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Götterblut - Kapitel 3: Scarface
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Scáth
Elli
Umbra
7 verfasser
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Re: Götterblut - Kapitel 3: Scarface
Jonathan war froh, dass die Kutschfahrt ohne weitere Probleme von statten gegangen war. Es war ihm zwar etwas unwohl zumute, mit zwei wildfremden (und noch dazu äußerst seltsamen) Personen zu reisen, dennoch überstieg die Neugierde das flaue Gefühl im Magen des Ingenieurs und für einen kurzen Moment freute sich dieser sogar, das Haus von Scarface zu sehen. Es dauerte nicht lange, bis Melinda eine genaue Adresse herausfand. Es erstaunte Jonathan, doch dafür blieb keine Zeit, denn der Gedanke, dass bald Polizisten aufkreuzen könnten, setzte vermutlich nicht nur ihn unter Druck.
Das Haus von Norly erinnerte den jungen Ingenieur an das Haus seiner Eltern, in dem er leider nur sehr kurz aufwachsen konnte. Für einen kurzen Moment versank Jonathan in Gedanken, weswegen er weder auf Randolph, noch auf Melinda reagierte, doch bevor er endgültig in der Melancholie gefangen werden würde, fiel ihm auf, das sich Beiden auf den Weg gemacht hatten um einen neuen Eingang zu finden.
Melinda war die erste, die das Tor zum Hintereingang betrat. Jonathan merkte, wie die Anspannung in ihm stieg. Er konnte sein Herz förmlich schlagen hören und blickte in regelmäßigen Abständen um sich, nur um sicher zu gehen, dass sie nicht verfolgt wurden, oder gar Polizisten auftauchten.
Aufgeregt blickte er Melindas Hand nach, die gerade dabei war die Türklinke nach unten zu drücken.
Das Haus von Norly erinnerte den jungen Ingenieur an das Haus seiner Eltern, in dem er leider nur sehr kurz aufwachsen konnte. Für einen kurzen Moment versank Jonathan in Gedanken, weswegen er weder auf Randolph, noch auf Melinda reagierte, doch bevor er endgültig in der Melancholie gefangen werden würde, fiel ihm auf, das sich Beiden auf den Weg gemacht hatten um einen neuen Eingang zu finden.
Melinda war die erste, die das Tor zum Hintereingang betrat. Jonathan merkte, wie die Anspannung in ihm stieg. Er konnte sein Herz förmlich schlagen hören und blickte in regelmäßigen Abständen um sich, nur um sicher zu gehen, dass sie nicht verfolgt wurden, oder gar Polizisten auftauchten.
Aufgeregt blickte er Melindas Hand nach, die gerade dabei war die Türklinke nach unten zu drücken.
Scáth- Forenzombie
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Re: Götterblut - Kapitel 3: Scarface
Abgeschlossen. Randolph gab ein Grunzen von sich. Jetzt war er den ganzen Weg umsonst gelaufen. Sein Bein protestierte bereits energisch und sehnte sich nach Erholung. Er wandte sich an seine beiden Begleiter: "Ist vielleicht ein geschickter Schlösserknacker unter uns? Ich bezweifele nämlich stark, das wir am Vordereingang einfacher ins Innere gelangen. Und- nun ja: Die Türen einzuschlagen ist nicht gerade der unaufälligste Weg" Hoffnungsvoll blickte er seine Gefährten an. Melinda war zwar in eher zwielichtigem Milieu tätig, aber er war sich nicht sicher warum eine Hure wissen musste, wie man in fremde Häuser einzubrechen hatte. Was Jonathan anging- nun, er hatte keine Ahnung was der Kerl eigentlich beruflich machte.
Der Doktor sah sich auf dem Gelände nach Verwertbarem um. Dabei fiel sein Blick wieder auf den Schuppen. Ob Norly dort seine Leichen versteckt hielt? Neugierig humpelte er auf den Schuppen zu. "Ich bin mal kurz weg. Vielleicht hat Charles dort drinnen ja etwas Nutzvolles gelagert" Die Beiden würden schon einen Moment ohne ihn klar kommen. Das die Tür verschlossen gewesen war, war ohnehin ein Indiz dafür, dass die Polizei noch nicht da war.
Endlich erreichte er den Schuppen. Vielleicht habe ich ja Glück. Nur ein bisschen. Probeweise versuchte der Doktor die Tür zu öffnen.
Der Doktor sah sich auf dem Gelände nach Verwertbarem um. Dabei fiel sein Blick wieder auf den Schuppen. Ob Norly dort seine Leichen versteckt hielt? Neugierig humpelte er auf den Schuppen zu. "Ich bin mal kurz weg. Vielleicht hat Charles dort drinnen ja etwas Nutzvolles gelagert" Die Beiden würden schon einen Moment ohne ihn klar kommen. Das die Tür verschlossen gewesen war, war ohnehin ein Indiz dafür, dass die Polizei noch nicht da war.
Endlich erreichte er den Schuppen. Vielleicht habe ich ja Glück. Nur ein bisschen. Probeweise versuchte der Doktor die Tür zu öffnen.
Zuletzt von Darnamur am Sa Mai 03 2014, 20:10 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
Darnamur- Jünger des Pinguins
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Re: Götterblut - Kapitel 3: Scarface
Tatsächlich hatte Randolph Glück und der Schuppen war, im Gegensatz zum Hintereingang des Hauses, nicht abgesperrt. Mit einem leisen Knarzen schwang die mit eisernen Scharnieren beschlagene Holztür auf. Als der Chirurg eintrat, umgab ihn trockene, nach Erde, Holz und Staub riechende Luft. Licht, das durch die mit Spinnenweben behängten Fenster des Schuppens fiel, offenbarte einen vollgestellten Innenraum. Auf den ersten Blick war der Schuppen nichts Anderes als ein Schuppen, aber wenn der Doktor möglicherweise Ordnung erwartet hatte, wurde diese Erwartung nicht erfüllt.
An einer Wand war Brennholz aufgestapelt, die anderen Wände, wie auch ein nicht unerheblicher Teil der übrigen „freien“ Fläche, waren mit Regalen und Kisten zugestellt. Auf einer Werkbank häufte sich in einem wirren Chaos Werkzeug und kleine Pappkisten mit Kleinteilen wie Nägeln, und überall, wo Platz dafür übrig war, waren Gartengeräte zu finden. Besen, Harken, Rechen, Schaufeln, Sägen, Äxte – wovon eine in einem dicken Stück Baumstamm steckte, das allerdings wohl nicht vor Ort im Schuppen als Hackblock dienen konnte, sondern aufgrund hier herrschenden Platzmangels zum Holzscheiteschlagen auf den Hof geschafft werden müsste. Die Schiebetore, die zum Hinterhof führten, dienten wohl dem Zweck, dies und andere Arbeiten zu erleichtern, indem nicht alle Gerätschaften durch die schmale Tür befördert werden mussten, durch die Randolph zuvor in den Schuppen gelangt war.
Er merkte, dass der Boden aus festgetretener Erde leicht uneben war, als er weiter in den Schuppen hineinhumpelte, um sich ein komplettes Bild machen zu können. An der Decke war, scheinbar um weiteren Stauraum zu schaffen, ein Fischernetz befestigt worden, an dem an Haken Dinge hingen, die von Hämmern, über Sicheln bis hin zu getrockneten Pflanzenbündeln reichten. Im Schuppen lagerten Dachziegel, die vielleicht der Reserve dienten, Holzlatten und -bretter und sogar Ziegelsteine. Randolph konnte mehrere aufgerollte Schnüre und Seile ausmachen, darunter war sogar ein dickes Tau, das einem Seemann möglicherweise Freude bereitet hätte. Aber auch ein alter Sattel aus dunklem, schon sprödem Leder ruhte inmitten all der anderen Dinge auf einem raumtrennenden Geländer zwischen zwei Stützbalken. Scheinbar hatte der Erbauer dieses Schuppens ursprünglich Werkzeug- und Rohstofflagerbereich voneinander separieren wollen, wovon im Moment nicht allzu viel zu sehen war. Das zum Sattel passende Zaumzeug dazu hing ein einem rostigen Nagel an der nächstgelegenen Wand, direkt neben einem, auf eine kunstvolle verzierte Holzplatte gesetzten, Hirschschädel mit verstaubtem Geweih. Ein mindestens genauso alter, etwas verwitterter Cricketschläger lehnte zusammen mit einem einzelnen Paddel in einer Ecke.
Bis auf eine am Boden liegende Gewehrpatrone, gegen die Randolph trat und die mit einem metallischen Klingen auf sich aufmerksam machte, ließ in diesem Schuppen nichts darauf schließen, dass hier etwas möglicherweise Ungewöhnliches vorgefallen sein mochte, das Scarfaces Ruf hätte gerecht werden können. Wären hier Leichen versteckt gewesen, hätte die Polizei sie mit Sicherheit schon entdeckt und entfernt. Der Geruch Verwesung oder der Anblick von schauderlichen Blutflecken waren jedenfalls nicht auszumachen. Für ein Mitglied der Presse wäre diese Erkenntnis mit Sicherheit enttäuschend gewesen.
An einer Wand war Brennholz aufgestapelt, die anderen Wände, wie auch ein nicht unerheblicher Teil der übrigen „freien“ Fläche, waren mit Regalen und Kisten zugestellt. Auf einer Werkbank häufte sich in einem wirren Chaos Werkzeug und kleine Pappkisten mit Kleinteilen wie Nägeln, und überall, wo Platz dafür übrig war, waren Gartengeräte zu finden. Besen, Harken, Rechen, Schaufeln, Sägen, Äxte – wovon eine in einem dicken Stück Baumstamm steckte, das allerdings wohl nicht vor Ort im Schuppen als Hackblock dienen konnte, sondern aufgrund hier herrschenden Platzmangels zum Holzscheiteschlagen auf den Hof geschafft werden müsste. Die Schiebetore, die zum Hinterhof führten, dienten wohl dem Zweck, dies und andere Arbeiten zu erleichtern, indem nicht alle Gerätschaften durch die schmale Tür befördert werden mussten, durch die Randolph zuvor in den Schuppen gelangt war.
Er merkte, dass der Boden aus festgetretener Erde leicht uneben war, als er weiter in den Schuppen hineinhumpelte, um sich ein komplettes Bild machen zu können. An der Decke war, scheinbar um weiteren Stauraum zu schaffen, ein Fischernetz befestigt worden, an dem an Haken Dinge hingen, die von Hämmern, über Sicheln bis hin zu getrockneten Pflanzenbündeln reichten. Im Schuppen lagerten Dachziegel, die vielleicht der Reserve dienten, Holzlatten und -bretter und sogar Ziegelsteine. Randolph konnte mehrere aufgerollte Schnüre und Seile ausmachen, darunter war sogar ein dickes Tau, das einem Seemann möglicherweise Freude bereitet hätte. Aber auch ein alter Sattel aus dunklem, schon sprödem Leder ruhte inmitten all der anderen Dinge auf einem raumtrennenden Geländer zwischen zwei Stützbalken. Scheinbar hatte der Erbauer dieses Schuppens ursprünglich Werkzeug- und Rohstofflagerbereich voneinander separieren wollen, wovon im Moment nicht allzu viel zu sehen war. Das zum Sattel passende Zaumzeug dazu hing ein einem rostigen Nagel an der nächstgelegenen Wand, direkt neben einem, auf eine kunstvolle verzierte Holzplatte gesetzten, Hirschschädel mit verstaubtem Geweih. Ein mindestens genauso alter, etwas verwitterter Cricketschläger lehnte zusammen mit einem einzelnen Paddel in einer Ecke.
Bis auf eine am Boden liegende Gewehrpatrone, gegen die Randolph trat und die mit einem metallischen Klingen auf sich aufmerksam machte, ließ in diesem Schuppen nichts darauf schließen, dass hier etwas möglicherweise Ungewöhnliches vorgefallen sein mochte, das Scarfaces Ruf hätte gerecht werden können. Wären hier Leichen versteckt gewesen, hätte die Polizei sie mit Sicherheit schon entdeckt und entfernt. Der Geruch Verwesung oder der Anblick von schauderlichen Blutflecken waren jedenfalls nicht auszumachen. Für ein Mitglied der Presse wäre diese Erkenntnis mit Sicherheit enttäuschend gewesen.
Umbra- Tiefseemonster
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Re: Götterblut - Kapitel 3: Scarface
Schade. Randolph konnte an dem gesamten Fundus nichts wirklich Spektakuläres entdecken. Es wäre ja aber auch wirklich dämlich, irgendetwas Verräterisches hier offen herumliegen zu lassen. Nun ja, musste mit dem arbeiten, was man hatte.
Welche Schlüsse ließen diese Sachen auf Norlys Persönlichkeit zu? Nun, der Hirschschädel zeugte wohl von einer gewissen Zuneigung zum Jagdsport. Der Sattel und der Cricket Schläger deuteten auf weitere Hobbys hin. Randolph gähnte herzhaft. Das war doch wirklich ziemlich nutzlos. Außerdem wusste er noch nicht mal, ob die Sachen Norly selbst gehörten.
Er sollte sich lieber überlegen, was von den Gerätschaften hier ihnen in der aktuellen Situation weiterhelfen könnte. Der Doktor unterzog das reichhaltige Sortiment einer Musterung: Sie könnten mit einer Axt die Tür einschlagen, sich mit einer Säge einen Weg ins Innere bahnen, mit einer Schaufel einen Tunnel graben…
Um ehrlich zu sein konnte er nichts entdecken, was im Moment irgendwie nützlich sein könnte. Das Alles hier war nichts anderes, als eine Anhäufung standardmäßiger Werkzeuge. Auch die Sachen, die über ihm an dem Fischernetz befestigt worden waren, wirkten nicht sehr hilfreich: Hämmer, Sicheln, Norlys Drogen. Insgesamt ziemlich ernüchternd für den Doktor.
Es war tatsächlich so, das in diesem Schuppen genau das war, was man in einem Schuppen erwarten konnte. Das Außergewöhnlichste in dem Raum war wohl die Gewehrpatrone, auf die er vorher aus Versehen getreten war.
Er warf einen argwöhnischen Blick auf die Kisten, die sich in ein paar Regalen stapelten. Ob es wert war einen Blick zu riskieren? Er entschied sich kurz hineinzusehen und dann wieder ins Freie zu Jonathan und Melinda zurückzukehren, die ihn bestimmt schon aufs Sehnlichste vermissten.
Welche Schlüsse ließen diese Sachen auf Norlys Persönlichkeit zu? Nun, der Hirschschädel zeugte wohl von einer gewissen Zuneigung zum Jagdsport. Der Sattel und der Cricket Schläger deuteten auf weitere Hobbys hin. Randolph gähnte herzhaft. Das war doch wirklich ziemlich nutzlos. Außerdem wusste er noch nicht mal, ob die Sachen Norly selbst gehörten.
Er sollte sich lieber überlegen, was von den Gerätschaften hier ihnen in der aktuellen Situation weiterhelfen könnte. Der Doktor unterzog das reichhaltige Sortiment einer Musterung: Sie könnten mit einer Axt die Tür einschlagen, sich mit einer Säge einen Weg ins Innere bahnen, mit einer Schaufel einen Tunnel graben…
Um ehrlich zu sein konnte er nichts entdecken, was im Moment irgendwie nützlich sein könnte. Das Alles hier war nichts anderes, als eine Anhäufung standardmäßiger Werkzeuge. Auch die Sachen, die über ihm an dem Fischernetz befestigt worden waren, wirkten nicht sehr hilfreich: Hämmer, Sicheln, Norlys Drogen. Insgesamt ziemlich ernüchternd für den Doktor.
Es war tatsächlich so, das in diesem Schuppen genau das war, was man in einem Schuppen erwarten konnte. Das Außergewöhnlichste in dem Raum war wohl die Gewehrpatrone, auf die er vorher aus Versehen getreten war.
Er warf einen argwöhnischen Blick auf die Kisten, die sich in ein paar Regalen stapelten. Ob es wert war einen Blick zu riskieren? Er entschied sich kurz hineinzusehen und dann wieder ins Freie zu Jonathan und Melinda zurückzukehren, die ihn bestimmt schon aufs Sehnlichste vermissten.
Darnamur- Jünger des Pinguins
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Re: Götterblut - Kapitel 3: Scarface
Unwillig verzog Melinda das Gesicht, als die Türklinke nicht nachgab. Natürlich war abgeschlossen, ehrlich gesagt, hatte sie mit nichts anderem gerechnet, aber ein bisschen hoffen durfte man ja schließlich.
Hoffnung? Wofür hast du denn Hoffnung in den Knochen? Bist du nicht schon oft genug verletzt worden? Oft genug auf die Fresse geflogen? Hör' doch auf. Thihihi.
Melinda seufzte und ging einige Schritte zurück zu dem Schuppen in den Randy verschwunden war. Durch den Spalt in der Tür sah sie sich die Gerätschaften an, die sie erkennen konnte. Für ihren Teil konnte sie nichts Interessantes entdecken und ihr Interesse war sofort erloschen.
“Was interessantes entdecken können, Randy?“
Ohne auf eine Antwort zu warten, die sie ja doch schon kannte, ging sie zurück zur Tür und musterte sie verstimmt.
Vielleicht hatte Norly ja irgendwo einen Schlüssel versteckt und man musste ihn nur finden. Daran glaubte sie aber nicht.
Einen Versuch die Tür aufzubekommen, würde es wohl nicht schaden. Sie ging in die Hocke und zog sich eine Haarnadel aus ihrer Frisur. Entschlossen stocherte sie mit dem kleinen Metallgegenstand in dem Schloss herum – ohne jeden Erfolg.
Sie stand auf und blickte zu Jonathan. “Wie sieht es mit deinen Einbruchskünsten aus John-Boy?“
Einen Augenblick blickte sie auf die verschlossene Türe und fasste einen Entschluss. Wenn es nicht gelingen würde, in das Haus hineinzukommen, brauchte sie eben Informationen wo sie den Schlüssel finden würde. Die Info hatte Charles.
Einem glücklichen Zufall – oder war es eine Vorahnung gewesen? – wegen hatte sie die gefundene Nonnentracht in ihrem Gepäck verstaut. Wer konnte schon einer Geistlichen einen Besuch bei einem Gefangenen verwehren? Ein leises Lächeln huschte über ihr Gesicht. Hier war sie nicht bekannt und eines der wenigen klaren Merkmale an ihr, dass auch die Grenzen der Londoner Polizei überschritten haben könnte, nämlich ihre graue Strähne, wäre unter dem Schleier mehr als leicht zu verstecken.
Ja, das war ein Plan wie er ihr gefiel.
Hoffnung? Wofür hast du denn Hoffnung in den Knochen? Bist du nicht schon oft genug verletzt worden? Oft genug auf die Fresse geflogen? Hör' doch auf. Thihihi.
Melinda seufzte und ging einige Schritte zurück zu dem Schuppen in den Randy verschwunden war. Durch den Spalt in der Tür sah sie sich die Gerätschaften an, die sie erkennen konnte. Für ihren Teil konnte sie nichts Interessantes entdecken und ihr Interesse war sofort erloschen.
“Was interessantes entdecken können, Randy?“
Ohne auf eine Antwort zu warten, die sie ja doch schon kannte, ging sie zurück zur Tür und musterte sie verstimmt.
Vielleicht hatte Norly ja irgendwo einen Schlüssel versteckt und man musste ihn nur finden. Daran glaubte sie aber nicht.
