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Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte

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Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte - Seite 4 Empty Re: Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte

Beitrag von Umbra Mo Jan 12 2015, 12:24

Der verletzte Mann setzte einen eher zweifelnden Blick auf, als Maura eine Ratte oder einen Marder als Verursacher des Geräuschs vorschlug – Geschweige denn, dass er sich dazu bewegen ließ, sich wieder hinzusetzen und sich zu schonen. Er schien zu beunruhigt von der derzeitigen Situation zu sein, um sich durch unbesorgt klingende Worte überzeugen zu lassen. Dass die Bewegung seiner Wunde nicht guttat, merkte er selbst, auch ohne Mauras Hinweis, denn nur vor Schmerzen schwer atmend gelang es ihm, sich auf die Beine zu hieven. Einen kurzen Moment hielt er inne, am nächsten Regal Halt suchend, um sich zusammenzuraufen, aber dann machte er mit halbherzig erhobenem Revolver und prüfender Aufmerksamkeit ein paar Schritte in die Richtung, in der er das Geräusch glaubte gehört zu haben.
Doch ein Klimpern in seinem Rücken ließ ihn umfahren. Irgendetwas Kleines, Metallisches musste auf Holz geprallt und dann auf den Boden gefallen sein. Verunsichert wich der Verletzte zurück, unbewusst rücklinks auf die eigentliche Bedrohung zu.
„Billy?“, fragte er heiser, offenbar auf ein Lebenszeichen seines Partners wartend, aber jederzeit damit rechnend, dass stattdessen Scarface hinter dem Regal hervorsprang, das er gerade fokussierte.
Eine Antwort erhielt er nicht, sodass er noch einen Schritt zurückwich und noch einen und sich damit mit einem Mal zwischen die aufgetürmten Kisten bewegte, hinter denen seine Beobachter lauerten.[1]

[1] Der Kerl kommt rückwärts genau in Randolphs Bahn, also: Viel Spaß! Wenn du willst, darfst du zuschlagen. Da es ein Überraschungsangriff wäre, bekommt der Attentäter sogar einen Verteidigungs-Malus. Melinda darf ihn aber auch angreifen, wenn sie will.
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Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte - Seite 4 Empty Re: Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte

Beitrag von Umbra Di Jan 13 2015, 10:33

Der Nervenkitzel der Jagd war etwas Belebendes. Man lag auf der Lauer, bis das Ziel der Begierde sich zeigte, eine Schwachstelle preisgab. Der Unterschied zwischen Leben und Tod war eine Frage von Zeit, eine Frage von Präzision. Wenige Sekundenbruchteile konnten alles entscheiden. Charles hatte den Jagdsport schon immer als entspannend empfunden. Hier hatte sein Gewehr nicht bei sich und auch die Beute war kein Tier, dessen Fleisch oder Trophäen einen erfolgreichen Schuss belohnten… Es war anders, das konnte er nicht leugnen. Das empfand er auch so, obwohl man ihm derzeit nachsagte, ein kaltblütiger Schlächter zu sein. Selbst Tiere hatte er noch nie zum Vergnügen getötet. Töten machte ihm keinen Spaß.
Warum sollte er also diese Attentäter umbringen, wenn er sich nicht dazu gezwungen sah? Es gab keinen Grund. Es war nicht sinnvoll. Sie würden für ihre Taten büßen, das schon, aber Charles interessierten vor allen Dingen die Hintergründe. Warum hatten diese Männer ihn und seine Freunde am gestrigen Abend verfolgt? Warum der Schuss auf Arthur? Und, die interessanteste Frage: Wer hatte diese Feiglinge beauftragt? Charles spürte, dass dies hier eine heiße Spur war. Wer würde schon auf eigene Faust so dämlich, so unvorsichtig sein und sich dann in einem verlassenen Lagerhaus verstecken, um die Wunden zu lecken? Es könnte von Seiten der Attentäter natürlich auch ein persönliches Motiv geben – vielleicht hatten sie irgendeinen Bezug zu den Scarface-Opfern –, aber Charles glaubte nicht, dass sie alleine vorgegangen waren. Das würde er schon als großen Zufall betrachten.
Voraussetzung dafür, die Dinge zu erfahren, die ihn brennend interessierten, war, dass die Attentäter die drohende Auseinandersetzung überlebten… Und auch in einem Zustand blieben, in dem man sie befragen konnte. Er hatte dies vor dem Betreten der Halle deutlich gemacht. Hoffentlich hielten sich seine Begleiter auch daran. Menschen in die Ecke zu treiben und zu massakrieren, egal, was sie sich zuvor auf das Gewissen geladen hatten, war nichts anderes als Mord. Und Charles hatte nicht vor, Mord zu dulden.
Er plante, den Feind zu überwältigen und gefangen zu nehmen. Er würde diese Kerle schon zum Reden bringen, sobald er sie unschädlich gemacht hatte. Da derjenige, der spärlich auf seine Worte reagiert hatte, nun nicht mehr antwortete, ging Charles allerdings davon aus, dass der Attentäter nicht in Sinn hatte, sich kampflos zu ergeben. Es war absehbar, dass dieser gerade versuchte, sich anzuschleichen und seine Gegner seinerseits zu überraschen – oder seinen Gegner. Vielleicht rechnete er nicht damit, dass „Scarface“ Verstärkung mitgebracht hatte. Umso besser.

Charles atmete möglichst flach, um keinerlei Geräusche von sich zu geben, und blieb hinter der Regalecke in Deckung. Auch der Attentäter bemühte sich offenbar, keine Geräusche zu machen, aber seine Schritte verrieten dennoch, dass er sich in greifbarer Nähe befand. Nun begann es. Charles entdeckte den Mann durch eine Lücke zwischen dem aufgestapelten Gerümpel, wie dieser  zögerlich und sichtbar gepackt von höchster Anspannung voranschlich. Er machte sich bereit, aus seinem Versteck hervorzuspringen und ohne Verzögerung anzugreifen. Nahkampf schien ihm in diesem Fall als die bessere Option. Wenn sich Distanz aufbaute und Schüsse fielen, konnte alles Denkbare, alles mögliche Unerfreuliche geschehen. Nur Augenblicke, bevor Charles sich im passenden Moment wähnte, geschah etwas, das sein Vorhaben begünstigte: Eine ihm unbekannte Männerstimme rief den Namen „Billy“. Dies drang nur leise zu ihnen vor, aber es genügte, um die Aufmerksamkeit des Attentäters vor Charles zu erregen und diesen abzulenken.
Charles nutzte dies sofort aus und ging auf den Mann los. Das erste, was er tat, war das Gelenk der Hand des Mannes zu ergreifen, die einen Revolver umklammert hielt. Dann ließ er seine eigene Waffe auf den Unterarm seines Gegners niederfahren. Der Attentäter gab einen überraschten und zugleich schmerzerfüllten Laut von sich und ließ sein Schießeisen fallen.[1][2][3]

[1] Entwaffnung erfolgreich + 4 Schadenspunkte dank kritischem Erfolg

[2] Wenn Gilbert die Beobachterrolle verlassen will, in welcher Form auch immer, muss er einen Schicksalspunkt ausgeben.

[3] Ich denke, wir können den Kampf ruhig hier austragen, statt in den Kampfthread zu wechseln.
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Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte - Seite 4 Empty Re: Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte

Beitrag von Darnamur Di Jan 13 2015, 22:29

Im Schraubstockgriff umklammerte der Doktor seinen Gehstock und hob ihn in die Luft. Besser hätte die Situation wohl wahrlich nicht verlaufen können. Entschuldige bitte, werter Herr. Aber ich befürchte stark das du dich nur von mir behandeln werden lässt, wenn ich dir davor Schmerzen zufüge. Seine Zähne verformten sich zu einem harten, diabolischen Grinsen ohne Humor. Sein Herz pumpte. Das war der Augenblick. Das war der verdammte Augenblick.
Wie würde sich ihr Schicksal entscheiden? Jede Handlung rief stets neue Handlungen hervor. Neue Pfade. Die anderen verblassten, wurden zu Nebel und wurden vergessen. War es die richtige Entscheidung ihn niederzuschlagen. Sollte er versuchen ihn zu entwaffnen? Oder sollte er ihm ein Bein stellen, damit er rückwärts hinschlug? Das Ergebnis könnte erschreckend unterschiedlich ausfallen. Vielleicht auch nicht. Jedenfalls würde sich nun der weitere Verlauf dieses Konflikts entscheiden.
Und was war mit der Alten? Er durfte sie nicht außer Acht lassen. Aber im Moment hatte sein Opfer, dass sich gerade in einem Anfall von Stumpfsinnigkeit rückwärts in die Richtung des Doktors bewegte Priorität. Randolphs graue Augen glitzerten bedrohlich im gedämmten Licht der Halle. Er war jetzt bereit. Bereit mit voller Brutalität zuzuschlagen.
Noch zwei Schritte.
Eins.
Randolph holte aus.
Zwei.
Das Holz donnerte mit aller Wucht, die er mobilisieren konnte auf die Birne des Unglückseligen zu.
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Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte - Seite 4 Empty Re: Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte

Beitrag von Elli Mi Jan 14 2015, 16:23

Es funktionierte tatsächlich. Das Werfen der Mutter hatte etwas gebracht - der Kopf des Suchenden hatte sich in die Richtung gedreht und er strauchelte auf Randy zu, der auch schon ausholte. Melinda wollte bereits nach ihrem Fächer greifen um anzugreifen, da sah sie auch schon wie der Doc ausholte und so feste mit dem Stock zuschlug, dass dieser zerbrach. Der Mann ging zu Boden - schwer getroffen. Das Geräusch hatte sich schwerwiegend angehört, auch wenn Melinda nicht erahnen konnte, ob es nur der Stock gewesen war, der dieses scheusliche Knirschen verursacht hatte, oder doch der Schädel des Mannes gewesen war.
Uhhhh jaaa! Endlich mal wieder Spaß in der Bude!
Melinda wartete noch immer hinter dem Regal...auch wenn etwas in ihr erwacht war, das man wohl als Jagdtrieb bezeichnen konnte.

