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Götterblut - Kapitel 3: Scarface

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Götterblut - Kapitel 3: Scarface - Seite 8 Empty Re: Götterblut - Kapitel 3: Scarface

Beitrag von Umbra Sa März 15 2014, 21:18

Mittwoch, 11. März 1868, 05:56 Uhr

Es war kurz vor sechs Uhr in der Früh, als der Zug schnaufend und mit kreischenden Bremsen in Manchesters Hauptbahnhof einfuhr. Für manche mochte dies noch eine Zeit sein, in der man noch der Nachtruhe frönte, gerade erst wach wurde oder schon ein Frühstück zu sich nahm, bevor die Geschäfte des Tages zu erledigen wären – doch hier, am Knoten- oder Endpunkt vieler Fernreisen Britanniens, war bereits äußerst reger Betrieb. Anschwellender Lärm von unzähligen Stimmen empfingen die Neuankömmlinge aus London, sobald die Wagen zum Stehen gekommen waren und sie auf den Bahnsteig traten.

Jonathan Porter war dankbar dafür, endlich wieder daheim zu sein. Nun ja, nicht ganz daheim, dazu müsste er sich einen Weg durch das Getümmel und den Rest der Stadt bahnen, der noch zwischen ihm und seiner Wohnung lag, aber die Aussicht darauf, sich nach der langen Fahrt seine Beine in gewohnten Gefilden vertreten zu können, war mehr als erfreulich. Etwa zehn Stunden hatte die Reise mit dem Zug gedauert und fast zweihundert Meilen hatte er in diesem Gefährt hinter sich gebracht, um wieder in seinen Alltag zurückkehren zu können. Geschäfte hatten ihn nach London geführt, Verhandlungen mit Kunden, die er im Auftrag seines Arbeitgebers hinter sich gebracht hatte. Mit eher mäßigem Erfolg, was weniger ihm zu verschulden war als seinen Gesprächspartnern, dennoch konnte Jonathan nicht wirklich zufrieden mit sich sein – eine Einstellung, die sein Arbeitgeber möglicherweise teilen würde, obwohl die vergangenen Tage nicht vollkommen für die Katz gewesen waren. Wie dem auch sei: Nun galt es erst einmal, mit seinem Gepäck den Ausgang zu suchen, wobei er sich, sobald er den ersten Fuß auf den Bahnsteig gesetzt hatte, erst einmal orientieren musste.

Direkt hinter ihm kletterte Gilbert Wright, schwer beladen mit seinem Reisegepäck, aus dem Wagen. Er und Jonathan hatten sich während der Reise einen Abteil geteilt, mit wechselnden anderen Mitreisenden, die an den Stationen zwischen London und Manchester hinzu- oder ausgestiegen waren. Währenddessen waren der junge Ingenieur mit kastanienbraunem, mittellangem Haar und kantigem, rasierten Gesicht und der gepflegt aussehende, schnurrbärtige Künstler etwas ins Gespräch gekommen. Es war oberflächlich gewesen und größtenteils belanglos – so wie Gespräche meist ausfielen, wenn man sich zum ersten Mal begegnete und sich austauschte, um die Zeit zu vertreiben –, aber, Dank seines eingenommenen Medikaments, hatte Gil sich als umgänglicher Gesprächspartner erwiesen, während Jonathan fasziniert von seiner Arbeit geplaudert hatte und eher mit gemischten Gefühlen von seinem ersten, wenn auch beruflichen und kurzweiligen, Besuch in London, aber auch interessiert an dem gewesen war, was Gilbert bereit war, mit ihm zu teilen. So hatten sie, neben Beschäftigung mit anderen Dingen, denn sie hatten sich nicht die ganze Zeit über unterhalten, sondern immer wieder zwischendurch einige Worte gewechselt, den gestrigen Abend ausklingen und den neuen Tag beginnen lassen.

Gilbert hatte vor, sich irgendwo kurzfristig eine Unterkunft zu suchen, bevor er sich Zeit nehmen würde, sich nach etwas Dauerhafterem umzusehen. Er wusste noch nicht genau, wie lange er in Manchester bleiben würde, aber er wollte sich etwas Abstand von London gönnen – die Stadt, die ihn an seine Taten erinnerten, die er bereute. Bevor er jedoch aufbrechen wollte, wollte er sich von seiner Zugbekanntschaft verabschieden. Vielleicht würden Mr. Porter und er sich ja irgendwann wieder begegnen. Bevor die Situation jedoch in höflichen Worten und einem Händeschütteln endete, hielt Gilbert inne, da er merkte, dass Jonathan etwas abgelenkt in Richtung des Bahnsteigs vor den vorderen Wagen der ersten Klasse starrte.

Der Grund dafür war, dass der Ingenieur ein bekanntes Gesicht zwischen den Reisenden ausgemacht hatte: Das einer jungen Frau, noch nicht einmal zwanzig Jahre alt, die sich offenbar in Begleitung von drei anderen Reisenden – einer Frau und zwei Männern – befand. Es war Johanna Stead, die früher in der Nachbarschaft seines Onkels, bei dem er aufgewachsen war, gelebt hatte, bevor sie zu einer sehr wohlhabenden Familie nach London gezogen war, um für diese als Dienstmädchen zu arbeiten. Vielleicht waren ihre Begleiter ja ihre Arbeitgeber, wobei die Versammlung einen etwas merkwürdigen Eindruck machte. Der erste Mann, der Anfang dreißig sein mochte, hatte einen ziemlich bleichen, dabei zudem fast käsigen Teint, und stützte sich, als ob er Schmerzen hätte, auf einen Gehstock. Sein kurzes, schwarzes Haar unter dem schwarzen Zylinder sowie die Tatsache, dass er auch komplett schwarz gekleidet war, gab ihm das Aussehen eines kränklichen, wenn auch ungewöhnlich reichen Bestatters – oder eines Menschen, vielleicht bald bei einer Person dieses Berufsfeldes unfreiwillig Kunde werden würde. Die Frau an seiner Seite sah weitaus gesünder aus. Sie eine kleine und zierliche, wenn nicht schon magere, blonde Schönheit in edlem Kleid mit dazu passenden, modischen Mantel, Schirm und Hut. Der zweite Mann trug einen kurzen, gepflegten Vollbart mochte die Vierzig schon überschritten haben, was aber weniger genau einzuschätzen war, weil sein Gesicht nicht wirklich zu sehen gewesen war, da er erst in eine andere Richtung geblickt hatte und Jonathan und Gilbert (der interessiert dem Blick seines flüchtigen Bekannten gefolgt war) den Rücken zuwandte, um offenbar mit einem uniformierten Gepäckträger zu diskutieren, während zwei andere in gleichem Aufzug mehrere Koffer und Taschen aus zwei anliegenden Erste-Klasse-Abteilen, die jeweils ihre eigene Tür mitsamt Trittstufen zum Bahnsteig besaßen. Was genau gesagt wurde, war nicht zu verstehen – dazu waren die Umgebungsgeräusche zu laut und die Entfernung mit etwa dreißig Metern zu groß.



Charles drückte dem Sprecher dieser gierigen Bande von Halsabschneidern einige Münzen in die Hand, damit sie das Gepäck fortschaffen würden, legte aber dabei trotzdem noch ein Trinkgeld obendrauf, damit die Koffer auch wirklich am Bestimmungsort ankamen. Da Randolph verletzt war, Melinda und Johanna Damen waren, die man ihr Gepäck nicht tragen ließ, und er selbst einerseits nicht genug Hände hatte und andererseits kein Packesel war, müssten den Abtransport wohl diejenigen übernehmen, die ohnehin danach lechzten, da es ihr täglich Brot darstellte.
Zudem gehörte dies zum Plan, den er den anderen bereits in aller Ausführlichkeit erläutert hatte. Das Gepäck würde erst einmal hier am Bahnhof zwischengelagert werden (er würde später organisieren, dass es abgeholt werden würde), während sie vier erst einmal eine Bleibe für die Dauer ihres Manchesteraufenthalts suchen würden. Ideal wäre, in Charles‘ Haus unterzukommen, wie er fand, jedoch würde vor Ort die Situation erst einmal ausgekundschaftet werden müssen. Immerhin könnte es sein, dass diese Option aus diversen Gründen wegfallen würde – was in diesem Fall die Alternativen wären, hatte er noch nicht offenbart, aber er hatte schon einige Ideen.

Für den Moment hatte er aber weder Lust noch konnte er es sich erlauben, zu lange am Bahnsteig herumzustehen. So nahm er seinen Gehstock in die rechte Hand und bot Johanna seinen linken Arm zum Einhaken an, denn seine gute Hand wollte er für den Notfall möglichst ungebunden haben, da er dann nur den Stock würde fallen lassen müssen, um zu einer der Waffen greifen zu können, die er zu diesem Zweck bereithielt. In London hatte er sorgsam darauf geachtet, nicht zusammen mit Randolph, Melinda und Johanna gesehen zu werden, hier in Manchester war sein Plan das genaue Gegenteil. Mit seiner Tochter an seiner Seite würde er zwischen den anderen Reisenden vielleicht weniger auffallen und hatte zudem alle seine Schützlinge in der Nähe. Diesen hatte er aber eingeschärft, sich von ihm zu distanzieren, sollte er auffliegen und die Aufmerksamkeit der Polizisten, die hier mit Sicherheit patrouillierten, auf sich ziehen. Johanna wäre in diesem Fall in den Augen der Gesetzeshüter seine Geisel und nicht in Gefahr. Und er selbst… er würde irgendwie zurechtkommen. Auf keinen Fall wollte er, dass Melinda, Randolph und auch Johanna versuchten, einzuschreiten, sollte die Polizei versuchen, ihn zu überwältigen. Er hoffte, dies deutlich genug gemacht zu haben, sodass sich alle daran hielten.

So ließen sie ihr Gepäck zurück und brachen in Richtung Haupteingang des Bahnhofes auf. Randolph und Melinda folgten Charles und Johanna in einigem Abstand, was auch nicht zuletzt daran lag, dass der Chirurg mit seiner Schusswunde am Bein nicht gut zu Fuß war, aber Charles nahm, damit die Gruppe dennoch nah genug beisammen blieb, absichtlich ein beinahe schlenderndes Tempo ein, während er mit seinem Gehstock dem leichten Humpeln, hervorgerufen durch die Schmerzen, die auch ihn noch plagten, entgegenwirkte. Er begann, wieder einmal in seinem eigenen Gerede aufblühend, Johanna gegenüber im plaudernden Ton über die architektonischen Besonderheiten des Bahnhofgebäudes zu referieren.



Nur sehr kurz nachdem Jonathans und damit auch Gils Aufmerksamkeit auf Gruppe von wohlhabend wirkenden Reisenden, zu denen auch Johanna gehörte, gefallen war, setzten diese sich in Bewegung. Der ältere der beiden Männer mit grau meliertem Vollbart bot dem Mädchen galant seinen Arm zum Einhaken an und übernahm mit ihr die Führung. Nun war auch ein genauerer Blick auf ihn möglich, denn zuvor war nur erkennbar gewesen, dass er einen edlen, grauen Mantel, einen Zylinder und Lederhandschuhe trug. Er humpelte kaum merkbar, während er sich gehstockschwingend und ohne Eile voranschritt, allerdings war es sein Gesicht, das Gilbert und Jonathan gleichermaßen stutzig machte: Es kam ihnen bekannt vor, sehr bekannt sogar, denn irgendetwas das Bild störte, vielleicht war es der Bart, passte der Rest erschreckend gut zu der Person, deren Namen allein die längliche Narbe auf der Wange dieses Mannes herauszuschreien schien: Scarface – der Serienmörder, der London sein Unwesen trieb und besonders in diesen Tagen in aller Munde war, denn erst wenige Tage war es her, dass er nur in einer Nacht einen Kutscher auf dessen Wagen aufgeschlitzt, die Haushälterin des Chief Commissioners der Londoner Polizei, Sir Wilkes C. Hill, erdrosselt und dessen Haus in Brand gesteckt hatte. Am Folgetag war Scarface beim Übergriff auf eine Frau in Whitechapel von einem Polizisten unterbrochen worden, welchen er daraufhin brutal zusammengeschlagen und im Anschluss ermordet hatte. So war es zumindest in den Zeitungen zu lesen gewesen.

Der misslungenen Mordanschlag auf Hill vor zwei Monaten und die dreizehn Opfer, die denen in den vergangenen Tagen vorhergegangen waren, warfen ein noch grauenvolleres Licht auf den „Den Schlächter“, wie der Mann, der eigentlich Charles Norly hieß, voller Furcht auch genannt wurde. Man sagte sich, er würde jedem Opfer einen Schnitt ins Gesicht verpassen, der der Verletzung glich, die wohl einst seine Narbe hervorgerufen hatte… dass er sie von oben bis unten mit seinem Messer aufschlitzte und selbst die Leichen noch schändete, nur um seine abscheulichen Triebe zu befriedigen. Bisher war Scarface der Polizei entgangen, irgendwie, war mehr Phantom als alles andere – doch konnte es sich bei diesem Fremden wirklich um den gesuchten Mann handeln? Was hätte Johanna, das unschuldige, junge Ding, wohl in seiner Begleitung zu suchen – wie auch die beiden anderen? Oder handelte es sich bei diesen Leuten vielleicht um die nächsten Opfer, deren Vertrauen sich Scarface erschlichen hatte, nur um sie zu einem ihm passenden Zeitpunkt hinzumeucheln?

