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No Man's Land - Teil I: Der raue Westen

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No Man's Land - Teil I: Der raue Westen - Seite 3 Empty Re: No Man's Land - Teil I: Der raue Westen

Beitrag von Leo Sa Jul 18 2015, 17:23

Einerseits war Terry zwar froh, den unheimlichen Saloon zu verlassen, andererseits hatte er jedoch das Gefühl, von einer Verwüstung in die nächste zu laufen. Der Wind schien auch draußen gewirkt zu haben; Holzteile lagen auf der Straße, es war kein Laut zu hören. Unter freiem Himmel wirkte diese Einöde noch bedrückender, zumal es ihm das Gefühl nahm, davor fliehen zu können, falls nötig. Einen Raum konnte man verlassen.
Was die Situation jedoch noch verwirrender machte, war der Mann mittleren Alters, der nun auf sie zusprang und mit Worten überhäufte, die Terry zuerst gar nicht richtig wahrnahm. Erst, als er den Redeschwall gedanklich ordnete, reagierte er.
Ich geh da nich‘ nochmal rein!“ Völlig ausgeschlossen. Dort drinnen war er dem Wind – und dessen Urheber, falls es einen gab – schutzlos aufgeliefert; außerdem gab es in dem Saloon nichts Interessantes.
Sein Blick fiel auf das Gerät, mit dem der Mann vor ihnen herumwedelte. Er versuchte zu erkennen, was es war, doch die Konstruktion sah seltsam und uneinsehbar aus. Was war das?
Was wollen Sie denn dort drinnen überhaupt?“ fragte er mit misstrauischem Unterton. Dieser Kerl war irgendwie seltsam, und er konnte nicht ausschließen, dass er etwas mit dem Wind zu tun hatte. Wo kam er überhaupt her? Im Saloon war er Terry nicht aufgefallen.
Aus dem Augenwinkel nahm er wahr, dass auch der Mexikaner noch bei ihnen war, nun auf seinem Pferd und anscheinend aufbruchsbereit. Sollte er doch gehen. Er konnte den Mann jetzt schon (aus wohl bekannten Gründen) nicht leiden. Wenn er verschwand hatten sie hier eine Sorge weniger. Erst recht, wenn er mit dem komischen Wind zu tun hatte.
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No Man's Land - Teil I: Der raue Westen - Seite 3 Empty Re: No Man's Land - Teil I: Der raue Westen

Beitrag von Elli Mo Jul 20 2015, 15:01

Dayton fühlte sich nicht willkommen. Ganz und gar nicht. Auch der angebotene Drink machte es nicht besser.
Er hatte mich Sicherheit nicht gehofft, dass er einen netten Abend mit jemandem verbringen würde, der ihn mit offen Armen empfangen würde, aber so hatte er sich das Lagerfeuer auch nicht vorgestellt.
Er lehnte mit einer Handbewegung ab. "Nein, danke. Ich denke es ist besser, wenn ich mich wieder auf den Weg mache."
Er tippte an seinen Hut und ging zu den Pferden. Mit wenigen Handgriffen machte er die Tiere startbereit und schwang sich auf den Rücken des Hengstes.
"Gottes Segen." sagte Dayton in Richtung Jim und schnaltze leise mit der Zunge. Unverzüglich spürte er wie die kräftigen Muskeln des Tieres zu arbeiten begannen und sich der Hengst in Richtung Grey Falls machte.

Es dauerte jedoch nicht lange und er verfluchte, dass er am Feuer angehalten hatte. Die angenehme Wärme und das Essen dabei hatten Dayton nicht nur träge, sondern regelrecht müde gemacht. Das Gefühl kannte er nur zu gut, wenn er auch nicht viel und sehr schlecht schlief, so war Müdigkeit ein alt bekannter Begleiter. Er ließ dem Tier freien Lauf was das Tempo betraf, doch auch die Pferde schienen keine großen Sprünge mehr machen zu wollen. Nachdem das Lagerfeuer an dem Jim saß und seinen Whiskey trank nur noch ein heller Fleck am Horizont war, stoppte Dayton seine Reise und entschied seufzend, dass er zumindest für ein paar Stunden sitzen bleiben wollte. Er fand einen toten Kaktus der bereits vor Jahren in die Prärie gestürzt sein musste. Hier konnt er sich zumindest etwas Schutz suchen. Wieder kümmerte er sich um seine geliebten Tiere bevor er sich an den Stamm lehnte und in den Himmel starrte. Dort oben waren seine Frau und seine Kinder und sahen sicherlich enttäuscht auf ihn herunter. Er hatte es noch immer nicht geschafft Rache zu nehmen. Seine Augen begannen zu brennen, doch wie in den meisten Fällen fanden keine Tränen den Weg auf seine Wangen. Es schien als habe er alle Tränen für ein Leben bereits aufgebraucht. Er starrte lange Zeit ins Firmament, bis seine Augen immer müder wurden und er langsam nach unten rutschte. Das letzte was er hörte was das weit entfernte Heulen eines Kojoten und die Hufe der Pferde die den Prärieboden plattstampften. Kein Grund zu Sorge. Für die Prärie war alles gut. Alles gut...alles gut.
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No Man's Land - Teil I: Der raue Westen - Seite 3 Empty Re: No Man's Land - Teil I: Der raue Westen

Beitrag von Darnamur So Jul 26 2015, 15:13

Noemis musterte den Fremden ohne dass sich ihre Mimik sichtbar veränderte. Dennoch störte sie der Anblick dieses Mannes. Wer war dieser Kerl, der sie ohne weiteres ansprach und sie auszufragen gedachte? Noemi hatte sich schon seit langer Zeit ein gewisses Misstrauen zurecht gelegt und auch hier war es wohl mehr als angebracht. Dass er den Mexikaner als Ausländer bezeichnete, obwohl er selbst ebenfalls so wirkte, als stamme er von jenseits des Ozeans, wirkte auch nicht sonderlich vertrauenserweckend.
„Dort drinnen gibt es nichts mehr zu sehen, als einen alten, ramponierten Saloon“, erklärte sie dem Mann dann jedoch. Dann kam auch noch ein seltsamer Apparat mit ins Spiel. Diese Angelegenheit wurde ihr entschieden zu bizarr.
Noemi hatte nun also zwei Möglichkeiten. Hier zu verweilen. Oder abzuhauen, wie es der Mexikaner zu tun gedachte. Vielleicht wäre Letzteres doch keine so schlechte Möglichkeit, aber sie besaß kein Pferd und die Nacht war bereits angebrochen. Bald würde es bis auf den Mondschein kein Licht mehr hier draußen geben. Sie hatte keine Lust in der Finsternis durch die Wildnis zu stolpern. Das war eine Erfahrung, die sie bereits zuvor gemacht hatte. Vielleicht würde Terry sie mitnehmen, wenn sie ihn fragte…aber sie hatte früher schon Menschen und speziell Männern zu sehr vertraut. Sie wusste nicht, welchen Preis Terry dafür verlangen würde, sie mitzunehmen.
Dieser Ort hingegen mochte noch Geheimnisse beherbergen, die für sie bestimmt waren. Dieser Wind…etwas so fremdes Ungeheuerliches…so etwas konnte doch nicht einfach ohne jeden Hintergrund geschehen. Jemand oder etwas wollte ihnen vielleicht etwas mitteilen. „Ich weiß nicht, was mit eurem Gerät nicht stimmt. Vielleicht solltet ihr es reparieren lassen“, meinte sie schließlich zu Newson. Wenn es stimmte, was der wunderliche Mann erzählt hatte, dann musste sein…Kasten den Wind in irgendeiner Art und Weise wahrgenommen haben. Oder sogar erzeugt haben?
Diese Gestalt wirkte jedenfalls mehr als mysteriös. Nun gut…wenn etwas Merkwürdiges geschehen würde, würde sie es schon mitbekommen. Sie bezweifelte das der Kerl im Saloon noch irgendetwas finden würde, aber sollte er ruhig sein Glück versuchen.
Ihr Auge wanderte über die Gebäude hinweg. Nun wirkten sie alle gleichermaßen trostlos, als hätte sich ein schmutziger Film über den gesamten Ort gelegt. Was konnte sie wohl absuchen?
Noemi musste nun wohl oder übel ein Nachtlager aufschlagen. Ein Zelt hatte sie bei sich. Das wäre besser, als in einem der verfallenen, zwielichtigen Gebäude zu schlafen. Ein Feuer wäre nun auch nicht schlecht. Vielleicht würde sie in der Schmiede Brennmaterial finden. Dort wollte sie sich als erstes umsehen.
In dem Hotel war vermutlich schon der wirre Mann gewesen und hatte es mit seinem Apparat abgesucht, also lohnte sich das wohl auch nicht mehr, um sich umzusehen. Aber wenn diese Geister oder dieser Wind tatsächlich etwas von ihnen wollten, dann würden sie sich wohl ohnehin von selbst wieder melden, vermutete Noemi.
Sie war noch nie sonderlich kommunikativ gewesen und auch dieses Mal redete Noemi nicht mit den anderen über ihre Pläne. Sie betrachtete den Mexikaner noch ein paar Sekunden aus ihrem dunklen Auge. Er war noch nicht losgeritten, sondern hatte die Szene beobachtet. Sie fragte sich, was er vorhatte. Am besten wäre es wohl, er würde einfach verschwinden. Bisher hatte er sich nicht unbedingt friedlich verhalten. Immerhin trug sie mittlerweile ihr Gewehr bei sich, falls etwas geschehen sollte.
Noemi löste den Blick von dem Mann und machte sich auf in Richtung der Schmiede. Wenn sie Glück hatte, gab es dort etwas zu finden. Den anderen schenkte sie keine Beachtung mehr.
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Beitrag von Fade Sa Aug 01 2015, 18:53

Es hatte nicht den Anschein, als ob sich einer der anderen ihm noch anzuschließen gedachte und so ließ der Mexikaner schließlich die Zügel seines Gaules schnalzen und manövrierte das Tier an den Stehenden vorbei in Richtung Stadtausgang. Es störte ihn sehr, dass die anderen hier äußerlich recht gut die Fassung zu bewahren vermochten. Wäre ihm dieser Spuk alleine geschehen, er wäre wohl schreiend und panisch aus der Stadt gerannt, so hatte man sich eben dazu hingerissen, in Gegenwart anderer potentieller Gegner oder Verbündeter nicht gleich den Kopf zu verlieren.

