, Klamotten, und anderem Kleinkram, konnte Johanna sogar ein Messer finden, welches ihr sehr gut zur Verteidigung nutzen würde. Sofort packte sie es in die Umhängetasche, eingewickelt in zwei alten Kleidungsstücken. Man sollte es schließlich nicht sofort finden, wenn man in die Tasche schaute. Ihr Blick blieb anschließend an einem alten, morschen Regal hängen, in dem massenweise Bücher standen. Bei näherem betrachten stellten sich diese aber als relativ unbekannt heraus. Fast alle dieser Bücher kannte sie nicht, und nur 2 oder 3 von ihnen kamen ihr bekannt vor. Sie zog eines davon heraus, schlug es auf, und blätterte kurz darin, bis sie es schwer hustend von all dem Staub weglegte. Hinter der Lücke, die das Buch im Regal hinterlassen hatte, schimmerte etwas goldenes. Johanna schob die anderen Bücher zur Seite, und griff danach. Es fühlte sich kalt, hart und schwer an, schien aus Holz zu sein, und war nicht besonders groß. Langsam zog sie es aus dem Regal heraus, und eine kleine Kiste, mit goldenem Schloss kam hervor, gefolgt von einer laut quietschenden, staubigen und verstrubbelten Ratte. Johanna schrie auf und ließ die Holzkiste vor Schreck fallen, während sie fast einen ganzen Meter nach hinten sprang. Die kleine Ratte verkroch sich durch ein Loch in der Wand, und Johanna konnte wieder Atmen. Doch mit einem weiteren Schreck musste sie feststellen, das die alte Holzkiste zerbrochen war.
'Super Johanna. Hast Angst vor einer kleinen, harmlosen Ratte und zerstörst dabei Dinge, die nicht einmal dir gehören!'. Johanna fluchte innerlich über sich selbst und kniete sich auf den Boden um die kaputte Kiste genauer zu betrachten, in der Hoffnung, das noch etwas zu retten ist. Doch die Hoffnung war schnell erloschen. Zwischen all den Holzsplittern ragte ein kleines, in braunem Leder gebundenes Buch hervor. Johanna packte es unüberlegt ganz schnell in ihre Tasche, stand auf und verließ so schnell es ging den Dachboden. Auf dem Weg ins Erdgeschoss strich sie sich den Staub von ihren Klamotten. Unten angekommen konnte Johanna aus der Küche immer noch Geräusche wahrnehmen. Ob man sie gehört hatte, wusste sie nicht. Doch sie hoffte noch immer, dass man sie nicht suchen würde, denn es war nicht in ihrem Interesse, beim klauen auf frischer Tat ertappt zu werden. Johanna beschloss, noch einen letzten Blick in den Keller des Hauses zu werfen. Unten angekommen erwartete sie eine Art Vorratsraum. Schnell packte sie unüberlegt irgendwelche Medikamente ein. Etwa welche, die aussahen wie Schmerzmittel, oder Dinge die desinfizieren. Sie wickelte die Fläschchen in Verbände ein, und packte noch ein paar weitere in die Umhängetasche. Das sich jemand verletzt, kann ja immer vorkommen. Und es wäre besser, vorbereitet zu sein, falls etwas passiert. In der Tasche war nun gerade noch platz für eine Flasche Wasser und wenige Essensvorräte. Johanna schlenderte zufrieden wieder die Kellerstufen hinauf und legte die Tasche unweit vom Eingang entfernt ab, doch gerade so, das man sie nicht sehen konnte, sollten Randolph und Alan später wieder kommen.
Ob Melinda und Charles schon fertig waren mit Kochen? Johanna wusste nicht, ob sie nun einfach so bei den Beiden hinein platzen sollte. Johanna nahm schnell das kleine Buch aus der Tasche und verschwand in den Aufenthaltsraum, in dem Charles geschlafen hatte. Sie setzte sich hin, und begann zu lesen. Sollte das Essen fertig sein, oder brauchte man sie, würden Charles oder Melinda sie schon rufen.
Scáth- Forenzombie
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Re: Götterblut - Kapitel 2: Gut geplant ist halb gewonnen
"Was bloß alle immer gegen Haggis haben? Tz. Ja, die Schotten...aber eine Freundin hat früher köstlichen zubereitet. Passend mit dem ein oder anderen roten Haar darin." Melinda musste lachen, als sie sich an Sue zurück erinnerte. Die dralle Rothaarige, war eine Schottin wie sie im Bilderbuch stand gewesen. Doch leider hatten sich die beiden aus den Augen verloren. Ob sie wohl noch lebte. Melinda suchte gedankenverloren weiter und fand tatsächlich etwas Fleisch, zwar nicht genug, dass es als Hauptfüllung reichen würde, aber zum Unterrühren reichte es. Vorsichtig roch sie daran. Es war tatsächlich noch gut. "Schauen Sie sich das an. Ein bisschen zum Unterheben habe ich gefunden...Sagen Sie Mr. Norly, mir brennt eine Frage unter den Nägeln. Warum haben Sie eigentlich mich ausgewählt?"
Elli- Piratenpinguin
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Re: Götterblut - Kapitel 2: Gut geplant ist halb gewonnen
Das Alan noch nichts von dem Mann wusste, den Charles angeblich ermordet haben sollte, verwunderte Randolph ein wenig. "Aber der Name "Scarface" sagt dir etwas, nehme ich einmal an. Denn als solcher wurde die Person von Mrs. Mauney identifiziert, die den Grund darstellt, warum ihr Ehemann nun unter der Erde liegt." Charles hat ihm gestern die Mauneys als ein Beispiel gegeben. Mrs. Mauney musste gewusst haben, wer ihren Mann ermordet hatte. Sie war eine Augenzeugin gewesen. Was hatte sie dazu gebracht so auszusagen? Wer steckte wirklich hinter diesen Morden? Warum musste Harrold sterben? Randolph wollte es herausfinden. Und er würde nicht nachgeben. Und wenn er dafür Gewalt anwenden musste. Das Problem war der Ort. Zu viele Menschen. Doch womöglich hatte Alan ihm bereits die Lösung für dieses Problem geliefert.
"Nach dem, was sie ausgesagt hatte, wird sie etwas wissen. Vielleicht nicht über Norly. Aber über den oder die wahren Mörder, die Drahtzieher. Natürlich gehe ich davon aus, das es nicht Charles selbst ist. Ich denke mit der richtigen Strategie wird sie uns erzählen, was sie weiß und etwas Licht ins Dunkel dieser Verschwörung bringen. Wenn du mit mir zusammenarbeitest haben wir gute Chancen, das der Plan, an dem ich gerade arbeite gelingt. Wie sieht es aus? Bist du dabei?"
"Nach dem, was sie ausgesagt hatte, wird sie etwas wissen. Vielleicht nicht über Norly. Aber über den oder die wahren Mörder, die Drahtzieher. Natürlich gehe ich davon aus, das es nicht Charles selbst ist. Ich denke mit der richtigen Strategie wird sie uns erzählen, was sie weiß und etwas Licht ins Dunkel dieser Verschwörung bringen. Wenn du mit mir zusammenarbeitest haben wir gute Chancen, das der Plan, an dem ich gerade arbeite gelingt. Wie sieht es aus? Bist du dabei?"
Darnamur- Jünger des Pinguins
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Re: Götterblut - Kapitel 2: Gut geplant ist halb gewonnen
Alan setzte eine säuerliche Miene auf, als der Doktor ihn fragte, ob ihm der Name Scarface geläufig war.
Will der mich verscheissern?
Er war schon drauf und dran eine wirsche Antwort zu formulieren, als er verstand, worauf er hinaus wollte.
"Ach so. Der Kerl ist eines von Scarface Opfern. Ich habe die Berichte nicht im Einzelnen verfolgt. Meist nur die Schlagzeilen gelesen und das Rufen der Zeitungsjungen gehört. Mauney also."
Alan überlegte. Wie sollten sie es anstellen, die Witwe zum Reden zu bringen?
"Es ist nicht recht dieser Frau noch mehr Leid zuzufügen", murmelte er kaum verständlich. Besann sich dann aber schnell eines besseren.
"Ich hoffe du hast einen Plan", sagte er lauter und deutlich.
"Sie wird nicht mit jedem Dahergelaufenen sprechen wollen."
Will der mich verscheissern?
Er war schon drauf und dran eine wirsche Antwort zu formulieren, als er verstand, worauf er hinaus wollte.
"Ach so. Der Kerl ist eines von Scarface Opfern. Ich habe die Berichte nicht im Einzelnen verfolgt. Meist nur die Schlagzeilen gelesen und das Rufen der Zeitungsjungen gehört. Mauney also."
Alan überlegte. Wie sollten sie es anstellen, die Witwe zum Reden zu bringen?
"Es ist nicht recht dieser Frau noch mehr Leid zuzufügen", murmelte er kaum verständlich. Besann sich dann aber schnell eines besseren.
"Ich hoffe du hast einen Plan", sagte er lauter und deutlich.
"Sie wird nicht mit jedem Dahergelaufenen sprechen wollen."
Druzil- Anzahl der Beiträge : 1363
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Re: Götterblut - Kapitel 2: Gut geplant ist halb gewonnen
"Das stimmt. Aber einen alten Freund ihres Mannes wird sie nicht einfach abschieben können. Ich habe recherchiert. Harrold hatte viele Freunde in einflussreichen Positionen. Wir können darauf hoffen- beziehungsweise ich erwarte das Sarah nicht alle Geschäftspartner ihres Mannes kennt. Außerdem weiß ich ein wenig über Harrolds Vergangenheit. Es gibt sicher Möglichkeiten eine glaubhafte Geschichte zu konstruieren. Und der Grund für den erst relativ späten Besuch ist eine Geschäftsreise. Erst nach seiner Rückkehr informiert wird der Gast der Witwe erst jetzt zu ihr kommen können. Die Einzelheiten können wir später noch klären, wenn wir bei ihrem Haus ankommen."
Randolph baute inzwischen weiter an seinem Plan. Er war nicht perfekt. Es konnte eine Menge schief gehen. Wobei vor allem Sarah Mauney und ihre Schwester Risikofaktoren waren.
"Nebenbei eine Frage, Alan. Ist dein Haus bewohnt, von dem du vorhin gesprochen hast. Wenn nicht würde es sich womöglich auch für meinen Plan eignen."
Randolph baute inzwischen weiter an seinem Plan. Er war nicht perfekt. Es konnte eine Menge schief gehen. Wobei vor allem Sarah Mauney und ihre Schwester Risikofaktoren waren.
"Nebenbei eine Frage, Alan. Ist dein Haus bewohnt, von dem du vorhin gesprochen hast. Wenn nicht würde es sich womöglich auch für meinen Plan eignen."
Darnamur- Jünger des Pinguins
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Re: Götterblut - Kapitel 2: Gut geplant ist halb gewonnen
Charles sah kurz auf, als Melinda ihm das Fleisch zeigte, das sie gefunden hatte, und auch wenn es wirklich nicht viel war, freute er sich darüber. Er schenkte Miss Bolt ein Lächeln und widmete sich wieder den Zutaten für den Pastetenteig, wobei er allerdings fast schon kleinlich darauf achtete, dass seine Prothese, selbst nicht der Handschuh, der sie verdeckte, bloß nicht mit dem Mehl in Berührung kam, denn dieses wäre fast schon tödlich für die Mechanik gewesen. Aber er hätte sowieso die meisten Arbeitsschritte ausschließlich mit der rechten Hand gemacht.
Als Melinda ihn fragte, warum er sie ausgewählt hatte – eine Frage, auf die er zwar vorbereitet war, schließlich hätte ihn das an Stelle jeder seiner „Gäste“ auch interessiert, jedoch hätte er sie in diesem Moment nicht unbedingt erwartet –, hielt er für einen Atemzug inne, ohne aufzublicken.
„Sie waren es, die mir die Augen geöffnet hat, Miss“, antwortete er dann mit ruhiger Stimme und begann damit, die Zutaten in der Schüssel zu einer Masse zu verkneten. Er ahnte, dass sie nachfragen würde, wenn er diese Aussage so im Raum stehen ließ, also fügte Charles eine Erklärung an.
