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Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte
+2
Umbra
Sensemann
6 verfasser
Seite 3 von 18
Seite 3 von 18 • 1, 2, 3, 4 ... 10 ... 18
Re: Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte
„Verfluchte Scheiße!“
Rauch quoll aus der Pfanne und schlug Maura ins Gesicht. Wenn sie allein war (oder sich zumindest allein wähnte) hielt sie sich nicht mit Flüchen zurück, ganz egal wie ‚unweiblich‘ andere das finden mochten. Nicht, dass sie ansonsten der Inbegriff einer bürgerlichen Frau war. Schließlich rauchten anständige Frauen nicht. Sie arbeiteten nicht. Und sie brachten auch nicht ihren Mann um.
Sie riss die Pfanne vom Herd und wedelte mit der anderen Hand im Rauch herum, um ihn von ihrem Gesicht fernzuhalten, aber da war nicht mehr viel zu machen: Von der unteren Seite waren die Rühreier mehr als dunkelbraun. Mit einem resignierten Seufzer hob sie die Eier auf zwei Teller, legte je eine Scheibe Brot dazu, stellte das unversehrtere Ei auf den Tisch und aß ihr eigenes gleich im Stehen. Genauso gut hätte sie an einem Stück Kohle lutschen können.
Beim Kochen die Gedanken schweifen zu lassen war selten ratsam, aber nach den Geschehnissen der letzten Nacht hatte sie einfach nicht anders gekonnt. Scarface. Hier in Manchester. Vor ihrer Haustür. Verrückt. Völlig verrückt. Sie hatte ihn gesehen, ganz eindeutig. Die Narbe war unverkennbar, schließlich war jede zweite Straßenlaterne mit dem Fahndungsplakat dekoriert, eine Verwechslung war ausgeschlossen. Aber was trieb ihn hierher, und was sollte die Schießerei? Ausgerechnet hier?
Ihm gestern Nacht zu folgen hatte sie nicht gewagt (natürlich nicht – sie wollte nicht wie seine anderen Opfer enden), sondern sich stattdessen noch eine Weile im Haueingang herumgedrückt wie eine Diebin, aber als nichts mehr passiert war, hatte sie aufgegeben und war zurück zu ihrem Manuskript geschlichen. Lustlos und ohne wirklich nachzudenken (ihre Gedanken waren ganz woanders gewesen), hatte sie noch ein paar Sätze geschrieben, dann das Blatt zerknüllt, hatte Arme und Kopf auf den Schreibtisch gebettet und war schneller als erwartet eingeschlafen.
Lange geschlafen hatte sie nicht. Es war früh, William war noch nicht wach, und das war ihr eigentlich nur recht. Sie hatte den Streit von gestern nicht vergessen und hatte kein Interesse daran, ihn womöglich fortzuführen. Besser, er sah einfach das Frühstück, wenn er hereinkam, als stummes Liebesgeständnis. Manchmal redete es sich besser ohne Worte.
Sie trieb mit der Gabel Löcher ins Rührei, während sie – nicht zum ersten Mal – die Ereignisse der letzten Nacht reflektierte. Zwei Schüsse, weiter die Straße runter. Dann zwei Männer, mindestens einer verwundet. Geflohen, vermutlich vor Scarface. Und dann – er selbst, der Schlächter, der der Polizei seit Monaten schon entging, der genau vor ihrer Nase auftauchte, sich für die Polizei selbst ausgab und dann wieder in der Dunkelheit verschwand, wie ein Phantom, entstiegen aus ihren Gedanken. Sie zweifelte nicht an ihrer Wahrnehmung. Da war die Narbe gesehen, klar erkennbar, und die Waffe war ihr auch nicht entgangen.
Außerdem musste man schon wahnsinnig sein, um sich freiwillig des Nachts in den Regen zu stellen, und das auch noch in diesem Teil der Stadt.
Er war ihr verdammt nah gewesen, und Maura bezweifelte, dass sonst noch jemand die Narbe hatte sehen können. Aber war sie damit nicht in der Verantwortung? Musste sie nicht wenigstens zur Polizei gehen und ihr Erlebnis schildern? Spätestens seit dem Mord hielt sie nicht mehr viel von der Polizei. Aber irgendetwas in ihr verlangte, den Dingen auf den Grund zu gehen, und wenn sie nicht zur Polizei gehen würde … musste sie es eben selbst tun. Wozu schrieb sie denn seit so vielen Jahren über Verbrechen, wenn sie jetzt den Schwanz einkniff und die Möglichkeit verstreichen ließ?
Sie schob sich die letzte Gabel Kohl-Ei in den Mund, stellte ihren Teller hinter sich auf die Anrichte und blickte nachdenklich aus dem Fenster auf die Straße. Beinahe sah sie die Geschehnisse von gestern erneut geschehen, aber Scarface würde sicher nicht einfach so am helllichten Tag auf der Straße herumlaufen und sich als Polizist ausgeben. Es war eine einmalige Gelegenheit, so viel war sicher.
Komm schon, Maura! Früher hast du auch nie gekniffen!
Nein, das hatte sie nicht. Und sie würde bestimmt nicht heute damit anfangen. Nicht jetzt, wo sie endlich tun konnte, was sie wollte.
Wenig später stand Maura auf der Straße, in ihren schwarzen, knielangen Mantel gehüllt, den Revolver ihres Mannes – ihren Revolver – in einer Innentasche verborgen, und ging schnellen Schrittes die Straße hinunter, in die Richtung, in die gestern die beiden Männer verschwunden waren. Sie wusste nicht, wonach sie eigentlich suchte oder wo genau sie hinwollte. Vielleicht würden ihre Füße sie auch zur Polizei tragen, ausgeschlossen war es nicht. Aber vorher würde sie erst einmal ihrer eigenen Nase folgen, denn sie wusste jetzt schon, dass die Ereignisse von gestern Nacht sie sonst noch lange Zeit verfolgen würden.
Rauch quoll aus der Pfanne und schlug Maura ins Gesicht. Wenn sie allein war (oder sich zumindest allein wähnte) hielt sie sich nicht mit Flüchen zurück, ganz egal wie ‚unweiblich‘ andere das finden mochten. Nicht, dass sie ansonsten der Inbegriff einer bürgerlichen Frau war. Schließlich rauchten anständige Frauen nicht. Sie arbeiteten nicht. Und sie brachten auch nicht ihren Mann um.
Sie riss die Pfanne vom Herd und wedelte mit der anderen Hand im Rauch herum, um ihn von ihrem Gesicht fernzuhalten, aber da war nicht mehr viel zu machen: Von der unteren Seite waren die Rühreier mehr als dunkelbraun. Mit einem resignierten Seufzer hob sie die Eier auf zwei Teller, legte je eine Scheibe Brot dazu, stellte das unversehrtere Ei auf den Tisch und aß ihr eigenes gleich im Stehen. Genauso gut hätte sie an einem Stück Kohle lutschen können.
Beim Kochen die Gedanken schweifen zu lassen war selten ratsam, aber nach den Geschehnissen der letzten Nacht hatte sie einfach nicht anders gekonnt. Scarface. Hier in Manchester. Vor ihrer Haustür. Verrückt. Völlig verrückt. Sie hatte ihn gesehen, ganz eindeutig. Die Narbe war unverkennbar, schließlich war jede zweite Straßenlaterne mit dem Fahndungsplakat dekoriert, eine Verwechslung war ausgeschlossen. Aber was trieb ihn hierher, und was sollte die Schießerei? Ausgerechnet hier?
Ihm gestern Nacht zu folgen hatte sie nicht gewagt (natürlich nicht – sie wollte nicht wie seine anderen Opfer enden), sondern sich stattdessen noch eine Weile im Haueingang herumgedrückt wie eine Diebin, aber als nichts mehr passiert war, hatte sie aufgegeben und war zurück zu ihrem Manuskript geschlichen. Lustlos und ohne wirklich nachzudenken (ihre Gedanken waren ganz woanders gewesen), hatte sie noch ein paar Sätze geschrieben, dann das Blatt zerknüllt, hatte Arme und Kopf auf den Schreibtisch gebettet und war schneller als erwartet eingeschlafen.
Lange geschlafen hatte sie nicht. Es war früh, William war noch nicht wach, und das war ihr eigentlich nur recht. Sie hatte den Streit von gestern nicht vergessen und hatte kein Interesse daran, ihn womöglich fortzuführen. Besser, er sah einfach das Frühstück, wenn er hereinkam, als stummes Liebesgeständnis. Manchmal redete es sich besser ohne Worte.
Sie trieb mit der Gabel Löcher ins Rührei, während sie – nicht zum ersten Mal – die Ereignisse der letzten Nacht reflektierte. Zwei Schüsse, weiter die Straße runter. Dann zwei Männer, mindestens einer verwundet. Geflohen, vermutlich vor Scarface. Und dann – er selbst, der Schlächter, der der Polizei seit Monaten schon entging, der genau vor ihrer Nase auftauchte, sich für die Polizei selbst ausgab und dann wieder in der Dunkelheit verschwand, wie ein Phantom, entstiegen aus ihren Gedanken. Sie zweifelte nicht an ihrer Wahrnehmung. Da war die Narbe gesehen, klar erkennbar, und die Waffe war ihr auch nicht entgangen.
Außerdem musste man schon wahnsinnig sein, um sich freiwillig des Nachts in den Regen zu stellen, und das auch noch in diesem Teil der Stadt.
Er war ihr verdammt nah gewesen, und Maura bezweifelte, dass sonst noch jemand die Narbe hatte sehen können. Aber war sie damit nicht in der Verantwortung? Musste sie nicht wenigstens zur Polizei gehen und ihr Erlebnis schildern? Spätestens seit dem Mord hielt sie nicht mehr viel von der Polizei. Aber irgendetwas in ihr verlangte, den Dingen auf den Grund zu gehen, und wenn sie nicht zur Polizei gehen würde … musste sie es eben selbst tun. Wozu schrieb sie denn seit so vielen Jahren über Verbrechen, wenn sie jetzt den Schwanz einkniff und die Möglichkeit verstreichen ließ?
Sie schob sich die letzte Gabel Kohl-Ei in den Mund, stellte ihren Teller hinter sich auf die Anrichte und blickte nachdenklich aus dem Fenster auf die Straße. Beinahe sah sie die Geschehnisse von gestern erneut geschehen, aber Scarface würde sicher nicht einfach so am helllichten Tag auf der Straße herumlaufen und sich als Polizist ausgeben. Es war eine einmalige Gelegenheit, so viel war sicher.
Komm schon, Maura! Früher hast du auch nie gekniffen!
Nein, das hatte sie nicht. Und sie würde bestimmt nicht heute damit anfangen. Nicht jetzt, wo sie endlich tun konnte, was sie wollte.
Wenig später stand Maura auf der Straße, in ihren schwarzen, knielangen Mantel gehüllt, den Revolver ihres Mannes – ihren Revolver – in einer Innentasche verborgen, und ging schnellen Schrittes die Straße hinunter, in die Richtung, in die gestern die beiden Männer verschwunden waren. Sie wusste nicht, wonach sie eigentlich suchte oder wo genau sie hinwollte. Vielleicht würden ihre Füße sie auch zur Polizei tragen, ausgeschlossen war es nicht. Aber vorher würde sie erst einmal ihrer eigenen Nase folgen, denn sie wusste jetzt schon, dass die Ereignisse von gestern Nacht sie sonst noch lange Zeit verfolgen würden.
Zuletzt von Leo am So Dez 14 2014, 14:59 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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Re: Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte
Auch wenn Maura in den kühlen, noch nach Regen duftenden Morgen nicht unvorbereitet hinaustrat – immerhin hatte sie sich vorsichtshalber bewaffnet –, war das Gefühl, selbst auf der Straße zu sein und Ermittlungen anzustellen, ein ganz anderes, als das, das sie erfüllte, wenn sie dies die Protagonisten in ihren Geschichten erledigen ließ. Mit ihrer Vorstellungskraft und mit all ihren Emotionen war sie beim Schreiben zwar immer nah am Geschehen, aber nun war sie persönlich Hauptakteurin – und das brachte diese Erfahrung natürlich auf eine ganz andere Ebene. Dies hier war die Realität. Die Geschehnisse des gestrigen Abends mochten wie Szenen sein, die aus einem Albtraum stammen könnten, gerade die Begegnung mit dem gefürchteten Serienmörder Scarface, doch auch sie waren real gewesen. Die Schüsse; der Verletzte, der sie im ersten Augenblick so sehr an ihren William erinnert hatte. Dies alles war Wirklichkeit, so echt wie der Mord, den sie eigenhändig begangen hatte.
War auch die Entscheidung, auf die Suche nach den beiden Männern, die vor dem Mörder geflohen waren, so spontan, dass sie die Auswirkungen erst realisieren würde, wenn es zu spät sein würde – so wie sie erst nach dem Tod ihres Mannes gemerkt hatte, wie sehr William von ihm abhängig gewesen war? Es würde sich zeigen.
Nun bei Tage konnte sich Maura jedenfalls nicht darüber klagen, zu wenig erkennen zu können. Die Straßen Manchesters lagen ihr zu Füßen. Nicht hübsch, sondern schmutzig und vom Regen durchweicht, aber wenigstens vom Tageslicht erhellt. Solange sie sich auf gepflasterten Pfaden und Bürgersteigen hielt, konnte sie den Matsch vermeiden, und auch die Wasseransammlungen in den tiefen Fahrrinnen, die die Kutschen in die erdigen Fahrspuren der breiteren Straßen gegraben hatten. Sie ließ sich von ihrem Bauchgefühl, aber auch von den Dingen den Weg leiten, die sie sah. Wenn sie so denken würde wie ihre Ermittler, würde sie schon eine Spur finden. Vielleicht… Nun ja, wenn sie schrieb, ließen sich kleinere Probleme wie dieses hier, nämlich dass sie überhaupt keine Ahnung hatte, welchen Weg die beiden Männer genommen haben könnten, überbrücken, indem der Protagonist eine Intuition hatte oder Spuren oder Zeugen fand. Nun, da sie nicht die Kontrolle über das Geschehen in Form eines Stiftes in der Hand hielt, gestaltete sich das Vorgehen etwas schwieriger.
Logisch an die Sache heranzugehen, war vermutlich am Sinnvollsten. Die beiden Männer waren auf der Flucht gewesen, einer von ihnen hatte gestützt werden müssen… Vermutlich waren sie gemeinsam nicht weit gekommen. Wenn sie einen Arzt aufgesucht hatten, ermittelte bestimmt schon die Polizei in der Sache. Maura war sich nicht einmal sicher, ob die Polizei allgemein bereits den Schüssen nachging. Wenn alle, die sie gehört hatten, Scarface für einen Polizisten gehalten hatten, hatte vermutlich niemand den Vorfall gemeldet. Damit läge es schlussendlich an ihr, auszusagen, dass sich der Mörder nicht mehr in London, sondern in Manchester herumtrieb. Erst einmal war dies jedoch weniger wichtig. Maura wollte zumindest, von ihrer Neugier und ihrer geweckten Ermittlungslaune getrieben, herausfinden, wie es den beiden Opfern ergangen war. Möglicherweise brauchte der Verletzte dringend Hilfe.
Es war sehr unpraktisch, dass es in der letzten Nacht derart stark geregnet hatte. Einer offensichtlichen Blutspur folgen zu können, hätte ihr eine aufwendige Suche erspart. So konnte sie sich erst einmal tatsächlich nur von ihrer Intuition leiten lassen. Sie kannte sich in dieser Gegend ein wenig aus, was sehr hilfreich war, wie sie feststellte, als sie erkannte, welche Richtung die beiden Männer grob eingeschlagen hatten. Momentan steuerte Maura eine ein Industriegebiet an, in denen es, neben vielen von Arbeitern bewohnten Wohnblöcken auch einige Lagerhäuser gab. Wenn die Männer sich in eine Wohnung zurückgezogen hatten, hatte Maura vermutlich wenig Chancen, sie zu finden, aber wenn sie auf der Flucht vor Scarface einfach irgendwo Zuflucht gesucht hatten… Ein leerstehendes, unbewachtes Gebäude wäre ideal gewesen, sich unbemerkt zu verstecken. Davon gab es bestimmt einige. Aber vielleicht hatten sie ja das erstbeste genommen.
Maura versuchte sich, so gut wie möglich in die Fliehenden hineinzuversetzen, während sie sich von ihren Füßen vorantragen ließ. Dunkelheit, Regen, schwindende Kräfte, Schmerz… Die eigenständig ermittelnde Kriminalautorin drang mit jedem Schritt tiefer ins Arbeiterviertel, das sie sonst eher mied, vor und eigentlich hatte sie wenig Hoffnung, überhaupt auf irgendeine Spur zu stoßen – da fiel ihr tatsächlich etwas ins Auge: Es war ein verschmierter Handabdruck an einem mit Fahndungsplakaten und Anzeigen zugekleisterten, mannshohen Zaun. Er hatte eine verdächtige rotbraune Farbe. Blut! Bestimmt, da war sie sich sicher. Dieser Ort war durch angrenzende Gebäude und überhängende Dachrinnen vom Regen verschont geblieben. Vielleicht hatte sich der Verletzte oder sein Helfer erschöpft an diesem Zaun abgestützt. Vielleicht war Maura ganz nah – oder sogar schon am Ziel ihrer Suche.
Einige Schritte weiter entdeckte sie eine weitere Blutspur an dem eisernen Griff einer schweren, mit Metall beschlagenen Tür. Sie stand vor einem offenbar alten Gebäude – einem Lagerhaus. Wie die meisten hier war es mit einstmals rotem Ziegelstein erbaut worden, der inzwischen schon derart verwittert war, dass er eher grün-gräulich wirkte. Viel Unkraut und wachsendes Gestrüpp auf dem umzäunten Gelände und teils eingeworfene Fenster zeigten, dass sich niemand um dieses Bauwerk zu kümmern schien. Ein ideales Versteck. Auch an der vom Regen verschonten Stelle von der Tür konnte sie einige Tropfen ausmachen, die verdächtig nach Blut aussahen. Maura konnte nicht anders als zufrieden mit sich zu sein. Sie hatte es scheinbar geschafft, den Ort zu finden, an dem die Männer Zuflucht gesucht hatten. Vielleicht war es aber nur Zufall, dass sie auf eine Blutspur gestoßen war, die eigentlich von jemand ganz anderem stammte. Die Frage war nun: War derjenige, der das Blut verloren hatte, noch hier?
War auch die Entscheidung, auf die Suche nach den beiden Männern, die vor dem Mörder geflohen waren, so spontan, dass sie die Auswirkungen erst realisieren würde, wenn es zu spät sein würde – so wie sie erst nach dem Tod ihres Mannes gemerkt hatte, wie sehr William von ihm abhängig gewesen war? Es würde sich zeigen.
Nun bei Tage konnte sich Maura jedenfalls nicht darüber klagen, zu wenig erkennen zu können. Die Straßen Manchesters lagen ihr zu Füßen. Nicht hübsch, sondern schmutzig und vom Regen durchweicht, aber wenigstens vom Tageslicht erhellt. Solange sie sich auf gepflasterten Pfaden und Bürgersteigen hielt, konnte sie den Matsch vermeiden, und auch die Wasseransammlungen in den tiefen Fahrrinnen, die die Kutschen in die erdigen Fahrspuren der breiteren Straßen gegraben hatten. Sie ließ sich von ihrem Bauchgefühl, aber auch von den Dingen den Weg leiten, die sie sah. Wenn sie so denken würde wie ihre Ermittler, würde sie schon eine Spur finden. Vielleicht… Nun ja, wenn sie schrieb, ließen sich kleinere Probleme wie dieses hier, nämlich dass sie überhaupt keine Ahnung hatte, welchen Weg die beiden Männer genommen haben könnten, überbrücken, indem der Protagonist eine Intuition hatte oder Spuren oder Zeugen fand. Nun, da sie nicht die Kontrolle über das Geschehen in Form eines Stiftes in der Hand hielt, gestaltete sich das Vorgehen etwas schwieriger.
Logisch an die Sache heranzugehen, war vermutlich am Sinnvollsten. Die beiden Männer waren auf der Flucht gewesen, einer von ihnen hatte gestützt werden müssen… Vermutlich waren sie gemeinsam nicht weit gekommen. Wenn sie einen Arzt aufgesucht hatten, ermittelte bestimmt schon die Polizei in der Sache. Maura war sich nicht einmal sicher, ob die Polizei allgemein bereits den Schüssen nachging. Wenn alle, die sie gehört hatten, Scarface für einen Polizisten gehalten hatten, hatte vermutlich niemand den Vorfall gemeldet. Damit läge es schlussendlich an ihr, auszusagen, dass sich der Mörder nicht mehr in London, sondern in Manchester herumtrieb. Erst einmal war dies jedoch weniger wichtig. Maura wollte zumindest, von ihrer Neugier und ihrer geweckten Ermittlungslaune getrieben, herausfinden, wie es den beiden Opfern ergangen war. Möglicherweise brauchte der Verletzte dringend Hilfe.
Es war sehr unpraktisch, dass es in der letzten Nacht derart stark geregnet hatte. Einer offensichtlichen Blutspur folgen zu können, hätte ihr eine aufwendige Suche erspart. So konnte sie sich erst einmal tatsächlich nur von ihrer Intuition leiten lassen. Sie kannte sich in dieser Gegend ein wenig aus, was sehr hilfreich war, wie sie feststellte, als sie erkannte, welche Richtung die beiden Männer grob eingeschlagen hatten. Momentan steuerte Maura eine ein Industriegebiet an, in denen es, neben vielen von Arbeitern bewohnten Wohnblöcken auch einige Lagerhäuser gab. Wenn die Männer sich in eine Wohnung zurückgezogen hatten, hatte Maura vermutlich wenig Chancen, sie zu finden, aber wenn sie auf der Flucht vor Scarface einfach irgendwo Zuflucht gesucht hatten… Ein leerstehendes, unbewachtes Gebäude wäre ideal gewesen, sich unbemerkt zu verstecken. Davon gab es bestimmt einige. Aber vielleicht hatten sie ja das erstbeste genommen.
Maura versuchte sich, so gut wie möglich in die Fliehenden hineinzuversetzen, während sie sich von ihren Füßen vorantragen ließ. Dunkelheit, Regen, schwindende Kräfte, Schmerz… Die eigenständig ermittelnde Kriminalautorin drang mit jedem Schritt tiefer ins Arbeiterviertel, das sie sonst eher mied, vor und eigentlich hatte sie wenig Hoffnung, überhaupt auf irgendeine Spur zu stoßen – da fiel ihr tatsächlich etwas ins Auge: Es war ein verschmierter Handabdruck an einem mit Fahndungsplakaten und Anzeigen zugekleisterten, mannshohen Zaun. Er hatte eine verdächtige rotbraune Farbe. Blut! Bestimmt, da war sie sich sicher. Dieser Ort war durch angrenzende Gebäude und überhängende Dachrinnen vom Regen verschont geblieben. Vielleicht hatte sich der Verletzte oder sein Helfer erschöpft an diesem Zaun abgestützt. Vielleicht war Maura ganz nah – oder sogar schon am Ziel ihrer Suche.
Einige Schritte weiter entdeckte sie eine weitere Blutspur an dem eisernen Griff einer schweren, mit Metall beschlagenen Tür. Sie stand vor einem offenbar alten Gebäude – einem Lagerhaus. Wie die meisten hier war es mit einstmals rotem Ziegelstein erbaut worden, der inzwischen schon derart verwittert war, dass er eher grün-gräulich wirkte. Viel Unkraut und wachsendes Gestrüpp auf dem umzäunten Gelände und teils eingeworfene Fenster zeigten, dass sich niemand um dieses Bauwerk zu kümmern schien. Ein ideales Versteck. Auch an der vom Regen verschonten Stelle von der Tür konnte sie einige Tropfen ausmachen, die verdächtig nach Blut aussahen. Maura konnte nicht anders als zufrieden mit sich zu sein. Sie hatte es scheinbar geschafft, den Ort zu finden, an dem die Männer Zuflucht gesucht hatten. Vielleicht war es aber nur Zufall, dass sie auf eine Blutspur gestoßen war, die eigentlich von jemand ganz anderem stammte. Die Frage war nun: War derjenige, der das Blut verloren hatte, noch hier?
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Re: Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte
Charles bezweifelte, dass sich der Konflikt mit der Zusicherung des Iren, bei den Ermittlungen zu helfen, gelegt hatte. Für den Moment mochte Matthew O’Sullivan sich zumindest äußerlich beruhigt haben, aber das hieß nicht, dass er sich nicht jederzeit wieder auf den Doktor würde stürzen können, wenn man ihm den Rücken zuwandte. Die Art von angeblicher Gerechtigkeit, die dieser Mann suchte, war nichts als primitive Rache in Form von Brutalität. Unangemessener, völlig unnötiger Brutalität. Charles traute Menschen ohne Fähigkeit zur Selbstbeherrschung nicht. Augenscheinlich gehörte der verkaterte[1] Ire in diese Kategorie. Und jemandem, dem er nicht traute, konnte er… nicht trauen. So war es nun einmal. Allerdings war leichte Reizbarkeit wohl eine Charaktereigenschaft, unter der viele Iren litten. Wo andere Engländer sich von Nationalitäten und Rassen in ihrem Urteilsvermögen einschränken ließen, achtete Charles auch auf andere Dinge. Er hatte bereits mit Menschen der unterschiedlichsten Kulturen zusammengearbeitet. Auch mit Iren. Nicht nur in der Beziehung „Boss – Angestellter“, sondern auch Seite an Seite. Mehr oder weniger gleichberechtigt. Gemeinsame Interessen und Ziele waren das, was zählte.