Unterm Strich erschien ihm die junge Frau noch am vernünftigsten und auch wenn ihm nicht klar war, welches ziel ihr Fußmarsch haben sollte, lag er zumindest soweit auf seinem weg, dass er ihr, während er sie passierte zuraunen konnte, ohne dass die beiden anderen es hören konnten. „Hey. Werde eine halbe Meile vor der Stadt mein Lager aufschlagen. Wenn es hier wieder losgeht, oder die beiden Spinner anfangen, sich noch seltsamer zu verhalten empfehle ich dir, in meine Richtung zu laufen.“
El Pezosa stieß dem Gaul nach überbrachter Botschaft leicht mit den Hacken in die Seite, um ihm von seinem Schlummertempo auf wenigstens halbwegs erträgliche Schrittgeschwindigkeit zu motivieren. Er war sich selbst nicht sicher, ob er gut daran tat, seine geplante Position zu verraten, aber er war sich ziemlich sicher, dass kein Lebender eine Nacht in diesem Ort überstehen würde.
Der Mexikaner atmete innerlich auf, als er im Begriff war, die letzten beiden Häuser zu seinen Seiten zu passieren. Sollten die anderen doch zur Hölle fahren, wenn sie unbedingt hierzubleiben gedachten. Er war doch schließlich nicht völlig bescheuert.
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Beitrag von Umbra Di Aug 04 2015, 17:15

El Pezosa näherte sich wieder den Weiten der Prärie, die ihn lockten. Doch es kam nicht dazu, dass er die scheinbar verfluchte, von Geistern heimgesuchte Häuseransammlung hinter sich lassen konnte, denn, noch bevor er selbst etwas Ungewöhnliches wahrnahm, weigerte sich Pezosas Gaul, auch nur einen weiteren Schritt vorwärts zu machen. Nervös schnaubend tänzelte das Pferd auf der Stelle und wich sogar zurück, als hätte es eine Klapperschlange entdeckt.
Dass es etwas anderes sein musste, das das Tier beunruhigte, merkte der Mexikaner nur einen Augenblick später am eigenen Leib. Die heiß-stickige Luft, die über diesem Ort lag, begann förmlich zu knistern und seine Nackenhaare stellten sich auf.
Auch die anderen vor dem Saloon spürten die drückende Energie auf ihrer Haut, die sich immer mehr zu verdichten schien. Dieses Gefühl war äußerst unangenehm, lediglich Newson Hilger schien das eher freudig zu erregen als zu beunruhigen.
„Hier seht!“, rief er Noemi und Terry zu und hielt ihnen die Anzeige seines Geräts entgegen, das er ihnen gerade schon gezeigt hatte. Sie bestand aus einer rot bis grün hinterlegten Skala, die von 0 bis 100 reichte. Die Anzeigenadel zitterte am oberen Skalenende schnell hin und her.
„Schon wieder!“
Wind kam auf und wehte den Staub um ihrer aller Stiefel. Pezosas Pferd wurde immer unruhiger, sodass es dem Mexikaner immer schwerer fiel, sich im Sattel zu halten – und auch die anderen, vor dem Saloon festgemachten Tiere, rissen wiehernd an ihren Leinen und wollten fliehen.
„Ich hielt es erst für eine Fehler“, versuchte Newson, den immer stärker werdenden Wind zu übertönen, „aber es misst tatsächlich… das, was hier vorgeht!“
Ob es tatsächlich Geister waren oder nicht: Der umherfliegende Dreck schlug hart gegen alles, was ihm im weg war, und raubte allmählich die sich, so wie vor wenigen Minuten im Saloon.



Jim zog schulterzuckend die angebotene Flasche wieder zurück, als sein Gegenüber diese ablehnte, und trank selbst daraus. Ihm kam nicht in den Sinn, Dayton Priest den übereilten Aufbruch auszureden. Es war zwar seltsam, dass der Fremde einem warmen Feuer in der einsamen Prärie den Rücken kehrte, jedoch konnte Jim sich innerlich über diese Entscheidung nur freuen.
Endlich würde er wieder seine Ruhe haben und den Abend doch noch so ausklingen lassen können, wie es ihm lieb war:
Allein.
Wenn man seine tierische Begleitung mit einbezog, war Jim zwar nicht allein, aber die Gesellschaft von seinem Pferd Apple und seinem treuen Gefährten Moses war ihm sehr angenehm. Einen besseren Freund als seinen Kojoten konnte sich Father O’Reilly nicht wünschen. Gottes gerechtes Urteil im Nacken, ein Fellknäuel an seiner Seite und eine Flasche Whiskey in der Hand…
„Prost und gute Nacht!“, murmelte Jim.

Am nächsten Morgen ließ er sich von der Sonne wecken. Sie kitzelte ihn nicht oder war ihm zu hell (denn irgendwie hatte er im Suff noch daran gedacht, vor dem Einschlafen seinen Hut auf seinem Gesicht zu platzieren), aber sie hatte seine Soutane so aufgeheizt, dass er das Gefühl hatte zu kochen. Ächzend und stöhnend zwang er sich dazu, aufzustehen, und scheuchte dabei auch Moses auf, der sich in der Nacht an ihn gekuschelt hatte.
Zunächst einmal gönnte Jim sich einen Schluck aus seinem Flachmann, um seinem Kater ein wenig in die Schranken zu weisen. Dem Stand der Sonne nach zu urteilen, war es noch früh. Vielleicht hätte er nicht draußen, sondern in seinem Zelt übernachten sollen… Aber dazu hätte er es aufbauen müssen, wozu er sich nicht hatte aufraffen können, als er sich diesen Lagerplatz ausgesucht hatte. Und gestern Abend, nach dem Verschwinden seines unliebsamen Gastes (an den er sich tatsächlich noch erinnern konnte), hatte er die Zeltstangen offenbar auch nicht mehr von der Ladefläche des Karrens geholt.
Er hatte sich noch nicht einmal ausgezogen. Normalerweise legte er zumindest die Soutane beiseite, bevor er sich zur Ruhe bettete – zumindest versuchte er, daran zu denken.
Noch mit schmalen, müden Augen griff Jim nach seinem Gewehr, fischte sein Rasierzeug und einen Trinkschlauch aus seinem Gepäck und schlug sich einen Weg durchs Gebüsch den Hügel hinab, an dessen Fuß ein kleiner See gelegen war – allein deswegen hatte Jim sich überhaupt diese Stelle zum Lagern ausgesucht.
Unten angekommen, trank er etwas Wasser und füllte seinen Lederschlauch. Anschließend gönnte er sich ein schnelles Bad und eine Rasur und zog auch seine Kleidung einmal durch das Wasser, damit wenigstens der lose Staub und Schweiß davongespült wurde.
Bei seiner Rückkehr zu seinen Habseligkeiten, fand er alles vor, wie er es verlassen hatte. Moses war ein guter Wächter – allerdings schien es dafür keine Notwendigkeit gegeben zu haben.
Jim räumte alles zusammen, kümmerte sich noch darum, dass Apple und Moses zufrieden sein konnten, und brach, nach einem Morgengebet, auf in Richtung Grey Falls.

Die Sonne war schon jetzt lästig. Jim zog sich die Krempe seines Huts tief ins Gesicht. Sein verkaterter Schädel war etwas lichtempfindlich. Während der staubige Weg langsam unter ihm entlangglitt, trank Jim wieder etwas. Diesmal Wasser. Es war noch kühl, was er als recht angenehm empfand.
Moses blieb nah am Pferdekarren, lief aber auch gern abseits des Weges durchs hohe Gras und unter Büschen entlang.
Es dauerte nicht lang, bis Jim zwei Pferde auffielen, auf die er zwangsläufig zusteuerte. Inzwischen war er einigermaßen wach und das würde sich vielleicht noch als nützlich erweisen. Immerhin konnte er nie wissen, was einen mitten in der Prärie erwartete. Allerdings stellte sich heraus, dass das die beiden Tiere von Dayton Priest waren, der Jim am Vorabend auf die Pelle gerückt war.
Weit war der Fremde ja nicht gekommen.
Jim war nicht unbedingt erpicht auf Gesellschaft, aber tagsüber einen Reisegefährten zu haben, war etwas anderes, als mit jemandem zusammen den Abend verbringen zu müssen. Auf der Reise konnte man sich anschweigen und eigenen Gedanken nachgehen. Am Lagerfeuer zwängten sich Gespräche auf. Zumindest zeigte dies Jims Erfahrung.
Als er schließlich auch Priest entdeckte, schlafend, wies Jim Apple mit einem leichten Ziehen an den Zügeln an, anzuhalten.
Moses lief schon voraus und ließ es sich nicht nehmen, den Schlafenden neugierig zu beschnüffeln.
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Beitrag von Fade Di Aug 04 2015, 19:10

Auch wenn der Mexikaner äußerlich alles andere als ruhig wirkte, da er mit vollem Körpereinsatz mit dem Wiederwillen seines Gaules kämpfte, hatte ihn der gespenstische Wind nicht völlig überrascht. Seit dem Moment im Saloon stank die Sache doch nach einer teuflischen Falle und mit so etwas kannte er sich schließlich aus. Irgendetwas wollte sie also hierbehalten? Einige Momente wiegte er seine Chancen ab, trotz des Unmuts seines Reittieres den Durchbruch durch die Windbarriere zu wagen. Was im Saloon stattgefunden hatte war ein unheimlicher Spuk gewesen, jedoch gab es keine Hinweise darauf, dass der Wind tatsächlich gefährlich war. Schließlich hatte er sie ja im Saloon schon einmal willkommen geheißen. Den Gaul wollte er aber auch nicht so einfach aufgeben und nach der Furcht des Tieres würde er das vielleicht müssen, wenn er auf diese Weise seine Haut zu retten gedachte. Ein Blick zurück verriet, dass nach wie vor die verbliebenen Tiere die einzig intelligenten Gefährten hier waren und so gab El Pezosa mit leisem Fluchen dem Gaul endlich nach und ließ ihn seine Fluchtrichtung selbst wählen. Vielleicht fand das Pferd ja tatsächlich die rechte Richtung, die in Sicherheit führte. Seine Laune war inzwischen unterirdisch und die Übrigen mussten am Gebocke seines Gauls letztendlich auch langsam bemerkt haben, dass sie hier in der Falle und vermutlich auch in Gefahr steckten.
Den Rest seiner Aufmerksamkeit richtete El Pezosa auf die Aufgabe im Sattel zu bleiben und sein Tier bei seinem Fluchtversuch nicht weiter zu beunruhigen.
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Beitrag von Elli Mi Aug 05 2015, 17:18