Einen Versuch die Tür aufzubekommen, würde es wohl nicht schaden. Sie ging in die Hocke und zog sich eine Haarnadel aus ihrer Frisur. Entschlossen stocherte sie mit dem kleinen Metallgegenstand in dem Schloss herum – ohne jeden Erfolg.
Sie stand auf und blickte zu Jonathan. “Wie sieht es mit deinen Einbruchskünsten aus John-Boy?“
Einen Augenblick blickte sie auf die verschlossene Türe und fasste einen Entschluss. Wenn es nicht gelingen würde, in das Haus hineinzukommen, brauchte sie eben Informationen wo sie den Schlüssel finden würde. Die Info hatte Charles.
Einem glücklichen Zufall – oder war es eine Vorahnung gewesen? – wegen hatte sie die gefundene Nonnentracht in ihrem Gepäck verstaut. Wer konnte schon einer Geistlichen einen Besuch bei einem Gefangenen verwehren? Ein leises Lächeln huschte über ihr Gesicht. Hier war sie nicht bekannt und eines der wenigen klaren Merkmale an ihr, dass auch die Grenzen der Londoner Polizei überschritten haben könnte, nämlich ihre graue Strähne, wäre unter dem Schleier mehr als leicht zu verstecken.
Ja, das war ein Plan wie er ihr gefiel.
Elli- Piratenpinguin
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Re: Götterblut - Kapitel 3: Scarface
Gilbert lächelte gewinnend und sah den Mörder herausfordernd an. Er musste sein Selbstbewusstsein noch nicht einmal spielen, er wusste das er gut war und tatsächlich ein Talent zum Malen besaß. Wie sonst konnte man erklären, das sich seine Bilder so gut verkaufen ließen, obwohl es durch die fehlende Einnahme seines Medikamentes des Öfteren zu Problemen kam? Bisher konnte er fast ausschließlich von seiner Malerei leben und es würde nicht lange dauern, bis er auf die Unterstützung seiner Mutter verzichten könnte. "Ich habe noch nie Portraits gemalt und ich weiß nicht, ob ich damit anfangen möchte, indem ich Sie male." Es war viel mehr eine Feststellung als ein weiterer Versuch den Mann zu provozieren und zu ärgern. Gil wollte keine Portraits malen – ihm lag es viel mehr an der eingefangenen Dynamik einer bestimmten Szene. Dabei war egal ob es sich um eine Szene der Natur oder der Stadt handelte. "Verstehen sie mich bitte nicht falsch aber ich sehe das ähnlich wie Sie. Menschen die es notwendig haben ein Portrait von sich anfertigen zu lassen, neigen zur Selbstüberschätzung und sind oft eingebildet, egoistisch oder beides. Leider sind viele Kunstinteressierte solche Personen. Es ist schon genug, wenn ich mich mit ihnen treffen muss, da muss ich sie nicht auch noch stundenlang zeichnen."
Er lächelte ehrlich und ließ sich den Gesprächsverlauf der letzten Minuten noch einmal durch den Kopf gehen. Er versuchte die Ketten zu lockern und sich etwas zu bewegen. So langsam wurde die Fahrt ungemütlich und Gil hoffte bald anzukommen, damit er endlich wieder einige Freiheiten hatte. Scarface würde allerdings kaum in den Genuss dieser Freiheit kommen. Das Angebot auf ein weiteres Treffen schlug der Maler lachend ab. "Danke aber ich halte das so wie Sie. Ich unterhalte mich mit Ihnen, weil ich die Gelegenheit nutzen möchte und mich nicht langweilen will. Das heißt aber nicht, dass ich mich nach dieser Fahrt noch weiter in Ihrer Nähe aufhalten oder mit Ihnen reden möchte. Drohung hin oder her, wie ich bereits sagte, habe ich keine Angst vor Ihnen." Das entsprach nicht ganz der Wahrheit aber zumindest zum Teil. Gil war selbst ein Mörder und hatte viel mehr Angst vor sich selbst, als vor anderen Menschen. Das was er getan hatte und noch tun konnte, ließ ihn Nachts erzittern. Er zuckte mit den Schultern als er für den Grund der "freiwilligen Festnahme" nachdachte. "Ich glaube es waren Fünf bewaffnete Polizisten, wenn ich mich recht erinnere. Selbst wenn sie entkommen wären – und das kann man nicht mit Sicherheit sagen, denn ein Treffer mit einem der Revolver hätte sicherlich auch einen Überlebenskünstler wie Sie außer Gefecht gesetzt – dann wäre eine Verfolgungsjagd ausgebrochen. Sowohl die Polizei, als auch Scotland Yard hätten nicht gezögert alle freien Männer nach ihnen suchen zu lassen – inklusive Suchhunden."
Es war natürlich nicht sicher wie das ganze ausgegangen wäre. In wilden Spekulationen und Hoffnungen konnte man sich schnell verlieren. viel wichtiger war es, sich auf die momentane Situation und nicht auf das Hätte-sein-können zu konzentrieren. Ehrlich gesagt wusste Gilbert nicht, wieso der Mann immer noch auf seine Unschuld plädierte. Mit der Zeit fing es an zu nerven aber vielleicht hatte der Mann eine Art psychischer Störung, in der er sich an seine Taten nicht mehr erinnerte und deshalb wirklich glaubte, nicht der Mörder zu sein. Es war nur ein kläglicher Versuch dieses Verhalten zu erklären und das er tatsächlich nicht der Mörder war, hielt Gil für ausgeschlossen. "Ich werde der Polizei nur die Wahrheit erzählen. Erstens bin ich kein Lügner und zweitens sollte die Beweislast bereits vollkommen ausreichend sein, das kein Zweifel entsteht. Außerdem werde ich der Polizei auch eine persönliche Einschätzung zukommen lassen. Auch wenn ich bezweifle, das sie auf irgendeine Art und Weise entkommen können, so werde ich den Polizisten raten, die Sicherheitsmaßnahmen deutlich zu erhöhen. Ob sie nun ein Mörder sind oder nicht – woran ich keinen Zweifel habe – ist in diesem Fall egal. Sie sind gerissen und intelligent, das muss man Ihnen lassen und deshalb werde ich dafür sorgen, das Sie in die tiefste und dunkelste Zelle gesperrt werden, die zur Verfügung steht." In gewisser Weise hatte er dem Mörder gerade ein Kompliment gemacht aber wieso auch nicht? Wie er bereits selbst gesagt hatte, war das vielleicht das letzte Gespräch, das er führte. Er war zwar ein Mörder aber immer noch in irgendeiner Weise ein Mensch.
Er lächelte ehrlich und ließ sich den Gesprächsverlauf der letzten Minuten noch einmal durch den Kopf gehen. Er versuchte die Ketten zu lockern und sich etwas zu bewegen. So langsam wurde die Fahrt ungemütlich und Gil hoffte bald anzukommen, damit er endlich wieder einige Freiheiten hatte. Scarface würde allerdings kaum in den Genuss dieser Freiheit kommen. Das Angebot auf ein weiteres Treffen schlug der Maler lachend ab. "Danke aber ich halte das so wie Sie. Ich unterhalte mich mit Ihnen, weil ich die Gelegenheit nutzen möchte und mich nicht langweilen will. Das heißt aber nicht, dass ich mich nach dieser Fahrt noch weiter in Ihrer Nähe aufhalten oder mit Ihnen reden möchte. Drohung hin oder her, wie ich bereits sagte, habe ich keine Angst vor Ihnen." Das entsprach nicht ganz der Wahrheit aber zumindest zum Teil. Gil war selbst ein Mörder und hatte viel mehr Angst vor sich selbst, als vor anderen Menschen. Das was er getan hatte und noch tun konnte, ließ ihn Nachts erzittern. Er zuckte mit den Schultern als er für den Grund der "freiwilligen Festnahme" nachdachte. "Ich glaube es waren Fünf bewaffnete Polizisten, wenn ich mich recht erinnere. Selbst wenn sie entkommen wären – und das kann man nicht mit Sicherheit sagen, denn ein Treffer mit einem der Revolver hätte sicherlich auch einen Überlebenskünstler wie Sie außer Gefecht gesetzt – dann wäre eine Verfolgungsjagd ausgebrochen. Sowohl die Polizei, als auch Scotland Yard hätten nicht gezögert alle freien Männer nach ihnen suchen zu lassen – inklusive Suchhunden."
Es war natürlich nicht sicher wie das ganze ausgegangen wäre. In wilden Spekulationen und Hoffnungen konnte man sich schnell verlieren. viel wichtiger war es, sich auf die momentane Situation und nicht auf das Hätte-sein-können zu konzentrieren. Ehrlich gesagt wusste Gilbert nicht, wieso der Mann immer noch auf seine Unschuld plädierte. Mit der Zeit fing es an zu nerven aber vielleicht hatte der Mann eine Art psychischer Störung, in der er sich an seine Taten nicht mehr erinnerte und deshalb wirklich glaubte, nicht der Mörder zu sein. Es war nur ein kläglicher Versuch dieses Verhalten zu erklären und das er tatsächlich nicht der Mörder war, hielt Gil für ausgeschlossen. "Ich werde der Polizei nur die Wahrheit erzählen. Erstens bin ich kein Lügner und zweitens sollte die Beweislast bereits vollkommen ausreichend sein, das kein Zweifel entsteht. Außerdem werde ich der Polizei auch eine persönliche Einschätzung zukommen lassen. Auch wenn ich bezweifle, das sie auf irgendeine Art und Weise entkommen können, so werde ich den Polizisten raten, die Sicherheitsmaßnahmen deutlich zu erhöhen. Ob sie nun ein Mörder sind oder nicht – woran ich keinen Zweifel habe – ist in diesem Fall egal. Sie sind gerissen und intelligent, das muss man Ihnen lassen und deshalb werde ich dafür sorgen, das Sie in die tiefste und dunkelste Zelle gesperrt werden, die zur Verfügung steht." In gewisser Weise hatte er dem Mörder gerade ein Kompliment gemacht aber wieso auch nicht? Wie er bereits selbst gesagt hatte, war das vielleicht das letzte Gespräch, das er führte. Er war zwar ein Mörder aber immer noch in irgendeiner Weise ein Mensch.
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Re: Götterblut - Kapitel 3: Scarface
"Na, dann wollen wir doch mal sehen...", murmelte Jonathan, während er Melinda die Haarklammer aus der Hand nahm und sich vor das Schlüsselloch kniete. Er untersuchte es kurz und erhaschte mit einem Auge kurz einen Blick in das Innere des Systems, ehe er es(zunächst etwas unbeholfen) mit der Haarklammer auszutricksen versuchte. Jedoch nicht mit dem erwünschten Erfolg.
"Tja", seufzte Jonathan und richtete sich wieder auf, als auch er es nicht schaffte das Schloss der Tür zu knacken. Vermutlich hatte Norly persönlich dafür gesorgt, dass das nicht so einfach wäre.
"Vermutlich müssten wir die Tür aufbrechen, um hinein zu gelangen. Das wäre allerdings etwas auffällig...genau so, wie durch ein Fenster zu steigen", sprach er, während er das Haus noch ein wenig betrachtete.
"Tja", seufzte Jonathan und richtete sich wieder auf, als auch er es nicht schaffte das Schloss der Tür zu knacken. Vermutlich hatte Norly persönlich dafür gesorgt, dass das nicht so einfach wäre.
"Vermutlich müssten wir die Tür aufbrechen, um hinein zu gelangen. Das wäre allerdings etwas auffällig...genau so, wie durch ein Fenster zu steigen", sprach er, während er das Haus noch ein wenig betrachtete.
Scáth- Forenzombie
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Re: Götterblut - Kapitel 3: Scarface
Wie erwartet, befand sich in den Kisten nur Müll. Verpackungsmaterial- Zeitungspapier und Sägespäne. Noch ein wenig Werkzeuge, einige hässliche Spielzeuge und weiterer unbedeutendes Zeug, das ihnen auf keinen Fall weiterhelfen würde. Seufzend trottete er aus dem Schuppen heraus. "Hier ist schon einmal nichts Besonderes.", teilte er den anderen mit. Wie erwartet mühten sie sich immer noch an der dämlichen Haustür ab. Melinda schien kein Erfolg gegönnt zu sein und nun versuchte Jonathan sein Glück. Nun, welchen Beruf auch immer der Bursche ausüben mochte, im Schlösserknacken schien er ebenfalls nicht mehr talentiert zu sein, als ein Chirurg oder eine Prostituierte.
Die Tür einzuschlagen war allerdings keine Option. Auch wenn es möglicherweise niemand mitbekam, so würde ein Vorbeigehender doch sehr leicht die Verwüstung erkennen können. Und vermutlich würden sie diese Unterkunft schon ein, zwei Tage benutzen wollen, je nach Situation. Außerdem- so einfach ihren Standort preiszugeben wäre sehr dumm und gefährlich. Er vermutete ohnehin, dass die Polizei noch vorbeikommen würde. Wenn sie eine zerstörte Türe vorfinden würden, wären sie schon einmal gewarnt, dass sich dort drinnen jemand befindet.
"Nein, Jonathan. Es muss noch eine andere Möglichkeit geben. Es gibt immer eine andere Möglichkeit…“ Randolph überlegte fieberhaft, während seine Augen über das einstmals prächtige und immer noch beeindruckende Haus wanderten. Zwei Haustüren. Fenster. Gab es einen anderen Weg ins Innere? Sein Blick wanderte über die Balkone. Im ersten Stock. Vielleicht drei Meter vom Erdboden entfernt. Ihm kam eine Idee.
"Da fällt mir gerade etwas ein. Ich habe im Schuppen ein paar Seile gefunden. Die meisten sollten das Gewicht eines stämmigen Mannes locker tragen können. Mit dem Werkzeug dort drinnen ließe sich sicher eine Art Wurfanker konstruieren. Was meinst du Jonathan? Traust du es dir zu, auf einen dieser Balkone klettern zu können? Ich kann mir vorstellen, dass dort vielleicht ein leichterer Weg ins Innere des Hauses zu finden sein wird.“
Die Tür einzuschlagen war allerdings keine Option. Auch wenn es möglicherweise niemand mitbekam, so würde ein Vorbeigehender doch sehr leicht die Verwüstung erkennen können. Und vermutlich würden sie diese Unterkunft schon ein, zwei Tage benutzen wollen, je nach Situation. Außerdem- so einfach ihren Standort preiszugeben wäre sehr dumm und gefährlich. Er vermutete ohnehin, dass die Polizei noch vorbeikommen würde. Wenn sie eine zerstörte Türe vorfinden würden, wären sie schon einmal gewarnt, dass sich dort drinnen jemand befindet.
"Nein, Jonathan. Es muss noch eine andere Möglichkeit geben. Es gibt immer eine andere Möglichkeit…“ Randolph überlegte fieberhaft, während seine Augen über das einstmals prächtige und immer noch beeindruckende Haus wanderten. Zwei Haustüren. Fenster. Gab es einen anderen Weg ins Innere? Sein Blick wanderte über die Balkone. Im ersten Stock. Vielleicht drei Meter vom Erdboden entfernt. Ihm kam eine Idee.
"Da fällt mir gerade etwas ein. Ich habe im Schuppen ein paar Seile gefunden. Die meisten sollten das Gewicht eines stämmigen Mannes locker tragen können. Mit dem Werkzeug dort drinnen ließe sich sicher eine Art Wurfanker konstruieren. Was meinst du Jonathan? Traust du es dir zu, auf einen dieser Balkone klettern zu können? Ich kann mir vorstellen, dass dort vielleicht ein leichterer Weg ins Innere des Hauses zu finden sein wird.“
Darnamur- Jünger des Pinguins
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Re: Götterblut - Kapitel 3: Scarface
Doch noch ehe Jonathan Randolphs neuen Plan ausführen oder sich andere Ideen auftaten, die ein möglichst unauffälligen Einbrechen in das Haus ermöglicht hätten, wurden jegliche Versuche erst einmal im Keim erstickt. Denn wie sich herausstellte, war die Anwesenheit der beiden und ihrer Begleiterin Melinda nicht so unbemerkt geblieben, wie sie es sich gewünscht hatten. Leise gewesen waren sie nicht gerade, und genau das war auch wahrscheinlich der Grund, warum mit einem Mal ein Mann vor ihnen stand. Offenbar war er außen um das Haus herumgegangen – vielleicht hatte er es ja sogar zuvor durch die Vordertür verlassen –, um zum Hinterhof zu gelangen. Es war ein älterer Herr mit (wo noch vorhanden) schlohweißem, kurzem Haar und einem von faltigen, glattrasierten Zügen geprägtem Gesicht. Sein brauner Filzmantel reichte ihm fast bis zu den Knien – er hatte ihn sich vermutlich nur rasch übergezogen, ohne ihn zu schließen – und darunter waren Hemd, Weste und eine Anzugshose zu erkennen. Mitte sechzig war er gewiss schon, dabei jedoch nicht bereits klapprig, sondern er trat mit der Selbstsicherheit und Agilität eines jungen Mannes um die Hausecke, und das Gewehr, das er nicht angelegt, aber dennoch schussbereit in seinem Händen bei sich trug, ließen zusammen mit seiner ernsten Mimik und den Worten, die er an die ungebetenen Gäste richtete, den Schluss zu, dass er nicht gekommen war, um sie willkommen zu heißen.
Der Mann hielt bewusst Abstand.
„Was glauben Sie, was Sie hier treiben? Sie haben hier nichts zu suchen. Verschwinden Sie sofort von diesem Grundstück, sonst werde ich Ihnen Beine machen!“
Auffordernd nickte er in Richtung Hintertor, durch das Melinda, Randolph und Jonathan auf den Hinterhof gelangt waren, wobei seine blassblauen, mit buschigen Brauen besetzten Augen die ihm Fremden misstrauisch, aber doch interessiert musterten und nicht aus dem Blick ließen. Die Ansage war eindeutig, und obwohl er sie noch nicht damit untermauerte, dass er den Lauf des Gewehres auf einen der versuchten Einbrecher richtete, machte der Tonfall in seiner Stimme deutlich, dass er keinen Widerspruch hören wollte.
Der Mann hielt bewusst Abstand.
„Was glauben Sie, was Sie hier treiben? Sie haben hier nichts zu suchen. Verschwinden Sie sofort von diesem Grundstück, sonst werde ich Ihnen Beine machen!“
Auffordernd nickte er in Richtung Hintertor, durch das Melinda, Randolph und Jonathan auf den Hinterhof gelangt waren, wobei seine blassblauen, mit buschigen Brauen besetzten Augen die ihm Fremden misstrauisch, aber doch interessiert musterten und nicht aus dem Blick ließen. Die Ansage war eindeutig, und obwohl er sie noch nicht damit untermauerte, dass er den Lauf des Gewehres auf einen der versuchten Einbrecher richtete, machte der Tonfall in seiner Stimme deutlich, dass er keinen Widerspruch hören wollte.
Umbra- Tiefseemonster
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Re: Götterblut - Kapitel 3: Scarface
Randolph merkte gerade, dass sein Plan eine ziemliche Lücke beinhaltete. Es war noch hell und es würde wohl ziemlich auffällig sein, wenn jemand von ihnen einen der Balkone erklomm. Nun ja, jetzt galt es erst einmal ein anderes Problem zu lösen. Er musterte den Mann unauffällig, während er träge ein paar Schritte in seine Richtung humpelte. Das Gewehr war schon etwas beunruhigend. Zum Glück oder auch zu ihrem Pech wirkte es so, als wäre der Greis noch durchaus Herr seiner Sinne. Alter Körper, aber scharfer Geist.
