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DidS - Teil I: Grabschändung

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DidS - Teil I: Grabschändung Empty DidS - Teil I: Grabschändung

Beitrag von Umbra Sa Apr 19 2014, 21:07

DidS - Teil I: Grabschändung Titel_10
Prolog
„Wer ist da?“ Die Stimme, die in die Nacht hinausrief, klang brüchig und unsicher. Nun herrschte Stille, so wie es sein sollte, und niemand antwortete, doch der untersetzte Priester mittleren Alters, der auf der Schwelle der schweren Kirchentür stand und mit zusammengekniffenen Augen die Dunkelheit begutachtete, war misstrauisch. Er trat einige zögerliche Schritte voran, bevor er innehielt und die Laterne, die er bei sich trug, anhob, um den Lichtkegel, den die Kerze inmitten des einfachen zylinderförmigen Konstrukts aus Metall und Glas an einer seilernen Schlaufe spendete, über die umstehenden Gräber schweifen zu lassen. Es war ein Schrei gewesen. Wahrscheinlich. Vielleicht. Möglicherweise hatte Pater Girolamo sich das nur eingebildet. Doch dann war es irgendein anderes Geräusch gewesen, das ihn geweckt und ihn dazu veranlasst hatte, aufgescheucht seine kleine Kammer neben dem Altarraum zu verlassen. Allein, um der Ursache auf den Grund zu gehen, war er auf den Beinen. Das beklemmende Gefühl, das den Priester ergriffen hatte, wollte nicht verschwinden, erst recht nicht, als er sich dazu überwand, mit steifen Gliedern den Pfad entlangzuschlurfen. Doch Girolamo konnte nicht zulassen, dass sich des Nachts irgendwer hier umhertrieb und die Ruhe der Toten störte. Sie schliefen friedlich, seine Schäfchen, den ewigen Schlaf in den Armen des Herrn, und wer auch immer sie zu einer Stunde wie dieser aufsuchte, konnte nichts Gutes im Schilde führen.

Aber er vernahm nichts Ungewöhnliches. Der Wind wehte leicht und ließ die Blätter der Bäume gemächlich rascheln, die hier und dort hoch über die Grabmäler hinausragten und bei Tage lauschigen Schatten spendeten. Pater Girolamo machte kehrt, mehr oder minder erleichtert, denn die Situation behagte ihm nicht. Die Ahnung, beobachtet zu werden, lastete auf ihm, während seine Sandalen über den gepflasterten Pfad gen Kirchhaus patschten, und er, nervös an seiner Amtskette nestelnd, murmelnd das Ave Maria betete. Es war spät, er nicht mehr der Jüngste und vermutlich sollte er abends keinen Wein mehr anrühren. Das strafte der Herr zu Recht mit Albträumen. Doch selbst wenn dieses erste Geräusch eine Einbildung gewesen war, war jenes dumpfe Pochen zu seiner Linken, das ihn nun erschrocken zusammenzucken ließ, bestimmt keine. Die Laterne schwankte in seiner vorgestreckten, umfahrenden Hand hin und her, während seine andere Hand sich so sehr an sein Kreuz klammerte, dass es ihn schmerzte. Die Anrufung der Mutter Gottes war ihm in Halse stecken geblieben.
„Zeigt Euch!“, wandte Girolamo sich stattdessen mit heiserem Ton erneut an die Dunkelheit, in der Hoffnung, sie würde es dabei belassen und nicht darauf reagieren. Oder hoffte er nicht doch, dass jemand seiner Aufforderung nachkam, sodass er nicht länger im Ungewissen wäre? Der Priester verharrte, wie zur Salzsäule erstarrt, als wäre er Lots ungehorsames Weib, und im schauderte es am gesamten Körper. Das Rauschen des Windes war wieder das einzige Geräusch auf dem Friedhof, abgesehen von Girolamos beunruhigt schnaufendem Atem. Nichts bewegte sich zwischen den Grabsteinen und -kreuzen, dennoch… Dort musste irgendwer sein.