Dayton hatte sich einigermaßen bequem zusammen gerollt, nachdem seine Gedanken noch eine Weile um seine verlorene Familie gekreist waren. Gesprochen hatte er nie wirklich mit jemandem darüber, außer mit seiner Großmutter. Doch er war sich sicher, dass er schnell alle langweilen würde, wenn er davon erzählen würde – denn wenn er ehrlich war – er dachte fast ausschließlich daran. Er hatte ungewöhnlich schnell Schlaf gefunden und hatte auch einigermaßen gut geschlafen, bis seine Träume begannen, wie immer wenn er versuchte seinen Körper und Geist zu erholen.
Es waren die Bilder der Leichen auf dem Boden, die ihn heimsuchten. Seine Hände auf die er ungläubig starrte, als sie ihm Blut seines Sohnes getränkt waren. Die Schusslöcher die die kleinen Körper zerrissen hatten, die Messer die die Kehlen zerteilt hatten.
Er sah eine verschwommene Person, ein schwarzer Reitmantel schlug um die Beine, die in Stiefeln steckten, kräftige Sporen an den Fersen. Ein dunkles Lachen – fast räudig. Seine Frau die den Mann zu kennen schien, ihn ungläubig anstarrte, als er die Waffe zog und auf sie richtete. Der Schrei seiner Tochter. Sein Sohn der lossprang um die Flinte vom Kopfteil des Bettes zu reißen und zuerst tödlich getroffen wurde. Der Schuss knallte, der Rücken zerriss.
Dayton wälzte sich umher, wimmerte im Schlaf. Er wollte helfen und konnte doch nicht. Er war nur ein hilfloser Zuschauer. Im Wachzustand fragte er sich oft, warum er so träumte, so detailliert sah wie alles ablief.
Doch nun war er gefangen in seinem Unterbewusstsein, gezwungen den Schrei seiner geliebten Frau zu hören, als sie sah wie ihr Junge zu Boden ging. Wie sie plötzlich aufsprang und auf den Mann zurannte “WAS TUST DU? WIE KANNST DU NUR SO ETWAS TUN??“ Dann ein weiterer Schuss, diesmal in die Brust. Die Augen brachen nicht sofort, nein. Seine Frau lebte. Schwer getroffen. Aber sie lebte. Dann ein leises Geräusch, ein ersticktes Seufzen. Die mit Sporen bestückten Stiefel nähern sich dem Geräusch. Seine kleine süße Tochter. Schlau, so schlau, hatte sie sich unter dem Bett versteckt, als der Horror anfing. Doch dann war ihr dieses kleine Geräusch entfahren, als sie sehen musste, wie ihre Mutter niedergeschossen wurde. Ihre Augen weiteten sich. Dayton schaffte es nie diesen Blick zu deuten. Er zerrte sie am Oberarm hervor und schoss. Sie hatte nicht gefleht. Dayton war so stolz.
Jetzt in der Nacht in der er schlief, schafften es die Tränen auf sein Gesicht. Zogen Striemen in seinem staubigen Gesicht.
Die Stiefel erschienen wieder in seinem Blickfeld. Langsam schritten sie auf seine Frau zu, die röchelnd auf dem Boden lag. Sie drehte ihren Kopf, Dayton meinte sie sah ihn an – fehlte, dass er etwas tun sollte – und röchelte. Das Messer zerschnitte die Kehle, sauber, ohne Widerstand. Ein Sicherheitsschnitt auch bei dem Jungen. Der schwarze Mantel sieht sich noch einmal um und geht zur Tür – doch dann ein leises Wimmern in der Wiege. Die Bewegung stoppt. Der Mantel geht hin, doch weder Messer noch Schusswaffe ist zu sehen. Ein leises Weinen und dann – ein Summen. Er summte. Dann ging er. Mit dem Baby fort.
Dayton schrie. Stumm. Nichts brachte er über die Lippen.
Dann etwas Neues, er hörte Atemgeräusche. Schnell, rhythmisch. Lebte doch noch jemand? Dayton musste aufwachen! Aus seiner Starre entkommen und sie retten! Ja! Er schaffte es aufzuwachen, die Sonne blendete ihn, als er es endlich schafft die Augen aufzubekommen.
Doch statt in seiner Hütte oder davor, lag er auf dem harten Boden der Prärie und das Atemgeräusch ist das Schnüffeln des Kojoten, der ihm erschreckend nahe gekommen ist.
Seine Pferde?! Erschrocken robbte sich Dayton etwas nach hinten, als er den pelzigen Jäger so nah an sich sah. Dann sah er seinen Lagerfeuerkumpanen vom Vorabend in einiger Entfernung. Das war sein verdammter Kojote. “O’Reilly? Würden Sie den Kojoten zurück rufen. Seine Zähne machen mir etwas Sorgen. Was machen Sie überhaupt hier?“ rief er herüber.

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No Man's Land - Teil I: Der raue Westen - Seite 3 Empty Re: No Man's Land - Teil I: Der raue Westen

Beitrag von Darnamur Do Aug 06 2015, 16:28

Noemi spürte das Prickeln und verharrte auf ihrem Weg zur Schmiede. Es war ein unangenehmes Gefühl das ihr über die gesamte Haut kroch. Mit einer schnellen, geübten Bewegung nahm sie die Spencer Repeating Rifle zur Hand und spannte den Hahn. Langsam begann sie sich im Kreis zu drehen.
Der Mexikaner schien Probleme mit seinem Pferd zu haben. Sie hatte sein Angebot gehört gehabt. Aber war es in der Gegenwart dieses Mannes wirklich sicherer, als in einer Stadt, die vermutlich Geister beherbergte? Sie wusste es nicht. Dieser Kerl hatte nicht lange gezögert, als er Terry brutal ins Gesicht geschlagen hatte. Was würde er wohl mit ihr machen, wenn sie Beide alleine waren? Noemi hatte zu viele solche Erfahrungen mit Männern gemacht, um sie als ihrer Fantasie entsprungene Ängste abzutun. Männer wollten alle das Gleiche. Und wenn sie es nicht freiwillig bekamen, nahmen es sich manche mit Gewalt. Man konnte nur hoffen, dass die eigenen Verunstaltungen sie davor abschreckten.
Ihr Auge wanderte weiter zu Newson, der beinahe schon fanatisch seinen absonderlichen Kasten lobpries. Ihr dunkles Auge weitete sich merklich, als sie sah, wie die Nadel am grünen Ende der Skala tanzte.
Was ist das für ein teuflischer Apparat? Vielleicht sollte ich einfach eine Kugel hineinschießen. Wäre interessant, was dann passiert. Noemi spielte wirklich schon fast mit dem Gedanken. Aber dann hörte sie an ihrem rechten Ohr eine Stimme, die sie zur Vernunft rief: Nicht durchdrehen, Noemi. Bewahre die Ruhe. Das ist jetzt am Wichtigsten. Sieh dich aufmerksam um und halte dich bereit…
Noemi nickt unmerklich. Sie begann sich weiter im Kreis, um sich selbst zu drehen, während ihr Auge hin und her schweifte. Wenn Gefahr drohte, wäre es besser, sie schnell zu erkennen. Dann hatte man noch Zeit zu reagieren. Noemi bereitete sich innerlich darauf vor, schnell handeln zu können. Schnell reagieren zu können, auf was auch immer womöglich gleich geschehen würde. Ich mache es, wie du sagst, Tommy.
An ihrem Ohr hörte Noemi eine leise Stimme lachen: Das, meine Kleine, ist wie immer eine weise Entscheidung…


Zuletzt von Darnamur am So Aug 09 2015, 12:33 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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No Man's Land - Teil I: Der raue Westen - Seite 3 Empty Re: No Man's Land - Teil I: Der raue Westen

Beitrag von Leo So Aug 09 2015, 02:26

Terry spürte, wie sich langsam so etwas wie Panik in ihm anbahnte.
Der Wind (oder war immer es war) war zurück – und noch furchterregender als zuvor. Die Luft fühlte sich an wie Wasser und verursachte eine stehende Gänsehaut auf seinen Armen; zugleich bemühte er sich, nicht auf die aufgewirbelte Erde zu starren, doch sie war einfach überall.
Dazu kam noch ein durchgeknallter Mann, der inmitten dieser Naturgewalten stand und sich aufführte, als wolle er jeden Moment laut loslachen. Terry war überzeugt davon, dass er den Verstand verloren haben musste, doch er hatte besseres zu tun, als sich um den Mann zu kümmern – zumindest, solange er nicht gefährlich wurde.
Er sah sich so gut wie möglich im Chaos um und versuchte, sich ein Bild von der aktuellen Situation zu machen. Der Irre mit dem Kasten hatte sich noch nicht vom Fleck bewegt und stand nur wenige Meter von ihm selbst entfernt; seine Pläne, den Saloon zu erkunden, schien er mit seiner Euphorie vergessen zu haben. Terry beschloss ohne groß nachdenken zu müssen, den Mann lieber vorerst in Ruhe zu lassen.
Weiter hinten hatte der Mexikaner offenbar einen vergeblichen Versuch gestartet, das Dorf zu verlassen. Sein Pferd schien panisch, und dass es nicht in der Lage schien, davonzulaufen, ließ Terrys Panik erneut kurz wachsen, doch noch hatte er sich unter Kontrolle.
Noemi schließlich, wohl der Mensch im Dorf, dem er am ehesten zu vertrauen bereit war, hatte sich auf den Weg zu einem der Gebäude gemacht. Was sie dort wollte wusste Terry nicht, doch sei schien ähnlich beunruhigt und zog nun sogar ihre Waffe. Er bezweifelte, dass das etwas bringen würde. Wind konnte man nicht erschießen.
Und er selbst?
Er stand rum und versuchte, die Angst von sich fernzuhalten.
Er machte einen zaghaften Schritt in Noemis Richtung, überlegte schon, ihr zu folgen, entschied sich dann jedoch um, als er ein Pferd wiehern hörte.
Alma.
Wie hatte er das vergessen können?
Sofort fuhr er herum und eilte zu den Pferden, die noch immer vor dem Saloon angebunden waren. Alma stand am nächsten von ihm. Sie versuchte verzweifelt, sich loszureißen, ihre Augen rollten, ihr Fell wirkte stumpf und schwitzig. Er begann, am Knoten ihres Strickes herumzuziehen, doch seine Finger glitten immer wieder ab. Gleichzeitig redete er vor sich hin, immer wieder Almas Namen, dazu beruhigende Worte, die jedoch gar keinen Sinn ergaben und immer schneller wurden.
Ruhig, Terry. Ganz ruhig. So machst du alles nur noch schlimmer.
Er verstummte, während er sich ganz darauf konzentrierte, den Knoten des Seils zu lösen.
Pferde waren Rudeltiere, sie beruhigten sich am besten, wenn die Menschen um sie herum ruhig waren, und Alma erst recht; ruhiger Terry ergab ruhige Alma.
Und umgekehrt. Toll.
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Beitrag von Umbra Sa Aug 15 2015, 20:17

Als Jim beobachtete, wie Dayton Priest entgeistert versuchte, Abstand zwischen sich und den Kojoten Moses zu bringen – worauf das Tier mit zähnefletschendem Knurren und angriffsbereiter Körperhaltung reagierte –, musste der Prediger durchaus ein wenig schmunzeln. Sein pelziger Begleiter mit dem eigenwilligen Gemüt hatte eine tröstliche, aufmunternde Wirkung auf ihn. Das merkte Jim immer wieder.
Bevor Moses sich jedoch daranmachte, den anderen Mann zu zerfleischen, kam Jim dessen Bitte nach und pfiff einmal laut durch die Zähne, woraufhin der Kojote sich sofort entspannte. Hechelnd schaute Moses zu seinem Herrchen zurück und machte sich, auf ein seitliches Nicken Jims hin, auf und erkundete statt Dayton das Gebüsch.
So widmete sich Jim dem ab Boden sitzenden Mann.
„Was ich hier mache?“, wiederholte er skeptisch dessen Frage. War das nicht offensichtlich? Jim Ton war leicht sarkastisch, aber für seine Verhältnisse freundlich.
„Ich reise, wie gehabt, gen Westen“, erklärte er. „Dass ich gesehen habe, dass du dort am Boden herumlungerst und mit einem Kaktus kuschelst, hat mich nicht dazu bewegt, absichtlich hier entlangzufahren. Hier ist die Straße, mein Sohn.“
Zumindest schien dieser staubige Streifen, der sich durch die Landschaft zog, als Straße benutzt zu werden. Befestigt war er keinesfalls – aber befahren wurde er öfter, dem Zustand der Vegetation nach zu urteilen.
„Wärst du gestern bei mir am Feuer geblieben, hätte ich dir zum Frühstück einen Kaffee aufgebrüht“, fuhr Jim fort. „Nun, unterwegs, gestaltet sich das als etwas schwierig. Nötig hättest du’s vielleicht. Wohl nicht so gut geschlafen, was?“
Der Mann sah wirklich etwas furchtbar aus. Der verkaterte Jim wirkte allerdings bestimmt auch nicht unbedingt fit. Er fühlte sich auch nicht bestens. Ein Kaffee wäre nun eigentlich nett. Leider hatte er seine Feuerstelle schon hinter sich gelassen und hatte nicht vor, zurückzukehren.
„Steh auf, Priest; Grey Falls ist nicht mehr weit, schätze ich, und wartet auf uns – aber nicht zu hastig. Moses kann das nicht leiden… Auch nicht, wenn er so gute Laune hat wie jetzt.“



