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Götterblut - Kapitel 2: Gut geplant ist halb gewonnen

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Götterblut - Kapitel 2: Gut geplant ist halb gewonnen - Seite 11 Empty Re: Götterblut - Kapitel 2: Gut geplant ist halb gewonnen

Beitrag von Scáth Fr Jul 05 2013, 22:42

Das quietschen der Metalltür ließ Johanna zusammenzucken. Nun war es also so weit. Nun würde sie den Plan zum scheitern bringen, da war sie sich sicher. Johanna war jetzt schon sichtlich überfordert, und die Angst war ihr deutlich ins Gesicht geschrieben. Zaghaft bewegte sie sich durch die Tür, drehte sich noch einmal unsicher zu David nach hinten, der sie dann mit einem Nicken ermutigte, weiter zu gehen. 'Oh allmächtiger Herr, bitte lass' mich nur träumen. Lass mich aufwachen in meinem warmen Bett, weit weg von hier, bei meiner Familie', flehte Johanna innerlich und begann zu zittern, als sie die Augen des Polizisten auf sich spürte. 'Er weiß es. Ich bin mir sicher er weiß wer ich bin. Warum schaut er mich sonst so an? Oh Gott, der zieht gleich seine Waffe und erschießt mich. Verdammt warum mach ich das hier?!, Johannas Herz schien zu explodieren, sie Atmete immer panischer und der Polizist jagte ihr immer mehr Angst ein. Warum machte sie das hier? Warum? Um Charles zu beeindrucken? Der jetzt ganz alleine mit Melinda Zeit in einem verlassenen Waisenhaus verbrachte? Der vermutlich nicht mal ansatzweise an seine Tochter dachte? Wie auch, Melinda war wichtiger. Melinda war immer wichtiger, sowohl vorhin, als auch jetzt gerade im Moment. Johanna war in der Falle. Sie hatte sich selbst eine Falle gestellt. Für nichts tat sie das hier, nicht für Randolph, nicht für Charles, schon gar nicht für Melinda. Für nichts. Und für nichts würde sie nun ertappt werden, gefoltert und eingesperrt, solange bis sie Charles verraten hatte oder solange, bis sie alt und grau war, bis sie dann sterben würde. Und Charles? Der war immer noch alleine. Alleine zu zweit. Allein mit Melinda. Das war das, was Melinda wollte. Und Johanna reichte ihr noch ein Glas Wein dazu, indem sie ihr ihren Freund Randolph wiederbrachte.
Charles und Melinda. Alleine. Im verlassenen Waisenhaus.
Das war zu viel für Johanna. Die Anspannung war zu groß, sie hatte sich nicht mehr im Griff und die prüfenden Blicke des Polizisten trieben Johanna in den Wahnsinn. Und als die ersten Tränen sich einen Weg über ihre Wangen bahnten gab es keinen Halt mehr.
Schluchzend vergrub Johanna ihr Gesicht in den Händen. Sie zitterte mehr als zuvor und ihre Beine drohten nachzugeben. Sie wollte weg. So schnell wie möglich. Sie wollte hier raus, an die Luft, wollte sich verstecken hinter irgendeinem Haus, in irgendeiner Gasse und nie wieder gefunden werden. Doch um raus zu kommen, musste sie Randolph retten, ganz egal, wie elend ihr gerade zumute war.
Wie von selbst setzten sich Johannas Beine in Bewegung und sie stürzte sich mehr oder minder auf Randolph und umarmte ihn. "Warum tust du mir das an..", schluchzte sie. Und der Satz entsprach der Wahrheit. Er war einzig und allein an die falsche Person gerichtet.
"Was machst du nur immer für Sachen! Ich habe mir solche Sorgen gemacht!", fügte sie hinzu, und hoffte das man ihre Schauspielerei nicht bemerken würde. Ihr Kopf hob sich von Randolphs Schulter, auf der er während der Umarmung noch gelegen hatte, und obwohl sich alles in Johannas Körper dagegen stäubte, küsste sie ihn kurz auf die Wange. Sie war gerade nah genug an seinem Ohr, dass sie die Chance hatte zu flüstern. "Spiel mit, liebster Verlobter"
Johanna löste sich nun von Randolph. "Geht es dir gut? Was hat man dir nur angetan, mein liebster Randolph", sprach Johanna aufgebracht. Es war nicht zu vermeiden das weitere Tränen auf den Boden kullerten. Johanna setzte das alles zu. Sie wollte gehen. Schnell. Ihr Blick wanderte fragend zwischen Randolph und dem Polizisten her.
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Götterblut - Kapitel 2: Gut geplant ist halb gewonnen - Seite 11 Empty Re: Götterblut - Kapitel 2: Gut geplant ist halb gewonnen

Beitrag von Darnamur Sa Jul 06 2013, 10:16

Randolph der es gerade fertig gebracht hatte, auf seiner unbequemen Schlafstätte sitzend einzudösen, wurde schlagartig aus seinen - zum Glück leeren Träumen gerissen. Die Zellentür kreischte bestialisch auf und er betrachtete mit aufgerissenen Augen wie...Johanna Stead tränenüberströmt auf ihn zustolperte und ihn in die Arme schloss. Überrumpelt erwiderte er die Umarmung. Was zur Hölle geht hier vor?
Johanna flüsterte ihm ins Ohr, dass er ihr Verlobter sei. Etwas unbeholfen hielt er die schluchzende Frau fest: "Ist schon gut, Liebste. Weine nicht. Alles wird gut." Tröstend streichelte er ihre Schulter.
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Götterblut - Kapitel 2: Gut geplant ist halb gewonnen - Seite 11 Empty Re: Götterblut - Kapitel 2: Gut geplant ist halb gewonnen

Beitrag von Umbra Sa Jul 06 2013, 14:11

David mischte sich ein, indem er sich räusperte, um das unverhofft zueinandergefundene Paar daran zu erinnern, dass es noch nicht verheiratet war und deshalb etwas Zurückhaltung zu wahren hatte. Aber das gehörte zum Plan des jungen Manns und er blieb damit in seiner Rolle, denn als Johannas „Bruder“ hatte er hier die Aufgabe zu erfüllen, auf sie zu achten.
„Nun, Schwesterchen, welch Glück und Zufall, dass wir deinen Doktor hier gefunden haben.“ David Augen musterten Randolph neugierig, trat aber im Gegensatz zu Johanna erst einmal nicht näher. Stattdessen wandte er sich an den Polizisten, der seinerseits das Geschehen überwachte. Es wurde zwar gestattet, Gefangene des Yards zu besuchen, aber wie auch in jedem Gefängnis nur unter Aufsicht.
„Sie werden ihn doch gehen lassen, nicht wahr?“, wollte der Kutscher, der im Moment nicht wie einer wirkte, wissen. Der Polizist erwähnte in seiner Erwiderung, wie auch der Bobby, der sie empfangen hatte, die Kaution, die erst zu zahlen war. David nutzte die Gelegenheit, sich gespielt, aber sehr überzeugend, darüber aufzuregen und den Beamten in eine Diskussion zu verwickeln, die den Polizisten von Randolph und Johanna ablenkte und den beiden etwas Zeit für einen ungestörten und ungehörten Wortaustausch gab.
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Götterblut - Kapitel 2: Gut geplant ist halb gewonnen - Seite 11 Empty Re: Götterblut - Kapitel 2: Gut geplant ist halb gewonnen

Beitrag von Elli Sa Jul 06 2013, 22:36

Melinda hatte Johanna hinterher gesehen, als sie Charles nach gegangen war, doch sie interessierte sich kaum dafür, wie das Gespräch ablaufen würde. Sie hörte jedoch, dass Johanna sagte, sie würde zum Yard gehen.
Dass Johanna sich später als Märtyrerin aufspielen könnte, war ihr jedoch bewusst. Es fuchste sie, dass sie nicht selbst los konnte um Randolph zu retten, aber so war es nun einmal. Sie war zu oft aufgefallen, jeder kannte die ehemalige Mätresse von Hill und einige würde sie ohne Umschweife mit dem Tod von  Leeland in Verbindung bringen, sollte dieser bereits bekannt sein, wovon Melinda ausging. Es blieb ihr also nichts übrig als darauf zu hoffen, dass Johanna ihre Sache gut machen würde.
Den Rest des Gespräches hörte Melinda nicht, da sie sich zum gehen abwand. Das Mädchen jammerte ihr zu viel. Vermutlich würde sie nun herzzerreißen vor Norly stehen und sich darüber beklagen, dass Charles auch etwas anderes interessierte, als seine Tochter. Dabei hatte Johanna nun wirklich Glück gehabt, die meisten Väter hätten sich vermutlich nicht einmal dafür interessiert, was sie zu sagen gehabt hatte, aber nein, das reichte ihr ja nicht. Sie wollte nicht egoistisch sein. War es aber doch so sehr, dass sie es gar nicht mehr bemerkt, denn es ging ihr um ihr Gusto – nicht um Charles.
Sicherlich verfolgte Melinda ihre eigenen Interessen, aber tatsächlich und auch verwunderlicherweise, ging es hierbei mehr um Charles, als um sich selbst. Was Johanna aber natürlich nicht einsehen würde, da sie viel zu sehr damit beschäftigt schien, sich selbst zu bemitleiden. Melinda schnaubte verachtend durch die Nase, als sie die Tür zum ehemaligen Krankenzimmer aufstieß. Außer leer stehenden Betten, fand sie jedoch nichts, was sie dazu brachte die Tür zum Zimmer der Nonne zu öffnen. Sie verweilte einen Augenblick still in dem Zimmer und blickte sich um, es war nichts geblieben, von den Bildern und Ikonen, die einst die Wände geziert hatten. Auch das große Kreuz über der Tür und der Rosenkranz waren verschwunden. Dieses Zimmer hatte sie nicht betreten, auf ihren Erkundungstouren hatte sie sich mit anderen  Räumlichkeiten befasst. Der kleine Kleiderschrank in der Ecke ließ sich nur mit einer gewissen Kraftanstrengung öffnen, doch schließlich schaffte sie es. Zum Glück hingen dort einige Bademäntel, wenn auch für Kinder und recht mitgenommen, aber es würde reichen. Melinda war klein und schmal, da würde es reichen.
Mit dem Bademantel bewaffnet ging sie ihn ihr Zimmer zurück und pellte sich aus ihrem Kleid. Sorgfältig nahm sie die Dinge aus den versteckten Taschen heraus und verstaute sie hinter einem Brett der Holzvertäfelung - sie hatte das Zimmer mit Bedacht ausgewählt.  
Sie testet den Wasserhahn und stellte fest, dass Charles es geschafft hatte das Wasser wieder anzustellen. Das Kleid hatte einen dankbaren Stoff und bald schon war das Wasser nicht mehr rot verfärbt, als sie es auswusch, sondern wieder klar. Sie warf es über das Waschbecken um es trocknen zu lassen. Zum Glück war es nicht so bitterkalt, wie es manchmal zu dieser Jahreszeit üblich war.
Sie zuckte zusammen, als sie die Schritte von Charles hörte, der die Treppe hoch kam. Schnell wickelte sie sich den Bademantel um und trat in die Tür. Sie stand locker in den Türrahmen gelehnt, als er am Treppenansatz angelangt war. Er sah müde aus und niedergeschlagen – zudem ausgesprochen verdreckt. Die Weinflaschen in seiner Hand entgingen ihr natürlich nicht. Er verschwand in sein Zimmer mit dem Hinweis sich baden zu wollen. Einen Augenblick blieb Melinda im Rahmen stehen und sah ihm nach, er hatte die Tür nur angelehnt. War das als Einladung gedacht? Sicherlich war Charles erschöpft und wollte nur etwas Ruhe. Auf der anderen Seite war er schlecht gelaunt, was nicht zuletzt seiner Tochter zuzuschreiben war.
Da ist sie in der Falle die Maus. HoppHopp. Fang‘ sie ein, Kätzchen.
Prinzipiell war das auch der ausschlaggebende Grund, sich locker abzustoßen und im barfuß zu folgen. Ihre Schritte waren kaum zu hören Lautlos wie eine Katze.
Melinda hätte vielleicht die Finger von Charles gelassen, aber Johanna war ihr zu sehr auf den Nerv gegangen. Sie schlug um sich mit geschlossenen Augen ohne Rücksicht auf Verluste. Sicherlich, war Melinda klar, dass sie nicht selten aus den gleichen Gründen handelte, aber sie stellte sich etwas geschickter dabei an. Nun ja, als Hure, musste man eben eine gewisse Bauernschläue an den Tag legen. Was auch immer nun passieren würde, Johanna war tatsächlich der Grund dafür, nicht etwa weil Melinda ihr eins auswischen wollte, nein, so etwas hatte sie nicht nötig. Sie hatte es ihr nur einfacher gemacht. Charles war verletzt und manchmal schon ein bisschen Diva. Genau dieser Umstand würde es ihr nun leichter machen, sie hatte keine Zweifel gehabt Charles umgarnen zu können, sie wusste was sie konnte. So würde es erheblich schneller gehen. Auch sie hatte Angst, dass sie zurückgewiesen werden könnte, aber sie musste es immerhin versuchen. Jetzt oder nie, Baby!!
Schnell schloss sie seine Zimmertür hinter sich und schob den Riegel vor. Wenn sie eins gelernt hatte in ihrem Leben, war es IMMER die  Tür zu verschließen.
“Ich denke sowohl bei der Weinflasche, als auch beim Baden kann ich behilflich sein. Immerhin mussten Sie einiges einstecken.“ Sie zwinkerte ihm zu und trat näher an ihn heran um seine Weste aufknöpfen zu können.
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Götterblut - Kapitel 2: Gut geplant ist halb gewonnen - Seite 11 Empty Re: Götterblut - Kapitel 2: Gut geplant ist halb gewonnen