Was Charles in dem Iren momentan sah, war kaum ein Kamerad. Es war ein abgewrackter Soldat. Und bei den Dingen, die in Indien vorgefallen waren – Dinge, von denen niemand, der sie nicht mit eigenen Augen gesehen hatte, eine Vorstellung haben könnte…
Bevor Charles genug Vertrauen aufbringen konnte, Matthew als Teil seiner Unternehmungen anzusehen, würde er ihn auf die Probe stellen. Das Gleiche galt allerdings auch für Gilbert Wright: Ein rechtschaffener Mann, scheinbar, jedoch mit Schusswaffe unterwegs, was schon einmal auffällig war, und bereit, sie zu benutzen, was noch auffälliger war. Erst abweisend-feindselig, gleichzeitig überheblich, und nun war er hier, obwohl er angekündigt hatte, nie wieder etwas mit ihm, Charles, zu tun haben zu wollen. Sehr verdächtig, in der Tat.
Da tauchte der gute Mr. Wright auf, gelassen und schweigsam, und stellte sich dazu. Ein stiller Beobachter. Möglicherweise eine größere Bedrohung als ein Ire, der für Aufsehen und Lärm sorgte. Charles grüßte Gilbert nickend, bevor er zur Antwort auf Matthews Worte ansetzte. Er war zwar übermüdet und spürte Erschöpfung in jeder Faser seines Körpers,[2] aber er hatte den Neuankömmling bemerkt. Er konnte es nicht leisten, unachtsam zu sein.
„Wir alle dürsten nach Gerechtigkeit, nicht wahr?“, erwiderte Charles recht gelassen, angesichts der Umstände in der er sich befand, sogar mit einem leichten, wehmütigen Schmunzeln auf den Lippen.
„Ich kann Ihr Verlangen danach besser nachvollziehen, als Sie in diesem Moment vielleicht denken mögen. Ich wäre der letzte, der Ihnen Gerechtigkeit verweigern würde, doch das Unrecht, mit dem Sie sich konfrontiert fühlen, wiegen Sie nicht wieder auf, indem Sie anderen Leid zufügen. Das ist keine Gerechtigkeit, sondern Rache. Vollkommen überzogene Rache.“
Charles war sich nicht sicher, ob der Unterschied dieser Konzepte dem Iren nicht vollkommen gleichgültig war, aber für ihn war er entscheidend.
„Wenn ich wegen jeder kleinen Kleinigkeit aus der Haut fahren würde und gefahren wäre, wegen jeder Erniedrigung, wegen jeder Unverschämtheit und jeder Lüge über mich, die ich in letzter Zeit erdulden musste, dann wäre ich wohl tatsächlich der Mann, für den mich alle halten. Dann würde ich Ihnen vielleicht dafür, dass Sie dem Doktor schlimme Dinge angetan hätten, hätten Sie sich nicht gestört gefühlt, das Gesicht abziehen“, spekulierte er, ohne dabei in eine betrübtere oder ernstere Stimmlage zu fallen.
„Aber, wissen Sie, ich bin friedlich, wo ich kann – nicht nur, weil ich kein abscheulicher Mörder, sondern darüber hinaus ein vernunftbegabter Mensch bin. Ich bin mir sicher, das sind Sie auch, Mr. O’Sullivan, wenn Sie es möchten“, meinte er gutmütig nickend.
„Ich halte Sie gewiss nicht für einen Idioten“, widersprach er dann noch, „sondern für einen aufrechten Mann. Lediglich deswegen bin ich damit einverstanden, dass Sie mir helfen. Ich bitte Sie, mich diese Entscheidung nicht bereuen zu lassen. Auch ich halte Versprechen ein.“
Er hatte schon zuvor deutlich gemacht, dass alle Anwesenden unter seinem Schutz standen und dass ein Angriff auf einen dieser Personen oder aber auch auf Unschuldige Konsequenzen nach sich ziehen würde. Seiner Ansicht nach war damit erst einmal alles geklärt. Charles war gedanklich auch nicht mehr im Jetzt, sondern wieder bei seinen Plänen.
„Ich schätze, wir alle haben noch ein wenig Zeit, die aufgebrachten Gemüter wieder zur Ruhe kommen zu lassen, bevor wir unser heutiges Vorhaben angehen können“, wandte er sich an alle Anwesenden.
„Vielleicht bei einem Frühstück?“, schlug er vor, denn der Duft nach Toast, zerlassener Butter und gebratenem Ei verbreitete sich bereits im Haus. Offenbar hatte Oxley schon damit begonnen, etwas vorzubereiten.
Charles jedoch war es nicht nach der Geselligkeit eines gemeinsamen Frühstücks. Vielleicht hätte in Anwesenheit des penetranten Körpergeruchs des Iren sowieso keinen Bissen hinunterbekommen. So entschuldigte er sich und zog sich zurück, um sich einer ausgiebigen Morgentoilette und, im Idealfall, einem Nickerchen zu widmen. Solange er nicht wieder Lärm hören würde, hatte er nicht vor, seine Privaträume zu verlassen und nach dem Rechten zu sehen.
So konnte jeder im Haus die nächsten ungefähr anderthalb Stunden so gestalten, wie er oder sie es wollte. Spätestens dann kam nach einem teils vielleicht erlebten Schreckmoment, weil sich mit einem Türläuten Besuch ankündigte, wieder Bewegung ins Geschehen. Charles war zwar immer noch hundemüde, was ihm vermutlich auch anzusehen war, aber inzwischen wenigsten rasiert, gebadet und frisch gekleidet, sodass er ruhigen Gewissens wieder unter Menschen treten konnte. Er selbst war, als das Schellen ihn aufgeschreckt hatte, alarmiert in Hektik verfallen, jedoch stellte es sich heraus, dass es sich an der Tür um keine unerwünschte Überraschung wie die Polizei, sondern um Harry Brown, der in die Geschehen der gestrigen Nacht verwickelt gewesen war und vielleicht durch seine Bedachtheit, seinen Namen und auch den seiner Bekannten geheim zu halten, im Gedächtnis geblieben war. Auch nun stellte er sich nicht vor. Scheinbar ohne schlechtes Gewissen hatte er den Vordereingang gewählt und nahm seinen (zum Rest der Kleidung passenden) hochwertigen Bowler ab, als er an Oxley, der die Tür geöffnet hatte, vorbei ins Haus trat. Harry war ein durchschnittlich großer, breitschultriger Mann von athletischer Statur, der wohl schon auf das Ende seiner Vierziger zuging, wie bereits gefurchte Gesichtszüge und deutliche Spuren von Grau in den sonst braunen Koteletten und im fast schon militärisch kurzen Haar verrieten, aber jüngeren Männern an Kraft und Vitalität in nichts nachstehen dürfte. Nicht ohne Grund hatte er seinen Begleitern am gestrigen Abend den Weg aus dem Pub freischlagen können – und verkrustete Wunden an seinen Fingerknöcheln zeugten noch von der kleinen Auseinandersetzung, als er Charles zur Begrüßung seine Rechte für einen freundschaftlichen Händedruck reichte.
Dabei erkannte Charles schon an der nicht absolut miserabel wirkenden Laune und entschlossenen Funkeln in den Augen seines Freundes die freudige, kurz gehaltene Neuigkeit, noch bevor Harry sie aussprach und bestätigend nickte: „Ich habe sie.“
Während Harry die Zeit, die die anderen dafür brauchten, um sich auf den Aufbruch in die Stadt vorzubereiten, nutzte, um den angeschossenen Arthur zu besuchen, zwang Charles sich zu einem schnellen Frühstück und drei schnellen Tassen Kaffee, die er schwarz herunterwürgte, obwohl er dieses Getränk ohne Milch und viel Zucker eigentlich sehr abscheulich fand. Um nicht auf dem Gelände des Anwesens aufzufallen, schlichen sie sich gemeinsam abseits des Wegs über die bewaldete Grundstücksfläche zum Hintereingang.
„Die beiden Drecksäcke, die uns gestern verfolgt und Arthur niedergeschossen haben“, erklärte Harry währenddessen für alle, „haben sich in einer alten Lagerhalle unten im Arbeiterviertel verkrochen. Ich konnte sie recht schnell aufspüren. Weit gekommen sind sie nicht.“
„Das wundert mich nicht“, kommentierte Charles. „Ich habe den Schützen an der Schulter erwischt.“
Er hasste es, zwischen den Bäumen umherstapfen zu müssen. Hier war es stellenweise sehr matschig und uneben und es roch muffig. Außerdem hatte man mindestens alle paar Schritte einen Zweig vor dem Gesicht.
„Genau das hat mich zu ihnen geführt“, brummte Harry. „Blut. Ein Glück, dass überhaupt noch was zu finden war bei diesem Scheißregen ständig.“
Er schwieg einige Schritte lang, bevor er noch etwas sagte:
„Ob der Verletzte noch dort ist oder lebt, weiß ich nicht. Ich habe nur den anderen gesehen, als ich hineingespäht habe. Der hat sich dort scheinbar häuslich eingerichtet.“
„Danke, dass du noch einmal hergekommen bist“, erwiderte Charles, ohne auf das Gesagte einzugehen.
„Ja, wenn sie gleich weg sind“, meinte Harry schnaubend, „gebe ich dir die Schuld. Ich hätte schon längst, was wir brauchen, wenn ich sie allein hochgenommen hätte.“
Charles widersprach: „Nicht ganz. Ich möchte, dass Mr. Wright hier uns sagt, ob er die beiden kennt.“
Da Dr. Tremaine schlecht zu Fuß und der Weg ohnehin etwas zu weit war, um es kompliziert zu machen, auf der Straße als Gruppe – besonders in Charles‘ Begleitung – nicht aufzufallen, zwängten sie sich zu sechst in eine Kutsche, mit der sie innerhalb von wenigen Minuten in der Nähe des Zielortes ankamen. Harry sprach während der Fahrt kein Wort mehr, sondern vertrieb sich die Zeit damit, alle anderen außer Charles kritisch in Augenschein zu nehmen. Charles jedoch konnte nicht umhin, noch wichtige Dinge zu erwähnen, die er einfach für erwähnenswert hielt.
„Die Gentlemen, die wir suchen, sind bewaffnet und gefährlich. Sie haben einem fliehenden Mann ohne Skrupel in den Rücken geschossen – aus einer Entfernung, in der sie unmöglich auf einen Bestimmten von uns gezielt haben können. Geben Sie also auf sich und uns andere Acht. Verhalten Sie sich unauffällig und vermeiden Sie laute Geräusche. Wir wollen Sie überraschen und außerdem keine Aufmerksamkeit von anderen auf uns ziehen. Verteidigen Sie, wenn Sie es müssen, aber nur bei akuter Gefahr Gewalt und Waffen ein.“ Bei diesen letzten und den noch folgenden Worten sah Charles, möglicherweise zufällig, im Speziellen Matthew an.
„Wir sind kein Tötungskommando, wir sind zivilisierte Leute in einem zivilisierten Land, die Informationen beschaffen wollen. Außerdem dürfen wir uns nicht verspielen, fliehen zu können. Vergessen Sie das nicht.“
Harry sprang als Erster aus der Kutsche, als sie hielt und half den anderen, auszusteigen, sofern sie Hilfe annehmen wollten. Er führte sie durch eine schmale, dreckige Gasse.
„Dort vorn ist es“, kündete er an und wies auf ein heruntergekommenes, klotzartiges Gebäude mit ziegelsteinernem Gemäuer am Ende der Gasse, dessen ursprünglich rötliche Farbe von Ruß, Verwitterung und Algenbewuchs kaum mehr zu erkennen war. „Es gibt einen Hintereingang. Wir sollten uns aufteilen.“[3]
[1] Matthew: Mittlere mentale Konsequenz „Kater“: Ggf. Malus auf Wahrnehmungswürfe und Aktionen, die Konzentration und/oder Geschicklichkeit erfordern.
[2] Charles: Mittlere mentale Konsequenz „Übermüdet“: Ggf. Malus auf Wahrnehmungswürfe und Aktionen, die Konzentration und/oder Geschicklichkeit erfordern.
[3] alle (außer Maura, natürlich): Ihr könnt euch aussuchen, ob ihr mit Charles (Vordereingang) oder Harry (Hintereingang) gehen oder etwas ganz anderes machen wollt. Maura könnt ihr nicht sehen, sie hat leichten Vorsprung.
Was Charles in dem Iren momentan sah, war kaum ein Kamerad. Es war ein abgewrackter Soldat. Und bei den Dingen, die in Indien vorgefallen waren – Dinge, von denen niemand, der sie nicht mit eigenen Augen gesehen hatte, eine Vorstellung haben könnte…
Bevor Charles genug Vertrauen aufbringen konnte, Matthew als Teil seiner Unternehmungen anzusehen, würde er ihn auf die Probe stellen. Das Gleiche galt allerdings auch für Gilbert Wright: Ein rechtschaffener Mann, scheinbar, jedoch mit Schusswaffe unterwegs, was schon einmal auffällig war, und bereit, sie zu benutzen, was noch auffälliger war. Erst abweisend-feindselig, gleichzeitig überheblich, und nun war er hier, obwohl er angekündigt hatte, nie wieder etwas mit ihm, Charles, zu tun haben zu wollen. Sehr verdächtig, in der Tat.
Da tauchte der gute Mr. Wright auf, gelassen und schweigsam, und stellte sich dazu. Ein stiller Beobachter. Möglicherweise eine größere Bedrohung als ein Ire, der für Aufsehen und Lärm sorgte. Charles grüßte Gilbert nickend, bevor er zur Antwort auf Matthews Worte ansetzte. Er war zwar übermüdet und spürte Erschöpfung in jeder Faser seines Körpers,[2] aber er hatte den Neuankömmling bemerkt. Er konnte es nicht leisten, unachtsam zu sein.
„Wir alle dürsten nach Gerechtigkeit, nicht wahr?“, erwiderte Charles recht gelassen, angesichts der Umstände in der er sich befand, sogar mit einem leichten, wehmütigen Schmunzeln auf den Lippen.
„Ich kann Ihr Verlangen danach besser nachvollziehen, als Sie in diesem Moment vielleicht denken mögen. Ich wäre der letzte, der Ihnen Gerechtigkeit verweigern würde, doch das Unrecht, mit dem Sie sich konfrontiert fühlen, wiegen Sie nicht wieder auf, indem Sie anderen Leid zufügen. Das ist keine Gerechtigkeit, sondern Rache. Vollkommen überzogene Rache.“
Charles war sich nicht sicher, ob der Unterschied dieser Konzepte dem Iren nicht vollkommen gleichgültig war, aber für ihn war er entscheidend.
„Wenn ich wegen jeder kleinen Kleinigkeit aus der Haut fahren würde und gefahren wäre, wegen jeder Erniedrigung, wegen jeder Unverschämtheit und jeder Lüge über mich, die ich in letzter Zeit erdulden musste, dann wäre ich wohl tatsächlich der Mann, für den mich alle halten. Dann würde ich Ihnen vielleicht dafür, dass Sie dem Doktor schlimme Dinge angetan hätten, hätten Sie sich nicht gestört gefühlt, das Gesicht abziehen“, spekulierte er, ohne dabei in eine betrübtere oder ernstere Stimmlage zu fallen.
„Aber, wissen Sie, ich bin friedlich, wo ich kann – nicht nur, weil ich kein abscheulicher Mörder, sondern darüber hinaus ein vernunftbegabter Mensch bin. Ich bin mir sicher, das sind Sie auch, Mr. O’Sullivan, wenn Sie es möchten“, meinte er gutmütig nickend.
„Ich halte Sie gewiss nicht für einen Idioten“, widersprach er dann noch, „sondern für einen aufrechten Mann. Lediglich deswegen bin ich damit einverstanden, dass Sie mir helfen. Ich bitte Sie, mich diese Entscheidung nicht bereuen zu lassen. Auch ich halte Versprechen ein.“
Er hatte schon zuvor deutlich gemacht, dass alle Anwesenden unter seinem Schutz standen und dass ein Angriff auf einen dieser Personen oder aber auch auf Unschuldige Konsequenzen nach sich ziehen würde. Seiner Ansicht nach war damit erst einmal alles geklärt. Charles war gedanklich auch nicht mehr im Jetzt, sondern wieder bei seinen Plänen.
„Ich schätze, wir alle haben noch ein wenig Zeit, die aufgebrachten Gemüter wieder zur Ruhe kommen zu lassen, bevor wir unser heutiges Vorhaben angehen können“, wandte er sich an alle Anwesenden.
„Vielleicht bei einem Frühstück?“, schlug er vor, denn der Duft nach Toast, zerlassener Butter und gebratenem Ei verbreitete sich bereits im Haus. Offenbar hatte Oxley schon damit begonnen, etwas vorzubereiten.
Charles jedoch war es nicht nach der Geselligkeit eines gemeinsamen Frühstücks. Vielleicht hätte in Anwesenheit des penetranten Körpergeruchs des Iren sowieso keinen Bissen hinunterbekommen. So entschuldigte er sich und zog sich zurück, um sich einer ausgiebigen Morgentoilette und, im Idealfall, einem Nickerchen zu widmen. Solange er nicht wieder Lärm hören würde, hatte er nicht vor, seine Privaträume zu verlassen und nach dem Rechten zu sehen.
So konnte jeder im Haus die nächsten ungefähr anderthalb Stunden so gestalten, wie er oder sie es wollte. Spätestens dann kam nach einem teils vielleicht erlebten Schreckmoment, weil sich mit einem Türläuten Besuch ankündigte, wieder Bewegung ins Geschehen. Charles war zwar immer noch hundemüde, was ihm vermutlich auch anzusehen war, aber inzwischen wenigsten rasiert, gebadet und frisch gekleidet, sodass er ruhigen Gewissens wieder unter Menschen treten konnte. Er selbst war, als das Schellen ihn aufgeschreckt hatte, alarmiert in Hektik verfallen, jedoch stellte es sich heraus, dass es sich an der Tür um keine unerwünschte Überraschung wie die Polizei, sondern um Harry Brown, der in die Geschehen der gestrigen Nacht verwickelt gewesen war und vielleicht durch seine Bedachtheit, seinen Namen und auch den seiner Bekannten geheim zu halten, im Gedächtnis geblieben war. Auch nun stellte er sich nicht vor. Scheinbar ohne schlechtes Gewissen hatte er den Vordereingang gewählt und nahm seinen (zum Rest der Kleidung passenden) hochwertigen Bowler ab, als er an Oxley, der die Tür geöffnet hatte, vorbei ins Haus trat. Harry war ein durchschnittlich großer, breitschultriger Mann von athletischer Statur, der wohl schon auf das Ende seiner Vierziger zuging, wie bereits gefurchte Gesichtszüge und deutliche Spuren von Grau in den sonst braunen Koteletten und im fast schon militärisch kurzen Haar verrieten, aber jüngeren Männern an Kraft und Vitalität in nichts nachstehen dürfte. Nicht ohne Grund hatte er seinen Begleitern am gestrigen Abend den Weg aus dem Pub freischlagen können – und verkrustete Wunden an seinen Fingerknöcheln zeugten noch von der kleinen Auseinandersetzung, als er Charles zur Begrüßung seine Rechte für einen freundschaftlichen Händedruck reichte.
Dabei erkannte Charles schon an der nicht absolut miserabel wirkenden Laune und entschlossenen Funkeln in den Augen seines Freundes die freudige, kurz gehaltene Neuigkeit, noch bevor Harry sie aussprach und bestätigend nickte: „Ich habe sie.“
Während Harry die Zeit, die die anderen dafür brauchten, um sich auf den Aufbruch in die Stadt vorzubereiten, nutzte, um den angeschossenen Arthur zu besuchen, zwang Charles sich zu einem schnellen Frühstück und drei schnellen Tassen Kaffee, die er schwarz herunterwürgte, obwohl er dieses Getränk ohne Milch und viel Zucker eigentlich sehr abscheulich fand. Um nicht auf dem Gelände des Anwesens aufzufallen, schlichen sie sich gemeinsam abseits des Wegs über die bewaldete Grundstücksfläche zum Hintereingang.
„Die beiden Drecksäcke, die uns gestern verfolgt und Arthur niedergeschossen haben“, erklärte Harry währenddessen für alle, „haben sich in einer alten Lagerhalle unten im Arbeiterviertel verkrochen. Ich konnte sie recht schnell aufspüren. Weit gekommen sind sie nicht.“
„Das wundert mich nicht“, kommentierte Charles. „Ich habe den Schützen an der Schulter erwischt.“
Er hasste es, zwischen den Bäumen umherstapfen zu müssen. Hier war es stellenweise sehr matschig und uneben und es roch muffig. Außerdem hatte man mindestens alle paar Schritte einen Zweig vor dem Gesicht.
„Genau das hat mich zu ihnen geführt“, brummte Harry. „Blut. Ein Glück, dass überhaupt noch was zu finden war bei diesem Scheißregen ständig.“
Er schwieg einige Schritte lang, bevor er noch etwas sagte:
„Ob der Verletzte noch dort ist oder lebt, weiß ich nicht. Ich habe nur den anderen gesehen, als ich hineingespäht habe. Der hat sich dort scheinbar häuslich eingerichtet.“
„Danke, dass du noch einmal hergekommen bist“, erwiderte Charles, ohne auf das Gesagte einzugehen.
„Ja, wenn sie gleich weg sind“, meinte Harry schnaubend, „gebe ich dir die Schuld. Ich hätte schon längst, was wir brauchen, wenn ich sie allein hochgenommen hätte.“
Charles widersprach: „Nicht ganz. Ich möchte, dass Mr. Wright hier uns sagt, ob er die beiden kennt.“
Da Dr. Tremaine schlecht zu Fuß und der Weg ohnehin etwas zu weit war, um es kompliziert zu machen, auf der Straße als Gruppe – besonders in Charles‘ Begleitung – nicht aufzufallen, zwängten sie sich zu sechst in eine Kutsche, mit der sie innerhalb von wenigen Minuten in der Nähe des Zielortes ankamen. Harry sprach während der Fahrt kein Wort mehr, sondern vertrieb sich die Zeit damit, alle anderen außer Charles kritisch in Augenschein zu nehmen. Charles jedoch konnte nicht umhin, noch wichtige Dinge zu erwähnen, die er einfach für erwähnenswert hielt.
„Die Gentlemen, die wir suchen, sind bewaffnet und gefährlich. Sie haben einem fliehenden Mann ohne Skrupel in den Rücken geschossen – aus einer Entfernung, in der sie unmöglich auf einen Bestimmten von uns gezielt haben können. Geben Sie also auf sich und uns andere Acht. Verhalten Sie sich unauffällig und vermeiden Sie laute Geräusche. Wir wollen Sie überraschen und außerdem keine Aufmerksamkeit von anderen auf uns ziehen. Verteidigen Sie, wenn Sie es müssen, aber nur bei akuter Gefahr Gewalt und Waffen ein.“ Bei diesen letzten und den noch folgenden Worten sah Charles, möglicherweise zufällig, im Speziellen Matthew an.
„Wir sind kein Tötungskommando, wir sind zivilisierte Leute in einem zivilisierten Land, die Informationen beschaffen wollen. Außerdem dürfen wir uns nicht verspielen, fliehen zu können. Vergessen Sie das nicht.“
Harry sprang als Erster aus der Kutsche, als sie hielt und half den anderen, auszusteigen, sofern sie Hilfe annehmen wollten. Er führte sie durch eine schmale, dreckige Gasse.
„Dort vorn ist es“, kündete er an und wies auf ein heruntergekommenes, klotzartiges Gebäude mit ziegelsteinernem Gemäuer am Ende der Gasse, dessen ursprünglich rötliche Farbe von Ruß, Verwitterung und Algenbewuchs kaum mehr zu erkennen war. „Es gibt einen Hintereingang. Wir sollten uns aufteilen.“[3]
[1] Matthew: Mittlere mentale Konsequenz „Kater“: Ggf. Malus auf Wahrnehmungswürfe und Aktionen, die Konzentration und/oder Geschicklichkeit erfordern.
[2] Charles: Mittlere mentale Konsequenz „Übermüdet“: Ggf. Malus auf Wahrnehmungswürfe und Aktionen, die Konzentration und/oder Geschicklichkeit erfordern.
[3] alle (außer Maura, natürlich): Ihr könnt euch aussuchen, ob ihr mit Charles (Vordereingang) oder Harry (Hintereingang) gehen oder etwas ganz anderes machen wollt. Maura könnt ihr nicht sehen, sie hat leichten Vorsprung.
Umbra- Tiefseemonster
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Re: Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte
Maura konnte ihr Glück kaum fassen. Sie musste sich nichts vormachen – es war ziemlich unwahrscheinlich gewesen, noch Spuren der beiden Geflohenen zu finden, gerade bei dem Regen der letzten Nacht, doch der blutige Handabdruck sprach für sich. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass er von jemand anderem stammte, er wirkte nicht alt, und wie wahrscheinlich war es, dass es in derselben Nacht und derselben Gegend einen weiteren Verletzten auf den Straßen gegeben hatte?