Während Noemi aufmerksam die Gegend im Auge hielt und Terry es schaffte, seine Alma von der Panik abzubringen, auch wenn ihr die Situation offensichtlich immer noch nicht behagte, wurde Newson Hilger der Sturm langsam zu viel. Die Euphorie darüber, dass sein Gerät wenigstens für irgendetwas gut war, wenn auch nicht für den eigentlichen Bestimmungszweck (das Detektieren von Gold), rückte in den Hintergrund, denn der umherfliegende Dreck war nicht nur lästig, sondern peitsche inzwischen schmerzhaft gegen freiliegende Haut. So schirmte Newson das Gesicht mit seinen Armen ab und floh in den Saloon.
Neben Alma riss sich das andere Pferd schließlich los und galoppierte so schnell davon, dass es nur noch wenige Sekunde im dichten Sturmtreiben auszumachen war. Aber auch El Pezosas Pferd war außer sich vor Angst. Schlussendlich war es vielleicht doch keine gute Idee gewesen, dem Tier nachzugeben, denn statt einfach eine Fluchtrichtung zu wählen, scheute der Gaul umso mehr und begann, auf die Hinterbeine zu steigen und auch, davon abwechselnd, wild zu springen und auszutreten, als wäre es ein noch nicht zugerittenes Jungtier bei einem Rodeo.
El Pezosa hatte  Not, sich im Sattel zu halten, und schaffte es schlussendlich nicht mehr. In einem hohen Bogen wurde er vom Rücken seines Tieres geschleudert und landete hart auf dem Boden.[1] Der Schmerz war für einen abgebrühten Bandido wie ihn jedoch wenig tragisch. Dass sein Gaul laut wiehernd davongaloppierte und im Sturm verschwand, war da schon ein größeres Problem.
Allerdings wurde der Wind selbst immer unbarmherziger. Er riss nicht nur an der Kleidung der Anwesenden – sondern auch an den Bestandteilen der Siedlung. Erste Zaunlatten und Dachziegel lösten sich und wurden zu gefährlichen Geschossen.

[1] -2 körperliche Belastungspunkte
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Beitrag von Fade Sa Aug 15 2015, 22:11

Geisterstadt, Geistersturm und ein Gaul der plötzlich Kräfte entdeckte, die er wochenlang gut versteckt hielt, als sie gemeinsam durch die Prärie trotteten. Womöglich hatte eine der zahllosen Verfluchungen, die man El Pezosa schon hinterher gerufen hatte ja endlich Wirkung gezeigt. Flach auf den Boden gekauert und mit zusammengekniffenen Augen spähte der Mexikaner nach dem nähesten Gebäude was wenigstens die Spur des Anscheins erweckte, es würde nicht in den folgenden Sekunden vom Geisterwinde verweht werden. Kein sicheres Versteck, wenn man die Kraft des Sturmes in Betracht zog, jedoch besser als gar keines.

Ohne noch länger zu zögern kroch der Mexikaner rasch auf den Unterschlupf zu. Man wollte nicht das er ging? Auch gut. Wenn es das Schicksal so wollte, würde er noch in dieser Nacht mit dem Teufel tanzen. Von den anderen war im Chaos aus Staub Sand und herumgewirbelten Geäst nichts mehr zu sehen und wenn es ihm schon ans Leder ging, so hoffte er doch, dass es ihn nicht als einzigen erwischte.
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Beitrag von Elli Di Aug 18 2015, 11:31

Dayton entspannte sich sichtlich als der nach Tod riechende Rachen des Kojoten von seinem Gesicht Abstand nahm. Langsam richtete er sich auf und drückte mit beiden Händen gegen seinen Rücken. Er hatte schon mal besser gelegen. Das er schlimm aussah, glaubte er ohne einen Spiegel. Er sah seit den letzten Jahren schlimm aus. Er zuckte mit den Schultern als er endlich, aber langsam wie Jim es ihm geraten hatte, in die Vertikale kam und seine Arme nach oben reckte. Ein lautes Knacken in seiner Schulter ließ ihn wissen, dass zumindest das Reiten heute erträglich sein würde. Nachdenklich rieb er sich mit der Hand das Kinn - rasieren sollte er sich vielleicht auch mal wieder - bevor er sich notdürftig etwas Staub von dem Hose klopfte.
"Besser 'n Kaktus im Arm, als 'ne wütende Ehefrau im Bett." erwiderte Dayton kurz auf die Antwort von Jim.
"Ich hatte nicht das Gefühl, dass du Lust auf Gesellschaft hast. Deswegen bin ich weitergezogen. Auch wenn ich einen Kaffee genommen hätte, ist es wohl Zeit aufzubrechen." Mit einigen wenigen Bewegungen sammelte er die Utensilien zusammen, die er Nachts genutzt hatte und verstaute alles auf Snow. Er würde seinen Hengst heute nehmen. Bevor er aufstieg, drehte er sich kurz zur Seite, griff in die Tasche und warf Moses ein Stück Trockenfleisch zu. Er nahm sich selbst ein Stück und biss ab.
"Kann gleich losgehen. Muss nur noch schnell pissen." Wie gesagt, verrichtete Dayton sein Bedürfnis sich zu erleichtern und stieg behände in den Sattel. Er wusste nicht wie schnell der Wagen des Priesters die Prärie aufwühlen würde - galoppieren war im Sattel jedenfalls besser. Er griff noch nach seiner Steinschleuder. Wenn sie Glück hatten würden sie einen Hasen oder ein Murmeltier aufschrecken. Dayton hatte Hunger auf frisches Fleisch.
"Na dann...auf nach Grey Falls, was?!"
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Beitrag von Darnamur Di Aug 18 2015, 15:30

Es wurde schlimmer. Noemi spürte den Wind wild an ihren langen Haaren reißen. Immer heftiger schlug ihr der Sturm unangenehm entgegen und kratzte an ihrer Haut. Auch ihre Sicht begann zusehends zu verschwimmen. Vor ihrem linken Auge waberte, wie immer, nur eine undurchdringliche, schwarze Masse. Aber auch vor ihrem rechten Auge schwand nun zusehends die Funktionstüchtigkeit. Staub und Dreck sah sie dort vor sich her wirbeln und bald schon war der Schmutz fast alles was sie sah. Etwas weiter entfernt konnte sie noch den Schemen eines sich aufbäumenden Pferdes erkennen, das seinen Reiter aus dem Sattel riss. Der Mexikaner.
Noemi kniff die Augenbrauen zusammen, doch hinter dieser braungelben Schmutzschicht konnte sie den gefallenen Mann nicht mehr ausmachen. Verschwinde von hier. Der muss alleine klar kommen. Du bist diesem Kerl nichts schuldig. Rein gar nichts.
Ihre Gesichtszüge verhärteten sich und mit gebückter Körperhaltung, um dem Wind weniger Angriffsfläche zu bieten, überbrückte sie die letzten paar Schritte zur Schmiede. Dort drinnen wollte sie sich erst einmal verschanzen. Denselben Schutz wie in dem Saloon, würde sie hier drinnen wohl nicht finden, aber es war besser als nichts. Die Frage blieb: Wohin nun? Noemis Auge durchstreifte die Szenerie und sie traf einen Entschluss.
Gerade noch rechtzeitig, denn im nächsten Moment schlugen ihr auch schon einige Sandkörner gegen die Pupille. Noemi presste das brennende Auge zusammen und kämpfte sich blind vor zu dem Ort, den sie zuvor noch ausgemacht hatte. Unter ihren Fingern bekam sie harten Stein zu fassen. Ja, hier war sie richtig. Mit einem Ruck hievte sie ihren schmalen Körper hoch und in den Schmiedeofen hinein. Noemi fühlte knirschende Kohle unter sich, welche sicherlich ihre gesamte Kleidung verdrecken würden.
Aber das spielte nun keine Rolle. Hier wäre sie erstmal von mehreren Richtungen aus vor dem Wind geschützt. Der ganze Unrat schlug ihr nur noch gegen den Rücken. Die Esse stellte in dieser Hinsicht einen guten Schutz dar. Noemi würde hier zumindest erst mal eine Zeit lang liegen bleiben. Etwas anderes blieb ihr ja wohl auch kaum übrig.
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Beitrag von Leo Di Aug 18 2015, 22:16

Der Sturm wurde noch stärker und Terry kam sich immer hilfloser vor.
Der Wind riss an den Kleidern und zerzauste ihm die Haare, während er mit Alma vor dem Saloon stand und nicht wusste, wohin mit sich.
Natürlich wäre es das Beste, sich in eines der Gebäude rundum zu verkriechen, aber er würde Alma unter keinen Umständen alleinlassen und er war nicht sicher, ob er sie überzeugen konnte, ein völlig unbekanntes Haus zu betreten; außerdem roch es im Saloon so stark nach falschem Zauber, dass selbst er es bemerkt hatte. Unglaublich, dass in diesem Dorf noch vor wenigen Stunden so etwas wie Leben geherrscht hatte. Was bei allen Kojoten dieser Welt ging hier nur vor?!
Alma war nach wie vor unruhig, doch Terrys beruhigende Worte und sein besänftigendes Streichen über ihre Flanke hinderten sie zumindest daran, fortzulaufen. Nein, ganz sicher würde er sie nicht in den Saloon bekommen. Aber wohin dann? Der Sand stach ihm in die Haut wie ein Moskitoschwarm und nahm ihm die Sicht, Wind und Staub machten es zunehmend schwierig, zu atmen. Hier konnten sie nicht bleiben.
Er schirmte die Hand mit den Augen ab und versuchte, durch das Wüten des Sandes etwas zu sehen, doch er sah nur Schemen und musste die Lider wieder zukneifen, als ihm eine Woge Sand in die Augen flog und ihm die Wimpern verkrustete.
War nicht zwischen dem Saloon hinter ihm und dem Gebäude daneben diese schmale Gasse gewesen? Terry erinnerte sich daran, da er sich beim Herkommen noch ermahnt hatte, auf diesen Spalt besser Acht zu geben; er sah nach einem idealen Versteck für Kleinkriminelle jeder Art aus. Er war nicht breit gewesen, doch für ein Pferd reichte es … zumindest in seiner Erinnerung.
Wenn er die Gasse wiederfinden könnte … dann wäre das ein halbwegs guter Schutz gegen den Sturm und zugleich die Möglichkeit, beim Pferd bleiben zu können.
Während er sich halb blind durch den Wind tastete, in einer Hand noch Almas Zügel, dachte er wieder an die Einäugige. Sie war gegangen, während er sich noch mit dem verrückten Forscher unterhalten hatte. Wo sie wohl jetzt war? War sie wohlauf? Er konnte es nur hoffen. Etwas Finsteres hatte das Mädchen umgeben, doch Terry hatte nicht das Gefühl gehabt, dass sie etwas Böses im Schilde geführt hatte.
Ganz im Gegensatz zu dem Mexikaner. Bei dem Gedanken fuhr er sich über den schmerzenden Kiefer. Mistkerl.
Vermutlich hatte er mehr Glück als Verstand, doch es dauerte nur ein paar Augenblicke, bis Terry die Gasse wedergefunden hatte. Er hatte sich so gut es ging an der Außenmauer des Saloons orientiert, während er Alma unablässig gut zugeredet hatte, und schließlich öffnete sich tatsächlich zwischen den Gebäuden eine dünne Schlucht, kaum breit genug für zwei Menschen nebeneinander. Seine Stute wirkte nicht begeistert, ließ sich aber auf den Spalt ein, und tatsächlich – sobald sie zwischen den Häusern standen hatte Terry das Gefühl, endlich wieder atmen zu können. Zwar peitschte auch hier noch der Wind und auch vom Sand wurde er nicht verschont, doch es war eine spürbare Verbesserung zur Hauptstraße.
Mit einem tiefen Seufzer ließ er sich gegen die Hauswand sinken und fuhr sich durch das sandige Haar.
Jetzt musste er nur noch abwarten, bis dieses Spektakel ein Ende hatte.
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Beitrag von Umbra Mo Sep 07 2015, 09:58