Beitrag von Umbra So Jul 07 2013, 13:47

Charles entdeckte im Keller, unter Staub versteckt, zwei Flaschen Wein, die er mit nach oben nahm, um sie vor der Vergessenheit zu retten, in die sie geraten waren – und vielleicht auch vor Alan, sollte dieser auf die Idee kommen, im Keller stöbern zu gehen. An gutem Wein betrank man sich nicht, dieser wollte genossen werden, auch wenn Charles in diesem Moment einen gewissen Reiz daran sah, zur Entspannung und zum Reflektieren zumindest eine der Flaschen zu entkorken. Die Stufen auf dem Weg zu den Räumlichkeiten, die er für sich beansprucht hatte, waren einmal mehr eine Herausforderung für ihn, doch willensstark ignorierte er seinen protestierenden Körper. Die Prügelei mit dem Bobby und auch der emotionale Stress, den dieser Tag mit sich gebracht hatte, hatten seinen körperlichen Zustand nicht gerade verbessert. Doch die Beschwerden würden sich schon legen, wenn er endlich Dr. Tremaines ärztlichen Rat befolgen und sich schonen würde.
Melinda erwartete Charles im Flur, sie hatte sich offenbar bereits ihres in Mitleidenschaft gezogenen Kleides entledigt und sich stattdessen in einen Bademantel gehüllt. Er erwiderte ihren musternden Blick mit einem freundlichen, aber müden Zucken seiner Mundwinkel.
„Ich werde mich nun ein wenig frischmachen“, informierte er Melinda, bevor er in seinem Schlafzimmer verschwand. Er wollte endlich auch seiner Kleidung schlüpfen und sich in die Badewanne sinken lassen. Er stapfte über den Teppich auf die Kommode zu, auf der auch schon sein Zylinder Platz gefunden hatte, um die Weinflaschen erst einmal abzustellen. Hinter ihm fiel die Tür ins Schloss. Das Schaben des Riegels ließ ihn sich verwundert umdrehen und er stellte fest, dass Melinda ihm gefolgt war.
Fragend sah er sie an, als sie auf ihn zukam, doch als sie ihm das Angebot machte, ihm behilflich zu sein, spürte er, wie Hitze in ihm hochschoss und er einmal wieder errötete.
„Oh…“ Er atmete mit einem Lächeln, das über sein Gesicht huschte, aus und seine Hände legten sich sanft am ihre, um sie daran zu hindern, sich weiterhin an den Knöpfen seiner Weste zu schaffen zu machen.
„Miss, das wird nicht nötig sein. Es stimmt, ich habe schon bessere Tage gesehen, doch ich komme zurecht. Vielleicht wäre es  besser, wenn Sie mir etwas Zeit für mich gönnen würden. Bitte, Melinda, ich bin hierfür nicht in Stimmung. Ich habe Schmerzen und fühle mich körperlich sowie geistig ausgelaugt. Zu viele Dinge schwirren in meinen Gedanken umher und ich sehne mich nach einer Gelegenheit, mich in Ruhe mit ihnen zu beschäftigen. Lassen Sie uns später gemeinsam anstoßen, wenn die anderen wiedergekehrt sind.“
Er musste ein Idiot sein, dass er ihr Angebot nicht annahm, doch es war das einzig Richtige. Melinda musste sich bewusst sein, dass sie Begierde in ihm geweckt hatte. Nach dem Kuss in der Küche des Doktors konnte Charles dies auch nicht mehr leugnen – auch wenn er sich selbst nicht eingestand, dass diese Reaktion auf ihren Annäherungsversuch möglicherweise nicht einer spontanen, beschwipsten Laune entsprungen war, sondern einer Sache, die in ihm rumorte, seitdem er die junge Frau zum ersten Mal gesehen hatte. Ihre funkelnden, blauen Augen und ihre Lippen zogen ihn auch in diesem Moment in den Bann, doch im Gegensatz zu diesem Mittag war er vernünftig genug, um sich unter Kontrolle zu haben. Wahrscheinlich wäre es, auch wenn es schwer fallen würde, das Beste, die ganze Angelegenheit zu vergessen. Er hoffte, dass Melinda es ihm nicht allzu übel nehmen würde.
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Götterblut - Kapitel 2: Gut geplant ist halb gewonnen - Seite 11 Empty Re: Götterblut - Kapitel 2: Gut geplant ist halb gewonnen

Beitrag von Elli So Jul 07 2013, 15:05

Hätten die Worte die Charles gesagt hatte, zu seiner Körpersprache gepasst, hätte Melinda es in Erwägung gezogen sich zurückzuziehen – aber das tat sie nicht. Sein Körper und vorallem seine Augen sagten etwas ganz anderes aus. Die rote Färbung die sein Gesicht überzog, versicherte ihr, dass sie recht gehabt hatte. Sie machte ihre Hände frei und trat einen Schritt zurück, belustigt zog sie ihren rechten Mundwinkel in die Höhe und betrachtete ihn, während sie nach einer Weinflasche griff. Sie schwenkte sie leicht durch die Luft, doch Charles reagierte nicht wie gehofft, er schüttelte kaum merklich den Kopf. Melinda musste sich selbst eingestehen, dass sie ein solches Verhalten von Männern eher selten gewöhnt war, wenn sie einem Mann ihre Offerten machte, stimmten 99% mit Freuden zu – zumal es hier ja nicht mal um Geld ging. Dass Charles zu dem einen Prozent gehörte, verunsicherte sie leicht, aber das ließ sie sich nicht anmerken. Sie machten ihren Job schon lange Vielleicht zu lange?, als das sie sich davon verunsichern ließ. Er schien noch immer ausdrücken zu wollen, dass sie ihn in Ruhe lassen sollte, aber die Gelegenheit war einfach zu günstig. Sie waren alleine im Haus und Johanna hatte ihn empfänglich für Zuwendung gemacht. Es fehlte nur noch ein einziger Anstoß, dass konnte sie sehen. Die Gegenwehr seinerseits ließ langsam nach und sie überlegte was sie nun am Besten anstellen sollte. Also stellte sie die Weinflasche auf der Kommode neben seinem Zylinder ab und ließ ihren Bademantel auf den Boden gleiten.
Tada. Jetzt, genau JETZT, gehört er dir Kätzchen. Siehst du seine Augen? Angriff Baby, die Maus ist dein. Darauf einen Drink. Aber einen Guten!

Irgendwann war Charles eingeschlafen und Melinda betrachtet ihn eine Weile beim Schlafen. Auf dem Boden lag nun eine leere Weinflasche und eine weitere war zur Hälfte geleert, auf dem Nachttisch gelandet. Ihr war schwindlig und sie beschloss das Zimmer leise zu verlassen. Auf dem Weg sammelte sie die Klamotten auf und warf sie mehr oder minder ordentlich über einen Ohrensessel. Sie schlang sich ihren Bademantel um und trat in den Flur. Sie war einiges an Alkohol gewohnt, dennoch stolperte sie etwas hin und her. Auf leisen Sohlen lief sie in die Küche herunter und trank einiges Wasser aus dem Hahn. Ihr ging es danach etwas besser und sie fühlte sich wieder etwas sicherer auf ihren Füßen. Sie blieb an den Spülstein gelehnt und überlegte was sie nun tun könnte. Sie kannte die meisten Räumlichkeiten gut und auch deren Vor- und Nachteile. Nur den Speicher hatte sie bisher nie genauer in Augenschein genommen. Warum nicht? Sie stieg die Treppen hinauf und öffnete die Speichertür mit einem lauten Knarren. Lichteinfall ließ Staub in der Luft glitzern und Melinda stand eine Weile da und betrachtete den riesigen Raum. In der zentimeterdicken Schicht aus Staub auf dem Boden waren Spuren zu sehen. Sie betrachtete die Fußspuren, nicht sicher ob sie von Mäusen oder Ratten herführten, hier und dort waren auch die Abdrücke von kleinen Vogelkrallen zu sehen, vielleicht von Spatzen. Irgendwo musste ein Loch im Dach sein. Der Raum schien jedoch – im wahrsten Sinne des Wortes – staubtrocken. Ohne jedes Ziel lief sie durch Kartons und alte, kaputte Möbel ohne etwas Spezielles zu finden. Wahllos öffnete sie und dort einen Karton oder Kiste, Stofftiere und Holzspielzeug hatte seinen Weg hierhin gefunden.
Es schien hier nichts zu geben, was ihr von Nutzen sein konnte, als ihr eine Kiste ins Auge fiel aus der die Perlen einen Rosenkranzes hervor lugten. Sie eilte der Kiste entgegen und stieß sich dabei ihr Knie an einem Holzgestell eines alten Bettes. Vermutlich würde das einen blauen Flecken hinterlassen, aber davon war ihr Körper dank Leeland ohnehin übersät. Sie rieb sich die schmerzende Stelle, während sie auf einem Bein auf die Kiste zu hüpfte. In Anbetracht des vielen Weines eher eine schlechte Idee, wie sich zeigte, mit einem lauten Schlag knallte sie gegen einen Schrank, an dem eine Tür fehlte. Plötzlich fand sie sich selbst auf dem Boden wieder, mit Tränen in den Augen. “Blöde Scheiße. Dämlicher Schrank.“
Sie atmete noch einmal tief durch bevor sie die Kiste an sich zog und öffnete. Wenige Habseligkeiten der Schwester waren wohl doch im Maybrick Manson zurück geblieben. Der Rosenkranz rutschte neben Melinda auf den Boden, als sie ein Stück Stoff hervorzog. Sie hielt es vor sich, es war eine alte Tracht. Die Schwester musste einmal wesentlich weniger gewogen haben, als sie es in Melindas Kindheit getan hatte. Was wohl aus der Nonne geworden war?
Melinda ergriff das Stück Stoff und klemmte es sich unter den Arm. Wohlmöglich brauchte sie eine Verkleidung – sicher die meisten Bobbies würden sie auch darin erkennen, aber nicht die übliche Bevölkerung. Johanna hatte sie auf den Gedanken gebracht. Sofern die Straße nicht mit Fahndungsplakaten gesäumt werden würden oder bereits waren. Eine Hure in einer Tracht. Melinda lachte leise. Der Wolf im Schafspelz. Sie griff auch den Rosenkranz. Sie glaubte nicht an die Geschichten der Kirche oder einen Gott, das Leben hatte ihr bewiesen dass es keinen gab, aber das Schmuckstück erinnerte sie an den einzigen Menschen, der in ihrer Kindheit, so etwas wie eine gute Erinnerung war. Sie ging herunter in ihr Zimmer, sie schwankte wieder leicht und blieb kurz stehen um sich durchs Gesicht zu fahren. Sie war müde und ihr Kreislauf ärgerte sie, aufgrund des Alkoholes im Blut, zusehends. Sie ergriff ihren Mantel mit samt der Tracht und sah sich nach einem Platz um, wo sie die Sachen hinlegen konnte. Sie warf sie schließlich über eine kleine Lampe an der Wand. Sie hörte ein seltsames metallisches Scharren, maß diesem allerdings keine weitere Bedeutung zu. Sie sank auf das Bett und eine Staubwolke stieg aus dem Bett hervor. Melinda hustete auf, ihre Lunge würde ihr das nicht danken, aber sie war einfach zu müde. Sie dämmerte weg, nachdem sie wieder einigermaßen normal Luft bekam.
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Götterblut - Kapitel 2: Gut geplant ist halb gewonnen - Seite 11 Empty Re: Götterblut - Kapitel 2: Gut geplant ist halb gewonnen