Was war also zu tun? Es stand fest, dass er sich rasch auf eine Vorgehensweise entscheiden müsste, damit es nicht zu auffällig wirkte.
Der Doktor wandte sich mit erstauntem Gesichtsausdruck an den Fremden. "Guten Tag, werter Herr! Ich bitte um Verzeihung, ich wusste nicht das dies euer Grundstück ist. Selbstverständlich werden wir sofort von hier verschwinden. Komm, Theresa." Er nickte Jonathan zu. "Ed!"
Was war also zu tun? Es stand fest, dass er sich rasch auf eine Vorgehensweise entscheiden müsste, damit es nicht zu auffällig wirkte.
Der Doktor wandte sich mit erstauntem Gesichtsausdruck an den Fremden. "Guten Tag, werter Herr! Ich bitte um Verzeihung, ich wusste nicht das dies euer Grundstück ist. Selbstverständlich werden wir sofort von hier verschwinden. Komm, Theresa." Er nickte Jonathan zu. "Ed!"
Darnamur- Jünger des Pinguins
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Re: Götterblut - Kapitel 3: Scarface
Ist denn das zu fassen? Gesuchter Serienmörder und hat 'nen Butler! Ich packs nicht!
Melinda war gelinde gesagt mehr als überrascht, als der ältere Mann auf der Bildfläche erschien. Doch bevor sie auch nur dazu kommen konnte zu reagieren, übernahm Randy das Zepter und forderte sie, auch wenn mit anderem Namen, auf das Gelände zu verlassen. Die Hure hielt von dem Vorschlag reichlich wenig. Immerhin war dieser Mann mit Sicherheit Norlys Angestellter und könnte hilfreich sein. Also bewegte sie sich erst einmal nicht und blickte lediglich zu Termaine herüber. Sie wollte einen Versuch unternehmen. Kannte der alte Zausel Charles, wusste er mit hoher Wahrscheinlichkeit auch Dinge, die nur wenige wussten. Ein paar dieser Infos hatte sie glücklicherweise von Humpty Dumpty erfahren und setzte alles auf eine Karte.
"Aber sicher Timothy. Wir wollen doch nicht, dass die Royal Geographical Society oder gar die British Army auf den Plan gerufen wird."
Es würde sich zeigen, ob das Gegenüber wirklich ein Vertrauter Charles war.
Melinda war gelinde gesagt mehr als überrascht, als der ältere Mann auf der Bildfläche erschien. Doch bevor sie auch nur dazu kommen konnte zu reagieren, übernahm Randy das Zepter und forderte sie, auch wenn mit anderem Namen, auf das Gelände zu verlassen. Die Hure hielt von dem Vorschlag reichlich wenig. Immerhin war dieser Mann mit Sicherheit Norlys Angestellter und könnte hilfreich sein. Also bewegte sie sich erst einmal nicht und blickte lediglich zu Termaine herüber. Sie wollte einen Versuch unternehmen. Kannte der alte Zausel Charles, wusste er mit hoher Wahrscheinlichkeit auch Dinge, die nur wenige wussten. Ein paar dieser Infos hatte sie glücklicherweise von Humpty Dumpty erfahren und setzte alles auf eine Karte.
"Aber sicher Timothy. Wir wollen doch nicht, dass die Royal Geographical Society oder gar die British Army auf den Plan gerufen wird."
Es würde sich zeigen, ob das Gegenüber wirklich ein Vertrauter Charles war.
Elli- Piratenpinguin
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Re: Götterblut - Kapitel 3: Scarface
Jonathan war erschrocken, als plötzlich ein alter Mann aufgetaucht war. Das Herz schlug ihm bis zum Hals, und als er das Gewehr sah, war er kurz am überlegen, ob er auch seinen Revolver ziehen sollte. Doch dass das keine gute Idee war, wurde ihm schnell bewusst.
Er nickte Randolph zu, als dieser ihn, bzw "Ed" aufforderte zu gehen und hatte genau den selben Plan hatte er auch im Sinn. Etwas weniger verstand er Melinda, die plötzlich anfing die Royal Geographical Society zu nennen. Etwas verwirrt blickte er sie an, ließ das Gewehr des alten Mannes allerdings nicht aus den Augen.
Er nickte Randolph zu, als dieser ihn, bzw "Ed" aufforderte zu gehen und hatte genau den selben Plan hatte er auch im Sinn. Etwas weniger verstand er Melinda, die plötzlich anfing die Royal Geographical Society zu nennen. Etwas verwirrt blickte er sie an, ließ das Gewehr des alten Mannes allerdings nicht aus den Augen.
Scáth- Forenzombie
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Re: Götterblut - Kapitel 3: Scarface
Charles reagierte mit einem unergründlichen Lächeln auf Gilberts Absage, ihn zu portraitieren. Diese Antwort überraschte ihn nicht, aber er verstand die Andeutungen, die sein Gesprächspartner bezüglich seiner Persönlichkeit machte. Zumindest verstand Charles, diese auf sich bezogen zu interpretieren, auch wenn allgemein von Kunstinteressierten und Liebhabern von Portraits der eigenen Person die Rede gewesen war.
„Wer reich genug ist, sich für Kunst zu interessieren, kann es sich auch leisten, viel von sich zu halten“, kommentierte er schmunzelnd, doch dann ließ er Gilbert weiter- und ausreden. Ein Anderer hätte es vermutlich als Beleidigung aufgefasst, gesagt zu bekommen, dass ein weiteres Treffen oder Gespräch nicht erwünscht war. Charles stand in seiner Ausnahmesituation allerdings über solchen Nichtigkeiten. Ihm war es gleich, dass Gilbert nach dieser Kutschfahrt keinen näheren Kontakt mit ihm wünschte. Charles fragte sich, ob der junge Maler trotzdem ein Bild schicken würde, oder ob dies nur eine Stichelei gewesen war. Nicht, dass er ein Bild, das Manchester zeigte, vermissen würde – vollkommen egal, wo er sich gerade aufhielt. Eine Bereicherung für eine Zelle wäre ein solches Motiv für Charles nicht. Es war eine Art Hassliebe, die ihn mit seiner Heimatstadt verband. Er gehörte hierher, doch war allein der Gedanke an sein Heim mit Trauer und Schmerz verbunden. Etwas, das ihn daran erinnerte, wie ein Bild, wäre ihm wohl ein Dorn im Auge.
Was Charles‘ freiwillige Festnahme betraf, hatte Gilbert nicht ganz Unrecht. Natürlich hätte er es mit einer Flucht riskiert, dass man auf ihn geschossen hätte. Aber das wäre für ihn kein Hindernis gewesen. Der Grund, warum er sich widerstandslos gestellt hatte, war ein einfacher: Genau ein solches Szenario, wie Gilbert es schilderte, eine Verfolgungsjagd mit etlichen Beamten und Spürhunden (als Gilbert die Köter erwähnte, verzog Charles missmutig und mit einer Miene, die leicht an Ekel erinnerte, das Gesicht) hatte er vermeiden wollen. Sein Ziel war es, unbehelligt hier in Manchester agieren zu können. Zumindest die (höchstens) wenigen Tage, die der Aufenthalt hier dauern würde. Genau das war die Idee hinter Richard Francis Welton. Würde die Polizei den angeblichen Professor freilassen, würde sie erst einmal auch keine weiteren Ermittlungen bezüglich Scarface in Manchester unternehmen. Wenn Charles‘ Plan schlussendlich nicht aufging… Dann müsste er wohl fliehen. Doch es würde sich noch zeigen, wie sich die Dinge entwickeln würden.
„Ihre Fürsorge ist rührend, mein Freund“, antwortete Charles schließlich, als Gilbert verkündete, ihm das Leben schwer machen zu wollen, indem er Empfehlungen an die Polizei richten würde. Er gab sich ungerührt und ging nicht darauf ein, dass sein Gesprächspartner ihn gerissen und intelligent nannte. Das dachte Charles zwar auch selbst von sich, doch er musste ein selbstzufriedenes Grinsen unterdrücken, weil Gilbert ihn vermutlich trotzdem unterschätzte. Charles traf wohl genau das Bild, dass der Maler von Kunstinteressierten hatte, auch wenn er sich das selbst nicht eingestehen würde.
„Bestimmt werden die Polizisten mich, da sie mich aufgrund dieses ärgerlichen Missverständnisses für jemanden halten, der ich nicht bin, nicht in einem einfachen Verschlag unterbringen, in den sie sonst Trunkenbolde zum Ausnüchtern sperren. Man wird auch ohne Ihr Zutun gut auf mich achtgeben, seien Sie unbesorgt.“
Die Tatsache, dass er vermutlich wirklich in der schlimmsten und zugleich sichersten Zelle landen würde, die zur Verfügung stand, erfüllte Charles zwar nicht mit Vorfreude, doch mit diesem vorübergehenden Übel würde er sich arrangieren.
„Zu welcher Zelle Schloss und Gitter gehören werden, wird schlussendlich keine Rolle spielen“, wandte er ein, ohne selbstmitleidig zu sein. „Eigenmächtig werde ich ein derartiges Hindernis nicht überwinden können. Man hat mir mein Werkzeug weggenommen – und meine Waffen ebenfalls. Mir sind, im wahrsten Sinne des Wortes, die Hände gebunden“, sagte er lächelnd und bewegte zur Untermalung die Finger seiner fixierten Hände.
„Allerdings habe ich Ausbruch auch nicht im Sinn. Die Frage, die ich mir im Moment stelle, ist nicht, wie dies zustandebringen könnte, sondern: Warum sollte ich eine Flucht erstrebenswert finden, wenn ich zuversichtlich bin, dass man mich nicht lange festhalten wird? Jeder Versuch zu fliehen, wäre für die Polizei ein Schuldeingeständnis. Doch sobald man mich freiwillig freilässt“, er benutzte hier bewusst nicht das Wort „wenn“ oder „falls“, „kann ich mich, unbehelligt von Polizisten und Hunden, wieder wichtigen Dingen zuwenden. Sollten Sie zu diesem Zeitpunkt noch auf der Wache sein, vielleicht sogar in Ihrer eigenen, gemütlichen Zelle, werde ich auf meinem Weg nach draußen möglicherweise daran vorbeikommen. Lassen Sie sich überraschen. Sollte mein Vorhaben nicht funktionieren, erwartet mich genau das, was Sie mir wünschen. Und mehr. Mir bleibt also, mich dem zu stellen, was mich erwartet, und darauf zu hoffen, dass die Polizei ihren Irrtum erkennen wird.“
Damit verlor sich die Unterhaltung langsam, aber sicher. Charles war dies recht. So gesprächig er auch war, wenn er erst einmal zu Wort kam, war die bizarre Situation, in der er sich gerade befand, Anlass genug, um sich ebenfalls in in sich gekehrtem, nachdenklichem Schweigen zu üben. Gilbert Wright schien ein anständiger Kerl zu sein und es war nur verständlich, dass er „Scarface“ nicht mit Nachsicht begegnete, aber Charles war müde, über diesen Fall und sein mögliches Schicksal zu reden. Es war nun von größerer Priorität, sich sein Vorgehen möglichst gut zurechtzulegen. Auch der junge Künstler, der ihm in dieser Kutsche unfreiwillig Gesellschaft leistete, hatte gewiss andere Sorgen, als sich dem Geplänkel zu widmen, dem sie sich bisher hingegeben hatten.
Die beiden angeketteten Männer wurden auf den harten Holzbänken durchgeschüttelt, während die Kutsche über die gepflasterten Straßen fuhr. Der Wagen schaukelte bei jeder Unebenheit. Charles erinnerte sich daran, warum er Kutschen nicht mochte, obwohl Schiffe ein noch größeres Übel für ihn waren. Doch die Fahrt dauerte nicht lang genug, um ihm auf den Magen zu schlagen. Tatsächlich war der Weg zur Polizei nicht weit gewesen, sondern hatte nur wenig länger gedauert als das Gespräch. Im Verkehr hatte die Kutsche mehrmals gehalten, doch dieses Mal war deutlich spürbar, dass die Polizisten abstiegen. In wenigen Augenblicken würden sie die Tür öffnen und ihrer Gefangenen zur Befragung und Verwahrung in die Polizeidienststelle bringen, vor der sie wohl gehalten hatten.
„Viel Erfolg“, wünschte Charles seinem Gegenüber mit einem zuversichtlichen Lächeln. „Es war mir eine Freude, Ihre Bekanntschaft zu machen – selbst wenn unsere erste Begegnung derart enden musste.“
Dann begann es. Die Polizisten sperrten den Wagen auf. Das Licht, das nun in das zuvor noch recht düstere Wageninnere strömte, blendete Gilbert und Charles gleichermaßen und die Männer, zu ihnen in die Kutsche stiegen, waren im ersten Moment nicht mehr als dunkle Schemen.
Mit einem Mal war Charles nicht mehr so gelassen als noch gegenüber Gilbert.
„Nehmen Sie mir sofort die Ketten ab!“, blaffte er die Männer im Befehlston an und riss, selbst wenn das vergeblich war, und seiner Fesselung. Auch nun war er dankbar dafür, dass er Handschuhe trug, denn so schnitten sich die Schellen nicht allzu sehr in sein Fleisch. Nun galt es, einen zurecht aufgebrachten Professor zu spielen. Dass ein unschuldig Verhafteter sich die Art, in der er hier behandelt wurde, nicht gefallen lassen wollte, war durchaus nachvollziehbar.
„Es ist eine Unverschämtheit, dass Sie mich hier zusammen diesem Verbrecher allein gelassen und hierherverfrachtet haben, als wäre ich einer dieser dreckigen Straßenköter, mit denen Sie sich sonst befassen!“
Tatsächlich kümmerte man sich zuerst um ihn. Man ermahnte ihn, sich zu beruhigen und „gefälligst das Maul zu halten“, und gleich zwei Polizisten hielten ihn grob fest und fixierten ihn (was Charles mit fluchendem Prostest quittierte), während ein dritter seine Ketten von der Bank löste. Sie zwangen ihn auf die Beine, legten ihm die Handschellen auf dem Rücken an und brachten ihn auf die Straße. Charles hatte bisher nicht einschätzen können, welche Polizeiwache die Kutsche angesteuert hatte. Weit vom Hauptbahnhof konnte diese nicht entfernt sein, jedoch war es anscheinend nur eine kleine Dienststelle. Man wollte vielleicht aus taktischen Gründen nicht an die große Glocke hängen, wohin man „Scarface“ gebracht hatte. Nach der Verhaftung auf dem Bahnhof mit etlichen Zeugen, waren bestimmt schon sämtliche Reporter der Stadt aus dem Häuschen. Charles dachte jedoch nicht daran, es der Polizei angenehm zu machen – allerdings nicht ohne tiefere Hintergedanken. Er wollte Aufsehen erregen.
„Mein Name ist Richard Francis Welton!“, verkündete er lauthals, als er zivile Zuschauer auf der Straße ausmachte, die das Treiben der Polizisten neugierig verfolgten. „Ich bin kein Mörder! Ich bin unschuldig!“ Die uniformierten Männer zerrten und drängten ihn in Eile auf die Polizeiwache zu, während er unter Schmerzen weiterwetterte: „Es ist ein Skandal, dass Sie mich überhaupt verhaftet haben! Wissen Sie überhaupt, was es für mich bedeuten würde, sollte das in London die Runde machen? Sie ruinieren mich gerade! Ich werde mich über Sie an höchster Stelle beschweren! Das wird noch ein Nachspiel haben, das verspreche ich!“
Gilbert hörte, wie sich die Stimme des angeblichen Professors von der Kutsche entfernte und zum Ende hin wohl schon aus dem Inneren der Polizeiwache kam. Sein Blick auf den Eingang des Gebäudes war von der Bank aus, auf der er noch saß, versperrt, aber weitere Polizisten befassten sich nun bereits mit ihm – unter der Aufsicht des Mannes vom Scotland Yard, der mit den Händen hinter dem Körper verschränkt vor der Kutsche wartete. Auch Gilbert wurden die Handschellen auf den Rücken gelegt und einer der Polizisten packte ihm am Kragen, als auch er abgeführt wurde. Von „Scarface“ war bereits nichts mehr zu sehen, auch wenn dessen scheinbar noch andauernder Protest als unverständliches Dröhnen von irgendwo in der Wache her zu ihm drang. Diese war keine der größeren Polizeiwachen, aber dennoch nicht klein. Zweistöckig und vermutlich mit weiterem Platz für die Verwahrung von Straftätern in einem Kellergeschoss, fiel sie zwischen zwei Gebäuden, die anscheinend Mehrparteienwohnhäuser waren, nicht aus der Reihe. Die Eingangshalle, wenn man sie denn so nennen mochte, war nicht mehr als ein Durchgangsraum, wenn auch genug Platz für einen Empfang war, an dem sich einige Polizisten versammelt hatten, die Gilbert mit ernsten Blicken bedachten und die Beamten, die ihn an ihnen vorbeiführten, grüßten. Ziel der Männer war, nachdem sie einen Gang in den hinteren Teil des Gebäudes genommen und eine gesicherte Tür passiert hatten, eine schmale Zelle im Erdgeschoss, mit vergittertem Fenster und Gittertür, in dem gerade Platz für eine Pritsche und eine Toilette war. Doch wenigstens die Handschellen nahm man ihm ab, bevor man die Tür abschloss und ihn allein ließ. Zumindest allein in dieser Zelle. Im Gebäude war es keineswegs still, Stimmen und Schrittgeräusche zeugten von regen Betrieb. Man ließ ihn warten.
Der ältere Herr, der Melinda, Randolph und Jonathan auf frischer Tat beim versuchten Einbruch in Charles‘ Haus ertappt hatte, schien seine Bereitschaft, notfalls das Gewehr, das er bei sich trug, gegen die Störenfriede einzusetzen, nicht abzulegen. Er beäugte die ihm Fremden weiterhin misstrauisch und ausharrend. Dabei ließ er sich nicht anmerken, ob er zufrieden war, als zumindest die beiden Männer Anstalten machten, der Aufforderung, das Grundstück zu verlassen, nachzukommen. Randolphs Aussage, dass ernicht gewusst habe, wessen Besitz desselben war, entlockte dem Mann jedoch ein abfälliges Schnauben. Allein Melinda gelang es mit ihren Kommentar, eine andere Art von Aufmerksamkeit zu wecken. Während Randolph aus dem Blick, mit dem der Alte die junge Hure nun beäugte, nicht mehr als Misstrauen abzulesen vermochte, erkannte Melinda, dass sowohl der Name Timothy als auch die Titel der beiden Organisationen, die sie nannte, jeweils etwas in dem Mann auslösten. Sowohl Unsicherheit, denn nun musterte er die Fremden erneut, als wolle er versuchen, sie einzusortieren, aber auch Ärger. Seine Augen verengten sich und funkelten Melinda an.