„Ich stieß auf Ihren Namen, noch bevor ich die Absicht hatte, überhaupt jemanden auszuwählen“, begann er zu erzählen. „Es waren bereits Wochen nach dem Vorfall am Scotland Yard vergangen. Das Morden war weitergegangen und ich wusste, ich musste mich bedeckt halten. Das tat ich, ziemlich gewissenhaft sogar. Ich bin nur im Schutze der Nacht nach draußen gegangen, habe mit niemandem auch nur ein Wort gewechselt und habe auch fast nie an einem Ort zweimal geschlafen. Aber jeden Tag rechnete ich mit einer neuen Schreckensmeldung. Das, ich gebe es zu, hat mir schwer zu schaffen gemacht. Ich wusste nicht, wann eine weitere Bluttat geschehen würde und wo, doch dass sie geschehen würde, war gewiss. Aber das Schlimmste daran war das Gefühl, etwas unternehmen zu müssen, aber dazu verdammt zu sein, diese ganze Geschichte über mich ergehen zu lassen. Die Decke drohte mir auf den Kopf zu fallen, ich brauchte eine Beschäftigung, einfach um der Beschäftigung Willen, weil ich aufgrund meiner Situation einfach nicht zur Ruhe kam, also habe nach dem nächstbesten Strohhalm gegriffen, der sich mir bot: Ich fing an, Informationen über Hill zu sammeln. Dieser Mann war mir im Grunde vollkommen egal, möge dieser erbärmliche Wicht doch zur Hölle fahren!“, schnaubte Charles.
„… Allerdings vermutete ich – und vermute ich noch immer –, dass er bei der Scarface-Sache seine Finger mit im Spiel hat, auch wenn ich nicht davon ausgehe, dass er die Morde eigenhändig begeht. Der Tod der beiden Polizisten ist zwar kein Beweis, aber ein Indiz, wie man beim Scotland Yard sagen würde. Niemand hat zuvor damit rechnen können, dass ich Hill einen Besuch abstatten würde, außer er selbst. Folglich hat er genug Gelegenheit gehabt, vorauszuplanen und irgendwelche zwielichtigen Kerle – vermutlich wieder suspendierte Bobbies, die darauf hoffen, wieder ihren Dienst antreten zu können, indem sie seine Lakaien spielen – anzuweisen, mir oder den Polizisten, die mich verfolgen würden, wenn mir eine Flucht gelänge – was sie ja getan hat – einen Hinterhalt zu legen. Sehr geschickt, das muss ich schon sagen, denn so gab es für mich garantiert keinen Ausweg, und das Wetter kam diesen durchtriebenen Bast…“
Charles unterbrach sich, als er beim Aussprechen merkte, dass er sich gerade erneut ungebührlich verhielt und dass er zudem wieder zu viel redete.
„Tut mir leid, ich schweife ab. Mehr oder minder aus Verzweiflung habe ich also versucht, irgendetwas zu finden, was ich gegen Hill verwenden könnte. Nicht, dass es mir in meiner Situation wirklich etwas gebracht hätte, doch diese Aufgabe hat meinen Nerven gut getan und mich im Endeffekt doch weitergebracht. Ich durchwühlte Archive und Karteien, habe mich in seinem Haus umgesehen, habe den richtigen Leuten Fragen gestellt… so wie das eben funktioniert. Jedenfalls bin ich beim Durchstöbern von Fallakten, wie gehofft, auf die ein oder andere gestoßen, mit der Hill in Verbindung stand. Natürlich war nichts davon belastend für ihn, so viel Glück hatte ich dann doch nicht, meist trat er als Zeuge, manchmal als Betroffener auf – aber es wäre auch verwunderlich gewesen, in der Kartei seiner eigenen Organisation auch nur ein schlechtes Wort über ihn zu finden.“
Das ließ ihn missbilligend mit der Zunge schnalzen. Überhaupt war es Zufall gewesen, dass er überhaupt etwas über Hill persönlich gefunden hatte. Allerdings waren ihm einige der Vorfälle sehr bekannt vorgekommen, die mit „Anzeige gegen Unbekannt“ im Sand zerlaufen waren.
„Das meiste interessierte mich eigentlich nur gering, dennoch las ich alles, was ich finden konnte – und gelangte schließlich an einen Bericht, der meine Aufmerksamkeit weckte. Scheinbar hatte er persönlich ihn verfasst und er handelte von Ihnen, Miss, von Ihnen und…“
Charles unterbrach sich erneut und hörte, wie das Blut in seinen Ohren wieder leise zu rauschen begann.
„Nun“, beeilte er sich zu sagen, „ich möchte Sie nicht in Verlegenheit bringen.“
Oder mich.
Er hatte das heikle Thema ihres Berufs eigentlich nicht unbedingt anschneiden wollen.
„Sie wissen ja, wovon ich rede. Selbstverständlich war der Bericht seine Sicht der Dinge, die offizielle Version, die Sie als Lügnerin darstellte – und auch wenn ich in jenem Moment nicht mehr als das hatte, war mir bewusst, dass ich damit vielleicht auf etwas Verwertbares gestoßen war, denn es hat mich etwas stutzig gemacht, dass Sie im Gegensatz zu so vielen anderen, die mit Hill aneinandergeraten sind, weitestgehend unbehelligt aus der Angelegenheit hinausgekommen sind. Ich konzentrierte meine Recherchen anschließend auf diesen, Ihren, Fall. Was ich dadurch erfahren habe, war ein Stück weit anders als ich es erwartet hätte.“
Charles atmete seufzend aus, bevor er weitersprach.
„Genau genommen war es… erschreckend, gewissermaßen. Laut den Informationen, die ich zusammenraffen konnte, hat diese Geschichte größere Wellen geschlagen als Sie selbst vielleicht vermuten würden.“
Kurz schlich sich ein schadenfrohes Schmunzeln auf Charles‘ Gesicht.
„Sie haben unseren nicht ganz so sauberen Saubermann in ganz schöne Schwierigkeiten gebracht – und damit meine ich solcher existenzieller Natur und dass Sie wohl den letzten Nagel darstellten, den Hill in den Sarg seiner Ehe geschlagen hat.“
Dies war eigentlich kein Grund, worüber Charles sich hätte freuen können. Keine Frau hatte es verdient, so von ihrem Ehemann behandelt zu werden – und auch Melinda hatte Hills niederträchtige Vorgehensweise, nur um das eigene Gesicht zu wahren, nicht verdient gehabt. Diese ganze Angelegenheit war Hills Schuld gewesen, keine Frage, jedoch waren nicht nur er und Miss Bolt daran beteiligt gewesen.
„Man hat von höchster Instanz bewirkt, dass dieses Vorkommnis geheim gehalten wird, dass niemand der Beteiligten auch nur wagen würde, die Sache in der Öffentlichkeit zu erwähnen oder sie wieder aufzurollen zu lassen. Was allein an Bestechungsgeldern geflossen und Drohungen ausgesprochen wurden, um zu garantieren, dass selbst das kleinste Schmierblatt der Stadt nichts darüber veröffentlichte, dass der allseits angesehene Chief Commissioner des London Police Service es in seinem Privatleben nicht ganz so genau mit dem Gesetz nimmt!... Und dann auch noch auf diese Weise!“
Nun musste Charles lachen und brauchte einen Moment, bevor er sich wieder fing. Lustig daran war allein die Tatsache, dass der Chief Commissioner nicht nur ein Lüstling war, sondern ein überaus dämlicher dazu. Dass jemand von Hills Position überhaupt wagte, Prostituierte aufzusuchen, ließ erheblich an dessen Intelligenz zweifeln.
„Natürlich ist etwas durchgesickert, das hat man nicht verhindern können, jedoch hätte eine Anprangerung durch die Presse einen wundervollen Skandal gegeben, der zwangsläufig die Abdankung Hills zur Folge gehabt hätte – nein, man hätte ihn mit einem Tritt in den Hintern in die Gosse befördern müssen! Der Druck der Öffentlichkeit auf diejenigen, die ihr ausgeliefert sind, ist ungemein. Und intime Skandale werden einem viel übler genommen als wenn man es als leitender Ermittler nicht schafft, einem Serienmörder Einhalt zu gebieten“, sagte Charles, nun mit einem bitteren Lachen.
„Viel wichtiger ist aber, dass, je mehr ich mir bewusst geworden bin, welches Ausmaß diese Vertuschungsaktion und gleichzeitig Verschwörung gegen Ihre Person gehabt haben muss, die Erkenntnis in mir gereift ist, dass Hill nur ein Symptom dieser korrupten Krankheit ist, die sich unsere Regierung nennt. Er war nicht der Drahtzieher der Sache, sondern wurde zu seinem eigenen Wohl und dem der Leute, denen er nützlich ist, dazu gezwungen, die Sache fallen zu lassen, anstatt nachzutreten, so wie es in seiner eigentlichen Natur gelegen hätte, und Sie vor einen Richter zu zerren. Was meinen Sie, warum man Sie nur unter Arrest gestellt hat, anstatt Sie zu verurteilen? Scotland Yard mag sich zum Teil vom Innenministerium gelöst haben, aber das bedeutet nicht, dass die Polizei nicht mehr unter der Fuchtel der Regierung steht. Im Gegenteil sogar: Hill ist das Schoßhündchen des Premierministers und hat sich umgekehrt eine kleine Privatarmee zusammengestellt, die ihm und seinen Kumpanen und seinen Geldgebern den Rücken freihält.“
Zu dieser Erkenntnis war er gelangt. Doch er hatte sich schon wieder dazu verleiten lassen, seine Gedanken in Worte zu fassen und ihnen freien Lauf zu gewähren. Es war Zeit, etwas einzulenken.
„Sie sind der Grund, warum ich hier bin, Melinda, denn die Beschäftigung mit Ihrem Fall hat mich zu dem Entschluss gebracht, mit dem Rest meines Lebens etwas Bedeutsames anzufangen, anstatt mich zu verkriechen oder zu versuchen, ins Ausland zu fliehen. Ich möchte…“
… meine Ruhe haben.
Das war der Kern der Sache, eigentlich, jedoch war Ruhe schon immer ein Luxus gewesen, der ihm nur selten vergönnt gewesen ist. Und wenn er mal Ruhe gehabt hatte, hatte er sie nicht ertragen können. Ruhe war also nichts, das unbedingt erstrebenswert war. Nun war es sowieso zu spät dazu, sich auch nur erhoffen zu können, dass er jemals einfach nur unbehelligt sein Leben weiterleben konnte – dort, wo, und so, wie er es für richtig hielt.
„… helfen – so seltsam es auch klingt und so unmöglich die Aussicht auf Erfolg in Ihren Augen wohl scheinen mag. Aber Sie halten mich sowieso für sonderbar, nicht wahr?“
Nun blickte Charles Melinda an und er merkte, dass wieder ein Lächeln seine Lippen umspielte.
„Ich nehme es Ihnen nicht übel, schließlich habe ich Sie entführt. Man sagt mir schon lange nach, dass ich ein Talent dafür habe, mich in Schwierigkeiten zu bringen – und andere ebenfalls, wie es scheint.“
Als Melinda ihn fragte, warum er sie ausgewählt hatte – eine Frage, auf die er zwar vorbereitet war, schließlich hätte ihn das an Stelle jeder seiner „Gäste“ auch interessiert, jedoch hätte er sie in diesem Moment nicht unbedingt erwartet –, hielt er für einen Atemzug inne, ohne aufzublicken.
„Sie waren es, die mir die Augen geöffnet hat, Miss“, antwortete er dann mit ruhiger Stimme und begann damit, die Zutaten in der Schüssel zu einer Masse zu verkneten. Er ahnte, dass sie nachfragen würde, wenn er diese Aussage so im Raum stehen ließ, also fügte Charles eine Erklärung an.