Diese Gedanken hatten beide, Gilbert wie Jonathan. Was würden sie nun tun? Nach Polizisten suchen, die sicherlich irgendwo im und am Bahnhof herumliefen? Wenn es sich wirklich um Scarface handelte… Aber was, wenn nicht? Wäre es besser, erst einmal sicherzugehen? Immerhin standen unter Umständen nicht nur einige Leben auf den Spiel, sondern auch eine Unsumme an Geld. Auf den Fahndungsplakaten, auf denen Charles Norlys Gesicht prangte (auch hier am Bahnsteig), war immer von einer Belohnung die Rede. Einer enormen Belohnung. Fünfhundert Pfund waren es allein, die der Chief Commissioner der Londoner Polizei allen (die nicht Polizeikräften des Vereinigten Königreichs gehörten) versprochen hatte, die sachdienliche Hinweise lieferten, die zur Ergreifung von Scarface führen würden. Hinzu würden die privat ausgesetzten Belohnungen der Familien der Opfer oder anderweitig Betroffener kommen. Fünfhundert Pfund – dies war ein wahrliches Vermögen, damit wäre man ein reicher Mann, selbst wenn man es teilen würde. Und wenn man die Anzahl der bisherigen Opfer beachtete, könnte die Summe der Belohnungen leicht tausend Pfund übersteigen.
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Götterblut - Kapitel 3: Scarface - Seite 8 Empty Re: Götterblut - Kapitel 3: Scarface

Beitrag von Thorgrimm Mo März 17 2014, 05:13

Endlich war er angekommen. London - und damit ein Teil seiner Vergangenheit - lag hunderte Kilometer und mehrere Stunden hinter ihm. Schon jetzt wusste er, das sein Entschluss für eine unbestimmte Zeit nach Manchester zu ziehen, genau richtig war. Er würde sich ein nettes Hotel suchen und zusammen mit seiner Malerei und seinem Tagebuch, eine Zeit lang einfach in den Tag hineinleben. Gilbert trat, sein Reisegepäck tragend und ziehend, auf den Bahnsteig und atmete hörbar tief ein. Die Luft mochte nicht frisch sein und stinken aber für ihn war das der Geruch des Vergessens. Er würde vielleicht endlich vergessen können, das er für den Tod seines Vaters und indirekt auch für den Gefängnisaufenthalt von Amelia verantwortlich war. In Manchester würde er genug Ablenkung finden, um sein Leben neu zu gestalten und als Künstler würde er hier vielleicht noch richtig groß rauskommen. Er konnte von dem Verkauf seiner Werke zwar leben aber ein Durchbruch war noch nicht abzusehen.

Gilbert ließ seinen Blick über den geschäftigen Bahnhof gleiten und genoss das rege Treiben. Zu gerne würde er wissen wollen, was die anderen Menschen hierher trieb. Vermutlich war es nichts besonderes wichtiges, sondern nur eine einfache Reise, Besuch bei Bekannten oder ähnliches. Als er sich schließlich dazu entschied weiterzuziehen, seine Pläne in die Tat umzusetzen und sich damit bei Jonathan zu verabschieden, bemerkte er seinen Blick. Er schien irgendetwas oder irgendjemandem zu beobachten und so entschied sich Gilbert dem Beispiel des Ingenieurs zu folgen. Tatsächlich schien der Mann eine Gruppe von Menschen zu beobachten, die gerade aus dem Zug ausgestiegen waren. Gilbert zuckte mit den Schultern und wollte sich schon abwenden, als er erkannte, das es sich bei einem der Männer um niemand anderen als Scarface, den Serienmörder aus London handelte.

Das Gesicht des Künstlers nahm für einen Moment eine ungesunde weiße Farbe an. Fieberhaft dachte er darüber nach, was jetzt zu tun war. Für ihn war ganz klar, das er die Polizisten hier am Bahnhof benachrichtigen musste. Natürlich würde er nicht selbst eingreifen - er war zwar kein Feigling aber dieser Mann war höchst gefährlich und darum mussten sich ausgebildete und bewaffnete Menschen kümmern. Ihm ging es hier nicht um das Geld, denn auch wenn Fünfhundert Pfund - oder noch mehr - ein Vermögen waren, so hatte er das Geld nicht nötig. Er konnte von dem Verkauf seiner Bilder leben und wenn es irgendwann Probleme geben würde, dann konnte er immer noch seine Mutter um Geld bitten, auch wenn das der letzte Ausweg sein würde. Ihm ging es viel mehr darum, die Menschen zu retten, die in seiner Begleitung waren. Vermutlich waren sie seine nächsten Opfer und wenn Gilbert jetzt zögern würde, dann würde er für den Tod dieser Menschen mitverantwortlich sein, sollten ihre Leichen gefunden werden. Er war schon für den Tod einer Person verantwortlich und zerbrach fast daran, was sollte dann passieren wenn er von dem Tod dieser drei Menschen erfuhr.
Einen kurzen Moment bereute er seine Entscheidung nach Manchester zu fahren aber legte sich nach einigen Sekunden wieder. Nachdem er sich von dem ersten Schock erholt hatte, sah er den Ingenieur an, den er während der Fahrt etwas kennen gelernt hatte. Obwohl Gilbert nicht flüstern musste - denn Scarface und seine Begleiter waren viel zu weit weg um ihn zu verstehen und es war zu laut am Bahnhof - lehnte er sich ein bisschen zu Jonathan herüber und sprach möglichst leise.

"Sie haben den Mann auch erkannt, richtig Mr. Porter? Die Narbe ist nicht zu übersehen... es muss sich um Scarface handeln, der für 16 Morde in London verantwortlich ist. Wir müssen etwas unternehmen! Sehen sie sich nach einem Polizisten um, die müssten hier doch irgendwo herumlaufen..."

Damit sah sich Gilbert auf dem Bahnhof um und suchte nach dem erstbesten Polizisten. Schnelles handeln war jetzt gefragt, denn mit jeder Sekunde die er zögerte, kam der Mörder näher zum Ausgang des Bahnhofes und dann konnte er gut in der Menschenmasse verschwinden.


Zuletzt von Thorgrimm am Mi März 19 2014, 20:43 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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Götterblut - Kapitel 3: Scarface - Seite 8 Empty Re: Götterblut - Kapitel 3: Scarface

Beitrag von Scáth Mi März 19 2014, 13:25

Die lange Fahrzeit hatte sichtlich an Jonathans Nerven gezehrt. Auch wenn er froh war endlich angekommen zu sein, konnte er nicht verbergen, dass er ein wenig gereizt war, was nicht zuletzt an der Menschenmasse lag, durch die er sich hindurchzwängen musste.
Der Geschäftstermin war ein einziger reinfall gewesen, auch wenn Jonathan selbst sich keinen Fehler geleistet hatte. Sicher aber würde sein Chef das anders sehen. Irgendjemanden musste man schließlich beschuldigen und so stellte sich der junge Ingenieur schon auf eine mögliche Standpauke ein. So etwas kam nicht allzu oft vor. Tatsächlich liefen die Geschäfte recht ordentlich und auch Jonathan's Chef war mit seiner Arbeit bislang immer zufrieden gewesen. Vielleicht stand das ja Glück auf seiner Seite und er würde Milde walten lassen, oder zumindest einsehen, das Jonathan nicht die volle Schuld am Versagen der Anderen tragen konnte.

Jonathan genoss die nicht allzu frische Luft trotzdem. Der Geruch verriet ihm, dass er zu Hause war, und nach ein paar Stunden hatte man sich daran allemal gewöhnt. Er stellte kurz seinen Koffer ab, warf einen Blick auf seine Taschenuhr und sah sich dann am Bahnhof um. Sein Blick blieb an einer kleinen Gruppe hängen von der ihm zwei Gesichter bekannt vor kamen.
Ein lächeln umspielte seine Lippen als er erkannte, dass es sich bei einer der Frauen um Johanna Stead handelte. Damals als Jonathan noch bei seinem Onkel lebte, hatte er sich oft mit ihr getroffen. Es gab kaum Kinder in der Nachbarschaft und Jonathan war unglaublich froh gewesen Johanna kennengelernt zu haben. Nicht zuletzt, weil sie ihn aus irgendeinem Grund an seinen kleinen Bruder erinnerte. So wurde auch Johanna für ihn eine Art Schwester, jedenfalls so lange, bis sie eine Dienststelle fand und weg zog.
Sie ist hübsch geworden, keine Frage. Jonathan meinte sogar noch ein paar ihrer kindlichen Züge im Gesicht erkennen zu können. Logisch, denn so alt war Johanna noch nicht.
Er wollte sich gerade in Bewegung setzen um sie anzusprechen, als er erkannte, um wen es sich bei dem Mann handelte der ihr gerade den Arm zum einhaken anbot.

Jonathans Augen weiteten sich wie die eines Reh's, dass gerade in den Lauf eines Revolvers sah. Scarface war hier. Auf einem öffentlichen Bahnhof unter unzähligen Menschen. Unerkannt. Eine Tatsache, vor der Jonathan einerseits größten Respekt hatte, andererseits aber auch Angst. War Scarface einfach nur ein Genie, oder die Menschen tatsächlich zu blind um zu erkennen wer unter ihnen weilte?
Jonathan sah sich hektisch um. Die Tatsache, das Johanna so freundlich mit einem Massenmörder umging verwirrte ihn. Spielte er mit ihr? Log er sie an, um sie im nächstbesten Moment töten zu können? Wusste Johanna überhaupt wer da neben ihr stand?!

Jonathan wollte gerade reagieren, wurde aber von Gil unterbrochen, der plötzlich neben ihm aufgetaucht war und Scarface ebenfalls wahrgenommen hatte.
Polizisten suchen! , gar keine schlechte Idee. Wenn da nicht tief in Jonathan das Verlangen wäre diesen Mann kennen zu lernen.
Doch nun musste er Prioritäten setzen. Sein Verlangen oder Johannas Leben. Diese Entscheidung fiel ihm leicht.
"Ja, Sie haben recht. Wir müssen wirklich etwas unternehmen.", antwortete er Gilbert.
Auch der Ingenieur blickte sich nun nach Polizisten um, setzte sich allerdings gleichzeitig in Bewegung und hielt auf Johanna zu. Er beschleunigte seine Schritte um die seltsame Gruppe einholen zu können.
„Johanna!“, rief er, als er nah genug war. Er versuchte freudig zu klingen.
__________________________________________________________________________

Johanna löste sich von Charles Arm, als sie eine Stimme vernahm die ihren Namen rief. Sie drehte sich um, konnte unter den vielen Menschen aber nicht gleich denjenigen erkennen, der sie gerufen hatte. Erst als er vor ihr halt machte, wurde ihr bewusst mit wem sie es zu tun hatte. Sie lächelte, die Freude war ihr ins Gesicht geschrieben. Auch wenn Jahre vergangen waren seit dem sie sich das Letzte mal gesehen haben, ließ Johanna es sich nicht nehmen Jonathan Porter zu umarmen.
„Jonathan! Was machst du denn hier? Es freut mich so dich zu sehen!“. Johanna strahlte förmlich und für einen kurzen Moment vergaß sie sogar warum sie überhaupt hier war, und vor allem: mit wem.
Jonathan selbst war von der Umarmung etwas überrumpelt, erwiderte sie jedoch und hauchte Johanna einen Kuss auf die Hand.
„Ich war Geschäftlich auf Reisen. Es freut mich ebenfalls dich wieder zu sehen. Hübsch bist du geworden, und gewachsen sogar!“, er lächelte Johanna frech an, behielt Scarface während dem Gespräch aber stets im Blick. Jonathans Nervosität war kaum zu verbergen. Als Johanna diese bemerkte, riss auch die Mauer um sie herum ein und sie wurde sich wieder darüber bewusst was sie hier tat. Es verschlug ihr für einen kurzen Moment die Sprache, denn vorstellen konnte Johanna ihre Gefährten nicht, zumal Jonathan merken würde, wenn sie log. Es war allerdings auch nicht mehr von nöten. Denn Jonathan nutzte das Schweigen des Hausmädchens.
„Entschuldigen Sie! Ich vergaß mich Ihnen vorzustellen.“ , begann er und sah die 3 Gesichter an, die mit Johanna gereist waren.
„Mein Name ist Jonathan Porter....und Sie sind?“, Jonathan hatte seine letzten Worte an die komplette Gruppe gerichtet, wendete sich dann aber explizit Scarface zu und bot ihm die Hand an. Er war noch immer sehr nervös. Einerseits war es faszinierend kurz davor zu sein die Hand eines Menschen zu schütteln, der scheinbar spielend leicht die Polizisten zur Weißglut treiben konnte. Andererseits war genau dies auch wieder beunruhigend.
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Götterblut - Kapitel 3: Scarface - Seite 8 Empty Re: Götterblut - Kapitel 3: Scarface

Beitrag von Thorgrimm Do März 20 2014, 01:12

Gilbert nickte Jonathan zu und begann anschließend damit, den Bahnhof systematisch - und möglichst unauffällig - nach einem Polizisten abzusuchen. Doch nur einen Augenblick später musste er dabei zusehen, wie der Ingenieur ohne ein weiteres Wort zu verlieren, auf den Serienmörder zulief.

Was zum Teufel tut dieser Mann da nur? Im ersten Moment stimmt er mir zu und keine Minute später läuft er auch schon auf die Gruppe zu. Ich hoffe nur, das ihm nichts passiert. Scarface wird es nicht wagen, ihm in der Öffentlichkeit irgendetwas anzutun. Ich muss mich weiter auf meine Aufgabe konzentrieren... wo ist denn nur ein Polizist, wenn man ihn braucht? Wenn man sie nicht braucht, sind sie doch immer da...