„Sie brauchen nicht versuchen, mich für dumm zu verkaufen“, sagte er nach einem kurzen Moment des Schweigens kühl. „Ich bin es leid, dass Leute wie Sie immer wieder meinen, hier herumstreunen zu müssen. Ich werde nicht zulassen, dass Sie hier herumschnüffeln. Suchen Sie sich anderswo Ihre Sensationen! Ich werde Ihnen keine Auskunft über die Norlys geben, also sparen Sie sich die Mühe! Verschwinden Sie nun und sagen Sie das Ihren Kollegen. Noch einmal will ich Sie hier nicht erwischen, verstanden?“
„Wer reich genug ist, sich für Kunst zu interessieren, kann es sich auch leisten, viel von sich zu halten“, kommentierte er schmunzelnd, doch dann ließ er Gilbert weiter- und ausreden. Ein Anderer hätte es vermutlich als Beleidigung aufgefasst, gesagt zu bekommen, dass ein weiteres Treffen oder Gespräch nicht erwünscht war. Charles stand in seiner Ausnahmesituation allerdings über solchen Nichtigkeiten. Ihm war es gleich, dass Gilbert nach dieser Kutschfahrt keinen näheren Kontakt mit ihm wünschte. Charles fragte sich, ob der junge Maler trotzdem ein Bild schicken würde, oder ob dies nur eine Stichelei gewesen war. Nicht, dass er ein Bild, das Manchester zeigte, vermissen würde – vollkommen egal, wo er sich gerade aufhielt. Eine Bereicherung für eine Zelle wäre ein solches Motiv für Charles nicht. Es war eine Art Hassliebe, die ihn mit seiner Heimatstadt verband. Er gehörte hierher, doch war allein der Gedanke an sein Heim mit Trauer und Schmerz verbunden. Etwas, das ihn daran erinnerte, wie ein Bild, wäre ihm wohl ein Dorn im Auge.
Was Charles‘ freiwillige Festnahme betraf, hatte Gilbert nicht ganz Unrecht. Natürlich hätte er es mit einer Flucht riskiert, dass man auf ihn geschossen hätte. Aber das wäre für ihn kein Hindernis gewesen. Der Grund, warum er sich widerstandslos gestellt hatte, war ein einfacher: Genau ein solches Szenario, wie Gilbert es schilderte, eine Verfolgungsjagd mit etlichen Beamten und Spürhunden (als Gilbert die Köter erwähnte, verzog Charles missmutig und mit einer Miene, die leicht an Ekel erinnerte, das Gesicht) hatte er vermeiden wollen. Sein Ziel war es, unbehelligt hier in Manchester agieren zu können. Zumindest die (höchstens) wenigen Tage, die der Aufenthalt hier dauern würde. Genau das war die Idee hinter Richard Francis Welton. Würde die Polizei den angeblichen Professor freilassen, würde sie erst einmal auch keine weiteren Ermittlungen bezüglich Scarface in Manchester unternehmen. Wenn Charles‘ Plan schlussendlich nicht aufging… Dann müsste er wohl fliehen. Doch es würde sich noch zeigen, wie sich die Dinge entwickeln würden.
„Ihre Fürsorge ist rührend, mein Freund“, antwortete Charles schließlich, als Gilbert verkündete, ihm das Leben schwer machen zu wollen, indem er Empfehlungen an die Polizei richten würde. Er gab sich ungerührt und ging nicht darauf ein, dass sein Gesprächspartner ihn gerissen und intelligent nannte. Das dachte Charles zwar auch selbst von sich, doch er musste ein selbstzufriedenes Grinsen unterdrücken, weil Gilbert ihn vermutlich trotzdem unterschätzte. Charles traf wohl genau das Bild, dass der Maler von Kunstinteressierten hatte, auch wenn er sich das selbst nicht eingestehen würde.
„Bestimmt werden die Polizisten mich, da sie mich aufgrund dieses ärgerlichen Missverständnisses für jemanden halten, der ich nicht bin, nicht in einem einfachen Verschlag unterbringen, in den sie sonst Trunkenbolde zum Ausnüchtern sperren. Man wird auch ohne Ihr Zutun gut auf mich achtgeben, seien Sie unbesorgt.“
Die Tatsache, dass er vermutlich wirklich in der schlimmsten und zugleich sichersten Zelle landen würde, die zur Verfügung stand, erfüllte Charles zwar nicht mit Vorfreude, doch mit diesem vorübergehenden Übel würde er sich arrangieren.
„Zu welcher Zelle Schloss und Gitter gehören werden, wird schlussendlich keine Rolle spielen“, wandte er ein, ohne selbstmitleidig zu sein. „Eigenmächtig werde ich ein derartiges Hindernis nicht überwinden können. Man hat mir mein Werkzeug weggenommen – und meine Waffen ebenfalls. Mir sind, im wahrsten Sinne des Wortes, die Hände gebunden“, sagte er lächelnd und bewegte zur Untermalung die Finger seiner fixierten Hände.
„Allerdings habe ich Ausbruch auch nicht im Sinn. Die Frage, die ich mir im Moment stelle, ist nicht, wie dies zustandebringen könnte, sondern: Warum sollte ich eine Flucht erstrebenswert finden, wenn ich zuversichtlich bin, dass man mich nicht lange festhalten wird? Jeder Versuch zu fliehen, wäre für die Polizei ein Schuldeingeständnis. Doch sobald man mich freiwillig freilässt“, er benutzte hier bewusst nicht das Wort „wenn“ oder „falls“, „kann ich mich, unbehelligt von Polizisten und Hunden, wieder wichtigen Dingen zuwenden. Sollten Sie zu diesem Zeitpunkt noch auf der Wache sein, vielleicht sogar in Ihrer eigenen, gemütlichen Zelle, werde ich auf meinem Weg nach draußen möglicherweise daran vorbeikommen. Lassen Sie sich überraschen. Sollte mein Vorhaben nicht funktionieren, erwartet mich genau das, was Sie mir wünschen. Und mehr. Mir bleibt also, mich dem zu stellen, was mich erwartet, und darauf zu hoffen, dass die Polizei ihren Irrtum erkennen wird.“
Damit verlor sich die Unterhaltung langsam, aber sicher. Charles war dies recht. So gesprächig er auch war, wenn er erst einmal zu Wort kam, war die bizarre Situation, in der er sich gerade befand, Anlass genug, um sich ebenfalls in in sich gekehrtem, nachdenklichem Schweigen zu üben. Gilbert Wright schien ein anständiger Kerl zu sein und es war nur verständlich, dass er „Scarface“ nicht mit Nachsicht begegnete, aber Charles war müde, über diesen Fall und sein mögliches Schicksal zu reden. Es war nun von größerer Priorität, sich sein Vorgehen möglichst gut zurechtzulegen. Auch der junge Künstler, der ihm in dieser Kutsche unfreiwillig Gesellschaft leistete, hatte gewiss andere Sorgen, als sich dem Geplänkel zu widmen, dem sie sich bisher hingegeben hatten.
Die beiden angeketteten Männer wurden auf den harten Holzbänken durchgeschüttelt, während die Kutsche über die gepflasterten Straßen fuhr. Der Wagen schaukelte bei jeder Unebenheit. Charles erinnerte sich daran, warum er Kutschen nicht mochte, obwohl Schiffe ein noch größeres Übel für ihn waren. Doch die Fahrt dauerte nicht lang genug, um ihm auf den Magen zu schlagen. Tatsächlich war der Weg zur Polizei nicht weit gewesen, sondern hatte nur wenig länger gedauert als das Gespräch. Im Verkehr hatte die Kutsche mehrmals gehalten, doch dieses Mal war deutlich spürbar, dass die Polizisten abstiegen. In wenigen Augenblicken würden sie die Tür öffnen und ihrer Gefangenen zur Befragung und Verwahrung in die Polizeidienststelle bringen, vor der sie wohl gehalten hatten.
„Viel Erfolg“, wünschte Charles seinem Gegenüber mit einem zuversichtlichen Lächeln. „Es war mir eine Freude, Ihre Bekanntschaft zu machen – selbst wenn unsere erste Begegnung derart enden musste.“
Dann begann es. Die Polizisten sperrten den Wagen auf. Das Licht, das nun in das zuvor noch recht düstere Wageninnere strömte, blendete Gilbert und Charles gleichermaßen und die Männer, zu ihnen in die Kutsche stiegen, waren im ersten Moment nicht mehr als dunkle Schemen.
Mit einem Mal war Charles nicht mehr so gelassen als noch gegenüber Gilbert.
„Nehmen Sie mir sofort die Ketten ab!“, blaffte er die Männer im Befehlston an und riss, selbst wenn das vergeblich war, und seiner Fesselung. Auch nun war er dankbar dafür, dass er Handschuhe trug, denn so schnitten sich die Schellen nicht allzu sehr in sein Fleisch. Nun galt es, einen zurecht aufgebrachten Professor zu spielen. Dass ein unschuldig Verhafteter sich die Art, in der er hier behandelt wurde, nicht gefallen lassen wollte, war durchaus nachvollziehbar.
„Es ist eine Unverschämtheit, dass Sie mich hier zusammen diesem Verbrecher allein gelassen und hierherverfrachtet haben, als wäre ich einer dieser dreckigen Straßenköter, mit denen Sie sich sonst befassen!“
Tatsächlich kümmerte man sich zuerst um ihn. Man ermahnte ihn, sich zu beruhigen und „gefälligst das Maul zu halten“, und gleich zwei Polizisten hielten ihn grob fest und fixierten ihn (was Charles mit fluchendem Prostest quittierte), während ein dritter seine Ketten von der Bank löste. Sie zwangen ihn auf die Beine, legten ihm die Handschellen auf dem Rücken an und brachten ihn auf die Straße. Charles hatte bisher nicht einschätzen können, welche Polizeiwache die Kutsche angesteuert hatte. Weit vom Hauptbahnhof konnte diese nicht entfernt sein, jedoch war es anscheinend nur eine kleine Dienststelle. Man wollte vielleicht aus taktischen Gründen nicht an die große Glocke hängen, wohin man „Scarface“ gebracht hatte. Nach der Verhaftung auf dem Bahnhof mit etlichen Zeugen, waren bestimmt schon sämtliche Reporter der Stadt aus dem Häuschen. Charles dachte jedoch nicht daran, es der Polizei angenehm zu machen – allerdings nicht ohne tiefere Hintergedanken. Er wollte Aufsehen erregen.
„Mein Name ist Richard Francis Welton!“, verkündete er lauthals, als er zivile Zuschauer auf der Straße ausmachte, die das Treiben der Polizisten neugierig verfolgten. „Ich bin kein Mörder! Ich bin unschuldig!“ Die uniformierten Männer zerrten und drängten ihn in Eile auf die Polizeiwache zu, während er unter Schmerzen weiterwetterte: „Es ist ein Skandal, dass Sie mich überhaupt verhaftet haben! Wissen Sie überhaupt, was es für mich bedeuten würde, sollte das in London die Runde machen? Sie ruinieren mich gerade! Ich werde mich über Sie an höchster Stelle beschweren! Das wird noch ein Nachspiel haben, das verspreche ich!“
Gilbert hörte, wie sich die Stimme des angeblichen Professors von der Kutsche entfernte und zum Ende hin wohl schon aus dem Inneren der Polizeiwache kam. Sein Blick auf den Eingang des Gebäudes war von der Bank aus, auf der er noch saß, versperrt, aber weitere Polizisten befassten sich nun bereits mit ihm – unter der Aufsicht des Mannes vom Scotland Yard, der mit den Händen hinter dem Körper verschränkt vor der Kutsche wartete. Auch Gilbert wurden die Handschellen auf den Rücken gelegt und einer der Polizisten packte ihm am Kragen, als auch er abgeführt wurde. Von „Scarface“ war bereits nichts mehr zu sehen, auch wenn dessen scheinbar noch andauernder Protest als unverständliches Dröhnen von irgendwo in der Wache her zu ihm drang. Diese war keine der größeren Polizeiwachen, aber dennoch nicht klein. Zweistöckig und vermutlich mit weiterem Platz für die Verwahrung von Straftätern in einem Kellergeschoss, fiel sie zwischen zwei Gebäuden, die anscheinend Mehrparteienwohnhäuser waren, nicht aus der Reihe. Die Eingangshalle, wenn man sie denn so nennen mochte, war nicht mehr als ein Durchgangsraum, wenn auch genug Platz für einen Empfang war, an dem sich einige Polizisten versammelt hatten, die Gilbert mit ernsten Blicken bedachten und die Beamten, die ihn an ihnen vorbeiführten, grüßten. Ziel der Männer war, nachdem sie einen Gang in den hinteren Teil des Gebäudes genommen und eine gesicherte Tür passiert hatten, eine schmale Zelle im Erdgeschoss, mit vergittertem Fenster und Gittertür, in dem gerade Platz für eine Pritsche und eine Toilette war. Doch wenigstens die Handschellen nahm man ihm ab, bevor man die Tür abschloss und ihn allein ließ. Zumindest allein in dieser Zelle. Im Gebäude war es keineswegs still, Stimmen und Schrittgeräusche zeugten von regen Betrieb. Man ließ ihn warten.
Der ältere Herr, der Melinda, Randolph und Jonathan auf frischer Tat beim versuchten Einbruch in Charles‘ Haus ertappt hatte, schien seine Bereitschaft, notfalls das Gewehr, das er bei sich trug, gegen die Störenfriede einzusetzen, nicht abzulegen. Er beäugte die ihm Fremden weiterhin misstrauisch und ausharrend. Dabei ließ er sich nicht anmerken, ob er zufrieden war, als zumindest die beiden Männer Anstalten machten, der Aufforderung, das Grundstück zu verlassen, nachzukommen. Randolphs Aussage, dass ernicht gewusst habe, wessen Besitz desselben war, entlockte dem Mann jedoch ein abfälliges Schnauben. Allein Melinda gelang es mit ihren Kommentar, eine andere Art von Aufmerksamkeit zu wecken. Während Randolph aus dem Blick, mit dem der Alte die junge Hure nun beäugte, nicht mehr als Misstrauen abzulesen vermochte, erkannte Melinda, dass sowohl der Name Timothy als auch die Titel der beiden Organisationen, die sie nannte, jeweils etwas in dem Mann auslösten. Sowohl Unsicherheit, denn nun musterte er die Fremden erneut, als wolle er versuchen, sie einzusortieren, aber auch Ärger. Seine Augen verengten sich und funkelten Melinda an.
„Sie brauchen nicht versuchen, mich für dumm zu verkaufen“, sagte er nach einem kurzen Moment des Schweigens kühl. „Ich bin es leid, dass Leute wie Sie immer wieder meinen, hier herumstreunen zu müssen. Ich werde nicht zulassen, dass Sie hier herumschnüffeln. Suchen Sie sich anderswo Ihre Sensationen! Ich werde Ihnen keine Auskunft über die Norlys geben, also sparen Sie sich die Mühe! Verschwinden Sie nun und sagen Sie das Ihren Kollegen. Noch einmal will ich Sie hier nicht erwischen, verstanden?“
Umbra- Tiefseemonster
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Alter : 30
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Re: Götterblut - Kapitel 3: Scarface
Der Doktor, der weiterhin in Richtung des Mannes humpelte, ließ sich diese Worte durch den Kopf gehen. Offensichtlich kannte er die Norlys. Das ging aus seinen Sätzen hervor. War er einfach nur ein Nachbar? Oder ein Vertrauter der Familie? Inwiefern kannte er Charles? Vielleicht gut genug, um zu wissen, dass er kein Mörder war.
Er musste die verschiedenen Optionen überdenken. Wenn sie jetzt gehen würden, hatten sie von diesem Besuch nichts gewonnen, außer vielleicht, dass sie nun den Standort von Charles`Haus kannten. Wenn die Polizei kam, würde sich der alte Mann sicherlich ihrer erinnern.
Wenn er versuchte, sich dem Mann anzuvertrauen, konnte er Erfolg haben und so einen Verbündeten und eventuell wichtige Informationen erhalten oder scheitern...
In diesem Fall konnte er nicht wissen, wie der Mann reagieren würde? Würde er sie niederschießen? Versuchen sie der Polizei zu überliefern? Oder die anderen und ihn tatsächlich einfach nur davonjagen. Alte Männer waren unberechenbar. Dies wäre nicht nur für ihn riskant, sondern auch für Melinda und Jonathan.
Aber vielleicht konnte er eine Art Mittelweg finden. Er musste nicht erzählen, dass sie die Komplizen von "Scarface" waren. Es reichte möglicherweise schon, wenn er durchscheinen ließ, dass sie bereits Bekanntschaft mit der Familie "Norly" gemacht hatten.
"Alles klar, guter Herr", meinte der Doktor mit verständnisvoller Stimme. "Ich verstehe es, wenn sie ihre Nachbarn- beziehungsweise deren Häuser von Übeltätern fernhalten wollen. Nur ihr Gerede über "Sensationen" kann ich nicht ganz nachvollziehen. Charles ist schließlich kein Serienmörder. Als sein Nachbar- oder wer auch immer sie sind, sollten sie ihn eigentlich gut genug kennen, um das zu wissen. Er ist vermutlich ziemlich narzisstisch und redselig, aber kein Mörder. Nun, es war mir trotz allem eine Ehre, ihre Bekanntschaft gemacht zu haben. Leben sie wohl." Er hatte mittlerweile das Tor und den Mann erreicht. Aber der Doktor beließ es dabei, sich von dem Mann abzuwenden und von dem Grundstück wegzuhinken.
Er musste die verschiedenen Optionen überdenken. Wenn sie jetzt gehen würden, hatten sie von diesem Besuch nichts gewonnen, außer vielleicht, dass sie nun den Standort von Charles`Haus kannten. Wenn die Polizei kam, würde sich der alte Mann sicherlich ihrer erinnern.
Wenn er versuchte, sich dem Mann anzuvertrauen, konnte er Erfolg haben und so einen Verbündeten und eventuell wichtige Informationen erhalten oder scheitern...
In diesem Fall konnte er nicht wissen, wie der Mann reagieren würde? Würde er sie niederschießen? Versuchen sie der Polizei zu überliefern? Oder die anderen und ihn tatsächlich einfach nur davonjagen. Alte Männer waren unberechenbar. Dies wäre nicht nur für ihn riskant, sondern auch für Melinda und Jonathan.
Aber vielleicht konnte er eine Art Mittelweg finden. Er musste nicht erzählen, dass sie die Komplizen von "Scarface" waren. Es reichte möglicherweise schon, wenn er durchscheinen ließ, dass sie bereits Bekanntschaft mit der Familie "Norly" gemacht hatten.
"Alles klar, guter Herr", meinte der Doktor mit verständnisvoller Stimme. "Ich verstehe es, wenn sie ihre Nachbarn- beziehungsweise deren Häuser von Übeltätern fernhalten wollen. Nur ihr Gerede über "Sensationen" kann ich nicht ganz nachvollziehen. Charles ist schließlich kein Serienmörder. Als sein Nachbar- oder wer auch immer sie sind, sollten sie ihn eigentlich gut genug kennen, um das zu wissen. Er ist vermutlich ziemlich narzisstisch und redselig, aber kein Mörder. Nun, es war mir trotz allem eine Ehre, ihre Bekanntschaft gemacht zu haben. Leben sie wohl." Er hatte mittlerweile das Tor und den Mann erreicht. Aber der Doktor beließ es dabei, sich von dem Mann abzuwenden und von dem Grundstück wegzuhinken.
Darnamur- Jünger des Pinguins
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Re: Götterblut - Kapitel 3: Scarface
Ein Aufblitzen der Erkenntnis funkelte in Melindas Augen, als sie das Zögern in des Mannes bemerkte.
Sie überlegte fieberhaft, was sie nun noch sagen könnte um den Mann vollends zu überzeugen. Doch auch diesmal war es Randolph der vor ihr das Wort ergriff.
Hätte sie doch nur einen Gegenstand von ihm - doch sie stand, ebenso wie die anderen mit leeren Händen da. Alles was sie kannte waren Geschichten von Robert und von Charles selbst.