„Ich stieß auf Ihren Namen, noch bevor ich die Absicht hatte, überhaupt jemanden auszuwählen“, begann er zu erzählen. „Es waren bereits Wochen nach dem Vorfall am Scotland Yard vergangen. Das Morden war weitergegangen und ich wusste, ich musste mich bedeckt halten. Das tat ich, ziemlich gewissenhaft sogar. Ich bin nur im Schutze der Nacht nach draußen gegangen, habe mit niemandem auch nur ein Wort gewechselt und habe auch fast nie an einem Ort zweimal geschlafen. Aber jeden Tag rechnete ich mit einer neuen Schreckensmeldung. Das, ich gebe es zu, hat mir schwer zu schaffen gemacht. Ich wusste nicht, wann eine weitere Bluttat geschehen würde und wo, doch dass sie geschehen würde, war gewiss. Aber das Schlimmste daran war das Gefühl, etwas unternehmen zu müssen, aber dazu verdammt zu sein, diese ganze Geschichte über mich ergehen zu lassen. Die Decke drohte mir auf den Kopf zu fallen, ich brauchte eine Beschäftigung, einfach um der Beschäftigung Willen, weil ich aufgrund meiner Situation einfach nicht zur Ruhe kam, also habe nach dem nächstbesten Strohhalm gegriffen, der sich mir bot: Ich fing an, Informationen über Hill zu sammeln. Dieser Mann war mir im Grunde vollkommen egal, möge dieser erbärmliche Wicht doch zur Hölle fahren!“, schnaubte Charles.
„… Allerdings vermutete ich – und vermute ich noch immer –, dass er bei der Scarface-Sache seine Finger mit im Spiel hat, auch wenn ich nicht davon ausgehe, dass er die Morde eigenhändig begeht. Der Tod der beiden Polizisten ist zwar kein Beweis, aber ein Indiz, wie man beim Scotland Yard sagen würde. Niemand hat zuvor damit rechnen können, dass ich Hill einen Besuch abstatten würde, außer er selbst. Folglich hat er genug Gelegenheit gehabt, vorauszuplanen und irgendwelche zwielichtigen Kerle – vermutlich wieder suspendierte Bobbies, die darauf hoffen, wieder ihren Dienst antreten zu können, indem sie seine Lakaien spielen – anzuweisen, mir oder den Polizisten, die mich verfolgen würden, wenn mir eine Flucht gelänge – was sie ja getan hat – einen Hinterhalt zu legen. Sehr geschickt, das muss ich schon sagen, denn so gab es für mich garantiert keinen Ausweg, und das Wetter kam diesen durchtriebenen Bast…“
Charles unterbrach sich, als er beim Aussprechen merkte, dass er sich gerade erneut ungebührlich verhielt und dass er zudem wieder zu viel redete.
„Tut mir leid, ich schweife ab. Mehr oder minder aus Verzweiflung habe ich also versucht, irgendetwas zu finden, was ich gegen Hill verwenden könnte. Nicht, dass es mir in meiner Situation wirklich etwas gebracht hätte, doch diese Aufgabe hat meinen Nerven gut getan und mich im Endeffekt doch weitergebracht. Ich durchwühlte Archive und Karteien, habe mich in seinem Haus umgesehen, habe den richtigen Leuten Fragen gestellt… so wie das eben funktioniert. Jedenfalls bin ich beim Durchstöbern von Fallakten, wie gehofft, auf die ein oder andere gestoßen, mit der Hill in Verbindung stand. Natürlich war nichts davon belastend für ihn, so viel Glück hatte ich dann doch nicht, meist trat er als Zeuge, manchmal als Betroffener auf – aber es wäre auch verwunderlich gewesen, in der Kartei seiner eigenen Organisation auch nur ein schlechtes Wort über ihn zu finden.“
Das ließ ihn missbilligend mit der Zunge schnalzen. Überhaupt war es Zufall gewesen, dass er überhaupt etwas über Hill persönlich gefunden hatte. Allerdings waren ihm einige der Vorfälle sehr bekannt vorgekommen, die mit „Anzeige gegen Unbekannt“ im Sand zerlaufen waren.
„Das meiste interessierte mich eigentlich nur gering, dennoch las ich alles, was ich finden konnte – und gelangte schließlich an einen Bericht, der meine Aufmerksamkeit weckte. Scheinbar hatte er persönlich ihn verfasst und er handelte von Ihnen, Miss, von Ihnen und…“
Charles unterbrach sich erneut und hörte, wie das Blut in seinen Ohren wieder leise zu rauschen begann.
„Nun“, beeilte er sich zu sagen, „ich möchte Sie nicht in Verlegenheit bringen.“
Oder mich.
Er hatte das heikle Thema ihres Berufs eigentlich nicht unbedingt anschneiden wollen.
„Sie wissen ja, wovon ich rede. Selbstverständlich war der Bericht seine Sicht der Dinge, die offizielle Version, die Sie als Lügnerin darstellte – und auch wenn ich in jenem Moment nicht mehr als das hatte, war mir bewusst, dass ich damit vielleicht auf etwas Verwertbares gestoßen war, denn es hat mich etwas stutzig gemacht, dass Sie im Gegensatz zu so vielen anderen, die mit Hill aneinandergeraten sind, weitestgehend unbehelligt aus der Angelegenheit hinausgekommen sind. Ich konzentrierte meine Recherchen anschließend auf diesen, Ihren, Fall. Was ich dadurch erfahren habe, war ein Stück weit anders als ich es erwartet hätte.“
Charles atmete seufzend aus, bevor er weitersprach.
„Genau genommen war es… erschreckend, gewissermaßen. Laut den Informationen, die ich zusammenraffen konnte, hat diese Geschichte größere Wellen geschlagen als Sie selbst vielleicht vermuten würden.“
Kurz schlich sich ein schadenfrohes Schmunzeln auf Charles‘ Gesicht.
„Sie haben unseren nicht ganz so sauberen Saubermann in ganz schöne Schwierigkeiten gebracht – und damit meine ich solcher existenzieller Natur und dass Sie wohl den letzten Nagel darstellten, den Hill in den Sarg seiner Ehe geschlagen hat.“
Dies war eigentlich kein Grund, worüber Charles sich hätte freuen können. Keine Frau hatte es verdient, so von ihrem Ehemann behandelt zu werden – und auch Melinda hatte Hills niederträchtige Vorgehensweise, nur um das eigene Gesicht zu wahren, nicht verdient gehabt. Diese ganze Angelegenheit war Hills Schuld gewesen, keine Frage, jedoch waren nicht nur er und Miss Bolt daran beteiligt gewesen.
„Man hat von höchster Instanz bewirkt, dass dieses Vorkommnis geheim gehalten wird, dass niemand der Beteiligten auch nur wagen würde, die Sache in der Öffentlichkeit zu erwähnen oder sie wieder aufzurollen zu lassen. Was allein an Bestechungsgeldern geflossen und Drohungen ausgesprochen wurden, um zu garantieren, dass selbst das kleinste Schmierblatt der Stadt nichts darüber veröffentlichte, dass der allseits angesehene Chief Commissioner des London Police Service es in seinem Privatleben nicht ganz so genau mit dem Gesetz nimmt!... Und dann auch noch auf diese Weise!“
Nun musste Charles lachen und brauchte einen Moment, bevor er sich wieder fing. Lustig daran war allein die Tatsache, dass der Chief Commissioner nicht nur ein Lüstling war, sondern ein überaus dämlicher dazu. Dass jemand von Hills Position überhaupt wagte, Prostituierte aufzusuchen, ließ erheblich an dessen Intelligenz zweifeln.
„Natürlich ist etwas durchgesickert, das hat man nicht verhindern können, jedoch hätte eine Anprangerung durch die Presse einen wundervollen Skandal gegeben, der zwangsläufig die Abdankung Hills zur Folge gehabt hätte – nein, man hätte ihn mit einem Tritt in den Hintern in die Gosse befördern müssen! Der Druck der Öffentlichkeit auf diejenigen, die ihr ausgeliefert sind, ist ungemein. Und intime Skandale werden einem viel übler genommen als wenn man es als leitender Ermittler nicht schafft, einem Serienmörder Einhalt zu gebieten“, sagte Charles, nun mit einem bitteren Lachen.
„Viel wichtiger ist aber, dass, je mehr ich mir bewusst geworden bin, welches Ausmaß diese Vertuschungsaktion und gleichzeitig Verschwörung gegen Ihre Person gehabt haben muss, die Erkenntnis in mir gereift ist, dass Hill nur ein Symptom dieser korrupten Krankheit ist, die sich unsere Regierung nennt. Er war nicht der Drahtzieher der Sache, sondern wurde zu seinem eigenen Wohl und dem der Leute, denen er nützlich ist, dazu gezwungen, die Sache fallen zu lassen, anstatt nachzutreten, so wie es in seiner eigentlichen Natur gelegen hätte, und Sie vor einen Richter zu zerren. Was meinen Sie, warum man Sie nur unter Arrest gestellt hat, anstatt Sie zu verurteilen? Scotland Yard mag sich zum Teil vom Innenministerium gelöst haben, aber das bedeutet nicht, dass die Polizei nicht mehr unter der Fuchtel der Regierung steht. Im Gegenteil sogar: Hill ist das Schoßhündchen des Premierministers und hat sich umgekehrt eine kleine Privatarmee zusammengestellt, die ihm und seinen Kumpanen und seinen Geldgebern den Rücken freihält.“
Zu dieser Erkenntnis war er gelangt. Doch er hatte sich schon wieder dazu verleiten lassen, seine Gedanken in Worte zu fassen und ihnen freien Lauf zu gewähren. Es war Zeit, etwas einzulenken.
„Sie sind der Grund, warum ich hier bin, Melinda, denn die Beschäftigung mit Ihrem Fall hat mich zu dem Entschluss gebracht, mit dem Rest meines Lebens etwas Bedeutsames anzufangen, anstatt mich zu verkriechen oder zu versuchen, ins Ausland zu fliehen. Ich möchte…“
… meine Ruhe haben.
Das war der Kern der Sache, eigentlich, jedoch war Ruhe schon immer ein Luxus gewesen, der ihm nur selten vergönnt gewesen ist. Und wenn er mal Ruhe gehabt hatte, hatte er sie nicht ertragen können. Ruhe war also nichts, das unbedingt erstrebenswert war. Nun war es sowieso zu spät dazu, sich auch nur erhoffen zu können, dass er jemals einfach nur unbehelligt sein Leben weiterleben konnte – dort, wo, und so, wie er es für richtig hielt.
„… helfen – so seltsam es auch klingt und so unmöglich die Aussicht auf Erfolg in Ihren Augen wohl scheinen mag. Aber Sie halten mich sowieso für sonderbar, nicht wahr?“
Nun blickte Charles Melinda an und er merkte, dass wieder ein Lächeln seine Lippen umspielte.
„Ich nehme es Ihnen nicht übel, schließlich habe ich Sie entführt. Man sagt mir schon lange nach, dass ich ein Talent dafür habe, mich in Schwierigkeiten zu bringen – und andere ebenfalls, wie es scheint.“
Umbra- Tiefseemonster
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Re: Götterblut - Kapitel 2: Gut geplant ist halb gewonnen
"Freunde des Hauses. Das klingt gut."
Alan klopfte dem Doktor unerwartet auf die Schulter. Is nich aufn Kopf gefallen, das Kerlchen.
Der Tag und vorallem die Folgenden versprachen interessant zu werden. So kautzig Randolph auch wirkte, und auf eine antiquierte Art harmlos, so mochte er doch auf intellektueller Ebene ein gerissener Gegenspieler zu Norly sein. Alan sah ihn noch als einen Gegenspieler. Das mochte sich im Laufe der Zeit ändern, aber der plötzliche Aufbruch und das Handeln auf eigene Faust liessen zunächst den Schluß zu, dass der Doktor sich nicht so einfach unter Norlys Zepter begeben würden. Zumindest nicht vollends.
"Ob mein Haus bewohnt ist? Nein, wieso?"
Alan war sichtlich irritiert.
"Brauchst du einen Keller für eine Leiche?"
Alan lachte etwas unbeholfen.
Bei einem Chirurgen konnte man nie wissen...
Alan klopfte dem Doktor unerwartet auf die Schulter. Is nich aufn Kopf gefallen, das Kerlchen.