Er konzentrierte sich wieder darauf, einen Polizisten zu finden und versuchte währenddessen die Gruppe nicht aus den Augen zu lassen. Das war schwerer als Anfangs gedacht, denn gleichzeitig den Bereich abzusuchen und immer wieder auf die Gruppe zu blicken, erforderte einige Konzentration. Eigentlich wollte Gil mehr tun als einfach nur einen Polizisten zu suchen aber andererseits hatte er Angst, das Scarface sich dann in die Ecke gedrängt fühlte und durchdrehte. Bei einem Serienmörder konnte man schließlich nie wissen, wann er explodierte und Amok lief.
Doch endlich war er mit etwas Glück gesegnet, als er einen Polizisten ausmachte, der in der Nähe des dritten Abteils stand. Ohne weitere kostbare Sekunden zu verschwenden, lief er zu dem Polizisten hinüber und stellte sich mit einem "Entschuldigen sie bitte." neben ihn, um dann den fragenden Blick des Mannes zu beantworten.

"Sie haben sicher von Scarface gehört, dem Serienmörder mit der markanten Narbe im Gesicht. Ich glaube ihn dort vorne entdeckt zu haben. Er ist mit einer Gruppe unterwegs und hat sich ganz offensichtlich verkleidet. Sehen sie ihn? Den Mann dort, mit dem Vollbart, dem grauen Mantel und dem Zylinder. Ich bezweifle, das mehr als eine Person im Umkreis von London solch eine Narbe im Gesicht trägt."

Gilbert erhoffte sich durch die genaue Beschreibung Zeit zu sparen und den jungen Polizisten dazu zu bringen möglichst schnell zu handeln. Obwohl er angespannt war und Angst hatte, das so ein Mann ganz offen durch London und Manchester lief - Gil wusste nicht ob er Scarface bedauern oder seinen Mut bewundern sollte - behielt er trotzdem die Ruhe. Jetzt Panik zu verbreiten oder vor dem Polizisten auszuflippen würde weder der Situation, noch den Menschen in der Begleitung des Mörders helfen. Ruhe bewaren und die Menschen die Arbeit machen lassen, die dafür ausgebildet worden sind.
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Götterblut - Kapitel 3: Scarface - Seite 8 Empty Re: Götterblut - Kapitel 3: Scarface

Beitrag von Elli Do März 20 2014, 09:08

Etwas angespannt nun im völlig unbekannten Manchester angekommen zu sein, schnappte sich Melinda den Arm von Randolph um ihre Tarnung zu unterstützen. Sie rückte den kleinen Hut auf ihrem Kopf zurecht und sah sich in dem Bahnhof um. Mit einem kleinen Abstand folgte sie Norly und Johanna die Menschenmasse im Auge behaltend - und tatsächlich entdeckte sie zwei Männer die die Gruppe betrachteten. Melinda straffte die Schultern, das gefiel ihr überhaupt nicht, doch plötzlich bewegte sich einer der Männer auf sie zu und begrüßte Johanna. Interessierte verfolgte die Hure die Begrüßung der beiden, denn auch wenn ihr selbst die üblichen Verhaltsweisen gehörig egal waren, wunderte sie sich nun doch das das junge Ding den Mann so freudig begrüßte.
Nach einer kurzen Vorstellung, nahm sie den Ball um, sie wusste das es gefährlich war mit Norly zu reisen, niemand wusste, ob die Tarnung auch wirklich funktionieren würden. "Sieh nur Liebling! Ein Freund von Johanna, welche eine Freude! Kaum in Manchester, schon ein bekanntes Gesicht." Sie lächelte den jungen Mann an.
“Mein Mann Dr. Benton und ich freuen uns sie kennen zu lernen. Ach, entschuldigen Sie, die Vorstellungsrunde liegt ja in den Händen der Männer, wo bleibt nur mein Benehmen?! Ich bin so aufgeregt endlich hier zu sein.“Sie drückte Randolph rasch einen Kuss auf die Wange um ihr Geplänkel, der liebenden Ehefrau, zu unterstreichen.
Das Geplapper, welches sie an den Tag legte, war etwas, was sie für gewöhnlich nicht hegte, genau genommen konnte sie Frauen die so auftraten nicht leiden, doch es diente in diesem Fall der Tarnung.
Ich glaube dieser Kamerad sollte keine Schwierigkeiten bereiten…aber hast du nicht zufällig den anderen aus den Augen verloren?
Kurz zeitig lösten sie den Blick von dem jungen Mann und sah durch die Menschenmenge. Leider hatte sie den Mann, welchen sie aus den Augen verloren hatte, nicht genau sehen können, was ihr das Durchsuchen der Menge erschwerte.

Ohoh.

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Götterblut - Kapitel 3: Scarface - Seite 8 Empty Re: Götterblut - Kapitel 3: Scarface

Beitrag von Darnamur Do März 20 2014, 16:59

Dr. Bentons erster Eindruck von Manchester war, dass ihm hier entschieden zu viele Leute herumliefen. Natürlich- sie waren gerade aus einem Zug ausgestiegen. Trotzdem war es ihm eine zu große, schwer überschaubare Menschenmasse. Zusammen mit seiner Frau hinkte er Norly und Johanna hinterher. Sein Blick glitt währenddessen immer wieder über die einzelnen Gesichter. Wusste jemand von ihnen etwas? Der bebrillte Mann, der an einen Laternenpfahl gelehnt dastand und ihnen einen Blick über den Rand seiner Zeitung zuwarf? Die ältere Frau, die sich langsamen Tempo neben ihnen her quälte? Oder die beiden jungen Kerle, die sie misstrauisch beäugten? Ihm fiel auf, dass einer von ihnen, eine dürre Gestalt, mit auffallend grünen Augen und einem gepflegten Schnurrbart sich zu dem anderen lehnte und ihm etwas zuzuflüstern schien. Benton schluckte. Scheiße! Verdammte Scheiße!
Der andere Mann, der ebenfalls so um die dreißig sein musste kam auf einmal auf sie zu. Seltsam. Was hatte der Bursche vor? Als er sich schließlich in Johannas Arme stürzte war er verwundert. Na also, war doch gar nicht so schlimm, wie er gedacht hatte. Er war paranoid. Einfach nur...paranoid. Wo, verdammt noch mal ist der andere Kerl hin? Hastig, aber systematisch huschten seine Augen über die Menge, während Johannas "Freund" sich als Jonathan Porter vorstellte.
Er entdeckte ihn. Er unterhielt sich gerade mit einem Polizisten und wies in ihre Richtung. Kacke! Er hatte es geahnt. Dieser Mistkerl. Er war extra zu ihnen gekommen, um sie abzulenken und an diesen ort zu fesseln, während sein Freund Verstärkung holte. Vernünftig, dass musste Benton ihnen eingestehen. Wirklich äußerst gewieft. Nur nicht gewieft genug.

Melinda begrüßte den Mann freundlich, doch Benton sah keinen Anlass dazu. Er drehte seinen Körper so, dass er mit dem Rücken zu dem Polizisten stand und packte Jonathans Arm. "Jetzt hören sie mir einmal genau zu, Freundchen!", zischte er ihn an. "Sie werden jetzt genau das tun, was ich ihnen sage, wenn sie und ihr Freund, der dort drüben gerade diesen Polizisten bequatscht, die nächste Stunde überleben wollen! Gehen sie zu ihm hinüber und erklären sie ihm, dass es sich nur um einen Irrtum handelte. Der Mann, den sie gesehen haben, war gar nicht der berühmte Serienmörder "Scarface",sondern einfach nur Johannas Onkel. Anschließend kehren sie beide hierher zurück und wir können uns in aller Ruhe unterhalten." Benton durchbohrte Jonathan mit seinen blassen, grauen Augen und hoffte ihn ordentlich eingeschüchtert zu haben. "Und jetzt gehen sie. Wir werden euch ganz genau im Auge behalten. Wenn sie also nicht wollen, dass diese Situation in Kürze eskaliert, dann nehmen sie meinen Ratschlag besser wahr." Der Doktor schenkte ihm sein eisigstes Lächeln und zog die erste Hälfte seines Skalpells aus einer Tasche seines Mantels.
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Götterblut - Kapitel 3: Scarface - Seite 8 Empty Re: Götterblut - Kapitel 3: Scarface

Beitrag von Umbra Fr März 21 2014, 21:47

Dem Polizisten, den Gilbert gefunden hatte, stand dessen junges Alter wohl ins Gesicht geschrieben. Vermutlich war der Mann einer der Frischlinge, der die Grundausbildung gerade erst hinter sich hatte und deswegen die undankbare Aufgabe hatte, am Bahnsteig für Ordnung zu sorgen. Er wirkte im ersten Moment nicht so, als wäre er dankbar dafür, angesprochen zu werden, doch als bald darauf der Name „Scarface“ fiel, war er plötzlich sehr hellhörig und blickte sehr aufmerksam in die von Gil gewiesene Richtung, um nach der beschriebenen Person Ausschau zu halten. Der Polizist runzelte angespannt die Stirn, verharrend, bevor Gil merkte, dass auch sein Gegenüber den Verdächtigen erkannte und ziemlich blass wurde.
Anschließend schien der Polizist wieder zu sich zu finden und räusperte sich.
„Bleiben Sie zurück, Sir“, wies er Gilbert an. Nervosität war dem jungen Burschen anzuhören. „Bleiben Sie zurück, aber gehen Sie nicht fort.“
Dabei sah er sich schon verzweifelnd suchend um und setzte sich mit in Bewegung. Im zügigen Schritttempo bahnte er sich einen Weg durch die Reisenden zu bahnen. Gilbert erkannte, dass der junge Mann voller Pflichtbewusstsein (und Leichtsinnigkeit) sofort zu handeln gedachte – anscheinend allein, denn auf die Schnelle hatte der Polizist wohl keine Kollegen ausmachen können und er benutzte auch nicht seine Pfeife, um Hilfe anzufordern. Vielleicht sah er die Sache genauso wie Gilbert und wollte Scarface möglichst überrumpeln, damit dieser nicht die Flucht antrat oder Amok lief, weil er sich in die Ecke gedrängt fühlte. Aber wäre es dem Polizisten allein überhaupt möglich, Scarface zu überwältigen? Die Anzahl der Mordopfer und die Tatsache, dass dieser Mann der Polizei bisher immer entkommen war, sprachen wohl für sich. Vielleicht lief der junge Bahnhofspolizist geradewegs in seinen Tod und würde auch Jonathan und die anderen drei Reisenden gefährden.



Charles beobachtete mit eindeutigem Missfallen, was sich vor seinen Augen abspielte. Es war damit zu rechnen gewesen, dass sie den Bahnhof nicht ohne Belästigungen würden hinter sich lassen können, dieses Risiko war Charles eingegangen, doch gerade auf einen Bekannten von Johanna zu treffen, war äußerst unerfreulich. Oder einen Verwandten – was wahrscheinlicher war, denn dass das Mädchen sich jemanden an den Hals schmiss, mit dem sie lediglich eine Bekanntschaft hegte, wäre äußerst… ungehörig gewesen. Auch wenn Charles noch nicht lange wusste, Johannas Vater zu sein, merkte er, dass sich, neben der allgemeinen Verstimmung, weil dieser Bursche gerade dabei war, seine Pläne durcheinander zu bringen, zusätzlicher, so eine Annäherung nicht duldender Groll in ihm hegte. Selbst, obwohl diese von seiner Tochter ausgegangen war. Auf seinem Gesicht zeigten sich deswegen Nachdenklichkeit und ein eher verhaltenes Lächeln, das nicht weit über ein Zucken seiner Mundwinkel hinausging, als Jonathan Porter sich vorstellte.
Charles‘ Gehstock wechselte seine Hand, damit seine Rechte sich der Begrüßung widmen konnte, die Johannas Bekannter ihm anbot. Er wollte die Situation schnell hinter sich bringen. Am besten ohne weitere Unannehmlichkeiten, wobei der junge Porter nur zu deutlich nach Ärger roch, so nervös, wie er sich gab. Charles gestaltete die Händeschüttelei mit einem festen Griff und setzte zu einer Antwort an, als Melinda ihm aufgesetzter Aufgedrehtheit zuvorkam. Charles ließ Mr. Porters Hand los und wandte sich halb zu Melinda um, um ihr höflich zuzulächeln (und insgeheim war er dankbar dafür, dass sie ihre Rolle spielte – wenn sie auch Randolph nicht so sehr auf die Pelle rücken müsste, Charles‘ bescheidener Meinung nach).
Wieder wandte Charles sich dem Störenfried zu, um zu antworten – wieder wurde er abgewürgt, da sich nun „Dr. Benton“  vordrängte, Jonathans Arm packte und eine Drohung aussprach, die Charles dazu bewegte, kurz innerlich fluchend die Augen zu schließen und das Gesicht zu verziehen. Dies war einer dieser Momente, in denen er sich beherrschen musste, um nicht all seiner Frust und all seiner Wut Luft zu machen. Nun war er es, der den Doktor am Handgelenk packte, um zu bewirken, dass das Skalpell wieder in der Manteltasche verschwand, während er mit scheinbar schlichtender Absicht seine Linke mitsamt Gehstock zwischen die beiden schob.
„Aber, aber“, äußerte Charles lachend, aber mit besorgtem Unterton, nicht ohne beiläufig selbst kurz einen Blick auf Mr. Porters Freund und den Polizisten zu werfen. „Sie müssen es Dr. Benton verzeihen“, lenkte er, an Jonathan gerichtet, ein. „Ich fürchte, Ihre und meine Anwesenheit, Mr. Porter, überstrapaziert ein wenig die Geduld dieses armen Mannes. Höchstverständlich, will ich hinzufügen, denn schon in London sind wir aufgrund dieses unglücklichen Missverständnisses, das Dr. Benton erwähnte, bereits belästigt worden und hätten fast den Zug verpasst. Madam“, band Charles Melinda mit ein und winkte sie heran, „ich fürchte, Ihr werter Gatte fühlt sich unpässlich. Beruhigen Sie sich, Doktor, Sie scheinen etwas fiebrig zu sein. Sie sollten ihn ins Bett bringen“, adressierte er wieder „Mrs. Benton“ und versuchte Randolph etwas beiseitezubugsieren, „schleunigst.“
Er tauschte mit dem vermeintlichen Ehepaar einen hoffentlich ausreichend aussagekräftigen Blick aus, der alarmiert auch zu Johanna huschte und keinen Widerspruch duldete, denn er sah, dass sich die uniformierte Bedrohung bereits näherte. Er wollte diese Angelegenheit allein regeln, ohne jemanden unnötiger Gefahr oder unnötigem Polizeikontakt auszusetzen, selbst wenn das bedeuten würde, dass er womöglich unschöne Konsequenzen für sich selbst in Kauf nehmen müsste. [1]
Charles zeigte ein versöhnliches, entschuldigendes Lächeln.
„Wie es scheint, muss ich Ihre Gastfreundschaft für den Moment ausschlagen“, fuhr er fort, „und mich erst einmal mit dem jungen Mr. Porter hier und der Polizei auseinandersetzen. Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Heimweg und hoffe, dass Sie mich dennoch zum Tee empfangen. Es war wahrlich eine Freude, Ihre Bekanntschaft zu machen.“ Charles zog seinen Zylinder und deutete eine Verbeugung an, ohne dabei Jonathan im Augenwinkel außer Beachtung zu lassen. Das Grinsen, das er ihm zuwarf, bevor er sich wieder aufrichtete, war beinahe schon wölfisch und damit eine stillere Drohung als die vorherige – dennoch vermutlich um Einiges effektiver, schließlich wusste Johannas Bekannter genau, wen er vor sich hatte, auch wenn Charles dies nicht zugegeben hatte. [2]
Und nun wäre er dankbar, wenn die anderen sofort weitergehen und sich eine Kutsche nehmen würden, um zu verschwinden, bevor es ungemütlich werden würde. Charles jedoch gedachte tatsächlich zu bleiben und auf den milchbärtigen Polizisten zu warten – der offenbar gedachte, sich ihm allein zu nähern, so wie es aussah. Ein selbstsicheres Schmunzeln umspielte Charles‘ Lippen, während er sich entspannt auf seinen Gehstock lehnte. Sein Blick ruhte dabei noch immer nachdenklich und zugleich erwartungsvoll auf Mr. Porter. Dies könnte noch interessant werden.