Dennoch trat sie nicht sofort in das Lagerhaus, das wäre wohl ebenso töricht wie gefährlich gewesen. Schließlich hatte sie keine Ahnung, wie die beiden Männer auf sie reagieren würden. Sie hatte die beiden Männer zwar auf der Straße gesehen, aber vermutlich hatten sie bei der Flucht nicht zu ihrem Fenster hochgeblickt, und wenn doch, so hatten sie sicher nicht eine stumme Beobachterin im Fenster im Kopf behalten. Sie wollte eigentlich nur helfen, aber wie stellte sie das am besten an? Irgendwie gefiel ihr die eine Option so wenig wie die andere. Wenn sie sofort nach den beiden Männern rufen würde, sobald sie im Lagerhaus stand, fühlten sie sich womöglich entdeckt und sie selbst für potentiell gefährlich. Aber wie würden sie reagieren, wenn sie sich anschlich? Und so tun, als wäre sie rein zufällig in ein leeres, dreckiges Lagerhaus getreten, konnte sie wohl kaum.
Ebenfalls unvorteilhaft war, dass sie eigentlich gar nicht wusste, wer diese beiden Männer dort im Lagerhaus waren. Klar war nur, dass sie offenbar gegen Scarface agierten – was ja an sich nicht schlecht war, schließlich war jeder vernünftig denkende Mensch gegen diesen Verrückten – und dass einer von ihnen angeschossen war. Aber da waren zwei Schüsse gewesen, vermutlich ein Schusswechsel – also musste einer der beiden wohl zurückgeschossen haben. Offenbar erfolglos, denn Scarface war an dem Abend nicht verletzt gewesen, aber dennoch zeigte es Maura, dass die beiden offenbar keine Skrupel hatten, auf einen Menschen zu schießen. Auch, wenn es sich um jemand derart Niederträchtigen wie Scarface gehandelt hatte, behagte ihr dieser Gedanke nicht recht. Natürlich, auch sie selbst hatte einen Menschen auf dem Gewissen, aber es war schon ein Unterschied, einen Menschen zu vergiften oder ihn zu erschießen.
Vermutlich würde es das Beste sein, vorerst nicht auf sich aufmerksam zu machen. In diesem Fall würde sie aber ohne Zweifel sehr behutsam vorgehen müssen.
Langsam und vorsichtig zog Maura die Tür zum Lagerhaus auf, gerade weit genug, um bequem durch den Spalt zu passen, dann trat sie so leise wie möglich in das Gebäude.
Dennoch trat sie nicht sofort in das Lagerhaus, das wäre wohl ebenso töricht wie gefährlich gewesen. Schließlich hatte sie keine Ahnung, wie die beiden Männer auf sie reagieren würden. Sie hatte die beiden Männer zwar auf der Straße gesehen, aber vermutlich hatten sie bei der Flucht nicht zu ihrem Fenster hochgeblickt, und wenn doch, so hatten sie sicher nicht eine stumme Beobachterin im Fenster im Kopf behalten. Sie wollte eigentlich nur helfen, aber wie stellte sie das am besten an? Irgendwie gefiel ihr die eine Option so wenig wie die andere. Wenn sie sofort nach den beiden Männern rufen würde, sobald sie im Lagerhaus stand, fühlten sie sich womöglich entdeckt und sie selbst für potentiell gefährlich. Aber wie würden sie reagieren, wenn sie sich anschlich? Und so tun, als wäre sie rein zufällig in ein leeres, dreckiges Lagerhaus getreten, konnte sie wohl kaum.
Ebenfalls unvorteilhaft war, dass sie eigentlich gar nicht wusste, wer diese beiden Männer dort im Lagerhaus waren. Klar war nur, dass sie offenbar gegen Scarface agierten – was ja an sich nicht schlecht war, schließlich war jeder vernünftig denkende Mensch gegen diesen Verrückten – und dass einer von ihnen angeschossen war. Aber da waren zwei Schüsse gewesen, vermutlich ein Schusswechsel – also musste einer der beiden wohl zurückgeschossen haben. Offenbar erfolglos, denn Scarface war an dem Abend nicht verletzt gewesen, aber dennoch zeigte es Maura, dass die beiden offenbar keine Skrupel hatten, auf einen Menschen zu schießen. Auch, wenn es sich um jemand derart Niederträchtigen wie Scarface gehandelt hatte, behagte ihr dieser Gedanke nicht recht. Natürlich, auch sie selbst hatte einen Menschen auf dem Gewissen, aber es war schon ein Unterschied, einen Menschen zu vergiften oder ihn zu erschießen.
Vermutlich würde es das Beste sein, vorerst nicht auf sich aufmerksam zu machen. In diesem Fall würde sie aber ohne Zweifel sehr behutsam vorgehen müssen.
Langsam und vorsichtig zog Maura die Tür zum Lagerhaus auf, gerade weit genug, um bequem durch den Spalt zu passen, dann trat sie so leise wie möglich in das Gebäude.
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Re: Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte
Noch immer konnte Gilbert es nicht wirklich nachvollziehen, wieso der Ire bei dieser Unternehmung dabei war. Natürlich hatte sich der Maler genau angehört - wenn auch geschwiegen - was Norly dem Mann gesagt hatte aber war das wirklich ernst gemeint? Vielleicht war er aufrecht aber konnte das wirklich der einzige Grund sein, O'Sullivan mitzunehmen? Der Rotschopf war ein verdammter Irrer, der jeden Moment austicken konnte und dann konnte er so aufrecht sein wie er wollte, es würde der Gruppe nicht weiterhelfen.
Trotz allem war Gil danach wieder in die Küche gegangen und hatte sich einen weiteren Tee und ein reichhaltiges Frühstück gegönnt. Er hatte so viel gegessen, wie es nur ging, denn es konnte schließlich sein letztes Frühstück sein, das er jemals zu sich nehmen würde. Vorausgesetzt natürlich, dass die Geschichten stimmten, die Norly erzählt hatte und sie wirklich alle in so ernster Gefahr waren. Zumindest konnte sich Gilbert noch ein bisschen beim Malen ablenken. Das Ölgemälde, welches in dem Zimmer stand, dass ihm für eine begrenzte Zeit zur Verfügung gestellt worden war, musste noch zu Ende gemalt werden. Leider wurde es auch dieses Mal nichts, denn schon nach anderthalb Stunden, wurde seine Arbeit unterbrochen. Ganz davon abgesehen war er mit seinem Fortschritt sowieso nicht zufrieden und das ganze war wohl eine Zeitverschwendung gewesen. Sein Medikament hatte es wieder einmal geschafft, seine künstlerische Ader und sein Genie zu unterdrücken.
Gilbert gönnte sich noch einen guten Schluck Gin, bevor es losging und lud seinen Revolver nach. Die Waffe wog schwer in seinen Händen und er hoffte wirklich, dass er niemals davon Gebrauch machen musste. Doch wer konnte schon ahnen, in was für eine Situation sie sich begaben? Anscheinend waren die beiden Männer, die sie suchten, bewaffnet und durchaus gefährlich. Trotz dieser Tatsache würde sich Gilbert an sein eigenes Versprechen halten und die Waffe nicht einsetzen.
Auf dem Weg zur Lagerhalle war er seltsam still. Gil war viel zu sehr damit beschäftigt, sich nicht direkt zu verabschieden und einfach zu flüchten. Jetzt wo die Gefahr zum Greifen Nahe war, wünschte er sich, er wäre niemals in dem Haus geblieben und wäre stattdessen einfach wieder nach London gefahren. Besser noch, er hätte gar nicht erst nach Manchester kommen dürfen - bisher hatte es hier nur Ärger und Probleme gegeben statt einem entspannenden Urlaub. Er seufzte.
So stieg er schließlich aus der Kutsche und überlegte, mit wem er mitgehen sollte. Harry kannte er nicht aber der Mann schien durchaus dazu fähig zu sein, sich zu wehren. Vielleicht war er ein bisschen überheblich aber das konnte auch darauf beruhen, dass er tatsächlich einiges drauf hatte. Andererseits kannte er Norly etwas besser. Gilberts Aufgabe war es, die beiden Männer in der Lagerhalle zu identifizieren, also war es vermutlich besser, wenn er bei Norly blieb und ihm die Infos direkt zuflüstern konnte. "Ich bleibe hier." sagte er schließlich recht entschlossen.
Trotz allem war Gil danach wieder in die Küche gegangen und hatte sich einen weiteren Tee und ein reichhaltiges Frühstück gegönnt. Er hatte so viel gegessen, wie es nur ging, denn es konnte schließlich sein letztes Frühstück sein, das er jemals zu sich nehmen würde. Vorausgesetzt natürlich, dass die Geschichten stimmten, die Norly erzählt hatte und sie wirklich alle in so ernster Gefahr waren. Zumindest konnte sich Gilbert noch ein bisschen beim Malen ablenken. Das Ölgemälde, welches in dem Zimmer stand, dass ihm für eine begrenzte Zeit zur Verfügung gestellt worden war, musste noch zu Ende gemalt werden. Leider wurde es auch dieses Mal nichts, denn schon nach anderthalb Stunden, wurde seine Arbeit unterbrochen. Ganz davon abgesehen war er mit seinem Fortschritt sowieso nicht zufrieden und das ganze war wohl eine Zeitverschwendung gewesen. Sein Medikament hatte es wieder einmal geschafft, seine künstlerische Ader und sein Genie zu unterdrücken.
Gilbert gönnte sich noch einen guten Schluck Gin, bevor es losging und lud seinen Revolver nach. Die Waffe wog schwer in seinen Händen und er hoffte wirklich, dass er niemals davon Gebrauch machen musste. Doch wer konnte schon ahnen, in was für eine Situation sie sich begaben? Anscheinend waren die beiden Männer, die sie suchten, bewaffnet und durchaus gefährlich. Trotz dieser Tatsache würde sich Gilbert an sein eigenes Versprechen halten und die Waffe nicht einsetzen.
Auf dem Weg zur Lagerhalle war er seltsam still. Gil war viel zu sehr damit beschäftigt, sich nicht direkt zu verabschieden und einfach zu flüchten. Jetzt wo die Gefahr zum Greifen Nahe war, wünschte er sich, er wäre niemals in dem Haus geblieben und wäre stattdessen einfach wieder nach London gefahren. Besser noch, er hätte gar nicht erst nach Manchester kommen dürfen - bisher hatte es hier nur Ärger und Probleme gegeben statt einem entspannenden Urlaub. Er seufzte.
So stieg er schließlich aus der Kutsche und überlegte, mit wem er mitgehen sollte. Harry kannte er nicht aber der Mann schien durchaus dazu fähig zu sein, sich zu wehren. Vielleicht war er ein bisschen überheblich aber das konnte auch darauf beruhen, dass er tatsächlich einiges drauf hatte. Andererseits kannte er Norly etwas besser. Gilberts Aufgabe war es, die beiden Männer in der Lagerhalle zu identifizieren, also war es vermutlich besser, wenn er bei Norly blieb und ihm die Infos direkt zuflüstern konnte. "Ich bleibe hier." sagte er schließlich recht entschlossen.
Thorgrimm- Anzahl der Beiträge : 2050
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Re: Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte
Das der Konflikt mehr oder minder zumindest fürs Erste gelöst war und für den Doc keine Gefahr mehr drohte. Dennoch würde sie den Iren nicht aus den Augen lassen und diesen Gilbert auch nicht. Sie hatte also einiges zu tun.
Nachdem sich die Gruppe voneinander gelöst hatte, war Melinda in die Küche gegangen und hatte etwas gegessen – früher hatte sie immer gesagt bekomme, sie würde essen wie ein Spatz, das war jedoch nur der Tatsache geschuldet gewesen, dass sie auch nie mehr zu Essen gehabt hatte, wie ein Spatz.
Oxley schaffte es trotz des überraschenden Besuches einiges anbieten zu können, was sie mit großer Freude annahm und einen kleinen Plausch mit dem Butler hielt. Wie er in der Kürze der Zeit wohl Lebensmittel hatte auftreiben können? Es war ihr ein Rätsel.
Anschließend ging sie nach oben um sich frisch zu machen, sie spürte eine leichte Zittrigkeit – sie hatte zu lange keinen Alkohol zu sich genommen und trank in dem Zimmer in dem sie untergebracht war einige gierige Schlucke aus der Flasche, die sie dann wieder verkorkte und sorgfältig verstaute. Ihre Hand wanderte zu dem Laudanum welches sie noch immer hütete wie ihren Augapfel und sie bereute es mittlerweile für Alan so viel davon verpulvert zu haben. Aber dieses Denken nütze nun nichts.
Sie überdachte was sie anziehen sollte, das Kleid welches Charles bei dem Chinesen aufgetrieben hatte oder doch lieber ihr altbekanntes, geliebtes Hurenkleid?
Wie wäre es mit einer Mischung aus Beiden?
Die Idee gefiel ihr – manchmal war ihre Stimme doch zu etwas zu gebrauchen. Also stromerte sie durch das Haus, bis sie Oxley fand, der ihr etwas irritiert den Wunsch nach Nadel und Faden erfüllte.
Obwohl sie bereits Hand angelegt hatte, war es immer noch so dass das Kleid einiger Veränderung bedurfte, worunter beispielsweise das Entfernen einiger Lagen Stoff gehörten (Endlich hörte dieses verdammte Rascheln um die Beine auf!) wie auch das unauffällige Einnähen von kleinen Taschen. So konnte sie wenigstens ihr Hab und Gut wieder an sich nehmen. Sie besah sich im Spiegel, durch das Heraustrennen des Stoffes fiel das Kleid nun enger an die Beine und sah nicht mehr so voluminös aus. Sie erfreute sich an dem Anblick.
Nun übertreib‘ mal nicht. Du bist immer noch ne Hure. Ne Hure in nem schicken Kleid, aber ne verdammte Hure. Hehehe.
Das Klingeln an der Tür riss sie aus ihren Gedanken und sie eilte an den Treppenaufsatz um zu sehen, wer gekommen war. Der Ankömmling schien keine Gefahr zu sein, auch wenn Melinda nur die Hälfte verstand was gesprochen wurde.
Auf leisen Sohlen machte sie sich schließlich auf den Weg runter, als Charles sie auch schon vom Aufbruch informierte.
Herrje! Endlich kein schwachsinniges Gelaber mehr. Da stirbt man ja vor Langeweile. Schnarch sag ich nur!
Auch diesmal musste sie ihrer Stimme recht geben und ging nach oben um ihren Mantel zu holen.
Die Fahrt in der Kutsche war eng, auch wenn Melinda es genoß so nah an Charles zu sitzen – doch die Fahrt dauerte nicht lange.
Am Gebäude angekommen versuchte sie die Situation zu erfassen. Sie wollte Randy auf keinen Fall alleine lassen, schon gar nicht wenn der Ire dabei war, aber ebenso wenig Charles.
Vielleicht war es für den Doc aber generell keine gute Idee sich in das Lagerhaus zu begeben, wer wusste schon was auf sie wartete. Sie wand sich ihm zu. “Vielleicht sicherst du das Unterfangen lieber von hier draußen. Es ist immer gut einen Arzt bei sich zu haben, der im Notfall zur Stelle ist.“
Sie wusste wie wahr diese Worte waren und wie oft sie es nicht geschafft hätte, wäre Randy nicht zur Stelle gewesen. Einem Implus folgend wollte sie ihm einen Kuss auf die Wange geben, stoppte sich aber. Nein – gerade war kein guter Zeitpunkt dafür.
Dann sprach sie zu dem Rest der Gruppe. “Ich denke der Hintereingang ist eher was für mich. Ich betrete und verlasse Häuser wesentlich häufiger durch den Hintereingang als den Vordereingang. Warum sollte ich etwas daran ändern?“ Sie begleitete ihre Worte mit einem Zwinkern und wartete ob sich jemand anschließen würde.
Nachdem sich die Gruppe voneinander gelöst hatte, war Melinda in die Küche gegangen und hatte etwas gegessen – früher hatte sie immer gesagt bekomme, sie würde essen wie ein Spatz, das war jedoch nur der Tatsache geschuldet gewesen, dass sie auch nie mehr zu Essen gehabt hatte, wie ein Spatz.
Oxley schaffte es trotz des überraschenden Besuches einiges anbieten zu können, was sie mit großer Freude annahm und einen kleinen Plausch mit dem Butler hielt. Wie er in der Kürze der Zeit wohl Lebensmittel hatte auftreiben können? Es war ihr ein Rätsel.
Anschließend ging sie nach oben um sich frisch zu machen, sie spürte eine leichte Zittrigkeit – sie hatte zu lange keinen Alkohol zu sich genommen und trank in dem Zimmer in dem sie untergebracht war einige gierige Schlucke aus der Flasche, die sie dann wieder verkorkte und sorgfältig verstaute. Ihre Hand wanderte zu dem Laudanum welches sie noch immer hütete wie ihren Augapfel und sie bereute es mittlerweile für Alan so viel davon verpulvert zu haben. Aber dieses Denken nütze nun nichts.
Sie überdachte was sie anziehen sollte, das Kleid welches Charles bei dem Chinesen aufgetrieben hatte oder doch lieber ihr altbekanntes, geliebtes Hurenkleid?
Wie wäre es mit einer Mischung aus Beiden?
Die Idee gefiel ihr – manchmal war ihre Stimme doch zu etwas zu gebrauchen. Also stromerte sie durch das Haus, bis sie Oxley fand, der ihr etwas irritiert den Wunsch nach Nadel und Faden erfüllte.
Obwohl sie bereits Hand angelegt hatte, war es immer noch so dass das Kleid einiger Veränderung bedurfte, worunter beispielsweise das Entfernen einiger Lagen Stoff gehörten (Endlich hörte dieses verdammte Rascheln um die Beine auf!) wie auch das unauffällige Einnähen von kleinen Taschen. So konnte sie wenigstens ihr Hab und Gut wieder an sich nehmen. Sie besah sich im Spiegel, durch das Heraustrennen des Stoffes fiel das Kleid nun enger an die Beine und sah nicht mehr so voluminös aus. Sie erfreute sich an dem Anblick.
Nun übertreib‘ mal nicht. Du bist immer noch ne Hure. Ne Hure in nem schicken Kleid, aber ne verdammte Hure. Hehehe.
Das Klingeln an der Tür riss sie aus ihren Gedanken und sie eilte an den Treppenaufsatz um zu sehen, wer gekommen war. Der Ankömmling schien keine Gefahr zu sein, auch wenn Melinda nur die Hälfte verstand was gesprochen wurde.
Auf leisen Sohlen machte sie sich schließlich auf den Weg runter, als Charles sie auch schon vom Aufbruch informierte.
Herrje! Endlich kein schwachsinniges Gelaber mehr. Da stirbt man ja vor Langeweile. Schnarch sag ich nur!
Auch diesmal musste sie ihrer Stimme recht geben und ging nach oben um ihren Mantel zu holen.
Die Fahrt in der Kutsche war eng, auch wenn Melinda es genoß so nah an Charles zu sitzen – doch die Fahrt dauerte nicht lange.
Am Gebäude angekommen versuchte sie die Situation zu erfassen. Sie wollte Randy auf keinen Fall alleine lassen, schon gar nicht wenn der Ire dabei war, aber ebenso wenig Charles.
Vielleicht war es für den Doc aber generell keine gute Idee sich in das Lagerhaus zu begeben, wer wusste schon was auf sie wartete. Sie wand sich ihm zu. “Vielleicht sicherst du das Unterfangen lieber von hier draußen. Es ist immer gut einen Arzt bei sich zu haben, der im Notfall zur Stelle ist.“
Sie wusste wie wahr diese Worte waren und wie oft sie es nicht geschafft hätte, wäre Randy nicht zur Stelle gewesen. Einem Implus folgend wollte sie ihm einen Kuss auf die Wange geben, stoppte sich aber. Nein – gerade war kein guter Zeitpunkt dafür.
Dann sprach sie zu dem Rest der Gruppe. “Ich denke der Hintereingang ist eher was für mich. Ich betrete und verlasse Häuser wesentlich häufiger durch den Hintereingang als den Vordereingang. Warum sollte ich etwas daran ändern?“ Sie begleitete ihre Worte mit einem Zwinkern und wartete ob sich jemand anschließen würde.
Elli- Piratenpinguin
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Re: Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte
Die spröden Lippen des Doktor verzogen sich zu einem verständnislosem Lächeln, als er den Kopf schüttelte. Das Handeln des Iren und sein geradezu kranker und eigenwilliger Gerechtigkeitswahn waren für ihn nicht nachvollziehbar. Tatsächlich wäre es ihm am Liebsten gewesen, O’Sullivan hätte sein Versprechen gebrochen und wäre abgehauen. Ja, diesen „Verrat“ hätte er sehr nachsichtig betrachtet. Aber nein, irgendetwas schien ihn davon abzuhalten und Charles schien auch nicht daran interessiert daran zu sein, den Choleriker aus ihrer Gemeinschaft auszuschließen.
Er konnte es in gewisser Hinsicht nachvollziehen. Charles wollte nicht, dass seinen Begleitern etwas Schlimmes geschah, nur wegen deren unglückseligem Los, seine Bekanntschaft gemacht zu haben. Aber der Ire war ein herumschießender Irrer, der gut auf sich selbst aufpassen konnte. Nein, dass der Rotschopf hierblieb, würde eher das Gegenteil bezwecken. Nämlich, dass sie selbst alle in den Untergang gerissen werden. Er sollte wirklich mal mit Charles unter vier Augen reden.
Aber für den Moment fügte sich der Doktor. Die ganze Aufregung und sein Streit mit Melinda hatten ihm schon für den Morgen gereicht. Mit seinem Stock und der anderen Hand am Geländer, gelang es ihm ein weiteres Mal die Schlacht gegen die Treppenstufen zu gewinnen und er nutzte die restliche Zeit dazu, sich selbst zu reinigen und umzukleiden, was gar nicht so einfach war mit dem verletztem Bein. Schließlich stand er aber pünktlich- und in seinen vollkommen schwarzen Klamotten bereit, als die Kutsche sie weg von dem Haus und Wigam brachte. Die Fahrt war wie immer eine Tortur, vor allem da sie dicht an dicht saßen. Irgendwie gelang es ihm das Ganze zu überleben und sie standen vor einer alten, verlassenen Lagerhalle.
Dort sollten also die Attentäter stecken. Während der Fahrt war er zu abgelenkt von der Unebenheit der Fahrbahn gewesen, als dass er sich Gedanken darüber machen könnte. Doch jetzt hatte ihn ein gewisser Nervenkitzel erfasst und der Doc spürte, wie ihm das Adrenalin ins Blut schoß. Er wusste noch nicht, was er zu erwarten hatte. Sobald sie da drinnen waren, konnte alles Möglich geschehen. Er warf einen Seitenblick auf Melinda. Ihr durfte nichts geschehen. Das musste seine vordringlichste Sorge sein, wenn er dort hineinging. Die Männer hatten auf Charles und seine Begleiter geschossen also waren sie bewaffnet und gefährlich.
Und wen haben wir? Charles und sein namenloser Begleiter mit den gefurchten Gesichtszügen wussten sicher mit einem Schießeisen umzugehen und der Ire Sullivan war eine wandelnde Bombe. Auch Gilbert und Melinda würden sich im Zweifelsfall zumindest zu wehren wissen. Soweit, so gut. Der Vorteil schien im Moment mehr auf ihrer Seite zu liegen.
Vielleicht steckt dort drinnen aber auch eine ganze Horde. Dieser Mann mag vielleicht niemanden gesehen haben, aber kann etwas nicht erfasst haben, er ist auch nur ein Mensch. Außerdem kennst du ihn nicht und solltest ihm nicht vertrauen. Nachdenklich musterte er Harry. Bei dem Anblick von diesem Begleiter von Charles, wurde ihm wieder mal bewusst, wie wenig er über ihren „Anführer“ wusste.
Nun gut, es schien so weit zu sein. Die Aufteilung erschien ihm sinnvoll. Randolphs Nerven waren jetzt schon angespannt und eine gewisse Vorfreude machte sich in ihm breit. Was war das? War das der Tod? Seine unmittelbare Nähe? Ja, er spürte die Flüchtigkeit und Lebendigkeit dieses einen Augenblicks so intensiv, wie selten. Es war gleichermaßen schön, wie es unheimlich und erschreckend war. Es war einfach…großartig. Die grauen Augen des Doktors waren jetzt ganz klar, als sie die über das Gelände der Lagerhalle wanderten und sich der Bau und die Umgebungen in sein Gedächtnis einfügten.
Vielleicht hatte er etwas zu motiviert gewirkt, vielleicht auch nicht- Jedenfalls sprach ihn Melinda an, die etwas besorgt um ihm schien. Um mich brauchst du dir keine Sorgen zu machen, Melly. Sieh zu, dass du selbst heil aus der Sache herauskommst.
„O’Sullivan ist ja auch medizinisch begabt“, wandte er ein. „Wenn wir uns aufteilen haben wir einen Arzt für jede Gruppe. Ich werde definitiv mit dort hinein gehen. Oder denkst du, ich überlasse euch den ganzen Spaß?“ Ein Lächeln trat auf sein Gesicht und er fühlte sich gut. Vielleicht würde er in weniger als einer Minute mit durchlöcherten Eingeweiden in einer Lache seines eigenen Bluts liegen und wie ein Geisteskranker herumschreien.
„Ich werde mit Melinda und unserem namenlosem Freund, hier mitgehen“, meinte er zu Charles. „Passt gut auf euch auf. Ich möchte danach nicht schon wieder etwas zusammenflicken müssen“, meinte er scherzend, auch an Mr.Wright und den Iren gerichtet. Aber es klang nicht witzig.