Beitrag von Scáth Mo Jul 08 2013, 22:15

Das David den Polizisten ablenkte, kam Johanna gerade recht. Das würde die ganze Geschichte vielleicht sogar beschleunigen. Sie konnte weiterhin nicht verhindern das ihr Tränen die Wangen hinunter liefen, dennoch schaffte sie es, mit einer relativ gefassten Stimme sprechen zu können.
"Charles schickt mich.", begann sie, leise sprechend und sah sich vorsichtshalber noch einmal nach hinten zu den Beiden, in einer Diskussion verfangenen Männer um. Sie schenkten Randolph und Johanna aber Gott sei Dank keine Aufmerksamkeit. "Wir werden Sie hier raus holen. Draußen steht eine Kutsche mit der wir dann wieder zum Rest der Gruppe gelangen.", fügte Johanna hinzu, auch wenn sie den letzten Satz lieber nicht gesagt hätte. Denn sie war sich alles andere als sicher ob sie Charles oder gar Melinda jemals wieder sehen wollte. Sie wusste das ihre Bedenken nicht unbegründet waren und sie war sich mehr als nur sicher, dass etwas zwischen den Beiden laufen würde oder vielleicht schon gelaufen war. Der Beweis, das Johanna alles andere als wichtig war für Charles. Und das konnte er dann nicht mehr leugnen, zumindest nicht, dass er ihr dadurch mehr als nur den Eindruck vermittelte.
Johanna schüttelte kaum merklich den Kopf. Sie musste aufhören darüber nachzudenken, denn das sorgte im Endeffekt nur noch dafür, das sie immer schlimmer weinte. Und zu viele Tränen könnten ebenfalls Aufmerksamkeit erregen.
"Spielen Sie einfach mit, ich denke, die schwersten Hürden sind schon überwunden", beendete sie und versuchte dann wieder vollends in ihre Rolle als besorgte Verlobte zu verfallen.
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Beitrag von Darnamur Mi Jul 10 2013, 17:36

Randolph nickte leicht. Er hätte zwar nicht mit einer solch riskanten Aktion gerechnet- vor allem nicht nach dem was Alan den anderen erzählt haben musste- aber er würde natürlich mitspielen. "Alles klar. Ich hoffe, dass wir ihrem Begleiter vertrauen können.", raunte er ihr zu. "Mein Glückwunsch übrigens zu der Vorstellung eben. Ich hätte eigentlich nicht gedacht, dass sie so gut schauspielern können"
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Beitrag von Umbra Do Jul 11 2013, 00:52

Der Polizist ließ sich auf keine lange Diskussion mit David ein, aber dies hatte schon ausgereicht, damit Johanna und Randolph, ohne beachtet zu werden, ihre Worte miteinander hatten wechseln können. Um eine Kaution würden sie wohl nicht drumherumkommen, obgleich wohl keiner der beteiligten Polizisten damit gerechnet hätte, dass schon so bald jemand auftauchte, der bereit war, diese zu bezahlen – immerhin hatte man sich noch nicht die Mühe gemacht, jemanden ausfindig zu machen, der vielleicht an Randolphs Verbleib interessiert sein könnte. Der junge Mr. „Wright“, so wie er sich den Beamten des Yards vorgestellt hatte, kam dafür zähneknirschend auf und bezahlte mit dem Geld, dass er sich mit Erlaubnis aus Charles‘ Brieftasche genommen hatte. Bei Randolphs Entlassung gab man ihm alles zurück, was man ihm abgenommen hatte – selbst sein Skalpell und seine Hose, deren Nähte Dr. Taylor für die Behandlung von Randolphs Bein geschickt aufgetrennt hatte, ohne dabei den Stoff zu beschädigen, sodass dieser Eingriff nach einem Einsatz mit Nadel und Faden wohl nicht mehr erkennbar sein würde. Die Hose, die man Randolph als Ersatz zur Verfügung gestellt hatte, durfte er behalten.
Detective Chief Inspector Jonathan Drake, der es sich scheinbar nicht hatte nehmen wollen, wieder aufzutauchen, um diese Angelegenheit persönlich zu verfolgen, musterte Randolph streng, solange er noch konnte – aber auch Johanna und David genossen die Aufmerksamkeit des schmalen, ebenfalls am Bein verletzten Polizisten mit rotblondem Haar. Der Kutscher ließ sich davon nicht einschüchtern oder verunsichern. Er brachte seine „Schwester“ und deren „Verlobten“ Dr. Tremaine, den er dabei stützte, wieder an die mehr oder minder frische Stadtluft. Die protestierenden Menschen vor dem Hauptquartier der Polizei hatten sich noch nicht getrollt. Unmut, weil der London Police Service nicht dazu in der Lage zu sein schien, für Ordnung in der Stadt zu sorgen, rief in diesem Moment weitere Unordnung hervor. Zwei der Bobbies, die die Menge in Schach hielten, machten ihnen einen Weg frei, sodass sie schließlich zur Kutsche gelangen konnten. David half beiden Passagieren in den Wagen.
„In Ihr Haus können wir erstmal nich‘ zurück, Doc“, klärte er Randolph auf und wechselte damit wieder in die Umgangssprache, mit der Johanna den Kutscher kennengelernt hatte.
„Wir haben eben im Yard ‘nen Einbruch gemeldet, um das Gespräch auf Sie zu lenken – im Grunde is‘ das noch nich‘mal falsch, denn Stirling hat vorhin Ihre Haustür eingetreten, so wie's aussah. Mmh, ich denk‘ sowieso, dass dort bald Bobbies rumschwärmen werden. Die werd’n sich zwar wundern, warum Se nicht zurückkehren und nach dem Rechten seh‘n, aber besser ist’s, denen nun aus dem Weg zu gehen, sonst sind Se wieder in Haft als dass Se protestier’n können. Der Blick dieses Iren“, sagte David und meinte damit offenbar, wohl aufgrund dessen klischeehaften Rotschopfs, Chief Inspector Drake , „ hat mir nich‘ gefallen. Wenn Se erstmal Zuhause und Bobbies da sind, wird man Se beobachten und dann auch überwach'n, also nehmen wir Ihnen einfach die Chance, ja? Ich kann Ihnen später was aus Ihrem Haus hol’n, wenn Se woll’n, aber nun liegt das Ziel woanders.“
Bevor David aufsaß und das Pferd antrieb, tauschte er den Bowler gegen seinen Schlapphut und sein Jackett gegen seine einfache, braune Cordjacke, in der er zusammen mit seiner jetztigen Aussprache sehr viel weniger wirkte wie der mittelständische, gebildete Mann, den er der Polizei gegenüber gemimt hatte. Oder war eher der Kutscher das Schauspiel?

Die Rückkehr zu Maybrick Manor verlief genau wie ihre erste Ankunft an diesem alten, verlassenen Herrenhaus. Die Kutsche rollte durch das schwere Tor und fuhr den langen, mit Unkraut übersäten und blickdicht von Bäumen und Sträuchern geschützten Kiesweg entlang. Die Fassade der fast in Vergessenheit geratene, zweitstöckige Villa im georgianischen Stil war, wie Randolph festellte, geprägt von Giebeln und viel Efeu über grauem Stein mit weißen Ornamenten. Zwei, zusammen mit den Sockeln, mannshohe Steinlöwen, die ein wenig an die vier, erst kürzlich hinzugefügten Bronzeskulpturen am Fuße der Nelson-Säule auf dem Trafalgar Square erinnerten, bewachten den Anstieg einer ausladenden Treppe, auf der ein von einstmals weißen Pilastern gesäumtes Portal thronte – der Haupteingang, den sie ansteuerten.
Hatten sie vorhin noch den Kellereingang genommen, nahmen sie nun diesen Weg, nachdem sie aus und von der Kutsche gestiegen waren. David kümmerte sich bedacht um Randolph, der kaum laufen konnte, indem er den Chirurgen mit seinen kräftigen Gepäckträgerarmen stützte und festhielt.
Die Tür ließ sich schwer öffnen, doch als sie durch sie hindurchtraten, standen sie in der riesigen Eingangshalle. Zwei sich oben treffende, geschwungene Treppen führten hinauf zu einer Galerie im ersten Stockwerk, von denen aus verstaubte Gemälde und Portraits von wahrscheinlich schon längst Verstorbenen auf sie hinabsahen. Das Licht, dass durch die von schwere Vorhängen umrahmten, sich bis in die erste Etage erstreckenden Fenster fiel, tauchte die Halle in ein halb-diffuses Licht, das allerdings den Eindruck, den diese machte, nicht schmälerte. Sanft erhellte es die Wände und betonte die bereits sehr in Mitleidenschaft gezogenen Holzschnitzereien – aber auch den breiter, mitgenommener Läufer, von dem Staub aufwirbelte, als sie auf ihn traten, und auf dem ein dunkler, großer Fleck zu sehen war, der verdächtig danach aussah, durch Blut entstanden zu sein können – Johanna und David wussten ja bereits, dass diese Schein nicht trog.
David führte den  Doktor zu der Sitzgruppe vor dem großen, verrußten Kamin am Rande der Eingangshalle – genau genommen zu einem der vom Sonnenlicht gebleichten Polsterstühle, die um einen Beistelltisch gruppiert waren, damit Randolph sich setzen und sein Bein schonen konnte.
„Mr. Norly!“, rief der junge Kutscher dann laut und seine Stimme hallte einerseits durch die hochdeckige Halle, schien sich aber andererseits fast schon in ihr zu verlieren.
Und dann wieder, als weder Antwort noch irgendeine andere Art von Reaktion ersichtlich waren:
„Mr. Norly!... Boss?!“ Doch auch darauf folgte keine Erwiderung von Seiten des Gerufenen.
„Mmh…“, sagte David dann in normaler Lautstärke an zu Johanna und Randolph gerichtet, aber aus seiner Stimme waren Spuren von Verwunderung und Sorge zu hören.
„Er scheint mich nich‘ zu hör’n, was? Aber das muss nichts heißen, das Haus is‘ ziemlich groß. Ich schau‘ mal nach, wo er steckt – oder ob er überhaupt da is‘.“
Mit der rechten Hand in seiner Jackentasche, wo er, für die anderen verborgen, den Griff des Revolvers, den Charles ihn überlassen hatte, bereits mit den Fingern umschloss, steuerte David leichtfüßig auf eine der beiden Treppen zu, die ihn auf die Galerie im ersten Stock bringen würden. Charles hatte das Zimmer des ehemaligen Hausherrn (und auch, darauf folgend, der ehemaligen, durch Enthauptung zu Tode gekommenen Waisenheimleiterin) am Ende des oberen Korridors für sich beansprucht. Da würde der junge Kutscher zuerst suchen.
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Götterblut - Kapitel 2: Gut geplant ist halb gewonnen - Seite 11 Empty Re: Götterblut - Kapitel 2: Gut geplant ist halb gewonnen

Beitrag von Scáth Do Jul 11 2013, 09:24

Obwohl Johanna mehr als nur erleichtert darüber war, dass die Rettungsaktion wie geplant verlaufen war, konnte sie sich nicht freuen wieder zurück gekommen zu sein. Auch konnte sie nicht verhindern, dass immer noch einzelne Tränen über ihre Wange liefen und so langsam machte sie sich sorgen, dass sie nie mehr damit aufhören könnte.
David hatte Randolph in die Eingangshalle geholfen und auch Johanna ist den Beiden gefolgt. Sicher, sie hatte keine 'Willkommen zurück!'- Feier erwartet, doch das scheinbar wirklich niemand auf die kleine Gruppe gewartet hatte, war enttäuschend. Enttäuschend, aber vorhersehbar. Es ging wohl wirklich nie um Randolph. 'Sie wollten alleine sein..', erinnerte sich Johanna, und als Charles nicht auf Davids Rufen reagierte, lief sie die Treppen hinauf in Richtung der Zimmer. Sie merkte, das David hinter ihr den gleichen Weg einschlug, ließ sich davon aber nicht ablenken.
Wie von selbst bewegen sich ihre Beine auf Charles Zimmer zu, obwohl sie in Gedanken viel lieber in ihr Zimmer wollte und alleine sein.
Vor der Tür angekommen wartete Johanna einige Sekunden, doch als sie nichts hörte öffnete sie diese achtlos.
Charles lag im Bett und schlief. Sowohl auf dem Nachttisch als auch auf dem Boden lagen leere Weinflaschen. Klamotten fand Johanna über einem Sessel. Melinda war nicht da. Ein Fakt, der Johanna im ersten Moment erleichterte. So wie es aussah hatte Charles sich betrunken. Doch sie traute dem Ganzen nicht. Ganz und gar nicht. Sie war zu lange weg gewesen um die Bedenken ganz streichen zu können und war sich dementsprechend ihrer Sache noch sicher. Eine weitere Welle der Wut breitete sich in ihr aus. Sie hätte nie gehen sollen.  Energisch schlug sie die Tür zu und lief in ihr Zimmer.
Sie fing erneut an zu weinen. Diesmal aber mehr aus Wut. Mit geballter Faust schlug sie gegen die Wand. Ein stechender Schmerz bereitete sich von dort aus durch ihren gesamten Arm aus. Sie hatte Charles und Melinda zwar nicht zusammen gefunden, aber Zeit hatten die Beiden mehr als genug um sich zu vergnügen und Johanna traute es mittlerweile beiden zu. Und jetzt wieder in deren Gegenwart zu sein, machte das alles auf irgendeine Weise schlimmer. Der Schmerz beruhigte sie etwas, zumindest, was die Wut betraf. Sie ließ sich auf ihr Bett sinken. Schon jetzt bereute sie es, dass sie sich ihre Hand verletzt hatte, kümmerte sich aber nicht weiter um diese und hielt sie nur leicht fest. Vielleicht würde ein bisschen Ruhe jetzt helfen.
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Beitrag von Elli Fr Jul 12 2013, 09:23