[1]
für Elli:
[2]bitte ein Entschlossenheitswurf gegen Einschüchtern: +3
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Götterblut - Kapitel 3: Scarface - Seite 8 Empty Re: Götterblut - Kapitel 3: Scarface

Beitrag von Scáth Fr März 21 2014, 22:33

Keine Minute stand er in unmittelbarer Nähe der seltsamen Gruppe, bis ihm der Mann auf die Pelle rückte, der sich als Mr.Benton vorstellte. Jonathan schnaubte verächtlich und löste sich dann von ihm. 
"Danke, Mr. Benton, für diese überaus freundliche Vorstellung. Es freut mich ebenfalls sehr Sie kennen zu lernen.", entgegnete er auf die Drohung und schenkte ihm ein verachtendes Grinsen. Die Ehefrau von Mr.Benton wirkte durch ihre übertriebene Freundlichkeit ein wenig seltsam, dennoch schenkte Jonathan auch ihr ein Lächeln.  

Als Jonathan mitbekam, dass tatsächlich ein Polizist auf sie zu kam, wurde ihm plötzlich anders zumute. Er hatte nicht erwartet dass Gilbert so schnell jemanden finden würde. Er blickte sich kurz hektisch um, wandte sich dann aber wieder dem vermeindlichen Serienmörder zu, der ihn geradezu mörderisch angrinste. Jonathan lief ein eiskalter Schauer den Rücken hinunter und er musste kurz schwer Schlucken. Eine Gänsehaut durchfuhr seinen gesamten Körper und erst jetzt wurde ihm bewusst welch suizidale Entscheidung er getroffen hatte.
"Hören Sie.", begann Jonathan. "Es geht mir hier nicht darum Sie an irgendwelche Polizisten auszuliefern. Ich will Sie nicht hinter Gittern sehen. Lassen Sie Johanna gehen. Ich werde den Polizisten aufhalten und Sie können in Ruhe weiter reisen."

___________________________________________________________

Johanna wurde von einer Sekunde auf die Andere nervöser. Randolphs plötzliche Drohung jagte ihr Angst ein. Angst um Jonathan. Und plötzlich bereute sie es ihn hier wieder getroffen zu haben.
Als sie dann hörte, das ein Polizist auf dem Weg zu ihnen machte, war endgültig Panik in Johanna ausgebrochen, und das war ihr anzusehen. Johanna hatte den Blick ihres Vaters verstanden und sie würde das tun, was er sagte.
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Götterblut - Kapitel 3: Scarface - Seite 8 Empty Re: Götterblut - Kapitel 3: Scarface

Beitrag von Elli Mo März 24 2014, 16:41


Es war keine Frage, was Charles mit seiner Aussage hatte andeuten wollen, doch Melinda dachte nicht einmal daran, ihm Folge zu leisten. Dennoch wollte sie ihre Rolle so gut wie es nur möglich war weiterspielen "Aber, aber Liebling! Deine Nerven sind ein wenig überspannt!" Soe küsste Randolph auf die rechte Wange, während sie mit ihrer Hand die linke Wange festhielt.
"Beruhig dich mein Herz nur ein kleines Missverständnis."
Sie lächelte Porter offen an (der sie vermutlich für geistig behindert hielt, so wie sie sprach). Dieser stellte Forderungen in Charles Richtung, nämlich Johanna gehen zu lassen, wo sie doch freiwillig hier war. "Verzeihen Sie die dem Doktor. Die Zugreise war erschöpfend." Ohne einen Augenblick des Zögerns zog sie ihren Fächer hervor und wedelte Randolph und vermeintlich auch sich kühlende Luft zu. Selbstverständlich waren die Klingen gut versteckt und sie hatte noch nicht vor, diese auszufahren, es sei denn der Polizist würde es herausfordern. Nicht dass sie nicht genug Gewalt in den letzten Tagen erlebt hatte - oh nein - der Hure reichte es noch lange nicht.
Das Norly wollte, dass sie mit Termain das Weite suchte - nein daran war nicht einmal zu denken. Erstens war dieser dazu nicht der Lage und Melinda sah noch immer nicht ein, weshalb er sich zu schützen ersuchte. Mochten seine Ideologien dazu noch so edel sein – ihre waren es nicht. Sie ließ nichts aus Augen, was ihr gehörte oder gegen ihre Interessen ging.
Sie lächelte Charles kurz zu und wand sich dann wieder an Porter. "Stellen Sie sich nur vor, ihr Freundin Johanna, ist ganz freiwillig hier bei uns...vielleicht täten Sie gut daran zu überdenken es ihr gleich zu tun." Ihre affektierte Stimme war verschwunden und ihrer üblichen gewichen. Dann blinzelte sie einige Male heftig mit den Augen und lächelte den jungen Mann dabei etwas schief an.
Wie hieß es noch in diesem einen Buch? Mit dem Hasen? Komm du weißt schon. H. D. las es dir vor. ‘We’re all mad here’
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Beitrag von Darnamur Mo März 24 2014, 20:47

Benton stellte fest, dass er den Kerl hasste. Wie konnte sich dieser Jonathan nur über ihn lustig machen? Er befand sich in direkter Gegenwart von Scarface und er hatte sich eben nicht gerade als eine angenehme Persönlichkeit präsentiert. Doch dieser arrogante Drecksack blieb seelenruhig, bedankte sich mit unüberhörbarer Ironie für seine Vorstellung und grinste ihn herablassend an. Wie konnte man nur so dämlich sein! Wer würde sich so in Gegenwart eines Mannes benehmen der mehr als ein Dutzend Menschen auf dem Gewissen hatte. Das war natürlich nicht er selbst. Trotzdem war es ihm unbegreiflich, wie der Mann so gelassen bleiben konnte. Entweder er war ein wirklich guter Schauspieler oder er war äußerst mutig, um nicht zu sagen dumm. Jedenfalls trieb es den Doktor zur Weißglut dieses hämische Grinsen anzusehen. Ihn überkam der Wunsch, ihm ein paar seiner hübschen Beisswerkzeuge auszuschlagen. Wahrscheinlich würde er in einem Kampf aber unterliegen. Der Kerl sah einigermaßen fit aus. So blieb ihm nichts anderes übrig, als mit finsterer Miene auf Jonathan drein zu starren.
Charles war da keine große Hilfe. Das er seinen Plan zunichte machte und Melinda dazu anwies ihn in Bett zu bringen, weil er "müde" sei zerrte ebenfalls an seinen Nervensträngen. Was sollte die Scheiße? Jonathan hätte zu dem Polizisten gehen sollen und sie wären abgehauen. Norly schien ihn ja zumindest einschüchtern zu können. Jetzt hatten sie höchstwahrscheinlich ein Problem. Er hoffte, dass Charles wusste, was er tat.
Er spielte nun also gezwungenermaßen mit: "Jaja, das Fieber. Meine Nerven..sind mit mir durchgegangen. Nichts für ungut, werter Herr!" Er hob den Zylinder zum Gruß und wollte sich aufmachen. Als Melinda aber keine Anstalten machte von Charles zu weichen, blieb er ebenfalls da. Das wird jetzt enorm spaßig!
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Beitrag von Thorgrimm Mo März 24 2014, 23:29

"Na super... gerade einen Anfänger, ein Greenhorn, muss ich finden. Hoffentlich hat er die Übungen in der Ausbildung verinnerlicht." Das der Polizist nervös war, war offensichtlich. Das hier war vermutlich seine erste, wirklich ernste Situation. Vermutlich hatte er die letzten Wochen und Monate jeden Tag hier am Bahnhof gestanden und sich das Gejammer der Fahrgäste anhören müssen. Mit etwas schlimmeres als einem Obdachlosem oder einem hungernden Dieb, hatte er bestimmt noch nicht zu tun gehabt. Seine Waffen hatte er - seinem Gesicht und seiner Blässe nach zu urteilen - vermutlich auch noch nie einsetzen müssen. Das er allerdings schnurstracks auf den Mörder zuging, ließ Gil die Luft scharf einatmen. Scarface war kein einfacher Tagedieb oder Krimineller. Er war ein Massenmörder, ein krankes Genie und viel zu gefährlich um ihn alleine zu fassen. Einen Moment beobachtete Gil das Schauspiel, doch dann wurde es ihm zuviel. Er konnte nicht einfach dabei zusehen, wie der Polizist in seinen Tod lief. Noch nie hatte es ein Polizist alleine geschafft ihn aufzuhalten.
Gilbert könnte um Hilfe oder nach der Polizei rufen aber das würde außer Panik – wenn er den Namen Scarface erwähnte - vermutlich nicht viel bringen. Der Aufruhr und das Chaos würden Scarface nur helfen schnell zu verschwinden. Er würde untertauchen können und in der Menschenmasse, die fluchtartig den Bahnhof verlassen würde, einfach verschwinden. Entweder musste Gil selbst der Gruppe helfen oder er musste einen weiteren Polizisten finden. Er entschied sich dazu, beides aufeinmal in Angriff zu nehmen.
Er ging schnellen Schrittes zu seinem Gepäck zurück und hielt auf dem Weg dorthin weiter die Augen nach einem Polizisten offen. Mit zitternden Händen öffnete er den Koffer, der sein Medikament beinhaltete und zog einen Riegel zur Seite, der ein zweites Fach öffnete. Vorsichtig nahm er seine Pistole zur Hand, lud sie und... verstaute sie wieder im Koffer. Er würde die Pistole sowieso nicht nutzen. Er konnte keine weitere Person ermorden, selbst wenn diese Person ein Serienmörder war.
Allerdings war das ganze auch eine Extremsituation und wenn er nichts tun würde, würde Scarface den Polizisten vielleicht ermorden. Dann wäre er auch indirekt für den Tod eines jungen Polizisten verantwortlich, der noch einige Jahre vor sich hatte. Mit einem Seufzen nahm er die Pistole wieder an sich und machte sich auf den Weg zu der Gruppe und dem Polizisten.
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Beitrag von Umbra Do März 27 2014, 23:50

Charles Blick verfinsterte sich deutlich, als Melinda und Randolph keine Anstalten machten, sich und auch Johanna in Sicherheit zu bringen. Diese Unvernunft und Uneinsichtigkeit machte Charles wütend. Vor allem, da Melinda ihm nach dem Vorfall mit dem aufgeschlitzten Bobby namens Leeland Smithson zugesichert hatte, ihm zu gehorchen, wenn er in brenzligen Situationen Anweisungen gab.
„Ich“, knurrte er ihnen entgegen, „werde Ihnen nun den Weg zu den Kutschen ebnen, indem ich diese Verwechslung aus der Welt schaffen werde. Ich bitte inständig, die Gelegenheit zu nutzen und nicht auf mich zu warten – egal, was auch geschehen mag –, denn Daheim, betonte er nachdrücklich, „ist es für Sie sicherlich gemütlicher als auf einer Polizeiwache. Keine Sorge, ich bin auf das, was gleich folgt, vorbereitet.“
Was er vorhatte, würden sie schon sehen. Sie hatten keine Zeit für weitere Erklärungen – und auch wollte er nicht offen reden, weil Mr. Porter noch bei ihnen stand. Charles hatte kurzerhand beschlossen, diesem Wicht keine sonderliche Beachtung mehr zu schenken.  Es war schön und gut, dass der junge Mann Johanna zu schützen und deswegen Polizisten aufzuhalten gedachte, doch war zumindest letzteres ein leeres Versprechen. Dazu war es nun zu spät.
„Sie langweilen mich, Mr. Porter“, informierte Charles diesen lediglich in trockenem Tonfall, um diesen nicht vollkommen ohne eine Reaktion seinerseits stehenzulassen, bevor er noch einmal Melinda, Randolph und Johanna mit einem auffordernden Blick bedachte und sich schließlich abwandte und losmarschierte. Er erwartete, dass man seiner Aufforderung nun Folge leisten und das Weite suchen würde, während er entschlossen direkt auf den jungen Polizisten zuhielt.