Vorsichtig verließ der Priester den Weg. Er spürte, wie die Grashalme seine Zehen kitzelten, eine vertraute Nähe zu diesem geweihte Nähe, die ihn sonst immer mit einem heimischen Gefühl erfüllte, doch nun trug das Kitzeln zu seiner Anspannung bei und machte die Umgebung noch ungastlicher als sie ohnehin schon war. Aufmerksam huschte Pater Girolamos Blick durch den vom warmen Lichtschein seiner Laterne erfüllten Bereich vor sich. Hier irgendwo musste dieser seltsame Laut hergekommen sein.
Dann erregte krümelige, aufgewühlte Erde zwischen dem Grün seine Aufmerksamkeit und plötzlich schien die Angst wie verflogen und wich dem Zorn eines Gottesdieners, der ein geschändetes Grab vor sich hatte – und auch noch auf Pater Girolamos eigenem Friedhof! Die letzten Schritte zum Ort des Verbrechens waren von entschlossenem Stapfen geprägt. Tatsächlich: Jemand hatte begonnen, ein Loch etwa in der Größe eines Sarges auszuheben, sogar die Schaufel hatte der Missetäter hier gelassen, als er erkannt hatte, auf frischer Tat ertappt worden zu sein. Dieser Schuft hatte es geschafft, sich davonzuschleichen, ohne von Girolamo gesehen zu werden, jedoch würde die gerechte Strafe Gottes ihn erreichen! Unzufrieden trat der Priester an das Grab heran, um sich den Schaden anzusehen und ein Gebet zu sprechen. Ein junger Bursche lag hier begraben und das noch nicht einmal zwei Tage lang. Schmuck, den man stehlen könnte, befand sich sicherlich im Sarg, doch dass dieser weltliche Tand den körperlichen Aufwand und die Zeit im Fegefeuer, die man für eine Grabschändung absitzen musste, wert gewesen war, mochte Pater Girolamo stark bezweifeln. Kopfschüttelnd leuchtete er kurz in das Grab und stellte fest, dass er noch rechtzeitig gekommen war, denn die Holzkiste war noch von einer guten Schicht Erde bedeckt und nicht zu sehen. Der Priester würde nun wohl Federico wecken, beschloss er dabei, den dümmlichen und (wenn selbst der ältere Girolamo ein besseres Gehör besaß) anscheinend stocktauben Totengräber, der vermutlich nichtsahnend und schnarchend in seiner Hütte lag.

Doch dazu sollte er nicht mehr kommen. Wieder erschrak Girolamo sich halb zu Tode und sein Herz setzte einen Schlag aus, bevor es zu rasen begann, als der gedämpfte Laut, den er schon vorhin gehört hatte, die Stille durchbrach. Dabei blieb es nicht. Ein zweites und drittes Mal klopfte es dumpf (oder war es eher ein Poltern?), laut und direkt vor ihm. Erst, als er sogleich darauf folgend hölzern klingende Kratzgeräusche vernahm, realisierte er, dass sie aus dem offenen Grab kamen und nicht von irgendeinem näherliegenden Ort über der Grasnarbe. Vor Schreck bebend wagte er, nachdem diese verstummt waren, noch einmal, ins Loch zu leuchten und hinunterzuspähen. Dort unten… war nichts, erkannte Girolamo. Das hatte er sich nur eingebildet, er schlummerte eigentlich immer noch auf dem ungemütlichen Stuhl an seinem Schreibtisch – die Flasche Wein und eine heruntergebrannte Kerze vor sich. Seine Sinne mussten ihm selbstverständlich einen Streich gespielt haben. Ja, Gottes Wege waren unergründlich, und der Herr strafte ihn gerade dafür, dass er sich hin und wieder am Alkohol erfreute. Aber dann begann das Poltern wieder und die aufgewühlte Erde am Grund des Loches zitterte sichtbar und warf Risse, bei jedem gedämpften Laut, der zum fassungslosen Pater Girolamo hinaufhallte. Die Laterne entglitt seinen Fingern und fiel in das geschändete Grab, an dessen Boden sie klirrend zerschellte.