Er konnte es in gewisser Hinsicht nachvollziehen. Charles wollte nicht, dass seinen Begleitern etwas Schlimmes geschah, nur wegen deren unglückseligem Los, seine Bekanntschaft gemacht zu haben. Aber der Ire war ein herumschießender Irrer, der gut auf sich selbst aufpassen konnte. Nein, dass der Rotschopf hierblieb, würde eher das Gegenteil bezwecken. Nämlich, dass sie selbst alle in den Untergang gerissen werden. Er sollte wirklich mal mit Charles unter vier Augen reden.
Aber für den Moment fügte sich der Doktor. Die ganze Aufregung und sein Streit mit Melinda hatten ihm schon für den Morgen gereicht. Mit seinem Stock und der anderen Hand am Geländer, gelang es ihm ein weiteres Mal die Schlacht gegen die Treppenstufen zu gewinnen und er nutzte die restliche Zeit dazu, sich selbst zu reinigen und umzukleiden, was gar nicht so einfach war mit dem verletztem Bein. Schließlich stand er aber pünktlich- und in seinen vollkommen schwarzen Klamotten bereit, als die Kutsche sie weg von dem Haus und Wigam brachte. Die Fahrt war wie immer eine Tortur, vor allem da sie dicht an dicht saßen. Irgendwie gelang es ihm das Ganze zu überleben und sie standen vor einer alten, verlassenen Lagerhalle.
Dort sollten also die Attentäter stecken. Während der Fahrt war er zu abgelenkt von der Unebenheit der Fahrbahn gewesen, als dass er sich Gedanken darüber machen könnte. Doch jetzt hatte ihn ein gewisser Nervenkitzel erfasst und der Doc spürte, wie ihm das Adrenalin ins Blut schoß. Er wusste noch nicht, was er zu erwarten hatte. Sobald sie da drinnen waren, konnte alles Möglich geschehen. Er warf einen Seitenblick auf Melinda. Ihr durfte nichts geschehen. Das musste seine vordringlichste Sorge sein, wenn er dort hineinging. Die Männer hatten auf Charles und seine Begleiter geschossen also waren sie bewaffnet und gefährlich.
Und wen haben wir? Charles und sein namenloser Begleiter mit den gefurchten Gesichtszügen wussten sicher mit einem Schießeisen umzugehen und der Ire Sullivan war eine wandelnde Bombe. Auch Gilbert und Melinda würden sich im Zweifelsfall zumindest zu wehren wissen. Soweit, so gut. Der Vorteil schien im Moment mehr auf ihrer Seite zu liegen.
Vielleicht steckt dort drinnen aber auch eine ganze Horde. Dieser Mann mag vielleicht niemanden gesehen haben, aber kann etwas nicht erfasst haben, er ist auch nur ein Mensch. Außerdem kennst du ihn nicht und solltest ihm nicht vertrauen. Nachdenklich musterte er Harry. Bei dem Anblick von diesem Begleiter von Charles, wurde ihm wieder mal bewusst, wie wenig er über ihren „Anführer“ wusste.
Nun gut, es schien so weit zu sein. Die Aufteilung erschien ihm sinnvoll. Randolphs Nerven waren jetzt schon angespannt und eine gewisse Vorfreude machte sich in ihm breit. Was war das? War das der Tod? Seine unmittelbare Nähe? Ja, er spürte die Flüchtigkeit und Lebendigkeit dieses einen Augenblicks so intensiv, wie selten. Es war gleichermaßen schön, wie es unheimlich und erschreckend war. Es war einfach…großartig. Die grauen Augen des Doktors waren jetzt ganz klar, als sie die über das Gelände der Lagerhalle wanderten und sich der Bau und die Umgebungen in sein Gedächtnis einfügten.
Vielleicht hatte er etwas zu motiviert gewirkt, vielleicht auch nicht- Jedenfalls sprach ihn Melinda an, die etwas besorgt um ihm schien. Um mich brauchst du dir keine Sorgen zu machen, Melly. Sieh zu, dass du selbst heil aus der Sache herauskommst.
„O’Sullivan ist ja auch medizinisch begabt“, wandte er ein. „Wenn wir uns aufteilen haben wir einen Arzt für jede Gruppe. Ich werde definitiv mit dort hinein gehen. Oder denkst du, ich überlasse euch den ganzen Spaß?“ Ein Lächeln trat auf sein Gesicht und er fühlte sich gut. Vielleicht würde er in weniger als einer Minute mit durchlöcherten Eingeweiden in einer Lache seines eigenen Bluts liegen und wie ein Geisteskranker herumschreien.
„Ich werde mit Melinda und unserem namenlosem Freund, hier mitgehen“, meinte er zu Charles. „Passt gut auf euch auf. Ich möchte danach nicht schon wieder etwas zusammenflicken müssen“, meinte er scherzend, auch an Mr.Wright und den Iren gerichtet. Aber es klang nicht witzig.
Darnamur- Jünger des Pinguins
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Re: Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte
Erfolgserlebnis hin oder her: Maura wusste, dass sie sich möglicherweise gerade in Gefahr begab. Die Lage erst einmal auszuspähen, war sicherlich ein Ansatz, der nicht absolut falsch sein konnte. Allerdings ließ sie beim Übertreten der Türschwelle auch die Möglichkeit hinter sich, die Sache auf sich beruhen und hinter sich zu lassen. Je näher sie den beiden Männern, die sich vermutlich hier versteckt hatten, kam, desto wahrscheinlicher war es, dass sie nicht unbemerkt blieb. Doch immerhin lief sie niemandem in die Arme, als sie durch den geschaffenen Spalt schlüpfte und die Tür hinter sich vorsichtig wieder schloss.
Als sie sich umsah, konnte sie feststellen, dass der erste Eindruck, den die Lagerhalle von außen gemacht hatte, sich auch auf den zweiten Blick nicht änderte. Dieses Gebäude war vermutlich schon seit längerer Zeit ungenutzt und stand leer – wenn man von dem dick mit Staub und Spinnenweben besetzten Regalen und dem Unrat einmal absah, der hier und dort, an den Rändern der Wege, die die Regale freiließen, aufgetürmt war. Man konnte wohl nur noch darüber spekulieren, welche Art von Waren hier einst untergebracht gewesen sein mochten, doch die Gerüste der Regale waren stark und ihre Ablageflächen groß genug, um Kisten zu tragen, in die Maura selbst wohl hineingepasst hätte. Einige standen noch dort, wohl zurückgelassen und vergessen. Die meisten von ihnen waren aufgebrochen worden. Wenn sie jemals etwas von Wert beinhaltet hatten, war es schon vor längerer Zeit geplündert worden. Alte Flaschen, leere, halb vergammelte Säcke, zertrümmerte Möbelstücke, Papier und Kisten… Kisten zum Teil bis an die Decke. Einige unflätige Schriftzüge, die ins Holz geritzt oder darauf gemalt wurden, fielen ihr ins Auge. Vermutlich war dieser Ort für ein Versteck nicht gerade ungeeignet. Dies sah ganz nach dem Werk von Kindern oder Jugendlichen aus. Vor neugierigen Blicken war man hier nicht nur durch die Außenmauern geschützt… Das ganze zurückgelassene Zeug hier bot genügend Deckung, wenn man sich nicht ungeschickt anstellte. Auch Maura fühlte sich so ein wenig sicherer, als sie möglichst leise der Blutspur auf dem Boden folgte, die der Verletzte tröpfchenweise gelegt hatte. Allerdings barg der Unrat natürlich auch die Gefahr, dass sie selbst die Männer nicht rechtzeitig bemerkte.
Tatsächlich war es jedoch so, dass eine männliche Stimme ihr ankündigte, dass sie nicht allein war. Maura vernahm ein gedämpftes Murmeln nicht weit entfernt – vielleicht bereits direkt hinter dem nächsten Regal. Der Sprecher redete in gesenkter Lautstärke. Leise genug, dass Maura kein Wort verstehen konnte. Dazu müsste sie wohl näher heran. Vielleicht würde ein kleines Stückchen bereits ausreichen.
Die Entscheidung, sich vielleicht langsam ganz nah heranzutasten, wurde ihr jedoch abgenommen. Als ihr auffiel, dass die Stimme verstummt war, war es bereits zu spät: Plötzlich tauchte zwischen den Regalen und direkt vor ihr ein Mann auf. Er entdeckte sie sofort, doch verwunderte ihn Mauras Anblick offenbar genug, dass er sie einen kurzen Moment einfach nur verdutzt anstarrte, bevor er auf sie reagierte.
„Sie haben hier nichts zu suchen“, gab er ihr angespannt zu verstehen. Dass seine Hände zu Fäusten geballt waren, als er einen bestimmten Schritt auf sie zutrat, war nicht zu übersehen. Der Kerl war etwas größer als Maura. Muskulös, mit Sicherheit, das sah man trotz des Mantels, den er trug. Wenn dies einer der Männer war, den sie gestern gesehen hatte, war dies wohl der Unverletzte, dessen Gesicht sie nicht hatte erkennen können. Jetzt konnte sie es jedoch aus nächster Nähe begutachten. Er war um die Dreißig, vermutlich, und gar nicht einmal schlecht aussehend, obwohl ihm der Dreitagebart und das etwas schmutzige Gesicht, zusammen mit seinen ernsten, braunen Augen etwas Bedrohliches verlieh, das seine Stimmlage unterstützte. Er wollte, dass Maura verschwand.
„Das hier ist Privatbesitz“, knurrte er mit warnendem Unterton.
Als sie sich umsah, konnte sie feststellen, dass der erste Eindruck, den die Lagerhalle von außen gemacht hatte, sich auch auf den zweiten Blick nicht änderte. Dieses Gebäude war vermutlich schon seit längerer Zeit ungenutzt und stand leer – wenn man von dem dick mit Staub und Spinnenweben besetzten Regalen und dem Unrat einmal absah, der hier und dort, an den Rändern der Wege, die die Regale freiließen, aufgetürmt war. Man konnte wohl nur noch darüber spekulieren, welche Art von Waren hier einst untergebracht gewesen sein mochten, doch die Gerüste der Regale waren stark und ihre Ablageflächen groß genug, um Kisten zu tragen, in die Maura selbst wohl hineingepasst hätte. Einige standen noch dort, wohl zurückgelassen und vergessen. Die meisten von ihnen waren aufgebrochen worden. Wenn sie jemals etwas von Wert beinhaltet hatten, war es schon vor längerer Zeit geplündert worden. Alte Flaschen, leere, halb vergammelte Säcke, zertrümmerte Möbelstücke, Papier und Kisten… Kisten zum Teil bis an die Decke. Einige unflätige Schriftzüge, die ins Holz geritzt oder darauf gemalt wurden, fielen ihr ins Auge. Vermutlich war dieser Ort für ein Versteck nicht gerade ungeeignet. Dies sah ganz nach dem Werk von Kindern oder Jugendlichen aus. Vor neugierigen Blicken war man hier nicht nur durch die Außenmauern geschützt… Das ganze zurückgelassene Zeug hier bot genügend Deckung, wenn man sich nicht ungeschickt anstellte. Auch Maura fühlte sich so ein wenig sicherer, als sie möglichst leise der Blutspur auf dem Boden folgte, die der Verletzte tröpfchenweise gelegt hatte. Allerdings barg der Unrat natürlich auch die Gefahr, dass sie selbst die Männer nicht rechtzeitig bemerkte.
Tatsächlich war es jedoch so, dass eine männliche Stimme ihr ankündigte, dass sie nicht allein war. Maura vernahm ein gedämpftes Murmeln nicht weit entfernt – vielleicht bereits direkt hinter dem nächsten Regal. Der Sprecher redete in gesenkter Lautstärke. Leise genug, dass Maura kein Wort verstehen konnte. Dazu müsste sie wohl näher heran. Vielleicht würde ein kleines Stückchen bereits ausreichen.
Die Entscheidung, sich vielleicht langsam ganz nah heranzutasten, wurde ihr jedoch abgenommen. Als ihr auffiel, dass die Stimme verstummt war, war es bereits zu spät: Plötzlich tauchte zwischen den Regalen und direkt vor ihr ein Mann auf. Er entdeckte sie sofort, doch verwunderte ihn Mauras Anblick offenbar genug, dass er sie einen kurzen Moment einfach nur verdutzt anstarrte, bevor er auf sie reagierte.
„Sie haben hier nichts zu suchen“, gab er ihr angespannt zu verstehen. Dass seine Hände zu Fäusten geballt waren, als er einen bestimmten Schritt auf sie zutrat, war nicht zu übersehen. Der Kerl war etwas größer als Maura. Muskulös, mit Sicherheit, das sah man trotz des Mantels, den er trug. Wenn dies einer der Männer war, den sie gestern gesehen hatte, war dies wohl der Unverletzte, dessen Gesicht sie nicht hatte erkennen können. Jetzt konnte sie es jedoch aus nächster Nähe begutachten. Er war um die Dreißig, vermutlich, und gar nicht einmal schlecht aussehend, obwohl ihm der Dreitagebart und das etwas schmutzige Gesicht, zusammen mit seinen ernsten, braunen Augen etwas Bedrohliches verlieh, das seine Stimmlage unterstützte. Er wollte, dass Maura verschwand.
„Das hier ist Privatbesitz“, knurrte er mit warnendem Unterton.
Umbra- Tiefseemonster
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Re: Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte
Maura hätte am liebsten laut fluchen mögen, als sie das leise Gewisper hinter dem Regal hörte. Nur ein wenig lauter, und sie hätte die Worte vielleicht verstanden ... Es wäre sicher hilfreich gewesen, das Gespräch belauschen zu können, so aber musste sie sich mit der Erkenntnis begnügen, dass offenbar noch beide Männer am Leben waren, und zumindest wohlauf genug, um miteinander sprechen zu können; ausgenommen, der Unverletzte führte Selbstgespräche.
Vorsichtig näherte sie sich der Geräuschquelle und achtete möglichst darauf, immer im Schatten einiger Kisten zu bleiben – aber sonderlich weit kam sie nicht, denn plötzlich brach das Gespräch ab, und ehe Maura hätte reagieren können, stand einer der Männer auch schon vor ihr. Sie erschrak bei seinem Anblick zwar nicht, aber ein seltsames Gefühl breitete sich in ihrem Magen aus – so früh schon entdeckt zu werden, damit hatte sie irgendwie nicht gerechnet. Wie naiv.
Zum Glück ließ ihr der offenbar überraschte Mann ein wenig Zeit, über ihr weiteres Vorgehen nachzudenken, und sie nutzte die wertvollen Sekunden beinahe instinktiv. Die Wahrheit zu sagen wäre nicht die richtige Option, dazu hätte sie lieber nicht hineinschleichen sollen. Der Mann wollte sie scheinbar einschüchtern, damit sie wieder ging, aber das kam auch nicht infrage. Dazu war es jetzt zu spät, jetzt hatte sie die Männer wiedergefunden, und sie würde nicht unverrichteter Dinge wieder von dannen ziehen. Sie würde ihre wahren Beweggründe verschleiern müssen … also gut, darin war sie geübt.
Dann mal los.
Sie machte einen kleinen Schritt zurück, obwohl sie sich von dem Mann nicht sonderlich bedroht fühlte. Vielleicht war es besser, wenn er sie unterschätzte und für ungefährlich hielt. Als der Mann zu sprechen begann, fühlte sie ihre Ahnung bestätigt. Natürlich wollte er, dass sie verschwand, auch wenn sie ihm den Privatbesitz nicht abkaufte. Sie machte große Augen und nickte mit einem gespielt verständnisvollen Lächeln – ein wenig falsche Naivität konnte auch nicht schaden.
„Oh, entschuldigen Sie, junger Herr, das wusste ich nicht.“ Trotzdem machte sie keine Anstalten, die Lagerhalle zu verlassen. „Aber, wissen Sie, ich suche meinen Sohn … seit er dieses schreckliche Opium nimmt verbringt er die Nächte an den seltsamsten Orten. Würde es Ihnen viel ausmachen, wenn ich mich hier nur kurz umsehe?“ Sie machte Anstalten, dem Mann über die Schulter zu blicken. Vielleicht war der Verletzte ja bereits in Sichtweite. Sie wusste, dass ihre Lüge eher dünn war, aber die Zeit hatte nicht gereicht, um sich etwas Vernünftiges zu überlegen, und vielleicht reichte der Gesamteindruck aus, um den Mann dennoch zu täuschen.
Vorsichtig näherte sie sich der Geräuschquelle und achtete möglichst darauf, immer im Schatten einiger Kisten zu bleiben – aber sonderlich weit kam sie nicht, denn plötzlich brach das Gespräch ab, und ehe Maura hätte reagieren können, stand einer der Männer auch schon vor ihr. Sie erschrak bei seinem Anblick zwar nicht, aber ein seltsames Gefühl breitete sich in ihrem Magen aus – so früh schon entdeckt zu werden, damit hatte sie irgendwie nicht gerechnet. Wie naiv.
Zum Glück ließ ihr der offenbar überraschte Mann ein wenig Zeit, über ihr weiteres Vorgehen nachzudenken, und sie nutzte die wertvollen Sekunden beinahe instinktiv. Die Wahrheit zu sagen wäre nicht die richtige Option, dazu hätte sie lieber nicht hineinschleichen sollen. Der Mann wollte sie scheinbar einschüchtern, damit sie wieder ging, aber das kam auch nicht infrage. Dazu war es jetzt zu spät, jetzt hatte sie die Männer wiedergefunden, und sie würde nicht unverrichteter Dinge wieder von dannen ziehen. Sie würde ihre wahren Beweggründe verschleiern müssen … also gut, darin war sie geübt.
Dann mal los.
Sie machte einen kleinen Schritt zurück, obwohl sie sich von dem Mann nicht sonderlich bedroht fühlte. Vielleicht war es besser, wenn er sie unterschätzte und für ungefährlich hielt. Als der Mann zu sprechen begann, fühlte sie ihre Ahnung bestätigt. Natürlich wollte er, dass sie verschwand, auch wenn sie ihm den Privatbesitz nicht abkaufte. Sie machte große Augen und nickte mit einem gespielt verständnisvollen Lächeln – ein wenig falsche Naivität konnte auch nicht schaden.
„Oh, entschuldigen Sie, junger Herr, das wusste ich nicht.“ Trotzdem machte sie keine Anstalten, die Lagerhalle zu verlassen. „Aber, wissen Sie, ich suche meinen Sohn … seit er dieses schreckliche Opium nimmt verbringt er die Nächte an den seltsamsten Orten. Würde es Ihnen viel ausmachen, wenn ich mich hier nur kurz umsehe?“ Sie machte Anstalten, dem Mann über die Schulter zu blicken. Vielleicht war der Verletzte ja bereits in Sichtweite. Sie wusste, dass ihre Lüge eher dünn war, aber die Zeit hatte nicht gereicht, um sich etwas Vernünftiges zu überlegen, und vielleicht reichte der Gesamteindruck aus, um den Mann dennoch zu täuschen.
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Re: Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte
Harry nickte akzeptierend, als Melinda und Randolph sich bereiterklärten, sich ihm anzuschließen.
„Gut, folgen Sie mir“, sagte er in recht nüchternem Tonfall und machte sich sofort auf den Weg. Dass er das Gelände schon ausgekundschaftet hatte, erwies sich als Zeitersparnis. Charles‘ Bekannter führte seine Begleitung ein Stück vom Haupteingang fort, am Zaun entlang, der das Grundstück umgab, bis er an einer Stelle Halt machte, an der bereits einige Bretter fehlten. Prüfend warf er einen Blick über die Schultern, bevor er ein letztes, bereits von der Witterung stark angegriffenes Stück Holz mitsamt Nägeln herausriss und behutsam abstellte. Nun war das Loch groß genug, um hindurchzusteigen. Harry machte den Vortritt und bot von der anderen Seite aus Melinda und Randolph jeweils eine helfende Hand an, damit sie es ihm ohne Schwierigkeiten gleichtun konnten.
„Dort entlang“, meinte er, mit einem Nicken zum hinteren Ende der Halle weisend, und hielt sich nicht unnötig mit weiteren Worten auf, sondern griff stattdessen in seinen Mantel, um im Anschluss einen Revolver zu ziehen, den er offenbar in einem Schulterholster bei sich trug, wie auch in der vorherigen Nacht. Zwischen Zaun und Außenwand war gerade so viel Raum, dass eine Person bequem hindurchpasste. Allerdings lagen die Fenster zumindest für Harry und Randolph niedrig genug, dass sie ins Innere des Gebäudes hineinspähen konnten – was auch bedeutete, dass ihre Gegner darin sie entdecken könnten, wenn sie nicht aufpassten. Harry schien das bedacht zu haben und schlich ab sofort in geduckter Körperhaltung weiter. Dabei verlor er jedoch nicht aus den Augen, dass Randolph nicht gut zu Fuß war, und achtete darauf, dass sowohl der Doktor als auch Melinda Schritt halten konnte.
Allerhand Müll fand sich zwischen dem wuchernden Unkraut, das sie überstiegen, jedoch hatte es, dank des gepflasterten Untergrunds, nicht vollkommen überhandgenommen, sodass es sie behinderte. Der Hintereingang sah in einem Punkt nicht viel anders auch als der Vordereingang: Eine schwere, mit Metall beschlagene Tür, die sicher nicht in jüngerer Zeit in ihre Angeln gesetzt wurde. Jedoch hatte diese Seite des Gebäudes wohl einst der An- und Ablieferung der Waren gedient, die man hier gelagert hatte. Die vergleichsweise kleine Tür war in ein großes Schiebetor einbaut worden, das mit dicken, rostigen Ketten und einem ebenso rostigen Vorhängeschloss versehen war. Wirklich nichts ließ darauf schließen, dass diese Halle noch irgendwen interessierte.
Aber obwohl es Spuren gab, die darauf hindeuteten, dass sich zumindest irgendwann einmal jemand mit Gewalt an der Hintertür zu schaffen gemacht hatte, zeugte die Höhe und der nicht-zertrampelte Zustand der Pflanzenwelt davon, dass zumindest in letzter Zeit niemand hier gewesen war.
Harry wandte sich noch einmal an Melinda und Randolph, bevor er endgültig an die Tür herantrat.
„Suchen Sie sich dort drinnen nach Deckung. Vermutlich werden die nicht viel Wert auf Ihr Leben legen – besonders, wenn wir ihnen in den Rücken fallen und den Fluchtweg versperren. Am besten versuchen wir, sie zu überraschen, und zeigen uns erst, wenn Charles sie bereits beschäftigt“, schlug er vor, dann betätigte er behutsam die Türklinke und öffnete einen Spalt, um in die Lagerhalle hineinspähen zu können. Offenbar befand er, dass die Luft rein war, und gab seinen Begleitern mit einem Winken zu verstehen, ihm zu folgen, bevor er eintrat.
„Allerdings“, betonte der Mann vor Maura ungehalten, als sie danach fragte, ob es ihm viel ausmachen würde, wenn sie sich in der Lagerhalle umsah, und wirkte mit einem kleinen Schritt zur Seite ihrem Versuch entgegen, ihm über die Schulter zu blicken.
Ihre Lüge, hier zu sein, um nach ihrem angeblichen drogensüchtigen Sohn zu suchen, klang zwar sehr aufrichtig, obwohl sie nur improvisiert war, aber dieser Kerl ließ sich von ihrem Anliegen nicht erweichen. Augenscheinlich war ihm dieses absolut egal. Er wollte einfach, dass Maura verschwand.
„Suchen Sie Ihren Sohn woanders, Ma’am“, forderte er sie auf und trat noch einen Schritt auf sie zu.
„Hier ist er nicht.“
Charles hatte unterdessen, Gilbert und Matthew voran, ebenfalls das Gebäude betreten. Ihm gefiel es nicht, Melinda nicht in seiner Nähe zu wissen. Obwohl er Harry und dessen Fähigkeiten vertraute, hätte er sie lieber selbst beschützt – nur, um sicher zu gehen. Es war ungewiss, was sie alle in dieser nicht ganz so verlassenen Lagerhalle erwarten würde. Weniger bitter, aber auch nicht vernachlässigungswürdig, war, dass Charles nicht wusste, ob er sich auf Mr. Wright und den Iren verlassen konnte. Beiden misstraute er, und das war eine relativ schlechte Basis dafür, ihnen, im Bewusstsein, dass sie ebenfalls bewaffnet waren, ruhigen Gewissens den Rücken zuzuwenden. Gilbert war eher ein Aufschneider als tatsächlich jemand mit übermäßigem Wagemut, schätzte Charles, zumindest war dies sein Eindruck nach den bisherig geführten Gesprächen – dennoch konnte der Maler mit einer Waffe in der Hand zu einer Gefahr werden. Mr. O’Sullivan hingegen hatte in Indien gedient, was ihm scheinbar noch heute stark zuzusetzen schien. Dieser Ire war recht wankelmütig. Und schlecht gelaunt, obendrein. Charles wusste, zu welchem Massaker der Sepoy-Aufstand geführt hatte. Hier in der Heimat hatte man die Bürger natürlich hauptsächlich über die Untaten der Aufständischen wissen lassen… Doch welch unmenschlich grausamen Dinge die englischen Soldaten aus Rachedurst nicht nur Bewaffneten, sondern auch der Zivilbevölkerung angetan hatten (weil es zuvor auch zu Angriffen auf die englische Zivilbevölkerung gekommen war), wollte Charles beim Anblick Matthews und beim Gedanken an den Iren nicht aus dem Kopf gehen. Jähzornigkeit, gepaart mit vorgeschoben religiös motivierten Rachegelüsten und Sauferei, war ein Pulverfass. Besonders, wenn man bereits für Blutvergießen gesorgt hatte.