„Sie dort, Officer!“, adressierte Charles den Mann nicht ungehalten, aber immerhin ungeduldig, und wurde, wie erwartet, abgewürgt, bevor er weiterreden konnte.
„Sofort stehen bleiben!“, blaffte der junge Polizist Charles an, während er selbst in defensiver Haltung Stellung bezog und schon seinen Revolver auf den vermeintlichen Serienmörder richtete.
„Hände hoch!“, setzte er dann im Befehlston hinterher und wartete darauf, dass „Scarface“ dem nachkam – was Charles tatsächlich bereitwillig (und demonstrativ gelassen) tat –, bevor er eine Hand von seiner Waffe nahm, um nach der Pfeife zu greifen, die er an einem Band um den Hals trug. Spätestens, als das schrille, laute, nach Unterstützung rufende Signal über den Bahnsteig hallte, war es mit der Unauffälligkeit vorbei. Einige Neugierige hatten sich nach dem Rufen des Polizisten schon neugierig umgesehen oder sogar überrascht aufgeschrien und beim Anblick des Revolvers sofort die Flucht ergriffen, doch nun war der Szene, die sich dort bot, von allen Seiten Aufmerksamkeit gewiss – wenn auch die meisten Gaffer sofort größeren Abstand suchten, nachdem sie sich der Situation gewahr geworden waren, und diejenigen, die nicht darauf begierig waren, Mäuschen zu spielen, vorlieb damit nahmen, schnell so viel Weg zwischen sich und den Bahnhof zu bringen wie möglich. Das war genau das Chaos, das Charles sich erhofft hatte. In ihm würde seine Begleitung entkommen können. Für ihn selbst sah die Lage im Moment nicht danach aus, als ob er es ihnen gleich tun und in der Menge verschwinden könnte.
„Ich bin nicht der, für den Sie mich halten, Bursche“, verkündete Charles und versuchte den Polizisten mit beschwichtigender Gestik zu vermitteln, die Waffe sinken zu lassen.
Die Antwort darauf war jedoch eindeutig:
„Die Hände oben behalten! Und lassen Sie den Stock fallen!“, forderte der Polizist mit einem Ton in der Stimme, die keine Widerrede duldete, und hatte nun wieder beide Hände am Revolver, mit dem er auf Charles‘ Brust zielte. Charles unterdrückte ein Seufzen, entledigte sich seines Gehstocks und hob die Hände wieder (wie zuvor, jedoch nicht über Schulterhöhe hinaus).
„Nicht schießen, bitte“, lenkte er ein, und handelte damit wohl ganz anders als man es von Scarface erwarten würde, „ich werde keinen Widerstand leisten.“
Er versuchte es mit Ruhe und Vernunft, denn alles andere würde man nur gegen ihn auslegen, und er wollte nicht, dass die Situation eskalierte.
„Es handelt sich hier offenbar um eine Verwechslung. Ich bin nicht Scarface und kann es beweisen! Ich habe einen Pass bei mir.“[1]
Obwohl der junge Polizist sich Mühe gab, Autorität zu versprühen, konnte er die Furcht und Nervosität, die ihn ergriffen hatten, nicht verbergen. Scheinbar gedachte er, Scarface in Schach zu halten, bis Verstärkung vor Ort war – und der Wunsch danach würde sich in nur wenigen Augenblicken erfüllen. Inmitten des Trubels der Menschen, die vom Ort des Geschehens wegströmten, weil sie damit nichts zu tun haben wollten, machte Charles einige Männer aus, die gegen den Strom ankämpften… drei, vier vielleicht. Nur einer von ihnen war uniformiert, aber die anderen, das wusste er, gehörten ebenfalls zur Polizei.[2] Er erkannte es an der Zielstrebigkeit und dem Hass in ihrem Blick. Scarface war unter anderem dafür bekannt, Polizisten ermordet zu haben – und so etwas konnten noch lebende Polizisten in der Regel nicht ausstehen, nein, sie sannen meist sogar nach Rache.



Nicht weit entfernt hatte Gilbert beobachten können, wie Scarface sich offensichtlich ergeben hatte. Jedoch traute er der Situation ganz und gar nicht. Immerhin hatte Gilbert, trotzdem er mit seiner Waffe herumhantiert hatte, einen zweiten Polizisten in der Menge ausmachen können, der sich dem Geschehen näherte. Immerhin ein Anfang. Der zweite Mann machte zumindest optisch den Eindruck, älter und erfahrener zu sein als der Grünschnabel, den Gilbert zuerst aufgelesen hatte. So konnte sich der Künstler beherzteren Schrittes noch näher an den Ort des Geschehens heran. Selbst zwei Polizisten wären für Scarface vielleicht kein Hindernis, selbst wenn es derzeit schlecht für den Serienmörder aussah, bedachte man den Revolver, der auf die Brust dieses berüchtigten Mannes gerichtet war. In der Tat schien der junge Polizist zwar nervös zu sein, aber dennoch die Situation derzeit im Griff zu haben.
Gilbert war derart auf das konzentriert, was vor ihm lag, dass ihn kaltes Metall in seinem Nacken, begleitet von einem unheilvollen Klicken, überraschte und alarmiert stehenblieben ließ.
„Finger weg vom Abzug und keine hastigen Bewegungen!“, forderte ihn eine sonore, männliche Stimme direkt hinter im auf.
„Scotland Yard – ich will ihre Hände sehen, Mister!“
Allem Anschein nach hatte ihn ein Polizist – ein Polizist aus London noch dazu – dabei gesehen, wie er mit der Pistole herumhantiert hatte. So sah sich Gilbert plötzlich einer ähnlichen Situation ausgesetzt, in der auch Scarface steckte.



[1]ich behaupte, dass Charles sich vorbereitet und eine andere Identität besorgt hat, und gebe hierfür einen Schicksalspunkt in Verbindung mit dem Aspekt "Ein außergewöhnlicher Gentleman" aus
[2]an alle außer Gilbert (dessen Wurf habe ich schon verwertet): Wahrnehmung +1, um den einen weiteren uniformierten Polizisten zu erkennen, +2 um auch die drei Polizisten in Zivil zu entdecken
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Götterblut - Kapitel 3: Scarface - Seite 8 Empty Re: Götterblut - Kapitel 3: Scarface

Beitrag von Elli Fr März 28 2014, 13:27

Mittlerweile konnte Melinda in dem Gesicht von Charles mehr lesen, als er es vielleicht dachte - nun aber war es sicher seine Absicht seinen Unmut deutlich zu zeigen.
Unruhig warf sie Blicke über die Menschenmenge, panisch darauf beacht etwaige Uniformierte auszumachen. Doch sie konnte niemanden sehen, das mochte aber auch daran liegen, dass sie sich kaum darauf konzentrieren konnte, die Menschen genauer in Augenschein zu nehmen. Sie hatte es befürchtet - Manchester schien nicht gut zu enden.
Genau genommen befand sie sich in einer Sackgasse. Zum einen wollte sie so schnell wie möglich hier weg, zum anderen Charles auf keinen Fall alleine lassen. Hin- und hergerissen versuchte sie sich über die Konsequenzen klar zu werden und sich zu beruhigen. Abgesehen von der Tatsache juckte es ihr aber auch in den Fingern dem jungen Polizisten ihren Fächer in den Hals zu rammen. Ein Blitzen erschien ihn ihren Augen, sie fächelte mit ihrer Waffe eifrig hin und her und küsste Randolph erneut auf die Wange.
"Los Liebling, wir haben es eilig!" Sie warf Norly einen Blick zu und zog sachte am Arm des Doktors. "Mr. Porter, würden Sie uns die Ehre erweisen und uns begleiten? Johanna wird sicherlich mit uns kommen und wir beide sollten uns dringend unterhalten." Sie lächelte ihn an. "Glauben Sie mir, dass ist besser für uns alle. Nicht wahr Johanna, Süße?!"
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Götterblut - Kapitel 3: Scarface - Seite 8 Empty Re: Götterblut - Kapitel 3: Scarface

Beitrag von Scáth Fr März 28 2014, 16:29

Jonathan runzelte merklich verwirrt die Stirn, nach der Antwort des vermeindlichen Serienmörders. Sie langweilen mich., äffte er diesen gedanklich nach, obwohl es ihm unverständlich war was diese Aussage mit dem eigentlichen Thema des Gespräches zu tun hatte. Eine arrogante Kröte schien dieser Mörder zu sein. Ob Jonathan sich in ihm vielleicht getäuscht hatte? Ob Norly das Ansehen des jungen Ingenieurs doch nicht in diesem Ausmaß verdient hatte?

Jonathan dachte nicht weiter darüber nach, denn der Polizist kam immer näher und die Anspannung in der Gruppe schien zu steigen. Auch Johanna wurde nervöser und Jonathan kam nicht umhin sie ab und an besorgt anzusehen.
Auch wenn Jonathan es für keine gute Idee hielt weiterhin ein Teil dieser Gruppe zu sein und ihr zu folgen, setzte er Johanna in den Vordergrund. Das wichtigste nun war, sie in Sicherheit zu wissen und genau deshalb würde er vorerst bei ihr bleiben.
Es verwirrte ihn, dass Mrs.Benton gesagt hatte sie sei freiwillig einem Massenmörder gefolgt, doch er hatte den Satz mit dem Gedanken beiseite gelegt, das sie das erfunden hatte um die Situation zu entspannen.
Jonathan hielt Johanna den Arm hin, welche sich sogleich bei ihm einhakte.
"Nun. Dann sollten wir keine Zeit verlieren", entgegnete der Ingenieur, während er sich noch einmal kurz nach dem Polizisten umblickte. Er zweifelte daran, Scarface noch einmal außerhalb eines Gefängnisses zu sehen.
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Götterblut - Kapitel 3: Scarface - Seite 8 Empty Re: Götterblut - Kapitel 3: Scarface

Beitrag von Darnamur Fr März 28 2014, 21:58

Dieser Idiot. Dachte er etwa, dass er sich aus dieser Situation würde herausreden können? Der Mann schien zwar relativ jung und nervös zu sein, doch Randolph entdeckte einen weiteren, erfahrener wirkenden Polizisten und zwei weitere Männer in Zivil, die sich auffällig in Charles Richtung bewegten. Nur anhand ihres Aussehens hätte er sie nicht erkannt. Aber die Zielstrebigkeit, mit der sie sich gegen die Masse vorwärts bewegten und Charles keine Sekunde außer acht ließen verriet sie. So musste es auch im Bahnhof in London gewesen sein. Ein einzelner dieser in Zivil gekleideten Ordnungshüter, älter als die anderen Beiden, hatte inzwischen den anderen Mann in die Mangel genommen, den er zuvor mit Jonathan erblickt hatte. Es sah nicht sehr friedlich aus, was dort vor sich ging, aber dieser Mann war im Moment für den Doktor unwichtig. Wie stand es um Charles? War es das?  Wie wollte Norly dieser Situation entkommen? Es waren einfach zu viele. Und allein durch seine rhetorischen Künste würde er es doch wohl schwerlich schaffen einfach von dannen gehen zu können. Auf jeden Fall würde er zunächst in Untersuchungshaft gebracht werden. Dort würde sich dann herausstellen, dass er genau der war, den der Yard suchte. Und das war dann das Ende der Revolution. Der falsche Mann würde hingerichtet werden, während der, oder die wahren Mörder und die Hintermänner hinter diesen Gräueltaten ungeschoren davon kamen. Doch warum hatte sich Norly in diese Position begeben? Hatte er noch einen Trick in der Hinterhand.
Melinda wandte sich zum Gehen und Johanna und seltsamerweise dieser Jonathan schienen ebenfalls das Weite suchen zu wollen. Was war das eigentlich für ein Vogel? Randolph fragte sich wirklich, was im Hirn dieses Mannes vor sich ging. Jedenfalls verhielt er sich nicht so, wie der Doktor das von einem normalen Bürger erwarten würde. Das ist jetzt nicht wichtig... Was sollte er tun? Norly einfach im Stich lassen? Wenn er erst einmal in der Gewalt der Polizei war, wie wahrscheinlich war es, dass er nochmal entkommen würde? Er war Scarface, er würde keine Sekunde unbeobachtet bleiben. Und jetzt- wenn Randolph jetzt etwas Unbedachtes tat- würden sie ihn vielleicht schlichtweg erschießen. Aber er benahm sich nicht wie ein Mörder. Sie waren sich nicht vollkommen sicher. Würden sie das Risiko eingehen, einen Mann zu erschießen, nur weil er Scarface ähnlich sah? Er wusste es nicht. Wenn Charles allerdings festgenommen wurde, würde er so oder so sterben...
Scheiße! Scheiße! Scheiße! Was tun? Er kniff sich angestrengt nachdenkend in die Nasenwurzel. Er hatte nicht mal eine richtige Waffe. Wer würde ihn schon ernst nehmen? Er konnte im Grunde nichts tun. Randolph konnte nur hoffen, dass es "Scarface" wirklich gelang aus jeder Situation zu entkommen. Dennoch- er wollte nicht einfach abhauen. Er wandte sich Melinda zu, so dass Jonathan es nicht hören konnte: "Wir sollten vielleicht in der Nähe bleiben, um zu sehen wie sich die Lage entwickelt." Er blickte sich um, ob irgendwelche der Polizisten von ihnen Kenntnis genommen und sich ihnen näherten, doch abgesehen von den fünf Männern, die er für Polizisten hielt, konnte er niemanden entdecken.