Oder aber den Spieltrieb einer Katze, wenn sie mit einer Maus spielte - bis sie sie schließlich umbrachte.
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Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte - Seite 4 Empty Re: Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte

Beitrag von Darnamur Mi Jan 14 2015, 21:19

Dem Mann musste es wie die Apokalypse selbst vorgekommen sein, als Randolph ihn mit einem Schlag beinahe ins Jenseits beförderte. Wie ein Rachegott, der eine Schabe unter seinen Lederstiefeln zu Brei zerquetschte, hatte er sich des Unglückseligen angenommen. Und schon krachte er besinnungslos zu Boden, begleitet vom Knirschen seines Schädels. Wie ein von grausamer Hand gefällter Baum.
Über ihm thronte mit eisigem Lächeln sein Vollstrecker, der das Ende seines gesplitterten Stocks noch immer in den Händen hielt. Für einen Augenblick lang blickte er mit einem Gefühl der Lust und Genugtuung auf sein Opfer herab. Ja, das war ein gutes, ein sehr gutes Gefühl. Das Blut wurde schnell durch Tremaines Körper vorangetrieben und er schnaufte ein wenig.
Erst danach setzte die Erkenntnis ein. Der Doktor blinzelte auf den Bewusstlosen herab. Was hatte er getan? Das war ein im Grunde übermenschlich heftiger Schlag gewesen. Hatte er den Kerl etwa umgebracht? Etwas bestürzt, aber seine Emotionen noch unter Kontrolle halten könnend, ließ er sich auf die Knie herab und beugte sich über den Mann, der offenkundig vorher schon verletzt worden war.
Ach, du Scheiße!
Seine Hände packten den Kopf des Kerls und Randolph befühlte die Pulsader. Und ja…tatsächlich…sein Herz schlug noch. Da hatte er noch einmal Glück gehabt. Kein weiterer Toter auf deiner Liste, Randy. Kein Weiterer. Du musst ihn sofort versorgen. Das war der Arzt in ihm, der ihn dazu aufforderte sich um die elende und blutige Gestalt zu kümmern.
Die kühle, berechnende Seite seiner Persönlichkeit riet ihm jedoch zuvor etwas anderes zu tun. Er schnappte sich den Revolver des Kerls und drehte ihn in die Richtung, aus der der Kerl gekommen war. Wo war die alte Vettel? Er durfte sie nicht aus den Augen verlieren, denn auch sie konnte gefährlich sein. Erst, wenn er wusste, dass sie alle sicher vor potentieller Gefahr waren, würde er sich des Verletzten annehmen.
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Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte - Seite 4 Empty Re: Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte

Beitrag von Leo Do Jan 15 2015, 00:34

Maura schüttelte resigniert den Kopf, als der Mann sich entgegen ihres Ratschlags trotzdem erhob. Das war ja zu erwarten gewesen. Sie machte schon Anstalten, sich wieder abzuwenden, da sie das Geräusch, das der Mann zu hören glaubte, nach wie vor als harmloses Hirngespinst abtat –
Dazu jedoch kam es nicht. Stattdessen überschlugen sich die Ereignisse mit einem Mal, in einem Tempo, das es Maura schwermachte zu folgen. Ein Klimpern ertönte, schwer zu sagen von wo, und sie blickte sich irritiert um. Der Verletzte rief seinen Partner und wich derweil zurück – was sich als verhängnisvoller Fehler herausstellte. Mauras überraschter Schrei blieb irgendwo stecken, als der Stock von hinter dem Regal auf den Kopf des Verletzten herabfuhr.
Holz splitterte in alle Richtungen. Der Mann stürzte. Bei seinem Fall sah Maura erneut sein Gesicht.
Es sah ihrem Sohn verteufelt ähnlich.
Wut kochte in ihr hoch wie überschäumende, rote Milch. William stand noch vor ihrem inneren Auge. Er stürzte zu Boden, hölzerne Splitter prasselten um seinen Kopf herum auf die Erde. In einem instinktiven Handgriff fuhr Mauras Hand in die Tasche zu ihrem Revolver. In einer einzigen flüssigen Bewegung war der Revolver entladen und wies in die Richtung des Unbekannten. Sie sah ihn zum ersten Mal. Und sie wusste nichts über ihn, das wurde ihr jetzt klar. Nur, dass er gerade einen wehrlosen, verletzten Mann kaltblütig niedergeschlagen hatte. Eine flüchtige Musterung. Er war ein wenig kleiner als sie, wirkte nicht sehr kräftig oder gefährlich. Er humpelte auf einem Bein. Deshalb wohl der Stock.
Sein Grinsen jedoch ließ Maura erschaudern. Nicht aus Angst, sondern aus tiefer Abneigung.
Sie erkannte nicht, ob der Mann zu seinen Füßen tot war. Wieder tauchte William vor ihr auf. Nein! Dieser Mann war nicht William, er war nicht ihr Sohn! Doch die Stimme der Vernunft drang dieses Mal nicht zu ihr durch. Ihre Wut und ihre Abneigung, der Ekel vor diesem schrecklichen Mann und seinem Grinsen erstickten jeden rationalen Gedankengang.
Sie hielt den Revolver in beiden Händen, weit von sich gestreckt, einen Finger am Abzug. Nichts zitterte, und das erstaunte Maura selbst ein wenig. Sie hatte keine Angst. Für Furcht war in ihrem Kopf kein Platz. Der Lauf der entsicherten Waffe wies unverwandt auf den Unbekannten.
Sie hatte noch nie auf einen Menschen geschossen. Nie überhaupt nur den Abzug der Waffe betätigt. Vor vielen Jahren einmal hatte sie den Revolver entsichert und sich an die Schläfe gehalten.
Abgedrückt hatte sie nicht. Das hätte vieles erleichtert.
Würde sie dieses Mal abdrücken können?
Noch nicht.
Wer sind Sie, und warum schlagen Sie einen Wehrlosen nieder?“ Ihre Stimme klang tiefer als gewollt. Ob Billy, der Gefährte des William-Ebenbilds sie hörte? Oder hatte er andere Sorgen, als sich um eine ältliche Frau in Nöten zu kümmern, die er zudem von Anfang an am liebsten der Tür verwiesen hätte?
Womöglich wäre das die beste Alternative gewesen. Umdrehen, nach Hause gehen und die Ereignisse vergessen. Doch sie war Schriftstellerin – wie konnte sie da derartige Geschehnisse einfach vergessen?
Es war richtig, dass sie hier war. Und wenn sie diese ganze Scheiße hier überlebte, würde sie vielleicht eines Tages sogar einen Roman darüber schreiben.
Ich warne Sie, wagen Sie nicht, näherzukommen. Löcher im Körper sind schlecht für die Gesundheit, habe ich mir sagen lassen.
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Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte - Seite 4 Empty Re: Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte

Beitrag von Darnamur Fr Jan 16 2015, 21:58

Oho. So mit dem Revolver in den Händen wirkte die Frau schon wesentlich weniger harmlos. An der Sicherheit und Ruhe mit der sie das Schießeisen in den Händen hielt ließ sich erkennen, dass sie wohl erfahrener in kriminellen Belangen war, als man vielleicht auf den ersten Blick annehmen mochte. Ungewöhnlich. Ungewöhnlich, aber nicht unmöglich.
Was war schon unmöglich in dieser schrägen Welt? Sie war doch dazu geboren, kranke, von Wahnsinn geprägte Gestalten wie ihn, O’Sullivan oder Stirling zu produzieren. Das war alles so falsch. Diese gesamte Gesellschaft, diese Menschen. Sie allen waren verseucht vom zugrunde gehenden Geist Britanniens. Es brauchte dringend jemand, der diese klaffende und immer größer werdende Wunde verarztete. Aber das würde nicht er sein.
Randolphs graue Augen fanden die Braunen der Frau. Sie schien ihn durch ihre tiefe Stimme und die Drohung einschüchtern zu wollen, doch für dergleichen war er nicht mehr empfänglich. Sein Herz schlug angespannt. Natürlich. Sein Leben jetzt einfach zu verlieren. Die Schmerzen einer brennenden Kugel zu spüren und dann für einen Sekundenbruchteil den letzten Moment seiner Existenz wahrzunehmen. Das alles konnte jetzt passieren.
Doch er war der Doktor. Er hatte rational zu denken. Im Moment wollte er leben, das wusste er. Er hatte sein Leben in den letzten Jahren nur gehasst und dieser Hass gärte immer noch in ihm. Aber er wollte nun noch sehen, wie diese ganze Geschichte zu Ende gehen würde. Er wollte herausfinden, wer die Mauneys getötet hatte und wollte Rache üben. Er wollte eine Rolle spielen, wollte dabei sein, in diesem Kampf, indem es womöglich um die Zukunft Londons gehen könnte.
Also war es nun seine erste Priorität zu überleben. Seine zweite Priorität galt dem Verletzten. Schließlich war er immer noch ein Chirurg. Und er wollte nicht noch ein zweites Mal einen Patienten auf dem Gewissen haben. Das er ein Patient war, dass hatte Randolph in dem Moment beschlossen, als er den Verletzten erblickt hatte.
Die Frage war, wie sie die Situation nun lösen sollten. Sie stand erhobenen Hauptes und mit geradem Körper da, ihre Waffe auf ihn gerichtet. Er selbst kauerte kniend hinter dem blutenden Niedergeschlagenen und konterte die Bedrohung durch seinen eigenen Revolver- auch wenn er sich sicher war, nicht sonderlich gut mit ihm umgehen zu können.
Vielleicht sollte er dem Bewusstlosen einfach die Mündung des Schießeisens an die Schläfe pressen und die Alte dazu zwingen, ihr eigenes Spielzeug niederzulegen. Aber er konnte sich nicht sicher sein, ob sie wirklich so viel für den Kerl empfand, wie ihr Zorn zu zeigen schien. Er konnte die Frau nicht wirklich gut einschätzen. Vielleicht wäre sie kaltblütig genug ihn einfach umzulegen, wie ein mickriges Nagetier. Vielleicht kochten in ihr die Gefühle, aber ihre Finger schienen kalt und unnachgiebig am Abzug zu sitzen.
Das ist die falsche Strategie.
Er würde nicht auf ihre Frage nach seinem Namen eingehen. Außer Charles und Melinda wusste ohnehin keiner der hier Anwesenden, wer und was er war- und das war auch gut so. Er hatte allerdings nicht vor, ihre Worte einfach zu ignorieren und sich ihr zu näheren. Warum sollte er das auch tun?
Vielleicht können wir ja miteinander reden. Eine vernünftige Konversation führen. Und währenddessen räumen Charles und der Ire auf. Randolph schenkte der Dame ein verzerrtes, zynisches Lächeln: „Dieser Wehrlose, wie sie ihn nennen, Madame, ist im Augenblick jedenfalls schwer verletzt. Das ist keine Antwort auf ihre Frage, aber ein Fakt. Ohne eine Behandlung wird er womöglich in kurzer Zeit sterben.“
Während des Redens hielt Randolph weiterhin ihrem Blick stand und versuchte Reaktionen aus ihrem Gesicht herauszulesen. Seine Stimme war wie immer ziemlich trocken und freudlos. „Die Sachlage ist also Folgende: Solange sie diesen Revolver auf mich richten, werde ich den Mann nicht versorgen können, weil das offenkundig recht töricht wäre. Es bleiben also drei Optionen übrigen. Erstens: Wir bleiben genau in dieser Position- so wie wir sind- und warten bis der Kerl verreckt ist. Zweitens: Wir erschießen uns gegenseitig. Und drittens- die Möglichkeit, die mir persönlich am Besten zusagt- sie sichern ihre Waffe, legen sie nieder und treten so weit weg, dass sie außerhalb ihrer Reichweite liegen dürfte. In diesem Fall werde ich mich um den Verletzten kümmern und im besten Fall sein Leben retten. Was meinen sie?“
Er zog die rechte Augenbraue hoch.
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Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte - Seite 4 Empty Re: Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte

