Re: Verdammtes Ardeal: Teil 1 - Der Außenseiter

[Umbra]

Legs nickte, dem Tatendrang zustimmend, zu dem Biff gerade aufforderte. Dennoch lag sein Blick immer noch auf dem seltsamen Nebel.
„Ihr habt Biff gehört“, brummte er angespannt, der Sache offenbar nicht trauend. „Los, Jungs, packt an.“
Er selbst setzte sich ebenfalls in Bewegung. Das Metallgitter, aus dem der Steg bestand, zitterte unter jedem seiner Schritte – unter den Schritten seines Beins, das er stärker belastete, mehr als unter dem steifen. Als er zu Patrick aufschloss, gab er diesem einen auffordernden Stups mit der Taschenlampe, ohne selbst anzuhalten. Das tat er erst, als nur noch eine Stufe ihm vom Betreten des Nebels trennte. Als er mit einem Fuß danach trat, wirbelten die Schwaden nur kurz auf und legten sich sofort wieder.
„Fast wie in den Mooren der alten Heimat“, hörte man Legs vielleicht murmeln, wenn man gerade nah bei ihm war, aber sein düsterer Tonfall machte deutlich, dass er mit diesen Worten eigentlich so etwas wie „Teufelswerk“ meinte. Dass er sich sofort, noch immer mit dem Revolver in der Rechten, bekreuzigte, betonte das nur. Erst danach wagte er sich weiter vor und leuchtete die Halle misstrauisch ab, während er sich den Kisten näherte, die Biff und Brian erspäht hatten.

Noch bevor sich Biff allerdings allzu sehr mit der durchlöcherten Kiste der Treppe nähern konnte, erlebten alle, die sich im Nebel befanden, mit einem Mal das Gefühl als würde der Nebel nicht nur optisch noch dichter als zuvor, sondern als würde er auch an Konsistenz zunehmen. Legs hielt inne und blickte verdutzt an sich hinab, als die Schritte plötzlich so schwerfielen als würde er durch hüfthohen Matsch waten – aber auch Brian, der sich gerade damit abgemüht hatte, eine Kiste aufzuheben, zog seine Hände aus überrascht und angewidert dem weißen Schleier, der daraufhin an seinen Fingern und Handgelenken herunterlief wie milchiger Schleim.

Ein zischendes Flüstern, direkt hinter Biff, wisperte ihm ins Ohr:
„Diebe…“
Aber es war auch direkt hinter Patrick, direkt hinter Claire, Brian und Legs:
„Dieeebe…“
Brian schrie schrill auf und fuhr panisch suchend herum. Legs hob mit fahlem Schrecken im Gesicht den Revolver und versuchte, auf etwas zu zielen. Doch niemand außer ihnen war hier. Dennoch hörte ein jeder der Anwesenden, dass ihre Augen sie trügen mussten. Es war nicht nur die Stimme, es war auch der bizarre unneblige Nebel und das unsägliche Gefühl der Kälte und des Grauens, das an ihnen hinaufkroch.
„Ihr wagt essss?“, fauchte das körperlose Flüstern.

WUMM! Ein hallender Knall durchschellte die vorher gespenstige Stille der Halle und ließ so manchen der Anwesenden erschrocken zusammenzucken. Die schwere Metalltür, durch die sie alle gekommen waren, war hinter ihnen zugeschlagen. Das ratternd-quietschende Geräusch des Türrads, das sich wie von Geisterhand drehte, bis die Verriegelung sich festgefressen hatte, war allerdings noch beunruhigender.

„Keinerlei Manieren...“

[Fade]

Biff war auf die unverhoffte Veränderung für Momente wie gelähmt, ehe sich Panik in ihm breit machte. Er brachte nur einen erstickten Schrei hervor und versuchte nach Kräften von dem schleimigen Nebel-Etwas loszukommen. Er hob sein Gewehr und leuchtete mit der Lampe am Lauf hektisch in alle Richtungen herum. Warum hatte Legs nur was von den Mooren sagen müssen?

„Das ist unser Schnaps!“ Blaffte er hervor, was er jedoch mehr darum tat, um seine eigene Stimme zu hören, als dass er sich daraus eine Hilfe versprach. Das zufallen der Tür war wie das Geräusch, welches man als bekennender Ganove vielleicht am allermeisten fürchtete. Sie saßen in der Falle.

„Zeig dich, Feigling!“ Bellte Biff weiter, wie ein verängstigter Hund. Er wollte hier nicht sterben. Was für eine Scheiße? Soweit es der unsägliche Nebel zuließ versuchte er schließlich auf eine Kiste zu klettern um wenigstens dieser weisslichen Pampe zu entkommen. Sein Blick suchte Legs und zeigte deutlich, wie sehr er mit der Verzweiflung rang. „Verdammte Scheiße. Legs? Was machen wir jetzt?“