Auch wenn zumindest Noemi und El Pezosa schlussendlich einen Unterschlupf gefunden hatten, der sie einigermaßen vor dem stürmischen Treiben schützte, war die Sache scheinbar noch nicht ausgestanden. Durch die Ritzen des Holzes wehte dem Mexikaner immer noch lästiger Sand um die Ohren und in der Esse, in die sich die junge Frau zurückgezogen hatte, heulten und polterten die Winde, die dagegenkrachten, umso lauter. Am schlimmsten traf es jedoch Terry, der für sich und seine Alma einen denkbar schlecht geschützten Ort ausgewählt hatte. Anfangs schien der Aufenthalt in der Gasse wirklich eine Verbesserung darzustellen, aber das änderte sich rasch, als sich der Wind drehte und durch den Spalt zwischen den Häusern fegte – schlimmer als er vor dem Saloon gewütet hatte. So war Terry erneut den Gewalten des merkwürdigen Sturms ausgeliefert, der ihn nicht zu schonen gedachte. Der starke Wind schleuderte ihm und Alma so viel Dreck entgegen, dass wieder einmal der Gedanke aufkam, dass es hier nicht mit rechten Dingen zuging. Jedoch blieb es nicht nur dabei: Immer mehr Bauteile der Gebäude begannen, sich zu biegen, zu knarzen, zu brechen und umherzufliegen – nicht nur die kleineren. Allmählich gewannen die umherwirbelnden Trümmerteile an Größe und wurden zu immer gefährlicheren Geschossen. Alma scheute panisch, und wieherte mit jedem Mal, mit dem sie von einem Trümmerteil getroffen wurde, laut auf. Sie zerrte an ihren Zügeln und drohte, sich loszureißen. Terry, indes, konnte dagegen wenig tun. Er selbst musste einsehen, dass es klüger war, den Kopf unten zu halten. Jeder Versuch, gegen den Sturm anzukämpfen und doch ein sichereres Plätzchen in einem der Gebäude zu suchen, schlug fehl, weil selbst am Boden zu kriechen so kraftaufwändig war, dass es die Muskeln zum Streiken brachte. Lautes, beunruhigendes Krachen erfüllte, neben dem Tosen, die Luft. Mit einem Mal verlor Terry selbst Alma aus den Augen. Ob sie noch ihn seiner Nähe war, das Weite gesucht oder schlichtweg verschwunden war, konnte er beim besten Willen nicht sagen. Seine Rufe nach ihr wurden sofort vom Wind verschluckt und endeten damit, dass er Dreck ausspucken musste.
Auch El Pezosa musste miterleben, wie der Sturm sein Versteck Stück um Stück zerlegte. Der Mexikaner fühlte sich den Mächten des, so glaubte er, tobenden Geistersturms ausgeliefert, weil auch er nichts gegen diesen unternehmen konnte. Ihm blieb nur zu hoffen, dass die Ecke, in die er sich zurückgezogen hatte, einigermaßen verschont blieb und der Tisch, unter dem er sich verkrochen hatte, stabil genug war, um ihn davor zu bewahren, von herabstürzenden oder umherfliegenden Bauteilen erschlagen zu werden.
Noemi hatte das Gleiche zu befürchten, denn ihr Rücken war ungeschützt und die Geräuschkulisse hinter ihr wurde immer beunruhigender. Sie beschloss kurzerhand, sich in die hinterste Ecke des Schmiedeofens zu verkriechen, bis das Gröbste überstanden war.
Doch wie lange würde das dauern?
Sekunden vergingen… Minuten… vielleicht Stunden.



Jim wartete geduldig ab, bis Dayton Priest sich bereitgemacht hatte, aufzubrechen. Er versprach sich von dessen Anwesenheit keine positive Ablenkung vom Alltag, denn er genoss die Abgeschiedenheit von anderen Menschen, allerdings war das Reisen hier draußen zu zweit sicherer als allein, wenn man unverhofft Fremden begegnete. Mit Indianern konnte man Glück oder Pech haben – wenigstens hatte Jim einen Draht zu ihnen, weil er ihre Kultur verstand und mit ihnen kommunizieren konnte –, weiße Siedler hatten zumindest in irgendeiner Form meist Respekt vor seinem Amt, was bisher im schlimmsten Fall damit geendet hatte, ausgeraubt worden zu sein, während man andere Leben nicht verschont hatte. So verkommen die Räuber hier draußen auch waren, wollten sie sich eher nicht mit Gott anlegen, indem sie einen Priester umbrachten. Bei einer Schießerei aus der Ferne würde ihn sein Amt möglicherweise jedoch nicht schützen. Einen zweiten Mann bei sich zu wissen, der mit Waffen umgehen konnte (und bewaffnet war Dayton sichtlich), gab vorsorglich ein gutes Gefühl.
Jedoch konnte Jim, was vielleicht auch auf sein Gelübde zurückzuführen war, nicht viel mit derben Scherzen anfangen. Daytons Spruch, dass ein Kaktus im Arm besser sei als eine wütende Ehefrau im Bett, ließ ihn deswegen eher eine Augenbraue in die Höhe ziehen, als dass er darüber lachen konnte.
„An Gesellschaft bin ich gewöhnt, das bringt meine Berufung mit sich“, entgegnete Jim dem Mann. Damit widersprach er nicht unbedingt, dass er keine Lust auf Gesellschaft gehabt hatte. Eigentlich hatte er auch jetzt gerade keine Lust. Eigentlich hatte er das nie. Da gab es allerdings ein Problem…
„Ich bin nie allein“, erklärte er und deutete kurz mit einem Blick nach oben an, was er damit meinte. Gott war immer bei ihm. Irgendwie. Zumindest schaute Gott zu, wie ihm Unheil widerfuhr. Das war auch eine Art von Gesellschaft. Zudem suchten unglücklicherweise Menschen Jims Nähe, eben weil sie sich durch ihn eine Verbundenheit zu Gott versprachen. Sie zu betreuen, gehörte zu seinen Pflichten, denen er auch nachkam, wenn er keinen Ausweg fand. Es war deprimierend, sich mit den Leuten zu beschäftigen und sie schon vor sich zu sehen, wie sie kalt und tot dalagen, vielleicht sogar mit Blei durchlöchert und mit Blut besudelt. Jeder wartete nur darauf, beerdigt zu werden, aber vermutlich würde keiner von ihnen nach dem Tod Gottes Herrlichkeit schauen. Die Menschheit war verderbt. Jim hatte seine Schaufel hinten auf dem Karren – und sein Gewehr lehnte griffbereit direkt neben sich an die Bank.
„Nur gesprächig bin ich nicht, wenn es sich vermeiden lässt.“

Gemeinsam machten sich Father James O’Reilly und Dayton Priest auf den Weg gen Westen. Der Kojote namens Moses begleitete sie noch ein Stück, aber nachdem er einsehen musste, dass es bei Dayton kein Trockenfleisch mehr zu holen war, wurde er dessen überdrüssig. Jim hob das Tier nach einer Weile auf den Wagen, wo es sich zusammenrollte und schlief, während die Reise fortgesetzt wurde.
Die Prärie war leicht hügelig, von Gras, Gebüsch und vereinzelten Bäumen oder Baumgruppen besetzt. Sie wirkte, trotz ihrer Wildnis, friedlich. Der Weg, jedoch, war ausgefahren genug, dass man ihm leicht folgen konnte, und angenehmerweise zu einem nicht geringen Anteil im Schatten.
Ab und zu kamen Dayton und Jim an Überbleibseln menschlicher Besiedlung vorbei oder an Unrat wie zerbrochenen Achsen und Wagenrädern, die von Reisenden zurückgelassen worden waren. Hin und wieder zeigte sich auch ein tierisches Lebewesen, aber hauptsächlich Echsen und anderen Getier, auf das Dayton lieber verzichtete, anstatt es zu jagen.
Gegen Mittag stießen die beiden Reisenden in einer Senke auf eine kleine, staubige Ansiedlung, die schon so verfallen war, dass nur noch Fundamente, Gemauertes und einiges verwittertes Holz übrig geblieben waren.
Jim wusste, dass das hier Indianergebiet war. Die weißen Siedler, die sich hier einmal niedergelassen hatten, waren offenbar schon lange fort.
Umso mehr verwunderte es, dass mitten auf der Straße, dicht nebeneinander aufgereiht, vier Körper zu liegen schienen. Dayton und Jim erkannten sie schon aus der Ferne und waren sofort alarmiert.
Bedauerlicherweise sah es so aus, als hätten Banditen ihre Opfer zum Verrotten und um anderen Reisenden Angst zu machen, zurückgelassen. Sowas war eine wahre Schande! Mit finsterem Blick stieg Jim von seinem Karren ab und griff nach seinem Gewehr.
„Bleib hier, Priest.“
Jim ließ sein Hab und Gut außerhalb der Ruinen zurück, um auf die Leichen zuzugehen. Misstrauisch behielt er die Umgebung im Auge. In der Nähe gab es so gut wie keine Möglichkeiten, sich zu verstecken, aber dass Jim gerade in einen Hinterhalt lief, schloss er nicht aus. Vielleicht waren es auch die „Leichen“ selbst, die diejenigen zu überfallen gedachten, die nach dem Rechten sehen wollten. Jim spannte den Hahn des Gewehrs und machte sich feuerbereit, während er die letzten Schritte auf die Körper zutrat.
Sie stanken noch nicht zum Himmel. Und irgendwelche Anzeichen für größere Verletzungen wiesen sie auch nicht auf. Sie atmeten, tatsächlich, mehr oder weniger. Lang schienen sie noch nicht hier auf der Straße zu sein, sonst müsste die Sonne sie gegrillt haben, aber irgendetwas schien hier nicht zu stimmen. Schliefen die etwa? Es handelte sich um einen Mexikaner, einen älteren Herrn mit Anzug und Schnauzer, ein einäugiges Mädchen, das so verrußt war, als wäre es durch einen Kamin geklettert, und um einen jungen Mann mit Stehohren und Pickelfresse.
Jim runzelte ob des Anblicks dieser merkwürdigen Versammlung die Stirn. Dann entschied er sich, zu versuchen, die Leute zu wecken. Erst einmal den hässlichen, jungen Burschen – er lag am Rand und war ihm am nächsten. Jim stieß ihm mit der Mündung seines Gewehrs an die Brust. Noch wusste er nicht, wie er die Situation einordnen sollte. Wenn man ihn nun anspringen würde, war er bereit, abzudrücken.
„Keine Bewegung“, knurrte Jim befehlend, als er merkte, dass in den Kerl tatsächlich etwas Leben fuhr.[1]