Beitrag von Umbra Sa Jan 17 2015, 18:26

Charles sah, wie sich der klammernde Griff seines Gegners um dessen Waffe im Zuge seiner Gewalteinwirkung löste und das stählerne, todbringende Konstrukt den sich vor Schmerz krampfhaft streckenden Fingern entglitt. Sein Blick folgte dem fallenden Revolver nicht. Nur das Klackern desselben, als dieser auf den Steinboden der Lagerhalle aufschlug, bestätigte Charles, dass die Waffe tatsächlich aus der Reichweite ihres Besitzers war – vorbei war die Gefahr jedoch noch nicht. Er hatte bereits einen weiteren Schritt nach vorn getan, unbarmherzig nachrückend, um sich selbst Platz und Freiraum zu schaffen. Seine Schulter traf den Attentäter mit einer Wucht, die diesem den Atem raubte. Getroffen taumelte der Mann zurück und stieß mit dem Rücken gegen ein Regal, sodass es hinter ihm schepperte und eine Ladung Staub auf ihn herabrieselte.
Bar jeder anderen Möglichkeit, sich gegen Charles‘ schnellen, präzisen Angriff zu wehren, schnappte sich der Attentäter eine dreckverkrustete, braune Flasche, die sich in seiner Reichweite befand, und schleuderte sie Charles, von Hast getrieben, entgegen. Aus Charles‘ Sicht eine vorhersehbare Handlung. Er duckte sich mit Leichtigkeit unter der fliegenden Flasche hinweg und hörte sie irgendwo hinter sich zerbersten.[1]



Harry schien die Gelegenheit genutzt zu haben, die Optionen abzuwägen, rückte allerdings nun nach und zeigte sich, indem er hinter Randolph und dem niedergeschlagenen Attentäter aus seiner Deckung schälte – mit seinem Revolver auf Maura gerichtet. Offenbar überhaupt nicht von der Gefahr, die sie vielleicht darstellen mochte, zielte er mit der Mündung genau in Richtung ihrer Brust. Selbstsicher hatte er beide Hände an der Waffe, als gehöre eine Situation wie diese für ihn zum Alltag. Er zitterte nicht. Angesichts des wenigen Abstands, den alle Beteiligten zueinander hatten, wäre es wohl nicht unwahrscheinlich, dass jede abgefeuerte Kugel ihr Ziel treffen würde. Vermutlich hing alles davon ab, wer als Erstes abdrücken würde. Maura könnte vielleicht einen der ihr fremden Männer erwischen – doch der andere würde sie dann wahrscheinlich trotzdem erschießen. Sie war einfach in der Unterzahl.
Der neue Mann in ihrem Sichtfeld war älter als derjenige, der den Verletzten überfallen hätte. Und älter als Maura selbst. Um die Fünfzig mochte er sein, jedoch wirkte er nicht so ausgezehrt wie sein Begleiter. Seine Statur war eher athletisch. Er trug die Kleidung eines wohlhabenden Gentlemans, und doch ließen wunde Fingerknöchel darauf schließen, dass er kürzlich einen Kampf mit seinen Fäusten ausgetragen hatte.
„Tun Sie, was er sagt, Lady“, pflichtete Harry Randolph bei. Er ließ Maura nicht aus den Augen. Seine maskulin-kantigen, von graumelierten Koteletten umfassten Gesichtszüge waren angespannt.
„Legen Sie die Waffe nieder. Schön vorsichtig. Es gibt keinen Grund, sich für diesen Mörder einzusetzen. Ich würde Sie nur ungern erschießen müssen.“

[1] Gilbert & Matthew: Ihr seid wieder dran. Sollte sich jemand entschließen, zu schießen, besteht bei einem Nicht-Treffer die Chance, stattdessen Charles zu treffen, da er sich im Nahkampf mit dem Gegner befindet.
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Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte - Seite 4 Empty Re: Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte

Beitrag von Sensemann Sa Jan 17 2015, 18:36

Charles musste außerdem nicht die Sorge haben, dass sein Kontrahent weitere Dummheiten probieren würde, denn fast Zeitgleich wie der Beginn des Handgemenges trat Matthew wie ein schattenhafter Todesengel mit gezogener Waffe und zielend hervor.
Im Gegensatz zu Gilbert hatte der Ire nicht vor tatenlos zu zusehen.
Worte verlor Matthew jedoch nicht eins, denn seine Haltung sprach eine deutliche Sprache:
Charles Gegner sollte sich besser ergeben, wenn er nicht über eine weitere Körperöffnung - mitten in seiner Stirn - verfügen wollte.
Anderseits überließ Matthew es zumindest dieser Mal Charles gegebenenfalls ein Todesurteil zu sprechen.
Ein Handzeichen und Matthew würde sein Ziel mit einem Streckschuss richten.

Das Matthew an anderer Stelle dringender gebraucht wurde, konnte der Militärsanitäter nicht einmal erahnen.
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Beitrag von Leo Mo Jan 19 2015, 02:27