Finsternis.

Pater Girolamo hörte sich selbst lauthals schreien, während er stolpernd zurückwich und sich nochmals verjagte, als er mit dem Rücken gegen ein Grabmal stieß. Dann rannte er los, so schnell ihn seine Beine trugen, zwischen den Grabreihen hindurch, bis er wieder gepflasterten Boden unter seinen Sandalen spürte und hörte und sogleich die Richtung änderte und nun auf die Kirche zuwetzte – den Zufluchtsort aller verlorenen Seelen, und Pater Girolamo könnte sich in diesem Moment nicht verlorener fühlen. Der Jüngste Tag war gekommen! Darauf war er nicht vorbereitet. Wenn die Toten sich in ihren Gräbern regten (nicht anders deutete er das Phänomen, dem er gerade beigewohnt hatte), war das Ende sehr nah.
„Pater… noster…“, stieß er keuchend hervor, während er gegen die Seitenstiche ankämpfte, „… qui es in caelis…“
Nun würde Gericht über die Toten und die Lebenden gehalten, bevor die Welt untergehen würde.

Jedoch ging erst einmal nur Pater Girolamos Welt unter. Die Tür zur Kirche war verschlossen. Er hatte sie offen stehen lassen – oder nicht? Panisch rüttelte er am schweren, gusseisernen Ring und versuchte, das massive Stück Holz zu bewegen, während er weiterhin schwer atmend das Vaterunser rezitierte. Dann gelang es ihm endlich, die Tür aufzuschieben, und tröstlicher Schein von Kerzenlicht erhellte die Nacht. Das letzte, was Pater Girolamo sah, war nicht etwa das Kreuz über dem Altar, auf das er noch einen kurzen Blick erhaschen konnte, sondern eine dunkle Gestalt, die sich aus dem Schatten des Gebäudes löste und ihn zu Boden riss.
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Beitrag von Umbra Mo Apr 28 2014, 21:50

Salvatore Machiavelli war dankbar, dass die Abendandacht, der er beigewohnt hatte, endlich beendet war. Eigentlich hatte er sie nicht freiwillig besucht, sondern hatte auf Betreiben seines Arbeitgebers und, vor allem, amtierenden Patriarchen von Venedig, des Kardinals Ercole, den weiten Weg zur Kirche San Trovaso im Sestiere Dorsoduro im Süden der Stadt auf sich genommen. Salvatore hatte die Aufgabe, der Meldung eines höchstbeunruhigten Pfarrers nachzugehen, der Seiner Eminenz bereits am Morgen seine Aufwartung gemacht und es dabei nicht hatte lassen können, für ordentlich Aufsehen zu sorgen – so hatte man es Salvatore zumindest zugetragen, denn er selbst war nicht zugegen gewesen. Im Allgemeinen hatte man ihm nur dürftige Informationen gegeben, jedoch handelte es sich wohl um einen simplen Fall von Grabplünderei – eigentlich, noch unspektakulärer, nur über einen versuchten, soweit Salvatore wusste. So etwas kam häufig genug vor, dass ihn das schon nicht mehr beeindruckte, genauso wenig wie Seine Eminenz, der  Kardinal, der der Untersuchung dieses Verbrechens keine sonderliche Dringlichkeit zugestanden hatte. Und das, obwohl Pater Girolamo Matteo Donetti, der besagte Pfarrer, der vollkommen aufgelöst beim Sitz des Patriarchen aufgetaucht war, gebettelt und gefleht hatte, sofort Untersuchungen durch die kirchliche Inquisition in die Wege zu leiten (auch wenn Venedig nicht gerade in dem Ruf stand, sonderlich kooperativ zu sein, was die Zusammenarbeit mit dieser Institution betraf), da er der Überzeugung war, dass auf seinem Friedhof etwas nicht mit rechten Dingen zugehen würde. Salvatore wusste, warum man diesem Fall eigentlich wenig Aufmerksamkeit zu schenken gedachte. Seine Eminenz hatte ihn vorgewarnt, dass Donetti dazu zu neige, überzureagieren, und nicht zum ersten Mal Geister sah. Vollkommen ignorieren konnte der Patriarch den Vorfall allerdings nicht – immerhin durfte er nicht signalisieren, dass die Störung der Totenruhe nicht ahndete – und so war es an Salvatore, wieder einmal eine unangenehme Aufgabe zu übernehmen, die sonst niemand hatte machen wollen: Er musste sich den Ort den Verbrechens genauer ansehen und sich mit Pater Donetti auseinandersetzen.