Vielleicht war es nicht falsch, dass gerade Gilbert und O’Sullivan Charles begleiteten. So konnte er beide genau im Auge behalten. So konnte er sich ein Urteil darüber bilden, ob ihnen zu vertrauen war oder nicht. Und ob sie sich, gerade, was den Iren belangte, im Zweifelsfall wie vernunft- und moralbegabte Menschen verhielten.
Charles kniff sich in die Nasenwurzel, um die Müdigkeit zu vertreiben. Natürlich funktionierte das nicht wirklich, aber sich von seinen schweren Gliedern und den leicht brennenden Augen abzulenken, konnte nicht schaden. Er unterdrückte ein Gähnen, als er zwischen den sich auftürmenden Lagerregalen voller zurückgelassenem Gerümpel, Staub und Spinnenweben hindurchschritt. Sich einen Gesamtüberblick über diese Örtlichkeit zu verschaffen, war unter den aktuellen Umständen nicht möglich, aber immerhin war klar, dass dieses Gebäude zu dem Abschaum passte, der sich hier versteckte. Und Verstecke mochte es hier einige geben. Doch die Blutspur am Boden verriet ihnen den Weg. Tropfen für Tropfen kamen sie ihrem Ziel näher, da war sich Charles sicher. Er achtete zwar darauf, bestmöglich in der Deckung hinter den sich auftürmenden, geplünderten Kisten zu bleiben, nichts umzustoßen und nicht gerade gegen oder auf eine Flasche zu treten, aber ansonsten bemühte er sich nicht übermäßig, leise zu sein. Er schlenderte einfach in gelassenem Tempo zwischen den Regalen hindurch – bis er, mit einem Mal, die Stimme erhob.
„Zeigt euch, ihr ehrlosen Feiglinge!“, rief er auffordernd aus und seine Stimme hallte durch das ganze Gebäude. Dies ließ er ein, zwei Sekunden lang wirken.
„Klären wir unseren kleinen Disput doch wie Gentlemen“, schlug er dann, nicht ohne Provokation, vor.
„Ein Gespräch, von Angesicht zu Angesicht!“ Besonders diesem letzten Teil verlieh er mit sarkastischem Tonfall Gewicht. Denn ihr letztes Treffen hatte eine Kugel in Arthurs Rücken zur Folge gehabt. Dennoch war dies ein Angebot des Waffenstillstands seinerseits, das er durchaus ernst meinte.
Maura konnte mit ansehen, wie der Kerl vor ihr erst erschrocken zusammenzuckte, sobald mit einem Mal die Stimme eines anderen Mannes durch das weitläufige Gebäude hallte. Sofort war er in höchste Anspannung versetzt und sah sich, trotzdem die Regale die Sicht versperrten, hektisch um, als wolle er ausmachen, woher die Worte kamen.
Maura erkannte diese Stimme. Am vorherigen Abend hatte sie sie vernommen, als Scarface sich für einen Polizisten ausgegeben hatte. Nach der ersten Aufforderung an „ehrlose Feiglinge“, sich zu zeigen, womit er vermutlich die beiden Männer meinte, die sich hier zurückgezogen hatten, schlug Scarface ein Gespräch von Angesicht zu Angesicht vor.
Mit jedem Wort von Seiten des Mörders, das Maura vernahm, wurde ihr bewusster und bewusster, dass es nicht nur ihr gelungen war, die beiden Flüchtigen aufzuspüren. Offenbar war Scarface mit ihnen noch nicht fertig. Und sie, Maura selbst, hatte sich gerade vielleicht zwischen die Fronten begeben.
Jemand hinter dem nächsten Regal keuchte gequält. „Scheiße!“, vernahm Maura. Ein dritter Mann. Der Verletzte, vermutlich. Er war also nicht nur am Leben, sondern auch bei Bewusstsein.
Der Fluch seines Partners brachte der Kerl vor Maura dazu, sich wieder zu fangen.
„Leck mich!“, erwiderte er auf Scarfaces Worte, ebenso laut, dass es zwischen den Regalen wiederhallte. Doch dann wandte er seine Aufmerksamkeit plötzlich wieder Maura zu. Sie bemerkte, dass er einen Revolver gezogen hatte, erst, als er ihr diesen Brust drückte und mit einem Klicken entsicherte. Schwer atmend stand er vor ihr, mit wutglänzendem, wilden Blick.
„Du alte Vogelscheuche dachtest wohl, du könntest mich ablenken...“
„Gut, folgen Sie mir“, sagte er in recht nüchternem Tonfall und machte sich sofort auf den Weg. Dass er das Gelände schon ausgekundschaftet hatte, erwies sich als Zeitersparnis. Charles‘ Bekannter führte seine Begleitung ein Stück vom Haupteingang fort, am Zaun entlang, der das Grundstück umgab, bis er an einer Stelle Halt machte, an der bereits einige Bretter fehlten. Prüfend warf er einen Blick über die Schultern, bevor er ein letztes, bereits von der Witterung stark angegriffenes Stück Holz mitsamt Nägeln herausriss und behutsam abstellte. Nun war das Loch groß genug, um hindurchzusteigen. Harry machte den Vortritt und bot von der anderen Seite aus Melinda und Randolph jeweils eine helfende Hand an, damit sie es ihm ohne Schwierigkeiten gleichtun konnten.
„Dort entlang“, meinte er, mit einem Nicken zum hinteren Ende der Halle weisend, und hielt sich nicht unnötig mit weiteren Worten auf, sondern griff stattdessen in seinen Mantel, um im Anschluss einen Revolver zu ziehen, den er offenbar in einem Schulterholster bei sich trug, wie auch in der vorherigen Nacht. Zwischen Zaun und Außenwand war gerade so viel Raum, dass eine Person bequem hindurchpasste. Allerdings lagen die Fenster zumindest für Harry und Randolph niedrig genug, dass sie ins Innere des Gebäudes hineinspähen konnten – was auch bedeutete, dass ihre Gegner darin sie entdecken könnten, wenn sie nicht aufpassten. Harry schien das bedacht zu haben und schlich ab sofort in geduckter Körperhaltung weiter. Dabei verlor er jedoch nicht aus den Augen, dass Randolph nicht gut zu Fuß war, und achtete darauf, dass sowohl der Doktor als auch Melinda Schritt halten konnte.
Allerhand Müll fand sich zwischen dem wuchernden Unkraut, das sie überstiegen, jedoch hatte es, dank des gepflasterten Untergrunds, nicht vollkommen überhandgenommen, sodass es sie behinderte. Der Hintereingang sah in einem Punkt nicht viel anders auch als der Vordereingang: Eine schwere, mit Metall beschlagene Tür, die sicher nicht in jüngerer Zeit in ihre Angeln gesetzt wurde. Jedoch hatte diese Seite des Gebäudes wohl einst der An- und Ablieferung der Waren gedient, die man hier gelagert hatte. Die vergleichsweise kleine Tür war in ein großes Schiebetor einbaut worden, das mit dicken, rostigen Ketten und einem ebenso rostigen Vorhängeschloss versehen war. Wirklich nichts ließ darauf schließen, dass diese Halle noch irgendwen interessierte.
Aber obwohl es Spuren gab, die darauf hindeuteten, dass sich zumindest irgendwann einmal jemand mit Gewalt an der Hintertür zu schaffen gemacht hatte, zeugte die Höhe und der nicht-zertrampelte Zustand der Pflanzenwelt davon, dass zumindest in letzter Zeit niemand hier gewesen war.
Harry wandte sich noch einmal an Melinda und Randolph, bevor er endgültig an die Tür herantrat.
„Suchen Sie sich dort drinnen nach Deckung. Vermutlich werden die nicht viel Wert auf Ihr Leben legen – besonders, wenn wir ihnen in den Rücken fallen und den Fluchtweg versperren. Am besten versuchen wir, sie zu überraschen, und zeigen uns erst, wenn Charles sie bereits beschäftigt“, schlug er vor, dann betätigte er behutsam die Türklinke und öffnete einen Spalt, um in die Lagerhalle hineinspähen zu können. Offenbar befand er, dass die Luft rein war, und gab seinen Begleitern mit einem Winken zu verstehen, ihm zu folgen, bevor er eintrat.
„Allerdings“, betonte der Mann vor Maura ungehalten, als sie danach fragte, ob es ihm viel ausmachen würde, wenn sie sich in der Lagerhalle umsah, und wirkte mit einem kleinen Schritt zur Seite ihrem Versuch entgegen, ihm über die Schulter zu blicken.
Ihre Lüge, hier zu sein, um nach ihrem angeblichen drogensüchtigen Sohn zu suchen, klang zwar sehr aufrichtig, obwohl sie nur improvisiert war, aber dieser Kerl ließ sich von ihrem Anliegen nicht erweichen. Augenscheinlich war ihm dieses absolut egal. Er wollte einfach, dass Maura verschwand.
„Suchen Sie Ihren Sohn woanders, Ma’am“, forderte er sie auf und trat noch einen Schritt auf sie zu.
„Hier ist er nicht.“
Charles hatte unterdessen, Gilbert und Matthew voran, ebenfalls das Gebäude betreten. Ihm gefiel es nicht, Melinda nicht in seiner Nähe zu wissen. Obwohl er Harry und dessen Fähigkeiten vertraute, hätte er sie lieber selbst beschützt – nur, um sicher zu gehen. Es war ungewiss, was sie alle in dieser nicht ganz so verlassenen Lagerhalle erwarten würde. Weniger bitter, aber auch nicht vernachlässigungswürdig, war, dass Charles nicht wusste, ob er sich auf Mr. Wright und den Iren verlassen konnte. Beiden misstraute er, und das war eine relativ schlechte Basis dafür, ihnen, im Bewusstsein, dass sie ebenfalls bewaffnet waren, ruhigen Gewissens den Rücken zuzuwenden. Gilbert war eher ein Aufschneider als tatsächlich jemand mit übermäßigem Wagemut, schätzte Charles, zumindest war dies sein Eindruck nach den bisherig geführten Gesprächen – dennoch konnte der Maler mit einer Waffe in der Hand zu einer Gefahr werden. Mr. O’Sullivan hingegen hatte in Indien gedient, was ihm scheinbar noch heute stark zuzusetzen schien. Dieser Ire war recht wankelmütig. Und schlecht gelaunt, obendrein. Charles wusste, zu welchem Massaker der Sepoy-Aufstand geführt hatte. Hier in der Heimat hatte man die Bürger natürlich hauptsächlich über die Untaten der Aufständischen wissen lassen… Doch welch unmenschlich grausamen Dinge die englischen Soldaten aus Rachedurst nicht nur Bewaffneten, sondern auch der Zivilbevölkerung angetan hatten (weil es zuvor auch zu Angriffen auf die englische Zivilbevölkerung gekommen war), wollte Charles beim Anblick Matthews und beim Gedanken an den Iren nicht aus dem Kopf gehen. Jähzornigkeit, gepaart mit vorgeschoben religiös motivierten Rachegelüsten und Sauferei, war ein Pulverfass. Besonders, wenn man bereits für Blutvergießen gesorgt hatte.
Vielleicht war es nicht falsch, dass gerade Gilbert und O’Sullivan Charles begleiteten. So konnte er beide genau im Auge behalten. So konnte er sich ein Urteil darüber bilden, ob ihnen zu vertrauen war oder nicht. Und ob sie sich, gerade, was den Iren belangte, im Zweifelsfall wie vernunft- und moralbegabte Menschen verhielten.
Charles kniff sich in die Nasenwurzel, um die Müdigkeit zu vertreiben. Natürlich funktionierte das nicht wirklich, aber sich von seinen schweren Gliedern und den leicht brennenden Augen abzulenken, konnte nicht schaden. Er unterdrückte ein Gähnen, als er zwischen den sich auftürmenden Lagerregalen voller zurückgelassenem Gerümpel, Staub und Spinnenweben hindurchschritt. Sich einen Gesamtüberblick über diese Örtlichkeit zu verschaffen, war unter den aktuellen Umständen nicht möglich, aber immerhin war klar, dass dieses Gebäude zu dem Abschaum passte, der sich hier versteckte. Und Verstecke mochte es hier einige geben. Doch die Blutspur am Boden verriet ihnen den Weg. Tropfen für Tropfen kamen sie ihrem Ziel näher, da war sich Charles sicher. Er achtete zwar darauf, bestmöglich in der Deckung hinter den sich auftürmenden, geplünderten Kisten zu bleiben, nichts umzustoßen und nicht gerade gegen oder auf eine Flasche zu treten, aber ansonsten bemühte er sich nicht übermäßig, leise zu sein. Er schlenderte einfach in gelassenem Tempo zwischen den Regalen hindurch – bis er, mit einem Mal, die Stimme erhob.
„Zeigt euch, ihr ehrlosen Feiglinge!“, rief er auffordernd aus und seine Stimme hallte durch das ganze Gebäude. Dies ließ er ein, zwei Sekunden lang wirken.
„Klären wir unseren kleinen Disput doch wie Gentlemen“, schlug er dann, nicht ohne Provokation, vor.
„Ein Gespräch, von Angesicht zu Angesicht!“ Besonders diesem letzten Teil verlieh er mit sarkastischem Tonfall Gewicht. Denn ihr letztes Treffen hatte eine Kugel in Arthurs Rücken zur Folge gehabt. Dennoch war dies ein Angebot des Waffenstillstands seinerseits, das er durchaus ernst meinte.
Maura konnte mit ansehen, wie der Kerl vor ihr erst erschrocken zusammenzuckte, sobald mit einem Mal die Stimme eines anderen Mannes durch das weitläufige Gebäude hallte. Sofort war er in höchste Anspannung versetzt und sah sich, trotzdem die Regale die Sicht versperrten, hektisch um, als wolle er ausmachen, woher die Worte kamen.
Maura erkannte diese Stimme. Am vorherigen Abend hatte sie sie vernommen, als Scarface sich für einen Polizisten ausgegeben hatte. Nach der ersten Aufforderung an „ehrlose Feiglinge“, sich zu zeigen, womit er vermutlich die beiden Männer meinte, die sich hier zurückgezogen hatten, schlug Scarface ein Gespräch von Angesicht zu Angesicht vor.
Mit jedem Wort von Seiten des Mörders, das Maura vernahm, wurde ihr bewusster und bewusster, dass es nicht nur ihr gelungen war, die beiden Flüchtigen aufzuspüren. Offenbar war Scarface mit ihnen noch nicht fertig. Und sie, Maura selbst, hatte sich gerade vielleicht zwischen die Fronten begeben.
Jemand hinter dem nächsten Regal keuchte gequält. „Scheiße!“, vernahm Maura. Ein dritter Mann. Der Verletzte, vermutlich. Er war also nicht nur am Leben, sondern auch bei Bewusstsein.
Der Fluch seines Partners brachte der Kerl vor Maura dazu, sich wieder zu fangen.
„Leck mich!“, erwiderte er auf Scarfaces Worte, ebenso laut, dass es zwischen den Regalen wiederhallte. Doch dann wandte er seine Aufmerksamkeit plötzlich wieder Maura zu. Sie bemerkte, dass er einen Revolver gezogen hatte, erst, als er ihr diesen Brust drückte und mit einem Klicken entsicherte. Schwer atmend stand er vor ihr, mit wutglänzendem, wilden Blick.
„Du alte Vogelscheuche dachtest wohl, du könntest mich ablenken...“
Umbra- Tiefseemonster
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Re: Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte
Die Ereignisse verliefen nicht ganz so, wie Maura es sich gedacht hatte.
Und schon gar nicht so, wie sie es sich gewünscht hätte.
Ihr Herz schlug schneller, als plötzlich eine Stimme durch das Lagerhaus hallte, aber sie versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. Sie wandte den Kopf in Richtung, in der sie den Rufenden vermutete. Niemand war zu sehen. Dabei ahnte Maura, wen sie gleich erblicken würde. Manchester City Police.
Scarface. Der Schlächter. Er war hier, in demselben Gebäude wie sie, vermutlich nur ein paar Meter entfernt. Schon wieder. Sie hätte sich ohrfeigen können. Es war doch klar gewesen, dass sich auch er auf die Suche nach den zwei Flüchtlingen machen würde, aber wusste der Teufel, wo er ausgerechnet jetzt herkam, im denkbar ungünstigsten Augenblick.
Aber was hatte Scarface da gerufen? Sie runzelte die Stirn. Ein Gespräch? Was sollte das? Das war wohl ironisch gemeint, wollte er sein Messer sprechen lassen? Ein Gespräch mit Worten passte nicht so recht in das Bild, das sie sich bisher von einem mehrfachen Mörder gemacht hatte.
Aus dem Augenwinkel nahm sie wahr, wie ihr Gegenüber noch erschrockener reagierte, als sie selbst, was dann jedoch geschah, ließ auch Maura selbst kurz zusammenzucken. Mit hochgezogenen Augenbrauen blickte sie auf den Revolver, den der Mann ihr auf die Brust drückte. Der Revolver in ihrer eigenen Tasche schien mit einem Mal schwerer zu werden. Langsam erhob sie die Hände, jedoch mehr in einer beschwichtigenden als in einer devoten Geste. Sie glaubte ohnehin nicht, dass der Mann sofort abdrücken würde. Jetzt hieß es wohl, Ruhe bewahren. Ruhe bewahren und den Mann vor ihr über seinen Fehler aufklären.
„Ich weiß nicht, wovon Sie reden, junger Mann“, entgegnete sie kühl. Ausnahmsweise war es sogar die Wahrheit. Wovon ablenken, von Scarface? Hielt er sie für seine Komplizin? Was für ein Unsinn … „Ich halte es für unwahrscheinlich, dass jemand wie Scarface Hilfe braucht.“ Abgesehen von psychiatrischer. „Und davon einmal abgesehen – wenn ich Sie hätte ablenken sollen, warum gibt Scarface sich dann so lautstark zu erkennen? Um mich ans Messer zu liefern?“ Sie schnaubte. Als ob sich irgendjemand mit diesem Irren einlassen würde. „Und jetzt nehmen Sie schon dieses“, sie stockte kurz und blickte angewidert auf den Revolver herunter, „Ding da weg. Das ist so unangenehm wie unangebracht.“
Und schon gar nicht so, wie sie es sich gewünscht hätte.
Ihr Herz schlug schneller, als plötzlich eine Stimme durch das Lagerhaus hallte, aber sie versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. Sie wandte den Kopf in Richtung, in der sie den Rufenden vermutete. Niemand war zu sehen. Dabei ahnte Maura, wen sie gleich erblicken würde. Manchester City Police.
Scarface. Der Schlächter. Er war hier, in demselben Gebäude wie sie, vermutlich nur ein paar Meter entfernt. Schon wieder. Sie hätte sich ohrfeigen können. Es war doch klar gewesen, dass sich auch er auf die Suche nach den zwei Flüchtlingen machen würde, aber wusste der Teufel, wo er ausgerechnet jetzt herkam, im denkbar ungünstigsten Augenblick.
Aber was hatte Scarface da gerufen? Sie runzelte die Stirn. Ein Gespräch? Was sollte das? Das war wohl ironisch gemeint, wollte er sein Messer sprechen lassen? Ein Gespräch mit Worten passte nicht so recht in das Bild, das sie sich bisher von einem mehrfachen Mörder gemacht hatte.
Aus dem Augenwinkel nahm sie wahr, wie ihr Gegenüber noch erschrockener reagierte, als sie selbst, was dann jedoch geschah, ließ auch Maura selbst kurz zusammenzucken. Mit hochgezogenen Augenbrauen blickte sie auf den Revolver, den der Mann ihr auf die Brust drückte. Der Revolver in ihrer eigenen Tasche schien mit einem Mal schwerer zu werden. Langsam erhob sie die Hände, jedoch mehr in einer beschwichtigenden als in einer devoten Geste. Sie glaubte ohnehin nicht, dass der Mann sofort abdrücken würde. Jetzt hieß es wohl, Ruhe bewahren. Ruhe bewahren und den Mann vor ihr über seinen Fehler aufklären.
„Ich weiß nicht, wovon Sie reden, junger Mann“, entgegnete sie kühl. Ausnahmsweise war es sogar die Wahrheit. Wovon ablenken, von Scarface? Hielt er sie für seine Komplizin? Was für ein Unsinn … „Ich halte es für unwahrscheinlich, dass jemand wie Scarface Hilfe braucht.“ Abgesehen von psychiatrischer. „Und davon einmal abgesehen – wenn ich Sie hätte ablenken sollen, warum gibt Scarface sich dann so lautstark zu erkennen? Um mich ans Messer zu liefern?“ Sie schnaubte. Als ob sich irgendjemand mit diesem Irren einlassen würde. „Und jetzt nehmen Sie schon dieses“, sie stockte kurz und blickte angewidert auf den Revolver herunter, „Ding da weg. Das ist so unangenehm wie unangebracht.“
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Re: Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte
Randolphs Aussage hatte Melinda nichts weiter zu entgegnen und so schwieg sie und folgte Harry auf seine Aufforderung hin. Bei dem Weg hinter die Halle war sie bedacht darauf, sich den Untergrund gut anzusehen. In der Vergangenheit hat es sich als keine schlechte Idee erwiesen, den Weg genau zu betrachten, bevor man ihn nachher womöglich übereilt im Dunklen entlang hechten musste und darauf hoffen, dass man über nichts stolperte. Die Lichtverhältnisse halfen ihr jedoch nicht sonderlich, es war einfach zu Dunkeln, doch konnte sie keine großen Stolperfallen erkennen.
Was bringt es dir eine Stolperfalle zu finden? Randy kann ohnehin nicht schnell laufen. Würdest du ihn zurücklassen? Wohl kaum. Spinnerin.
Schließlich gelangten sie zu dem Gebäude und die Bewegung die Harry vollführte, ließ Melinda wissen, dass sie gewappnet sein musste. Ihr Führer war bewaffnet und sie hatte ein gutes Gefühl, da sie es auch war. Unter dem schweren Mantel fuhr ihre Hand an die Wristgun und überprüfte den festen und korrekten Sitz. Zwar hatte sie die Waffe noch nie in Aktion erlebt, dachte aber dass sie so wie sie saß, richtig saß. Sie griff aber dann zu ihrem Fächer und holte ihn hervor. Man konnte ja nie wissen.
Harry öffnete die Tür und Melinda schlüpfte im Schutze des Schattens in die Lagerhalle. Bevor sie ihren anvisierten Platz anstrebte, tippte sie Randolph auf den Unterarm und zeigte auf eine Stelle, die von einigen Kisten versperrt war, es ihr doch mit ihrem mageren Körper erlauben würde, ohne Schwierigkeiten hindurch zu schlüpfen. Auf Zehenspitzen hinterließ sie Fußspuren in dem Staub der sich auf dem Boden gesammelt hatte, sie verfluchte ihre Absatzschuhe gerade ziemlich.
Sie versuchte so viel von der Umgebung aufzunehmen wie es ihr möglich war und huschte zwischen den Lagerkisten hinter ein wackliges Regal mit einigem Krimskrams darauf. Sie ging in die Knie und beobachtete so gut es ging zwischen den Gelump hindurch das Gebäude.
Ihr Puls beschleunigte sich, als sie Stimmen hörte. Sie fühlte sich an früher erinnert, als sie Kind gewesen war und damals noch Verstecken gespielt hatte – hauptsächlich vor dem Personal des Kinderheims. Oder aber auch wenn sie sich als Hure verstecken musste, weil die Ehefrau nach Hause kam.
War das eine Frauenstimme gewesen? Wenn ja, zu wem gehörte sie? Doch auch die Stimme von Charles hallte durch die Halle. Mit einer einzigen Bewegung packte sie ihren Fächer weg und legte die Wristgun frei. Dummerweise sah sie ihn noch nicht - doch sie hoffte das würde sich ändern. Sie sah eine Bewegung etwas entfernt. Was war das? Besser: Wer war das? Es würde spannend werden.
Was bringt es dir eine Stolperfalle zu finden? Randy kann ohnehin nicht schnell laufen. Würdest du ihn zurücklassen? Wohl kaum. Spinnerin.
Schließlich gelangten sie zu dem Gebäude und die Bewegung die Harry vollführte, ließ Melinda wissen, dass sie gewappnet sein musste. Ihr Führer war bewaffnet und sie hatte ein gutes Gefühl, da sie es auch war. Unter dem schweren Mantel fuhr ihre Hand an die Wristgun und überprüfte den festen und korrekten Sitz. Zwar hatte sie die Waffe noch nie in Aktion erlebt, dachte aber dass sie so wie sie saß, richtig saß. Sie griff aber dann zu ihrem Fächer und holte ihn hervor. Man konnte ja nie wissen.
Harry öffnete die Tür und Melinda schlüpfte im Schutze des Schattens in die Lagerhalle. Bevor sie ihren anvisierten Platz anstrebte, tippte sie Randolph auf den Unterarm und zeigte auf eine Stelle, die von einigen Kisten versperrt war, es ihr doch mit ihrem mageren Körper erlauben würde, ohne Schwierigkeiten hindurch zu schlüpfen. Auf Zehenspitzen hinterließ sie Fußspuren in dem Staub der sich auf dem Boden gesammelt hatte, sie verfluchte ihre Absatzschuhe gerade ziemlich.