Der Tag und vorallem die Folgenden versprachen interessant zu werden. So kautzig Randolph auch wirkte, und auf eine antiquierte Art harmlos, so mochte er doch auf intellektueller Ebene ein gerissener Gegenspieler zu Norly sein. Alan sah ihn noch als einen Gegenspieler. Das mochte sich im Laufe der Zeit ändern, aber der plötzliche Aufbruch und das Handeln auf eigene Faust liessen zunächst den Schluß zu, dass der Doktor sich nicht so einfach unter Norlys Zepter begeben würden. Zumindest nicht vollends.
"Ob mein Haus bewohnt ist? Nein, wieso?"
Alan war sichtlich irritiert.
"Brauchst du einen Keller für eine Leiche?"
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Druzil- Anzahl der Beiträge : 1363
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Re: Götterblut - Kapitel 2: Gut geplant ist halb gewonnen
Randolph lachte nicht mit. "Ich hoffe es nicht!", sagte er lediglich mit eisiger Stimme und musterte Alan. Hatte er den Mann falsch eingeschätzt? Eine Rebellion zu starten, das mochte ihm Spaß machen. Doch er schien Skrupell zu haben, einer Londoner Bürgerin Gewalt zuzufügen. Manchmal ist es notwendig kein Gentleman zu sein. Und er hoffte das sich Alan nicht als Problem herausstellen würde. "Nun wir werden sehen, ob wir dein Haus benötigen werden, jetzt sollten wir uns erst einmal das der Mauneys anschauen!"
Darnamur- Jünger des Pinguins
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Re: Götterblut - Kapitel 2: Gut geplant ist halb gewonnen
Einen Moment hielt Melinda inne, als sie begriff, was Norly ihr da gerade erzählte. Vielleicht machte jetzt auch alles mehr Sinn als je zu vor. War Leeland Smithson deshalb so hinter ihr her? Wusste ganz Scotland Yard Bescheid, oder war es nur ein privater Rachefeldzug den Leeland voran trieb? Sie schauderte abermals leicht und sah Norly an, die Arme übereinandergelegt, während in ihrer rechten Hand das Messer ihre Gestik untermalte, mit dem sie eben noch das Fleisch und den Inhalt der Pastete zurecht geschnitten hatte.
"Wie soll ich das wohl am besten erklären? Sehen Sie Mr. Norly, ich weiß nicht welchen Beruf sie hatten, bevor Scotland Yard Ihnen den als irrer Massenmörder auf den Leib schneiderte, aber vielleicht waren sie ähnlich wie ich auch Kunden angewiesen. In meinem Gewerbe wohl noch mehr als in anderen. Man verdient sich aber auch in meinem Beruf mit unter Ansehen, vermutlich kaum vorstellbar, für einen Außenstehenden. Aber es gibt Huren zu denen man lieber geht, als zu anderen. Und das hat erschreckenderweise nicht einmal was mit Körperhygiene zu tun. Sondern eher mit Verschwiegenheit, sofern die körperlichen Attribute es zu lassen. Solche von uns, werden in verschwiegenen Ecken von Kutschern eingesammelt, die Tücher über das Gesicht gezogen haben, damit man sie und ihre Herren nicht erkennt. Die Kutschen tragen keinerlei Wappen. Verschwiegenheit ist in höheren Kreisen, das oberste Gebot. Ob man es mir glauben mag oder nicht, ich bin durchaus darauf angewiesen auch elende Trunkenbolde als meine Kunden zu bezeichnen, doch neben diesen, habe ich auch Kunden der Kategorie schwarze Kutsche wie wir das nennen. Das kann Fluch und Segen zugleich sein. Diese Kunden zahlen deutlich besser, immerhin erkaufen sie sich unser Schweigen. Gefährlich ist es allemal. Ich kenne, nein kannte eine Hure, die einer recht großen schwarzen Kutsche ihre Dienste leistete. In diesem Fall war der Kunde ein Angehöriger der Königsfamilie. Sie redete zu viel darüber. Heute sitzt sie in einer Nervenheilanstalt und sabbert, nachdem man experimentell mit Metallstäben in ihrem Kopf herumfuhrwerkte. Ja, auch Ärzte gehören zu unseren Kunden. Vom Bauern bis zum König. Für die meisten sind wir nicht mehr als ein Stück Vieh. Ich war für Hill nichts anderes. Das es jedoch so Wellen schlagen würde, war mir nicht bekannt. Ich war einige Male bei ihm, er wurde unvorsichtig. Seine Haushälterin erwischte uns. Sie verschwand kurz darauf, mir war bewusst, dass man nicht mit ihm zu spaßen hatte, das sich allerdings selbst unser Premier dafür interessiert...glauben Sie mir ich hatte keine Ahnung." Melinda verstummte und blickte auf das Messer mit dem sie gedankenverloren wippte. Ihr Blick wurde kurz glasig, dann konzentrierte sie sich wieder und sah ihren Gesprächspartner wieder an. "Entschuldigen Sie, ich war wohl in Redestimmung, ich schätze das Thema geziemt sich nicht für einen Mann ihres Standes." Sie lächelte traurig, drehte sich weg und schnitt weiter die Zutaten klein. Denn ob sie wollte oder nicht, ihr lag etwas an Norly. Sie langte an ihm vorbei um nach dem Pfefferstreuer zu greifen und berührte dabei leicht seinen Arm. "Ich halte sie nicht für sonderbar. Was denken Sie was ich schon für Menschen begegnet bin? Ich frage mich viel eher was sie von mir halten. Wie ist es als Mann aus guten Hause, mit einer Hure in der Küche zu stehen und sich über deren Kunden zu unterhalten?"
"Wie soll ich das wohl am besten erklären? Sehen Sie Mr. Norly, ich weiß nicht welchen Beruf sie hatten, bevor Scotland Yard Ihnen den als irrer Massenmörder auf den Leib schneiderte, aber vielleicht waren sie ähnlich wie ich auch Kunden angewiesen. In meinem Gewerbe wohl noch mehr als in anderen. Man verdient sich aber auch in meinem Beruf mit unter Ansehen, vermutlich kaum vorstellbar, für einen Außenstehenden. Aber es gibt Huren zu denen man lieber geht, als zu anderen. Und das hat erschreckenderweise nicht einmal was mit Körperhygiene zu tun. Sondern eher mit Verschwiegenheit, sofern die körperlichen Attribute es zu lassen. Solche von uns, werden in verschwiegenen Ecken von Kutschern eingesammelt, die Tücher über das Gesicht gezogen haben, damit man sie und ihre Herren nicht erkennt. Die Kutschen tragen keinerlei Wappen. Verschwiegenheit ist in höheren Kreisen, das oberste Gebot. Ob man es mir glauben mag oder nicht, ich bin durchaus darauf angewiesen auch elende Trunkenbolde als meine Kunden zu bezeichnen, doch neben diesen, habe ich auch Kunden der Kategorie schwarze Kutsche wie wir das nennen. Das kann Fluch und Segen zugleich sein. Diese Kunden zahlen deutlich besser, immerhin erkaufen sie sich unser Schweigen. Gefährlich ist es allemal. Ich kenne, nein kannte eine Hure, die einer recht großen schwarzen Kutsche ihre Dienste leistete. In diesem Fall war der Kunde ein Angehöriger der Königsfamilie. Sie redete zu viel darüber. Heute sitzt sie in einer Nervenheilanstalt und sabbert, nachdem man experimentell mit Metallstäben in ihrem Kopf herumfuhrwerkte. Ja, auch Ärzte gehören zu unseren Kunden. Vom Bauern bis zum König. Für die meisten sind wir nicht mehr als ein Stück Vieh. Ich war für Hill nichts anderes. Das es jedoch so Wellen schlagen würde, war mir nicht bekannt. Ich war einige Male bei ihm, er wurde unvorsichtig. Seine Haushälterin erwischte uns. Sie verschwand kurz darauf, mir war bewusst, dass man nicht mit ihm zu spaßen hatte, das sich allerdings selbst unser Premier dafür interessiert...glauben Sie mir ich hatte keine Ahnung." Melinda verstummte und blickte auf das Messer mit dem sie gedankenverloren wippte. Ihr Blick wurde kurz glasig, dann konzentrierte sie sich wieder und sah ihren Gesprächspartner wieder an. "Entschuldigen Sie, ich war wohl in Redestimmung, ich schätze das Thema geziemt sich nicht für einen Mann ihres Standes." Sie lächelte traurig, drehte sich weg und schnitt weiter die Zutaten klein. Denn ob sie wollte oder nicht, ihr lag etwas an Norly. Sie langte an ihm vorbei um nach dem Pfefferstreuer zu greifen und berührte dabei leicht seinen Arm. "Ich halte sie nicht für sonderbar. Was denken Sie was ich schon für Menschen begegnet bin? Ich frage mich viel eher was sie von mir halten. Wie ist es als Mann aus guten Hause, mit einer Hure in der Küche zu stehen und sich über deren Kunden zu unterhalten?"
Elli- Piratenpinguin
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Re: Götterblut - Kapitel 2: Gut geplant ist halb gewonnen
Melinda reagierte… verstimmt. So wirkte es zumindest auf Charles und er schalt sich selbst einen Idioten.
Natürlich war sie verstimmt – wie sollte es auch anders sein, wenn er sie damit konfrontierte, dass sie sich prostituierte und dass gerade Hill einer ihrer Freier gewesen war? Noch darüber hinaus schien Charles sie dazu gebracht zu haben, sich von jedweder Schuld für das unglückliche Ende, dass Hills Interesse für sie genommen hatte, freisprechen zu wollen. Natürlich traf sie keine Schuld, Charles hatte nie vermitteln wollen, dass er das dachte. Er war von einem Fettnäpfchen ins nächste getreten und dass er sich damit, dass er gegenüber Hill Schadenfreude gezeigt hatte, auch über Melinda lustig gemacht hatte, tat Charles nun unendlich leid. Er war ein dämlicher Narr! Dämlich und angetrunken und unbedacht.
Jetzt hielt Ms. Bolt ihn für hochnäsig und ungehobelt, und obwohl sie dies durch ihre Wortwahl zum Ausdruck brachte, blieb sie ihm nah. Sie lenkte sich ab, indem sie sich weiter um das Essen kümmerte und merkte es wahrscheinlich noch nicht einmal, dass ihre Hand seinen Hemdärmel streifte.
„Ich… ich wollte nicht respektlos sein“, setze Charles zu einer Entschuldigung an und überging somit die Frage, wie es für ihn war, dass eine Hure ihm Gesellschaft leistete und er sich scheinbar gezwungenermaßen mit ihr unterhalten musste. Er griff nach einem Küchentuch, um beiläufig seine Finger von Butter zu befreien.
„Es war nicht meine Absicht, anzudeuten, dass ich mich für etwas Besseres halte; bitte glauben Sie mir, Melinda, denn dem ist nicht so. Auch habe ich nicht bezweckt, Ihnen das Gefühl zu geben, sich mir gegenüber rechtfertigen zu müssen. Ich habe Ihnen… Ihren Beruf nicht zum Vorwurf machen wollen. Ich weiß, dass Frauen wie Sie oft nicht anders können als sich zu verkaufen, und selbst, wenn es unter Umständen nicht so sein sollte, hätte ich dennoch kein Recht dazu, Sie und Ihresgleichen deswegen zu verurteilen. Ich möchte unvoreingenommen sein, schließlich habe ich Sie um das Gleiche gebeten – und dieser Part ist bei meinem Ruf sicher keine Kleinigkeit. Ich halte Sie nicht für ein Stück Vieh oder für Gesindel.“
Charles benutzte auch den zweiten Begriff bewusst. Melinda hatte sich wirklich darüber aufgeregt, dass Dr. Tremaine sie so betitelt hatte, aber Charles selbst stimmte dem nicht zu. Hill und dessen Häscher waren Gesindel – nicht so Ms. Bolt, die ihn fürsorglich und freundlich behandelt und ihm gegenüber Verständnis gezeigt hatte.
„Sie sind eine Frau, eine Dame, Miss, und als solche verdienen Sie es, mit Anstand behandelt zu werden. Ihre Vergangenheit spielt in diesem Punkt für mich keinerlei Rolle. Ich fürchte, ich muss Sie erneut demütigst um Verzeihung bitten.“
Um ihr zu zeigen, dass er es vollkommen ernst meinte, was er gesagt hatte, griff Charles nach ihrer Hand, behutsam, damit sie nicht erschrak – ihre zarten Finger waren so zierlich im Vergleich zu den seinen – und beugte seinen Nacken respektvoll, um einen Handkuss anzudeuten.