Maura runzelte die Stirn, als der Mann scheinbar völlig ruhig zu reden anfing. Sie hatte nicht erwartet, dass der Mann zu reden bereit war. Offenbar war da ja doch so etwas wie Vernunftbegabung vorhanden … auch, wenn der Gehstock zuvor eine andere Sprache gesprochen hatte.
Sie starrte dem Mann weiterhin fest in die Augen, in dem Bemühen wenigstens den Anschein von Überlegenheit zu suggerieren. Im Prinzip war sie das ja sogar, denn sie stand noch; ob sie auch würde abdrücken können, wenn der Mann ihr zu Leibe rückte, das stand auf einem anderen Blatt. Der Lauf der Waffe war auf die Brust des Mannes gerichtet, und Maura bemühte sich um einen finsteren Gesichtsausdruck, um ihn (zumindest ein wenig) einzuschüchtern, merkte jedoch schnell dass diese Bemühungen fruchtlos blieben.
Verdammt. Es war einer dieser Momente, in denen sie die weibliche Unterlegenheit verfluchte. Hätte ein muskulöser, breitschultriger Mann an ihrer Stelle gestanden, hätte der Kerl am Boden ihn möglicherweise eher für eine Bedrohung gehalten als sie, eine in die Jahre gekommene Schriftstellerin mit der Bedrohlichkeit eines bellenden Hundes.
So jedoch war es kein Wunder, dass er dachte, sie mit scheinbar vernünftigen Argumenten aus der Reserve locken zu können. „Das sehe ich selbst“, erwiderte sie trocken auf die erste Feststellung des Mannes hin. Er hielt sie wohl nicht für besonders helle. Natürlich war der Mann schwer verletzt, zudem war Maura erleichtert, dass er überhaupt noch lebte. Dennoch gefiel es ihr nicht, wie herablassend der Mann mit ihr sprach. Ihre Augen verengten sich. Hatte er noch nicht verstanden, dass sie momentan die Überlegene war? Warum wähnte er sich so sicher, konnte sie ihn nicht jederzeit erschießen?
Es sei denn, er war nicht alleine hier …
Scarface.
Natürlich.
Wie hatte ‚Billy‘ vorhin noch gesagt: ‚Sie würden sich wundern, wie viele Anhänger er hat.‘ Das hier musste einer von ihnen sein. Und wo einer war …
Kein guter Gedanke. Sie tat ihr Bestes, sich ihre Überlegungen nicht anmerken zu lassen und hörte stattdessen weiter dem Unbekannten zu, wobei sie zugeben musste, dass seine Worte nicht unvernünftig klangen. Eine Behandlung konnte der verletzte Mann tatsächlich mehr als gut gebrauchen, und an seinem Gebaren (zum Beispiel der Art, wie er den Puls gemessen hatte) merkte Maura, dass der kniende Mann es ernst meinte. Er könnte dem Mann helfen – wenn er wollte.
Und scheinbar wollte er nicht, solange sie ihn jederzeit erschießen konnte. Was sie durchaus verstehen konnte.
Sie wollte gerade zu einer wohl durchdachten Antwort ansetzen, als die Verhältnisse abermals kippten. Mit einem Mal trat ein weiterer Mann hinter dem Regal hervor – und er wirkte auf Maura deutlich bedrohlicher, als der erste. Er jagte ihr zwar keine Angst ein, einen gewissen Respekt jedoch sehr wohl. Instinktiv richtete Maura ihre Waffe auf ihn, dann erst fiel ihr ein, dass sie so den Arzt aus der Schussbahn nahm.
Sie war ganz einfach in der Unterzahl.
Ihr Blick blieb hart, während sie den Neuankömmling musterte und sich auch seine Worte anhörte. Sie sprachen eine deutlichere Sprache, doch sie hatte das Gefühl, dass es besser war, auch diesen Konflikt zunächst von der diplomatischen Seite aus anzugehen. ‚Schön vorsichtig die Waffe niederlegen‘, pah! Das hättest du wohl gern.
Die neue Situation behagte Maura nicht. Plötzlich war sie in der Unterzahl, plötzlich war sie die Unterlegene – und sollte aus Gründen der Vernunft eigentlich lieber tun, was die Männer von ihr verlangten. Das jedoch wäre leichtsinnig – dem Arzt vertraute sie, er würde ihr nichts tun, aber was war mit dem anderen? Ihn einzuschätzen war schwieriger, und Maura gefiel der Gedanke gar nicht, ihm schutzlos ausgeliefert zu sein.
Also würde sie wohl reden müssen. Reden, Bluffen und Überzeugen. Ihre eigentlichen Waffen.
Ich sehe, wir haben etwas gemeinsam – auch ich würde von dieser Waffe nur ungern Gebrauch machen.“ Das war noch nicht einmal gelogen. Ungeachtet der Forderung des Mannes hielt sie den Revolver weiter auf ihn gerichtet. „Aber versetzen Sie sich in meine Situation – wenn ich diesen Revolver niederlege, dann bin ich Ihnen beiden schutzlos ausgeliefert, und das ist ein Risiko das ich nicht eingehen werde. Deshalb mache ich ihnen einen Gegenvorschlag.“ Sie hoffte darauf, dass den beiden Männern die eigentliche Dreistigkeit ihrer Forderung nicht gleich klar wurde. Sie war die Schwächere und machte Vorschläge? Abstrus.
Ich werde diesen Revolver sichern und senken, und Sie können mit der Versorgung des Verletzten beginnen. Sie haben mein Wort, dass ich nicht schießen werde – damit wäre keinem hier geholfen, am Allerwenigsten mir selbst. Niemand hier will ein Blutbad“, schloss sie mit einem letzten Appell an ihre Gegenüber. Nein, niemand hier musste verletzt werden. Aber vielleicht konnte sie die beiden ja dennoch überzeugen, sich nicht vollends entblößen zu müssen.
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Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte - Seite 4 Empty Re: Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte

Beitrag von Elli Mo Jan 19 2015, 14:35

Im Grunde war Melinda fast neidisch, dass nicht sie diejenige gewesen war, die den Angreifer (auch wenn es sich nur um einen rückwärts strauchelnden Mann gehandelt hatte) nicht so Boden geschickt hatte. Diese ganze Politik mit der sie sich in den letzten Tagen auseinander setzen musste und all dem Gerede - das hatte ihr wahrlich gereicht. Nun sowas. Ausgerechnet Randy schlug den Mann nieder. Randy! Melinda hätte das allen zugetraut, doch ihrem treusorgenden Freund aus alten Tagen wohl am wenigstens. Sie war also gleichermaßen überrascht und eifersüchtig.
Es machte sie nervös das Charles nicht in ihrem Blickfeld war. Doch wenn sie sich nun falsch benahm konnte alles ganz schrecklich in die Hose gehen.
Obwohl sie spürte, dass sie Lust hatte der alten Vettel einen hübschen Schnitt in die Kehle zu verursachen...
...oh ja! Das wäre was. Dann klappt der Kopf so amüsant nach hinten, wenn man weit genug schneidet.
...oder eine Kugel in den Kopf zu jagen...
Ich warte ja schon ewig auf den Einsatz dieses Dinges!
..., blieb sie vorerst da wo sie war. Randolph brachte die Situation gut unter Kontrolle. Leider legte Madame Pompadour die Waffe nicht nieder, sondern gab lediglich ihr Wort nichts zu tun. Als ob in diesen Zeiten eine bloße Aussage noch etwas wert wäre. Pffff.
Also verhielt sich Melinda mucksmäuschen still - noch immer bereit anzugreifen.
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Beitrag von Thorgrimm Mo Jan 19 2015, 19:17

Ein Kampf wie dieser war Gilbert zuwider. Auch wenn bisher noch niemand Gebrauch von seiner Waffe gemacht hatte, würde das nur eine Frage der Zeit sein, bis es so weit war. Menschen waren von Natur aus gewaltbereite Wesen und bei mindestens einem seiner Begleiter - dem Iren und vielleicht auch dem Freund Norlys - war er sich sicher, dass er keinerlei Probleme damit haben würde, abzudrücken. Vielleicht würde O'Sullivan sich sogar darauf freuen. Daher war es für Gilbert auch nicht erstaunlich, dass der ehemalige Soldat den von Norly entwaffneten Mann bedrohte und vermutlich kurz davor war, ihm ein weiteres Loch in den Körper zu schießen.
Er selbst hielt sich weiter heraus. Er wollte mit dieser ganzen Gewalt und den Rachegelüsten, falschem Stolz und Hass nichts zu tun haben - er wusste genau, was daraus erwachsen würde und auf weitere Tote auf seinem Konto war Gilbert nicht scharf. Seine einzige Aufgabe hier war, dafür zu sorgen, diese Männer als diejenigen zu identifizieren, die auch schon ihn und Mr. Porter bedroht und aufgehalten hatten. Vorsichtig lugte der Maler über den Kistenstapel, hinter dem er sich versteckt hatte, sodass nur seine obere Gesichtshälfte zu sehen war - was für einen guten Schützen bereits ein durchaus annehmbares Ziel abgab aber das versuchte er für den Moment zu ignorieren - und sah sich den entwaffneten Mann genauer an. War dieser Mann tatsächlich einer der Schläger gewesen, der ihn in der Gasse kurz vor der Polizeiwache beschimpft hatte? War es vielleicht sogar der mit der gebrochenen Nase?
Nachdem sich Gilbert wieder versichert hatte, dass es sich um einen der Schläger handelte - oder eben nicht - versteckte er sich ein weiteres Mal hinter den Kisten. Sie würden keine Kugel abhalten aber zumindest würde niemand auf einen Stapel Kisten schießen - außer man hatte ihn gesehen. Das Kämpfen überließ er lieber denen, die es wirklich konnten und vielleicht sogar - zumindest in einem Fall war er sich da sicher - genossen oder dazu berufen fühlten. Gilbert fühlte sich schon lange nicht mehr zu Gewalt berufen. Er fühlte sich noch nicht einmal dazu bereit, die Waffe wirklich zu entsichern. Noch immer lag die Pepperbox in seiner Hand und die Verantwortung, die er dadurch mit sich trug, schien ihn fast zu Boden zu drücken. Er seufzte und steckte die Waffe wieder in seine Anzugtasche. Hätte er damals nicht die Waffe gezogen, dann wäre er vermutlich gar nicht hier. Wieder ein Beweis dafür, dass aus diesem kalten, tödlichen Stahl nur schlechtes entstehen konnte.
Also saß Gilbert weiter zusammengesunken hinter den Kisten und wartete darauf, dass etwas passierte. Nur vor einer Sache hatte er wirklich Angst und das war das Geräusch eines Revolver, der einem anderen Menschen gerade das Leben raubte. Trotz all dieser Tatsachen machte sich der Maler bereit, aus seiner Deckung hervorzustürmen, sollte jemand verletzt werden. Zumindest in dieser Sache konnte er helfen. Aufmerksam spitzte er die Ohren und versuchte alles in sich aufzunehmen, dass in dieser alten Lagerhalle passierte.
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Beitrag von Darnamur Mo Jan 19 2015, 22:15