Ein lautes Geräusch ließ Melinda aus ihrem unruhigen Schlaf hochschrecken. Sie erschrak als sie aufwachte, da sie sich nicht zu Hause befand.
Nicht zu Hause? Nicht zu Hause? Das ist nicht lache. Das hier ist viel mehr zu Hause, als alles andere was du je hattest. Ironie des Schicksals. Hihihihi.
Nach und nach realisierte sie, wo sie war und setzte sich langsam auf. Die Kopfschmerzen die sie erfassten, waren ihr nur zu gut bekannt. Zu viel Alkohol und viel zu wenig Schlaf. Wie lange mochte sie geschlafen haben? Fünf Minuten? Eine Stunde? Sie konnte es nicht sagen, es war auf jeden Fall zu wenig gewesen. Zu wenig um nüchtern zu werden, zu viel um keine Schmerzen zu verspüren. Mit einem Stöhnen stellte sie sich neben ihrem Bett und wartete bis der erste Schwindel verflogen war.

What shall we do with a drunken sailor,
What shall we do with a drunken sailor,
What shall we do with a drunken sailor,
Early in the morning?

Way hay and up she rises,
Way hay and up she rises,
Way hay and up she rises,
Early in the morning

What shall we do with a drunken sailor,
What shall we do with a drunken sailor,
What shall we do with a drunken sailor,
Put him in a hole with an angry weasel.


Sie fühlte sich tatsächlich, als hätte sie mit einem wütenden Wiesel gekämpft. Alles an ihr schmerzte, daran waren Leeland und ihre Exkursion auf den Speicher schuld, dass war ihr bewusst.  
Seit sie eine Hure war, war sie fast jeden Tag mit einem Kater erwacht. Leichte Übelkeit verkündete, dass sie tatsächlich zu viel Wein getrunken, ein schaler Geschmack bestätigte dies. Leicht unsicher auf den Beinen ging sie zur Tür und blickte in den Flur hinein. Sie hörte Stimmen aus dem unteren Flur und tappte zur Treppe.  Ihr Blick fiel zu erst auf David, bevor sie Randolph erblickte. Sie konnte es kaum fassen, es war tatsächlich geglückt.
Na, da hat der kleine Jammerlappen, es doch wirklich geschafft, den Yard zu täuschen. Erstaunlich.
So schnell ihre Füße sie trugen eilte sie barfuß die Treppe herunter.
Langsam, langsam. Sonst hast du dir gleich deinen hübschen Hals gebrochen. Das wäre sehr ärgerlich. Auch für mich. Stell‘ dir nur mal vor. Endlich die Maus in der Falle und dann sterben? Das wäre wahrlich unglücklich. Versuch‘ doch noch ein bisschen länger zu leben. Zum Sterben bleibt noch genug Zeit.
Sie kam vor Randolph zum stehen und sah ihn an, er sah mitgenommen aus. Seine Schusswunde, die von Alan stimmen musste, war nicht zu übersehen und sein Gesamteindruck schien überhaupt sehr gut.
Sie umarmte den Doc, sie wusste, dass das nur passiert war, weil sie Norly zu ihm gebracht hatte. “Es tut mir leid.“ flüstere sie kaum hörbar, auf Zehenspitzen stehend, bevor sie sich wieder von ihm löste. Er hatte ihr gezeigt, dass das Verhältnis gebrochen war, doch zurückhalten hatte sie sich in diesem nicht können.
Ihre Sorge war zu groß um ihn gewesen, ganz gleich ob er wollte umarmt zu werden oder nicht.

“Danke David.“ sagte sie zu dem jungen Kutscher gewandt und wollte sich auch bei Johanna bedanken, doch da wurde ihr erst bewusst, dass sie sich nicht in der Nähe befand. “Wo ist Johanna?“
Sie machte sich nicht wirklich Sorgen um das Mädchen, aber auch wenn sie eine Hure war, wusste sie wann sie sich zu bedanken gehörte.
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Beitrag von Umbra Fr Jul 12 2013, 18:07

Charles schreckte durch ein lautes Geräusch aus dem tiefen Schlummer auf, in dem er sich gerade noch befunden hatte, und saß mit einem Mal aufrecht im Bett. Er spürte sein Herz aufgescheucht schlagen und auch sein Atem war beschleunigt und halb keuchend, aber viel präsenter war wohl die Welle an Schmerz, Schwindel und Desorientiertheit, die über ihn hereinbrach. Dann spürte er das kühle Leder seines Handschuhs auf seiner Haut, denn mehr oder minder willkürlich hatte er seine mechanische Hand auf seiner ziehenden, dunkel angelaufenen Seite platziert, während seine Rechte, die so nackt war wie der Rest seines Körpers, hastig nach seinem Revolver tastete. Selbst im Eifer des Gefechts hatte er bedacht, diesen in Reichweite zu platzieren, so wie er es sich angewöhnt hatte – denn man konnte ja nie wissen, ob und wann jemand einen zu überrumpeln versuchte.
Benommen bekam Charles den Griff der Waffe zu fassen und versuchte sich zu orientieren, um auf das zu reagieren zu, was ihn geweckt hatte – was immer dies auch gewesen war. Erst jetzt, mit erhobenem Revolver und dem Daumen am Hahn, um jederzeit entsichern zu können, realisierte er, dass er allein im Zimmer war. Und in welchem Zimmer er war.
Melinda.
Er musste eingeschlafen und sie gegangen sein. Doch wie lange hatte er geschlafen? Sein Schädel brummte und Charles fühlte sich zugleich matt und leicht.
Der Wein.
Er hätte die Finger davon lassen sollen. Die Verlockung, sich einfach wieder ins Kissen sinken zu lassen und wieder einzuschlafen, war groß, doch angesichts des lauten Geräuschs, von dem er sicher war, es sich nicht nur eingebildet zu haben, beschloss er, aufzustehen und nach dem Rechten zu sehen. Ohne den Revolver aus der Hand zu legen, bemühte Charles sich zur Bettkante und stützte sich an einem der Pfosten ab, die den Baldachin des Himmelbetts trugen, um auf die Beine zu kommen. Wieder überkam ihn Schwindel und dazu nun auch Übelkeit, sodass er einen Moment schwankend stehen blieb, bis sich dieses Gefühl einigermaßen verflüchtigt hatte.
Nur keine Eile, ermahnte er sich in Gedanken. Die Schmerzen, die ihn plagten, brennend und ermattend zugleich. Doch dies war wohl kein Wunder. Vor allem Charles vordere Körperseite war mit Blutergüssen übersäht und an Beinen und Armen hatte er durch den Sturz vom Dach auf Johannas Balkon in der letzten Nacht auch einige Schürfwunden davongetragen, die sich gerötet von seiner restlichen Haut abhoben. Vielleicht würde es das Beste sein, erst einmal seine Blöße zu bedecken und sich etwas überzuziehen, bevor er irgendetwas anderes unternahm.

Da Johanna vorgelaufen war und David deshalb angenommen hatte, sie würde Charles über ihre Ankunft informieren, hatte er am Treppenansatz wieder kehrtgemacht und war doch beim Doktor geblieben. Er zog sich gerade seinen Schlapphut vom Kopf und entblößte sein, zum Bart passendes, dunkelbraunes, lockiges Haar, als Melinda oben auf der Galerie auftauchte. Sein Blick verfolgte die junge, hübsche Frau, die barfuß und nunmehr nur mit einem Bademantel bekleidet die Treppe hinunterkam, um Dr. Tremaine mit einer erleichterten Umarmung zu begrüßen. Der junge Kutscher bemühte sich, den beiden – besonders Melinda – keine starrende Aufmerksamkeit zu widmen. Vielleicht wirkte er auch deswegen etwas dankbar, als Melinda ihn ansprach, sodass er nicht mehr in der Rolle des Beobachters war.
David erwiderte ihren Dank mit einem Lächeln und antwortete, als sie fragte, wo Johanna sei etwas verwundert:
„Die wollt‘ nach ihrem Vater seh‘n, Miss. Denk‘ ich. Sind Se ihr nich‘ begegnet?“ Dann ließ er seinen Blick nach oben schweifen, um nach Charles Ausschau zu halten, doch am Kopf der Treppe regte sich nichts.
„Ich werd‘ schau‘n, wo se bleiben“, meinte er dann und eilte leichtfüßig die Stufen hinauf, indem er immer zwei gleichzeitig nahm.

Charles nahm, nachdem er auf die am Boden liegende Weinflasche getreten war und fast das Gleichgewicht verloren hätte, einen großen Schluck aus der angebrochenen, um das trockene Gefühl aus seinem Mund zu vertreiben. Da es sich bei dem Wein aber ebenfalls um einen trockenen handelte, hielt sich der Erfolg dieser Unternehmung in Grenzen. Aber danach fühlte er sich etwas besser.
Nun war er also schon so tief gesunken, das Glas zu überspringen und direkt aus der Flasche zu trinken. Und er hatte er wirklich im Übermaß getan. Wenn er es abschätzte, hatte er bestimmt eine der Flaschen allein getrunken. Er hatte noch Kontrolle über sich, obwohl er schon unsicher auf den Beinen war. Als Charles sich erst ins Bad bewegte, um sich flüchtig mit etwas Wasser frischzumachen, war sein Gang eine Mischung aus schmerzbedingtem Humpeln und alkoholbedingtem, leichtem Wanken. Umso komplizierter war es, anschließend sich mit frischer Wäsche aus seinem Koffer neu einzukleiden.

David klopfte an Charles‘ Tür, bevor mit einem fragenden „Mr. Norly?“, als er keine Antwort hörte, öffnete und seinen Kopf durch den Spalt steckte.
„Hier“, entgegnete Charles dann, um auf sich aufmerksam zu machen, und David folgte der Stimme bis zur Türschwelle des angrenzenden Ankleideraums. Der junge Kutscher fand Charles, halb auf einer Kommode sitzend, halb an sie gelehnt vor. Seine Füße steckten in frisch polierten Schuhen, trug er eine blutfreie, dunkle Anzugshose, aus deren Bund der Griff seines Revolvers herausragte. Gerade beschäftigte sich Charles mit scheinbarer Mühe einhändig mit den Knöpfen eines Hemds, das er sich gerade anzog. Nur kurz, als David in sein Sichtfeld trat, blickte er auf.
„‘S hat geklappt, Boss, wir haben Tremaine hergebracht“, informierte der junge Mann ihn.
„Natürlich hat es das“, sagte Charles daraufhin, als hätte er nie daran gezweifelt – schließlich war es seine Idee gewesen. Dann schenkte er David aber doch noch nähere Aufmerksamkeit, blickte wieder auf und lächelte.
„Ich danke dir, Junge, auf dich ist Verlass. Keine Schwierigkeiten?“
„Nein, Sir. Aber sie wollt’n ‘ne Kaution haben. Miss Johanna hat sich großartig geschlagen.“
Charles quittierte das nachdenklich nickend und widmete sich wieder dem Hemd.
„Sie sind betrunken“, stellte David fest. Der Geruch nach Alkohol war unverkennbar und Charles‘ Bewegungen waren unsicher genug, um das zu bestätigen. Dieser ging auf diesen Satz nicht ein, also ergriff nach einigen Sekunden wieder David das Wort: „Soll ich nun ein paar Dinge besorgen?“
„Ja“, antwortete Charles knapp. Er war mit dem Hemd fertig und steckte es sich in die Hose.
„Sie wollten mir ‘ne Liste schreiben“, erinnerte David ihn geduldig.
Da Charles spontan nichts anderes einfiel, wiederholte er sich: „Ja.“ Dann fügte er aber noch an: „Lass mir ein wenig Zeit, das muss ich noch machen.“ Eigentlich hatte er schon längst damit fertig sein wollen. Hätte Melinda ihn nicht abgelenkt…
„Brauch’n Se Hilfe dabei?“, fragte David höflich und riss Charles damit aus seinen Gedanken. Der Junge wies auf die Krawatte, die Charles gerade aufgenommen hatte.
„Nein“, lehnte dieser das Angebot leicht säuerlich ab, weil dieses an seinem Stolz nagte. Er mochte ein Krüppel sein, aber das machte ihn noch lange nicht zu jemandem, der sich noch nicht einmal eigenständig anziehen konnte. So sehr sich Davids Äußeres in der Zeit, die seit ihrem letzten Treffen verstrichen war, auch geändert haben mochte, war er immer noch ebenso nervenaufreibend wie er es als Junge von kaum zehn Jahren gewesen war. Diese aufdringliche Fragestellerei und sein Bedürfnis, sich ununterbrochen zu unterhalten, hatte Charles ihm nie austreiben können.
Er seufzte. „Geh schon einmal vor, ich komme gleich nach.“
Und David gehorchte. Der junge Kutscher ließ Charles in Ruhe und machte sich wieder auf den Weg in Richtung Einganghalle.