Sie versuchte so viel von der Umgebung aufzunehmen wie es ihr möglich war und huschte zwischen den Lagerkisten hinter ein wackliges Regal mit einigem Krimskrams darauf. Sie ging in die Knie und beobachtete so gut es ging zwischen den Gelump hindurch das Gebäude.
Ihr Puls beschleunigte sich, als sie Stimmen hörte. Sie fühlte sich an früher erinnert, als sie Kind gewesen war und damals noch Verstecken gespielt hatte – hauptsächlich vor dem Personal des Kinderheims. Oder aber auch wenn sie sich als Hure verstecken musste, weil die Ehefrau nach Hause kam.
War das eine Frauenstimme gewesen? Wenn ja, zu wem gehörte sie? Doch auch die Stimme von Charles hallte durch die Halle. Mit einer einzigen Bewegung packte sie ihren Fächer weg und legte die Wristgun frei. Dummerweise sah sie ihn noch nicht - doch sie hoffte das würde sich ändern. Sie sah eine Bewegung etwas entfernt. Was war das? Besser: Wer war das? Es würde spannend werden.
Elli- Piratenpinguin
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Re: Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte
Doktor Tremaine folgte dem namenlosen Mann und Melinda, sah sich dabei aber immer wieder in alle Richtungen um. Seine Beobachtungsgabe, die er sich im Laufe der Jahre antrainiert hatte, war eigentlich immer recht gut, aber im Moment konnte er nichts Auffälliges erkennen. So versuchte er einfach sich am Beispiel ihres erfahrend wirkenden Führers zu orientieren. Er duckte sich unter dem Fenster hinweg und folgte den anderen in den toten Organismus der Halle.
Eine Waffe hatte er jedoch keine dabei. Abgesehen von seinem Skalpell natürlich, das wie immer in seiner gewohnten Position schlummerte. Aber mit Schusswaffen war er wohl kaum sonderlich talentiert. Er hatte nie eine benutzt. Stand (oder saß) jemand also nicht direkt vor ihm und hielt still, würde er wohl keine sonderlich großen Erfolge damit verbuchen können. Aber er hatte sowieso keine Hand mehr frei. Mit der einen hielt er seinen Stock, die andere hatte sich seinen Arztkoffer gekrallt. Er hatte gehört, dass einer der Attentäter verletzt war und vielleicht würde das einer von Ihnen auch sein, wenn sie sich erst in die Höhle des Löwen begeben hatten.
Nachdem Charles‘ Mann die Lage ausgekundschaftet hatte, wagte sich der Doktor zusammen mit Melinda ins Innere und achtete auch darauf an ihrer Seite zu bleiben. Dabei bewegte er sich jedoch in unendlich langsamer Geschwindigkeit, da er mit dem Stock keine lauten Geräusche erzeugen wollte. Schließlich hatte er seine Position im Schatten einiger Kisten nahe des nächsten Durchgangs gefunden. Vorsichtig stellte er den Koffer ab. Wenn sie ein Flucht stoppen müssten, wäre eventuell Körpereinsatz gefragt und dabei waren seine Arzneien, Verbände und Instrumente eher hinderlich, als nützlich.
Als Geräusche von einem anderen Bereich der Halle zu ihnen durchdrangen, fasste Randolph den Mut, trat einen Schritt weiter vor und spähte in das nächste Abteil. Die Attentäter sollten jetzt abgelenkt sein, wenn alles glatt lief. Das Risiko war also vermindert genug, um einen kurzen Blick zu riskieren.
Eine Waffe hatte er jedoch keine dabei. Abgesehen von seinem Skalpell natürlich, das wie immer in seiner gewohnten Position schlummerte. Aber mit Schusswaffen war er wohl kaum sonderlich talentiert. Er hatte nie eine benutzt. Stand (oder saß) jemand also nicht direkt vor ihm und hielt still, würde er wohl keine sonderlich großen Erfolge damit verbuchen können. Aber er hatte sowieso keine Hand mehr frei. Mit der einen hielt er seinen Stock, die andere hatte sich seinen Arztkoffer gekrallt. Er hatte gehört, dass einer der Attentäter verletzt war und vielleicht würde das einer von Ihnen auch sein, wenn sie sich erst in die Höhle des Löwen begeben hatten.
Nachdem Charles‘ Mann die Lage ausgekundschaftet hatte, wagte sich der Doktor zusammen mit Melinda ins Innere und achtete auch darauf an ihrer Seite zu bleiben. Dabei bewegte er sich jedoch in unendlich langsamer Geschwindigkeit, da er mit dem Stock keine lauten Geräusche erzeugen wollte. Schließlich hatte er seine Position im Schatten einiger Kisten nahe des nächsten Durchgangs gefunden. Vorsichtig stellte er den Koffer ab. Wenn sie ein Flucht stoppen müssten, wäre eventuell Körpereinsatz gefragt und dabei waren seine Arzneien, Verbände und Instrumente eher hinderlich, als nützlich.
Als Geräusche von einem anderen Bereich der Halle zu ihnen durchdrangen, fasste Randolph den Mut, trat einen Schritt weiter vor und spähte in das nächste Abteil. Die Attentäter sollten jetzt abgelenkt sein, wenn alles glatt lief. Das Risiko war also vermindert genug, um einen kurzen Blick zu riskieren.
Darnamur- Jünger des Pinguins
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Re: Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte
Matthew hatte Charles weiteren Worten - unabhängig wie vernünftig und anderseits wie provokant für einen Iren wie ihn sie auch gewesen sein mochten - zwar Gehör aber keinen weiteren Gedanken geschenkt.
Für ihn hatte sich dieser Mann ebenfalls disqualifiziert, indem er nur ihn ins Gebet genommen hatte und nicht auch die Gegenpartei.
Aber was sollte man von einem Engländer auch erwarten?
Dieser Charles würde immer sein eigenes Volk in Schutz nehmen - selbst wenn dieses Mitglied alias der nette Doktor Matthew so sehr beleidigt hatte, dass Matthew es diesem niemals vergessen würde.
Vorallem nicht, da dieser in keine Art und Weise Anstalten machte sich zu entschuldigen oder wie es sich wenigstens geziemte auf Matthew beschlichtigend zu zugehen.
So ging das Frühstück an Matthew bis auf ein paar wenige Happen an ihm vorbei und der verkaterte Ire versuchte stattdessen eher nüchtern zu werden, um seine Gedanken noch klarer zu ordnen.
Selbst wenn er dafür in Kauf nehmen musste, dass seine Hände leicht wieder anfingen zu zittern.
Der Nachteil der Abhängigkeit nach dem flüssigen Gold oder besser gesagt dem Entzug von diesem heiligen irischen Weihwasser.
Dem frischen Adrenalin jedoch sei dank, welches von den Nebennieren aus durch seine Adern schoss und sein Herzschlag und - volumen aus eine Gefahrensituation vorbereitete wurde Matthew's Hand jedoch ruhiger als er sich mit gezogener Waffe Gilbert und Charles in diese Lagerhalle folgte.
Seine Instinkte als Soldat waren nicht nur wach geworden, sondern auch das Tier - der Dämon - in ihm, welcher ihn bisher immer überleben ließ...getränkt im Blut seiner Feinde.
Im Gegensatz zu Charles versuchte Matthew jedoch hingegen unentdeckt zu bleiben und folgte nur zögerlich von Deckung zu Deckung.
Allerdings nicht ohne Charles, aber auch Gilbert, Deckung und Feuerschutz, falls die Umstände es verlangen, geben zu können und dabei vorallem nach den beiden gesuchten Attentätern Ausschau zu halten, welche Matthew mit Freunden kampfumfähig machen würde durch einen gezielten Schuss mit seinem Militärrevolver.
Das Gesicht des rothaarigen Mannes verzog sich dabei deutlich als Charles die Gegner auch noch leichtsinnig auf sich aufmerksam machte.
Etwas, was Matthew mehr von der Gestik reagieren ließ als die provokante Andeutung des Doktors zuvor, welche Matthew mit ihm gleichstellte von dessen Fähigkeiten.
Und so würde es wahrscheinlich auch dieses Mal sein, selbst wenn seine eigentlich aktuelles und primäres Hauptaugenmerk sich feige in die andere Gruppe verzogen hatte und ihm in Matthew's Augen nicht ehrlich Glück wünschte.
Doch diese Sache konnte man getrost aufschieben.
Nun gab es eine andere Gefahr, welche nicht seine Ehre, sondern ihn verletzen könnte beziehungsweise unschuldige Zivilisten.
Der Doktor.
Es wäre doch jammerschade, wenn dieser eine Kugel abbekommen würde, selbst wenn Matthew dies selbst nicht beabsichtigte.
Matthew hielt mit Waffe im Anschlag nach seinen drei Gegnern Aussschau.
Für ihn hatte sich dieser Mann ebenfalls disqualifiziert, indem er nur ihn ins Gebet genommen hatte und nicht auch die Gegenpartei.
Aber was sollte man von einem Engländer auch erwarten?
Dieser Charles würde immer sein eigenes Volk in Schutz nehmen - selbst wenn dieses Mitglied alias der nette Doktor Matthew so sehr beleidigt hatte, dass Matthew es diesem niemals vergessen würde.
Vorallem nicht, da dieser in keine Art und Weise Anstalten machte sich zu entschuldigen oder wie es sich wenigstens geziemte auf Matthew beschlichtigend zu zugehen.
So ging das Frühstück an Matthew bis auf ein paar wenige Happen an ihm vorbei und der verkaterte Ire versuchte stattdessen eher nüchtern zu werden, um seine Gedanken noch klarer zu ordnen.
Selbst wenn er dafür in Kauf nehmen musste, dass seine Hände leicht wieder anfingen zu zittern.
Der Nachteil der Abhängigkeit nach dem flüssigen Gold oder besser gesagt dem Entzug von diesem heiligen irischen Weihwasser.
Dem frischen Adrenalin jedoch sei dank, welches von den Nebennieren aus durch seine Adern schoss und sein Herzschlag und - volumen aus eine Gefahrensituation vorbereitete wurde Matthew's Hand jedoch ruhiger als er sich mit gezogener Waffe Gilbert und Charles in diese Lagerhalle folgte.
Seine Instinkte als Soldat waren nicht nur wach geworden, sondern auch das Tier - der Dämon - in ihm, welcher ihn bisher immer überleben ließ...getränkt im Blut seiner Feinde.
Im Gegensatz zu Charles versuchte Matthew jedoch hingegen unentdeckt zu bleiben und folgte nur zögerlich von Deckung zu Deckung.
Allerdings nicht ohne Charles, aber auch Gilbert, Deckung und Feuerschutz, falls die Umstände es verlangen, geben zu können und dabei vorallem nach den beiden gesuchten Attentätern Ausschau zu halten, welche Matthew mit Freunden kampfumfähig machen würde durch einen gezielten Schuss mit seinem Militärrevolver.
Das Gesicht des rothaarigen Mannes verzog sich dabei deutlich als Charles die Gegner auch noch leichtsinnig auf sich aufmerksam machte.
Etwas, was Matthew mehr von der Gestik reagieren ließ als die provokante Andeutung des Doktors zuvor, welche Matthew mit ihm gleichstellte von dessen Fähigkeiten.
Und so würde es wahrscheinlich auch dieses Mal sein, selbst wenn seine eigentlich aktuelles und primäres Hauptaugenmerk sich feige in die andere Gruppe verzogen hatte und ihm in Matthew's Augen nicht ehrlich Glück wünschte.
Doch diese Sache konnte man getrost aufschieben.
Nun gab es eine andere Gefahr, welche nicht seine Ehre, sondern ihn verletzen könnte beziehungsweise unschuldige Zivilisten.
Der Doktor.
Es wäre doch jammerschade, wenn dieser eine Kugel abbekommen würde, selbst wenn Matthew dies selbst nicht beabsichtigte.
Matthew hielt mit Waffe im Anschlag nach seinen drei Gegnern Aussschau.
Sensemann- Anzahl der Beiträge : 113
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Re: Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte
Wie war er nur in diese Situation hineingeraten? Gerade noch hatte Gilbert im Zug nach Manchester einen Plan für sein nächstes Werk gefasst und im nächsten Moment stand er mit einem verrückten Iren und einem vermeintlichen Serienmörder, der auf Rache aus war, vor einem dreckigen Lagerhaus. Er konnte es einfach immer noch nicht fassen. Das hier war nicht seine Welt und er sollte auf keinen Fall hier sein. Das war Arbeit, die man der Polizei überließ. Noch besser wäre es, wenn sie das Thema einfach vergessen oder ignorieren und nach Hause gehen würden. Doch jetzt war es zu spät und eher er sich versah, befand sich Gil auch schon mitten drin.
Er versuchte sich so leise wie möglich durch das Lagerhaus zu bewegen und immer in Deckung zu bleiben. Natürlich ließ er den beiden anderen Herren den Vortritt - O'Sullivan sollte ruhig zeigen, wozu er fähig war. Gilbert würde sich zurückhalten und damit war sowohl seine Position, als auch sein allgemeines Vorgehen gemeint. Die Pepperbox wog schwer in seiner Anzugtasche und vermutlich würde sie ihm etwas Sicherheit schenken aber er wagte es nicht, die Waffe auch nur anzufassen. Nur zögerlich folgte er Norly und O'Sullivan.
Ein ungläubiges Keuchen konnte Gilbert kaum unterdrücken, als Norly die Männer auf sich aufmerksam machte. Wie konnte er nur so leichtsinnig sein und sie in Gefahr bringen? Die offensichtliche Provokation hätte Gilbert dem Mann ebenfalls, wie auch dieses seltsam aggressive Vorgehen, nicht zugetraut. Er hatte ihn für etwas intelligenter gehalten aber so wie es aussah, hatte sich Gilbert in ihm geirrt. Vielleicht war diese Sache etwas persönliches und ließ den Mann etwas unüberlegt handeln aber selbst dann hätte er Norly zugetraut, sich etwas besser unter Kontrolle zu haben. Er selbst verstand zwar nicht besonders viel über Schießereien und Kämpfe aber seine Position zu verraten, gab dem Feind auf jeden Fall einen Vorteil und das war nichts, womit man leichtsinnig umgehen sollte. Wenn diese Männer, die sich hier im Lagerhaus befanden, den Mann von gestern Abend tatsächlich hatten erschießen wollen, dann würden sie vermutlich auch nicht vor ihnen Halt machen und das machte Gilbert Angst.
Er war kein Kämpfer. Kein Held. Er war einfach nur ein Maler. Sicherheitshalber zog sich Gilbert ein bisschen zurück und versuchte etwas Abstand zwischen sich, Norly und dem Iren zu bringen. Verschwinden und Fliehen würde er nicht - dafür war er dann doch zu stolz aber einem Kampf würde er entgehen, wenn er denn konnte.
Er versuchte sich so leise wie möglich durch das Lagerhaus zu bewegen und immer in Deckung zu bleiben. Natürlich ließ er den beiden anderen Herren den Vortritt - O'Sullivan sollte ruhig zeigen, wozu er fähig war. Gilbert würde sich zurückhalten und damit war sowohl seine Position, als auch sein allgemeines Vorgehen gemeint. Die Pepperbox wog schwer in seiner Anzugtasche und vermutlich würde sie ihm etwas Sicherheit schenken aber er wagte es nicht, die Waffe auch nur anzufassen. Nur zögerlich folgte er Norly und O'Sullivan.
Ein ungläubiges Keuchen konnte Gilbert kaum unterdrücken, als Norly die Männer auf sich aufmerksam machte. Wie konnte er nur so leichtsinnig sein und sie in Gefahr bringen? Die offensichtliche Provokation hätte Gilbert dem Mann ebenfalls, wie auch dieses seltsam aggressive Vorgehen, nicht zugetraut. Er hatte ihn für etwas intelligenter gehalten aber so wie es aussah, hatte sich Gilbert in ihm geirrt. Vielleicht war diese Sache etwas persönliches und ließ den Mann etwas unüberlegt handeln aber selbst dann hätte er Norly zugetraut, sich etwas besser unter Kontrolle zu haben. Er selbst verstand zwar nicht besonders viel über Schießereien und Kämpfe aber seine Position zu verraten, gab dem Feind auf jeden Fall einen Vorteil und das war nichts, womit man leichtsinnig umgehen sollte. Wenn diese Männer, die sich hier im Lagerhaus befanden, den Mann von gestern Abend tatsächlich hatten erschießen wollen, dann würden sie vermutlich auch nicht vor ihnen Halt machen und das machte Gilbert Angst.
Er war kein Kämpfer. Kein Held. Er war einfach nur ein Maler. Sicherheitshalber zog sich Gilbert ein bisschen zurück und versuchte etwas Abstand zwischen sich, Norly und dem Iren zu bringen. Verschwinden und Fliehen würde er nicht - dafür war er dann doch zu stolz aber einem Kampf würde er entgehen, wenn er denn konnte.
Thorgrimm- Anzahl der Beiträge : 2050
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Re: Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte
Der Mann, in dessen Fänge sich Maura durch ihr Auftauchen zu einem äußerst schlechten Zeitpunkt gebracht hatte, war anscheinend tatsächlich ein wenig beeindruckt davon, dass es Maura so gelassen gelang, ihm verbal die Stirn zu bieten – dem vorgehaltenen Revolver zum Trotz. Zunächst hatte er es kaum für einen Zufall gehalten, dass er Maura kurz vor Scarfaces Eintreffen beim Herumschnüffeln erwischt hatte… Nun bedachte er sie mit einem äußerst skeptischen Blick, während er sich zu entscheiden versuchte.
„Was weiß ich denn, was im Kopf dieses Irren vorgeht?“, erwiderte er zischend auf die neunmalkluge Entkräftigung seines Vorwurfs.
„Aber Helfer hat er genug, Sie würden sich wundern.“
Es wäre wirklich unlogisch gewesen, jemanden vorzuschicken und dann derart zu verraten. Dieser Mann schien Scarface ein solches Vorgehen jedoch zuzutrauen. Er war offensichtlich so wenig begeistert von der allgemeinen Situation wie von dem Umstand, dass Maura ihm wie ein fünftes Rad am Wagen war. Aus schmalen Augen musterte er sie rasch von oben bis unten – dann entschied er sich dazu, mit der Waffe von ihr abzulassen. Kurzerhand winkelte er seinen Arm an, sodass sie gen Decke wies und nicht mehr gen Mauras Herz.
„Dort herüber“, brummte er anweisend und zeigte grob in Richtung der Ecke, hinter der er vorhin plötzlich hervorgekommen war.
„Und seien Sie leise“, fügte er hinzu, „sonst sieht Ihr Sohn Sie nie wieder.“[1]
Es klang lediglich wie eine Warnung vor Scarface, nicht wie eine Drohung, die er selbst umzusetzen gedachte. Er war besorgt und angespannt, weil er damit rechnete, dass Scarface sich bald zeigen würde – das erkannte Maura daran, dass er sie links liegenließ und sich lieber mit erhobenem Revolver eng an ein Regal schmiegte, an dem er sich langsam vorantastete. Schritt für Schritt. Er kam seinem Gegner entgegen.
Charles gedachte nicht, auf die vulgäre Reaktion seines Gegners einzugehen. So ließ er die Aufforderung des Mannes, die eindeutig als Ablehnung eines klärenden Gesprächs zu werten war, unkommentiert. Er war sich sicher, nun die Aufmerksamkeit des Attentäters zu haben, und das war ihm wichtig. Er hatte nie ihm Sinn gehabt, diesen Feigling und seinen Begleiter, sollte er noch leben (Charles ging davon aus, dass derjenige geantwortet hatte, der nicht durch ihn angeschossen wurde), zu überraschen.
„Seien Sie nicht unvernünftig!“, rief er verhandelnd und zog seinen Revolver. Dennoch hegte er kein Interesse daran, diese Situation blutig zu beenden. Sich bereitzumachen, zu schießen, war eine reine Vorsichtsmaßnahme. Er rechnete damit, dass der Feind entweder fliehen oder zum Angriff übergehen würde, wenn er sich nicht bereit erklären würde, diese Angelegenheit so zu regeln, dass niemand dabei zu Schaden kam. Wenn es so sein würde, sollte es so sein. Harry, Melinda und Randolph würden zur Stelle sein. Sie würden dem Feind den Weg abschneiden oder ihm in den Rücken fallen. Charles bot sich selbst als Köder an. Natürlich war es nicht das, was er preisgab.
„Ich biete Ihnen einen Waffenstillstand an“, stellte er stattdessen klar.
Ein leises Klicken bestätigte ihm, dass sein Revolver nun entsichert war. Charles spürte, dass seine Müdigkeit sich verflüchtigte. An ihre Stelle war herrlich belebende Aufregung gerückt. Das Adrenalin, das durch seine Adern schoss, versetzte ihn in Hochstimmung, trotz des Grolls, den er innerlich hegte. Es war ein äußerst befriedigendes Gefühl, hier zu sein. Er könnte die Jagd nur mehr genießen, wenn er allein hier wäre und seine Unterstützer in Sicherheit wüsste – und den schießwütigen Iren nicht hinter sich.
„Das ist mehr, als Sie verdienen, nachdem Sie gestern gezeigt haben, dass Sie keinerlei Anstand besitzen. Sie oder Ihr Kumpan haben einem Unbewaffneten in den Rücken geschossen. Einem unschuldigen Familienvater!“
Armer Arthur. Genau so etwas hatte Charles vermeiden wollen, weswegen er sich in den vergangenen Monaten von seinen Bekannten ferngehalten hatte… Leider war Arthur nicht der erste von Ihnen, der auf unglückliche Weise in die Scarface-Fälle verwickelt wurde. Charles gab sich die Schuld dafür, dass Arthur fast gestorben wäre. Er hätte ihn niemals kontaktieren dürfen. Er hätte sich nicht dafür entscheiden dürfen, den beiden Verfolgern gestern Spielraum zu lassen und sie zu beobachten. Allerdings wusste er auch, dass es unsinnig war, die hauptsächliche Wut gegen sich selbst zu richten. Er hatte nicht selbst abgedrückt.
„Wollten Sie eigentlich mich treffen? Nun, das spielt keine Rolle, nicht wahr?“
Mit jedem Schritt kam er der Gefahr näher, das war ihm bewusst. Charles gab seinen beiden Begleitern ein Zeichen, die Köpfe unten zu behalten.
„Sie haben auf skrupellose Weise den Tod meines Anwalts in Kauf genommen – verzeihen Sie mir, dass ich das recht persönlich nehme!“
Er selbst suchte nun hinter einer blickdichten Ecke eines Regals Schutz und wartete auf das, was kommen mochte. Eine Antwort, so oder so. Dies war eine gute Position für einen Hinterhalt. Falls einer von Nöten sein würde. Charles hob seine Waffe, sich bereitmachend, auf Augenhöhe. Das Licht brach sich am eingravierten, eleganten Schriftzug. Beauty – weil sie eine Schönheit war und schöne Löcher machte, hatte man ihm gesagt. Der Gedanke daran ließ Charles grimmig lächeln. Gestern hatte er diesen Revolver zum ersten Mal eigenhändig abgefeuert. Hill hatte ihn schon an seinem fetten Hals gehabt. Alan hatte Charles damit bedroht und ihm fast in den Kopf geschossen – genauso wie der Polizist Leeland Smithson, der ihn im Kampf entwaffnet hatte. Jene Prügelei steckte noch immer schmerzhaft in Charles‘ Knochen. Im Gegensatz zu diesen Leuten, befolgte er jedoch Grundsätze. Er würde das Feuer nicht eröffnen. Auch nicht heute, selbst nicht in dieser Situation.
Randolph und Melinda waren dem Ziel sehr viel näher als Charles – das wurde ihnen spätestens dann klar, als sie Geräusche und Bewegung nicht weit entfernt wahrnahmen. Die Reaktion des Attentäters auf Charles‘ Ablenkung hatte schon verdächtig laut geklungen, doch besonders die leiseren Töne – Stimmen, Schritte – und der Sichtkontakt zeigten ihnen, dass sie nun äußerst achtsam sein mussten, um nicht auf sich aufmerksam zu machen.
Harry war hinter einem Regal in die Hocke gegangen und legte seinen Zeigerfinger auf die Lippen. Sein Gesicht verriet die Anspannung, unter der er sich befand. Aber da war noch etwas anderes. Entschlossenheit – oder schon eher Vorfreude? Charles Stimme hallte laut durch das Gebäude, dennoch mussten sie so lautlos sein wie möglich. Sie mussten wie Geister sein. Beobachtend, doch ungesehen. Das schien zumindest Harrys Plan zu sein. Vorsichtig stellte er die Gegenstände im Regal um, um sich Sicht auf die andere Seite zu schaffen. Es war Kleinkram, hauptsächlich alte, staubigen Dosen und Flaschen.