Natürlich war sie verstimmt – wie sollte es auch anders sein, wenn er sie damit konfrontierte, dass sie sich prostituierte und dass gerade Hill einer ihrer Freier gewesen war? Noch darüber hinaus schien Charles sie dazu gebracht zu haben, sich von jedweder Schuld für das unglückliche Ende, dass Hills Interesse für sie genommen hatte, freisprechen zu wollen. Natürlich traf sie keine Schuld, Charles hatte nie vermitteln wollen, dass er das dachte. Er war von einem Fettnäpfchen ins nächste getreten und dass er sich damit, dass er gegenüber Hill Schadenfreude gezeigt hatte, auch über Melinda lustig gemacht hatte, tat Charles nun unendlich leid. Er war ein dämlicher Narr! Dämlich und angetrunken und unbedacht.
Jetzt hielt Ms. Bolt ihn für hochnäsig und ungehobelt, und obwohl sie dies durch ihre Wortwahl zum Ausdruck brachte, blieb sie ihm nah. Sie lenkte sich ab, indem sie sich weiter um das Essen kümmerte und merkte es wahrscheinlich noch nicht einmal, dass ihre Hand seinen Hemdärmel streifte.
„Ich… ich wollte nicht respektlos sein“, setze Charles zu einer Entschuldigung an und überging somit die Frage, wie es für ihn war, dass eine Hure ihm Gesellschaft leistete und er sich scheinbar gezwungenermaßen mit ihr unterhalten musste. Er griff nach einem Küchentuch, um beiläufig seine Finger von Butter zu befreien.
„Es war nicht meine Absicht, anzudeuten, dass ich mich für etwas Besseres halte; bitte glauben Sie mir, Melinda, denn dem ist nicht so. Auch habe ich nicht bezweckt, Ihnen das Gefühl zu geben, sich mir gegenüber rechtfertigen zu müssen. Ich habe Ihnen… Ihren Beruf nicht zum Vorwurf machen wollen. Ich weiß, dass Frauen wie Sie oft nicht anders können als sich zu verkaufen, und selbst, wenn es unter Umständen nicht so sein sollte, hätte ich dennoch kein Recht dazu, Sie und Ihresgleichen deswegen zu verurteilen. Ich möchte unvoreingenommen sein, schließlich habe ich Sie um das Gleiche gebeten – und dieser Part ist bei meinem Ruf sicher keine Kleinigkeit. Ich halte Sie nicht für ein Stück Vieh oder für Gesindel.“
Charles benutzte auch den zweiten Begriff bewusst. Melinda hatte sich wirklich darüber aufgeregt, dass Dr. Tremaine sie so betitelt hatte, aber Charles selbst stimmte dem nicht zu. Hill und dessen Häscher waren Gesindel – nicht so Ms. Bolt, die ihn fürsorglich und freundlich behandelt und ihm gegenüber Verständnis gezeigt hatte.
„Sie sind eine Frau, eine Dame, Miss, und als solche verdienen Sie es, mit Anstand behandelt zu werden. Ihre Vergangenheit spielt in diesem Punkt für mich keinerlei Rolle. Ich fürchte, ich muss Sie erneut demütigst um Verzeihung bitten.“
Um ihr zu zeigen, dass er es vollkommen ernst meinte, was er gesagt hatte, griff Charles nach ihrer Hand, behutsam, damit sie nicht erschrak – ihre zarten Finger waren so zierlich im Vergleich zu den seinen – und beugte seinen Nacken respektvoll, um einen Handkuss anzudeuten.
Umbra- Tiefseemonster
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Re: Götterblut - Kapitel 2: Gut geplant ist halb gewonnen
Die Worte die Norly ihr gegenüber hervor brachten, waren eine eindeutige Entschuldigung. Auch wenn sie nie eine hatte haben wollen. Der Handkuss den er ihr auf den Handrücken hauchte, irritierte sie wahrlich, denn was sie gesagt hatte stimmte. Für die meisten Männer waren Frauen nichts wert, Huren noch weniger. Ein Stück Vieh, für die Zwecke benutzt und dann weggeworfen, zu oft hatte sie das erleben müssen. In unzähligen schwarzen Kutschen hatte sie gesessen, in der Hoffnung ihr Leben ändern zu können. Sie war naiv gewesen, ein anderes Wort fiel ihr dafür nicht ein. Als er sich wieder aufrichtete, blickte sie ihn einen Moment schweigsam an, sie fasste ihm kurz an den Arm bevor sie anfing zu reden. "Sie müssen sich nicht immer entschuldigen, Charles," da er sie mit ihrem Vornamen ansprach adaptiere sie dieses Verhalten, "glauben Sie mir ich bin eine derbe Ausdrucksweise gewöhnt. Ich weiß, dass sie sich nicht für etwas Besseres halten, das zeigt mir ihr Verhalten. Oder aber sie sind ein verteufelt guter Schauspieler." Sie lächelte ihn an, der Tatsache bewusst das schon so mancher gestandene Mann bei diesem Anblick, zu Butter in ihren Händen geworden war. Eine Frage brannte ihr jedoch unter den Nägeln. "Da Sie meine Akte gelesen haben, tauchte dort der Name Smithson auf?"
Elli- Piratenpinguin
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Re: Götterblut - Kapitel 2: Gut geplant ist halb gewonnen
Melinda war es gewiss gewohnt, ungefragt berührt zu werden, und auch wenn hinter Charles‘ Geste nicht die Intention verborgen gewesen war, sie zu betatschen, kam er dennoch nicht umhin, zufrieden zu sein und sich darüber zu freuen, dass sie seinen Handkuss nicht zurückwies. Dann, nach einem kurzen Moment der Ungewissheit, in dem sie keine Reaktion zeigte, suchte sie sogar seine Nähe, indem sie beruhigend ihre Hand an seinen Arm legte. Obwohl dieser Kontakt nur flüchtig ausfiel, war es Charles als würde ihn, ausgehend von Melindas Hand, eine Welle von angenehmer Wärme durchströmen. Diesmal war dieses Gefühl nicht dem Alkohol, der seine Schmerzen gedämpft, ihn aber gleichzeitig schon merklich benebelt hatte, oder erregter Verlegenheit zu verdanken, da war Charles sich sicher, sondern der eigenen Dankbarkeit für die Geduld, die Melinda ihm gegenüber hatte.
Charles war es noch nie schwer gefallen, das Wohlwollen einer Frau zu gewinnen – dazu bedurfte es jeweils nur die richtige Mischung aus Charme, Selbstvertrauen und Zurückhaltung. Diese zu finden, gelang ihm meist wie von selbst. Seine Mutter hatte ihm Anstand, insbesondere gegenüber dem anderen Geschlecht, beigebracht und das hatte er verinnerlicht – zumindest in dem Maße und auf die Weise wie es auch ihm zuträglich war. Gute Manieren waren allgemein klar von Vorteil, wenn man von anderen anerkannt werden wollte, jedoch ging es Charles hier nicht darum, Melinda zu beeindrucken oder sie zu umgarnen. Nicht, dass sie ihn ihrerseits nichts reizen würde – denn dass sie das tat, dessen war er sich schmerzlich bewusst –, aber er hatte es vollkommen ernst gemeint, als er ihr gesagt hatte, dass es nicht in seiner Absicht lag, sie zu belästigen, und dass er auch kein Stück Vieh in ihr sah.
Er hatte nicht gelogen oder aus Höflichkeit geflunkert. Er hatte sich wirklich entschuldigen wollen und das war aus seiner Sicht – auch wenn Melinda versicherte, dass er nicht hätte um Verzeihung bitten müssen –, notwendig gewesen, um sein Gewissen zu erleichtern. Er wollte nicht, dass etwas zwischen ihnen stand, sondern dass sie etwas Vertrauen in ihn fasste, sofern das überhaupt möglich war.
Doch er spürte, dass er sich auf dem besten Weg befand. „Charles“ hatte Melinda ihn genannt, das war ihm nicht entgangen. „Charles“ klang so viel weniger distanziert als „Norly“ oder „Mister“ oder beides zusammen. Dieser, wenn auch kleine Fortschritt gefiel ihm und hätte ihn an sich schon zum Lächeln gebracht, aber er fühlte sich zudem auch noch von ihrer Bemerkung geschmeichelt, dass er möglicherweise, in ihren Worten, „ein verteufelt guter Schauspieler“ war. Vermutlich hatte Melinda Recht, allerdings in anderen Fällen – Charles sah das nicht unbedingt bescheiden. Jedoch war er ehrlich gewesen, was seine Einstellung ihr gegenüber betraf. Würde er sich für etwas Besseres halten, hätte er sich sicher nicht an sie gewandt. Oder an Alan.
Wo sich der und der Doktor wohl gerade herumtrieben? Alan war bewaffnet, das wusste Charles, und würde den Chirurgen und sich hoffentlich verteidigen können, falls es zu noch einem Vorfall wie dem mit Mr. Hyde kommen sollte…
Wirklich den Tag versüßten Charles jedoch nicht Melindas einfühlsames Verhalten oder ihre Worte, sondern ihr Lächeln, das ihn regelrecht durchdrang und das er glücklich erwiderte. Er fühlte sich trotz der erst kürzlich vergangenen, peinlichen Atmosphäre in ihrer Gegenwart wohl und war beruhigt, sie hier bei sich in Sicherheit zu wissen. Dieses Lächeln wog all die Arbeit und den Ärger auf, den er auf sich genommen hatte, um diesen Moment erst zu ermöglichen, und rückte seinen, für ihn anstrengenden Start in den Tag in den Hintergrund. Edwards Tod würde ihm – und damit ihnen – unter gewissen Umständen bestimmt noch Probleme bereiten und auch der Anschlag auf John hatte Charles‘ gedankliche Liste von ungeklärten Fragen um einige Punkte verlängert. Vielleicht wusste Melinda auf einige davon eine Antwort. Doch darauf würde er später zurückkommen, denn nun kostete er die positive Aufmerksamkeit, die sie ihm schenkte, aus und genoss jeden einzelnen Sekundenbruchteil davon – leider währte der Moment wahrlich nicht lange.
Das Lächeln auf Charles‘ eigenem Gesicht wich einer nachdenklichen Miene, als Melinda wissen wollte, ob jemand namens Smithson in ihrer Akte auftauchte. Dieser plötzliche Themenwechsel kam für ihn unerwartet, doch er wollte sein Bestes tun, um ihre Frage zu beantworten. Charles musste nicht lange überlegen – ein gutes Zeichen, fand er, denn die Konzentrationsstörungen, die ihn gestern Abend und auch am heutigen Vormittag heimgesucht hatten, schienen sich inzwischen zumindest etwas verflüchtig zu haben.
„Ja“, antwortete Charles. Er erinnerte sich an den Namen, da er ihn mehrmals gelesen hatte.
„Ja, in der Tat. Ein Bobby, nicht wahr? Constable…?“
Was den Vornamen betraf, war sich Charles sich nicht vollkommen sicher.
„…Lucas Smithson? Lyle? So in der Art“, murmelte er und runzelte kurz die Stirn, weil sich das immer noch falsch anhörte. Aber wie der Polizist genau hieß spielte vermutlich sowieso keine große Rolle. Dieser Smithson war der einzige mit diesem Nachnamen in Melindas Akte, das wusste Charles.
„Der Name kam, glaube ich, nur in einem Abschnitt der Akte vor. In einem Protokoll, wenn ich mich recht entsinne. Smithson hat Sie wegen eines… Todesfalls befragt.“
Er lächelte etwas gequält, weil er damit schon wieder über Melindas Kundschaft sprach – ein Thema, das er eigentlich nicht wieder hatte anschneiden wollen. Auch wenn Charles sich über Hill lustig gemacht hatte, war es ihm eigentlich unangenehm, über intime Angelegenheiten zu reden. Gerade mit einer Frau, auch wenn Melinda da sicher nicht empfindlich war. Doch Charles vermutete, dass dieser bestimmte Todesfall auch für sie unerfreulich gewesen sein musste, weswegen er nicht näher darauf einging.