Der Pfarrer war ein untersetzter Mann im mittleren Alter – alt genug, dass er Salvatores Vater hätte sein können, rein im übertragenen Sinn –, und hatte es geschafft, Salvatores Wartezeit, die der gebürtige Florentiner höflicherweise auf sich genommen hatte, um die Andacht nicht zu stören, nicht angenehm zu gestalten. Es schien offensichtlich, dass Donetti während der Gebete, aber auch in der freien Rede nicht vollkommen konzentriert bei der Sache gewesen war oder sich zumindest nicht wohl fühlte. Der Priester hatte sich häufig versprochen, hatte mehrmals komplett den Faden verloren, hatte in Folge dessen zu schwitzen begonnen und wirkte im Großen und Ganzen wie ein nervöses Wrack – davon hatte Donetti sich jedoch nicht abhalten lassen, die Andacht in die Länge zu ziehen.

Nun während der Pfarrer an der Tür stand, jeden, der die Kirche verließ, persönlich verabschiedete und dabei Fragen nach seinem Wohlbefinden und auch nach den Schürfwunden an seinen Händen sowie den Kratzern in seinem von Falten und Vollbart geprägten Gesicht freundlich abwimmelte, wirkte Pater Donetti erschöpft, jedoch ebenfalls erleichtert, dass er nicht mehr am Altar stehen und zu den Gläubigen sprechen musste.

Unter den Besuchern der Andacht war außerdem Sara Bellini gewesen, die Tochter des berühmten Malers Giovanni Bellini, die jedoch, im Gegensatz zu Salvatore, nicht wegen Pater Girolamo, wie der Pfarrer der Gemeinde San Trovaso, in der auch die Bellinis lebten, von seinen Schäfchen voller Zuneigung genannt wurde, sondern zum Gebet am Abend, so wie es sich für eine gottesfürchtige junge Venezianerin aus gutem Hause gehörte. Eigentlich sollte sie sich nun, da die Andacht vorbei war, heimbegeben, doch sie hatte Pater Girolamos Verhalten mit wachsender Beunruhigung beobachtet. Sie kannte ihn eigentlich als einen Mann, der sonst innere Ruhe und eine Würde ausstrahlte, die für einen Pfarrer nicht ungewöhnlich war. Davon und von seinem sonst so enthusiastischen Auftreten, während er das Wort Gottes verkündete, war am heutigen Abend nichts zu bemerken gewesen. Derartig nervös und unkonzentriert hatte Sara den Priester noch nie erlebt. Auch seine Verletzungen, die zwar schon verschorft waren, aber nicht sehr alt sein dürften, waren ihr nicht entgangen. Sie war sich sicher, dass etwas vorgefallen sein musste. Etwas nicht Unerhebliches. Vielleicht wäre es irgendwie möglich, mehr herauszufinden. Sollte Sara sogar selbst versuchen, mit Pater Girolamo darüber zu sprechen?