Vielleicht gab es doch eine Sache, die sie nutzen könnte. "Wir wollten wirklich keinen Ärger bereiten." sagte sie, wobei sie ihr gewinnendstes Hurenlächeln auf. “Wir kennen Charles. Keine Sorge, die Herren sind überhaupt nur hier, weil ich sie dazu gedrängt habe. Die Schauermärchen um seine Narbe und den dazugehörigen Tiger kennen sie natürlich. Mein Plan war es nur, den Jungs besagten Tiger zu zeigen.“ Sie hob die Hände abwehrend nach oben und ging einen Schritt nach hinten.
Verlassen wollte sie das Gelände noch nicht.
Komm schon, wenn der Alte weiter nervt, könntest du endlich die Nonnentracht anziehen und dem Tiger selbst einen Besuch abstatten.“
Es blieb abzuwarten, was nun geschehen würde.
Sie überlegte fieberhaft, was sie nun noch sagen könnte um den Mann vollends zu überzeugen. Doch auch diesmal war es Randolph der vor ihr das Wort ergriff.
Hätte sie doch nur einen Gegenstand von ihm - doch sie stand, ebenso wie die anderen mit leeren Händen da. Alles was sie kannte waren Geschichten von Robert und von Charles selbst.
Vielleicht gab es doch eine Sache, die sie nutzen könnte. "Wir wollten wirklich keinen Ärger bereiten." sagte sie, wobei sie ihr gewinnendstes Hurenlächeln auf. “Wir kennen Charles. Keine Sorge, die Herren sind überhaupt nur hier, weil ich sie dazu gedrängt habe. Die Schauermärchen um seine Narbe und den dazugehörigen Tiger kennen sie natürlich. Mein Plan war es nur, den Jungs besagten Tiger zu zeigen.“ Sie hob die Hände abwehrend nach oben und ging einen Schritt nach hinten.
Verlassen wollte sie das Gelände noch nicht.
Komm schon, wenn der Alte weiter nervt, könntest du endlich die Nonnentracht anziehen und dem Tiger selbst einen Besuch abstatten.“
Es blieb abzuwarten, was nun geschehen würde.
Elli- Piratenpinguin
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Re: Götterblut - Kapitel 3: Scarface
Doch Randolphs und Melindas Andeutungen und Aussagen schienen nicht zu genügen, um den alten Mann davon zu überzeugen, sie ins Haus zu lassen. Denn dazu wäre er durchaus imstande – Melinda hatte richtig erkannt, dass dies kein Nachbar von Charles war. Er war von der Vorderseite des Hauses aus zu ihnen gestoßen, wahrscheinlich war er also im Gebäude gewesen, bevor er die Störenfriede bemerkt hatte. Doch was sagte ihnen, dass er dem vermeintlichen Serienmörder überhaupt wohlgesonnen gegenüberstand? Würde er sie, wenn es ihnen gelingen würde, glaubhaft darzustellen, dass sie sich hier mit Charles‘ Segen herumschnüffelten, hineinbitten oder würde er sie dann erst recht verjagen wollen? Bisher schien der alte Mann die ungebetenen Gäste wohl für Reporter oder für Menschen solchen Schlages halten, die auch gern Freakshows besuchten, um sich an Obskuritäten zu belustigen – denn das Heim vom berüchtigten Scarface wäre für solche Leute sicherlich interessant zu besichtigen. Melindas Äußerung bezüglich des Tigers würde für diese Theorie sprechen.
Als Randolph sich ihm näherte, wich der Mann ein paar Schritte zurück, um Abstand zu wahren – noch immer mit dem Gewehr in den Händen.
„Glauben Sie, Sie sind die Ersten, die hier auftauchen und versuchen, mir weiszumachen, Mr. Norly zu kennen, damit ich ihnen Zutritt zum Haus gewähre?“, fragte er rhetorisch und mit Groll in der Stimme.
„Und das auch noch mit Informationen, die jeder aufgeschnappt haben kann, und von der Straße aufgegriffenen Gerüchten? Ich mag alt sein, aber ich bin nicht dämlich! Ich habe schon hier gewohnt, da waren Sie alle vermutlich noch nicht geboren oder haben zumindest noch in Windeln gelegen.“
Unter seinen buschigen, vor Ernsthaftigkeit gesenkten Augenbrauen, huschte sein Blick zwischen Melinda, Randolph und Jonathan hin und her, um sie wachsam zu beobachten.
„Ich kenne Sie nicht, also sehen Sie zu, dass Sie Ihren Hintern auf die Straße schaffen, Liebchen“, sprach er Melinda direkt an und machte eine richtungweisende Geste mit dem Gewehr, „sonst werde ich Ihnen zeigen, dass ich keine Armee brauche, um mir zu helfen. Jagdtrophäen können Sie woanders begaffen.“
Doch auch Jonathan nickte er zu, der sich noch nicht gerührt hatte.
„Sie auch, Schönling, verschwinden Sie! Noch einmal will ich das nicht sagen müssen.“
Als Randolph sich ihm näherte, wich der Mann ein paar Schritte zurück, um Abstand zu wahren – noch immer mit dem Gewehr in den Händen.
„Glauben Sie, Sie sind die Ersten, die hier auftauchen und versuchen, mir weiszumachen, Mr. Norly zu kennen, damit ich ihnen Zutritt zum Haus gewähre?“, fragte er rhetorisch und mit Groll in der Stimme.
„Und das auch noch mit Informationen, die jeder aufgeschnappt haben kann, und von der Straße aufgegriffenen Gerüchten? Ich mag alt sein, aber ich bin nicht dämlich! Ich habe schon hier gewohnt, da waren Sie alle vermutlich noch nicht geboren oder haben zumindest noch in Windeln gelegen.“
Unter seinen buschigen, vor Ernsthaftigkeit gesenkten Augenbrauen, huschte sein Blick zwischen Melinda, Randolph und Jonathan hin und her, um sie wachsam zu beobachten.
„Ich kenne Sie nicht, also sehen Sie zu, dass Sie Ihren Hintern auf die Straße schaffen, Liebchen“, sprach er Melinda direkt an und machte eine richtungweisende Geste mit dem Gewehr, „sonst werde ich Ihnen zeigen, dass ich keine Armee brauche, um mir zu helfen. Jagdtrophäen können Sie woanders begaffen.“
Doch auch Jonathan nickte er zu, der sich noch nicht gerührt hatte.
„Sie auch, Schönling, verschwinden Sie! Noch einmal will ich das nicht sagen müssen.“
Umbra- Tiefseemonster
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Re: Götterblut - Kapitel 3: Scarface
Jonathan hob beschwichtigend die Hände, um dem Alten Mann zu zeigen das er verstanden hatte. Er kam um ein provozierendes Lächeln allerdings nicht umhin, als er mit "Schönling" angesprochen wurde und verdrehte die Augen als er sich von dem Mann abwandt.
"Das hier scheint Zeitverschwendung zu sein.", sprach Jonathan den anderen Beiden zu. "Wie sollten es mit Plan B versuchen. Das ist sicher auch von Vorteil für meinen ehemaligen Reisekumpanen."
Jonathan schritt ein paar Meter vom Grundstück weg, kam dann allerdings doch nicht umhin sich noch einmal umzudrehen.
"Bis zum nächsten mal", rief er dem alten Mann zu und hob kurz die Hand. Er war sich nicht sicher ob sie wirklich noch mal an diesen Ort zurückkehren würden, doch er hatte das Gefühl, dass er hier nicht zum letzten mal gewesen sein wird.
"Das hier scheint Zeitverschwendung zu sein.", sprach Jonathan den anderen Beiden zu. "Wie sollten es mit Plan B versuchen. Das ist sicher auch von Vorteil für meinen ehemaligen Reisekumpanen."
Jonathan schritt ein paar Meter vom Grundstück weg, kam dann allerdings doch nicht umhin sich noch einmal umzudrehen.
"Bis zum nächsten mal", rief er dem alten Mann zu und hob kurz die Hand. Er war sich nicht sicher ob sie wirklich noch mal an diesen Ort zurückkehren würden, doch er hatte das Gefühl, dass er hier nicht zum letzten mal gewesen sein wird.
Scáth- Forenzombie
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Re: Götterblut - Kapitel 3: Scarface
Der Abschied von Scarface - oder sollte man lieber Professor Richard Francis Welton sagen? - fiel dem Künstler recht einfach. Zum Ende des Gesprächs hatte Gil nur ein kurzes Schulterzucken von sich gegeben - obwohl das durch die Ketten wohl kaum erkennbar gewesen war und nur Schmerzen verursachte - und mit einem recht gleichgültigen "Die Polizei wird ihren Irrtum nicht erkennen, weil es keinen gibt. Vielleicht bringe ich Ihnen das Bild sogar persönlich vorbei." geantwortet. Dabei hatte er ein verschmitztes Lächeln kaum unterdrücken können. Auch die restliche Kutschfahrt ließ er stoisch und ruhig über sich ergehen. Das Herumschaukeln war ihm zwar schon nach der ersten Sekunde auf die Nerven gegangen aber er hatte es über die interessante Unterhaltung komplett vergessen. In der Stille achtete Gilbert allerdings noch mehr darauf und so war er froh, endlich angekommen und dem Schaukeln und Poltern im inneren der Kutsche entkommen zu sein. Natürlich hielt diese Erleichterung nicht lange an, denn schon bald wurde er wieder eingesperrt.
Gilbert seufzte, als er nun alleine in der Zelle saß. Zumindest konnte er sich hier die Beine vertreten und dabei von der ungemütlichen Sitzposition in der Kutsche entspannen. Das war zwar nur der Hauch der Freiheit aber immerhin mehr als in den letzten Minuten. Während der Künstler langsam aber sicher seine Bahnen in der Zelle drehte, machte er sich automatisch Gedanken um die vergangenen Minuten und verarbeitete sie. Scarface war ein interessanter und intelligenter Mann, das musste Gil tatsächlich zugeben. Das er so stur war und auf seine Geschichte mit dem Professor beharrte, konnte nur bedeuten, das er entweder dumm war oder wirklich glaubte, mit dieser Geschichte durchzukommen. Da Gilbert bereits zugegeben hatte, das der Mann nicht dumm aber stattdessen noch gerissen war, musste es letzteres bedeuten. Das warf natürlich die Frage auf, was ihn so sicher machte mit seiner falschen Identität durchzukommen. War es einfach nur ein sehr gut gefälschter Ausweis oder hatte er noch ein weiteres, noch besseres Ass im Ärmel? Was konnte das nur sein?
Dem Künstler gefiel die Sache ganz und gar nicht. Erst jetzt, als er in Ruhe darüber nachdenken konnte, fiel ihm auf, wie sicher Scarface gewesen war. Fast schon unheimlich. Gil vertiefte sich so sehr in seine Gedanken, das er seine Wut auf die Polizei ganz vergaß. Eigentlich war es eine Unverschämtheit, das sie ihn jetzt noch so wie einen Schwerverbrecher behandelten. Eingesperrt in eine kleine dunkle Zelle im Erdgeschoss und das ohne irgendwelche Informationen. Gilbert hoffte, das er diesen Besuch in der Polizeiwache schnell hinter sich bringen konnte.
Zum Glück musste er nicht lange auf einen der Polizisten warten. Wieder wurde er in Handschellen durch das Gebäude geführt, bis er in einen Raum gebracht wurde, in dem bereits jemand auf ihn wartete. Um die Sache schnell hinter sich zu bringen, verzichtete Gilbert darauf, sich über die Behandlung aufzuregen, die er in den letzten Minuten hatte erfahren müssen. Kurz und knapp fasste er alles zusammen, was der Polizist wissen wollte. Angefangen natürlich bei dem Ereignis, das ihn erst in diese Situation gebracht hatte. Er berichtete, das er sich nur habe verteidigen wollen – schließlich lief ein Serienmörder auf dem Bahnhof herum – und eigentlich garnicht vorgehabt hatte zu schießen. Außerdem hatte er ja den Polizisten auf Scarface aufmerksam gemacht BEVOR er zur Waffe gegriffen hatte. Es war als Sicherheit gewesen, falls die Polizei den Mann nicht in Griff bekommen und er sich gewehrt hätte. Einen Teil seiner vorherigen Wut ließ er dann auch aus und konnte sich den Seitenhieb nicht verkneifen, das er nur das getan hatte, wofür eigentlich die Polizei da war. Nämlich sich um den gefährlichen Mörder zu kümmern, ohne ihn hätten sie ihn vielleicht noch nicht einmal entdeckt.
Außerdem ließ Gilbert es sich nicht nehmen, der Polizei nicht nur seine Meinung von dem Mörder aufzudrücken sondern sie auch zu warnen, das sie ihn nicht unterschätzen sollten. Natürlich erzählte er auch davon, das der Mann sich sicher war entkommen zu können und sich danach noch mit einer anderen Person zu treffen.
Als die Befragung vorbei war, atmete der Künstler noch einmal durch und wartete dann darauf, das er endlich wieder auf freien Fuß gesetzt wurde.
Gilbert seufzte, als er nun alleine in der Zelle saß. Zumindest konnte er sich hier die Beine vertreten und dabei von der ungemütlichen Sitzposition in der Kutsche entspannen. Das war zwar nur der Hauch der Freiheit aber immerhin mehr als in den letzten Minuten. Während der Künstler langsam aber sicher seine Bahnen in der Zelle drehte, machte er sich automatisch Gedanken um die vergangenen Minuten und verarbeitete sie. Scarface war ein interessanter und intelligenter Mann, das musste Gil tatsächlich zugeben. Das er so stur war und auf seine Geschichte mit dem Professor beharrte, konnte nur bedeuten, das er entweder dumm war oder wirklich glaubte, mit dieser Geschichte durchzukommen. Da Gilbert bereits zugegeben hatte, das der Mann nicht dumm aber stattdessen noch gerissen war, musste es letzteres bedeuten. Das warf natürlich die Frage auf, was ihn so sicher machte mit seiner falschen Identität durchzukommen. War es einfach nur ein sehr gut gefälschter Ausweis oder hatte er noch ein weiteres, noch besseres Ass im Ärmel? Was konnte das nur sein?
Dem Künstler gefiel die Sache ganz und gar nicht. Erst jetzt, als er in Ruhe darüber nachdenken konnte, fiel ihm auf, wie sicher Scarface gewesen war. Fast schon unheimlich. Gil vertiefte sich so sehr in seine Gedanken, das er seine Wut auf die Polizei ganz vergaß. Eigentlich war es eine Unverschämtheit, das sie ihn jetzt noch so wie einen Schwerverbrecher behandelten. Eingesperrt in eine kleine dunkle Zelle im Erdgeschoss und das ohne irgendwelche Informationen. Gilbert hoffte, das er diesen Besuch in der Polizeiwache schnell hinter sich bringen konnte.
Zum Glück musste er nicht lange auf einen der Polizisten warten. Wieder wurde er in Handschellen durch das Gebäude geführt, bis er in einen Raum gebracht wurde, in dem bereits jemand auf ihn wartete. Um die Sache schnell hinter sich zu bringen, verzichtete Gilbert darauf, sich über die Behandlung aufzuregen, die er in den letzten Minuten hatte erfahren müssen. Kurz und knapp fasste er alles zusammen, was der Polizist wissen wollte. Angefangen natürlich bei dem Ereignis, das ihn erst in diese Situation gebracht hatte. Er berichtete, das er sich nur habe verteidigen wollen – schließlich lief ein Serienmörder auf dem Bahnhof herum – und eigentlich garnicht vorgehabt hatte zu schießen. Außerdem hatte er ja den Polizisten auf Scarface aufmerksam gemacht BEVOR er zur Waffe gegriffen hatte. Es war als Sicherheit gewesen, falls die Polizei den Mann nicht in Griff bekommen und er sich gewehrt hätte. Einen Teil seiner vorherigen Wut ließ er dann auch aus und konnte sich den Seitenhieb nicht verkneifen, das er nur das getan hatte, wofür eigentlich die Polizei da war. Nämlich sich um den gefährlichen Mörder zu kümmern, ohne ihn hätten sie ihn vielleicht noch nicht einmal entdeckt.
Außerdem ließ Gilbert es sich nicht nehmen, der Polizei nicht nur seine Meinung von dem Mörder aufzudrücken sondern sie auch zu warnen, das sie ihn nicht unterschätzen sollten. Natürlich erzählte er auch davon, das der Mann sich sicher war entkommen zu können und sich danach noch mit einer anderen Person zu treffen.
Als die Befragung vorbei war, atmete der Künstler noch einmal durch und wartete dann darauf, das er endlich wieder auf freien Fuß gesetzt wurde.
Thorgrimm- Anzahl der Beiträge : 2050
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Re: Götterblut - Kapitel 3: Scarface
Er hat hier also gewohnt. Sehr interessant. Dieser Mann war nun mit ziemlicher Sicherheit ein Vertrauter von Norly. Außerdem schien er eine von seinen Eigenschaften- nämlich krampfhafte Sturheit übernommen zu haben. Der ältere Mann, der mit dem Gewehr in der Hand wie ein Kriegsveteran aussah, könnte ihnen ein guter Verbündeter sein, wenn sie ihn überzeugen konnten. Irgendwie musste das ja möglich sein. Jonathan schien bereits aufgegeben zu haben. Der "Plan" Charles im Gefängnis zu besuchen, behagte ihm allerdings gar nicht- nicht zuletzt weil er dabei vollkommen nutzlos wäre und er Jonathan und eventuell auch Melinda einer Gefahr aussetzte. Das wäre sicher auch nicht unbedingt in Norlys Sinne. Er hat allerdings auch gemeint, dass er ihm eigenhändig gelingt, frei zu kommen. Doch konnte der Doktor ihm in dieser Hinsicht vertrauen? Es war offensichtlich, dass er „Scarface“ war. Randolph selbst hatte das nach einem Blick auf ein Fahndungsplakat erkannt, auch wenn er es vorher schon vermutet hatte. Das war schon selten dämlich von mir gewesen. Zuvor hatte er sich noch unter dem Namen "Charles Norly" vorgestellt.
Nun, der Polizei würde es leicht fallen, diesen Mann als Norly zu identifizieren. Die Narbe, Augenfarbe, Haare, das war den Detectives sicher alles bekannt. Der falsche Bart würde wohl auch nicht unentdeckt bleiben. Und vermutlich wusste auch die Polizei über Norlys' Prothese Bescheid. Rest in peace. Nein, Randolph sah keine vernünftige Möglichkeit, wie Norly entkommen könnte. Er hatte es ja wohl kaum geschafft eine Bombe mit in die Zelle zu schmuggeln, oder? Er könnte den Polizeichef bestechen...nein, das war doch alles Nonsens. Charles Norly war einfach zu sehr von sich selbst überzeugt. Und diesesmal würde sein Plan nicht aufgehen. Er würde scheitern. Er brauchte Hilfe.