„Ich könnte das noch einmal genau prüfen, wenn Sie wünschen“, bot Charles an.
„Allerdings ist Ihre Akte nicht mehr hier, ich habe sie heute Morgen an einem sicheren Ort versteckt.“
Er hatte vorgehabt, sie bei Gelegenheit wieder zum Scotland Yard zurückzubringen. Auch wenn sie aus dem Archiv stammte und nicht aus der Kartei, auf die die Polizisten für ihre tägliche Arbeit zurückgriffen, war die Gefahr gegeben, dass jemandem auffiel, dass sie sowie die anderen, die er mitgenommen hatte, fehlten. Einige waren dem Feuer in Hills Haus zum Opfer gefallen, die würden also verschwunden bleiben, aber unter anderem hatte er die Akten seiner Gäste in aller Hektik noch eingepacken können, bevor Charles zusammen mit Alan die Flucht angetreten war.
Charles war es noch nie schwer gefallen, das Wohlwollen einer Frau zu gewinnen – dazu bedurfte es jeweils nur die richtige Mischung aus Charme, Selbstvertrauen und Zurückhaltung. Diese zu finden, gelang ihm meist wie von selbst. Seine Mutter hatte ihm Anstand, insbesondere gegenüber dem anderen Geschlecht, beigebracht und das hatte er verinnerlicht – zumindest in dem Maße und auf die Weise wie es auch ihm zuträglich war. Gute Manieren waren allgemein klar von Vorteil, wenn man von anderen anerkannt werden wollte, jedoch ging es Charles hier nicht darum, Melinda zu beeindrucken oder sie zu umgarnen. Nicht, dass sie ihn ihrerseits nichts reizen würde – denn dass sie das tat, dessen war er sich schmerzlich bewusst –, aber er hatte es vollkommen ernst gemeint, als er ihr gesagt hatte, dass es nicht in seiner Absicht lag, sie zu belästigen, und dass er auch kein Stück Vieh in ihr sah.
Er hatte nicht gelogen oder aus Höflichkeit geflunkert. Er hatte sich wirklich entschuldigen wollen und das war aus seiner Sicht – auch wenn Melinda versicherte, dass er nicht hätte um Verzeihung bitten müssen –, notwendig gewesen, um sein Gewissen zu erleichtern. Er wollte nicht, dass etwas zwischen ihnen stand, sondern dass sie etwas Vertrauen in ihn fasste, sofern das überhaupt möglich war.
Doch er spürte, dass er sich auf dem besten Weg befand. „Charles“ hatte Melinda ihn genannt, das war ihm nicht entgangen. „Charles“ klang so viel weniger distanziert als „Norly“ oder „Mister“ oder beides zusammen. Dieser, wenn auch kleine Fortschritt gefiel ihm und hätte ihn an sich schon zum Lächeln gebracht, aber er fühlte sich zudem auch noch von ihrer Bemerkung geschmeichelt, dass er möglicherweise, in ihren Worten, „ein verteufelt guter Schauspieler“ war. Vermutlich hatte Melinda Recht, allerdings in anderen Fällen – Charles sah das nicht unbedingt bescheiden. Jedoch war er ehrlich gewesen, was seine Einstellung ihr gegenüber betraf. Würde er sich für etwas Besseres halten, hätte er sich sicher nicht an sie gewandt. Oder an Alan.
Wo sich der und der Doktor wohl gerade herumtrieben? Alan war bewaffnet, das wusste Charles, und würde den Chirurgen und sich hoffentlich verteidigen können, falls es zu noch einem Vorfall wie dem mit Mr. Hyde kommen sollte…
Wirklich den Tag versüßten Charles jedoch nicht Melindas einfühlsames Verhalten oder ihre Worte, sondern ihr Lächeln, das ihn regelrecht durchdrang und das er glücklich erwiderte. Er fühlte sich trotz der erst kürzlich vergangenen, peinlichen Atmosphäre in ihrer Gegenwart wohl und war beruhigt, sie hier bei sich in Sicherheit zu wissen. Dieses Lächeln wog all die Arbeit und den Ärger auf, den er auf sich genommen hatte, um diesen Moment erst zu ermöglichen, und rückte seinen, für ihn anstrengenden Start in den Tag in den Hintergrund. Edwards Tod würde ihm – und damit ihnen – unter gewissen Umständen bestimmt noch Probleme bereiten und auch der Anschlag auf John hatte Charles‘ gedankliche Liste von ungeklärten Fragen um einige Punkte verlängert. Vielleicht wusste Melinda auf einige davon eine Antwort. Doch darauf würde er später zurückkommen, denn nun kostete er die positive Aufmerksamkeit, die sie ihm schenkte, aus und genoss jeden einzelnen Sekundenbruchteil davon – leider währte der Moment wahrlich nicht lange.
Das Lächeln auf Charles‘ eigenem Gesicht wich einer nachdenklichen Miene, als Melinda wissen wollte, ob jemand namens Smithson in ihrer Akte auftauchte. Dieser plötzliche Themenwechsel kam für ihn unerwartet, doch er wollte sein Bestes tun, um ihre Frage zu beantworten. Charles musste nicht lange überlegen – ein gutes Zeichen, fand er, denn die Konzentrationsstörungen, die ihn gestern Abend und auch am heutigen Vormittag heimgesucht hatten, schienen sich inzwischen zumindest etwas verflüchtig zu haben.
„Ja“, antwortete Charles. Er erinnerte sich an den Namen, da er ihn mehrmals gelesen hatte.
„Ja, in der Tat. Ein Bobby, nicht wahr? Constable…?“
Was den Vornamen betraf, war sich Charles sich nicht vollkommen sicher.
„…Lucas Smithson? Lyle? So in der Art“, murmelte er und runzelte kurz die Stirn, weil sich das immer noch falsch anhörte. Aber wie der Polizist genau hieß spielte vermutlich sowieso keine große Rolle. Dieser Smithson war der einzige mit diesem Nachnamen in Melindas Akte, das wusste Charles.
„Der Name kam, glaube ich, nur in einem Abschnitt der Akte vor. In einem Protokoll, wenn ich mich recht entsinne. Smithson hat Sie wegen eines… Todesfalls befragt.“
Er lächelte etwas gequält, weil er damit schon wieder über Melindas Kundschaft sprach – ein Thema, das er eigentlich nicht wieder hatte anschneiden wollen. Auch wenn Charles sich über Hill lustig gemacht hatte, war es ihm eigentlich unangenehm, über intime Angelegenheiten zu reden. Gerade mit einer Frau, auch wenn Melinda da sicher nicht empfindlich war. Doch Charles vermutete, dass dieser bestimmte Todesfall auch für sie unerfreulich gewesen sein musste, weswegen er nicht näher darauf einging.
„Ich könnte das noch einmal genau prüfen, wenn Sie wünschen“, bot Charles an.
„Allerdings ist Ihre Akte nicht mehr hier, ich habe sie heute Morgen an einem sicheren Ort versteckt.“
Er hatte vorgehabt, sie bei Gelegenheit wieder zum Scotland Yard zurückzubringen. Auch wenn sie aus dem Archiv stammte und nicht aus der Kartei, auf die die Polizisten für ihre tägliche Arbeit zurückgriffen, war die Gefahr gegeben, dass jemandem auffiel, dass sie sowie die anderen, die er mitgenommen hatte, fehlten. Einige waren dem Feuer in Hills Haus zum Opfer gefallen, die würden also verschwunden bleiben, aber unter anderem hatte er die Akten seiner Gäste in aller Hektik noch eingepacken können, bevor Charles zusammen mit Alan die Flucht angetreten war.
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Re: Götterblut - Kapitel 2: Gut geplant ist halb gewonnen
Alan war unwohl bei dem Gedanken daran, dass Randolph irgendwelche Pläne mit seinem Haus hatte. Die Wortkargheit des Doktors trug ebenfalls ihren Teil zu diesem Gefühl bei. Oder konnte es sein, dass er gar keinen genauen Plan hatte? Alan hoffte, dass das Gegenteil der Fall sein würde. Dennoch begann er eigene Überlegungen anzustellen.
"Okay, dann zu den Mauneys", antwortete er, mit mulmigem Gefühl.
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Re: Götterblut - Kapitel 2: Gut geplant ist halb gewonnen
Die Hinweise, die Charles Randolph eher unbewusst gegeben hatte, indem er sie in der gestrigen Nacht körperlich und so auch geistig etwas angeschlagen im Selbstgespräch geäußert hatte, hatten sich wahrlich als guter Anhaltspunkt für die Recherche erwiesen. Vor seinem Tod war Harrold Mauney im Reedereigeschäft tätig gewesen und die Informationen, die Randolph in der Nähe der Docks gesammelt hatte, wo der Name „Mauney“ im Allgemeinen kein unbekannter war, hatten sich als nützlich genug erwiesen, um die Witwe des Aktionärs ausfindig machen zu können.
34 Eccleston Square hieß die Adresse, zu der der Chirurg Alan führte, und diese lag in Pimlico, einem Stadtteil im südwestlichen Zentrum Londons. Pimlico galt als respektabel und angesehen und dass die Mauneys sich hier niedergelassen hatten, war ein klares Anzeichen dafür, dass die Witwe sich wohl keine Sorgen darüber machen musste, dass ihr Gatte sie mittellos zurückgelassen haben könnte. Nicht wenigen würde wohl das Herz in die Hose rutschen, wenn man ihnen einen der gängigen Preise mitteilte, die es zu zahlen galt, wenn man sich allein eine Wohnung am Eccleston Square anzuschaffen gedachte. Gar ein ganzes Haus wäre nur für einen verschwindend geringen Anteil der Londoner Bevölkerung im Bereich des Möglichen gewesen, aber Mr. Mauney hatte sich, was seinen Wohnsitz betraf, nicht lumpen lassen. Die Häuser, die die grüne Parkanlage des Eccleston Square umringten, strahlten die Klasse, zu der ihre Bewohner gehörten, geradezu aus. Auch wenn sie in ihrer Bauweise – mehrstöckig und reihenhausartig – an sich nicht viel von Wohnanlagen in den östlichen Gegenden Londons unterschieden, sah man anhand ihrer meist weißen, stuckverzierten Fassaden und den säuberlich gepflegten Vorgärten, dass man sich hier weit von Orten wie Whitechapel entfernt befand. Allgemein war diese Wohngegend, bis auf einige Spaziergänger, die das schöne Wetter genossen, im Vergleich zu den bevölkerungsreichen Wohnblöcken des East Ends ziemlich ruhig.
Das Haus mit der Nummer 34 gehörte zu einer Reihe von gleichartig aussehenden, dicht an dicht gedrängten Gebäuden, die wohl alle nicht älter als fünfzehn Jahre alt sein durften. Trotz der platzsparenden Nutzung der Baufläche bog an der linken Seite von Mrs. Mauneys Heim eine schmale Gasse vom Gehweg ab, die zwischen den Gebäuden hindurchführte. Hinter dem von einem gusseisernen Zaun und gemauerten Pfählen umgebenen Tor lotste ein gepflasterter, nur zwei Yards langer Weg mögliche Besucher zu Stufen, auf denen wiederum eine mächtige Eichenholztür thronte, die das Reich der Witwe Mauney von dem Alltag auf der Straße trennte. Allein die breite Fassade des Hauses und der Umstand, dass dieses zwei Obergeschosse besaß, ließen darauf schließen, dass es an Wohnraum im Inneren nicht mangeln konnte. Insgesamt machte es einen ziemlich edlen Eindruck, das Haus der Mauneys. Hinter den Fenstern konnte man stilvolle Gardinen und im Erdgeschoss auch Pflanzen auf den Fensterbänken entdecken, allerdings war von der Straße aus kein Anzeichen dafür erkennbar, ob Mrs. Mauney oder überhaupt irgendjemand anwesend war.