[1] Aufgewacht, ihr Schlafmützen! Irgendwie habt ihr den Sturm wohl überstanden – wenn ihr euch auch nicht daran erinnern könnt, wie. Von den Gebäuden steht so gut wie nichts mehr. Wie beschrieben, liegt ihr dicht an dicht aneinander. Außerdem fühlt ihr euch wie nach einer durchzechten Nacht. Ihr bekommt alle die mittlere körperliche Konsequenz „Verkatert“.
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No Man's Land - Teil I: Der raue Westen - Seite 3 Empty Re: No Man's Land - Teil I: Der raue Westen

Beitrag von Darnamur Di Sep 08 2015, 22:08

Die Dunkelheit war etwas, dass die Menschen schützte. Viele verstanden das nicht. Sie fürchteten sich vor der Finsternis, versuchten sie mit Kerzen und Öllampen zu bekämpfen. In der Dunkelheit nämlich, konnten die Menschen weniger sehen. Das verunsicherte sie, machte ihnen Angst. Vor dem, was die Menschen nicht verstanden, hatten sie immer Angst.
Dunkelheit war etwas viel Bedeutenderes, Wunderbares. Noemi erinnerte sich an zahlreiche Nächte, in denen Hanson und Fletcher sie bestiegen hatten. Sie war auf die von Spermaflecken besudelte Matte gedrückt worden. Und dann waren sie wie Tiere über sie hergefallen. Sie hatten ihr Geschlecht hervorgeholt. Ein dickes, langes Monstrum, mit dem Nacht für Nacht malträtiert wurde. Es war gewesen, als würde ein stumpfer Dolch immer wieder in ihr Inneres gerammt werden.
Doch sie hatte nichts gesehen. Sie kamen in der Dunkelheit zu ihr und die Dunkelheit schützte sie. In diese Finsternis hatte sie sich immer wieder geflüchtet, als sich ihre Fingernägel in ihre Schlafmatte gebohrt hatten. Sie hatte nichts sehen müssen. Das Einzige, was sie wahrnahm, waren die Schmerzen und die Geräusche, die teilweise zu ihrem Verstand durchdrangen. Das Grunzen, das Stöhnen, ihre eigenen Schreie.
Die Dunkelheit war kein Feind. Sie war ein Freund. Noemis Freund. In der Dunkelheit konnte sie nicht gesehen werden. Sie war verborgen. Und dem, was verborgen war, konnte man nichts antun. Sehen konnte sie dann auch nichts mehr, aber sie wusste, dass sie sich auf ihre anderen Sinne verlassen konnte.
Auch die Dunkelheit des Schlafes war schützend. Der Schlaf half die Realität zu verdrängen, ein Fenster zu erschaffen, in dem man allein mit sich war, und sich erholen konnte. Auch jetzt umfing sie diese Art von Dunkelheit. Das einzige, was sie spürte, war ein Pochen in ihrem rechten Bein. Dann schlug ihr ein Schwall Wasser ins Gesicht.
Noemi presste die Augen auf. Vor ihr konnte sie verschwommen ein Gesicht wahrnahmen. Es war völlig rot angelaufen. Auf einer knochigen, spitzen Nase thronte ein silbernes Brillengestell durch das sie zwei graue Augen wütend anstarrten. „Wie kannst du das nur tun, Kind? Wie kannst du mein Vertrauen nur so missbrauchen?“
Ihr wurde plötzlich gewahr, was Fletcher dort in seinen Händen hielt. Es war ein silberner Löffel, der ihr entgegen blitzte. Er starrte grimmig auf sie drein. „Ich will dich lehren…“
Und plötzlich wusste, sie was er tun würde. Er würde sie an ihrem Schädel packen und das Eisen in ihr Auge rammen. Er würde es tief hinein bohren und das Auge herauspressen. Noemi bekam es mit der Panik zu tun. Ihr Körper begann in Schweiß auszubrechen und sie zerrte wild an ihren Armen, die sie nicht bewegen konnte. Sie rührten sich einfach keinen Millimeter. Fletcher stieß ein Kreischen aus und im gleichen Augenblick ging der Löffel auf sie nieder.
Noemi zuckte zusammen. Ihr eines Auge blinzelte und ein wenig Ruß regnete von ihrem Lid herunter. Anscheinend hatte es schon ein wenig offen gestanden, denn sie konnte nun tatsächlich eine Gestalt direkt vor sich stehen sehen. In Lederstiefeln stand dort ein Kerl in schwarzer Soutane mit einem breitkrempigen Hut auf dem Kopf. Die Kleidung eines Priesters. Doch ob der Kerl wirklich ein Mann Gottes war, das war die andere Frage. Sein rüdes Verhalten und das funkelnde Gewehr in seinen Händen sprachen eine andere Sprache.
Im Augenblick schien sie jedoch Glück zu haben. Wer auch immer der Kerl war, gerade schenkte er seine Aufmerksamkeit einer anderen Person, die wohl gerade neben ihr lag. Die Stimme klang herrisch, aber immerhin drückte der Mann nicht gleich ab. Er hatte sich ein wenig herabgebeugt, um seinem „Opfer“ den Gewehrlauf vor die Brust zudrücken. Noemi konnte sehen, wie der Kerl in Priestergewandung den Liegenden aus grüngrauen Augen musterte. Als sie hinüber schielte, wurde ihr klar, dass der Bedrohte niemand anderes war, als Terry. Terry…woher kannte sie diesen Mann nochmal? Sie waren zusammen in dem Saloon gewesen…was war danach nur geschehen? Wie war sie hierhergekommen?
Noemi dachte angestrengt nach. Da war dieser Sturm gewesen. Irgendwie hatte sie es geschafft einen halbwegs geschützten Punkt zu finden. Danach setzte ihre Erinnerung aus.
Die Frage blieb nur, was jetzt zu tun war. Ihre Hand tastete vorsichtig nach ihrem Gürtel. Ja, ihr Messer war immer noch dort, wo es hingehörte. Mit dem Zeigefinger streichelte sie die scharfe Klinge. Was sollte sie machen? Gerade hatte sich der Kerl etwas herabgebeugt. Wenn sie schnell war, könnte sie ihm den Stahl direkt in die Kehle rammen. Dann würde er röchelnd an seinem Blut ersticken, genau wie Fletcher. Aber er würde wohl noch Zeit finden abzudrücken. Vielleicht nicht sie, aber Terry würde es erwischen.
Eines stand fest. Sie musste schnell handeln. Der Zeitpunkt der Unaufmerksamkeit dieses Mannes war wohl bald verschwunden. Jetzt dachte er vielleicht noch, sie wäre bewusstlos. Wenn sie am Ende beide tot waren, spielte Terrys Leben keine Rolle mehr. Außerdem schuldete sie ihm nichts. Sie waren keine Freunde, kannten sich nicht einmal.
Noemi öffnete das braune Auge völlig und starrte den Priester an. Dann hob sie ihre Arme. Langsam, aber der Fremde würde sie wohl in seinem Sichtfeld wahrnehmen können. Noemi legte die Arme hinter ihrem Kopf auf den erdigen Untergrund, die Handflächen nach oben. Sagen tat sie nichts. Sie starrte den Mann in der Soutane nur an.
Er würde sie nicht töten wollen. Zumindest sollte er keinen Grund dazu haben. Er hatte Terry auch jetzt noch nicht erschossen. Vielleicht würden er ihnen ihre Habe nehmen wollen, aber davon hatte Noemi auch jetzt nicht viel. Vielleicht würde er sie vergewaltigen, aber vermutlich auch nur einmal. Mit diesen Risiken würde sie leben müssen. Im Augenblick stand nur fest, dass sie nicht wusste, was passiert war und das dieser Fremde sie gefunden hatte. Und noch hatte er niemanden erschossen. Sie würde einfach abwarten müssen, was nun weiterhin passierte.
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No Man's Land - Teil I: Der raue Westen - Seite 3 Empty Re: No Man's Land - Teil I: Der raue Westen

Beitrag von Leo Mi Sep 09 2015, 01:47

Der Sturm hörte nicht auf, im Gegenteil. Ales wurde nur noch schlimmer.
Nach einer Weile ging Terry dazu über, die Augen zuzukneifen, sich die Hände auf die Ohren zu pressen (so gut das mit Zügen in der Hand eben ging) und sich zusammenzurollen wie eine Katze, doch es half alles nichts. Der Wind fuhr ihm unter die Kleider, Sand und Staub setzten sich auf jedes Fleckchen Haut, das sie erhaschen konnten. Sein ganzer Körper juckte, als würde ein Ameisenschwarm darauf herumkrabbeln.
Schließlich ging es so weit, dass er Alma verlor. Er merkte gar nicht richtig, dass er die Zügel verloren hatte, nur, dass sie mit einem Mal fort waren; sein panisches Rufen wurde in dem Getöse einfach verschluckt. Er hatte Angst, und hier, mitten im Sturm, ganz auf sich gestellt, hielt er sie nicht zurück. Sein zusammengekauerter Körper zitterte, nicht nur vor Kälte. Er schlang die Arme um seine Beine und drängte sich noch enger an die Mauer, die Stirn auf die Knie gestützt. Vor seinen Augen tauchten verzerrte Bilder aus seiner Kindheit auf; seine kleine Schwester Felicity und er, wie sie lachend durch die sommergoldenen Felder rannten; gleich darauf hörte er die Gesänge aus der kleinen Kirche von Wells an irgendeinem Feiertag.
Ob Gott ihm noch zuhören würde, nach so langer Zeit?
Terry schluckte, dann begann er, als ihm gar nichts anderes mehr einfiel, zu beten, doch es hörte sich falsch an. Heuchler. Die Worte passten nicht zueinander, sie sprangen ihm halb ausgesprochen von den Lippen, sie klangen bäurisch und fahl. Trotzdem machte er weiter, heuchelte einem Gott sein Leid, von dem er nicht wusste, ob er an ihn überhaupt noch glauben durfte. Er betete für Almas Wohl, für sein Wohl, aber vor allem dafür, dass der Sturm aufhörte. Dafür, dass er endlich aufhörte und verflog wie ein Albtraum, der er nicht war.
Er musste stundenlang dagehockt haben, doch als er die Stimme hörte, war mit einem Mal alles schwarz. Sein Gebet fühlte sich an wie eine entfernte Erinnerung, als wäre es Jahre her. Die Stimme drang in die Schwärze wie ein Messer. Sie klang nicht freundlich und war viel zu laut, hatte aber gleichzeitig einen merkwürdigen Akzent, der zum Lachen einlud.
Terry öffnete die Augen einen Spalt und kniff sie gleich wieder zusammen, als die Sonne ihn mit glühenden Pfeilen empfing. Er versuchte es noch einmal; erst beim dritten Anlauf schaffte er es, seine Lider ganz zu heben – und wünschte sich sofort, er hätte es nicht getan.
Über ihm stand ein sonderbarer Mann. Terry fiel sofort auf, dass er ein Priestergewand trug, mit Kragen und allem. Hatte sein Gebet genutzt, war er im Himmel? Das Problem schien jedoch weniger der Mann, als eher das Gewehr zu sein, das er in Händen hielt – und geradewegs auf seine Brust gerichtet hatte.
Was war hier los? Wo war der Sturm, wo war das Chaos?
Wo war sein Pferd?
Seine Augen huschten einen Moment lang durch die Überreste des Dorfes, doch aus Sorge, den bewaffneten Priester nervös zu machen mühte er sich, sich auf einen Punkt zu konzentrieren, knapp unterhalb der Gewehrmündung. Langsam hob er die Hände auf Höhe seines Kopfes. Noch immer tat ihm alles weh, selbst diese kleine Bewegung fuhr ihm durch die Glieder wie eine Gänsehaut.
Darf ich wenigstens aufstehen?‘, lag ihm auf der Zunge, doch er sagte nichts – es war nun wirklich nicht die Situation, um Reden zu schwingen. Stattdessen würde es das Beste sein, stumm dazuliegen und abzuwarten – viel anderes blieb ihm wohl nicht.
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No Man's Land - Teil I: Der raue Westen - Seite 3 Empty Re: No Man's Land - Teil I: Der raue Westen