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Götterblut - Kapitel 3: Scarface - Seite 8 Empty Re: Götterblut - Kapitel 3: Scarface

Beitrag von Elli Sa März 29 2014, 16:35

Kaum merklich nichte Melinda Randolph zu und näherte sich, ihm scheinbar einen kleinen Kuss auf die Wange drückend, seinem Ohr. "Genau das war mein Plan." die Worte kamen ihr eher zischend über die Lippen.
Die Situation geriet ihr aus den Fingern, das gefiel ihr wahrlich überhaupt nicht.
Dennoch nahm sie zufrieden wahr, das Jonathan und Johanna ihren Worten Folge leisteten und sich auf den Weg machten.
Sie warf einen Blick durch das Gebäude und hielt Ausschau ob sie einen geeigneten Platz finden würde, um die Situation beobachten zu können und gleichzeitig aus dem Sichtfeld des Polizisten entschwinden zu können.
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Götterblut - Kapitel 3: Scarface - Seite 8 Empty Re: Götterblut - Kapitel 3: Scarface

Beitrag von Thorgrimm Mo März 31 2014, 01:29

Unruhig und vor Angst leicht zitternd, hatte Gilbert Wright die Situation um den Serienmörder Scarface verfolgt. Zumindest schienen die Polizisten die Situation unter Kontrolle zu haben. Die Signalpfeife rief endlich einen weiteren Polizisten zum Geschehen und dieser schien kein solcher Anfänger zu sein. Vielleicht würden sogar noch einige weitere Polizisten folgen. Die Waffen, die auf den Mörder gerichtet waren, beruhigten Gil. Auch wenn dieser Mann 16 Menschen - von denen einige sogar Polizisten gewesen waren, wenn er sich recht an die Berichte der Zeitungen erinnerte - getötet und damit davon gekommen war - dieses mal würde das nicht wieder passieren. Als er an die Waffen dachte, fiel sein Blick automatisch auf seinen eigenen Revolver und für einen Moment wurde ihm Übel. "Was tue ich hier überhaupt? Ich bin Maler, kein Polizist. Verdammt! Ein Mensch der durch meine Hand gestorben ist, reicht doch!" Gilberts Hände zitterten, als er an die Verantwortung dachte, die durch die Waffe in seinen Händen lag. Sollte er sie weiter nutzen oder doch zurück in seinen Koffer legen?
Auch wenn er überrascht das Klicken einer Pistole und die Stimme eines Mannes hinter ihm wahrnahm und sich der Gefahr, in der er jetzt schwebte, bewusst wurde, war der Polizist hinter ihm eine Rettung. Der Maler atmete fast schon erleichtert auf, als sich seine Hände ganz langsam, wie automatisch, vom Abzug lösten, er vorsichtig die Hände hob und dabei klar aber nicht sehr deutlich ein "Natürlich Sir. Sofort Sir." murmelte. Dabei versuchte er den Polizisten hinter sich zu beruhigen und davon zu überzeugen, das von ihm keine Gefahr ausging.

"Ich habe ihren Kollegen auf Scarface aufmerksam gemacht und er bat mich darum in seiner Nähe zu bleiben. Ich dachte, ich könnte helfen, indem ich den Mörder mit der Waffe bedrohe. Ich hatte aber nie vor, sie zu nutzen."


Während sich Gil also von dem Polizisten entwaffnen ließ, war dieser sich natürlich nicht sicher, ob es sich bei dem bewaffneten Mann nicht vielleicht um einen Komplizen von Scarface handelte. Gegen das Gesetz verstoßen hatte er allemal, weshalb er einen der Polizisten in Zivil - dem sich Gilbert gar nicht bewusst gewesen war - zu sich rief und damit anfing, den Maler abzutasten und Handschellen anzulegen. Gil wehrte sich nicht und ließ das ganze über sich ergehen. Natürlich hatte er einen Fehler gemacht und jetzt musste er für seine Dummheit bezahlen. Wenn er die Situation auf der Polizeistation erklärte, würde man vielleicht erkennen, das er nur Zivilcourage gezeigt hatte, um die Menschen am Bahnhof zu beschützen. Trotzdem hatte sich Gilbert etwas ganz anderes erhofft, als er hierherkam. Anstatt Entspannung und seine freie Zeit genießen zu können, würde er jetzt stundenlang - und wenn er Pech hatte noch viel länger - in einer Zelle hocken können. So hatte er sich das ganze nicht vorgestellt aber es half alles nichts und so fand er sich einfach mit dem Unvermeidlichen ab. Zumindest hatte der Polizist ihn davor geschützt, eine weitere Person auf dem Gewissen zu haben.
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Götterblut - Kapitel 3: Scarface - Seite 8 Empty Re: Götterblut - Kapitel 3: Scarface

Beitrag von Umbra Di Apr 01 2014, 11:57

Da Gil sich seine Waffe abnehmen ließ, ohne Widerstand zu leisten, sah der Polizist davon ab, grob mit ihm umzuspringen. Die Beteuerung, mit der Pepperbox jedoch nur Gutes im Sinn gehabt zu haben, entlockte dem Mann ein geringschätziges Schnauben sowie die knappen Worte: „Das klären wir auf der Wache. Sie sind vorläufig festgenommen.“ Inmitten der anderen Bahnhofsbesucher und angesichts der Anwesenheit von Scarface, blieb dem Beamten auch nicht viel anderes übrig als Vorsicht walten zu lassen, um niemanden, darunter auch sich selbst, zu gefährden. Dennoch war es nicht Gilbert, der den Polizisten die meisten Sorgen zu bereiten schien. Sie alle waren ziemlich angespannt, auch der Mann vom Scotland Yard, der den Maler überrascht hatte. Das konnte Gilbert erkennen, als dieser ihn schließlich komplett dem Kollegen überließ, um sich ebenfalls um Scarface zu kümmern, der noch erst in Handschellen gelegt werden musste.

Inzwischen war Charles komplett von den Polizisten umzingelt, wovon jeder Einzelne schussbereit eine Waffe auf ihn richtete. Er wusste, dass er nichts sagen könnte, dass sie davon abbringen würden, ihn nicht festzunehmen, doch deswegen war es nicht ohne Bedeutung, ob er sich überhaupt äußerte und was er sagte. Da er bereits behauptet hatte, dass es sich bei der ganzen Sache um eine Verwechslung handelte, würde er davon absehen, zuzugeben, tatsächlich der gesuchte Charles Norly zu sein. Eigentlich gefiel es ihm nicht, deswegen zu lügen, denn er verabscheute Lügen, gerade wenn es um seine eigene Identität ging, zutiefst, doch da er nicht allein nach Manchester gekommen war, musste er dieses Übel wohl auf sich nehmen. Charles wollte vermeiden, dass die Polizei ihn tatsächlich identifizierte, denn dann würde man ihn einsperren und die Stadt nach ihm durchsuchen, wenn er sich dazu entschied, einen Gefängnisaufenthalt kürzer zu gestalten als von den Vertretern des Gesetzes vorgesehen. Tatsächlich wäre eine Flucht, zu welchem Zeitpunkt auch immer, obwohl Charles sich diese voller Selbstsicherheit zutraute, denkbar ungünstig. Sie wäre ein Schuldeingeständnis. Er hatte Randolph, Melinda und Johanna hoffentlich verständlich machen können, dass sie zu Johannas oder zu seinem Heim gehen sollten (beides würden sie mithilfe von Johanna schon finden, da war Charles sich sicher), und letzteres würde wohl eine der ersten Anlaufstellen der Polizisten sein, wenn diese nach ihm fahndeten. Nein, Charles musste sich, seinen Begleitern zuliebe, auf andere Weise aus diesem Dilemma hinauswinden oder, sofern dies nicht gelingen würde, vorerst mit einer Zelle vorliebnehmen müssen.
„Hören Sie mich doch an, das ist ein grobes Missverständnis! Mein Name ist Richard Francis Welton, ich bin Professor der Naturphilosophie am King’s College in London und ein angesehenes Mitglied der Royal Society. Würden Sie bitte die Güte besitzen, Ihre Waffen sinken zu lassen, Gentlemen?“
Charles versuchte, beunruhigt, aber hoffnungsvoll zu klingen, ganz so als wäre er wirklich dieser Professor Welton, doch die Polizisten ließen sich davon nicht beeindrucken.
„Festnehmen“, wies der Scotland Yard-Mann, ein Mann mit ernstem Gesicht, kurzem Vollbart und einem Bowler auf dem Haupt, entschlossen an und zwei der anderen Polizisten ließen tatsächlich ihre Waffen sinken und steckten diese in ihre Holster – aber nur, um die Hände frei zu haben, um sich Charles zu packen. Mit zwecklosem verbalen Protest und gespieltem Unglücklichsein (in Wirklichkeit lief noch immer alles nach Plan, denn solange man sich mit ihm beschäftigte, würde Melinda, Randolph und Johanna vermutlich wenig Beachtung geschenkt werden und die drei hätten Zeit zu fliehen), jedoch mit echtem Schmerz, da beiden Polizisten fest zugriffen und ihm sehr unsanft die Arme auf den Rücken drehten, ließ Charles das über sich ergehen, ohne irgendwem einen Anlass zu geben, zu schießen.

Gilbert wurde Zeuge davon, dass die Polizei tatsächlich das schaffte, was sie schon seit zwei Monaten vergeblich versucht hatte: sie legte Scarface Handschellen an, beziehungsweise dem Mann, von dem sie dachte, dass er Scarface war. Dieser selbst hatte gerade noch, deutlich hörbar, etwas anderes behauptet – doch was sollte man von einem Serienmörder anderes erwarten? Spätestens auf der Polizeiwache würde die Wahrheit ans Licht kommen, wenn man die Geschichte dieses Mannes überprüfen würde. Nicht wirklich optimal war lediglich, dass Gilbert dieses Ereignis verfolgte, während seine eigenen Hände mit Metallschellen auf seinem Rücken fixiert waren, und ein Polizist an seiner Seite stand, der ihn bewachte und am Arm festhielt.

Nun wurde auch Charles durchsucht. Das übernahm der Mann, der auch schon Gilbert gestellt und diesem die Waffe abgenommen hatte, persönlich, während die beiden Kollegen, die Charles flankierten, „Scarface“ noch immer mit festem Griff fixierten. Der Londoner Polizist förderte einen Revolver zutage (was Charles damit kommentierte, dass er eine Genehmigung hätte, diesen zu tragen) und ein langes Messer, das in einer Lederscheide steckte – und, als wenn das nicht schon verdächtig wäre, zwei kleine Fläschchen, die der Bulle mit finsterem Blick begutachtete, ein Päckchen Munition, und etwas, das für Gilbert wie eine Brieftasche aussah, jedoch Charles‘ Dietrichset darstellte, das entdeckt, erkannt und sofort konfisziert worden war. Der Polizist gab jeden Gegenstand nach hinten zu einem seiner Kollegen weiter, der besonders das Bowiemesser mit ehrfürchtiger Blässe um die Nase und mit spitzen Fingern entgegennahm. Hatte Scarface damit seine Opfer aufgeschlitzt und geschändet? Man fand auch einen Reisepass, der, wie Charles sich bewusst war, eben genau auf Professor Welton ausgestellt worden war, dennoch machte der Scotland Yard-Mann sich nicht die Mühe, ihn auch nur anzuschauen, sondern steckte ihn sofort in Charles‘ Mantelinnentasche zurück. Der Polizist schien sich bereits eine Meinung gebildet zu haben, die er zum Abschluss des gründlichen Filzens deutlich machte. Unvermittelt rammte der bärtige Polizist Charles eine Faust in die Magengegend und gab den beiden Männern, die den vom Schmerz überrumpelten „Scarface“ nun nicht nur an Ort und Stelle, sondern auch auf den Beinen hielten, ein nickendes Zeichen, diesen wegzuschaffen.

Charles bekam nach dem kräftigen Schlag kaum Luft und seine Knie fühlten sich weich an, sodass er zwischen den beiden Polizisten fast schon stolpernd einen Fuß vor den anderen setzte, während diese ihn in Richtung des Bahnhofsvorplatz abführten und seiner knurrend hervorgepressten Ankündigung, sich an höchster Stelle über jeden von ihnen zu beschweren, wenig Beachtung schenkten.