Charles brauchte nicht mehr lange. Die Krawatte war trotz seines Alkoholpegels schnell gebunden und eine zur Hose passende, frische Weste war auch schnell angelegt. Als er seinen Koffer wieder schließen wollte, denn den würde er es ausräumen, wenn er Muße dazu hatte, vorher auch seine Räumlichkeiten hier auf Vordermann zu bringen, fiel sein Blick dabei auf ein Stück Leder, das unter seinen Socken hervorragte. Genau genommen war es die Scheide seines Bowiemessers – oder, um auch an dieser Stelle genau zu sein, die Scheide des Bowiemessers, das nicht explizit seins war, weil er es sich unrechtmäßig angeeignet hatte. Es gehörte Hill… eigentlich. Charles nahm es an sich und befestigte die Messerscheide an seinem Gürtel. Wenn er hier im Haus eine Waffe benötigen würde, würde er lieber nicht seinen Revolver benutzen. Schüsse würde man weithin hören können.
Charles fischte noch sein Notizbuch, seine Taschenuhr und seinen Füller aus den Taschen der Weste, die der Bobby Smithson mit seinem Blut besudelt hatte, bevor er David folgte und sich unsicheren Schritts zur Eingangshalle bewegte, um den Doktor und Johanna zu empfangen.
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Götterblut - Kapitel 2: Gut geplant ist halb gewonnen - Seite 11 Empty Re: Götterblut - Kapitel 2: Gut geplant ist halb gewonnen

Beitrag von Darnamur Fr Jul 12 2013, 20:54

Randolphs Auszug aus Scotland Yard hätte triumphaler kaum sein können. Als Drake versuchte ihn mit einem mahnenden letzten Blick zu belegen, tat Randolph so, als würde er den "Detective Chief Inspector" gar nicht bemerken und lächelte innerlich bei dem Gedanken Drake in Rage zu versetzen. Spar dir deine Psycho-Spielchen für jemand anderen auf, du jämmerliche Witzfigur. Er sah sich nach Dr. Taylor um, doch dieser war nirgends zu sehen. Als sie dann diesen Bereich Londons endlich hinter sich ließen, versank Randolph in dem angenehmen, dunklem Polster der Kutsche und schloss die Augen. Was für eine kranke Scheiße! Was hatte er nur getan? Die Mauneys waren alle tot. Was musste das für eine Person sein, die dazu fähig war? Eine Art böser Zwillingsbruder von Charles Norly. Ein Schauer lief ihm über den Rücken. Er dachte auch an die entsetzlich entstellten Leichen auf Drakes Fotos. Warum? Wer? Wie? Er hätte die Tode der Mauneys verhindern müssen. Er hätte sie nicht VERURSACHEN dürfen. Alan. Dieser Bastard, war doch an dieser ganzen Scheiße Schuld. Ohne ihn wäre diese ganze Angelegenheit nie aus dem Ruder gelaufen. Und sie hätten die verdammten Informationen gehabt. Informationen, die er brauchte. Er wollte nicht in ein blindes Gefecht stolpern. Er wollte keine sinnlose Revolte. Keine blutigen sinnlosen Massaker. Drake war ein Tölpel- aber mit den Scarface-Morden hatte er doch sicher nichts zu tun?
Nein, dass konnte sich Randolph nicht vorstellen. Wie es mit einzelnen Personen wie Hill war konnte er nicht sagen. Charles glaubte es. Aber Charles war auch ein Fanatiker. Die Lage war verzwickt. Und er war quasi ausgeschaltet- dank Alan. Warum war dieser Bastard immer an allem Schuld? Warum hatte dieser Scheissgnom eine Kanone? Welcher Vollidiot würde einem solchen Kerl eine Kanone in die Hand drücken? Alan war eine lebendige Naturkatastrophe. Was sollte er nun tun? Er konnte keine Nachforschungen mehr anstellen. Er wollte Charles nicht blind folgen, aber ihn zu verraten...Randolph wusste nicht ob er das tun könnte. Als sie Maybrick Manor erreichten besah sich Randolph interessiert die urwaldähnliche Parkanlage. Er machte einige Eichhörnchen aus, die im Unterholz verschwanden. Das Gebäude selbst war natürlich gigantisch. Die Ruine umgab eine rätselhafte Aura und in Randolph drang ein wenig von dem Entdeckungsdrang durch, den er in seinen jungen Jahren gehabt hatte, als er noch Kapitän auf einem eigenem Schiff werden wollte und sich Dutzende an Reiseberichten durchgelesen hatte. Ferne Länder hatte er besichtigen wollen, doch über das Königreich war er nie hinaus gekommen. Mit Hilfe von David stieg er aus der Kutsche aus, um durch das Portal humpeln zu können. In der einstmals sicher prächtigen Eingangshalle konnte er sich auf einem Sessel niederlassen. Das milderte zwar nicht die Schmerzen in seinem Bein, aber zumindest musste er nicht mehr gestützt werden. Anschließend kam Melinda vorbei. Randolph versuchte es sich nicht anmerken zu lassen, doch es beruhigte ihn das es ihr gut ging. Als sie ihn umarmte legte er ihr lediglich die Hand auf die Schulter. Schlaff sank er anschließend in den Sessel und musterte mit seinen übermüdeten, brennenden Augen die Umgebung. Doch er merkte das sein Hirn noch nicht ganz auf dem Höchststand war. Er konnte sich einfach nicht gut genug konzentrieren. Auch in der Kutsche war es ihm schon schwer gefallen, die aktuelle Situation zu analysieren.
"Was macht der Vater von dieser Johanna hier?", murmelte er verwirrt. Was war in der Zwischenzeit alles geschehen? Dann stellte er die entscheidende Frage: "Ist Alan auch hier?" Er bemühte sich erst gar nicht seine Stimme beiläufig klingen zu lassen. Je mehr er über diese kranke Gestalt nachdachte, desto mehr geriet er in Rage. "Es wäre sinnvoll, wenn alle hier sind, wenn ich das Ganze erzähle. Es gibt ein paar interessante Neuigkeiten!" Interessant im Sinne von abstoßend, grauenerregend und abscheulich für einen normalen Menschen. Nicht jedoch für einen Chirurgen.
Da sah er auch schon Charles die Treppe herunterkommen- zusammen mit diesem...David, dem Randolph immer noch nicht so ganz traute. Nur der Bastard fehlte noch. Aber er lebte sicher noch. Bastarde verrecken nie. Und erst Recht nicht so ein dreckiger Gnom wie Alan Stirling.
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Götterblut - Kapitel 2: Gut geplant ist halb gewonnen - Seite 11 Empty Re: Götterblut - Kapitel 2: Gut geplant ist halb gewonnen

Beitrag von Elli Mo Jul 15 2013, 12:45

Das Randolph sie nicht abwies erfreute Melinda außerordentlich. Sie sagte nichts weiter dazu, fühlte sich nach wie vor schuldig und fragte sich insgeheim, ob sie es jemals wieder gut machen könnte, was geschehen war.
Der Doc fragte nach Alan sowie nach Johannas Vater. Erst in diesem Augenblick fiel Melinda auf, was David gesagt hatte und das die anderen die Verbindung noch nicht erfahren hatten. Innerlich seufzte sie mal wieder auf, das Thema mit Johanna stresste sie mehr, als sie zugeben würde.
Sie vermutete, dass das Mädchen ihr noch einen Strich durch die Rechnung machen könnte, auch wenn sie einen ersten Gewinn für sich hatte verbuchen können, doch wenn es tatsächlich so sein würde, dass Charles sich von ihr abwand um für sein verschollenes Töchterlein da sein zu können, würde Melinda ihr Konsequenzen ziehen müssen. Gelegentlich versuchte sie sich an dem Vorhaben der Konsequenzenanalyse und in diesem Fall, sah sie selbige ganz klar vor sich.
Glücklicherweise würdest du Charles niemals vor die Wahl stellen, nicht wahr? Manchmal bist du ja doch ganz helle im Köpfchen, wenn du mal nüchtern bist. Dabei bist du das gerade nicht mal. Hihi. Man muss nur die Fäden in der Hand halten oder in diesem Fall den Käse für die Maus. Herrgott, ich finde dieses Mädchen wirklich anstrengend, du nicht auch? Stell dir nur mal vor, Charles macht sich wirklich was aus dir…na wie wäre das? Nicht, dass du als Hure darauf hoffen solltest, dass sich auch nur ein einziger Mann wirklich für dich interessieren würde, aber lass uns dieses Spiel doch mal spielen. Was meinst du, wenn das Mädel so drauf bleibt…würdest du da aushalten? Die Gleichung wird schwierig, weißt du. Katze + Maus = Fresschen. Aber wenn nun noch ein Faktor hinzukommt…Katze + Maus + Yorkshireterrier = ‘ne Menge Ärger für die Katze, bis es Fresschen gibt. Hihi.
Sie atmete kurz durch und sprach mit erstaunlich ruhiger und leiser Stimme. “Alan ist vorhin verschwunden. Nachdem er sich eine Ohrfeige von mir eingefangen hat. Mag sein, dass unser Verhältnis nicht mehr so ist wie früher Randolph, aber ich halte trotz allem zu meinen Freunden. Außerdem hatte er einen kleinen Disput mit Charles…ähm Mr. Norly. Ich hoffe er schlägt bald mal wieder hier auf.“ Melinda war sich nicht einmal sicher, ob Alan nicht vielleicht schon wieder in Waisenhaus angekommen war, immerhin hatte sie geschlafen. “Und ach ja…der Vater von Johanna ist schon die ganze Zeit bei uns. Wir haben das außergewöhnlich und auch unwahrscheinliche Glück, das Mr. Norly, der Vater von dem Dienstmädchen ist. Das ist wirklich eine unglaublicher Zufall, dass wir über die Tochter gestolpert sind.“ Sie hatte bewusst nach oben geschaut und auch leise gesprochen, damit Charles ihre Worte nicht hören würde.
Die weiter Info von David, dass Johanna nach Charles suchte, registrierte Melinda, entschied sich aber dagegen in diesem Augenblick nach ihr zu sehen. Bedanken konnte sie sich auch später noch. Momentan war sie einfach nur zu froh, dass Randolph gut behalten, abgesehen von der Verletzung wieder bei ihnen war.
Sieh sich das einer an. Du hast ja fast so was wie gute Laune. Da hat der gute Charles, aber ganze Arbeit geleistet. Ein nettes Kerlchen. Gestandener Mann. Aber das liegt sicherlich auch an Randolph, manchmal ist er so wie ein Vater für dich, oder? Ach, was ein schönes Gleichnis, stell dir vor, der gute Doc wäre dein Vater und er würde mit einer Hure ankommen die im gleichen Alter ist wie du, was würdest du dazu sagen?
Zum ersten Mal seit sehr langer Zeit antworte Melinda sich in Gedanken selbst. Ich würde mich nach der ganzen Scheiße die er durchlebt hat für ihn freuen. Und nun halt die Klappe. Tatsächlich herrschte Stille in ihrem Kopf. Zumindest für den Moment.
Sie hatte fast so etwas wie gute Laune, das erste Mal seit Jahren, was aber auch nicht zuletzt an Charles lag. Mit nun wieder normale Lautstärke sprach sie weiter mit Randolph “Brauchst du irgendwas? Etwas zu trinken? Oder was gegen die Schmerzen?“
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Beitrag von Umbra Di Jul 16 2013, 21:49