Melinda und Randolph hatten sich ebenfalls Positionen gesucht, von denen aus sie einen Blick auf das Geschehen werfen konnten. Vor ihnen lag ein kleiner Freiraum zwischen den Regalen – und zwischen Gerümpel, etwa fünf Meter von ihnen entfernt, hatten die beiden Attentäter anscheinend ein Lager aufgeschlagen. Neben einem Gaskocher, der gerade nicht in Betrieb war, fielen mehrere anscheinend erst vor kurzem geöffnete Konserven auf, blutbesudeltes Verbandsmaterial, eine fast geleerte Flasche billigen Brandweins und eine Öllampe auf. Doch am interessantesten war wohl der Mann, der dort auf einer alten, fleckigen Matratze und an eine Holzkiste gelehnt saß. Er mochte um die dreißig Jahre alt sein, allerdings ließen ihn seine Blässe und sein vor Erschöpfung geprägtes Gesicht kränklich wirken. Es war nicht zu übersehen, dass dies derjenige der beiden Attentäter sein musste, der verwundet worden war. Ein Loch prangte in der Jacke, die er trug, an der rechten Schulter. So blutdurchtränkt, wie der Stoff war, war es kein Wunder, dass der Mann nicht wie das blühende Leben wirkte. Sein Partner hatte die Wunde offensichtlich versorgt, wie der weiße Verband verriet, der am Kragen des Mannes unter seiner Kleidung hervorlugte. Momentan war er damit beschäftigt, ungeschickt mit zittriger, linker Hand, da er seine rechte anscheinend nicht benutzen konnte, einen Revolver in seinem Schoß zu laden. Gehetzt und nervös blickte er immer wieder auf und sah in die Richtung eines Gangs, der zu seinem Lager hinführte – in die Richtung, in der sie alle Charles vermuteten. Davon war er abgelenkt genug, dass Melinda, Randolph und Harry noch nicht einmal in den äußersten Winkel seines Blickfelds gerieten. Dieser Mann war jedoch nicht der Urheber der Stimmen gewesen, die Melinda vernommen hatte. Der andere Attentäter musste Charles geantwortet und leise mit einer Frau gesprochen haben.[1]
[1] Wenn Maura der Anweisung des Mannes folgt und dorthin geht, wo er will, stößt sie auf den Verletzten (der wird zwar erschrocken zusammenzucken, wenn er sie sieht, ihr aber nichts tun... sie darf sich ihm ruhig nähern und sich mit ihm befassen). Damit gerät sie natürlich in Randolphs und Mellys Sichtfeld.
1. Fall: Randolph und Melly bewegen sich nicht und machen keine Geräusche. Wenn Maura von sich aus die Umgebung betrachten will (per Wahrnehmungswurf), müssen Randolph und Melly (Harry auch) einen Heimlichkeitswurf ablegen, erhalten aber einen +2 Extra-Bonus, weil sie sich bereits versteckt haben und nichts daran ändern. Zusätzlich könnt ihr jeweils natürlich den üblichen Bonus über einen Schicksalspunkt erwerben.
2. Fall: Sobald sich Randolph und Melly bewegen/reden und dabei versuchen, keine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, müssen sie einen Heimlichkeitswurf machen (ohne Extra-Bonus, ihr könnt aber natürlich Verstecke als Szenenaspekte nutzen, um im Austausch gegen einen Schicksalspunkt einen Bonus zu erhalten oder nochmal würfeln zu dürfen). Wenn sie das tun, macht Maura einen (!) Wahrnehmungswurf als Gegenwurf. So kann sie einen, beide oder auch keinen entdecken/hören.
„Was weiß ich denn, was im Kopf dieses Irren vorgeht?“, erwiderte er zischend auf die neunmalkluge Entkräftigung seines Vorwurfs.
„Aber Helfer hat er genug, Sie würden sich wundern.“
Es wäre wirklich unlogisch gewesen, jemanden vorzuschicken und dann derart zu verraten. Dieser Mann schien Scarface ein solches Vorgehen jedoch zuzutrauen. Er war offensichtlich so wenig begeistert von der allgemeinen Situation wie von dem Umstand, dass Maura ihm wie ein fünftes Rad am Wagen war. Aus schmalen Augen musterte er sie rasch von oben bis unten – dann entschied er sich dazu, mit der Waffe von ihr abzulassen. Kurzerhand winkelte er seinen Arm an, sodass sie gen Decke wies und nicht mehr gen Mauras Herz.
„Dort herüber“, brummte er anweisend und zeigte grob in Richtung der Ecke, hinter der er vorhin plötzlich hervorgekommen war.
„Und seien Sie leise“, fügte er hinzu, „sonst sieht Ihr Sohn Sie nie wieder.“[1]
Es klang lediglich wie eine Warnung vor Scarface, nicht wie eine Drohung, die er selbst umzusetzen gedachte. Er war besorgt und angespannt, weil er damit rechnete, dass Scarface sich bald zeigen würde – das erkannte Maura daran, dass er sie links liegenließ und sich lieber mit erhobenem Revolver eng an ein Regal schmiegte, an dem er sich langsam vorantastete. Schritt für Schritt. Er kam seinem Gegner entgegen.
Charles gedachte nicht, auf die vulgäre Reaktion seines Gegners einzugehen. So ließ er die Aufforderung des Mannes, die eindeutig als Ablehnung eines klärenden Gesprächs zu werten war, unkommentiert. Er war sich sicher, nun die Aufmerksamkeit des Attentäters zu haben, und das war ihm wichtig. Er hatte nie ihm Sinn gehabt, diesen Feigling und seinen Begleiter, sollte er noch leben (Charles ging davon aus, dass derjenige geantwortet hatte, der nicht durch ihn angeschossen wurde), zu überraschen.
„Seien Sie nicht unvernünftig!“, rief er verhandelnd und zog seinen Revolver. Dennoch hegte er kein Interesse daran, diese Situation blutig zu beenden. Sich bereitzumachen, zu schießen, war eine reine Vorsichtsmaßnahme. Er rechnete damit, dass der Feind entweder fliehen oder zum Angriff übergehen würde, wenn er sich nicht bereit erklären würde, diese Angelegenheit so zu regeln, dass niemand dabei zu Schaden kam. Wenn es so sein würde, sollte es so sein. Harry, Melinda und Randolph würden zur Stelle sein. Sie würden dem Feind den Weg abschneiden oder ihm in den Rücken fallen. Charles bot sich selbst als Köder an. Natürlich war es nicht das, was er preisgab.
„Ich biete Ihnen einen Waffenstillstand an“, stellte er stattdessen klar.
Ein leises Klicken bestätigte ihm, dass sein Revolver nun entsichert war. Charles spürte, dass seine Müdigkeit sich verflüchtigte. An ihre Stelle war herrlich belebende Aufregung gerückt. Das Adrenalin, das durch seine Adern schoss, versetzte ihn in Hochstimmung, trotz des Grolls, den er innerlich hegte. Es war ein äußerst befriedigendes Gefühl, hier zu sein. Er könnte die Jagd nur mehr genießen, wenn er allein hier wäre und seine Unterstützer in Sicherheit wüsste – und den schießwütigen Iren nicht hinter sich.
„Das ist mehr, als Sie verdienen, nachdem Sie gestern gezeigt haben, dass Sie keinerlei Anstand besitzen. Sie oder Ihr Kumpan haben einem Unbewaffneten in den Rücken geschossen. Einem unschuldigen Familienvater!“
Armer Arthur. Genau so etwas hatte Charles vermeiden wollen, weswegen er sich in den vergangenen Monaten von seinen Bekannten ferngehalten hatte… Leider war Arthur nicht der erste von Ihnen, der auf unglückliche Weise in die Scarface-Fälle verwickelt wurde. Charles gab sich die Schuld dafür, dass Arthur fast gestorben wäre. Er hätte ihn niemals kontaktieren dürfen. Er hätte sich nicht dafür entscheiden dürfen, den beiden Verfolgern gestern Spielraum zu lassen und sie zu beobachten. Allerdings wusste er auch, dass es unsinnig war, die hauptsächliche Wut gegen sich selbst zu richten. Er hatte nicht selbst abgedrückt.
„Wollten Sie eigentlich mich treffen? Nun, das spielt keine Rolle, nicht wahr?“
Mit jedem Schritt kam er der Gefahr näher, das war ihm bewusst. Charles gab seinen beiden Begleitern ein Zeichen, die Köpfe unten zu behalten.
„Sie haben auf skrupellose Weise den Tod meines Anwalts in Kauf genommen – verzeihen Sie mir, dass ich das recht persönlich nehme!“
Er selbst suchte nun hinter einer blickdichten Ecke eines Regals Schutz und wartete auf das, was kommen mochte. Eine Antwort, so oder so. Dies war eine gute Position für einen Hinterhalt. Falls einer von Nöten sein würde. Charles hob seine Waffe, sich bereitmachend, auf Augenhöhe. Das Licht brach sich am eingravierten, eleganten Schriftzug. Beauty – weil sie eine Schönheit war und schöne Löcher machte, hatte man ihm gesagt. Der Gedanke daran ließ Charles grimmig lächeln. Gestern hatte er diesen Revolver zum ersten Mal eigenhändig abgefeuert. Hill hatte ihn schon an seinem fetten Hals gehabt. Alan hatte Charles damit bedroht und ihm fast in den Kopf geschossen – genauso wie der Polizist Leeland Smithson, der ihn im Kampf entwaffnet hatte. Jene Prügelei steckte noch immer schmerzhaft in Charles‘ Knochen. Im Gegensatz zu diesen Leuten, befolgte er jedoch Grundsätze. Er würde das Feuer nicht eröffnen. Auch nicht heute, selbst nicht in dieser Situation.
Randolph und Melinda waren dem Ziel sehr viel näher als Charles – das wurde ihnen spätestens dann klar, als sie Geräusche und Bewegung nicht weit entfernt wahrnahmen. Die Reaktion des Attentäters auf Charles‘ Ablenkung hatte schon verdächtig laut geklungen, doch besonders die leiseren Töne – Stimmen, Schritte – und der Sichtkontakt zeigten ihnen, dass sie nun äußerst achtsam sein mussten, um nicht auf sich aufmerksam zu machen.
Harry war hinter einem Regal in die Hocke gegangen und legte seinen Zeigerfinger auf die Lippen. Sein Gesicht verriet die Anspannung, unter der er sich befand. Aber da war noch etwas anderes. Entschlossenheit – oder schon eher Vorfreude? Charles Stimme hallte laut durch das Gebäude, dennoch mussten sie so lautlos sein wie möglich. Sie mussten wie Geister sein. Beobachtend, doch ungesehen. Das schien zumindest Harrys Plan zu sein. Vorsichtig stellte er die Gegenstände im Regal um, um sich Sicht auf die andere Seite zu schaffen. Es war Kleinkram, hauptsächlich alte, staubigen Dosen und Flaschen.
Melinda und Randolph hatten sich ebenfalls Positionen gesucht, von denen aus sie einen Blick auf das Geschehen werfen konnten. Vor ihnen lag ein kleiner Freiraum zwischen den Regalen – und zwischen Gerümpel, etwa fünf Meter von ihnen entfernt, hatten die beiden Attentäter anscheinend ein Lager aufgeschlagen. Neben einem Gaskocher, der gerade nicht in Betrieb war, fielen mehrere anscheinend erst vor kurzem geöffnete Konserven auf, blutbesudeltes Verbandsmaterial, eine fast geleerte Flasche billigen Brandweins und eine Öllampe auf. Doch am interessantesten war wohl der Mann, der dort auf einer alten, fleckigen Matratze und an eine Holzkiste gelehnt saß. Er mochte um die dreißig Jahre alt sein, allerdings ließen ihn seine Blässe und sein vor Erschöpfung geprägtes Gesicht kränklich wirken. Es war nicht zu übersehen, dass dies derjenige der beiden Attentäter sein musste, der verwundet worden war. Ein Loch prangte in der Jacke, die er trug, an der rechten Schulter. So blutdurchtränkt, wie der Stoff war, war es kein Wunder, dass der Mann nicht wie das blühende Leben wirkte. Sein Partner hatte die Wunde offensichtlich versorgt, wie der weiße Verband verriet, der am Kragen des Mannes unter seiner Kleidung hervorlugte. Momentan war er damit beschäftigt, ungeschickt mit zittriger, linker Hand, da er seine rechte anscheinend nicht benutzen konnte, einen Revolver in seinem Schoß zu laden. Gehetzt und nervös blickte er immer wieder auf und sah in die Richtung eines Gangs, der zu seinem Lager hinführte – in die Richtung, in der sie alle Charles vermuteten. Davon war er abgelenkt genug, dass Melinda, Randolph und Harry noch nicht einmal in den äußersten Winkel seines Blickfelds gerieten. Dieser Mann war jedoch nicht der Urheber der Stimmen gewesen, die Melinda vernommen hatte. Der andere Attentäter musste Charles geantwortet und leise mit einer Frau gesprochen haben.[1]
[1] Wenn Maura der Anweisung des Mannes folgt und dorthin geht, wo er will, stößt sie auf den Verletzten (der wird zwar erschrocken zusammenzucken, wenn er sie sieht, ihr aber nichts tun... sie darf sich ihm ruhig nähern und sich mit ihm befassen). Damit gerät sie natürlich in Randolphs und Mellys Sichtfeld.
1. Fall: Randolph und Melly bewegen sich nicht und machen keine Geräusche. Wenn Maura von sich aus die Umgebung betrachten will (per Wahrnehmungswurf), müssen Randolph und Melly (Harry auch) einen Heimlichkeitswurf ablegen, erhalten aber einen +2 Extra-Bonus, weil sie sich bereits versteckt haben und nichts daran ändern. Zusätzlich könnt ihr jeweils natürlich den üblichen Bonus über einen Schicksalspunkt erwerben.
2. Fall: Sobald sich Randolph und Melly bewegen/reden und dabei versuchen, keine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, müssen sie einen Heimlichkeitswurf machen (ohne Extra-Bonus, ihr könnt aber natürlich Verstecke als Szenenaspekte nutzen, um im Austausch gegen einen Schicksalspunkt einen Bonus zu erhalten oder nochmal würfeln zu dürfen). Wenn sie das tun, macht Maura einen (!) Wahrnehmungswurf als Gegenwurf. So kann sie einen, beide oder auch keinen entdecken/hören.
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Re: Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte
Innerlich war Maura ein wenig erleichtert, als der Revolver aus ihrer Richtung genommen wurde, äußerlich jedoch ließ sie sich nichts anmerken. Sie hob eine Augenbraue, als der Mann ihr befahl, sich in eine Ecke zu verdrücken. Weshalb? Nur, damit sie nicht im Weg war? Oder war sein Plan ein anderer, und er wollte sie nur beiseite haben, ehe er sich wieder mit ihr befassen würde? Maure bemerkte sehr wohl die Anspannung des Mannes und konnte sie gut verstehen, zumal sie ähnlich nervös war; mit Scarface auf derart engem Raum zusammen zu sein war ein seltsames Gefühl. Dennoch war jetzt sicher kein Moment, alle Vorsicht fallen zu lassen.
Schließlich fügte Maura sich der Anweisung des Mannes schweigend; es war offensichtlich, dass er ihr momentan überlegen war, denn er hatte sein Schießeisen bereits zur Hand. Und wusste damit vermutlich auch besser umzugehen, als sie. Es wäre nicht klug, sein Misstrauen nun gleich wieder zu schüren.
Sie war nicht überrascht, dass in jener Ecke der Verletzte bereits wartete. Womit sie allerdings nicht gerechnet hatte, war die Waffe in seinem Schoß. Der Mann hatte doch nicht ernsthaft vor, zu kämpfen, oder?! In seinem Zustand hielt Maura das für keine gute Idee … trotzdem gab es ihr zu denken. Dass der Verletzte auch in seiner momentanen Lage noch eine Waffe zur Hand hatte und vermutlich sogar bereit war, sie zu verwenden, verstärkte Mauras ungutes Gefühl – die beiden Herren schienen zwar vor Scarface zu fliehen, aber eine reine Weste hatten sie sicher nicht. Es schien nicht so, als würden sie zum ersten Mal mit Waffen hantieren; womöglich war genau das sogar ihr Beruf.
Na, hoffentlich nicht. Dann wäre gerade nicht einer, sondern drei Mörder in dieser gottverdammten Halle.
Und sie mittendrin. Keine sehr schöne Vorstellung. Aber es war natürlich leichtsinnig gewesen, sich alleine auf die Suche zu machen … jetzt musste sie wohl auch die Konsequenzen ihres überstürzten Handelns tragen.
Der Verletzte schien über ihr Auftauchen zunächst erschrocken, doch das kümmerte Maura nicht. Stattdessen trat sie ein paar Schritte hinter ein Regal, ging in die Hocke und spähte durch eine Lücke zwischen den Kisten und Flaschen. „Sie gehören wohl zu dem Kerl mit der Pistole?“ Und dem schlechten Benehmen? Ja, von hier aus hatte sie die weiteren Geschehnisse hoffentlich gut ihm Blick. So gefährlich es sein mochte, irgendwie war sie nun doch gespannt auf das Fortschreiten der Ereignisse. Da kam wohl die Kriminologin in ihr durch. Außerdem hatte der Mann von vorhin noch eine sehr seltsame Anmerkung gemacht, die Maura gern selbst überprüfen wollte … und die betraf die angeblichen Helfer Scarfaces. Hatte der Mann gelogen? Ihr fiel kein vernünftiger Grund ein, warum irgendjemand sich einem verrückten Mehrfachmörder anschließen sollte, zumindest nicht freiwillig. Sie drehte sich halb zu dem Verletzten um und sah nun fast auf Augenhöhe zu ihm. Auch einen halbtoten Mann mit Pistole sollte man wohl besser nicht zu lange aus den Augen lassen.
Schließlich fügte Maura sich der Anweisung des Mannes schweigend; es war offensichtlich, dass er ihr momentan überlegen war, denn er hatte sein Schießeisen bereits zur Hand. Und wusste damit vermutlich auch besser umzugehen, als sie. Es wäre nicht klug, sein Misstrauen nun gleich wieder zu schüren.
Sie war nicht überrascht, dass in jener Ecke der Verletzte bereits wartete. Womit sie allerdings nicht gerechnet hatte, war die Waffe in seinem Schoß. Der Mann hatte doch nicht ernsthaft vor, zu kämpfen, oder?! In seinem Zustand hielt Maura das für keine gute Idee … trotzdem gab es ihr zu denken. Dass der Verletzte auch in seiner momentanen Lage noch eine Waffe zur Hand hatte und vermutlich sogar bereit war, sie zu verwenden, verstärkte Mauras ungutes Gefühl – die beiden Herren schienen zwar vor Scarface zu fliehen, aber eine reine Weste hatten sie sicher nicht. Es schien nicht so, als würden sie zum ersten Mal mit Waffen hantieren; womöglich war genau das sogar ihr Beruf.
Na, hoffentlich nicht. Dann wäre gerade nicht einer, sondern drei Mörder in dieser gottverdammten Halle.
Und sie mittendrin. Keine sehr schöne Vorstellung. Aber es war natürlich leichtsinnig gewesen, sich alleine auf die Suche zu machen … jetzt musste sie wohl auch die Konsequenzen ihres überstürzten Handelns tragen.
Der Verletzte schien über ihr Auftauchen zunächst erschrocken, doch das kümmerte Maura nicht. Stattdessen trat sie ein paar Schritte hinter ein Regal, ging in die Hocke und spähte durch eine Lücke zwischen den Kisten und Flaschen. „Sie gehören wohl zu dem Kerl mit der Pistole?“ Und dem schlechten Benehmen? Ja, von hier aus hatte sie die weiteren Geschehnisse hoffentlich gut ihm Blick. So gefährlich es sein mochte, irgendwie war sie nun doch gespannt auf das Fortschreiten der Ereignisse. Da kam wohl die Kriminologin in ihr durch. Außerdem hatte der Mann von vorhin noch eine sehr seltsame Anmerkung gemacht, die Maura gern selbst überprüfen wollte … und die betraf die angeblichen Helfer Scarfaces. Hatte der Mann gelogen? Ihr fiel kein vernünftiger Grund ein, warum irgendjemand sich einem verrückten Mehrfachmörder anschließen sollte, zumindest nicht freiwillig. Sie drehte sich halb zu dem Verletzten um und sah nun fast auf Augenhöhe zu ihm. Auch einen halbtoten Mann mit Pistole sollte man wohl besser nicht zu lange aus den Augen lassen.
Leo- Anzahl der Beiträge : 2411
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Re: Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte
Endlich passierte wieder etwas! Melinda hatte sich mit spitzbübischer Freude hinter dem Regal verschanzt. Ihre Kopfhaut kribbelte vor Aufregung, als sie den Verletzten sah. Was sollte sie tun? Immerhin war er ein Attentäter und ihm würde es nur recht geschehen, zu sterben. Das fand zumindes die Hure.
Aug' um Aug'. Zahn um Zahn.
Sie überlegte einen Moment und entschied sich dazu, ihren Arm zu positionieren, so dass ihre Wristgun auf den Verletzten zielte. Sie versuchte keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen und so leise wie möglich zu sein. Als sie gerade ihren Arm so positioniert hatte, dass ein Schuss möglich wäre, huschte jemand ins Bild. Eine Frau! Verdammt noch mal, da lief ihr eine alte Schachtel in die Schussbahn! Argh!
Melinda blickte zu Randy herüber hatte er bereits bemerkt, dass sich dort etwas tat. Sie zischte und versuchte so leise wie möglich zu sein, damit sich nicht entdeckt werden würde. Sie musste Randy warnen!
Aug' um Aug'. Zahn um Zahn.
Sie überlegte einen Moment und entschied sich dazu, ihren Arm zu positionieren, so dass ihre Wristgun auf den Verletzten zielte. Sie versuchte keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen und so leise wie möglich zu sein. Als sie gerade ihren Arm so positioniert hatte, dass ein Schuss möglich wäre, huschte jemand ins Bild. Eine Frau! Verdammt noch mal, da lief ihr eine alte Schachtel in die Schussbahn! Argh!
Melinda blickte zu Randy herüber hatte er bereits bemerkt, dass sich dort etwas tat. Sie zischte und versuchte so leise wie möglich zu sein, damit sich nicht entdeckt werden würde. Sie musste Randy warnen!
Elli- Piratenpinguin
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Re: Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte
Doch Randolph hatte schon gemerkt, was Sache war. Einen Moment musterte er mit zusammengezogenen Augenbrauen die Frau, die sich unvermittelt ins Bild zwängte, dann zog er seinen Kopf zurück und lehnte sich wieder mit dem Rücken gegen den Kistenstapel. Anscheinend war er noch nicht bemerkt worden.
Was will denn die alte Schachtel hier? Konnte es wirklich sein, dass die Frau mit den beiden Kerlen gemeinsame Sache machte? Das war höchst seltsam. Andererseits: Auf ihrer Seite gab es auch einen Haufen skuriller Gestalten. Warum nicht auch auf der, der Attentäter?
Er führte sich ihr Bild nochmal vor Augen: Großgewachsen, krauses blondes Haar mit bereits erkennbarem Graustich. Nun eine weitere Unbekannte in diesem Spiel voller Rätsel. Randolph atmete leise aus und ein. Er konnte das Ticken seines Uhrwerks hören. Es war ein gutes Gefühl.
Rasch warf der Doktor einen Blick zu Melinda hinüber, um sich zu versichern, dass bei ihr alles bestens war. Dann ließ er sich die Situation wieder durch den Kopf gehen. Dort drüben lag ein Verletzter und eigentlich war es seine Aufgabe ihm zu helfen. Das Problem war nur, dass dieser Verletzte durchaus wehrhaft sein konnte und einer Behandlung womöglich negativ gegenüberstand.
Nein, er konnte sich jetzt nicht einfach so aus seiner Deckung wagen. Er würde hier abwarten, lauschen und reagieren, wenn ein Fluchtversuch stattfinden würde. Es sei denn ihr namenloser Führer würde einen Angriff eröffnen. Aber das war wohl auch nicht so wahrscheinlich. Besser sie hielten sich alle an Charles Plan…der im Übrigen gerade wieder quer durch die Halle brülllte.
Ich hoffe, du weißt, was du tust.
Tatsächlich musste Randolph ihrem narzistischen Anführer etwas Respekt zollen. Aus unerklärlichen Gründen war es ihm schließlich auch gelungen sich aus dem Gefängnis-Dillema zu befreien. Der Doktor bezweifelte stark, dass das Mr.Cs Leistung war. Nicht in der kurzen Zeit. Allerdings musste das noch nicht zwangsläufig bedeuten, dass Charles gerade vorhatte, etwas Dumme zu tun. Randolph biss seine Zähne zusammen, befeuchtete seine spröden Lippen und umklammerte angespannt seinen Gehstock. Mal sehen, wie sich die Lage entwickeln würde.
Was will denn die alte Schachtel hier? Konnte es wirklich sein, dass die Frau mit den beiden Kerlen gemeinsame Sache machte? Das war höchst seltsam. Andererseits: Auf ihrer Seite gab es auch einen Haufen skuriller Gestalten. Warum nicht auch auf der, der Attentäter?
Er führte sich ihr Bild nochmal vor Augen: Großgewachsen, krauses blondes Haar mit bereits erkennbarem Graustich. Nun eine weitere Unbekannte in diesem Spiel voller Rätsel. Randolph atmete leise aus und ein. Er konnte das Ticken seines Uhrwerks hören. Es war ein gutes Gefühl.
Rasch warf der Doktor einen Blick zu Melinda hinüber, um sich zu versichern, dass bei ihr alles bestens war. Dann ließ er sich die Situation wieder durch den Kopf gehen. Dort drüben lag ein Verletzter und eigentlich war es seine Aufgabe ihm zu helfen. Das Problem war nur, dass dieser Verletzte durchaus wehrhaft sein konnte und einer Behandlung womöglich negativ gegenüberstand.