"Warten sie noch einen Augenblick, Jonathan", meinte er zu dem Kerl, der sich jetzt zu ihm gesellt hatte. Dann wandte er sich nochmal dem älteren Herrn zu. "Okay, Sir. Wenn sie ein Freund von Charles sind, verstehe ich ihren Argwohn. Vermutlich werde ich sie also nicht davon überzeugen können, dass wir tatsächlich mit Mister Norly Kontakt hatten. Lassen sie mich ihnen trotzdem bitte noch einen Hinweis geben, bevor wir weggehen. Tatsächlich sind wir hier, um Charles zu helfen. Mister Norly ist nämlich zusammen mit mir, der jungen Dame dort drüben und einem weiterem, etwa achtzehn Jahre altem Mädchen heute in Manchester eingetroffen. Besagtes Mädchen hat sich mittlerweile aus Gründen ihrer Sicherheit von unserer Gruppe getrennt und dieser Herr hier ist zu uns gestoßen. Hört sich ziemlich erstunken und erlogen an, nicht wahr? Tja, so ist die Realität eben. Etwas, das allerdings definitiv nicht erstunken und erlogen ist, ist das es bei unserer Ankunft Probleme gab und wir enttarnt wurden. Charles befindet sich gegenwärtig in Gewalt der Polizei von Manchester. Unsere Gruppe konnte mit seiner Hilfe entkommen, aber wir werden vermutlich nun auch gesucht. Wenn also in nächster Zeit jemand bei ihnen deswegen aufkreuzt wissen sie warum."
Randolph inhalierte ein wenig Luft. Normalerweise musste er nicht so lange reden. Aber seine Lage hatte sich in den letzten Tagen drastisch verändert. Jetzt kam er nicht einmal mehr dazu, sich selbst zu bemitleiden. Ziemlich tragisch.
"Diese Fakten sollten sich allesamt nachprüfen lassen. Aber als Beweis wird Ihnen das wohl nicht reichen." Randolph überlegte einen Moment. Tatsächlich war es ziemlich schwierig, das Ganze zu beweisen. Im Verhör mit Drake wäre das vielleicht einfacher gewesen. Der Kerl hatte ihm aus der Hand gefressen, nachdem er das Wort "Scarface" ausgespuckt hatte. Unglücklicherweise, denn Randolphs Originalversion der Ereignisse war bis auf ein paar Details tatsächlich richtig gewesen. Also, was konnte er verwenden? Etwas, das Norly zu ihnen gesagt hatte.
In seinem letzten wirklichen Gespräch mit Norly hatte er mit ihm über Taylor und seine Methoden zur Nachrichtenübermittlung gesprochen. Es war erst am gestrigen Abend gewesen, doch in der Zwischenzeit war wieder viel geschehen. Hatte Norly ihm etwas erzählt, dass nützlich sein könnte? Er hatte ihn vor Taylor gewarnt. Besonders an ein Satz war ihm deutlich im Gedächtnis geblieben Mit Glück wird er Ihnen die Nase vor der Tür zuschlagen, mit Pech wird er Sie mit einem Lächeln hineinbitten. Charles hatte ihm auch erzählt, dass er und sein Brüder in jungen Jahren Spaß dabei gehabt hatten sich geheime Botschaften zu schicken. Was war eigentlich mit diesem Bruder? Diesem Timothy? Es gab so viele offene Fragen und so wenig Antworten. Der Doktor entschied jedenfalls nichts von dem weiterzugeben. Charles hatte ihm das nicht anvertraut, damit er es weitererzählte. Außerdem wusste er immer noch nicht genau, wer dieser Mann war. "Nun, ich wollte ihnen das nur mitteilen, um sie zu warnen. Aber kein Problem, wenn sie uns nicht unterstützen wollen, kommen wir auch ohne sie zurecht. Bleiben sie ruhig in ihrem Haus und beschützen es vor „Einbrechern“. Er nickte Melinda zu: “Theresa, meine Liebe. Lasst uns von hier verschwinden und den Herrn nicht weiter in seinen Pflichten stören“
Nun, der Polizei würde es leicht fallen, diesen Mann als Norly zu identifizieren. Die Narbe, Augenfarbe, Haare, das war den Detectives sicher alles bekannt. Der falsche Bart würde wohl auch nicht unentdeckt bleiben. Und vermutlich wusste auch die Polizei über Norlys' Prothese Bescheid. Rest in peace. Nein, Randolph sah keine vernünftige Möglichkeit, wie Norly entkommen könnte. Er hatte es ja wohl kaum geschafft eine Bombe mit in die Zelle zu schmuggeln, oder? Er könnte den Polizeichef bestechen...nein, das war doch alles Nonsens. Charles Norly war einfach zu sehr von sich selbst überzeugt. Und diesesmal würde sein Plan nicht aufgehen. Er würde scheitern. Er brauchte Hilfe.
"Warten sie noch einen Augenblick, Jonathan", meinte er zu dem Kerl, der sich jetzt zu ihm gesellt hatte. Dann wandte er sich nochmal dem älteren Herrn zu. "Okay, Sir. Wenn sie ein Freund von Charles sind, verstehe ich ihren Argwohn. Vermutlich werde ich sie also nicht davon überzeugen können, dass wir tatsächlich mit Mister Norly Kontakt hatten. Lassen sie mich ihnen trotzdem bitte noch einen Hinweis geben, bevor wir weggehen. Tatsächlich sind wir hier, um Charles zu helfen. Mister Norly ist nämlich zusammen mit mir, der jungen Dame dort drüben und einem weiterem, etwa achtzehn Jahre altem Mädchen heute in Manchester eingetroffen. Besagtes Mädchen hat sich mittlerweile aus Gründen ihrer Sicherheit von unserer Gruppe getrennt und dieser Herr hier ist zu uns gestoßen. Hört sich ziemlich erstunken und erlogen an, nicht wahr? Tja, so ist die Realität eben. Etwas, das allerdings definitiv nicht erstunken und erlogen ist, ist das es bei unserer Ankunft Probleme gab und wir enttarnt wurden. Charles befindet sich gegenwärtig in Gewalt der Polizei von Manchester. Unsere Gruppe konnte mit seiner Hilfe entkommen, aber wir werden vermutlich nun auch gesucht. Wenn also in nächster Zeit jemand bei ihnen deswegen aufkreuzt wissen sie warum."
Randolph inhalierte ein wenig Luft. Normalerweise musste er nicht so lange reden. Aber seine Lage hatte sich in den letzten Tagen drastisch verändert. Jetzt kam er nicht einmal mehr dazu, sich selbst zu bemitleiden. Ziemlich tragisch.
"Diese Fakten sollten sich allesamt nachprüfen lassen. Aber als Beweis wird Ihnen das wohl nicht reichen." Randolph überlegte einen Moment. Tatsächlich war es ziemlich schwierig, das Ganze zu beweisen. Im Verhör mit Drake wäre das vielleicht einfacher gewesen. Der Kerl hatte ihm aus der Hand gefressen, nachdem er das Wort "Scarface" ausgespuckt hatte. Unglücklicherweise, denn Randolphs Originalversion der Ereignisse war bis auf ein paar Details tatsächlich richtig gewesen. Also, was konnte er verwenden? Etwas, das Norly zu ihnen gesagt hatte.
In seinem letzten wirklichen Gespräch mit Norly hatte er mit ihm über Taylor und seine Methoden zur Nachrichtenübermittlung gesprochen. Es war erst am gestrigen Abend gewesen, doch in der Zwischenzeit war wieder viel geschehen. Hatte Norly ihm etwas erzählt, dass nützlich sein könnte? Er hatte ihn vor Taylor gewarnt. Besonders an ein Satz war ihm deutlich im Gedächtnis geblieben Mit Glück wird er Ihnen die Nase vor der Tür zuschlagen, mit Pech wird er Sie mit einem Lächeln hineinbitten. Charles hatte ihm auch erzählt, dass er und sein Brüder in jungen Jahren Spaß dabei gehabt hatten sich geheime Botschaften zu schicken. Was war eigentlich mit diesem Bruder? Diesem Timothy? Es gab so viele offene Fragen und so wenig Antworten. Der Doktor entschied jedenfalls nichts von dem weiterzugeben. Charles hatte ihm das nicht anvertraut, damit er es weitererzählte. Außerdem wusste er immer noch nicht genau, wer dieser Mann war. "Nun, ich wollte ihnen das nur mitteilen, um sie zu warnen. Aber kein Problem, wenn sie uns nicht unterstützen wollen, kommen wir auch ohne sie zurecht. Bleiben sie ruhig in ihrem Haus und beschützen es vor „Einbrechern“. Er nickte Melinda zu: “Theresa, meine Liebe. Lasst uns von hier verschwinden und den Herrn nicht weiter in seinen Pflichten stören“
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Re: Götterblut - Kapitel 3: Scarface
Entgegen Gilbert Erwartungen, ließ ihn die Polizei nach der Befragung nicht sofort wieder frei, denn obwohl er die Fragen, die ihm gestellt worden waren, bereitwillig beantwortet hatte und sich kooperativ gezeigt hatte, war die Sache für ihn noch nicht ausgestanden.
„Einige Zeugenaussagen müssen noch aufgenommen und abgeglichen werden“, erklärte ein Polizist, dieser ihm aus dem Verhörzimmer brachte – es war der vollbärtige Scotland Yard-Mann, der ihn entwaffnet und festgenommen hatte, und sich nun persönlich um ihn kümmerte. Dieses Mal verzichtete man auf Handschellen, jedoch war das Ziel trotzdem die gleiche Zelle, in der man Gilbert schon zuvor hatte warten lassen.
„Ich verstehe vollkommen, dass Sie darüber verärgert sind, Mr. Wright, doch es gibt Vorschriften, die eingehalten werden müssen“, erklärte der Mann ihm in geduldigen Ton, während er die Gittertür aufhielt und Gilbert mit einer Geste deutete, die Zelle eigenständig zu betreten, bevor er absperrte. Er wirkte nun weniger ernst und unnachgiebig als auf dem Bahnhof, wenn er jedoch auch im momentanen, persönlicher wirkenden Gespräch nicht ablegte, seinen Gesprächspartner fast schon analysierend zu mustern.
„Ich sollte Sie außerdem schon einmal vorwarnen: Hier in diesem Teil des Gebäudes mag man es nicht allzu sehr hören, doch die Wache wird von einer Horde von Zeitungsleuten belagert. Ein bisschen Geduld aufzubringen, dürfte in Ihrem Interesse sein, wenn Sie nicht begierig darauf sind, Ihr Gesicht in diversen Zeitungen wiederzufinden. Sobald die formalen Dinge geklärt sind, dürfen Sie gehen, da bin ich mir sicher, aber an Ihrer Stelle würde ich zusätzlich abwarten, bis der Commissioner eingetroffen ist und die Presse gebändigt hat. Es gibt ungemütlichere Orte, um zu warten, als diesen hier. Hier ist es sicher, warm und trocken.“
Er lächelte von der anderen Seite der Gittertür aus über seine Worte. Vermutlich war dies eine Art Polizistenhumor.
„Da niemand verletzt wurde, werden Sie wohl keine Strafe verbüßen müssen und Ihre Waffe wiederbekommen. Sie hatten ehrenwerte Absichten, doch halten Sie sich in Zukunft etwas zurück, sollten Sie noch einmal in eine ähnliche Situation geraten. Sie haben Glück, dass ich nicht auf Sie geschossen habe. Allerdings war es dennoch meine Pflicht, Sie festzunehmen. Also: Nichts für Ungut. Ich bin Inspector Hayes. Sollte Ihnen noch irgendetwas einfallen, was Sie der Polizei mitteilen wollen, fragen Sie nach mir.“
Er tippte sich zum Abschied grüßend mit Zeige- und Mittelfinger an die Schläfe und verschwand aus Gilberts Blickfeld.
Der alte Mann hörte Randolph aufmerksam, aber doch mit Argwohn zu, obwohl die Ablehnung, die seiner Körpersprache in dieser Situation innewohnte, weiterhin von bestimmender Dominanz war, sodass kein Einlenken, keine Meinungsänderung in Sicht war.
„Sie brauchen nicht zu versuchen, mir ein schlechtes Gewissen einzureden“, schnaubte er ungeduldig und zeigte sich ungerührt von den Worten des Chirurgen.
„Sollte es stimmen, was Sie sagen, und Mr. Norly verhaftet worden sein, werde ich das erfahren. Vielleicht haben Sie Recht und die Polizei wird hier auftauchen. Doch, beim besten Willen, das beunruhigt mich nicht. Ich frage mich eher, warum Sie gerade hier Unterschlupf suchen, wenn Sie tatsächlich gesucht werden. Mit mir haben Sie wohl nicht gerechnet, mh?“, fragte er provokant.
„Warum sollte ich Sie unterstützen wollen?“, hakte er nach, ohne eine Antwort hören zu wollen.
„Ich kenne Sie nicht“, begann der Mann aufzulisten, „Ihre Bekanntschaft zu Mr. Norly empfinde ich als äußerst zweifelhaft, und sollte es stimmen, was Sie behaupten, mache ich mich womöglich strafbar, wenn ich Sie ins Haus lasse. Sie haben versucht, sich mit fragwürdigen Mitteln Zutritt zum Haus zu verschaffen, und das spricht nicht gerade für Sie. Wer weiß, wer Sie wirklich sind? Sie können mir viel erzählen. Ich bin nicht hier, um den freundlichen Gastgeber zu spielen, dazu habe ich auch keine Befugnis.“
Damit waren die Angelegenheit und das Gespräch für ihn beendet. Er stieß das Hintertor zu, sobald alle Eindringlinge zurück auf der Straße waren, sodass es mit einem lauten Geräusch ins Schloss knallte, bevor er Melinda, Randolph und Jonathan mit einem letzten, musternden Blick bedachte und sich wieder auf den Weg zurück zum Haus machte.
„Einige Zeugenaussagen müssen noch aufgenommen und abgeglichen werden“, erklärte ein Polizist, dieser ihm aus dem Verhörzimmer brachte – es war der vollbärtige Scotland Yard-Mann, der ihn entwaffnet und festgenommen hatte, und sich nun persönlich um ihn kümmerte. Dieses Mal verzichtete man auf Handschellen, jedoch war das Ziel trotzdem die gleiche Zelle, in der man Gilbert schon zuvor hatte warten lassen.
„Ich verstehe vollkommen, dass Sie darüber verärgert sind, Mr. Wright, doch es gibt Vorschriften, die eingehalten werden müssen“, erklärte der Mann ihm in geduldigen Ton, während er die Gittertür aufhielt und Gilbert mit einer Geste deutete, die Zelle eigenständig zu betreten, bevor er absperrte. Er wirkte nun weniger ernst und unnachgiebig als auf dem Bahnhof, wenn er jedoch auch im momentanen, persönlicher wirkenden Gespräch nicht ablegte, seinen Gesprächspartner fast schon analysierend zu mustern.
„Ich sollte Sie außerdem schon einmal vorwarnen: Hier in diesem Teil des Gebäudes mag man es nicht allzu sehr hören, doch die Wache wird von einer Horde von Zeitungsleuten belagert. Ein bisschen Geduld aufzubringen, dürfte in Ihrem Interesse sein, wenn Sie nicht begierig darauf sind, Ihr Gesicht in diversen Zeitungen wiederzufinden. Sobald die formalen Dinge geklärt sind, dürfen Sie gehen, da bin ich mir sicher, aber an Ihrer Stelle würde ich zusätzlich abwarten, bis der Commissioner eingetroffen ist und die Presse gebändigt hat. Es gibt ungemütlichere Orte, um zu warten, als diesen hier. Hier ist es sicher, warm und trocken.“
Er lächelte von der anderen Seite der Gittertür aus über seine Worte. Vermutlich war dies eine Art Polizistenhumor.
„Da niemand verletzt wurde, werden Sie wohl keine Strafe verbüßen müssen und Ihre Waffe wiederbekommen. Sie hatten ehrenwerte Absichten, doch halten Sie sich in Zukunft etwas zurück, sollten Sie noch einmal in eine ähnliche Situation geraten. Sie haben Glück, dass ich nicht auf Sie geschossen habe. Allerdings war es dennoch meine Pflicht, Sie festzunehmen. Also: Nichts für Ungut. Ich bin Inspector Hayes. Sollte Ihnen noch irgendetwas einfallen, was Sie der Polizei mitteilen wollen, fragen Sie nach mir.“
Er tippte sich zum Abschied grüßend mit Zeige- und Mittelfinger an die Schläfe und verschwand aus Gilberts Blickfeld.
Der alte Mann hörte Randolph aufmerksam, aber doch mit Argwohn zu, obwohl die Ablehnung, die seiner Körpersprache in dieser Situation innewohnte, weiterhin von bestimmender Dominanz war, sodass kein Einlenken, keine Meinungsänderung in Sicht war.
„Sie brauchen nicht zu versuchen, mir ein schlechtes Gewissen einzureden“, schnaubte er ungeduldig und zeigte sich ungerührt von den Worten des Chirurgen.
„Sollte es stimmen, was Sie sagen, und Mr. Norly verhaftet worden sein, werde ich das erfahren. Vielleicht haben Sie Recht und die Polizei wird hier auftauchen. Doch, beim besten Willen, das beunruhigt mich nicht. Ich frage mich eher, warum Sie gerade hier Unterschlupf suchen, wenn Sie tatsächlich gesucht werden. Mit mir haben Sie wohl nicht gerechnet, mh?“, fragte er provokant.
„Warum sollte ich Sie unterstützen wollen?“, hakte er nach, ohne eine Antwort hören zu wollen.
„Ich kenne Sie nicht“, begann der Mann aufzulisten, „Ihre Bekanntschaft zu Mr. Norly empfinde ich als äußerst zweifelhaft, und sollte es stimmen, was Sie behaupten, mache ich mich womöglich strafbar, wenn ich Sie ins Haus lasse. Sie haben versucht, sich mit fragwürdigen Mitteln Zutritt zum Haus zu verschaffen, und das spricht nicht gerade für Sie. Wer weiß, wer Sie wirklich sind? Sie können mir viel erzählen. Ich bin nicht hier, um den freundlichen Gastgeber zu spielen, dazu habe ich auch keine Befugnis.“
Damit waren die Angelegenheit und das Gespräch für ihn beendet. Er stieß das Hintertor zu, sobald alle Eindringlinge zurück auf der Straße waren, sodass es mit einem lauten Geräusch ins Schloss knallte, bevor er Melinda, Randolph und Jonathan mit einem letzten, musternden Blick bedachte und sich wieder auf den Weg zurück zum Haus machte.
Umbra- Tiefseemonster
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Re: Götterblut - Kapitel 3: Scarface
Schließlich ergab sie sich seinem Schicksal und folgte Randolph und Johantan von dem Grundstück. Nun gut, was sollte es. Sie hatte immerhin einen anderen Plan in der Tasche, die sie nun in die Tat umsetzten würde. Die Frage war nun, sollte sie die anderen einweihen oder nicht? Im Grunde war es ihr nun egal, ob sie ihr Einverständnis geben würden oder nicht - aber es wäre wesentlich einfacher, würden die beiden Herren mitspielen.
Nachdem sie sich etwas von dem Haus und dem unfreundlichen Herren entfernt hatten, drehte sie sich um und wartete bis die beiden in ihrer Nähe waren.
"Gut, passt auf. Ich habe einen Plan. Wir können nicht darauf hoffen, dass Charles von alleine aus dem Gefängnis kommt, wir müssen versuchen Informationen zu bekommen und eventuell zu helfen. Hier bin ich nicht bekannt wie ein bunter Hund. In London hatte ich keine Chance ins Gefängnis zu gehen." Sie nickte Randolph entschuldigend zu, denn noch immer wäre sie es lieber gewesen die ihn befreit hätte, statt Johanna. Nun schien es als könnte sie gar nicht anders, als sich selbst darum zu kümmern.
"Ich bin in einem Waisenhaus aufgewachsen, in dem auch Nonnen...lehrten." Erklärte sie kurz in Richtung John-Boy. "Ich habe eine der Ordenskleidungen der Schwestern in meinem Gepäck. Ich werde mich also als Nonne verkleiden und Norly einen Besuch abstatten."