David hatte im oberen Korridor auf Charles gewartet, anstatt direkt in die Eingangshalle zurückzukehren, so betraten sie diese gemeinsam. Charles ignorierte den achtsamen Blick, mit dem dieser ihn offenbar besorgt bedachte. Gott sei Dank hielt der Bursche nun die Klappe, anstatt ihm wieder einmal Hilfe anbieten zu wollen. Charles war unsicher auf den Beinen, aber sein Stolz war unverletzt. Jedoch konnte er folgendes nicht leugnen: Zu wenig Alkohol war in seinem Körper, um seine Schmerzen effektiv zu lindern, zu viel allerdings, um sich vollends unter Kontrolle zu haben. Charles‘ Hand ruhte inzwischen auf seiner lädierten Seite, die ihn am meisten plagte. Als er auf dem Dach hingeschlagen war, war er auf ihr gelandet, doch dies allein wäre nicht so dramatisch gewesen, hätten einige Schläge des Bobbies ihn nicht dort getroffen. Und Melinda… Sie war behutsam gewesen, doch besser war es durch ihre Zuwendung nicht geworden.
Die lange, geschwungene Treppe ins Erdgeschoss genoss Charles nun mit Vorsicht. Sein benebelter Verstand machte ihm vor, dass die Stufen ein größeres Hindernis darstellten als sie es tatsächlich waren, und er kämpfte erneut mit leichtem Schwindel. Er versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, auch wenn er am Handlauf Sicherheit suchte und auf einige Stufen kleinschrittig mit beiden Füßen trat.
„Wo ist Johanna?“, war das erste, was Charles etwas verwundert und beunruhigt fragte, als er sich gewahr wurde, dass sie fehlte.
„Oben, Sir“, antwortete David ihm sofort. „Soll ich Se holen?“
Erleichterung machte sich in Charles breit und er bejahte – David huschte daraufhin wieder das Stück der Treppe hinauf, das sie bisher gemeinsam genommen hatten. Behutsam, um nicht zu fallen, nahm Charles die letzten Stufen nach unten. Erst jetzt, da David seine Sorge um Johanne beruhigt hatte, hatte er Zeit, sich mit Dr. Tremaine zu befassen.
„Willkommen in unserem neuen, bescheidenen Domizil, Doktor!“, begrüßte Charles diesen mit einem breiten Lächeln, das sich auf sein vom Wein leicht gerötetes Gesicht stahl. Es verschwand jedoch im Laufe seiner anschließenden Worte, wobei er diese jedoch, trotz ihres Inhalts, im lockeren Plauderton vortrug, zu dem ihm einerseits die nicht zu verachtende Menge an Alkohol, aber andererseits auch das Gefühl, dass Anspannung von ihm abgefallen war, verleiteten.
„Wir sahen uns gezwungen, Ihre Gastfreundschaft nicht länger in Anspruch zu nehmen“, begann er zu erzählen, während er weiterging und sich dabei, wie oben auch, leichtes Wanken und Humpeln in seinen Gang mischte. Dennoch hielt Charles sich aufrecht und war bemüht, diesen Unsicherheiten in seinen Bewegungen entgegenzuwirken.
„Als Sie nicht wiederkamen, haben auch wir beschlossen, einen kleinen Ausflug zu machen, um unsere Habseligkeiten zusammenzuraffen. Bei unserer Rückkehr stießen wir dann auf Alan, der sich offenbar an Ihren Medikamenten vergriffen hatte und wirr von den Mauneys, Mord, Streit, Folter, Polizei und Vergewaltigung redete. Sie können sich vorstellen, dass ich nun, da der gute David und Johanna so freundlich waren, sich Ihres Schicksals anzunehmen, darauf brenne, Ihre Version der Geschichte zu hören.“
Charles hatte es inzwischen geschafft, sich mühselig zu der Sitzgruppe zu bewegen, wo sich Melinda und Dr. Tremaine aufhielten. Charles blickte die junge, in ihren Bademantel gehüllte Frau lediglich kurz an und schenkte ihr ein Lächeln, das alles oder nichts bedeuten konnte, bevor er wieder mit sichtbarer Neugier und Interesse den Arzt musterte.
„Und erlauben Sie mir, dass ich dies sage“, fügte er dann noch zu seiner kurzen Rede hinzu, „aber Sie sehen wirklich furchtbar aus. Benötigen Sie Hilfe eines… Kollegen?“, erkundigte Charles sich. Vielleicht lag etwas Belustigung in seiner Stimme, auch wenn er seine Frage ernst meinte. Dann verzogen sich seine eigenen Züge aber einen Moment lang vor Schmerz, als er sich zunächst behutsam in einen der Sessel sinken, das letzte Stück aber dann doch fallen ließ. Seine Hand hatte seine Seite noch immer nicht verlassen, also musste seine behandschuhte Prothese herhalten, mit er die vom Sessel ausgehende Staubwolke wedelnd vertrieb. Dabei hielt er die Luft an, um nicht niesen zu müssen.

Unterdessen hatte David die Tür des Zimmers erreicht, das Johanna für sich ausgesucht hatte. Der junge Kutscher klopfte zaghaft an.
„Miss?“, drang seine Stimme durch die geschlossene Tür. „Woll'n Se nich' runterkommen? Mr. Norly hat schon nach Ihnen gefragt. Ich dacht' eigentlich, Sie wollt'n vorhin zu ihm geh'n.“
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Götterblut - Kapitel 2: Gut geplant ist halb gewonnen - Seite 11 Empty Re: Götterblut - Kapitel 2: Gut geplant ist halb gewonnen

Beitrag von Darnamur Di Jul 16 2013, 22:33

Charles war also der Vater von Johanna? Randolph war ein wenig verwirrt. Damit hätte er nicht gerechnet. Wollte er das etwa tarnen? Der Yard hatte von der Entführung gewusst- aber wussten sie auch das es die Tochter von Scarface war, die aus dem Haus geschleppt wurde? Wahrscheinlich hatte er das bereits geplant gehabt. Randolph hatte kein sonderlich großes Vertrauen in "Zufälle". Er vermeinte auch Missbilligung aus Melindas Stimme herauszuhören, hakte aber nicht weiter nach.
"Für ein Glas Wasser wäre ich dir sehr dankbar." Seine Kehle war immer noch völlig ausgedörrt.

Charles und dieser David kamen die Treppe herabgestiegen. Der meist gesuchteste Mann Londons sah nicht gut aus. Als er vor Randolph stand wehte ihm eine heftige Fahne entgegen und er verzog angeekelt das Gesicht. Charles schien auch Schmerzen in der Hüfte zu haben. Anscheinend hatte er seinen Ratschlägen nicht die geringste Aufmerksamkeit zukommen lassen. Wie erwartet. "Ich verzichte", knurrte Randolph. Er würde vielleicht bis zu seinem Lebensende ein Krüppel bleiben. Was war daran lustig? "Ich bin von einem gewissen Dr.Taylor bestens versorgt worden. Vielleicht sagt ihnen der Name ja was. Was die Geschehnisse bei den Mauneys angeht, so würde ich gerne auf Alan warten. Ich habe auch äußerst interessante, will heißen grauenhafte Nachrichten für ihnen. Ich kann nur sagen, dass niemand vergewaltigt oder gefoltert wurde. Achja- und ich verstehe das dieser Bastard sich mit Drogen zudröhnt. Er hat in einem Anfall von Wahnsinn die Haushälterin der Mauneys erschossen. Trotz allem wäre es besser, wenn er schnell hierher käme oder ihr in holt. Ich habe die Polizei über ihn in Kenntnis gesetzt."
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Götterblut - Kapitel 2: Gut geplant ist halb gewonnen - Seite 11 Empty Re: Götterblut - Kapitel 2: Gut geplant ist halb gewonnen

Beitrag von Elli Mi Jul 17 2013, 16:58

Das Lächeln das Charles Melinda zuwarf, erwiderte sie nur kurz. Charles legte Randolph ein spöttisches Verhalten an den Tag und sie wusste nicht so recht was sie davon halten sollte. Sie hielt Randolph die Treue, auch wenn dieser selbige nicht wollte, anderseits ging es ihr mit Charles ähnlich. Kurzum, sie saß zwischen den Stühlen. Sie fürchtete eine beinharte Diskussion, wenn nicht sogar eine Handgreiflichkeit. Sie warf den beiden nach dem Schlagabtausch einen kurzen Blick zu und verließ dann das Zimmer um Wasser zu holen.
Hach, das wird aber nun wirklich nicht einfach. Eine Vaterfigur für dich die keine sein will, ja dich vermutlich nicht mal mehr als Freund bezeichnen würde und das Objekt der Begierde, von dem wir nicht wissen wie es weitergeht. Also…wer wird es nun? Du solltest dir Gedanken darüber machen. Immerhin stellt sich die Frage, wenn du dich entscheiden musst, für wen wirst du es tun? Hast du eine Idee? Natürlich nicht. Das Denken überlässt du ja immer mir. Ich habe nichts als Ärger mit dir.

Ich werde mich überhaupt nicht entscheiden. Man entscheidet sich nicht zwischen Menschen. Man verhandelt zwischen Ihnen. Sie musste dringend aufhören sich selbst zu antworten, dann wurde die Stimme im Kopf nur schlimmer.  
Sie suchte in der staubigen Küche nach Gläsern, fand jedoch keine. Lediglich ein paar alte Tonkrüge mit angeschlagenem Rand fanden sich auf die Schnelle. Wohlmöglich befanden sich auf Speicher oder im Keller noch Gläser, aber Melinda hatte nicht das Bedürfnis selbige zu suchen. Sie entschied, dass die Krüge reichen mussten und spülte diese aus, nachdem der Wasserhahn laut gurgelnd das Wasser in die Rohre zog. Braunes Wasser lief aus dem Hahn, angewiderte beobachtet sie das schlackige Wasser, als dieses endlich wieder klar wurde, füllte sie die Tonkrüge mit Wasser und trank zuerst einmal einen aus. Ihr war noch immer schwindelig, aber langsam aber sicher wurde es besser. Sie atmete tief durch, stellte die Krüge auf ein Brett das an die Wand gelehnt stand und brachte sie zu der Truppe. Sie reichte Randolph einen Krug und bot auch Charles schweigend einen an. Nachdem sie das behelfsmäßige Tablett auf einen Tisch gestellt hatte, setzte sie sich auf einen Stuhl zwischen Charles und Randolph. Hihi. Wie bildlich. Zack, zwischen den Stühlen. Amüsant. Ich könnte ja noch mal einen Schluck vertragen. Eine Theateraufführung ist doch am schönsten mit einem guten Tropfen. Im alten Rom hat man bei Gladiatorenkämpfen sicherlich auch ein Schlückchen getrunken.
Sie zupfte ihren Bademantel zurecht, der ihr nur knapp bis zur Hälfte des Oberschenkels reichte und wartete schweigend ab.
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Götterblut - Kapitel 2: Gut geplant ist halb gewonnen - Seite 11 Empty Re: Götterblut - Kapitel 2: Gut geplant ist halb gewonnen