34 Eccleston Square hieß die Adresse, zu der der Chirurg Alan führte, und diese lag in Pimlico, einem Stadtteil im südwestlichen Zentrum Londons. Pimlico galt als respektabel und angesehen und dass die Mauneys sich hier niedergelassen hatten, war ein klares Anzeichen dafür, dass die Witwe sich wohl keine Sorgen darüber machen musste, dass ihr Gatte sie mittellos zurückgelassen haben könnte. Nicht wenigen würde wohl das Herz in die Hose rutschen, wenn man ihnen einen der gängigen Preise mitteilte, die es zu zahlen galt, wenn man sich allein eine Wohnung am Eccleston Square anzuschaffen gedachte. Gar ein ganzes Haus wäre nur für einen verschwindend geringen Anteil der Londoner Bevölkerung im Bereich des Möglichen gewesen, aber Mr. Mauney hatte sich, was seinen Wohnsitz betraf, nicht lumpen lassen. Die Häuser, die die grüne Parkanlage des Eccleston Square umringten, strahlten die Klasse, zu der ihre Bewohner gehörten, geradezu aus. Auch wenn sie in ihrer Bauweise – mehrstöckig und reihenhausartig – an sich nicht viel von Wohnanlagen in den östlichen Gegenden Londons unterschieden, sah man anhand ihrer meist weißen, stuckverzierten Fassaden und den säuberlich gepflegten Vorgärten, dass man sich hier weit von Orten wie Whitechapel entfernt befand. Allgemein war diese Wohngegend, bis auf einige Spaziergänger, die das schöne Wetter genossen, im Vergleich zu den bevölkerungsreichen Wohnblöcken des East Ends ziemlich ruhig.
Das Haus mit der Nummer 34 gehörte zu einer Reihe von gleichartig aussehenden, dicht an dicht gedrängten Gebäuden, die wohl alle nicht älter als fünfzehn Jahre alt sein durften. Trotz der platzsparenden Nutzung der Baufläche bog an der linken Seite von Mrs. Mauneys Heim eine schmale Gasse vom Gehweg ab, die zwischen den Gebäuden hindurchführte. Hinter dem von einem gusseisernen Zaun und gemauerten Pfählen umgebenen Tor lotste ein gepflasterter, nur zwei Yards langer Weg mögliche Besucher zu Stufen, auf denen wiederum eine mächtige Eichenholztür thronte, die das Reich der Witwe Mauney von dem Alltag auf der Straße trennte. Allein die breite Fassade des Hauses und der Umstand, dass dieses zwei Obergeschosse besaß, ließen darauf schließen, dass es an Wohnraum im Inneren nicht mangeln konnte. Insgesamt machte es einen ziemlich edlen Eindruck, das Haus der Mauneys. Hinter den Fenstern konnte man stilvolle Gardinen und im Erdgeschoss auch Pflanzen auf den Fensterbänken entdecken, allerdings war von der Straße aus kein Anzeichen dafür erkennbar, ob Mrs. Mauney oder überhaupt irgendjemand anwesend war.
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Re: Götterblut - Kapitel 2: Gut geplant ist halb gewonnen
“Leeland. Leeland Smithson.“ sagte sie etwas tonlos und spürte wie sich dabei die Härchen in ihrem Nacken aufstellten. Feine Gänsehaut zog sich über ihren Körper und sie fasste das Messer in ihrer Hand fester um sich nicht zu schütteln wie ein nasser Hund.
“Es war eine meiner letzten Begegnungen mit Scotland Yard, schon nach der Zeit mit Hill.“ Sie dachte kurz über das gesagte nach und blickte weiterhin auf die Anrichte auf der sie gerade die Zutaten schnitt. “Eine Prüfung ist nicht nötig, danke, ich kann mich erstaunlich gut an ihn erinnern. Nicht einmal eine Flasche Gin könnte mich Mr. Smithson vergessen lassen. Ich möchte allerdings noch kurz erwähnen, dass besagter Todesfall nicht auf mich direkt zurückzuführen ist. Wenn man das so sagen kann. Also…wie sagte ich es am besten…“ und da war sie wieder ihre Stimme im Kopf die solange Ruhe gehalten hatten Ach sag ruhig wie es ist. Er ist durchaus wegen dir gestorben, besser gesagt auf dir! Hihi. , sie versuchte sich zusammenzureißen und sich zu konzentrieren ihren Satz möglichst schnell zu Ende zu bringen, damit Norly nicht auffiel, dass sie ins Stocken geriet …ich habe ihn nicht wirklich umgebracht. Seine Manneskraft war nur der Begegnung mit mir nicht gewachsen. So könnte man es sagen.“ Sie musste lachen, wenn sie daran zurückdachte, diese absolut absurde Aktion und Nacht würde sie wohl so schnell nicht vergessen. Sie wollte sich wieder dem Kleinschneiden der Zutaten widmen, als ihr Blick auf einen rechteckigen Kasten fiel, der gleich neben den Spülbecken stand. Ein schwarzer Schalter war an der metallenen Seite zu sehen und vorsichtig drückte sie ihn. Die Maschine begann laut zu rumpeln und ein feiner Dampfstrahl trat aus der Hinterseite auf. Melinda warf einen vorsichtigen Blick von oben in das Gerät, unzählige kleine Messer bewegten sich in der deren Inneren hin und her. Ohne groß zu überlegen warf sie eine Karotte die sie eben noch klein schneiden wollte in die Öffnung. Die Maschine ruckelte und wurde kurz laut, bis auf der Unterseite gehackte Karotte herausfiel. “Das ist ja…mal…haben Sie so was schon mal gesehen? Ich bin begeistert!“ Melinda betätigte abermals den Schalter und die Maschine schaltet sich aus. Nur noch ein minimaler Dampfstrahl trat aus, bevor sie zum erliegen kam.
“Es war eine meiner letzten Begegnungen mit Scotland Yard, schon nach der Zeit mit Hill.“ Sie dachte kurz über das gesagte nach und blickte weiterhin auf die Anrichte auf der sie gerade die Zutaten schnitt. “Eine Prüfung ist nicht nötig, danke, ich kann mich erstaunlich gut an ihn erinnern. Nicht einmal eine Flasche Gin könnte mich Mr. Smithson vergessen lassen. Ich möchte allerdings noch kurz erwähnen, dass besagter Todesfall nicht auf mich direkt zurückzuführen ist. Wenn man das so sagen kann. Also…wie sagte ich es am besten…“ und da war sie wieder ihre Stimme im Kopf die solange Ruhe gehalten hatten Ach sag ruhig wie es ist. Er ist durchaus wegen dir gestorben, besser gesagt auf dir! Hihi. , sie versuchte sich zusammenzureißen und sich zu konzentrieren ihren Satz möglichst schnell zu Ende zu bringen, damit Norly nicht auffiel, dass sie ins Stocken geriet …ich habe ihn nicht wirklich umgebracht. Seine Manneskraft war nur der Begegnung mit mir nicht gewachsen. So könnte man es sagen.“ Sie musste lachen, wenn sie daran zurückdachte, diese absolut absurde Aktion und Nacht würde sie wohl so schnell nicht vergessen. Sie wollte sich wieder dem Kleinschneiden der Zutaten widmen, als ihr Blick auf einen rechteckigen Kasten fiel, der gleich neben den Spülbecken stand. Ein schwarzer Schalter war an der metallenen Seite zu sehen und vorsichtig drückte sie ihn. Die Maschine begann laut zu rumpeln und ein feiner Dampfstrahl trat aus der Hinterseite auf. Melinda warf einen vorsichtigen Blick von oben in das Gerät, unzählige kleine Messer bewegten sich in der deren Inneren hin und her. Ohne groß zu überlegen warf sie eine Karotte die sie eben noch klein schneiden wollte in die Öffnung. Die Maschine ruckelte und wurde kurz laut, bis auf der Unterseite gehackte Karotte herausfiel. “Das ist ja…mal…haben Sie so was schon mal gesehen? Ich bin begeistert!“ Melinda betätigte abermals den Schalter und die Maschine schaltet sich aus. Nur noch ein minimaler Dampfstrahl trat aus, bevor sie zum erliegen kam.
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Re: Götterblut - Kapitel 2: Gut geplant ist halb gewonnen
Charles musterte Melinda neugierig, aber auch etwas besorgt, als sie über diesen Leeland – natürlich, Leeland, nicht Lyle! – Smithson sprach. Der Gedanke an diesen Polizisten schien sie zu beunruhigen, zumindest konnte Charles ihre Abneigung Smithson gegenüber deutlich an ihrer gesamten Körpersprache und zum Teil auch an ihrem etwas emotionslosen Tonfall ablesen. Er merkte, wie er nachdenklich die Stirn runzelte und sich die Idee in ihm formte, dass er der Sache vielleicht nachgehen sollte. Aber nicht hier und sofort, denn er wollte Melinda nicht mit Fragen belästigen. Smithsons gab es in London bestimmt reichlich, selbst bei der Polizei, doch Charles war sich sicher, diesen bestimmten schon ausfindig machen zu können. Allerdings schien Melinda den Mann wirklich vergessen zu wollen. Wäre es da taktlos, Nachforschungen anzustellen? Vielleicht, aber in ihm regte sich eine Art Beschützerinstinkt. Dieser Bobby hatte Melinda bestimmt Unrecht getan, wenn sie ihn nicht vergessen konnte.
„Nicht einmal eine Flasche Gin…“, hörte Charles Melinda sagen.
Sein Vater hatte es stets schroff abgelehnt, wenn jemand es gewagt hatte, ihm Gin anzubieten. Auch hätte William Norly es nicht gestattet, dass seine Söhne sich mit diesem „Hurengesöff“, wie er es zu Lebzeiten immer genannt hatte, den Rachen beschmutzt hätten. Nicht, dass die Meinung seines Vaters für Charles heute noch einen Penny wert gewesen wäre. Er schob den Gedanken an die Seite. Erinnerungen an seinen Vater und dessen Geringschätzung gegenüber allem, was dessen geheiligten Ansprüchen nicht entsprach, konnte er jetzt nicht gebrauchen. Er konzentrierte sich lieber auf seine Gesprächspartnerin.
Melinda witzelte gerade über den armen Teufel, der es nicht verkraftet hatte, sich im Bett mit ihr wiedergefunden zu haben. Es klang wie ein derber Scherz, den man unter Männern im Pub weiterreichen würde. Nun, da Charles auch Melinda darüber lachen hörte, hatte er kein schlechtes Gewissen, weil sich ihm doch noch ein Grinsen auf sein Gesicht schlich. Im Glück hatte dieser Narr sehr großes Pech gehabt. Aber auf diese Art zu sterben war, trotzdem wenig würdevoll, wohl besser als durch einen Strick – wenn auch nicht unbedingt für diejenige, die den Moment des Abtretens miterleben musste. Charles war sich sicher, dass dieses Erlebnis für Melinda sehr unangenehm gewesen war, aber es schien sie heute nicht mehr sehr zu belasten.
Charles hatte gerade den Ofen angefeuert, um ihn schon einmal vorzuheizen, als Melinda seine Aufmerksamkeit erneut auf sich zog. Sie hatte irgendeine Art Gerät entdeckt. Interessiert trat er zu ihr herüber.
„Eine derartige Schneidemaschine noch nicht, nein…“, antwortete er nach einem kurzen Moment auf ihre Frage, ob er so etwas schon einmal gesehen hätte, und beugte sich vor, um den Kasten genauer begutachten zu können. Die Verkleidung versperrte den größten Teil des Innenlebens, doch Charles wollte das Ding nicht auseinandernehmen, um seine Neugier zu befriedigen.
„Es ist immer wieder faszinierend, was manche Leute mit den richtigen Bauteilen bewerkstelligen können“, murmelte er. „Ich nehme an, der Doktor hat dieses Gerät irgendeinem Tüftler auf der Straße abgekauft, der froh war, es an den Mann bringen zu können. Wir leben in einer Zeit des Fortschritts und London ist die Stadt der Erfinder, müssen Sie wissen. Kluge Köpfe aus dem ganzen Land kommen hier her, in der Hoffnung, dass ihre Ideen Anklang finden. Nur den wenigsten wie unserem Mr. Hyde ist Erfolg beschert…“
Anschließend richtete Charles sich wieder auf und fuhr in normalem Tonfall fort.