Sie überlegte noch einen Augenblick. "Kann sich noch jemand erinnern, wie er sich genannt hat? ...und was noch viel wichtiger ist, helft ihr mir?"
Nachdem sie sich etwas von dem Haus und dem unfreundlichen Herren entfernt hatten, drehte sie sich um und wartete bis die beiden in ihrer Nähe waren.
"Gut, passt auf. Ich habe einen Plan. Wir können nicht darauf hoffen, dass Charles von alleine aus dem Gefängnis kommt, wir müssen versuchen Informationen zu bekommen und eventuell zu helfen. Hier bin ich nicht bekannt wie ein bunter Hund. In London hatte ich keine Chance ins Gefängnis zu gehen." Sie nickte Randolph entschuldigend zu, denn noch immer wäre sie es lieber gewesen die ihn befreit hätte, statt Johanna. Nun schien es als könnte sie gar nicht anders, als sich selbst darum zu kümmern.
"Ich bin in einem Waisenhaus aufgewachsen, in dem auch Nonnen...lehrten." Erklärte sie kurz in Richtung John-Boy. "Ich habe eine der Ordenskleidungen der Schwestern in meinem Gepäck. Ich werde mich also als Nonne verkleiden und Norly einen Besuch abstatten."
Sie überlegte noch einen Augenblick. "Kann sich noch jemand erinnern, wie er sich genannt hat? ...und was noch viel wichtiger ist, helft ihr mir?"
Elli- Piratenpinguin
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Re: Götterblut - Kapitel 3: Scarface
"Mit einem Namen kann ich nicht dienen. Aber ja, ich werde helfen", antwortete Jonathan. Er war erleichtert gewesen, dass der alte Mann mit dem Gewehr verschwunden war. Doch diese Erleichterung war nur von kurzer dauer, denn Melindas Plan sorgte erneut für ein ungutes Gefühl im Magen des Ingenieurs.
Scáth- Forenzombie
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Re: Götterblut - Kapitel 3: Scarface
Randolph konnte sich noch gut an die Szene erinnern, in der Charles in die Kutsche verfrachtet worden war. "Richard Francis Welton hat er sich genannt und sich als Professor der Naturphilosophie ausgegeben", meinte der Doktor, während sein Blick dem alten Mann folgte, der wieder im Haus verschwand. Ihre Chancen ihn zu überzeugen waren wohl ohnehin nicht sonderlich groß gewesen. An seiner Stelle hätte Randolph der Truppe wohl auch nicht vertraut. Immerhin hatte er ihm noch von den Geschehnissen in Manchester erzählt, sodass er vorgewarnt war. Vielleicht würde er Ihnen das nächste Mal mehr Vertrauen schenken, wenn sich herausgestellt hatte, dass sie die Wahrheit erzählt hatten.
Wie befürchtet hatte Melinda vor an Charles heran zu kommen. Er hatte das starke Gefühl, dass dieser Plan nach hinten losgehen könnte.
"Was deinen Plan angeht glaube ich aber nicht, dass man dich mit Norly alleine lassen wird. Es ist schon fragwürdig, ob du überhaupt bis zu ihm gelangen kannst. Außerdem: Was gedenkst du von Charles zu erfahren? Wir werden ihn auf diese Art und Weise nicht befreien können und er selbst wird dir lediglich raten Abstand zu halten, weil er glaubt sich selbst befreien zu können oder weil er uns nicht in Gefahr bringen will. Im besten Fall finden wir also nichts heraus. Im schlimmsten Fall wirst du enttarnt und gleich mit eingesperrt."
Wie befürchtet hatte Melinda vor an Charles heran zu kommen. Er hatte das starke Gefühl, dass dieser Plan nach hinten losgehen könnte.
"Was deinen Plan angeht glaube ich aber nicht, dass man dich mit Norly alleine lassen wird. Es ist schon fragwürdig, ob du überhaupt bis zu ihm gelangen kannst. Außerdem: Was gedenkst du von Charles zu erfahren? Wir werden ihn auf diese Art und Weise nicht befreien können und er selbst wird dir lediglich raten Abstand zu halten, weil er glaubt sich selbst befreien zu können oder weil er uns nicht in Gefahr bringen will. Im besten Fall finden wir also nichts heraus. Im schlimmsten Fall wirst du enttarnt und gleich mit eingesperrt."
Darnamur- Jünger des Pinguins
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Re: Götterblut - Kapitel 3: Scarface
Doch Melinda ließ sich von Randolphs Versuch, ihr ihr Vorhaben auszureden, entschlossen und eigenwillig, wie es ihre Art war, nicht abhalten. Riskant konnte dies unter Umständen wirklich werden, denn wenn man bereits festgestellt hatte, dass es sich bei ihm tatsächlich nicht Professor Welton aus London, sondern um den gesuchte Charles Norly handelte, bestünde die Gefahr, sich als Komplizin – oder Komplizen, wenn sie alle versuchen würden, Kontakt mit ihm aufzunehmen – zu offenbaren. Der Einwand des Chirurgen, dass man Melinda im schlimmsten Fall gleich mit einsperren würde, war daher nicht aus der Luft gegriffen. Dennoch bestand sie darauf, Charles aufzusuchen.
So kehrten Melinda, Randolph und Jonathan, damit die junge Frau Gelegenheit gefunden hatte, in den Habit der Nonne zu schlüpfen, den sie im alten Waisenhaus gefunden und sich angeeignet hatte, erst einmal in die Nähe des Bahnhofs zurück, um Charles‘ Spur aufnehmen zu können – immerhin wusste niemand von ihnen, wohin genau er gebracht worden war. Doch die Suche nach Hinweisen war sehr schnell von Erfolg gekrönt, denn die Neuigkeit, dass man Scarface verhaftet hatte, war Gesprächsthema, wohin auch immer sie ihre Aufmerksamkeit richteten. Und auch, dass man ihn in einer etwas von Bahnhof abgelegen Polizeiwache untergebracht hatte, war kein Geheimnis – sogar der Name dieser Dienststelle (oder, genauer, der zugehörige Straßenname) fiel, ohne dass sie jemanden hätten ansprechen müssen. Diese Angelegenheit hatte offensichtlich sehr großes Aufsehen erregt, was böses ahnen ließ bezüglich Charles‘ Chancen, sich eigenständig aus der Affäre winden zu können. Und auch das Bild, das sich den in Manchester gestrandeten Londonern und Jonathan, ebenso, vor der besagten Polizeiwache bot, als sie dort eintrafen, schien alle Befürchtungen nur zu bestätigen: Eine Menge von mindestens fünfzig lärmenden Menschen (hauptsächlich Männern, doch es waren auch einige Frauen dabei) hatte sich vor dem Eingang zum Gebäude versammelt, empört schimpfend, wild durcheinanderrufend und wütend gestikulierend, so laut, dass man zumindest in unmittelbarer Nähe bestimmt meinen könnte, die eigenen Gedanken nicht mehr zu verstehen. Die meisten hielten Notizblöcke, Stifte und vergleichbare Utensilien in den Händen, auf den ersten Blick waren auch mindestens zwei klobige Kästen auf Stativen zu erkennen – Fotoapparate –, deren Besitzer scheinbar recht vergebens einen Weg suchten, in die vorderen Reihen zu gelangen, ohne ihre teuren Gerätschaften in gefährliche Nähe des Gedränges zu bringen. Journalisten. Und das nicht zu knapp. Neben dem üblichen Vergleich mit Aasgeiern wäre in diesem Fall auch ein solcher mit einem wütenden Mob wohl nicht übertrieben gewesen, denn obwohl diese Zeitungsleuten (noch) nicht zu improvisierten Waffen hatten, waren sie jedoch hörbar und sehbar unzufrieden damit, dass einige uniformierte Polizisten ihnen den Weg versperrten – teils mit Schlagstöcken in der Hand, mit denen sie hin und wieder auch einen Hieb austeilten, wenn jemand dreist versuchte, durch die Blockade, die die Beamten vor der Eingangstür zur Wache bildeten, hindurchzuschlüpfen. Die Beamten hatten keine Mühe damit, die Zeitungsleute zurückzuhalten, denn die Androhung von Gewalt schien in den meisten Fällen Früchte zu tragen, jedoch lag in jedem Fall Ärger in der Luft und lauthalse Forderungen beider Seiten ging einfach im herrschenden Stimmengewirr unter. Die Erde vor dem Eingang der Wache war bereits sehr aufgewühlt und noch vom Regen, der hier wohl über Nacht gefallen war, ein Schlammpfuhl, in dem die sich eifrig drängenden Journalisten durchaus einen amüsanten Anblick abgeben hätten, denn den meisten von ihnen hing der nasse Dreck nicht nur an den Schuhen, sondern war ihnen auch schon an Beinkleider und Jacken gespritzt, wenn nicht gerade die zierliche Melinda sich vorgenommen hätte, irgendwie auf die andere Seite der Menge zu kommen.
Fast vierzig weitere Minuten hatte man Gilbert in der Zelle warten lassen, bevor ihm schließlich ein schlaksiger, junger Polizist, der sich schon durch sein klimperndes Schlüsselbund angekündigt hatte, die ersehnte Freiheit schenkte. Nun, als der Maler dem Mann folgte, um sein beschlagnahmtes Hab und Gut wieder in Empfang zu nehmen, wurde deutlich, dass der Scotland Yard-Mann wohl nicht übertrieben hatte: Abseits des Zellentraktes war am Lärm, der von der Straße kam, zu erahnen, dass sich tatsächlich eine Menschenmenge versammelt hatte, die nach Informationen suchten und Antworten auf ihre Fragen verlangten. Doch das konnte Gil egal sein, es war nicht sein Problem, sondern das der Polizei und vermutlich auch das des angeblichen Professors, der seinen Teil dazu beigetragen hatte, dass Manchester wusste, wo er sich gerade befand. Die Zeugenaussagen, die die Polizei aufgenommen hatten, deckten sich wohl mit dem, was Gilbert geäußert hatte, wahrscheinlich hatte auch der unerfahrene Polizist, dem er am Bahnhof hatte helfen wollen, zu seinem Gunsten ausgesagt, denn auch seine Pepperbox erhielt er, neben seinem Gepäck wieder zurück – zwar, anders als zuvor, ungeladen und ohne seine restliche Reservemunition, jedoch war dies eine Vorsichtsmaßnahme, über die es keinen Sinn hatte, sich zu beschweren. Er hatte auch Glück, dass man seine Medikamente nicht einbehielt, dennoch fragte man ihn, um was es sich bei der Substanz, die er in seinem Aktenkoffer bei sich trug, handelte, bevor man ihm auch diesen zurückgab.
Als alle formalen Dinge geregelt waren, ließ Gilbert sich, wie Inspector Hayes, wie sich der Londoner Polizist vom Scotland Yard vorgestellt hatte, es indirekt geraten hatte, zu einem unauffälligen Hintereingang führen, um der Presse beim Verlassen des Gebäudes zu umgehen. Tatsächlich stürzte sich auch niemand mit Fragen oder Blitzlicht auf ihn, als er in die schmale Seitengasse trat. Wieder Freiheit zu kosten, war ein unbeschreiblich erleichterndes Gefühl, aber ärgerlich war es trotzdem, dass es ihm, obwohl er nur hatte helfen wollen, eine ungemütliche Fahrt hierher, in Gesellschaft von Scarface, eine Befragung und auch noch lästige Wartezeit in der Zelle gekostet hatte. Nun wollte er schnellstmöglich Abstand von dieser Polizeiwache gewinnen und sich, nach all der Aufregung, eine Bleibe hier in Manchester suchen, zumindest erst einmal für den Rest des Tages und die kommende Nacht. Tatsächlich führte ihn sein Weg zurück auf die Straße vor der Polizeiwache, da ihm der Weg über Hauptstraßen ihm am einfachsten schien, schnell auf etwas Geeignetes oder eine freie Kutsche zu treffen. Der Lärm der Menschenmenge, die sich offensichtlich vor der Wache versammelt hatte, schwoll mit jedem Schritt an, den er auf die breitere Straße, die die Seitengasse traf, zumachte und als Gilbert schließlich einen Blick auf die Ansammlung von Journalisten werfen konnte, war er froh darüber, dass ihn niemand beachtete – sonst hätte er sich wahrscheinlich inmitten einer halben Hundertschaft drängender und keifender Menschen wiedergefunden, die ihn vielleicht vor lauter Eifer und Gier totgetrampelt oder zerquetscht hätten. Ihm gelang es, unbemerkt an ihnen vorbeizuhuschen.
Als Jonathan der „Nonne“ Melinda half, sich an der Hauswand entlang einen Weg zum Eingang der Polizeiwache zu bahnen – wobei ihm hilfsbereite Polizisten helfend entgegenkamen und die Journalisten in Schach hielten –, bemerkte er im Augenwinkel eine bekannte Gestalt, auch wenn er erst mit dem zweiten Blick darin Gilbert Wright erkannte, der sich leichtfüßig und schnellen Schrittes, mit seinem Gepäck in der Hand, aus dem Staub machte. Anscheinend hatte die Polizei ihn ziehen lassen, welch Zufall, dass dies gerade jetzt geschah, und da Melinda dank der Polizisten unbehelligt die Wache betreten konnte, beschloss Jonathan kurzerhand, Gilbert zu folgen und ihn abzufangen. Eigentlich hatte der junge Ingenieur vorgehabt, bei der Polizei für seine Zugbekanntschaft auszusagen, um sich für deren Freilassung einzusetzen, doch dies war allzu offensichtlich nicht mehr notwendig. Jonathan fand sich für einen kurzen Moment selbst im Gedränge der Journalisten wieder, als der Pulk sich um ihn wieder schloss. Er spürte Geschubse und Ellenbogen und wurde angeschrien, während er sich selbst wieder Platz zum Atmen erkämpfte, und er spürte sich selbst bis zu den Knöcheln in Schlamm versinken, bis er wieder ohne Hindernisse einen Fuß vor den anderen setzen konnte. Im Laufschritt nahm er Gilberts Verfolgung auf, denn er wollte ihn nicht verlieren. Dieser entfernte sich von Randolph, der an der nächsten Straßenecke wartete, da Gilbert in die entgegengesetzte Richtung lief, also war es allein an Jonathan, seinen Bekannten abzufangen.
Randolph hatte beschlossen, zu warten – was blieb ihm auch anderes übrig? Nützlich wäre er in der Polizeiwache wohl kaum und ein Zusammentreffen wie mit Drake wollte er sich gern ersparen. Natürlich machte er sich Sorgen um Melinda, da er immer noch befürchtete, sie könnte mit ihrem Nonnenfummel auffliegen und enttarnt werden – und das wäre weder für sie gut noch für Charles. Doch um einzuschreiten, wäre es wohl nun zu spät. Sie hatte bereits die Polizeiwache betreten und er selbst lehnte sich an eine Hauswand an der nächsten Straßenecke, um Einiges entfernt von den lärmenden Verrückten, die dort den Eingang belagerten, was auf zwei Weisen vielleicht auch angenehm war: Er konnte einigermaßen sein schmerzendes Bein entlasten und auch seine Ohren etwas schonen, denn näher am Geschehen wäre das Warten sicher unangenehmer gewesen. Von hier aus hatte er zudem einen guten Überblick, wobei er Jonathan allerdings aus den Augen verlor, als eine plötzlich neben ihm erklingende, im ruhigen, etwas überheblichenden Ton sprechende Stimme ihn ablenkte:
„Nun hat er es einmal wieder geschafft, im Mittelpunkt der Ereignisse zu stehen. War es Leichtsinn oder pure Eitelkeit, sich festnehmen zu lassen, was meinen Sie?“, fragte der Mann, zu der die Stimme gehörte – die, im Übrigen, tief und etwas kratzig war – während er noch seinen Blick auf den Journalistenmob gerichtet hatte. Er hatte sich ungefragt zu Randolph gesellt, still und überraschend. Es war ein ernst dreinblickender Kerl von durchschnittlicher, fast schmächtiger Statur, der Randolph nun mit berechnenden Augen musterte und die Arme selbstsicher vor der Brust verschränkte. Wie Randolph selbst, war der Mann vollkommen schwarz gekleidet, wobei die auffälligsten Kleidungsstücke wohl eine Lederjacke und der Bowler auf seinem Kopf waren. Der Geruch von Tabakrauch und, passend zum glattrasierten Gesicht des Mannes, Rasierwasser schlug Randolph entgegen.
„Jack Crowne, mein Name“, stellte er sich vor, „oder Mr. C, wie mich die meisten nennen. Ich arbeite für das Innenministerium“, ein Wort, das er anscheinend gern aussprach, weil sich dabei ein süffisantes Lächeln auf seine Lippen schlich, dass aber sofort danach wieder einer strengen Miene wich, „doch keine Sorge, Sie sind nicht in Schwierigkeiten – nicht mehr als zuvor, jedenfalls. Ich möchte Ihnen ein Geschäft vorschlagen, Doktor. Ein Geschäft, das nicht zu Ihrem Schaden sein wird, oder zu dem von Miss Bolt und Ihren neuen Freunden wie Mr. Norly. Mr. Stirling hat sich in dieser Hinsicht als…“, er pausierte für einen kurzen Moment missbilligend, „weniger nützlich erwiesen als erhofft.“
Diese Aussage ließ er erst einmal in der Luft hängen und erwartete offenbar erst einmal eine Reaktion von Randolphs Seite aus.
So kehrten Melinda, Randolph und Jonathan, damit die junge Frau Gelegenheit gefunden hatte, in den Habit der Nonne zu schlüpfen, den sie im alten Waisenhaus gefunden und sich angeeignet hatte, erst einmal in die Nähe des Bahnhofs zurück, um Charles‘ Spur aufnehmen zu können – immerhin wusste niemand von ihnen, wohin genau er gebracht worden war. Doch die Suche nach Hinweisen war sehr schnell von Erfolg gekrönt, denn die Neuigkeit, dass man Scarface verhaftet hatte, war Gesprächsthema, wohin auch immer sie ihre Aufmerksamkeit richteten. Und auch, dass man ihn in einer etwas von Bahnhof abgelegen Polizeiwache untergebracht hatte, war kein Geheimnis – sogar der Name dieser Dienststelle (oder, genauer, der zugehörige Straßenname) fiel, ohne dass sie jemanden hätten ansprechen müssen. Diese Angelegenheit hatte offensichtlich sehr großes Aufsehen erregt, was böses ahnen ließ bezüglich Charles‘ Chancen, sich eigenständig aus der Affäre winden zu können. Und auch das Bild, das sich den in Manchester gestrandeten Londonern und Jonathan, ebenso, vor der besagten Polizeiwache bot, als sie dort eintrafen, schien alle Befürchtungen nur zu bestätigen: Eine Menge von mindestens fünfzig lärmenden Menschen (hauptsächlich Männern, doch es waren auch einige Frauen dabei) hatte sich vor dem Eingang zum Gebäude versammelt, empört schimpfend, wild durcheinanderrufend und wütend gestikulierend, so laut, dass man zumindest in unmittelbarer Nähe bestimmt meinen könnte, die eigenen Gedanken nicht mehr zu verstehen. Die meisten hielten Notizblöcke, Stifte und vergleichbare Utensilien in den Händen, auf den ersten Blick waren auch mindestens zwei klobige Kästen auf Stativen zu erkennen – Fotoapparate –, deren Besitzer scheinbar recht vergebens einen Weg suchten, in die vorderen Reihen zu gelangen, ohne ihre teuren Gerätschaften in gefährliche Nähe des Gedränges zu bringen. Journalisten. Und das nicht zu knapp. Neben dem üblichen Vergleich mit Aasgeiern wäre in diesem Fall auch ein solcher mit einem wütenden Mob wohl nicht übertrieben gewesen, denn obwohl diese Zeitungsleuten (noch) nicht zu improvisierten Waffen hatten, waren sie jedoch hörbar und sehbar unzufrieden damit, dass einige uniformierte Polizisten ihnen den Weg versperrten – teils mit Schlagstöcken in der Hand, mit denen sie hin und wieder auch einen Hieb austeilten, wenn jemand dreist versuchte, durch die Blockade, die die Beamten vor der Eingangstür zur Wache bildeten, hindurchzuschlüpfen. Die Beamten hatten keine Mühe damit, die Zeitungsleute zurückzuhalten, denn die Androhung von Gewalt schien in den meisten Fällen Früchte zu tragen, jedoch lag in jedem Fall Ärger in der Luft und lauthalse Forderungen beider Seiten ging einfach im herrschenden Stimmengewirr unter. Die Erde vor dem Eingang der Wache war bereits sehr aufgewühlt und noch vom Regen, der hier wohl über Nacht gefallen war, ein Schlammpfuhl, in dem die sich eifrig drängenden Journalisten durchaus einen amüsanten Anblick abgeben hätten, denn den meisten von ihnen hing der nasse Dreck nicht nur an den Schuhen, sondern war ihnen auch schon an Beinkleider und Jacken gespritzt, wenn nicht gerade die zierliche Melinda sich vorgenommen hätte, irgendwie auf die andere Seite der Menge zu kommen.