Auch eine junge Frau namens Guilia Ficino war vor Ort – wahrscheinlich aus  Beweggründen, die niemand mit ihr gemein hatte. Ihr war zu Ohren gekommen, dass es in der vergangenen Nacht zu seltsamen Ereignissen auf dem Friedhof der Kirche San Trovaso gekommen war. Ereignisse, die möglicherweise mit Übersinnlichem in Verbindung standen. Ohne dass Pater Donetti es sich bewusst war, hatte sein Besuch beim Patriarchen sich in gewissen Kreisen schon herumgesprochen – und auch, dass er vom Jüngsten Tag sowie Dienern des Teufels auf dem Grund und Boden seiner Kirche geredet und nach der Inquisition verlangt hatte. Meist waren diese Erzählungen Teil von Spott gewesen, den man dem armen, verängstigten Priester entgegenbrachte; hier und dort hatte dies jedoch Getuschel über Ketzerei und Hexerei hervorgerufen, das im Laufe des Tages auch Guilia erreicht hatte. Manche Dinge neigten dazu, sich wie ein Lauffeuer zu verbreiten. Während Salvatore wohl alles daran setzen musste, diesen Gerüchten Einhalt zu gebieten, um Seine Eminenz zufriedenzustellen, war Guilia genau deswegen hier, weil sie hoffte, dass es mehr als nur Gerüchte waren. Sie hoffte, irgendwann Gleichgesinnten mit ähnlichen Fähigkeiten wie den Ihren zu begegnen. Möglicherweise war dies hier eine nützliche Spur, die sie zu anderen führen würden, die die Kirche als böse brandmarkte und verfolgte. Möglichweise waren auf diesem Friedhof ja auch ganz andere übersinnliche Kräfte am Werk… Oder es würde sich herausstellen, dass sie umsonst den Weg von San Polo in den Süden der Stadt unternommen hatte. Gerüchte mussten immerhin nicht immer ein Fünkchen Wahrheit enthalten.

Guilia war bereits vorsichtig über den Friedhof geschlendert. In der Kirche war sie noch nicht gewesen. Allerdings schien gerade eine abendliche Andacht ihr Ende gefunden zu haben. Die ersten Menschen strömten aus dem Gotteshaus, alle verabschiedeten sich von dem Priester, der in der Kirchentür stand, und mit jedem ein paar Worte wechselte, der an ihm vorbeiging. Guilia vermutete, dass ihr der Pfarrer wohl am Ehesten erzählen könnte, was letzte Nacht vorgefallen oder auch nicht vorgefallen war. Wenn sie ehrlich zu sich wahr, hatte sie bisher keine Idee, wo sie mit ihrer Suche nach Hinweisen beginnen sollte. Bisher hatte sie nichts Außergewöhnliches und Interessantes entdeckt.
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Beitrag von Elli Di Apr 29 2014, 14:41