„Nun, wie auch immer. Es ist schön zu sehen, dass hier jemand etwas Ehrbares mit scharfen Klingen anzufangen weiß“, sagte er mit einem schmerzlichem Lächeln und griff um Melinda herum, um die Schublade zu öffnen, aus der sie ihr Messer gezogen hatte. Auch er fischte sich eins heraus. Trotzdem er, wie ihm bewusst wurde, die plötzliche Nähe zu ihr genauso genoss wie ihr Lächeln, war er darauf bedacht, Melinda dabei nicht zu berühren. Sein Blick wanderte unwillkürlich an ihrem Körper entlang. Er konnte es durchaus nachvollziehen, dass sie das Blut eines Mannes so zum Kochen zu bringen vermochte, dass ein schwaches Herz das nicht verkraftete. Dann, ohne den Moment künstlich hinauszuzögern, gab er der Schublade mit dem Handrücken einen Schubs, sodass diese sich schloss, und nahm mit einem stillen Lächeln auf den Lippen wieder einen höflichen Abstand zu ihr ein.
Das Küchenmesser lag ihm gut in der Hand, auch wenn es sich wie immer seit Beginn der Mordserie seltsam anfühlte, jedwede Art von Messer anzufassen, Geschweige denn überhaupt zu Gesicht zu bekommen. Es fühlte sich irgendwie falsch an, damit zu hantieren, auch jetzt, obwohl Charles ja nicht vorhatte, irgendjemandem damit das Blut aus den Adern zu locken, sondern nur die Kartoffeln zu schälen. Es war etwas anderes, den Griff eines Messers zu umfassen, als den seines Revolvers, der in seinem Hosenbund steckte, oder sein Gewehr, das er auf dem Couchtisch im Wohnzimmer zurückgelassen hatte. Seine Schusswaffen gaben ihm ein Gefühl der Sicherheit, mit ihnen konnte er sich schützen. An einer Klinge haftete hingegen etwas Verbotenes, denn sie diente Scarface, dem Schlächter, nicht nur als Werkzeug für die Morde an sich, sondern auch für dessen besondere Signatur. Das machte es für Charles sogleich beklemmend, aber auch ein wenig erregend, ein Messer zu halten und zu beobachten, wie der kühle Stahl im Tageslicht glänzte.
Genau das tat Charles für einen Moment. Nachdenklich starrte er die Schneide an, die in seiner Hand dicht über der Arbeitsfläche verharrte, und drehte sie dann dem Licht, das durch das Fenster fiel, entgegen, sodass sie aufblitzte und ihn für den Bruchteil einer Sekunde blendete. Es kam ihm der Gedanke, dass das Schicksal ihn und das Messer zusammengebracht hatte. Es war nicht seine Entscheidung gewesen, dass man sein Gesicht mit den Taten eines Serienmörders – oder möglicherweise der mehrerer Mördern oder auch sich fremden Einzeltätern, die man über einen Kamm scherte – in Verbindung brachte. Warum sollte er sich also dafür verantwortlich fühlen? Warum sollte er es deswegen verwerflich finden oder sich dafür schämen, dass der Anblick des Küchenmessers ihn auf sonderbare Weise in den Bann zog und seine Finger, die sich um den Griff schlossen, leicht schwitzig wurden?
Charles riss sich davon los und merkte, wie aufgewühlt er eigentlich war. Sein Puls hatte sich deutlich beschleunigt und seine Hand zitterte, wenn auch kaum merklich. Schnell und ohne aufzusehen schnappte er sich die erste Kartoffel und begann routiniert, sie zu schälen. Als wäre nichts gewesen.
„Nicht einmal eine Flasche Gin…“, hörte Charles Melinda sagen.
Sein Vater hatte es stets schroff abgelehnt, wenn jemand es gewagt hatte, ihm Gin anzubieten. Auch hätte William Norly es nicht gestattet, dass seine Söhne sich mit diesem „Hurengesöff“, wie er es zu Lebzeiten immer genannt hatte, den Rachen beschmutzt hätten. Nicht, dass die Meinung seines Vaters für Charles heute noch einen Penny wert gewesen wäre. Er schob den Gedanken an die Seite. Erinnerungen an seinen Vater und dessen Geringschätzung gegenüber allem, was dessen geheiligten Ansprüchen nicht entsprach, konnte er jetzt nicht gebrauchen. Er konzentrierte sich lieber auf seine Gesprächspartnerin.
Melinda witzelte gerade über den armen Teufel, der es nicht verkraftet hatte, sich im Bett mit ihr wiedergefunden zu haben. Es klang wie ein derber Scherz, den man unter Männern im Pub weiterreichen würde. Nun, da Charles auch Melinda darüber lachen hörte, hatte er kein schlechtes Gewissen, weil sich ihm doch noch ein Grinsen auf sein Gesicht schlich. Im Glück hatte dieser Narr sehr großes Pech gehabt. Aber auf diese Art zu sterben war, trotzdem wenig würdevoll, wohl besser als durch einen Strick – wenn auch nicht unbedingt für diejenige, die den Moment des Abtretens miterleben musste. Charles war sich sicher, dass dieses Erlebnis für Melinda sehr unangenehm gewesen war, aber es schien sie heute nicht mehr sehr zu belasten.
Charles hatte gerade den Ofen angefeuert, um ihn schon einmal vorzuheizen, als Melinda seine Aufmerksamkeit erneut auf sich zog. Sie hatte irgendeine Art Gerät entdeckt. Interessiert trat er zu ihr herüber.
„Eine derartige Schneidemaschine noch nicht, nein…“, antwortete er nach einem kurzen Moment auf ihre Frage, ob er so etwas schon einmal gesehen hätte, und beugte sich vor, um den Kasten genauer begutachten zu können. Die Verkleidung versperrte den größten Teil des Innenlebens, doch Charles wollte das Ding nicht auseinandernehmen, um seine Neugier zu befriedigen.
„Es ist immer wieder faszinierend, was manche Leute mit den richtigen Bauteilen bewerkstelligen können“, murmelte er. „Ich nehme an, der Doktor hat dieses Gerät irgendeinem Tüftler auf der Straße abgekauft, der froh war, es an den Mann bringen zu können. Wir leben in einer Zeit des Fortschritts und London ist die Stadt der Erfinder, müssen Sie wissen. Kluge Köpfe aus dem ganzen Land kommen hier her, in der Hoffnung, dass ihre Ideen Anklang finden. Nur den wenigsten wie unserem Mr. Hyde ist Erfolg beschert…“
Anschließend richtete Charles sich wieder auf und fuhr in normalem Tonfall fort.
„Nun, wie auch immer. Es ist schön zu sehen, dass hier jemand etwas Ehrbares mit scharfen Klingen anzufangen weiß“, sagte er mit einem schmerzlichem Lächeln und griff um Melinda herum, um die Schublade zu öffnen, aus der sie ihr Messer gezogen hatte. Auch er fischte sich eins heraus. Trotzdem er, wie ihm bewusst wurde, die plötzliche Nähe zu ihr genauso genoss wie ihr Lächeln, war er darauf bedacht, Melinda dabei nicht zu berühren. Sein Blick wanderte unwillkürlich an ihrem Körper entlang. Er konnte es durchaus nachvollziehen, dass sie das Blut eines Mannes so zum Kochen zu bringen vermochte, dass ein schwaches Herz das nicht verkraftete. Dann, ohne den Moment künstlich hinauszuzögern, gab er der Schublade mit dem Handrücken einen Schubs, sodass diese sich schloss, und nahm mit einem stillen Lächeln auf den Lippen wieder einen höflichen Abstand zu ihr ein.
Das Küchenmesser lag ihm gut in der Hand, auch wenn es sich wie immer seit Beginn der Mordserie seltsam anfühlte, jedwede Art von Messer anzufassen, Geschweige denn überhaupt zu Gesicht zu bekommen. Es fühlte sich irgendwie falsch an, damit zu hantieren, auch jetzt, obwohl Charles ja nicht vorhatte, irgendjemandem damit das Blut aus den Adern zu locken, sondern nur die Kartoffeln zu schälen. Es war etwas anderes, den Griff eines Messers zu umfassen, als den seines Revolvers, der in seinem Hosenbund steckte, oder sein Gewehr, das er auf dem Couchtisch im Wohnzimmer zurückgelassen hatte. Seine Schusswaffen gaben ihm ein Gefühl der Sicherheit, mit ihnen konnte er sich schützen. An einer Klinge haftete hingegen etwas Verbotenes, denn sie diente Scarface, dem Schlächter, nicht nur als Werkzeug für die Morde an sich, sondern auch für dessen besondere Signatur. Das machte es für Charles sogleich beklemmend, aber auch ein wenig erregend, ein Messer zu halten und zu beobachten, wie der kühle Stahl im Tageslicht glänzte.
Genau das tat Charles für einen Moment. Nachdenklich starrte er die Schneide an, die in seiner Hand dicht über der Arbeitsfläche verharrte, und drehte sie dann dem Licht, das durch das Fenster fiel, entgegen, sodass sie aufblitzte und ihn für den Bruchteil einer Sekunde blendete. Es kam ihm der Gedanke, dass das Schicksal ihn und das Messer zusammengebracht hatte. Es war nicht seine Entscheidung gewesen, dass man sein Gesicht mit den Taten eines Serienmörders – oder möglicherweise der mehrerer Mördern oder auch sich fremden Einzeltätern, die man über einen Kamm scherte – in Verbindung brachte. Warum sollte er sich also dafür verantwortlich fühlen? Warum sollte er es deswegen verwerflich finden oder sich dafür schämen, dass der Anblick des Küchenmessers ihn auf sonderbare Weise in den Bann zog und seine Finger, die sich um den Griff schlossen, leicht schwitzig wurden?
Charles riss sich davon los und merkte, wie aufgewühlt er eigentlich war. Sein Puls hatte sich deutlich beschleunigt und seine Hand zitterte, wenn auch kaum merklich. Schnell und ohne aufzusehen schnappte er sich die erste Kartoffel und begann routiniert, sie zu schälen. Als wäre nichts gewesen.
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Re: Götterblut - Kapitel 2: Gut geplant ist halb gewonnen
Melinda blickte wieder fasziniert auf die kleiner Apparatur. Sie nahm nur am Rand wahr, was Norly zu ihr sagte. Als er um sie herum griff, spürte sie die Wärme die sein Körper abgab und konnte nicht umhin zu lächeln, doch immer noch beschäftigtet sie diese Maschine. Sie überlegte, was man damit alles hätte machen können, oder machen können, würde man das Ganze umbauen. Sie verstand nicht viel von Mechanik, aber eine Idee hätte sie schon gehabt. Vermutlich würde es reichen, das Metallgehäuse abzunehmen, den Schalter zu betätigen und damit einfach zu werfen. Sie stellte sich vor, was für ein Gemetzel im Gesicht von Smithson entstehen würde, würde sie ihm das Teil gezielt in seine Visage schleudern. Ihre eben gewonnene Erkenntnis plapperte sie vor sich hin. “Das ist wirklich erstaunlich, wie schnell die Maschine die Karotte klein bekommen hat. Stellen Sie sich vor, was mit einer Hand passieren würde, wenn…“ während vor Melindas innerem Auge die Maschine gleich als Waffe eingesetzt wurde, denn wenn sie sich das einmal eingestand konnte man sie schon als Waffennärrin bezeichnen, dämmerte es ihr langsam, was sie gerade gesagt hatte. Hach, Schätzchen, dass hast du ja mal wieder super hinbekommen. Hihi. Der Abstand von einem Fettnapf bis zum nächsten beträgt genau eine Melinda! Hihihi. Du amüsierst mich! Ehrlich!. Vielleicht hatte Norly seine Hand durch eine Maschine verloren, oder ein scharfes Messer. Wie hatte sie so unbedacht sein können? Sie hatte mit heimlicher Faszination seine Hand aus Metall betrachtet, wenn sich die Gelegenheit ergab. Nach einer kleinen Atempause sah sie Norly direkt an. Nun, nach Ihrem Entschuldigungsmarathon, ist es wohl an der Zeit, dass ich mich entschuldige. Es tut mir leid, Charles, ich habe einfach so daher geplappert, es muss…schwer sein, nur eine Hand zu haben. Vielleicht finde ich einen Weg, diese unangenehme Situation wieder gut zu machen.“ Sie schenkte ihm ein leicht zerknirschtes Lächeln.
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