Ist die denn vollkommen bescheuert? Randolph glotzte die schon ältere Frau an. Leiser Zorn begann sich bereits in ihm zu regen. Er hatte keine Zeit für diese Spielchen. Der Kerl hier war am Sterben und brauchte Hilfe. Sofort.
Er wollte schon zu einer heftigen Antwort ansetzen, aber es gelang ihm sich zurückzuhalten. Bleib vernünftig, Randolph. Bleib vernünftig. Schließlich stand hier nicht nur sein Leben auf dem Spiel. Aber nachgeben würde er nicht. Diese Schlange lauert womöglich nur auf Fehler von ihrer Seite aus und die würde er ihn präsentieren. Sie war im Augenblick klar in der unterlegenen Position. Da gab es Nichts zu verhandeln.
„Sie sagten, ich solle mich in ihre Position versetzen“, antwortete er ihr mit schon um einiges kälterer Stimme, als vorher. „Gut. In ihrer Position habe ich genau zwei Möglichkeiten. Entweder ich werde sterben- und dieser bedauernswerte Kerl hier am Boden vermutlich auch- schließlich ist es niemandem möglich ihn zu versorgen, oder aber ich gehe auf ein nett gemeintes Angebot ein und vertraue darauf, dass die beiden Herren mir gegenüber Gentleman sind. In diesem Fall überlebe ich und der Verletzte vermutlich auch- wenn ich mich schnell entscheide“
Er hielt den Revolver nach wie vor auf sie gerichtet und wich keinen Zoll von seinem Ziel ab. Sie war es die handeln müsste, denn er würde nicht einfach kapitulieren. Er könnte sich zwar um den Verletzten kümmern, während sich sein namenloser Gefährte- dem er für seine Unterstützung im Übrigen sehr dankbar war- um die Frau kümmerte, aber dann würde er seinem Begleiter keine Deckung bieten können. Der Doktor hoffte aber darauf, dass die Alte nun endlich Einsicht zeigen und das Schießeisen weglegen würde.
„Legen sie die Waffe weg, Madame. Bitte.“, forderte er sie noch einmal auf. „Ich bin nicht auf ihren Tod aus, aber wenn sie unsere Geduld noch länger überstrapazieren, kann ich für meinen Freund hier nicht garantieren. Denken sie an ihren Mann und ihre Kinder, wenn sie welche haben.“ Er hoffte dieser Apell an die Vernunft würde genügen. Ansonsten konnte er es wohl vergessen, mit dieser verschrumpelten, alten Schlampe zu diskutieren.
Und im Übrigen wusste er wirklich nicht viel, um seinen Kameraden. Vielleicht würde ihm ja tatsächlich der Geduldsfaden reißen, auch wenn er bislang einen sehr abgebrühten Eindruck erweckt hatte.
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Beitrag von Umbra Mi Jan 21 2015, 22:26

Ein radikaler Schritt von Matthews Seite aus war vorläufig nicht nötig. Zwei Revolver, die auf den Entwaffneten gerichtet waren, waren für diesen Zeichen genug, dass jedweder Widerstand in dieser Situation nur zum eigenen Nachteil sein konnte. Geknickt zähneknirschend gab er sich geschlagen – er hatte, mit dem Regal direkt im Rücken, das ihm jedwede Fluchtmöglichkeit verwehrte, schließlich keine andere Wahl. Dennoch war, neben dem Zorn, den der Attentäter offensichtlich seine siegreichen Gegner hegte, und dem Ärger über das eigene Versagen, in den Augen dieses Mannes auch Furcht zu erkennen. Ein stummes Flehen, nicht abzudrücken, während er langsam die Hände hob, um nicht noch durch eine zu hastige Bewegung ein blutiges Ende heraufzubeschwören.
Unterdessen Gilbert feststellte, dass er das gleichermaßen ungewaschene wie unrasierte Gesicht des Überwältigten nicht wiedererkannte, obschon dieser zum gleichen Schlag gehörte wie die Männer, die ihn und Mr. Porter am vorherigen Tag überfallen hatten, akzeptierte Charles die ihm angebotene Kapitulation. Es wäre ihm zuwider, einen Wehrlosen geradezu hinzurichten. Auch hatte er nicht vorgehabt, diesen Mann unter anderen Umständen zu erschießen. So wartete Matthew, wenn er denn darauf wartete, vergeblich auf ein Zeichen, das Charles‘ Schussfreigabe bedeutete. Charles kam noch nicht einmal in den Sinn, dass so etwas zur Debatte stehen konnte. Jemanden abzuknallen wie ein tollwütiges Tier, war anstandslos – allgemein war, jemanden zu töten, obwohl man es nicht musste, ein Akt wider alle Menschlichkeit – und seine Worte auf dem Weg hierher waren eindeutig gewesen:
„Wir sind kein Erschießungskommando.“
„Umdrehen!“, befahl er nun.
Noch größere Zweifel schlichen sich in die Mimik des Attentäters, doch er zögerte nicht lang genug,  dass Charles seine Anweisung noch einmal wiederholen musste. Steif wandte der Mann ihm und Mr. O’Sullivan den Rücken zu, ohne die erhobenen Hände sinken zu lassen.
„Behalten Sie ihn im Auge“, bat Charles den Iren und sicherte seine Waffe, um sie wieder wegzustecken. Anschließend machte er sich daran, den nun Gefangenen auf weitere Waffen abzutasten – nur mithilfe seiner rechten Hand, verstand sich, denn seine gefühllose Metallprothese, die er, wie fast immer, unter einem Lederhandschuh verbarg, war hier nicht hilfreich. Dabei spürte er ein Taschenmesser auf, das er sogleich an sich nahm. Dass er den Mann sich hatte umdrehen lassen, hatte nur einen Grund: Dieser sollte ihn beobachten können und sich zu gewalttätigen Dummheiten verleiten lassen. Die Polizei ging ebenso, um die Eigensicherheit zu wahren, vor. Ein Messer wie das, das Charles gefunden hatte, war schnell gezogen und demjenigen, der einen durchsuchte, in die Eingeweide gerammt. Wenn der Entwaffnete davon ausging, dass er ohnehin nicht überleben würde, hätte er den Gedanken vermutlich verlockend gefunden, jemanden von ihnen mit ins Grab zu nehmen.
Charles hatte den Mann vor dieser Versuchung bewahrt. Und auch für den Rest ihres Aufenthalts hier hatte er nicht vor, unnötige Risiken einzugehen. Improvisierend löste er seine eigene Krawatte und verschnürte damit dem Attentäter sorgfältig die Hände auf dem Rücken.



Auch Harrys Revolver bewegte sich nicht. Randolphs Rückendeckung zielte immer noch mit ruhigen Händen auf Mauras Herz und behielt die ihm fremde Frau mit ungeteilter Aufmerksamkeit im Auge. Er schien noch nicht einmal zu blinzeln. Nur seine Gesichtsmuskeln und der Ausdruck in seinem Blick verrieten, was er denken mochte: Mauras Gegenvorschlag beeindruckte ihn überhaupt nicht – er hielt ihn für einen schlechten Witz. Unrealistisches Gewäsch war in dieser Situation fehl am Platz.
„Sie sollten froh sein, dass wir bereit sind, Ihrem Freund zu helfen“, pflichtete Harry Dr. Tremaine bei, „und Sie nicht zu erschießen, sofern Sie sich benehmen. Mit weiteren Forderungen Zeit zu schinden, ist nun wahrlich keine gute Taktik, Madam. Wir kommen Ihnen schon entgegen. Dieser Mann ist bewusstlos und blutet. Jede vergeudete Sekunde könnte eine Sekunde zu viel für ihn sein. Sie sollten nicht erwarten, dass wir Sie noch einmal bitten.“
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Beitrag von Leo Do Jan 22 2015, 20:39

Im Prinzip handelten die Männer genauso, wie Maura es schon befürchtet hatte. Nur machte es das kein Stück besser.
Keiner der beiden schien bereit, mit ihr zu verhandeln, was sie eigentlich auch gut verstehen konnte. Es war ein armseliger Versuch gewesen, wenn auch immerhin ein Versuch. Trotzdem überraschte sie ihr Scheitern nicht.
Tja, offenbar blieb ihr nichts anderes übrig, als sich den Bedingungen der Männer zu fügen, auch wenn ihr das ziemlich gegen den Strich ging. Aber eine Wahl blieb nicht mehr. „Er ist nicht mein ‚Freund“, murmelte sie, während sie langsam in die Hocke ging, die Waffe niederlegte, sich wieder aufrichtete und den Revolver zu den beiden Männern trat. Wunderbar. Jetzt war sie ihre Waffe wohl endgültig los, und damit das letzte Bisschen Sicherheit. Blieb nur zu hoffen, dass der ältere Mann sein Versprechen hielt und sie nicht einfach niederschoss. Sie überlegte, ob sie die Hände heben sollte, aber irgendwie kam es ihr lächerlich vor.
Und jetzt?
Eigentlich konnte sie nichts tun, als abzuwarten, wie sich die Dinge entwickelten, zumindest solange zwei Waffenläufe auf sie gerichtet blieben. Also starrte sie die beiden Männer einfach nur an und verschränkte die Arme vor der Brust. Sie würde vorerst nichts mehr tun, bis die Waffen verschwunden waren oder man ihr einen weiteren Befehl erteilte. Hauptsache, die Männer würden ihr Versprechen nun ebenfalls einhalten und den Verletzten versorgen.
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Beitrag von Umbra Sa Jan 24 2015, 22:07

Als Maura sich ergab, fiel ein wenig Anspannung von Harry ab, aber das änderte erst einmal nichts daran, dass er seine eigene Waffe noch auf sie richtete. Achtsam trat er vor, ohne den Verletzten zu berühren, und betrachteten diesen zum ersten Mal mit einem genaueren, kritischen Blick, als er selbst in die Hocke ging, um Mauras Revolver an sich zu nehmen.
„Verdammt, Doktor“, urteilte er schnaubend, als er das blutige Rinnsal betrachtete, das sich vom Hinterkopf des Bewusstlosen bereits einen Weg in Richtung Boden gesucht hatte, „ich wette, Sie sind ein teuflischer Batsman.[1] Ein Wunder, dass Sie ihm nicht den Schädel gespalten haben.“
Einen Schädelbruch, das hatte auch Randolph bereits erkannt, hatte sein Opfer nicht erlitten – sonst würde die Form des Kopfes etwas deformierter aussehen, und/oder ein tieferes Loch aufweisen und dem Verletzten würde das Blut aus der Nase sickern. Nein, ganz so schlimm war es nicht, aber dennoch war der Zustand des Niedergestreckten nicht zu verharmlosen. Bewusstlosigkeit war immer kritisch, denn nur zu leicht konnte Herzschlag und Atmung aussetzen. Oder der Betroffene glitt sogar noch tiefer hinab in ein Koma. Von einer Gehirnerschütterung war stark auszugehen, ernste Hirnschäden waren momentan, ohne genauere Untersuchung, noch nicht auszuschließen. Höchste Zeit, dass mit der Behandlung angefangen wurde – nicht nur, weil der Mann blutete und bereits zuvor durch die Schussverletzung einiges an Blut verloren haben musste. Jede Sekunde, die der Verletzte in der Besinnungslosigkeit verbrachte, konnte entscheidend über Leben und Tod sein.
Harry richtete sich wieder zu voller Größe auf, steckte Mauras Waffe, nachdem er diese gesichert hatte, in seinen Hosenbund und ließ dann seinen Revolver sinken – aus der Hand legte er ihn jedoch nicht. Nun ließ er dem Arzt Freiraum zum Arbeiten, indem er voran in Richtung des kleinen Lagers schritt, das die beiden Attentäter sich hier bereitet hatten… Ohne seine primäre Aufmerksamkeit von Maura ablenken zu lassen. Er schien ihr zuzutrauen, auch ohne den Revolver auf überraschende Weise unangenehm werden zu können.
Dennoch war Harry sich seiner Überlegenheit sicher genug, dass er Daumen und Zeigefinger seiner freien Hand an die Lippen legte und einen lauten Pfiff von sich gab.