Etwas ungeduldig beobachtete Salvatore die Verabschiedung der Gläubigen. Er hatte es vorgezogen draußen zu warten, bis die Kirche sich geleert haben würde. Nach der Andacht hatte er zügig und fast als Erster das Kirchenportal verlassen und war auf den Hof vor der Kirche getreten, welche im Zentrum Venedig lag. Die Stadt selbst war eine nette Abwechslung, natürlich hing sein Herz an Florenz, seiner Heimatstadt, aber auch Venedig war dem groß gewachsenen Mann nicht unrecht.
Seine Größe sorgte oft für Aufmerksamkeit, da er die meisten seiner Mitbürger um einiges überragte. Er hatte sich heute ein bequemes Gewand in einem sanften Grün gewählt, dass seiner Meinung nach, seine braune Augen hervorragend zur Geltung brachte. Sein langer schwarzer Reisemantel, lag ihm feste auf den Schultern auf, was ihm ein Gefühl von Sicherheit gab. Das Stück hatte seine liebe Halbschwester für ihn ausgewählt und ein glückliches Lächeln zeichnete das adrette Gesicht des Mannes. Er freute sich bereits darauf, Lucrezia wieder in seine Arme schließen zu können und überlegte, um der Warterei nicht überdrüssig zu werden, ob er ihr eine kleine Aufmerksamkeit mitbringen sollte. Ein feines Tuch schien ihm angemessen, oder ein Band für ihre wunderbaren Haare. Rasch suchte er in seiner Tasche nach einem Stück Pergament und schrieb zügig eine Notiz darauf, damit er das erdachte Mitbringsel nicht vergas. Auch wenn seine Anwesenheit hier hoffentlich nicht allzu lange andauern würde, war es durchaus möglich, dass er eine Kleinigkeit wie diese nur zu schnell aus seinem Gedächtnis strich. Er verstaute das Papier in einem anderen Fach, als das aus welchem er den unbeschrieben Zettel gezogen hatte und sah dabei eher beiläufig auf eine weitere Notiz von sich, die er gedachte bald zu veröffentlichen. Er ordnete seine Kleidung neu an.
In einer kleinen Wasserpfütze überprüfte er unauffällig sein äußeres Erscheinungsbild – auch wenn Superbia eine Todsünde war, schließlich verstand die Kirche darunter auch Eitelkeit, konnte der Mann nicht anders, als hin und wieder zu kontrollieren, ob alles am rechten Platz saß. Vor allem seine Haare und sein Bart mussten absolut perfekt sitzen, damit er sich in der Öffentlichkeit wohl fühlte – aber die Kleidung wurde natürlich ebenfalls nicht vernachlässigt. Möglichst ohne groß aufzufallen, besah er sich die kinnlangen dunkelbrauen Haare, die gemeinsam mit seinem ordentlich gestutzten Vollbart, sein Gesicht perfekt einrahmten. Er strich sich mit dem kleinen Finger der rechten Hand über seine Augenbrauen, eine kleine garstige Angewohnheit, die er einfach nicht los werden wollte. Oft erfolgte diese kleine Handbewegung wenn er konzentriert war, aber auch wenn er sich langweilte. Gerade diente sie nur dazu den Brauen den richtigen Schwung zu verpassen – es wäre also nicht verwunderlich, wenn man ihm trotz seiner behaarten Wangen, einen weibischen Touch nachsagte, jedenfalls wenn er es nicht hörte, oder man davon ausging, dass er es nicht hörte. Doch eine solche Schmach, die gelegentlich hinter seinem Rücken ausgesprochen wurde, störte Salvatore nicht weiter. Er wusste durchaus mit solchen Menschen und Vorkommnissen vorzugehen. Er selbst fand nicht, dass er besonders viele weibliche Attribute an den Tag legte, immerhin war er verheiratet gewesen und war seinen ehelichen Pflichten, so wie es die Gesellschaft verlangte, nachgekommen. Er bereute es nicht, dass aus dieser ehelichen Pflicht kein Nachkomme hervorgegangen war, ehe seine Ehefrau das Zeitlich segnete.
Während er also selbstverliebt auf dem Hof vor der Kirche stand, besah er sich nun auch das Gotteshaus etwas näher. Es war kein besonderer Bau, der hier vor ihm lag, sondern eher ein Bauwerk, dass sich in ganz Europa ähnlich finden ließ. Jedenfalls schien es in seinen Augen so, dass sich gleich hinter der Kirche ein Kanal schlängelte, gab dem Gebäude jedoch fast einen romantischen Aspekt. Beim Anblick des großen Kreuzes, welches die kleine Spitze des Glockenturmes zierte, wurde es ihm warm ums Herz und obwohl er gerade erst einem Gottesdienst beigewohnt hatte, senkte er ehrfürchtig die Augen und begann still zu beten.
Ave Maria, gratia plena;
Dominus tecum;
benedicta tu in mulieribus,
et benedictus fructus ventris tui, Iesus.
Sancta Maria, Mater Dei,
ora pro nobis peccatoribus
nunc et in hora mortis nostrae.
Amen