Beitrag von Elli Mi Sep 09 2015, 14:45

Dayton nickte. Wollte Jim kein Gespräch, so würde er ihm keins aufzwingen. Er hätte auch nicht gewusst worüber er sich hätte unterhalten sollen.
Das Wetter? - Sonnig. Staubig. Heiß.
Das Leben? - Läuft scheiße und deins so?
Gott? - Tut mir leid, aber ich haben jeden Glauben den du predigst schon lange verloren. Lust auf einen Gedankenaustausch dazu?
Nein. Alles nichts womit man eine Reise angenehm gestalten könnte. Schweigen konnte angenehm sein und so empfand Dayton es auch gerade. Das Schnauben der Tiere und das gelegentliche Knarren des Wagens war eine Weile alles was es zu hören gab.

Als sie schließlich zu der zerstörten Ruine kamen, sagte Jim Dayton solle hier warten. Einen Augenblick tat er das auch. Er meinte in der Ferne ein Pferd zu erkennen. Mit einem einzigen Handgriff hatte er sein Fernglas in der Hand und wischte befehlsmäßig etwas Staub von der Linse. Tatsächlich ein Pferd. Sogar mit Zaumzeug. Das wunderte Dayton. Etwas konnte hier nicht stimmen, also packte er sein Fernglas wieder weg, drehte sich eine Zigarette, die er auch gleich ansteckte und folgte auf dem Rücken seines Pferdes Jim ins Unbekannte. Es dauerte nicht lange, bis er ihn in einer Gasse stehen sah, während er einem jungen Kerl den Lauf seines Gewehres ins Gesicht steckte.
"Um Himmels Willen, lass ihn doch wenigstens aufstehen." sagte er zwischen zwei Zügen, auch wenn seine Hand ebenso an der Waffe lag wie Jims.
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Beitrag von Fade Mi Sep 09 2015, 20:52

El Pezosa konzentrierte sich lange auf das Heulen und Tosen des Windes. Nach dem Vorfall in der Taverne und so wie sein Gaul an der Siedlungsgrenze reagiert hatte war eine natürliche Ursache des ganzen Chaos hier vollkommen ausgeschlossen. Er konnte nur hoffen, dass was immer auch dafür verantwortlich war, nicht gerade hinter ihm her war, sondern hinter einem der anderen. Das Mädchen hatte schon ziemlich verflucht ausgesehen. Wenn sie nicht die Verursacherin des ganzen war, so war sie ja vielleicht das Opfer. Aber nein. Sie hatte selbst viel zu planlos gewirkt, als sie in den Saloon zurück gestolpert kam und seine Waffen hatten ihr, sowie den beiden anderen Einfallspinseln hier, ausreichend Respekt eingeflößt, als dass diese sich der Bedrohung durch diesen Ort wirklich bewusst gewesen sein konnten.
Angestrengt horchte der Mexikaner, ob irgendeine Schwächung des wütenden Elements vernehmbar wäre, doch Fehlanzeige. Das Tosen mochte auch schon gar nicht mehr dort draußen sein sondern hatte sich womöglich bereits in seinen Schädel gestohlen. Wie eine Ratte saß er hier in der Falle und kein Ausweg in Sicht.

Nur langsam kam sein gemarterter Verstand wieder in Gang, geweckt von einer fremden Stimme. Warm schien ihm die Sonne auf den Pelz und kein bisschen Wind war gerade zu verspüren. Was war mit dem Sturm geschehen? Was hatte die Stimme gesagt? Keine Bewegung? Was für ein vertrauter Befehl das doch war. Einen Moment überlegte Pezosa ob er womöglich bereits beim Teufel war, doch die Schmerzen in seinem Leib waren zu schwach für die Hölle und für den Himmel zu viel. Einen kaum merklichen Spalt öffnete er die Augen, um den Fremden zu erspähen, welcher offenbar nicht mit ihm sondern jemand neben ihm liegenden sprach, während er ein, sicher nicht ganz wertloses Gewehr auf sein Opfer richtete.
Warum lagen sie hier am Boden wie auf einem Silbertablett? Wer hatte hier mit ihnen gespielt? Etwa dieser Fremde? Ein Typ in Priesterrobe, welcher nicht so aussah, als würde er lange fackeln. Womöglich hatte er ja etwas mit dem ganzen Spuk zu tun, aber da er ein Gewehr brauchte, konnte es mit seinen Möglichkeiten nicht so weit her sein. Wenn Pezosa jetzt zuckte, konnte ihn der Fremde leicht aus dem Reflex heraus den Rest geben. Er würde warten, bis er von sich aus mit dem Lauf schwenkte und ihn dann wegpusten wie ein totes Blatt im Wind. Wen auch immer der Fremde ansah, schien nicht zu reagieren, womit er im Grunde ja genau das tat, was der Bewaffnete verlangt hatte.
Dann kam da der Ruf von weiter vorne. Planänderung. Der Kerl war nicht allein unterwegs und offenbar waren sie sich noch dazu uneins über ihr vorgehen. Zeit die Initiative zu ergreifen. „Habt ihr das hier angerichtet?“ El Pezosas Stimme klang trocken und ein wenig heiser, was ihn selbst überraschte. Er öffnete seine Augen. Die Aufmerksamkeit der Fremden war ihm nun sicher gewiss, doch wenn sie schon nicht wussten, wie sie mit ihrem Fund umzuspringen hatten und wohl auch nicht was hier geschehen war, so würden sie ihn auch nicht gleich umlegen.
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Beitrag von Leo Mi Sep 09 2015, 20:58

Bin dafür“, murmelte Terry auf den Vorschlag hin, ihn aufstehen zu lassen, während er krampfhaft nicht versuchte, ins Innere der Gewehrläufe zu schauen. Es war ein sehr seltsames Gefühl, hier auf der Straße zu liegen, während ein Mann ihm sein Schießeisen unter die Nase hielt; er kam sich vor wie ein Verbrecher, und ein schlechter noch dazu.
Er hob den Kopf so weit an, dass er über seine eigene Brust hinübersehen konnte. Ein zweiter Mann war aufgetaucht, offenbar ein Freund von dem verrückten Priester – zumindest redete er so. Er war Terry auf Anhieb sympathisch, aber vermutlich nur, weil er seinen Vorschlag sehr gerechtfertigt fand. Er hatte einen Vollbart und so ungepflegte Haare, dass Terry sich unwillkürlich fragte, warum noch kein Vogel darin nistete. Er machte einen freundlicheren Eindruck und hatte zwar ebenfalls seine Waffe gezogen, schien jedoch deutlich weniger erpicht, sie auch sofort zu verwenden.
Er sah zurück zu dem Priester, der noch immer vor ihm stand und noch immer seine Waffe in Händen hielt. Es war ein komisches Bild, eines, das eigentlich zum Lachen einlud, doch da der Mann nicht wirkte, als hätte er Humor zu verschenken, hielt Terry den Mund und blieb stumm liegen.
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Beitrag von Umbra Di Sep 15 2015, 07:41

„Nein“, wiedersprach Jim Dayton und auch dem Beifall des jungen Kerls, dem er das Gewehr vorhielt. Nicht eine Sekunde ließ Father O’Reilly die seltsame Bande aus den Augen. Solange er nicht wusste, wie diese Situation einzuschätzen war, gedachte er nicht, entgegenkommend und damit nachlässig zu werden. Momentan waren Dayton und er noch im Vorteil – was er nicht leichtsinnig aufgeben wollte.
„Du bist wohl noch nie überfallen worden, Priest“, knurrte Jim, trat einen Schritt zurück und ging dann bedächtig etwas seitlich um die Gruppe herum, um besser alle Beteiligten im Blick und vor seinem Gewehrlauf haben zu können. Ja: Alle. Dazu gehörte auch Dayton. Zwar richtete Jim die Waffe weiterhin auf die am Boden Liegenden, aber nun wollte er auch seinen eigenen Begleiter im Auge behalten. Wer wusste schon, ob er nicht mit diesen seltsamen Galgenvögeln hier unter einer Decke steckte? Diese ganze Situation stank zum Himmel. Und er hatte Grund, Dayton nicht blindlings zu vertrauen.
Denn an für sich war es etwas merkwürdig für Jim, Priest „Priest“ zu nennen, wo Jim doch der Priester war und nicht Priest. Nun fragte er sich, ob Priest wirklich „Priest“ hieß, oder ob dies der erste falsche Nachname war, der Priest beim Anblick eines Priesters eingefallen war. Jim wusste, dass die Leute hier draußen selten mit Kreativität gesegnet waren – und mit Güte noch seltener. Vielleicht war Priest ja ein Nachzügler und seine Bande hatte hier auf ihn gewartet. Dass ein solcher Nachzügler ein Opfer zum Treffen mitbrächte, käme seinen Kollegen sicher recht.
„Das hier sieht mir verdächtig nach einer Falle aus“, erklärte Jim seinem Begleiter und potenziellen Gegner seine Vorsicht.
„Schau, sie sind bewaffnet.“
Hier draußen gab es kaum Deckung. Wenn man jemanden überrumpeln wollte, musste man sich also eine andere Strategie einfallen lassen, als überraschend aus Verstecken herauszuspringen.
„Warum liegt ihr hier mitten auf der Straße in der Sonne herum?“, wollte der irische Prediger von den Leuten wissen. Bis auf den schnauzbärtigen Anzugträger hatten nun alle Lebenszeichen von sich gegeben – wenn auch nicht solche, die von Jim erwünscht waren.
„Glaubt nicht, ich würde nicht schießen, wenn ich auch nur noch einen Muskel abseits eurer Gesichter zucken sehe. ‚Keine Bewegung‘ habe ich gesagt!“, betonte er noch einmal scharf. Dieses Spiel, das hier gespielt wurde, gefiel ihm nicht.
„Und nun antwortet: Was hat das hier zu bedeuten?“
Jim hatte eigentlich gedacht, dass das gezückte Gewehr die Liegenden dazu bewegen würde, sich von selbst zu erklären, aber offenbar war das zu viel erwartet gewesen. Das Mädchen und der Junge hatten bisher nichts Brauchbares über die Lippen gebracht. Und der Mexikaner schien ihn nur verwirren zu wollen.
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Beitrag von Elli Di Sep 15 2015, 08:14