Nein, er konnte sich jetzt nicht einfach so aus seiner Deckung wagen. Er würde hier abwarten, lauschen und reagieren, wenn ein Fluchtversuch stattfinden würde. Es sei denn ihr namenloser Führer würde einen Angriff eröffnen. Aber das war wohl auch nicht so wahrscheinlich. Besser sie hielten sich alle an Charles Plan…der im Übrigen gerade wieder quer durch die Halle brülllte.
Ich hoffe, du weißt, was du tust.
Tatsächlich musste Randolph ihrem narzistischen Anführer etwas Respekt zollen. Aus unerklärlichen Gründen war es ihm schließlich auch gelungen sich aus dem Gefängnis-Dillema zu befreien. Der Doktor bezweifelte stark, dass das Mr.Cs Leistung war. Nicht in der kurzen Zeit. Allerdings musste das noch nicht zwangsläufig bedeuten, dass Charles gerade vorhatte, etwas Dumme zu tun. Randolph biss seine Zähne zusammen, befeuchtete seine spröden Lippen und umklammerte angespannt seinen Gehstock. Mal sehen, wie sich die Lage entwickeln würde.
Darnamur- Jünger des Pinguins
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Re: Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte
Matthew nahm die Gesamtsituation nicht nur aufgrund seiner ferneren Position, welche ihm eine gute Deckung bot und ihn hoffentlich noch einigermaßen unbehelligt ließ, etwas anders wahr.
Vielleicht auch weil ihn die Worte eher aufregten, denn den Irren dürstete es nach Gewalt und nach Blut - englischem Blut dieser niederen Attentäter und Abschaums.
Waffenstillstand oder gar längere Gespräche machten an der Front und beim Kampf gegen das Böse keinen Sinn.
Zu so etwas neigten nur Zivilisten - nicht jedoch er, der Veteran.
Vorsichtig legte er seinen Revoler daher an, wobei der Arm seines freien Hand ihm nicht nur Halt, sondern auch einen ruhigen und sicheren Schuss gewähren sollte, während seine Schusshand nicht nur den Hahn seines Abzuges langsam und leise entsicherte, sondern auch den ersten Schädel eines potenziellen Ziels in Visier nahm.
Sein eines Auge zusammengekniffen, um besser zu zielen wurde sein Atem schwerer, denn schon bald würde er die Luft anhalten und abdrücken.
Charles könnte auf ihn zählen.
Jedoch noch wartete er auf das Zeichen zum Schuss, selbst wenn ihn seine Ungeduld bald sowieso dazu bringen und zwingen würde.
Vielleicht auch weil ihn die Worte eher aufregten, denn den Irren dürstete es nach Gewalt und nach Blut - englischem Blut dieser niederen Attentäter und Abschaums.
Waffenstillstand oder gar längere Gespräche machten an der Front und beim Kampf gegen das Böse keinen Sinn.
Zu so etwas neigten nur Zivilisten - nicht jedoch er, der Veteran.
Vorsichtig legte er seinen Revoler daher an, wobei der Arm seines freien Hand ihm nicht nur Halt, sondern auch einen ruhigen und sicheren Schuss gewähren sollte, während seine Schusshand nicht nur den Hahn seines Abzuges langsam und leise entsicherte, sondern auch den ersten Schädel eines potenziellen Ziels in Visier nahm.
Sein eines Auge zusammengekniffen, um besser zu zielen wurde sein Atem schwerer, denn schon bald würde er die Luft anhalten und abdrücken.
Charles könnte auf ihn zählen.
Jedoch noch wartete er auf das Zeichen zum Schuss, selbst wenn ihn seine Ungeduld bald sowieso dazu bringen und zwingen würde.
Sensemann- Anzahl der Beiträge : 113
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Re: Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte
Der verletzte Mann ließ Maura gewähren, nachdem er sie einen Moment lang aus geröteten, blutunterlaufenen Augen taxiert hatte. Sein Schweigen und sein Blick muteten zusammen wie eine stumme Bestätigung ihrer Fragestellung an. Ja, er gehörte zu dem unhöflichen Bewaffneten, dem sie gerade zuvor begegnet war.
„Wer auch immer Sie sind: Sie sollten nicht hier sein“, erwiderte der Angeschossene, ohne wirklich willig für ein Gespräch zu sein.
„Bleiben Sie unten, Ma’am.“
Maura erkannte ihn wieder. Sie hatte ihn von ihrem Fenster aus gesehen. Tatsächlich ähnelten seine Gesichtszüge auch bei Tage denen ihres Williams. Als Mutter konnte sie es nicht vermeiden, Parallelen zu ziehen. Und dieser Mann brauchte Ruhe und Hilfe. Er sollte nicht kämpfen. Es wirkte, wie schon beim Ladevorgang, etwas unbeholfen, als er seinen linken Daumen nach der Sicherung seiner Waffe streckte, um schussbereit zu machen. Vielleicht war es fraglich, ob er in seinem Zustand wirklich gut damit umgehen und ein bewegliches Ziel treffen konnte, wenn er es wollte. Jede kleine Regung schien ihm Schmerz zu bereiten und dass er darüber hinaus offenbar eigentlich Rechtshänder war, so ungelenk, wie er sich mit seiner Linken anstellte, würde die Angelegenheit nicht vereinfachen.
Nur wenige Schritte entfernt, verbarg sich, unbemerkt von Maura – der „alten Schachtel“, wie sie Randolph und Melinda beide in Gedanken getauft hatten – eine andere Gefahr als die Offenkundige, die Scarface darstellte. Die Schriftstellerin hörte das Zischen nicht, das von Melinda ausging, aber es ließ des Verletzten aufhorchen.
„Was war das?“, fragte er alarmiert, hektisch die Regale mit seinen Blicken absuchend, hinter denen er, seiner Meinung nach, ein Geräusch vernommen hatte, und machte mit einem Mal Anstalten, sich, an der Kiste abstützend, an der er zuvor noch mit dem Rücken gelehnt hatte, auf die Beine zu ziehen.
Melinda und Randolph hörten Harry einen leisen Fluch ausstoßen, als sie drei vernahmen, dass sie anscheinend bemerkt worden waren. Charles‘ Bekannter gab seine Beobachtungsposition auf und begab sich stattdessen lautlos und mit noch immer gezückter Waffe an Randolphs Seite. Es war klar, dass er sich für eine Auseinandersetzung bereitmachte, sollte es dazu kommen. Doch schien er dem Feind den nächsten Schritt überlassen zu wollen, ohne sich leichtsinnig zu offenbaren.
„Wer auch immer Sie sind: Sie sollten nicht hier sein“, erwiderte der Angeschossene, ohne wirklich willig für ein Gespräch zu sein.
„Bleiben Sie unten, Ma’am.“
Maura erkannte ihn wieder. Sie hatte ihn von ihrem Fenster aus gesehen. Tatsächlich ähnelten seine Gesichtszüge auch bei Tage denen ihres Williams. Als Mutter konnte sie es nicht vermeiden, Parallelen zu ziehen. Und dieser Mann brauchte Ruhe und Hilfe. Er sollte nicht kämpfen. Es wirkte, wie schon beim Ladevorgang, etwas unbeholfen, als er seinen linken Daumen nach der Sicherung seiner Waffe streckte, um schussbereit zu machen. Vielleicht war es fraglich, ob er in seinem Zustand wirklich gut damit umgehen und ein bewegliches Ziel treffen konnte, wenn er es wollte. Jede kleine Regung schien ihm Schmerz zu bereiten und dass er darüber hinaus offenbar eigentlich Rechtshänder war, so ungelenk, wie er sich mit seiner Linken anstellte, würde die Angelegenheit nicht vereinfachen.
Nur wenige Schritte entfernt, verbarg sich, unbemerkt von Maura – der „alten Schachtel“, wie sie Randolph und Melinda beide in Gedanken getauft hatten – eine andere Gefahr als die Offenkundige, die Scarface darstellte. Die Schriftstellerin hörte das Zischen nicht, das von Melinda ausging, aber es ließ des Verletzten aufhorchen.
„Was war das?“, fragte er alarmiert, hektisch die Regale mit seinen Blicken absuchend, hinter denen er, seiner Meinung nach, ein Geräusch vernommen hatte, und machte mit einem Mal Anstalten, sich, an der Kiste abstützend, an der er zuvor noch mit dem Rücken gelehnt hatte, auf die Beine zu ziehen.
Melinda und Randolph hörten Harry einen leisen Fluch ausstoßen, als sie drei vernahmen, dass sie anscheinend bemerkt worden waren. Charles‘ Bekannter gab seine Beobachtungsposition auf und begab sich stattdessen lautlos und mit noch immer gezückter Waffe an Randolphs Seite. Es war klar, dass er sich für eine Auseinandersetzung bereitmachte, sollte es dazu kommen. Doch schien er dem Feind den nächsten Schritt überlassen zu wollen, ohne sich leichtsinnig zu offenbaren.
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Re: Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte
Sie sollten nicht hier sein.
Eine Ansicht, die Maura durchaus teilte, aber sie war nicht in der Situation, entscheiden zu können, ob sie ging oder blieb. Alles deutete darauf hin, dass sich der gesuchte Mehrfachmörder Scarface (und seine Gehilfen?) in dieser Halle befanden, und sie hatte nicht vor, einem davon in die Arme zu laufen.
Der Mann neben ihr schien vorerst ungefährlich zu sein, zumindest reagierte er nicht so aggressiv wie sein Partner. Maura entschied, ihm gefahrlos den Rücken zudrehen zu können, und wandte sich wieder dem Regal und der Lücke zwischen den Kisten. Mit einer Kugel im Rücken musste sie wohl nicht rechnen – zumindest nicht aus dem Revolver des Verletzten. Er war ihr auf Anhieb deutlich sympathischer, als der andere Mann (was wohl nicht zuletzt an seiner Ähnlichkeit zu ihrem Sohn lag), dennoch verdrehte sie heimlich die Augen, als der Angeschossene ihr empfahl, ‚unten zu bleiben‘. Gott, sie war doch nicht blöd! Natürlich würde sie so lange wie möglich unten bleiben, wenn erst einmal Kugeln flogen, auf ein Loch in der Stirn konnte sie gut verzichten. Bestimmt einer dieser Kerle, die einer Frau rein gar nichts zutrauten. Außerdem – das sagte gerade der Richtige! Der Verletzte sollte besser selbst zusehen, dass er sich schonte. Trotzdem antwortete sie höflich und mit einem falschen Lächeln in der Stimme: „Danke für den Rat, ich werde ihn beherzigen.“ Und Scarface knalle ich ab, wenn er mit zu nahe kommt.
Na, das konnte ja heiter werden.
So ganz wusste Maura noch immer nicht, was sie von der Situation halten sollte, und es nagte an ihr, dass ihr die Einschätzung so schwerfiel. Sie hasste es, im Trüben fischen zu müssen. Durfte sie den beiden Männern wirklich trauen? Besonders der Unverletzte wirkte nicht gerade, als wäre seine Weste blütenweiß. Andererseits – Scarface war wohl eindeutig noch schlimmer. Schweigend kauerte sie sich zwischen die Regale, versuchte, eine einigeraßen gemütliche Hock-Position zu erreichen und hielt durch ihr Guckloch Ausschau nach dem Mörder, aber noch erschien er nicht auf der Bildfläche. Kein gutes Zeichen … der Mann konnte mittlerweile vermutlich überall im Gebäude sein. Womöglich auch genau hinter ihr. Der Gedanke war so plötzlich in ihrem Kopf aufgeflackert, dass sie hastig über die Schulter blickte, nur um festzustellen, dass sie immer noch zu zweit waren. Maura schnaufte leise durch. Diese seltsame Szene ging ihr an die Nieren.
Maura runzelte die Stirn, als der Verletzte plötzlich Anstalten machte, aufzustehen. Was war denn in ihn gefahren? Sie hatte nichts gehört. „Sicher nur eine Ratte. Oder ein Marder“, meinte sie vage, obwohl sie natürlich nicht wusste, was für ein Geräusch der Mann wahrgenommen hatte. Wenn es eine menschliche Stimme gewesen war, lag sie mit ihrer Nager-Theorie jedenfalls falsch. Sie erhob sich und starrte angestrengt in dieselbe Richtung, wie es der Mann tat, aber sie konnte nichts Auffälliges entdecken. Sie setzte ein möglichst mütterliches Lächeln auf. Besser, der Mann beruhigte sich schnell wieder. „Nun setzen Sie sich lieber wieder hin, junger Mann. Das wird ihrer Wunde nicht gerade guttun.“ Ob sie anbieten sollte, nachzuschauen? Der Revolver in ihrer Tasche schien mittlerweile ihren ganzen Mantel nach unten zu ziehen. Dennoch war es ein beruhigendes Gefühl, die Waffe dabeizuhaben. Im schlimmsten Fall würde eine Kugel ihr das Leben retten müssen.
Eine Ansicht, die Maura durchaus teilte, aber sie war nicht in der Situation, entscheiden zu können, ob sie ging oder blieb. Alles deutete darauf hin, dass sich der gesuchte Mehrfachmörder Scarface (und seine Gehilfen?) in dieser Halle befanden, und sie hatte nicht vor, einem davon in die Arme zu laufen.
Der Mann neben ihr schien vorerst ungefährlich zu sein, zumindest reagierte er nicht so aggressiv wie sein Partner. Maura entschied, ihm gefahrlos den Rücken zudrehen zu können, und wandte sich wieder dem Regal und der Lücke zwischen den Kisten. Mit einer Kugel im Rücken musste sie wohl nicht rechnen – zumindest nicht aus dem Revolver des Verletzten. Er war ihr auf Anhieb deutlich sympathischer, als der andere Mann (was wohl nicht zuletzt an seiner Ähnlichkeit zu ihrem Sohn lag), dennoch verdrehte sie heimlich die Augen, als der Angeschossene ihr empfahl, ‚unten zu bleiben‘. Gott, sie war doch nicht blöd! Natürlich würde sie so lange wie möglich unten bleiben, wenn erst einmal Kugeln flogen, auf ein Loch in der Stirn konnte sie gut verzichten. Bestimmt einer dieser Kerle, die einer Frau rein gar nichts zutrauten. Außerdem – das sagte gerade der Richtige! Der Verletzte sollte besser selbst zusehen, dass er sich schonte. Trotzdem antwortete sie höflich und mit einem falschen Lächeln in der Stimme: „Danke für den Rat, ich werde ihn beherzigen.“ Und Scarface knalle ich ab, wenn er mit zu nahe kommt.
Na, das konnte ja heiter werden.
So ganz wusste Maura noch immer nicht, was sie von der Situation halten sollte, und es nagte an ihr, dass ihr die Einschätzung so schwerfiel. Sie hasste es, im Trüben fischen zu müssen. Durfte sie den beiden Männern wirklich trauen? Besonders der Unverletzte wirkte nicht gerade, als wäre seine Weste blütenweiß. Andererseits – Scarface war wohl eindeutig noch schlimmer. Schweigend kauerte sie sich zwischen die Regale, versuchte, eine einigeraßen gemütliche Hock-Position zu erreichen und hielt durch ihr Guckloch Ausschau nach dem Mörder, aber noch erschien er nicht auf der Bildfläche. Kein gutes Zeichen … der Mann konnte mittlerweile vermutlich überall im Gebäude sein. Womöglich auch genau hinter ihr. Der Gedanke war so plötzlich in ihrem Kopf aufgeflackert, dass sie hastig über die Schulter blickte, nur um festzustellen, dass sie immer noch zu zweit waren. Maura schnaufte leise durch. Diese seltsame Szene ging ihr an die Nieren.
Maura runzelte die Stirn, als der Verletzte plötzlich Anstalten machte, aufzustehen. Was war denn in ihn gefahren? Sie hatte nichts gehört. „Sicher nur eine Ratte. Oder ein Marder“, meinte sie vage, obwohl sie natürlich nicht wusste, was für ein Geräusch der Mann wahrgenommen hatte. Wenn es eine menschliche Stimme gewesen war, lag sie mit ihrer Nager-Theorie jedenfalls falsch. Sie erhob sich und starrte angestrengt in dieselbe Richtung, wie es der Mann tat, aber sie konnte nichts Auffälliges entdecken. Sie setzte ein möglichst mütterliches Lächeln auf. Besser, der Mann beruhigte sich schnell wieder. „Nun setzen Sie sich lieber wieder hin, junger Mann. Das wird ihrer Wunde nicht gerade guttun.“ Ob sie anbieten sollte, nachzuschauen? Der Revolver in ihrer Tasche schien mittlerweile ihren ganzen Mantel nach unten zu ziehen. Dennoch war es ein beruhigendes Gefühl, die Waffe dabeizuhaben. Im schlimmsten Fall würde eine Kugel ihr das Leben retten müssen.
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Re: Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte
Es war eine Sache, sich über einen anstehenden Kampf zu unterhalten und sich darauf vorzubereiten aber eine ganz andere, mitten drin zu sein. Auch wenn Gilbert in Deckung war, so handelte es sich leider nur um eine relative Sicherheit, denn es konnte auch gut sein, dass sich gerade jetzt einer ihrer Feinde von hinten an sie anschlich. Das Norly auch noch die Aufmerksamkeit auf sich und damit auch auf Gilbert und O'Sullivan zog, half nicht dabei, den Maler zu beruhigen. Mehr als angespannt erwartete er also schon den ersten Schuss und dann das folgende Massaker, an dem sich der Ire wohl sehr gerne beteiligen würde.
Solange man ihn nicht dazu zwang, würde er sich auch nicht weiter bewegen. Er würde einfach sagen, dass er der Gruppe den Rücken freihielt, auch wenn das nur zum Teil stimme. Für den Moment zumindest, hielt er sich weiter hinter einem Kistenhaufen geduckt und sah ständig zwischen Norly, dem Iren und ihrem Fluchtweg hin und her. Sollte einer der beiden angeschossen werden, würde Gil ihn zumindest aus dem Schussfeld und in Sicherheit ziehen können.
Solange man ihn nicht dazu zwang, würde er sich auch nicht weiter bewegen. Er würde einfach sagen, dass er der Gruppe den Rücken freihielt, auch wenn das nur zum Teil stimme. Für den Moment zumindest, hielt er sich weiter hinter einem Kistenhaufen geduckt und sah ständig zwischen Norly, dem Iren und ihrem Fluchtweg hin und her. Sollte einer der beiden angeschossen werden, würde Gil ihn zumindest aus dem Schussfeld und in Sicherheit ziehen können.
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Re: Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte
Als Melinda bemerkte, dass ihr Zischen, sei es auch noch so leise gehört worden war, ließ sie erstarren. Sie bewegte sich nicht einen Zentimeter und versuchte so flach wie möglich zu atmen.
Bitte, bitte, bitte, geh weg! Hau ab!
Doch dann trat die alte Schachtel auf den Plan und faselte etwas von Ratten oder Mardern. Ratten. Am helllichten Tag. Das Mütterchen wusste nicht wovon es sprach. Hätte es Melinda gewagt sich zu bewegen, hätte sie vermutlich verächtlich den Kopf geschüttelt und geschnaubt. Stattdessen wurde ihr bewusste, dass die Schrulle vielleicht gerade verhindert hatte das Randy und sie entdeckt wurden, Harry natürlich ebenso. Kein Wunder. In den Augen der Hure, musste die Frau Methusalem den Titel als ältester Mensch der Gesichte streitig machen, dass sie nichts gehört hatte überraschte sie also nicht.
Melindas rechtes Bein begann einzuschlafen und sie hoffte, dass sich bald etwas an der Situation ändern würde.
Was sollte sie nun machen? Sie war völlig ratlos, doch dann kam ihr ein Gedanke. Der Mann der sie gehört hatte, drehte sich immer wieder hin und her und versuchte den Auslöser des Geräusches zu finden. Sie wartete einen passenden Augenblick ab und fischte eine schwere Mutter vom Regal. Sie wartete angespannt, doch noch immer waren die Blicke des Suchenden nicht fokussiert. Sie wartete noch einen Moment ab und warf die Mutter dann soweit sie konnte, quer durch die Halle. Hoffentlich würde das die Aufmerksamkeit ablenken.
Bitte, bitte, bitte, geh weg! Hau ab!
Doch dann trat die alte Schachtel auf den Plan und faselte etwas von Ratten oder Mardern. Ratten. Am helllichten Tag. Das Mütterchen wusste nicht wovon es sprach. Hätte es Melinda gewagt sich zu bewegen, hätte sie vermutlich verächtlich den Kopf geschüttelt und geschnaubt. Stattdessen wurde ihr bewusste, dass die Schrulle vielleicht gerade verhindert hatte das Randy und sie entdeckt wurden, Harry natürlich ebenso. Kein Wunder. In den Augen der Hure, musste die Frau Methusalem den Titel als ältester Mensch der Gesichte streitig machen, dass sie nichts gehört hatte überraschte sie also nicht.
Melindas rechtes Bein begann einzuschlafen und sie hoffte, dass sich bald etwas an der Situation ändern würde.
Was sollte sie nun machen? Sie war völlig ratlos, doch dann kam ihr ein Gedanke. Der Mann der sie gehört hatte, drehte sich immer wieder hin und her und versuchte den Auslöser des Geräusches zu finden. Sie wartete einen passenden Augenblick ab und fischte eine schwere Mutter vom Regal. Sie wartete angespannt, doch noch immer waren die Blicke des Suchenden nicht fokussiert. Sie wartete noch einen Moment ab und warf die Mutter dann soweit sie konnte, quer durch die Halle. Hoffentlich würde das die Aufmerksamkeit ablenken.
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Re: Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte
Sie waren aufgeflogen. Ein Schauer, aber gleichzeitig auch eine gewisse Erregung flutete durch den Körper des Doktors. Er belauschte angespannt das Gespräch zwischen dem Attentäter und seiner mutmaßlichen Komplizin. Seine Uhr tickte schneller. Na schön. Kommt doch. Kommt doch her zu mir.
Er hatte eine ähnliche Position eingenommen wie im Haus der Mauneys, als er den Butler zusammengeschlagen hatte. Auch diesesmal würde er sich nicht scheuen die notwendige Brutalität an den Tag zu legen, um ihre Widersacher niederzustrecken. Besser so, als das wir sie erschießen müssen. Etwas worauf der Ire wohl schon brannte. Nach wie vor war es ihm unverständlich, was der Kerl bei Ihnen zu suchen hatte.
Randolph hatte sich an die Kistenwand neben des Durchgangs gelehnt und umklammerte seinem Stock. Dem Ersten der vorbeikommen würde, würde er mit voller Wucht eins überziehen. So in etwa hatte auch seine Taktik bei diesem Paul ausgesehen. Nun war die Sachlage natürlich etwas anders. Seine Gegner dürften zwar in etwa dieselbe Konstitution haben- ein Verletzter und ein altes Weib- aber er selbst war nicht völlig bei Kräften. Den Schlag würde er vielleicht gut hinbekommen, aber danach sah es nicht sonderlich gut für ihn aus. Es konnte leicht passieren, dass er das Gleichgewicht verlor und für den Rest des Kampfes nicht mehr zu gebrauchen war. Aber in diesem Aspekt musste er wohl auf die Hilfe seiner Gefährten vertrauen.
Aber sie kamen noch nicht. Die Frau schien den Mann wieder beruhigen zu wollen. Sie hatte Melindas Zischen wohl nicht gehört, welches zwar gut gemeint, sich jetzt aber als fatal herausstellte. Nun gut. Randolph würde sich weiterhin bereithalten, falls etwas passierte. Seine grauen Augen wanderten von Melinda zu ihrem namenlosen Führer und wieder zu Melinda. Dann ertönte plötzlich ein Geräusch.
Er hatte eine ähnliche Position eingenommen wie im Haus der Mauneys, als er den Butler zusammengeschlagen hatte. Auch diesesmal würde er sich nicht scheuen die notwendige Brutalität an den Tag zu legen, um ihre Widersacher niederzustrecken. Besser so, als das wir sie erschießen müssen. Etwas worauf der Ire wohl schon brannte. Nach wie vor war es ihm unverständlich, was der Kerl bei Ihnen zu suchen hatte.
Randolph hatte sich an die Kistenwand neben des Durchgangs gelehnt und umklammerte seinem Stock. Dem Ersten der vorbeikommen würde, würde er mit voller Wucht eins überziehen. So in etwa hatte auch seine Taktik bei diesem Paul ausgesehen. Nun war die Sachlage natürlich etwas anders. Seine Gegner dürften zwar in etwa dieselbe Konstitution haben- ein Verletzter und ein altes Weib- aber er selbst war nicht völlig bei Kräften. Den Schlag würde er vielleicht gut hinbekommen, aber danach sah es nicht sonderlich gut für ihn aus. Es konnte leicht passieren, dass er das Gleichgewicht verlor und für den Rest des Kampfes nicht mehr zu gebrauchen war. Aber in diesem Aspekt musste er wohl auf die Hilfe seiner Gefährten vertrauen.
Aber sie kamen noch nicht. Die Frau schien den Mann wieder beruhigen zu wollen. Sie hatte Melindas Zischen wohl nicht gehört, welches zwar gut gemeint, sich jetzt aber als fatal herausstellte. Nun gut. Randolph würde sich weiterhin bereithalten, falls etwas passierte. Seine grauen Augen wanderten von Melinda zu ihrem namenlosen Führer und wieder zu Melinda. Dann ertönte plötzlich ein Geräusch.
Darnamur- Jünger des Pinguins
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