Beitrag von Umbra Do Jul 18 2013, 08:29

Charles runzelte die Stirn. Sein brummender Schädel machte es ihm nicht leichter, sich zu konzentrieren, aber er gab sich Mühe, Fassung zu bewahren. Melinda ließ ihn mit Dr. Tremaine allein und Charles blickte ihr mit kurzweiligem Interesse nach, als sie den Raum verließ.
Ab sofort waren seine Worte wieder ernster, aber mit gewohnter Ruhe und Beherrschung in der Stimme.
„Er hat nicht gesagt, wo sein Ziel lag, als er durch die Tür hinausrauschte, deswegen kann ich unmöglich sagen, wo er sich in diesem Moment herumtreibt“, schlug er aus, nach Alan zu suchen, wobei Charles im Moment sowieso keinen Schritt vor die Tür setzten wollte. Im Grunde wäre es ihm lieber gewesen, selbst das Bett nicht zu verlassen. Nun saß er hier und quälte sich damit herum, sich mit Dr. Tremaine herumzuquälen, der sich ebenfalls quälte. Trotzdem es Charles schlecht ging, beließ er es nicht bei einer kurzen Reaktion auf des Doktors Worte.
„Sie machen es spannend, Doktor, und ich bin nicht allzu geduldig. Aber nun gut, warten wir also auf Alans Rückkehr. Wollen wir hoffen, dass diese bald erfolgt. Da Sie mich schon geweckt haben, um mir zu sagen, dass dieser Tag entgegen meiner Erwartung noch unerfreulicher werden kann und ist als er bisher schon war, möchte ich nun auch Genaueres erfahren“, etwas resignierend kniff er sich in die Nasenwurzel, wandte seine Aufmerksamkeit dann aber gleich wieder seinem Gesprächspartner zu.
„Es sei Ihnen versichert, dass ich umso neugieriger bin, weil Alans Schilderung sehr unpräzise war. Dass er die Haushälterin der Mauneys erschossen hat… Es überrascht mich, um ehrlich zu sein, aber diese Formulierung klingt schon einmal konkreter als die seine – ‚sie ist irgendwie totgegangen‘, zitierte er missbilligend, dass Alan seine Tat nicht sofort zugegeben hatte.
„Ich mache Ihnen sicher keinen Vorwurf, Doktor, dass Sie gegen Ihn ausgesagt haben, und vorerst betrachte ich diese Angelegenheit als eine Sache zwischen Ihnen beiden, sofern ich keine Notwendigkeit sehe, mich einzumischen. Aber erlauben Sie mir, mir weitere Kommentare für einen späteren Zeitpunkt aufzusparen, auch bezüglich Ihrer allgemeinen Vorgehensweise.“
Dann kommentierte er aber doch, wenn auch nicht in vollem Ausmaß.
„Ich verstehe und kann es sehr gut nachvollziehen, dass Sie mir nicht trauen – und ich nehme Ihnen das nicht halb so übel wie Sie vielleicht denken –, doch Sie können sich vermutlich vorstellen, dass ich alles andere als begeistert bin, dass Sie Sarah Mauney belästigt haben. Glauben Sie mir, ich habe bereits versucht, mich mit Zeugen der Mordfälle zu befassen und herauszufinden, wer sie dazu gebracht hat, meine Wenigkeit zu verunglimpfen, aber bis auf Gestammel, Geheule und Gebettel habe ich aus keinem etwas Sinnvolles herausbekommen. Auch wenn Sie mir vielleicht anderes zutrauen, finde ich keinen Gefallen daran, jemandem Angst einzujagen. Doch selbst angesichts des bevorstehenden Todes, den Sie durch meine Hand erwarteten, haben Sie noch immer mir die Schuld gegeben.“
Charles löste seinen Blick von Dr. Tremaine, als er Melinda zurückkommen hörte. Er stand aus Höflichkeit auf, als sie die Eingangshalle betrat und schenkte ihr ein ehrliches Lächeln.
„Danke, meine Liebe“, sagte er dann, als sie ihm einen Tonkrug anbot, nahm diesen entgegen und ließ sich, sich mit der Prothese an der Armlehne festhaltend, wieder auf den Sessel sinken. Sein Körper dankte es ihm wiederum sofort, dass Charles einige tiefe Züge trank. Das Wasser schmeckte leicht metallisch und auch, wenn er für seinen Geschmack heute schon genug metallisch schmeckende Flüssigkeiten im Mund gehabt hatte, war die reine Flüssigkeitszufuhr nach den Anstrengungen und dem Wein eine wahre Wohltat.
Charles merkte seine Erschöpfung vor allem auch daran, dass ihm der Krug schwer in den Händen lag. Er ließ ihn, noch nicht geleert, auf seinen Schoß sinken, bevor er wieder zum Sprechen ansetzte.
„Andrew Taylor ist mir tatsächlich ein Begriff“, äußerte Charles verhalten und mit einer Spur von Misstrauen in der Stimme.
„Ein… talentierte Mann, keine Frage“, sagte er, nachdem er kurz gezögert hatte.
„Sie sollten aber trotzdem Ihre Verletzung nicht unterschätzen – aber wem erzähle ich das, nicht wahr?“ Als Chirurg wusste Randolph Tremaine sicher bestens Bescheid, wie man solche Dinge zu handhaben hatte. Aber Sturheit und mangelnde Einsicht hatte schon so manchem das Leben gekostet.
Charles war sich nicht sicher, was er preisgeben konnte, entschied sich aber innerhalb eines Atemzugs dafür, nachzuhaken, was Taylor betraf.
„Interessant, dass Sie mich auf ihn ansprechen. Haben Sie einen Grund dafür, warum Sie ihn mir gegenüber erwähnen? Hat er Ihnen Fragen über mich gestellt oder Ihnen etwas gegeben, das für mich bestimmt ist? Hat er David gesehen?“

für Randolph:
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Beitrag von Druzil Do Jul 18 2013, 10:40

Nach einigen Irrwegen hatte Alan das Haus schliesslich wiedergefunden. Er hatte sich ein paar Biere genehmigt, nicht zu viel, aber in einer solchen Menge, dass sie ihn angenehm beruhigte und seine Gedanken leicht werden ließ. Die Eregnisse in dem alten Haus, die erwachten Erinnerungen - an die toten Tempelsprachen und das grausige Licht des Dämonensterns - gärten noch immer in ihm. Aber jetzt war er müde und musste gründlich nachdenken. Dinge waren in Bewegung geraten, aber bald würde sich eine Klarheit einstellen, von der er nicht wusste, ob er ihr freudig entgegensehen sollte, oder mit Furcht.
In Gedanken versunken öffnete er die Tür und betrat das altwürdige Haus. Norlys Höhle.
Verwundert hielt er inne. Licht brannte und es herrschte reges Treiben. Dann fiel sein Blick auf den abscheulichen Doktor. Sie hatten die Kreatur also befreit und vermutlich hatte dessen Lügenmaul bereits verquerte Geschichten erzählt.
"'N'Abend", brummte Alan in den Raum.
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Beitrag von Scáth Do Jul 18 2013, 18:27

Johanna hatte mehrere Personen die Treppen hinunter laufen gehört. Sie wusste zwar nicht um wen es sich dabei handelte, war sich aber sicher, dass einer davon Charles war. Natürlich, der Schlag der Tür musste ihn geweckt haben.
Johanna war nicht danach, wieder nach unten zu gehen. Sie wollte weder auf Charles noch auf Melinda treffen. Zu sehr wurde sie von beiden verletzt, als das sie ihnen in die Augen schauen könnte, vor allem Charles.
Ein paar Minuten später Klopfte es plötzlich an der Tür. Johanna zuckte zusammen, war aber erleichtert dass es David war und nicht Charles. Sie stand auf, lief zur Tür und wischte sich die Tränen unter ihren mittlerweile rötlichen Augen weg. Zaghaft öffnete sie die Tür.
'Mr.Norly hat nach mir gefragt., dachte sie. 'Natürlich, jetzt wo er mit Melinda fertig ist hat er wieder Zeit für dich, dummes Mädl'.
"Es ist zwar schön das Randolph wieder da ist, aber mir ist ehrlich gesagt nicht nach feiern oder dergleichen zumute.", begann sie zu erklären. Sie wusste nicht, weshalb sie sonst runter gehen sollte. Für eine Besprechung wäre Charles sicher noch zu betrunken, seinem Anblick nach zu urteilen.
"Und auch Charles und seine liebreizende Freundin möchte ich im Moment ungern sehen..", fügte sie etwas kleinlaut hinzu. Es war kein Dauerzustand, das konnte es nicht sein und das war Johanna durchaus bewusst, nur gerade hatte sie sich noch nicht im Griff. Vielleicht würde sie sich durchringen können mit Charles zu sprechen. Aber auch nur dann, wenn beide wieder klar im Kopf waren.
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Beitrag von Umbra Mo Jul 22 2013, 03:04

Überraschung huschte über Davids Gesicht, als die Tür sich öffnete und Johanna ihm aus verweinten Augen entgegensah. Er war wirklich der Meinung, dass sie ihre Rolle zur Befreiung des Docs gut gespielt hatte, aber diese aktuellen Tränen, die Johanna bereits weggewischt hatte und die gerötete und leicht verquollene Spuren auf ihrem Antlitz hinterlassen hatten, waren aus seiner Sicht garantiert keine gekünstelten mehr. Warum weinte sie? – Es war doch alles gut verlaufen. Kurz darauf erfuhr der junge Kutscher den Grund für Johannas Aufgewühltheit – zumindest, wenn er ihre Wortwahl richtig deutete.
„Sie… Sie meinen…?“, antwortete David in fragendem Ton und peinlich berührt. Wollte seine Gesprächspartnerin etwa andeuten, dass Mr. Norly an der jungen andere Frau, die nur allzu offensichtlich eine Hure war, ganz bestimmten Gefallen fand…? Dieser Gedanke schien ihm absurd und auf dieses Thema war der junge Kutscher nicht vorbereitet gewesen. Es brachte ihn hörbar und sichtbar in Verlegenheit. Er nestelte an seinem Schlapphut herum, den er aus Höflichkeit vom Kopf genommen hatte, und in seine Stimme hatte sich Nervosität und ein Stottern geschlichen – somit stellte er wohl gerade das Gegenteil zu dem dar, was er im Scotland Yard abgeliefert hatte.
„I-Ich glaub‘ nich‘, dass Se sich da Sorgen mach’n müssen, Miss. Er wirkt grad ziemlich verwirrt und verzweifelt auf mich, selbst für seine Verhältnisse“, gab David zu, „und ich kenn‘ ihn nun schon lang und auch gut, aber's is' grad sicher nich' leicht für ihn. Dass er Ms. Melinda mag, muss nichts bedeuten, denn er's eigentlich immer gesellig, wenn's geht, und hat keine Scheu vor einfach'n Leuten. Will meinen, ich hab‘ ihn ‘ne Weile nich‘ geseh’n, aber bevor er mir sagte, Sie wär’n seine Tochter, Miss, war ich mir noch nich’mal sicher, ob er überhaupt weiß, was man alles mit ‘ner Frau anfang–“ David verstummte, bevor er den Satz beendete. Vielleicht war ihm siedend heiß bewusst geworden, mit wem er da eigentlich redete. Selbst wenn Johanna nicht Charles‘ Tochter gewesen wäre, war es wohl sehr unangebracht gewesen, so etwas zu äußern. Allgemein tratschte man nicht über solche Dinge, doch bereits Ausgesprochenes konnte nicht zu Ungesagtem werden – auch wenn nicht unbedingt ersichtlich war, worauf David damit im Speziellen  angespielt hatte. Immerhin konnte diese Aussage über Charles auf verschiedene Weisen und in verschiedenen Kontexten gedeutet werden.
„Äh“, korrigierte David sich hastig, „i-ich mein', 's is' nich' so, dass er keine beachtet hätt', doch wüsst' ich nicht, dass er je solche Absichten... Ich, ich sollt‘ nun geh’n.“ Der Kutscher hatte es auf einmal ziemlich eilig und setzte diese letzten Worte sofort und mit hochrotem Kopf in die Tat um. Scheinbar wollte er wieder zurück zur Eingangshalle und schien sich nicht darum zu kümmern, ob es Johanna verärgern würde oder nicht, dass er vor ihrem kurzen Gespräch Reißaus nahm. Vermutlich war Charles‘ intimes Privatleben eins der letzten Sachen, worüber David nachdenken wollte, auch wenn er seinen Boss loyal und offenbar mit seiner ehrlichen Meinung zu dieser Angelegenheit (zumindest im groben Ansatz) verteidigt hatte.
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Götterblut - Kapitel 2: Gut geplant ist halb gewonnen - Seite 11 Empty Re: Götterblut - Kapitel 2: Gut geplant ist halb gewonnen

Beitrag von Darnamur Mo Jul 22 2013, 14:00

Alan war also nicht auffindbar. Na schön. Wenn er verreckte war es auch nicht schlimm und Randolph hätte ein Problem weniger. Vielleicht würden dadurch einige Menschenleben gerettet werden. Stirling hatte sich als unberechenbarer Risikofaktor erwiesen.
Der Doktor hörte sich an, was Charles zu sagen hatte. Nun, wenn es so ist wie sie sagen, dann kann  ich nur zwei mögliche Optionen in Betracht ziehen: Erstens: Diese Leute wurden so sehr unter Druck gesetzt, dass ihnen selbst der Tod als die bessere Möglichkeit erscheint. Bei dieser Option sollte man  desweiteren in Betracht ziehen, dass die "Zeugen" zur Kommunikation untereinander fähig sind. Das heißt da sie einen Zeugen haben leben lassen, kann das dazu führen, dass andere ebenfalls diese Angst verlieren in Verbindung mit dem Wissen, dass sie kein Mörder sind. Diese Option halte ich aber für weniger sinnvoll und schwer umsetzbar..."
Randolphs übernutzte Stimmbänder versagten einen Moment. Mit einem Räuspern fuhr er mit der anderen Theorie fort, die er schon länger in seinem Hinterkopf gehabt hatte.
"Zweitens: Es waren tatsächlich sie der diese Menschen umgebracht hat. Das werden sie natürlich- zu Recht bestreiten- dennoch waren es sie. Oder besser gesagt: eine Person, die so ausgesehen hat wie sie, wenn sie verstehen, was ich  meine. Vielleicht handelt es sich auch um mehrere Personen. Ich halte diese Möglichkeit für durchaus wahrscheinlich.
Dennoch bin ich mir sicher etwas Brauchbares von den Mauneys hätte erfahren zu können, was leider durch Alans Eingriff nicht möglich war.
Sie sagten, dass ich ihnen nicht traue. Das stimmt nicht einmal. Ich halte sie zwar für einen selbstverliebten Schwätzer, aber ich glaube ihnen das sie nicht für die Morde verantwortlich sind. Allerdings glaube ich auch nicht, dass der Scotland Yard dahinter steckt. Eher ist vielleicht eine kleine Sektion der Polizei in die Ereignisse verwickelt. Ich weiß nicht, ob ich eine Revolution, wie sie sie vorhaben befürworten kann."
Und ob ich sie verhindern sollte.
Randolph merkte, dass Charles bei dem Stichwort Taylor auffällig reagierte. Aha. Da liegt der Hund begraben. Randolph konnte sich nicht erinnern, dass ihm irgendetwas mitgegeben wurde.
Er schüttelte den Kopf:"Ich habe Doktor Taylor seit meinem Besuch bei ihm nicht mehr gesehen. Dort hatte er mir nichts mitgegegeben."
Ihr Gespräch kam zum Erliegen, als Melinda zurückkehrte. Gierig füllte er seinen vertrockneten Körper mit Wasser.