Fast vierzig weitere Minuten hatte man Gilbert in der Zelle warten lassen, bevor ihm schließlich ein schlaksiger, junger Polizist, der sich schon durch sein klimperndes Schlüsselbund angekündigt hatte, die ersehnte Freiheit schenkte. Nun, als der Maler dem Mann folgte, um sein beschlagnahmtes Hab und Gut wieder in Empfang zu nehmen, wurde deutlich, dass der Scotland Yard-Mann wohl nicht übertrieben hatte: Abseits des Zellentraktes war am Lärm, der von der Straße kam, zu erahnen, dass sich tatsächlich eine Menschenmenge versammelt hatte, die nach Informationen suchten und Antworten auf ihre Fragen verlangten. Doch das konnte Gil egal sein, es war nicht sein Problem, sondern das der Polizei und vermutlich auch das des angeblichen Professors, der seinen Teil dazu beigetragen hatte, dass Manchester wusste, wo er sich gerade befand. Die Zeugenaussagen, die die Polizei aufgenommen hatten, deckten sich wohl mit dem, was Gilbert geäußert hatte, wahrscheinlich hatte auch der unerfahrene Polizist, dem er am Bahnhof hatte helfen wollen, zu seinem Gunsten ausgesagt, denn auch seine Pepperbox erhielt er, neben seinem Gepäck wieder zurück – zwar, anders als zuvor, ungeladen und ohne seine restliche Reservemunition, jedoch war dies eine Vorsichtsmaßnahme, über die es keinen Sinn hatte, sich zu beschweren. Er hatte auch Glück, dass man seine Medikamente nicht einbehielt, dennoch fragte man ihn, um was es sich bei der Substanz, die er in seinem Aktenkoffer bei sich trug, handelte, bevor man ihm auch diesen zurückgab.
Als alle formalen Dinge geregelt waren, ließ Gilbert sich, wie Inspector Hayes, wie sich der Londoner Polizist vom Scotland Yard vorgestellt hatte, es indirekt geraten hatte, zu einem unauffälligen Hintereingang führen, um der Presse beim Verlassen des Gebäudes zu umgehen. Tatsächlich stürzte sich auch niemand mit Fragen oder Blitzlicht auf ihn, als er in die schmale Seitengasse trat. Wieder Freiheit zu kosten, war ein unbeschreiblich erleichterndes Gefühl, aber ärgerlich war es trotzdem, dass es ihm, obwohl er nur hatte helfen wollen, eine ungemütliche Fahrt hierher, in Gesellschaft von Scarface, eine Befragung und auch noch lästige Wartezeit in der Zelle gekostet hatte. Nun wollte er schnellstmöglich Abstand von dieser Polizeiwache gewinnen und sich, nach all der Aufregung, eine Bleibe hier in Manchester suchen, zumindest erst einmal für den Rest des Tages und die kommende Nacht. Tatsächlich führte ihn sein Weg zurück auf die Straße vor der Polizeiwache, da ihm der Weg über Hauptstraßen ihm am einfachsten schien, schnell auf etwas Geeignetes oder eine freie Kutsche zu treffen. Der Lärm der Menschenmenge, die sich offensichtlich vor der Wache versammelt hatte, schwoll mit jedem Schritt an, den er auf die breitere Straße, die die Seitengasse traf, zumachte und als Gilbert schließlich einen Blick auf die Ansammlung von Journalisten werfen konnte, war er froh darüber, dass ihn niemand beachtete – sonst hätte er sich wahrscheinlich inmitten einer halben Hundertschaft drängender und keifender Menschen wiedergefunden, die ihn vielleicht vor lauter Eifer und Gier totgetrampelt oder zerquetscht hätten. Ihm gelang es, unbemerkt an ihnen vorbeizuhuschen.
Als Jonathan der „Nonne“ Melinda half, sich an der Hauswand entlang einen Weg zum Eingang der Polizeiwache zu bahnen – wobei ihm hilfsbereite Polizisten helfend entgegenkamen und die Journalisten in Schach hielten –, bemerkte er im Augenwinkel eine bekannte Gestalt, auch wenn er erst mit dem zweiten Blick darin Gilbert Wright erkannte, der sich leichtfüßig und schnellen Schrittes, mit seinem Gepäck in der Hand, aus dem Staub machte. Anscheinend hatte die Polizei ihn ziehen lassen, welch Zufall, dass dies gerade jetzt geschah, und da Melinda dank der Polizisten unbehelligt die Wache betreten konnte, beschloss Jonathan kurzerhand, Gilbert zu folgen und ihn abzufangen. Eigentlich hatte der junge Ingenieur vorgehabt, bei der Polizei für seine Zugbekanntschaft auszusagen, um sich für deren Freilassung einzusetzen, doch dies war allzu offensichtlich nicht mehr notwendig. Jonathan fand sich für einen kurzen Moment selbst im Gedränge der Journalisten wieder, als der Pulk sich um ihn wieder schloss. Er spürte Geschubse und Ellenbogen und wurde angeschrien, während er sich selbst wieder Platz zum Atmen erkämpfte, und er spürte sich selbst bis zu den Knöcheln in Schlamm versinken, bis er wieder ohne Hindernisse einen Fuß vor den anderen setzen konnte. Im Laufschritt nahm er Gilberts Verfolgung auf, denn er wollte ihn nicht verlieren. Dieser entfernte sich von Randolph, der an der nächsten Straßenecke wartete, da Gilbert in die entgegengesetzte Richtung lief, also war es allein an Jonathan, seinen Bekannten abzufangen.
Randolph hatte beschlossen, zu warten – was blieb ihm auch anderes übrig? Nützlich wäre er in der Polizeiwache wohl kaum und ein Zusammentreffen wie mit Drake wollte er sich gern ersparen. Natürlich machte er sich Sorgen um Melinda, da er immer noch befürchtete, sie könnte mit ihrem Nonnenfummel auffliegen und enttarnt werden – und das wäre weder für sie gut noch für Charles. Doch um einzuschreiten, wäre es wohl nun zu spät. Sie hatte bereits die Polizeiwache betreten und er selbst lehnte sich an eine Hauswand an der nächsten Straßenecke, um Einiges entfernt von den lärmenden Verrückten, die dort den Eingang belagerten, was auf zwei Weisen vielleicht auch angenehm war: Er konnte einigermaßen sein schmerzendes Bein entlasten und auch seine Ohren etwas schonen, denn näher am Geschehen wäre das Warten sicher unangenehmer gewesen. Von hier aus hatte er zudem einen guten Überblick, wobei er Jonathan allerdings aus den Augen verlor, als eine plötzlich neben ihm erklingende, im ruhigen, etwas überheblichenden Ton sprechende Stimme ihn ablenkte:
„Nun hat er es einmal wieder geschafft, im Mittelpunkt der Ereignisse zu stehen. War es Leichtsinn oder pure Eitelkeit, sich festnehmen zu lassen, was meinen Sie?“, fragte der Mann, zu der die Stimme gehörte – die, im Übrigen, tief und etwas kratzig war – während er noch seinen Blick auf den Journalistenmob gerichtet hatte. Er hatte sich ungefragt zu Randolph gesellt, still und überraschend. Es war ein ernst dreinblickender Kerl von durchschnittlicher, fast schmächtiger Statur, der Randolph nun mit berechnenden Augen musterte und die Arme selbstsicher vor der Brust verschränkte. Wie Randolph selbst, war der Mann vollkommen schwarz gekleidet, wobei die auffälligsten Kleidungsstücke wohl eine Lederjacke und der Bowler auf seinem Kopf waren. Der Geruch von Tabakrauch und, passend zum glattrasierten Gesicht des Mannes, Rasierwasser schlug Randolph entgegen.
„Jack Crowne, mein Name“, stellte er sich vor, „oder Mr. C, wie mich die meisten nennen. Ich arbeite für das Innenministerium“, ein Wort, das er anscheinend gern aussprach, weil sich dabei ein süffisantes Lächeln auf seine Lippen schlich, dass aber sofort danach wieder einer strengen Miene wich, „doch keine Sorge, Sie sind nicht in Schwierigkeiten – nicht mehr als zuvor, jedenfalls. Ich möchte Ihnen ein Geschäft vorschlagen, Doktor. Ein Geschäft, das nicht zu Ihrem Schaden sein wird, oder zu dem von Miss Bolt und Ihren neuen Freunden wie Mr. Norly. Mr. Stirling hat sich in dieser Hinsicht als…“, er pausierte für einen kurzen Moment missbilligend, „weniger nützlich erwiesen als erhofft.“
Diese Aussage ließ er erst einmal in der Luft hängen und erwartete offenbar erst einmal eine Reaktion von Randolphs Seite aus.
Umbra- Tiefseemonster
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Anmeldedatum : 09.07.12
Alter : 30
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Re: Götterblut - Kapitel 3: Scarface
Der Doktor befand sich gerade in seiner wohlverdienten Pause von den Strapazen der Kutschfahrt, als auf einmal dieser Mann aufgekreuzt war. Wie auch er selbst, schien er eine Vorliebe für die Farbe schwarz zu haben. Die Augen der eher schmächtigen Gestalt, die er auf um die vierzig einschätzte, waren von einem klaren Blau. Zunächst war Randolph etwas irritiert einfach so von einem Fremden angesprochen zu werden. Doch es stellte sich heraus, dass dieser Mann- dieser "Mr. C" mehr wusste, als irgendein gesprächsbedürftiger Schaulustiger. Sehr schnell begannen dem Doktor die Ereignisse zu missfallen, erst Recht nachdem Crowne das Wort Innenministerium in den Mund nahm. Hatte Gathorne Hardy persönlich jetzt etwa beschlossen gegen "Scarface" vorzugehen, weil er eine Gefahr für die innere Sicherheit darstellte?
Auch als der Mann weitersprach verbesserte sich die Laune des Doktors nicht. Seine Worte interpretierte er so, dass Mr. C hier immerhin nicht im Auftrag des Innenministeriums hier war. Das würde es nämlich wohl kaum gut heißen, dass er hier vorhatte Geschäfte mit Mördern einzugehen.
Doch aus dem Gesagten ließ sich etwas anderes schließen: Sie wurden beobachtet. Dieser Mann kannte offensichtlich ihre Namen. Von Jonathan war zwar bis jetzt nicht nicht die Rede gewesen, aber er hatte ihn vermutlich zusammen mit dem Doktor hierher kommen sehen. Außerdem kannte er Randolphs Gesicht, wobei diesem der Anblick von Crowne nicht vertraut vorkam. Hier in Manchester sollte er unbekannt sein. Vielleicht hatten ein paar Leute ihn auf dem Bahnhof gesehen, aber seinen Namen kannte hier niemand. Nur dieser Kerl. Vermutlich war er also zusammen mit Ihnen hierher gelangt. Er wollte ihm irgendein Angebot unterbreiten, deshalb war er von London aus mit ihrer Gruppe aufgebrochen. Aber wie konnte er gewusst haben, wann sie wegfahren würden? Woher wusste er, wer aller zu ihrer Gruppe zählte? Ja, er musste sie überwacht haben oder viel mehr überwacht haben lassen. Das deckte sich zwar mit der Vermutung des Doktors, dass sie von irgendjemandem beobachtet wurden, aber war trotzdem erschreckend. Es wäre so leicht für diesen Mann zur Polizei zu gehen und ihr Versteck auszuliefern. Nein, Randolph durfte nicht von einem auf das andere schließen. Es war nicht zwangsläufig so, dass Crowne Maybrick Manor kennen musste. Ihm fielen noch ein paar andere Möglichkeiten ein, wie er es rechtzeitig hierher geschafft werden konnte. In dem Punkt, dass sie nachspioniert worden waren, war er sich aber ziemlich sicher. Sein letzter Kommentar verschönerte die Situation auch nicht gerade. Stirling ist also auch in diese Angelegenheit verwickelt. Er war also ein Geschäft mit diesem Mann eingegangen. Hatte er ihn etwa auf ihre Fährte gebracht...dieser miese Bastard! Wahrscheinlich hatte Mr.C. mit einer Schnapsflasche vor Alans Nase herumgewedelt und schon war er ihm hechelnd auf den Schoß gesprungen. Ganz schien Crowne jedoch mit der Arbeit seines Geschäftspartners nicht zufrieden zu sein.
Randolph entschied sich auf jeden Fall vorsichtig vorzugehen. Er sollte sich das Geschäftsangebot anhören und versuchen an ein paar Informationen zu gelangen. Der Doktor verzichtete auf eine Vorstellung, da der Mann ihn ohnehin schon zu kennen schien.
Leichtsinn oder Eitelkeit? Vermutlich war es Beides. Aber woher kann ich schon wissen, was in seinen verqueren Gedankengängen vor sich geht?" Eitelkeit? Bestand hier die Chance einen Bekannten von Charles gegenüberzustehen? Crowne hatte auf den ersten Eindruck etwas arrogant und ziemlich selbstbewusst gewirkt. Man konnte durchaus sagen, dass Norly ebenfalls ein wenig hochmütig war, wobei er in der Regel respektvoll mit seinen Mitmenschen umging. Nun, unhöflich war Crownes Begrüßung auch nicht gewesen...und er sollte sich wirklich um andere Dinge Gedanken machen! Hin und wieder versuchte Randolph Personen und Geschehnisse bis ins Detail zu durchdenken, oft auch ohne wirklich interessant Erkenntnisse. Es war wohl auch eine Art von Wahn.
"Ich kann ihnen wohl leider nicht versprechen, dass keine Gefahr für sie besteht. Jemand, der Geschäfte mit Scarface eingeht wird wohl nicht unbedingt von der Gesellschaft oder auch dem Innenministerium unterstützt. Oder etwa doch? Nun, wie auch immer, erzählen sie mir, worum es geht"
Auch als der Mann weitersprach verbesserte sich die Laune des Doktors nicht. Seine Worte interpretierte er so, dass Mr. C hier immerhin nicht im Auftrag des Innenministeriums hier war. Das würde es nämlich wohl kaum gut heißen, dass er hier vorhatte Geschäfte mit Mördern einzugehen.
Doch aus dem Gesagten ließ sich etwas anderes schließen: Sie wurden beobachtet. Dieser Mann kannte offensichtlich ihre Namen. Von Jonathan war zwar bis jetzt nicht nicht die Rede gewesen, aber er hatte ihn vermutlich zusammen mit dem Doktor hierher kommen sehen. Außerdem kannte er Randolphs Gesicht, wobei diesem der Anblick von Crowne nicht vertraut vorkam. Hier in Manchester sollte er unbekannt sein. Vielleicht hatten ein paar Leute ihn auf dem Bahnhof gesehen, aber seinen Namen kannte hier niemand. Nur dieser Kerl. Vermutlich war er also zusammen mit Ihnen hierher gelangt. Er wollte ihm irgendein Angebot unterbreiten, deshalb war er von London aus mit ihrer Gruppe aufgebrochen. Aber wie konnte er gewusst haben, wann sie wegfahren würden? Woher wusste er, wer aller zu ihrer Gruppe zählte? Ja, er musste sie überwacht haben oder viel mehr überwacht haben lassen. Das deckte sich zwar mit der Vermutung des Doktors, dass sie von irgendjemandem beobachtet wurden, aber war trotzdem erschreckend. Es wäre so leicht für diesen Mann zur Polizei zu gehen und ihr Versteck auszuliefern. Nein, Randolph durfte nicht von einem auf das andere schließen. Es war nicht zwangsläufig so, dass Crowne Maybrick Manor kennen musste. Ihm fielen noch ein paar andere Möglichkeiten ein, wie er es rechtzeitig hierher geschafft werden konnte. In dem Punkt, dass sie nachspioniert worden waren, war er sich aber ziemlich sicher. Sein letzter Kommentar verschönerte die Situation auch nicht gerade. Stirling ist also auch in diese Angelegenheit verwickelt. Er war also ein Geschäft mit diesem Mann eingegangen. Hatte er ihn etwa auf ihre Fährte gebracht...dieser miese Bastard! Wahrscheinlich hatte Mr.C. mit einer Schnapsflasche vor Alans Nase herumgewedelt und schon war er ihm hechelnd auf den Schoß gesprungen. Ganz schien Crowne jedoch mit der Arbeit seines Geschäftspartners nicht zufrieden zu sein.
Randolph entschied sich auf jeden Fall vorsichtig vorzugehen. Er sollte sich das Geschäftsangebot anhören und versuchen an ein paar Informationen zu gelangen. Der Doktor verzichtete auf eine Vorstellung, da der Mann ihn ohnehin schon zu kennen schien.
Leichtsinn oder Eitelkeit? Vermutlich war es Beides. Aber woher kann ich schon wissen, was in seinen verqueren Gedankengängen vor sich geht?" Eitelkeit? Bestand hier die Chance einen Bekannten von Charles gegenüberzustehen? Crowne hatte auf den ersten Eindruck etwas arrogant und ziemlich selbstbewusst gewirkt. Man konnte durchaus sagen, dass Norly ebenfalls ein wenig hochmütig war, wobei er in der Regel respektvoll mit seinen Mitmenschen umging. Nun, unhöflich war Crownes Begrüßung auch nicht gewesen...und er sollte sich wirklich um andere Dinge Gedanken machen! Hin und wieder versuchte Randolph Personen und Geschehnisse bis ins Detail zu durchdenken, oft auch ohne wirklich interessant Erkenntnisse. Es war wohl auch eine Art von Wahn.
"Ich kann ihnen wohl leider nicht versprechen, dass keine Gefahr für sie besteht. Jemand, der Geschäfte mit Scarface eingeht wird wohl nicht unbedingt von der Gesellschaft oder auch dem Innenministerium unterstützt. Oder etwa doch? Nun, wie auch immer, erzählen sie mir, worum es geht"
Darnamur- Jünger des Pinguins
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