Obwohl Gilbert andere, weitaus weniger gewalttätige Behandlung erfuhr, änderte das nichts daran, dass auch er abgeführt wurde. Der junge Polizist, den der Maler angesprochen hatte, erkundigte sich zwar, weswegen dies geschah, aber die Vorschriften waren eindeutig, sodass selbst die Bestätigung, dass Gilbert es gewesen war, der erst auf Scarfaces Anwesenheit hier am Bahnhof aufmerksam gemacht hatte, keine erfreuliche Wendung der Dinge für Gil brachte. Er hatte an einem Bahnhof einen Revolver gezogen, inmitten vieler Reisender, und damit hatte er sich zumindest ein Verhör eingehandelt. Die Gruppe aus fünf Polizisten lotste die beiden Festgenommenen durch die Menge, die ihnen freiwillig Platz machte, und verfrachtete sie in eine Polizeikutsche, die eigens für den Gefangenentransport konstruiert worden war. Charles schnaufte noch immer, als man ihn auf eine der Bänke setzte und zusätzlich an einem schweren, in die Bank eingelassenen Eisenring festkettete, sodass er nicht aufstehen konnte. Er lehnte sich mit dem Rücken an der Wand des Wagens. Sein Blick ruhte auf Gilbert auf der ihm gegenüberliegenden Seite, den man ebenso fixiert hatte wie ihn selbst. Sie waren weit genug auseinander, sodass sie sich nicht berühren könnten, selbst wenn sie es wollten. Zu schade. Charles konnte nicht leugnen, dass er einen gewissen Groll gegen den Mann hegte, der überhaupt erst Schuld daran war, dass sie hier saßen, und ein entsprechendes Funkeln blitzte in seinen Augen auf. Doch es lag auch Nachdenklichkeit und Neugier in seinem Blick, bevor seine er Aufmerksamkeit erst einmal dem Inneren des Wagen widmete. Viel mehr als eine stabile Holzkiste mit drei Bänken – je eine an der Vorderwand, hinter der sich der Kutschbock befand, und an den Seitenwänden – schmalen, begitterten Schlitzen dicht unter der Decke, durch die etwas Licht hineinfiel, und eine massive Flügeltür in der Rückwand, die von der Polizei von außen verriegelt und verschlossen wurde, war der Kutschwagen nicht. Abgesehen von den schweren Eisenbeschlägen überall.

Man ließ Gilbert und Charles tatsächlich allein. Doch außerhalb des Wagens hörten sie, wie die Polizisten sich aufgeregt unterhielten, auch einige knappe Befehle, die dem Scotland Yard-Mann zuzuordnen waren, waren zu hören, bevor die Kutsche wackelte, weil mindestens drei Personen aufstiegen, und der Wagen sich schließlich in Bewegung setzte. Charles sah an sich hinab, oder vielmehr prüfte er, wie die Verankerung der Kette aussah, an der er festgemacht worden war, aber mit weniger als einer Metallsäge wäre dem Ding wohl nichts anzuhaben. Dann könnte man sich auch gleich der Kette selbst widmen, das würde weniger Arbeit bedeuten. Auch eine lustlose und eher überflüssige Bewegung seiner Hände verriet Charles, dass seine Handschellen, die man an der Bank fixiert hatte, seine Reichweite auf das Minimalste einschränkten. Doch wenigstens hatten sie ihm seine Handschuhe gelassen. So scheuerte das Eisen nicht an seiner Haut und auch seine Prothese war unentdeckt geblieben.

Doch auch wenn Charles seine Umgebung und Lage überprüft hatte, machte er nun keine Anstalten, etwas an den Umständen zu ändern. Er wirkte sogar ziemlich gelassen und so fühlte er sich auch. Da der Schmerz langsam abebbte – dieser verdammte Polizist besaß einen üblen rechten Haken –, konnte Charles sich nun auch in Ruhe seinem schnurrbärtigen Gegenüber widmen. Wieder ruhte sein musternder Blick auf Gilbert. Dann brach er das Schweigen.
„Freut mich, Sie kennenzulernen, mein Freund“, begann er im Plauderton und lächelte, wobei seine Narbe seine Züge leicht verzerrten.
„Nein, ich bin nachtragend. Sie haben Ihre Bürgerpflicht getan, genauso wie diese äußerst freundlichen Beamten dort draußen ihre Arbeit. Wurden Sie schon einmal verhaftet? Wenn nicht, ist dies bestimmt eine interessante Erfahrung. Obwohl es für Sie wahrscheinlich Erfreulicheres geben dürfte. Doch immerhin können Sie diese Reise in dem Wissen antreten, dass es allein Ihre Schuld ist, dass Sie hier sitzen. Sie und dieser Mr. Porter mussten sich ja unbedingt einmischen. Wie fühlt man sich als Held?“, interessierte es ihn zu wissen und eine Note von Süffisanz in seinem Tonfall ließ sich dabei nicht vermeiden.
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Beitrag von Elli Di Apr 01 2014, 14:13


Hastig war Melinda mit den anderen der Eskalation entgangen und hatte sich einen geeigneten Platz gesucht um die darauffolgenden Geschehnisse beobachten zu können. Stumm stand sie da, bis sie sah dass einer der Polizisten zum Schlag ausholte.
Wäre sie tatsächlich eine Katze gewesen, so hätte sie wohl in diesem Moment gefaucht.
Merk‘ dir das Gesicht Hübsche.
Verärgert weitete sie ihre Nase, bevor sie tief durchatmete, jedoch merkte das sie vor Wut zitterte.
Sie blickte die anderen an, ihre Stimme nun nicht mehr affektiert und zuckersüß, sondern so wie sie normal klang. Sie schüttelte den Arm von Randolph ab.
“Verdammte Scheiße!“ Sie kniff die Augen zusammen und taxierte den Neuling der Truppe. “Großes Theater die Befreiungsaktion von Johanna, John-Boy!“
Ihre Gedanken überschlugen sich, was sollte sie tun? Am liebsten wäre sie dem Polizeitrupp gefolgt, doch sie ahnte, dass dies keine gute Idee sei. Wütend schnaubte sie. “Ich gehe wohl Recht in der Annahme, dass niemand weiß wo das Haus von Charles zu finden ist? Nein? Gut. Dann statten wir wohl Mama Stead einen Besuch ab, sie wird es ja wohl wissen.“ Sie blickte das Hausmädchen an.
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Beitrag von Darnamur Do Apr 03 2014, 17:29

Randolph warf Charles noch einen letzten Blick zu, während er gerade zusammen mit Jonathans Kumpanen in die Kutsche bugsiert wurde. Seufzend wandte er sich ab. Er machte sich keine Illusionen. Norly war im Grunde bereits tot. Was sollten sie schon dagegen tun? Eine Befreiungsaktion würde wohl kaum ein sinnvolles Ergebnis erzielen. Er spuckte den Speichel aus, der sich in seinem Mund angesammelt hatte. "Gehen wir."
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Beitrag von Scáth Fr Apr 04 2014, 20:01

"Ich war nicht derjenige, der die Polizei informierte", patzte Jonathan nun sichtlich genervt und mit strengem Ton Mrs.Benton zu, die nun scheinbar jegliche Form von Anstand verloren hatte.
"Dass es der reinste Suizid ist durch einen solch überfüllten Bahnhof zu laufen, hätte dem gefürchteten Scarface eigentlich klar sein müssen.".
Jonathan warf dem vermeindlichen Mörder einen letzten Blick zu. Es war enttäuschend zu sehen, wie dieser von Polizisten abgeführt wurde. Wie oft hatte der junge Ingenieur Respekt vor dem Mann gehabt, der die Polizei seit Jahren auf trab hielt. Dem Mann, der einfach nicht zu fassen war. War alles eine Illusion gewesen? Vermutlich war dieser Moment nun der Erste und der Letzte in dem er Scarface gesehen hatte. Zumindest vermutete er das.
Er wandte den Blick ab und wandte sich Johanna zu. Ihrer Haut war jegliche Farbe gewichen, ihre Augen starrten gläsern ins Leere, nachdem die Türen der Kutsche geschlossen wurde. Sie zitterte. Jonathans Miene verfinsterte sich. Er runzelte die Stirn.
"Das ist alles meine Schuld", murmelte das Hausmädchen. Ihre Stimme klang brüchig. Jonathan nahm ihre Hand, er befürchtete sie würde gleich beginnen zu weinen und das könnte Aufmerksamkeit erregen. Er wusste nicht warum Johanna so emotional reagierte, obwohl er sie gerade aus den Händen eines Mörders befreit hatte.
"Ist schon gut. Er ist in den Händen der Polizei, der Schrecken hat nun endgültig ein Ende.", versuchte Jonathan auf das Hausmädchen einzureden, doch als diese seine Worte hörte, riss sie sich von ihm los und starrte ihn entsetzt an.
"Der Schrecken hat ein Ende?! Mein Vater wird nun wahrscheinlich geköpft, erhängt oder erschossen! Und du sagst, der Schrecken hat ein Ende?! Oh nein. Der Schrecken hat gerade erst begonnen. Jetzt. In diesem Moment!", man merkte Johannas Stimme an wie panisch und gleichzeitig wütend sie doch war, auch wenn sie in normaler Lautstärke sprach.
"Geh' wieder. Ich finde allein zurecht.", mit diesen Worten wandte sich Johanna von Jonathan ab und drehte sich in die Richtung die sie einschlagen mussten um zu ihrer Mutter zu gelangen.
"Es ist nicht allzu weit.", sprach sie zu Randolph und Melinda und setzte sich dann in Bewegung.

Johannas Worte trafen den ohnehin schon gereizten Jonathan wie ein Schlag in den Magen. Hatte sie eben Vater gesagt?! Scarface war der Vater von Johanna, der Mann, der seine Tochter und deren Mutter alleine ließ, jahrelang, und so damit sorgte das beide in Schande aufwachsen mussten?! Norly wurde dem Ingenieur mit jeder Minute unsympathischer, doch das war gerade nicht das Hauptproblem.
Jonathan war sichtlich überfordert, vor allem als Johanna ihn stehen ließ. Er stand einige Sekunden regungslos da, versuchte zu verdauen was er eben gehört hatte.
Als Johanna drohte in der Menge zu verschwinden, setzte er sich in Bewegung. Er schnappte sich sein Gepäck und eilte zurück zu dem jungen Hausmädchen, das mit geballten Fäusten und zusammengebissenen Zähnen stur geradeaus lief und angestrengt versuchte einige Tränen zu unterdrücken.
Jonathan würde sie nun sicher nicht allein lassen. So eine Art Mensch war er nicht und würde es auch sicher nicht werden. Johanna sagte nichts, als Jonathan wieder neben ihr auftauchte. Als er ihr den Arm anbot, hakte sie sich bei ihm ein. Sie war froh, das er nicht gegangen war. Ein Vertrauter unter den vielen Fremden war ihr doch wichtiger, als sie gedacht hatte.
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Beitrag von Umbra Sa Apr 05 2014, 21:43

So gesellte sich Jonathan sowohl zu Johanna als auch zum „Ehepaar Benton“, ob es letzterem passte oder nicht. Hier am Bahnhof deswegen eine Szene zu machen, wäre keine gute Idee gewesen, zumal der Ansturm an Polizisten noch größer geworden war, als man Charles und Mr. Wright auf den Bahnhofsvorplatz gebracht hatte. Einige Beamte begleiteten den Gefangenentransport Richtung der zuständigen Dienststelle der Manchester City Police, andere kehrten offensichtlich wieder auf ihre Posten zurück, wiederum andere jedoch schienen nach irgendwem Ausschau zu halten. Vielleicht kam es der Gruppe aber auch nur so vor – allerdings wäre es sehr seltsam gewesen, wenn man die Menschen, die sich in Begleitung des vermeintlichen Serienmörders befunden hatten, vergessen hätte, weswegen Besagte nun lieber das taten, wozu Charles sie schon vor einigen Minuten hatte drängen wollen: Sie tauchten in der Menge unter und verließen den Bahnhof, nachdem sie noch einen Umweg riskiert hatten, um ihr Gepäck (auch das Charles‘) abzuholen und bereits mitzunehmen. So würde keiner von ihnen ohne Kleidung und die übrigen Habseligkeiten dastehen, sollte Charles länger bis dauerhaft fortbleiben – was anzunehmen war –, denn schließlich hatte er organisieren wollen, dass das Gepäck später zu ihnen zurückfinden würde, wozu er von einer Zelle aus vermutlich nicht mehr imstande wäre.

Was Charles betraf, konnten sie im Moment wohl wirklich wenig Hilfreiches tun, und für Gilbert kam Hilfe aktuell etwas zu spät. Der Maler hätte ein Eingreifen und eine Fürsprache von Jonathans Seite aus wohl gut gebrauchen können – und bald auf der Wache würde ein Zeuge, der bereit war, zu seinem Gunsten auszusagen, seine Freilassung wahrscheinlich erheblich beschleunigen –, doch Mr. Porter war derweil mit Johanna beschäftigt und wollte ihr nicht von der Seite weichen.

Die seltsam anmutende Gruppe nahm sich eine Kutsche. Johanna lag zwar nicht falsch damit, dass der Weg zu ihrer Mutter nicht allzu weit war, jedoch mussten sie nicht nur die Koffer, sondern auch Randolphs Bein bedenken. Dem angeschossenen Doktor zuzumuten, den Weg zu humpeln, wäre etwas unmenschlich gewesen. Denn auch, wenn „Dr. Benton“ sich stolz und stur zeigte, war er geschwächt, hatte Schmerzen und würde am Ende wahrscheinlich wirklich fiebrig werden, wenn er sich nicht schonen würde. Dabei wusste Randolph als Chirurg selbst am besten, dass er eigentlich in ein Bett gehörte, so langweilig, fehl am Platz und unproduktiv dies derzeit auch scheinen mochte.