Charles zog die improvisierte Handfessel, die er dem Attentäter angelegt hatte, der sich ergeben und bisher auch keinen weiteren Widerstand geleistet hatte, zum Abschluss noch einmal fest. Die Jagd war kurz gewesen, aber erfolgreich. Er hatte Beute gemacht. Handschellen wären eine nützliche Anschaffung, über die er sich vielleicht noch einmal Gedanken machen würde. Aber seine Erfahrung mit Fesseln war, dass solche, die kein Schloss besaßen, das dazu verführte, geknackt zu werden, noch immer am Effektivsten waren. Krawatten waren nur nicht unbedingt die beste Lösung – jedenfalls nicht, wenn es Charles‘ eigene waren.
Charles trat gerade einen Schritt von seinem Werk zurück, als ein einzelner Pfiff durch das Lagerhaus hallte. Harrys Signal. Charles erkannte es, weil er es nicht zum ersten Mal vernahm. Explizit hatten sie sich nicht abgesprochen, was Kommunikation über gewisse Distanz betraf, aber dass Harry auf diese Weise auf sich aufmerksam machte, konnte eigentlich nur eins bedeuten:
„Der Weg ist frei“, sagte Charles, um seine Begleiter zu informieren. Er konnte nicht umhin, zu selbstsicher und zufrieden lächeln. Manchmal schien ihm das Glück tatsächlich hold zu sein. Er pfiff seinerseits zurück – nur, um im Anschluss wieder seinen Revolver zu ziehen und den Gefangenen am Arm zu packen.
„Lassen Sie uns zu den anderen gehen.“
An Mr. O’Sullivan gerichtet, fügte er noch hinzu: „Ich übernehme ihn.“
Dass er damit den Attentäter meinte, war nicht zu übersehen. Charles gab dem Mann einen auffordernden Stoß, damit dieser sich in Bewegung setzte, und begann damit, ihn in die Richtung zu führen, aus der Unhold gekommen war. Der Druck von Charles‘ Revolvermündung im Rücken, musste recht überzeugend wirken.



Am fast anderen Ende der Halle nickte Harry Dr. Tremaine bestätigend zu, als er hörte, dass sein Pfiff erwidert würde. Erneut wich ein Teil seiner Anspannung. Doch er behielt Maura immer noch ständig im Blickfeld.
„Tragen Sie weitere Waffen bei sich?“, wollte er von ihr wissen. Zur gleichen Zeit fand er etwas zwischen dem anderen Sperrmüll, das er ergriff und hervorzog: Einen Stuhl. Eine kurze Prüfung genügte, um festzustellen, dass er noch zu gebrauchen war. Demonstrativ stellte Harry ihn ab, sodass er in Mauras Richtung wies, befreite anschließend die Sitzfläche mithilfe seiner freien Hand von Staub und deutete ihr mit einer einladenden Geste, Platz zu nehmen – so einladend und freundlich es mit einer Waffe in der Hand wirken konnte. Um eine Bitte handelte es sich bestimmt trotzdem nicht.

[1] Batsman = Schlagmann beim Cricket
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Beitrag von Darnamur So Jan 25 2015, 18:54

Als das Weibsbild sich endlich seiner Waffe entledigt hatte, fiel keineswegs die Anspannung von Randolph ab. Sofort machte er sich- trotz starker Bein und Rückenschmerzen dran, seinen Arztkoffer zu öffnen und die notwendigen Untensilien aus dem Futteral herauszubefördern.
„Glücklicherweise“, kommentierte er den Kommentar seines Begleiters knapp. Er hatte jetzt wirklich nicht die Zeit für eine vernünftige Unterhaltung. Allerdings war der Schlag wirklich nicht von schlechten Eltern gewesen, dass musste der Doktor zugegeben. Vermutlich hatte er in all den Jahren doch eine gewisse Präzision entwickelt- nicht nur, was das Skalpell betrifft.
Mal sehen, ob ihm auch der zweite Schritt- den Schaden, den man verursacht hatte, auch wieder ins Reine zu bringen- ebenfalls gelingen würde.
Sein Kamerad würde in der Zwischenzeit (hoffentlich) schon mit der alten Schachtel fertig werden. Die Pfeifsignale, die ausgetauscht wurden, waren wieder ein Indiz für ihn, dass Charles und er wohl schon häufiger zusammengearbeitet hatten. Die Frage war wobei. Dabei kamen ihm wieder Mr.C’s Worte in den Sinn.
Wir haben den Verdacht, dass er möglicherweise nicht aus eigenem Antrieb, sondern im Auftrag von jemandem handelt…
Wie viel war dran, an den Worten des leicht geheimnisvollen Mannes, der angeblich für das Innenministerium arbeitete? Wäre es wirklich sinnvoll in diese Richtung Nachforschungen anzustellen? Erst einmal sollte er abwarten, ob Wright die Männer identifizieren konnte.
Der Doktor begann inzwischen schon mit seiner Arbeit. Zuerst brachte er den Kerl in eine vernünftige Position. So wie er jetzt da lag, würde er womöglich noch an seinem Erbrochenem oder gar seiner eigenen Zunge ersticken. Bewusstlosigkeit hatte einige unangenehme Nebenkonsequenzen. Also drückte Randolph dem Mann den linken Arm unter den Schädel und streckte letzteren ein wenig. Damit würde notfalls die Scheiße aus ihm herausfließen, anstatt in ihn hinein.
Als Nächstes sollte er überprüfen, ob der Gute irgendwelche Hirnschäden davongetragen hatte. Das würde dann nämlich wirklich problematisch werden. Dumm, dass er keine Streichhölzer zur Hand hatte. Er war absoluter Nichtraucher und hatte bislang noch keine Notwendigkeit gesehen, dergleichen in seinem Arztkoffer mitzutransportieren. Eine Entscheidung, die er jetzt bereuhte.
Vielleicht würde es aber auch anders gehen. Mit zusammengebissenen Zähnen zog Randolph sein Skalpell hervor, das wie immer blank polierte. Wenn er den Lichteinfall richtig erwischte…ja, das funktionierte schon mal. Das spärliche Sonnenlicht, das durch eines der Fenster der Halle fiel, wurde auf dem blanken Metall gespiegelt.
Jetzt drehte der Doktor den Kopf seines Patienten mit der anderen Hand. Das war gar nicht so leicht und der Schädel war ziemlich schwer und auch blutig. Der rote Saft benetzte seiner Finger. Verdammter Mist. Komm schon!
Der Lichtstrahl zitterte und traf schließlich in das Auge des Bewusstlosen. Randolph beugte sich angestrengt vor, während die Ader an seiner Schläfe pulsierte. Sicherheitshalber schwenkte er mehrmals das Licht hin und her. Aber ja…die Pupillen schienen zu reagieren. Auch wenn die Bedingungen für diese Untersuchung hätten weitaus besser sein können. Darauf musste er sich jetzt erstmal verlassen.
Er hatte noch einiges an Arbeit vor sich. Erst einmal galt es sich um die Wunde zu kümmern und die Blutung zu stillen…
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Beitrag von Leo Mo Jan 26 2015, 01:14