Da flog die Tür auf und die in ihm brechreizhervorrufende Fratze von Alan Stirling zeichnete sich vor dem blaugrauem Märzhimmel ab. Auch wenn es ihm Schmerzen bereitete stemmte sich Randolph an den Lehnen seines Sessels hoch. "Willkommen Alan. Setz dich doch zu uns."
Randolph wusste genau, wo sein Skalpell steckte. Sollte Stirling versuchen irgendeinen Scheiß zu machen, war er vorbereitet. Und dann würde dem Bastard auch seine Kanone nicht helfen.
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Götterblut - Kapitel 2: Gut geplant ist halb gewonnen - Seite 11 Empty Re: Götterblut - Kapitel 2: Gut geplant ist halb gewonnen

Beitrag von Elli Mo Jul 22 2013, 16:53

Melinda warf unauffällig einen Blick von Charles zu Randolph, beide sahen mehr als erschöpft aus. Sie schien besser davon gekommen zu sein, als sie dachte, auch wenn sie sich vorkam als würde sie jeden Knochen in sich spüren - gewürzt mit dem Schwindel, der durch den Alkohol hervor gerufen wurde. Momentan konnte sie nicht mal genau sagen, wer von den Beiden nun mehr danach aussah, nach hinten zu kippen. Zuerst war Charles aufgestanden, als sie den Raum wieder betreten hatte und dann der Doc, als Alan eingetreten war. Sie befürchtete abgesehen von der körperlichen Schwierigkeiten, dass dieses Treffen nicht friedlich verlaufen würde. David war noch immer oben um mit Johanna zu sprechen, beziehungsweise sie nach unten zu holen. Melinda fragte sich, ob sich das junge Ding dazu gesellen würde.
Sie versteifte sich deutlich, als Alan im Raum stand. Ihre erste Intention bestand daran ihn anzuspringen um ihm die Augen auszukratzen.
Konsequenzenanalyse - Erst denken, dann handeln. Ruhig bleiben. Höflich, du kennst den Zirkus doch.
"Hallo Mr. Stirling" presste sie schließlich hervor, während sich ihre Muskeln so sehr anspannten, dass es überall schmerzte.
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Götterblut - Kapitel 2: Gut geplant ist halb gewonnen - Seite 11 Empty Re: Götterblut - Kapitel 2: Gut geplant ist halb gewonnen

Beitrag von Umbra Di Jul 23 2013, 00:01

„Danke für Ihre Meinung, Doktor“, knurrte Charles ungehalten. Vielleicht waren es Momente wie diese, in denen es nicht von Vorteil war, nicht ganz auf der Höhe zu sein. Der Wein war ihm zu Kopf gestiegen, aber zusätzlich dazu sorgte nun auch Ärger dafür, dass sein Gesicht gut durchblutet wurde. Die herablassende Art des Chirurgen, die Charles schon in der gestrigen Nacht sauer aufgestoßen war und ihn der Weißglut nahegebracht hatte, forderte auch nun ihren Tribut, sodass er nicht einfach sagte, dass er in vielen der genannten Punkte – zumindest jeweils zum Teil – anderer Auffassung war. Wäre Dr. Tremaine nicht ausfallend geworden, hätte Charles dies als höflichen Zusatz auch noch anschaulich begründet.
Doch Charles Antwort fiel, weil sie alles in wenigen Worten zusammenfasste und er beleidigt war, schnippisch und vernichtend aus:
„So weit war ich schon vor zwei Monaten – einmal abgesehen davon, dass ich im Gegensatz zu Ihnen anscheinend ausführlich genug darüber nachgedacht habe. Ihre Schlussfolgerungen sind genauso irrgeleitet wie Ihr Einschätzungsvermögen für die Sachverhalte mangelhaft. Sie haben keine Ahnung!“, zischte er fast.
Näher ging Charles darauf nicht ein. Da Dr. Tremaine ihn für einen selbstverliebten Schwätzer hielt, wäre dieser Wichtigtuer sicher nicht an diversen Korrekturen, die Charles an dem Gesagten vornehmen würde, interessiert.
… Natürlich waren die einzigen Erklärungen dafür, dass diese angeblichen Zeugen so beharrlich gegen ihn aussagten, dass jemand sehr durchschlagende Argumente gehabt hatte oder sie tatsächlich davon überzeugt waren, seine Wenigkeit gesehen zu haben. Dr. Tremaine hatte das Offensichtliche in Worte gefasst. In letzteren Fall konnte es sich selbstverständlich nur um eine Verwechslung handeln – das hatte Charles auch Alan gegenüber an diesem Morgen schon eindringlich klargestellt, als dieser versucht hatte, Selbstzweifel in ihm zu säen. Mit seiner Zurechnungsfähigkeit war alles bestens und der Doktor konnte sich glücklich schätzen, nicht auch in diesen Horn gestoßen zu haben, denn das hätte Charles unter den gegebenen Umständen wohl richtig in Rage versetzt. Doch besaßen beide Erklärungen für das Verhalten der Zeugen Charles‘ Ansicht nach das gleiche Recht auf Beachtung. Und dass sich die Zeugen gegenseitig austauschten und sich zusammen eins ins Fäustchen lachten, weil er die bisherigen mit dem Leben hat davonkommenlassen, befand er als unwahrscheinlich. Auch missfiel es Charles ganz und gar, dass Tremaine, nachdem dieser sich höchstens einige Stunden mit dem Thema beschäftigt haben konnte, Charles' Arbeit und Recherchen kritisierte und seine sehr gut begründeten Schlussfolgerungen zu widerlegen gedachte. Er hatte die letzten Wochen – Wochen, ja fast den kompletten Zeitraum, in dem er nun schon untergetaucht war! – damit verbracht, auf alle erdenkliche Art Informationen zusammenzuklauben, um seinen zuvor (seiner Meinung nach) schon sehr begründeten Verdacht zu untermauern. Wenn Charles nicht überzeugt von dieser Sache wäre, würde er nicht hier sitzen, sondern wäre schon längst im Ausland, um den Scotland Yard effektiv zu meiden.
Ja doch, der Yard! Der war in diese Farce verwickelt, weil Hill darin verwickelt war. Es spielte keine Rolle, wer und wer alles nicht Schuld hatte. Solange Hill Kopf der Bande war, zusammen mit seinen fettem Freund Commissioner Sorkin und dessen Tingloves, konnte es noch so viele rechtschaffene Männer innerhalb der Reihen der Londoner Polizei geben: Es würde keinen Unterschied machen. Nicht, solange dem Treiben der Führungsriege nicht Einhalt geboten wurde. Doch dies verstand Dr. Tremaine offenbar nicht.
Charles war müde.
Als Dr. Tremaine auf seine Frage antwortete und sagte, er habe nichts von Taylor erhalten, erwiderte Charles nichts, sondern musterte seinen Gesprächspartner, auch wenn man ihre Unterhaltung auch als Schlagabtausch hätte bezeichnen können, nur misstrauisch. Er war nicht in Stimmung, Worte zu formulieren. Und das musste schon etwas heißen.
Jedoch schien Charles der einzige zu sein, den Alans Ankunft nicht zuwider zu sein schien. Freude war es nicht, was er empfand, aber offenbar eine gewisse Form von Erleichterung. Die Erklärung dafür folgte auf dem Fuß:
„Kommen Sie, setzen Sie sich, damit er“, er deutete mit einer kleinen Geste in Richtung Dr. Tremaine, „uns nicht noch länger auf die Folter spannt und endlich mit dem Erzählen beginnt.“
Charles‘ Geduld schien hörbar zur Neige zu gehen, was aber vor allem daran lag, dass er sauer war. Ihm gefiel die Situation nicht. Handfester Streit lag in der Luft. Charles war nicht entgangen, dass sowohl Tremaine als auch Melinda in der Stimmung waren, Alan anzugehen.
„Und Sie, Doktor, setzen sich auch wieder und fangen an“, verlangte er. Angespannt und unregelmäßig trommelten Charles‘ behandschuhten, mechanischen Finger auf die Armlehne seines Sessels. Seine Rechte umklammerte noch immer den Henkel des Tonkrugs, der zwischendurch auf seinem Oberschenkel geruht hatte. Nun führte er diesen erneut an einen Mund und leerte ihn mit großen, schweren Zügen. Leider vertrieb das Wasser nicht den Alkohol aus seinen Adern oder seine Wut aus seinem Bauch. Dennoch versuchte Charles, möglichst aufmerksam zu bleiben, und sich gedanklich etwas abzukühlen.
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Götterblut - Kapitel 2: Gut geplant ist halb gewonnen - Seite 11 Empty Re: Götterblut - Kapitel 2: Gut geplant ist halb gewonnen

Beitrag von Scáth Mi Jul 24 2013, 11:13

"Danke für das Gespräch..", murmelte Johanna, während sie David hinterher sah, der gerade schnellen Schrittes verschwand. Wie konnte sie auch so naiv sein zu glauben irgendwer würde sich dafür interessieren wie sie sich fühlte, wenn es schon nicht einmal ihr Vater tat. Johanna nahm das was David ihr sagte kaum für voll. Sie hatte Charles beobachten können, sah wie er mit Melinda umgegangen war und hatte ebenfalls erlebt wie Melinda zu ihm war. Und all das sorgte dafür, dass Johannas Misstrauen nicht nur Misstrauen war, sondern mittlerweile eine feste Überzeugung, dass Charles etwas mit Melinda hatte. Johanna schüttelte kaum merklich den Kopf. Sie fand, David war ein netter Kerl, doch einfach zu verschwinden war nicht wirklich die feine Englische Art.
Johanna drehte sich um und lief zu ihrem Koffer, den sie kurzerhand öffnete. Sie zog ein älteres Kleidungsstück hinaus und riss davon einen Stofffetzen ab, den sie sich um ihre verletzte Hand band. Diese blutete zwar nicht, doch das Bewegen war mehr als nur schmerzhaft und Johanna hoffte das der 'Verband' sie ein wenig stützen würde.
Auf den Boden blickend lief Johanna nun den Flur entlang in Richtung Treppe. Zwar wollte sie Charles und Melinda noch immer nicht sehen, doch sollte etwas besprochen werden, wäre es schlecht das zu verpassen. Langsam lief sie die ersten Stufen der Treppe hinunter. Die erste Person die Johanna sah war Melinda, die in nichts als einen einfachen Bademantel gehüllt war. Johanna blieb auf der Stufe stehen. Wieder blickte sie zu Boden, verkrampfte sich kurz als die Wut wieder in ihr hoch stieg. Nein, sie würde keinen Schritt weiter gehen. Wenn sie gut zuhören würde, würde sie auch von hier aus alles verstehen was erzählt wurde.  Johanna setzte sich auf die Stufe, ihr Blick blieb auf den Boden gerichtet. Vermutlich hatte man sie noch nicht einmal bemerkt.
Das erste was sie hörte war Charles Aufforderung, das Randolph nun reden sollte. Über was auch immer..
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