Die Kutsche hielt vor dem backsteinernem Reihenhaus, in dem Johanna aufgewachsen war. Die Familie ihrer Mutter war nicht übermäßig reich gewesen, aber hierfür hatte das Geld genügt. Dabei hatte es die beiden (Sofia und Johanna) noch gut getroffen, denn nicht alle Frauen, die ohne Ehering am Finger schwanger wurden, erhielten Unterstützung von der Familie. In einer Gesellschaft, in der das Ansehen einen hohen Stellenwert besaß, wollten oftmals selbst Eltern keine „Huren“ mitsamt Nachwuchs unter ihrem Dach wissen. Aber auch wenn Johanna durch ihre Großeltern nie merkbar Nachteile erfahren hatte, hatte das in der Nachbarschaft schon anders ausgesehen. Auch ihre Mutter hatte es mit einem unehelichen Kind nicht leicht gehabt. Man hatte der Krankenschwester gekündigt, als ihre missliche Lage bekannt geworden war, sie war permanent Vorurteilen, Getuschel und Beschimpfungen ausgesetzt gewesen, sie hatte keinen Mann mehr gefunden, der sie hätte heiraten wollen… Dennoch war sie in Manchester geblieben, dort, wo man sie kannte und um ihre Hintergründe wusste. Sie hätte in einer der Fabriken enden können – vielleicht sogar, ironischerweise im Betrieb der Familie Norly –, im Milieu, in dem sich Melinda wiedergefunden hatte, oder sogar auf der Straße. Sofia Steads Schicksal hätte wahrlich schlimmer ausfallen können, allerdings auch erheblich besser, hätte sie einen Ehemann und ihr Kind einen Vater gehabt oder sie sich dazu entschieden, die Schwangerschaft heimlich abzubrechen, bevor jemand davon Wind bekommen hätte.

Das Gebäude war nichts Besonderes – nicht besonders ansehnlich, aber auch nicht besonders schäbig – und Johanna war mulmig zumute, als sie vom Bürgersteig aus die wenigen Stufen hinauf zur Haustür stieg und klopfte. Sie fürchtete, ihrer Mutter könnte es in den letzten Tagen nicht gut ergangen sein. Vielleicht würde sie auch wütend auf sie sein. Jonathan stand unmittelbar hinter ihr und, mit einigen Schritten Abstand, wartete auch das Ehepaar Benton darauf, dass sich die Tür öffnen würde.
Als dies geschah, zeigte sich eine Frau, die erstaunliche Ähnlichkeit zu Johanna besaß – fast als wäre sie eine ältere Version des Mädchens, nur mit etwas hellerem, hochgesteckten Haar, grüngrauen statt braunen Augen und in Kleidung gehüllt, die nicht so fein war wie die, die Johanna sich für die Zugfahrt ausgesucht hatte. Etwa vierzig mochte Sofia Stead sein und in den Augen vieler wohl recht hübsch, auch wenn sie durch Kummer und Müdigkeit, die ihr ins Gesicht geschrieben standen, älter wirkte.
Erst starrte sie Johanna ungläubig an, bevor sie wirklich zu realisieren schien, wer vor ihr stand, und ihre Tochter weinend in die Arme schloss.
„Die Polizei war hier“, brachte sie schluchzend, aber mit hörbarer Freude und Erleichterung in der Stimme, hervor. „Sie sagten mir… Scarface... Und du seist vermutlich tot.“
Und dann folgten noch mehr Tränen. Alle Anspannung, Sorge und Trauer, die Sofia Stead empfunden haben mochte, schienen dabei von ihr abzufallen, und sie machte nicht den Eindruck als wolle sie Johanna je wieder loslassen.
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Götterblut - Kapitel 3: Scarface - Seite 8 Empty Re: Götterblut - Kapitel 3: Scarface

Beitrag von Scáth So Apr 06 2014, 18:08

Schuldgefühle plagten Johanna, als ihre Mutter plötzlich vor ihr stand und aussah, wie ein Häufchen Elend. Was hatte sie sich nur dabei gedacht einfach zu verschwinden ohne ihrer Mutter auch nur ein sterbenswörtchen davon zu erzählen. Es war allein ihre Schuld, dass sie sich so gesorgt hatte, und den Schmerz, die Qualen die sie empfunden haben musste, konnte Johanna nicht mehr wieder gut machen.
Johanna erwiederte die Umarmung ihrer Mutter. Sie wollte nicht das sie weinte.
"Ich bin vermutlich sogar lebendiger als ich aussehe", scherzte Johanna, während ihr allerdings selbst die ersten Tränen über die Wangen liefen. Sie war unsagbar froh wieder bei ihrer Mutter zu sein und noch glücklicher darüber, dass diese wohl auf zu sein schien. Das Hausmädchen vergrub ihr Gesicht für einige Sekunden auf Sofias Schulter. Der vertraute Geruch des Hauses stieg ihr in die Nase und sorgte dafür, dass sie sich langsam wieder entspannen konnte.
"Können wir rein gehen? Dann kann ich dir alles erklären.", fragte Johanna, während sie sich aus dem klammernden Griff ihrer Mutter löste. Sie strich ihrer Mutter kurz eine Träne aus dem Gesicht und schenkte ihr ein schwaches Lächeln in der Hoffnung, es würde sie ein wenig beruhigen.
"Das sind...", begann Johanna, während sie sich zu ihren Reisegefährten drehte und für einige Sekunden fehlten ihr passende Worte.
"Das sind Freunde von mir. Jonathan kennst du ja. Das hier sind Melinda und Randolph. Sie haben mit dazu beigetragen dass ich nun wieder hier vor dir stehen kann."
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Götterblut - Kapitel 3: Scarface - Seite 8 Empty Re: Götterblut - Kapitel 3: Scarface

Beitrag von Elli Mo Apr 07 2014, 14:29

Während der Anreise zu der Mutter von Johanna hatte sich Melinda in Schweigen gehüllt. Sie war wütend darüber was gesehen war und warf hin und wieder einen Blick auf den Hinterkopf von Jonathan.
Sie fragte sich warum er nicht dem anderen Mann zur Hilfe geeilt war, als dieser ebenso wie Scarface verhaftet worden war. Vielleicht würde es später Gelegenheit dazu geben, genau dies in Erfahrung zu bringen – andererseits hoffte sie gerade eher darauf, dass die alte Bekanntschaft ebenso schnell wieder verschwinden würde, wie sie gekommen war. Auch wenn die Hure zugeben musste, dass er nicht gerade hässlich war.
Das liebende Ehepaar spielend, wartete sie nun darauf das das herzzerreißende Begrüßungsdrama an der Tür zu Ende ging. Sie sah sich unruhig um – immerhin konnte niemand sicher sein, dass ihnen niemand gefolgt war. Das am Bahnhof beobachtet worden war, dass die Gruppe sich in aller Seelenruhe um einen vermeintlichen Massenmörder gescharrt hatte, könnte zu Rückfragen führen.
Da momentan weder Randolph noch John-Boy das Wort ergriffen (und Melinda noch immer ordentlich gereizt war), schob sie sich schließlich einfach in den Flur hinein.
“Ja herrlich. Was sind wir alle froh, dass diese Familienzuführung so liebevoll abgelaufen ist, mir kommen gleich die Tränen.“ genervt klopfte sie sich imaginären Staub vom Kleid und versuchte es, erneut, zu Recht zu zupfen.
“Da wir uns nun alle kennengelernt haben – Benton mein Name. Sie sind also die Mutter von unserer guten Johanna. Man sieht es.“ Erstaunlicherweise klangen diese Worte nicht einmal unfreundlich, obwohl es in Melinda brodelte, den immerhin hatte sie die ehemalige Geliebte ihres Charles vor der Nase.
“Ihre Tochter ist ihnen wahrlich aus dem Gesicht geschnitten – von ihrem Vater hat sie wenig. Wenn es denn ihr Vater ist. Frauen wie wir können das schließlich nie genau wissen, nicht wahr? Schönheit liegt wohl in der Familie“, sie lächelte die ältere Version von Johanna an. “Aber unter uns, an der Erziehung sollten sie noch etwas feilen. Aber nunja…bei der Vergangenheit  - Kinder der Sünde, sie wissen wovon ich rede - was soll man da erwarten?!“ Ein Zwinkern begleitete die Worte, auch wenn die Hure selten Worte ernster gemeint hatte, wie diese.
“Sehen Sie Ms. Stead wir wollen das traute Familienleben gar nicht weiter stören. Da Sie nun mit Sicherheit ohnehin gerade darüber nachdenken mir meine hübschen Augen aus dem Gesicht zu kratzen, ist es auch schon wieder fast Zeit für unseren Aufbruch.
Da sie gerade von der Polizei und Scarface sprechen – da ihre Tochter ja so nett war uns über ihre angeblichen Familienhintergründe aufzuklären – sollten Sie sicherlich in der Lage sein, uns den Weg zu eben seinem Haus zu beschreiben?
Sobald wir eine Wegbeschreibung haben verschwinden mein Mann, der Doktor, und ich so schnell wie wir gekommen sind. Was halten sie davon?“
fragte sie zuckersüß.
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Beitrag von Darnamur Di Apr 08 2014, 19:43

Düstere Gedanken kreisten in Randolphs Chirurgenschädel, während ihre Kutsche über die Straßen hinweg polterte. Um Charles, der jetzt wohl gerade in die dreckigste und elendigste Zelle von ganz Manchester geworfen wurde. Um Jonathan. Natürlich war er nicht derjenige, der die Polizei informiert hatte. Er war nur der Komplize gewesen. Was wollte dieser Kerl ihnen nur vorheucheln? Das er auf Norlys Seite stand? Was für ein Idiot. Als ob, Johanna wirklich in Gefahr schweben würde. Insgesamt musste der Doktor sagen, dass sich das Mädchen tapfer geschlagen hatte. Sie hatte immer versucht ihm zu helfen, wenn es nur ging und war bei der Polizeiwache für ihn eingetreten. Er war ihr wohl etwas schuldig. Die Sache mit ihrem Vater schien sie wirklich fertig zu machen. Doch hier konnte er ihr wohl kaum helfen. Norly hat sich das Schlamassel doch selbst eingebrockt. Aber was war mit ihm, als er vom Yard aufgegriffen wurde? Hatte Norly ihn einfach im Stich gelassen? War er es nicht Johanna schuldig, ihren Vater zu befreien. Wie sollte das möglich sein? Wie? Er grübelte noch immer darüber nach, als sie am Haus von Johannas Mutter ankamen. Er erwartete eine psychisch labile Frau vor sich zu sehen, aber Sofia hatte sich erstaunlich gut gehalten. Natürlich hatte die Nachricht vom Verschwinden ihrer Tochter bereits Spuren bei ihr hinterlassen. Beinahe sofort fielen sich die beiden Steads in die Arme. Etwas unschlüssig blieb Randolph hinter den Beiden stehen. Sie sollten sich hier nicht niederlassen. Er wollte dieser armen Frau nicht in unnötige Gefahr bringen, er erinnerte sich mit einem bitterem Geschmack im Mund an die Mauneys.
Das Johanna sie mit ihren richtigen Namen vorstellte und Sofia erzählte, dass sie ihnen ihre Freiheit zu verdanken hatte, behagte ihm überhaupt nicht. Jonathan hörte zu. Und der Mutter durfte er natürlich auch nicht vertrauen. In wiefern stand sie wohl in Beziehung zum Yard?

Dann hörte er plötzlich Melinda: “Ja herrlich. Was sind wir alle froh, dass diese Familienzuführung so liebevoll abgelaufen ist, mir kommen gleich die Tränen.“ Was sollte diese Scheiße denn jetzt? Entgeistert hörte er ihr zu. Ach, du Scheiße! Er wusste nicht, was in sie gefahren war. Das sie hier weg mussten, war allerdings richtig.

Der Doktor versuchte zu retten, was zu retten war: "Verzeihen, sie meiner Frau. Dieses kratzbürstige Weib wird mich irgendwann noch ins Grab bringen. Sie hat keinen Anstand und ist durch und durch verdorben. Allerdings hat sie nicht unrecht. Wir müssen hier weg und untertauchen, zu unserer eigenen Sicherheit. So sehr es uns freuen würde, ihre Bekanntschaft zu machen, ist es uns unmöglich länger hier zu bleiben."
Er holte etwas Luft. Er war sich nicht sicher, ob dass was er jetzt sagen würde, Johanna gefallen würde: "Johanna, du warst uns eine treue Weggefährtin. Doch es ist am Sinnvollsten, wenn wir uns jetzt trennen. Du bist hier in Sicherheit. Wir hingegen werden vom Yard verfolgt werden. Du hast mich schon einmal aus der Patsche gehauen. Dafür bin ich dir zu Dank verpflichtet. Ich schwöre dir, dass ich alles, was in meiner Macht steht tun werde, um diese Sache wieder gut zu machen! Ich denke wir verstehen uns." Er zwinkerte ihr zu.
"Ich denke es ist am Sinnvollsten, wenn wir deine Mutter und dich jetzt erst einmal allein lassen. Jonathan- wenn du Johanna wirklich helfen willst, dann begleite uns. Wir können deine Hilfe, für das was ich vorhabe gebrauchen."
Er hatte keineswegs vor zu Charles Haus zu gehen. Das wäre dumm und gefährlich. Aber im Moment schien es ihm am Intelligentesten die Steads in diesem Glauben zu lassen.
Darnamur
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