„Du bist wohl noch nie überfallen worden, Priest“
Dayton kam es vor, als hätte man ihm mit Anlauf ins Gesicht geschlagen. Noch nie überfallen worden?! Er wusste nicht ob er lachen sollte, oder vom Pferd absteigen um Jim einen kräftigen Kinnhaken zu verpassen. Oh, das würde sicher gut tun. Er konnte förmlich spüren wie seine Fingerknöchel gegen den Kiefer schmetterten. Es brodelte in ihm.
Doch Angesichts der perfiden Situation entschied sich Dayton zu lachen. Laut und schief. Er hatte seit Jahren nicht mehr richtig gelacht, doch das hier war kurz davor ihm Tränen in die Augen zu treiben - so sehr lachte er.
"Ich bin noch nie überfallen worden?! Wo lebst du eigentlich, mein kleiner Diener Gottes? Pah. Glaub mir, mir ist quasi alles gestohlen worden was ich hatte." Im selben Moment bereute er seine Worte. Er sprach nicht gerne über die Vergangenheit und solche Aussagen konnten zu Nachfragen führen.
Dennoch blickte er die anderen etwas genauer an. Leider hatte Jim ja Recht, die Situation war in der Tat mehr als komisch. Warum legte man sich in so einer Gegend auf den Boden zum schlafen. So etwas hatte er bisher nur bei Trunkenbolden und Greenhors erlebt. Die Gruppe machte nicht Eindruck, als seien sie weder das eine noch das andere.
Dennoch konnte er nicht umhin auf etwas hinzuweisen. "Natürlich sind sie bewaffnet. Wer ist das nicht? Wäre ja auch schön blöd, nicht bewaffnet zu sein. Ich glaube hier haben sogar die Spinnen kleine Schießeisen umhängen."
Die Umgebung bei dessen Anblick er früher Freude und das Gefühl von Heimat empfunden hatte, kam ihm heutzutage trist und menschenunfreundlich vor. Kein Platz an dem man sich ein Leben aufbauen sollte.
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Beitrag von Fade Di Sep 15 2015, 20:32

El Pezosa verfolgte die Unterhaltung mit großem Interesse, da es ja nicht zuletzt um seine eigene Gesundheit ging. Allmählich wanderte ein, etwas gemein wirkendes, Lächeln auf das Gesicht des Mexikaners. Der Kerl, den der Gewehrträger Priest nannte und den er im Liegen nicht sehen konnte, wurde ihm mehr und mehr sympathisch. Der 'kleine Diener Gottes' mit dem Schießeisen wiederum schien nervös und ein wenig paranoid, was nichts anderes bedeutete, als das er mehr Angst vor der Situation hatte, als sie vor ihm haben mussten. Er beabsichtigte weder, ihnen etwas anzutun, noch sie zu berauben, sonst würde er sich wohl kaum an sie herangepirscht haben, nur um sich nun um einen Hinterhalt zu sorgen. Warum aber hatte er dann überhaupt die Begegnung gesucht, wenn sie ihm nun so bedrohlich erschien? Vielleicht wusste er etwas über den Spuk und den geisterhaften Ort. Zumindest schien es Pezosa die naheliegendste Erklärung zu sein. Womöglich war er selbst bereits ein Opfer dieser verwunschenen Gegend geworden und suchte nun Antworten.

Schielend hatte El Pezosa den alten Mann mit dem seltsamen Kasten aus der Stadt neben sich liegend erkannt und die Stimme von eben war dem Greenhorn aus dem Saloon zuzurechnen wenn er sich nicht täuschte. Was mit der Hexe war konnte er gerade nicht einschätzen, was sie womöglich bereits die Urheberin des teuflischen Zaubers verriet. „Das letzte was ich weiß ist, dass ich mich in einer Geisterstadt in einem höllischen Sturm befand, nachdem ein paar dutzend Leute kurz davor im dortigen Saloon zu Staub zerfallen sind. Da es nun Tag ist, schätze ich, will ich bis Sonnenuntergang nicht mehr hier sein.“ Ob der Kerl ihn für voll nahm, würde schnell klären, ob er ähnliche Erfahrungen gemacht hatte. El Pezosa verzichtete dabei bewusst zu erklären, dass er, der Alte und das Greenhorn nicht zusammen gehörten. Wenn sie nicht ganz von Pappe waren, würden sie seine Aussage bestätigen und die Fremden konnten sie entweder für verrückte Spinner oder auch Leidensgenossen identifizieren. Den nervösen umzulegen, wenn seine Aufmerksamkeit auf einen der anderen fiel, machte zumindest keinen Sinn mehr, da er in Beisein seines meinungsverschiedenen Kollegen einerseits Rückendeckung hatte, sich aber andererseits nicht leisten würde, viel weiter zu gehen, als Drohungen auszustoßen.
Solange der 'kleine Diener Gottes' so nervös blieb unterließ Pezosa es zumindest, wie geheißen, sich zu rühren und wartete ab.
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Beitrag von Leo Di Sep 15 2015, 21:48

Was war das nur für ein seltsamer Gottesmann?
Terry hielt nicht mehr viel von Religion, doch dass in der Kirche das Morden nicht allzu gut ankam, das hatte er begriffen. Trotzdem schien der Priester nicht gerade zimperlich zu sein … blieb nur zu hoffen, dass der Mann nicht irgendwann die Nerven verlor.
Ein bisschen konnte er den Priester ja sogar verstehen. Es musste ein komischer Anblick sein, wie sie hier lagen, säuberlich aufgereiht wie Fisch aus der Konserve, und das auch noch mitten zwischen Ruinen. Außerdem hatte Terry mit seinen drei Leidensgenossen schon optisch so viel gemeinsam wie mit einem Sanddornbusch. Das Dumme war nur – er hatte selbst keine Ahnung, was hier passierte, wie also sollte er das einem Fremden erklären?
Er schaute hilfesuchend in Richtung der Ruinen, doch keine Hilfe kam, und selbst wenn jemand gekommen wäre – er hätte sich wahrscheinlich auf Seites des Priesters geschlagen oder sich ganz rausgehalten. Logisch. Wer wiedersprach schon einem Mann mit Kragen, der behauptete, den direkten Draht zu Gott zu haben?
Erst recht, wenn er ein Gewehr hatte. Und Unterstützung.
Terry überlegte hastig, was er dem Mann erzählen sollte, doch seine Gedanken schlugen Purzelbäume vor Nervosität, wann immer das Gewehr in Sichtweite kam. Vielleicht bluffte der Mann ja nur und das Ding war gar nicht geladen? Lieber nicht austesten … Er fischte nach Worten, doch irgendwo im Hals blieben sie ihm einfach stecken; seine Gedanken waren einfach nicht zu halten und schweiften in die absurdesten (und teilweise unanständigen) Ebenen ab, statt sich auf eine Antwort zu konzentrieren.
Er hatte Glück, der Mexikaner kam ihm zuvor. Doch schon, als er anfing zu sprechen, begann Terry, an seinem vermeintlichen Glück zu zweifeln. Der Typ war wirklich dämlicher als Stockfisch. Warum zum Teufel erzählte er denn die Wahrheit?! Terry waren eine Menge Möglichkeiten in den Kopf geschossen, was er dem Mann erzählen wollte, eine abwegiger als die andere, doch über die Wahrheit hatte er gar nicht erst nachgedacht. Obwohl ihm jeder Muskel wehtat, kam ihm der Sturm sehr entfernt vor, eher wie ein Traum. Er zweifelte keine Sekunde, dass der Priester die Geschichte nicht glauben würde.
Andererseits …
Ja, stimmt! Genau so war es! Dieser Sturm wollt einfach nich aufhören … irgendwann muss ich eingeschlafen sein …“ Terry nickte heftig. Er spürte, wie sein Ohrring auf und ab schlug. „Das war total unheimlich, ehrlich! Wie mit Geistern oder so!“ Erst, als er die Worte gesagt hatte, merkte er, dass er klang wie jemand, der zu viel getrunken hatte. Aber vielleicht war das gar nicht so schlimm. Wenn der Priester sie für harmlose Säufer hielt, nahm er vielleicht endlich das gottverdammte Gewehr von seiner Brust …
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No Man's Land - Teil I: Der raue Westen - Seite 3 Empty Re: No Man's Land - Teil I: Der raue Westen

Beitrag von Darnamur Fr Sep 18 2015, 23:25

Noemi war nicht sonderlich wortgewandt. Und sie hatte auch keine Idee, wie sie dem Mann in der Soutane erklären sollten, wie sie hierhergekommen waren. Sie wusste es ja selbst nicht einmal.
Vielleicht war die ganze Situation auch nur eine Masche dieser beiden Gestalten vor ihr. Der Begleiter dieses „Priesters“ schien ihnen gegenüber zwar freundlicher gesonnen zu sein, aber das konnte auch nur geschauspielert sein. Sein fast schon krankes Lachen hatte andererseits ehrlich gewirkt.
Noemi überlegte. Eigentlich interessierte sie dieser Mann nicht. Sie wollte sich nicht mit dem Kerl unterhalten, nur weil er glaubte, sie würden ihn überfallen wollen. Der Mexikaner schien auch noch hier zu sein. Es war Zeit von hier zu verschwinden. Dann konnten sich die Beiden gegenseitig abschießen, wenn sie wollten.
Sie schnippte mit ihrem linken Zeigefinger, damit der Mann in Priestergewandung zu ihr herüber blickte. Schließlich wollte sie nicht erschossen werden, wenn sie ihr Messer hervorholte. Langsam zog sie es aus ihrem Gürtel heraus, drehte es um die eigene Achse und reichte es dem Kerl mit dem Griff voraus.
Noemi hatte zwar noch eine Klinge in ihrem Stiefel versteckt, aber davon hatten diese beiden Vögel sicher keine Ahnung. Die würde sie behalten, damit sie zumindest irgendetwas hatte, um sich zu verteidigen. Sie starrte den angeblichen Priester durch ihr verbliebenes, dunkles Auge an. Dann begann sie eine hockende Stellung einzunehmen und sich langsam aufzurichten, wobei Asche von ihrer Kleidung regnete. Das Messer streckte sie dem Mann nach wie vor entgegen.
Eigentlich sollte er dann ja zufrieden sein. Sie war dann nicht mehr bewaffnet und keine „Gefahr“ mehr. Sagen tat Noemi dabei nichts. Sie war dem Priester, der wahrscheinlich nicht mal einer war, in keinster Weise etwas schuldig. Glauben würde er es sowieso nicht. Aber darüber konnte er ja dann mit den anderen Beiden diskutieren, die anscheinend gerne mit dem Mann plauderten.
Beim Aufstehen fiel ihr auf, dass anscheinend noch eine Gestalt den Sturm überlebt hatte. Es war der Kerl mit dem Schnurrbart. Das war schon seltsam. Die ganze Umgebung sah vollkommen zerstört aus, aber sie vier hatten diese Apokalypse irgendwie überstanden.
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