Maura schnaubte ebenfalls, als der ältere Herr sein Urteil abgab, allerdings so leise, wie es ihr möglich war. Es war gut zu hören, dass der Unsympath offenbar tatsächlich ein Doktor und kein selbsternannter Kurpfuscher war; aber wenn das seine Art war, an Patienten zu kommen, konnte sie auf seine ‚Behandlung‘ gut verzichten. Tatsächlich kam der Vergleich mit Cricket dem Gewaltausbruch von vorhin recht nahe, wenn sie so darüber nachdachte.
Inzwischen verfluchte sie sich für ihr unüberlegtes Verhalten. Sie hatte dadurch nicht nur ihre Waffe eingebüßt, sondern zudem noch die Möglichkeit verstreichen lassen, harmlos und ungefährlich zu wirken. Es war natürlich schwer zu sagen, wie misstrauisch diese Herren waren, aber es war sicherlich unklug gewesen, sofort mit offenen Karten zu spielen. Sie folgte dem Mann mit dem Blick, während er nun langsam auf sie zukam und sie dabei stetig musterte – ein unangenehmes Gefühl, aber sie konnte es sich schwerlich erlauben, eine vorlaute Bemerkung zu machen.
Dann fragte der Mann sie nach weiteren Waffen, und Maura hätte am liebsten laut aufgelacht. Hielt der sie für eine kaltblütige Killerin? Oder eine dreizehnfache Mörderin? Außerdem, selbst wenn sie weitere Waffen dabei gehabt hätte, sagen würde sie es sicher nicht. Vermutlich rechnete er gar nicht mit einem ‚ja‘.
Sie gab sich Mühe, keine Miene zu verziehen und antwortete so schlicht wie möglich. „Nein.Aber durchsuch mich ruhig, großer Meisterdetektiv. Vielleicht verstecke ich ja ein Streichholz im Stiefel.
Als der ältere Mann den Stuhl hervorzog, runzelte Maura kurz die Stirn, fing sich aber schnell wieder und setzte ihre gleichmütige Maske sofort wieder auf. Dennoch blieb ihr die Frage im Kopf, was er damit bezwecken wollte. Sie an den Stuhl fesseln? Und dann verhören, was sie mit Billy und dem Bewusstlosen zu schaffen hatte?
Großartig. Und was sollte sie ihm in diesem Fall sagen? Die Wahrheit, dass sie fast schon zufällig hier war, würde er ihr ohnehin nicht glauben, erst recht nicht mehr, nachdem sie die beiden Männer mit ihrem Revolver bedroht hatte.
Sie betrachtete seine spöttische Geste, wartete noch eine Sekunde, dann setzte sie sich langsam in Bewegung und setzte sich gemächlich und mit gerader Haltung auf den Stuhl. Es gefiel ihr nicht, dass sie den Mann nun nicht mehr im Blick haben konnte, aber der Gedanke tröstete sie, dass er ihr offenbar nichts tun wollte, denn sonst hätte er das längst.
Aber sie ahnte, was ihr nun bevorstand, und das war sicher nichts Gutes.


Zuletzt von Leo am Di Feb 10 2015, 18:30 bearbeitet; insgesamt 2-mal bearbeitet
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Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte - Seite 4 Empty Re: Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte

Beitrag von Elli Mo Jan 26 2015, 12:07

Wirklich schade, das Maura sich doch entschied, die Waffe niederzulegen. Zu gerne hätte Melinda der alten Schachtel ein hübsches Loch in den Kopf verpasst. Da hatte sie nun endlich die Gelegenheit gehabt, ihr Waffe zu testen und dann war tat sie was Randy erwartete. Da nun auch Harry auf der Bildfläche erschien, erschien es Melinda plausibel, dass die alte Vettel ihre Waffe nicht wieder ergreifen würde. Tatsächlich kam sie sogar der Bitte von Harry nach und setzte sich hin.
Also erhob sie sich aus dem Schutz des Regales und streckte erst einmal kurz ihre Beine aus. Der Getroffene musste behandelt werden, also wollte sie Randy helfen - immerhin war dieser selbst nicht ganz auf der Höhe. Sie kniete schnell neben dem Verletzten nieder, blickte zu der Alten herüber.
Sie hatte Charles gehört und hoffe ihn bald wohlbehalten auch wieder sehen zu können.
"Was soll ich tun?" fragte sie Randy und blickte auf den Verletzten
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Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte - Seite 4 Empty Re: Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte

Beitrag von Umbra Mi Jan 28 2015, 22:53

Harry machte sich keineswegs daran, Maura nach weiteren Waffen zu untersuchen. Das hieß nicht unbedingt, dass er ihr glaubte – er behielt sie genauso aufmerksam, wie zuvor, im Auge. Nur konnte sie ihn, da sie seiner Aufforderung, sich zu setzen, nachgekommen war, ihrerseits nicht mehr beobachten. Er blieb hinter ihr, behielt allerdings trotzdem ein Stück Abstand, wie der Klang seiner Stimme verriet, als er mit dem erwarteten Verhör begann. Darauf, Maura zu fesseln, verzichtete er offensichtlich.
„Wer ist er, wenn nicht Ihr Freund?“, fragte er, naheliegenderweise von dem Bewusstlosen sprechend. Dass Maura dies abgestritten hatte, war ihm anscheinend nicht entgangen.
„Ein Verwandter, vielleicht?“, hakte er, wenig beeindruckt, nach. „Haben Sie ihn und seinen Mordkumpan zufällig auf der Straße getroffen?“
Harry schien, wie es Maura schon erwartet hatte, nicht zu glauben, dass sie zufällig hier war. Er hatte schließlich keinen Grund dazu. Gemächliche Schritte waren zu vernehmen. Und tatsächlich tauchte er einen kurzen Moment später in Mauras Sichtfeld auf. Sein Weg beschrieb einen Halbkreis, Abstand wahrend, wie ein Raubtier, das seine Beute taxierte und eine Schwachstelle suchte.
„Kommen Sie, verschonen Sie uns mit Ihren Ausreden, Teuerste. Mitgefangen, mitgehangen, wie man so schön sagt – und Sie sind tatsächlich auf dem besten Weg in Richtung eines unschönen Endes, wenn Sie mit Abschaum wie diesem dort paktieren. Sollte man Ihnen gedroht haben; sollte man Ihnen Geld dafür geboten oder schon gezahlt haben, überlegen Sie sich gut, ob sich mein Vorschlag nicht interessant oder sogar besser anhört.“
Harry lächelte grimmig, das Treiben um den Verletzten nicht weit entfernt ignorierend. Er fokussierte sich vollkommen auf Maura und suchte den Blickkontakt.
„Sie verraten mir seinen Namen, Sie verraten mir Ihren Namen, und dann erzählen Sie mir, wer oder was Sie dazu bewegt hat, am gestrigen Abend einer gewissen Gruppe von Gentlemen nachzustellen. Und wenn Sie kooperativ und ehrlich zu mir sind, werde ich Sie gehen lassen, weil nicht direkt am Anschlag beteiligt waren.“
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Beitrag von Darnamur Do Jan 29 2015, 17:21

„Sieh dir mal die Schulter an“, meinte Randolph zu Melinda. „Der blutige Verband muss weg. Ich werde dann selbst einen Neuen anlegen.“ Damit wandte er wieder seine volle Aufmerksamkeit der eigens verursachten Wunde zu. Und tatsächlich gelang es ihm relativ schnell die Blutung zu stillen. Das lief alles schon einmal besser, als erwartet.
Im ersten Moment war er sich sicher gewesen, er hätte den Kerl einfach mit einem Hieb totgeschlagen. Aber im Augenblick lebte er noch und war lediglich bewusstlos. Auch nicht optimal, aber besser als nichts.
Probelhalber versuchte er den Liegenden mit ein paar Ohrfeigen wieder zur Besinnung zu bringen, was aber kein sonderlich imponierendes Ergebnis nach sich zog. Dem Verhör an der alten Dame hörte er nur mit halbem Ohr zu. Man musste in solchen Situationen Prioritäten setzen.
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Beitrag von Thorgrimm Do Jan 29 2015, 20:14

Zum Glück schien diese Begegnung keinerlei Verletzte oder Tote gefordert zu haben - zumindest soweit Gilbert das sehen konnte. Er hatte zwar in keinster Weise geholfen aber das war auch nicht notwendig gewesen. O'Sullivan und Norly hatten alles im Griff gehabt und er selbst hätte vermutlich sowieso nur im Weg gestanden. Wieder fiel dem Maler auf, dass Norly anscheinend schon mehr als einmal in solchen Situationen gesteckt und er ihn außerdem falsch eingeschätzt hatte. Schien er am Anfang noch recht planlos und unüberlegt gehandelt zu haben, so war es doch eindeutig, dass er alles im Griff hatte. Das bestätigte sich auch, nachdem er den Mann gefesselt hatte und nun in Richtung der anderen bugsierte.
Leider war ihr Gefangener keiner der beiden, die ihn und Mr. Porter aufgehalten hatten. Vielleicht waren die beiden - genauso wie die Männer, die sich hier im Lagerhaus verschanzt hatten - einfach für ihre Dienste bezahlt worden und hatten eigentlich nichts mit der Sache zu tun. Möglich wäre es - Gilbert kannte Menschen wie diese hier. Sie würden vermutlich fast alles für die richtige Summe tun, da war er sich ganz sicher. "Der hier ist keiner von den Männern, die Mr. Porter und mich bedroht haben." meldete sich Gilbert wieder zu Wort, nachdem er hinter dem Kistenstapel hervor gekrochen war. "Wie heißen Sie?" fragte er den Gefangenen, während er in gebührendem Abstand hinter den drei Männern her lief. Vielleicht konnte Gilbert ja ein paar Informationen aus dem Mann herausbekommen, wenn er nicht direkt unfreundlich war und ihn wie einen Menschen behandelte.
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Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte - Seite 4 Empty Re: Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte

Beitrag von Leo Fr Jan 30 2015, 00:03

Die Situation gefiel Maura von Sekunde zu Sekunde weniger.
Auch, wenn der Mann sich scheinbar Mühe gab, sie nicht zu sehr zu bedrängen, und ihr lediglich Fragen stellte, fühlte sie sich auf ihrem Stuhl (und in ihrer Haut) ziemlich unwohl. Wo war sie da nur reingeraten, die Nationalversammlung der Verrückten?
Und Scarface lungerte hier auch noch irgendwo herum …
Aber gut. Nun schien es ganz so, als müsste sie wieder einmal schauspielern. Mit ausdrucksloser Miene hörte sie sich an, was der ältere Herr ihr zu sagen hatte – vermutlich war es eine kluge Idee, ihn ausreden zu lassen und überhaupt ihre Niederlage anzuerkennen. Klar war sie unterlegen – was aber nicht bedeutete, dass sie sich schon geschlagen gab, dafür war es noch zu früh.
Die Frage war nur – wie sollte sie antworten?
Sie schätzte ihre Chancen, eine vernünftige Lüge zu erfinden, nicht allzu schlecht ein. Darin war sie geübt genug, um sich keine großen Sorgen zu machen. Andererseits jedoch ... wenn sie in ihrer derzeitigen Situation das Blaue vom Himmel herunterlog, war das Risiko schwer abzuwägen. Nur einmal angenommen, sie verhaspelte sich irgendwo und der Mann kam dahinter … nicht gut. Gar nicht gut. Vielleicht war die Wahrheit tatsächlich die bessere Alternative, auch wenn das sonst nicht so ihre Art war.
Vorausgesetzt natürlich, er schenkte ihr Glauben, aber dem konnte man nachhelfen. Sei ihm sympathisch. Unschuld geht jetzt nicht mehr, also setz auf Sympathie!
Die Wahrheit also. Na schön.
Maura räusperte sich, legte die Hände in den Schoß und sah zu dem Mann auf. (Warum saß sie überhaupt so tief?!) „Unglücklicherweise konnte ich Ihren Ausführungen nicht zur Gänze folgen, aber ich werde versuchen, Ihnen behilflich zu sein.Guten Willen heucheln.Mein Name ist Maura Thomson, der Name dieses Mannes dort“, sie wies auf den Verletzten, ohne den Blick von Harry abzuwenden, „ist mir unbekannt, und die Zeit, in der ich noch Gentleman nachgestellt habe“, ein schwaches Lächeln, „ist bereits vorbei. Ich weiß“, sie hob abwehrend die Hände, „das ist nicht, was sie sich von mir erhofft haben. Es tut mir sehr leid, aber mehr Information kann ich Ihnen nicht geben, ich bin selbst nur durch eine Laune des Schicksals hier gelandet. Mit diesen beiden Männern habe ich nichts zu schaffen, und seien Sie ehrlich – halten Sie mich für eine Mörderin?“ Eine rhetorische Frage, aber mit etwas Glück würde sie sogar eine Antwort darauf erhalten – und es wäre nicht schlecht, wenn ihr Gegenüber von sich aus seine Einschätzung kundgab. Nun aber blieb wohl vorerst seine Reaktion abzuwarten, daran würde sie ihr weiteres Vorgehen festmachen können.
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Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte - Seite 4 Empty Re: Götterblut - Kapitel 4: Jäger und Gejagte

Beitrag von Umbra So Feb 01 2015, 17:10

Charles nahm wahr, dass sich Mr. Wright wieder zu ihnen gesellte. Der Mann hatte sich während der kleinen Auseinandersetzung zurückgehalten, das war ihm nicht entgangen. Aber  dies war Gilbert nicht unbedingt schlecht auszulegen. Die Situation war reibungslos verlaufen, vielleicht sogar ideal, sollten Melinda, Dr. Tremaine und Harry ebenfalls auf keine Probleme gestoßen sein. Sie hatten zumindest einen Gefangenen… den würden sie schon dazu bringen, mit der Wahrheit herauszurücken. Dass dieser hier keiner der beiden Männer war, die Mr. Wright und diesen Dorn im Auge namens Porter bedroht hatten, war weniger erfreulich, musste Charles innerlich eingestehen. Vielleicht wäre es auch zu schön gewesen, endlich ein verbindendes Element zu finden, dass Charles auf der Suche nach den Verschwörern einen Schritt näher brachte. Doch als Zufälle konnte er die beiden geschehenen Überfälle nicht betrachten. Möglicherweise bestand dennoch eine Verbindung, auch wenn die Täter nicht die gleichen waren. Vielleicht hatten sie zusammengearbeitet. Vielleicht hatten sie ein gleiches Motiv. Einen gleichen Hintermann.
Charles gab Gilbert mit einem Nicken in dessen Richtung, dass er die Information über den Attentäter wahrgenommen hatte. Es war ärgerlich, aber nicht Mr. Wrights Schuld. Eine Hilfe war es ja dennoch, nun Gewissheit zu haben.

Dass der Gefangene selbst jedoch weniger hilfreich war, merkte auch Gilbert sodann, als er den Mann nach dessen Namen fragte.
„Fick dich“, murrte der gefesselte Attentäter nur abweisend, auch wenn er nicht einmal sah, wer ihn angesprochen hatte. Die Tatsache, dass Charles, sobald er erkannte, was der Mann antwortete, den Druck seines Revolverlaufs erhöhte, bewirkte, dass das zweite Wort der Beleidigung dem Kerl jedoch nur gepresst über die Lippen kam.
„Keine Sorge, wir haben noch genügend Zeit, einander in Ruhe kennenzulernen“, raunte Charles Billy ins Ohr und schob ihn weiter voran. Die Wortwahl konnte man durchaus als Drohung auffassen, doch der Tonfall passte irgendwie nicht dazu. Dann wandte Charles sich an Gilbert, ohne sich zu diesem umzudrehen.
„Würden Sie den Revolver dieses Gentleman aufnehmen, Mr. Wright? Nicht, dass irgendein halbstarker Bursche, der sich irgendwann hierher verirrt, die Waffe findet und ein Unheil damit anrichtet.“



Harry verschränkte (ohne seinen Revolver aus der Hand zu legen oder wegzustecken) abwartend die Arme vor der Brust, als Maura zu ihrer Antwort ansetzte. Seine wachsamen Augen musterten sie unentwegt, als wollte er nicht, dass ihm auch die kleinste Regung in ihrer Körpersprache und Mimik entging, während sie zu ihm sprach. Zumindest zeigte er nun Geduld mit ihr und hörte sich in Ruhe an, was sie ihm zu sagen hatte. Vielleicht huschte auch, trotz der angespannten Lage, kurz der Ansatz eines Schmunzelns auf seine Lippen, als sie erwähnte, dass die Zeit vorbei war, in der sie noch Gentlemen nachgestellt hatte – aber das half nicht darüber hinweg, dass er den Rest der Zeit über ernst und unbeeindruckt dreinblickte.
„Ich weiß, dass jeder Mensch zu einem Mord fähig ist“, antwortete Harry, dem Mauras schwammigen Ausflüchte vermutlich nicht gefallen hatten, „wenn nur das Motiv stark genug ist, dass es die Hemmschwelle übersteigt. Wo diese angesiedelt ist, lässt sich nicht auf den ersten Blick festmachen, Madam Thomson. Sie könnten durchaus eine Mörderin sein. Sie wären nicht die Erste, die gute Miene zum bösen Spiel macht“, meinte er nachdenklich, „und Sie verbergen etwas vor mir, das spüre ich.“
Hier pausierte er einen Moment. Vielleicht überlegte er sich seine nächste Vorgehensweise.
„Es ist schon ein seltsam, dass wir eine Frau wie Sie in einer nicht so ganz verlassenen Lagerhalle, wie es von außen den Anschein hat, vorfinden. Und das in Begleitung zweier Männer, die am Abend zuvor einen Mordanschlag verübt haben. Normalerweise würde man Sie mit Kerlen wie diesen vielleicht nicht in Verbindung bringen, da haben Sie Recht. Sie wirken nach außen wie eine anständige Bürgerin und  er da“, er nickte in die Richtung des Verletzten, „und sein Freund Billy sind zwei abgerissene Gauner, vermutlich nicht besonders helle. Würde mich nicht wundern, wenn die beiden schon Zeit hinter Gittern verbracht haben. Sicherlich sind sie polizeilich bekannt“, schätzte er und löste die Verschränkung seiner Arme.
„Hätten Sie mir unter anderen Umständen gesagt, dass Sie nichts mit denen zu schaffen haben, hätte ich Ihnen vielleicht geglaubt, ohne einen Moment zu zögern. Doch, sehen Sie: Niemand, selbst nicht diese beiden Idioten, würden ohne Grund auf jemanden schießen. Warum sollten Sie so etwas tun? Was hat an ihrer Hemmschwelle gekitzelt?“
Eine rhetorische Frage, offensichtlich, denn er fuhr sofort fort: „Nehmen wir an, es war Geld. Sie sehen so aus, als könnten sie es gut gebrauchen. Ich verabscheue Söldner, muss ich sagen. Männer ohne Ehre, ohne Prinzipien, denen nur die eigene Börse heilig ist. Sie sind wie erschreckend viele der bildungsfernen Schichten – aber haben sie meist militärischen Hintergrund und sind gut ausgebildet. Doch das hier, das sind unprofessionelle Volltrottel – Trottel, die wohl jeder in einem beliebigen Pub anheuern könnte, nicht wahr? Jeder, der ein Motiv hat und sich selbst nicht die Hände schmutzig machen will oder kann. Jemand wie Sie, zum Beispiel“, schlug er vor und wartete auf eine Reaktion.
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Beitrag von Elli Di Feb 03 2015, 15:17

Langsam und vorsichtig befolgte Melinda die Anweisungen von Randolph und entfernte den Verband an der Wunde. Sie sah interessiert auf die Verletzung. Die Ohrfeigen von Randy brachten keinen Erfolg und sie spielte mit dem Gedanken, ein wenig an der Wunde hier herumzuspielen. Das würde ihn sicherlich wieder auf die Beine bringen. Doch sie widerstand.
Stattdessen hörte sie mit einem Ohr dem Gespräch zwischen der alten Vettel (die sich selbst Maura nannte - wer's glaubt!) und dem Freund von Charles zu. Ohne groß aufzublicken, mischte sie sich ins Gespräch ein. "Kamerad, du hast vollkommen recht! Eine Laune des Schicksal das ich nicht lache! Schau dir nur das verschlagene Gesicht an. Das kann nur erstunken und erlogen sein."
Das der Kerl der gerade das Verhör führte, von Charles Vertrauen genoß, brachte Melinda dazu ihm auch zu trauen und die Hoffung das er dieser Maura-Vettel hoffentlich eine Kugel zwischen die Augen jagen würde.
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