Ein kurzes Gebet, welches dem Mann viel bedeutet, auch bei ihm im Orden, wurde dieses so gesprochen. Doch obschon er sich so viele Ablenkungen schaffte, war sein Gesprächspartner noch immer beschäftigt – dieser hatte jedoch eine wahrlich fahrige Messe gehalten. Wenn das seine Eminenz wüsste! – Nun Salvatore konnte ja immerhin dafür sorgen, dass Ercole davon erfuhr. Vielleich könnte er die Geschichte in eine amüsante Abhandlung verfassen und sein Schriftstellerherz begann bereits erste Verse zu formen, die Donetti als Tölpel dastehen lassen würden.
Noch immer verabschiedete der Pfarrer seine Schäfchen nach und nach und Salvatore dachte darüber nach, dass es so etwas in seinem Orden nicht geben würde. Dort war klar geregelt, wer Priorität hatte. Da er ein Abgesandter seiner Eminenz war, hätte Salvatore das Recht auf Aufmerksamkeit gegolten, doch dies ließ er sich vorerst nicht anmerken. Er würden den Würdenträger beruhigen müssen und war mit einem Auftrag hergekommen. Warten hatte er gelernt, auch wenn er es nicht gerne tat.
Da er nach einer Weile genug davon hatte, sein Spiegelbild in einer schmutzigen Lache am Boden zu betrachten und warf daher einen Blick auf die Gläubigen, welche sich um das Wohlbefinden des Donetti sorgten und sich erkundigten, ob sie wohl helfen könnten. Es waren die üblichen Gesichter von Gläubigen, einige hart arbeitende Männer unter ihnen, ebenso wie gut betuchte Gesellen, deren goldenen Ringe die feinen Finger schmücken.
Salvatore trug selbstverständlich selbst Ringe – einen der das Wappen der Familie Machiavelli trug, einen weiteren der seine Zugehörigkeit und Gehorsamkeit seiner Eminenz gegenüber bezeugte, sowie einen dritten, ebenfalls goldenen Ring mit einen unauffälligen Zeichen darauf. Während er nun also draußen Stand und die Luft Venedigs atmete, schlug er die Hände hinter seinem Rücken zusammen und wippte leicht auf seinen Fußballen auf und ab. Er war gerne an der frischen Luft, auch wenn Venedig so völlig anders war als Florenz. Die Kirche wurde, glücklicherweise, immer leerer und Salvatore ging einige leichtfüßige Schritte auf das Portal zu. Er bemerkte jedoch, das auch wenn die meisten Gläubigen sich, nach einigen Worten von Donetti, zögerlich aber doch bestimmt auf den Heimweg machten, es doch einige Nachzügler gab. Es handelte sich um zwei Frauen, die offenbar absichtlich etwas zögerten den heiligen Boden hinter sich zu lassen. Hierfür könnte es natürlich mehr Gründe geben, als Salvatore sich nur denken konnte, aber er ging doch einige im Kopf durch. Vielleicht befand sich eine der Damen in einer ausweglosen Situation, bei der nicht selten Männer ihre Finger im Spiel hatten, und suchten nach tröstenden Worten des Herrn. Doch Machiavelli fand dass nun wahrlich nicht der rechte Augenblick dafür war, ihn noch weiter warten zu lassen. Die Damen konnten an einem anderen Tag wiederkehren und ihre befleckten Herzen ausschütten.
Ein letzter Mann drückte Donetti kurz die Schulter und machte sich dann ebenfalls auf den Weg.
Salvatore räusperte sich und trat nun endgültig auf den Pfarrer zu.
“Pater Donetti! Vielen Dank für diese wunderbare Andacht, mit der Sie die Herzen ihrer Gläubigen erwärmten. Mein Name ist Salvatore Machiavelli, seine Eminenz Ecorle schickte mich, damit wir den Unglückseeligen Vorfall gemeinsam betrachten können.“ Näheres wollte er voerst nicht sagen, da er die beiden Frauen noch immer in der Nähe wähnte. “Vielleicht könnten wir uns einen Augenblick ungestört unterhalten, ich sehe das noch nicht alle ihre Schäfchen den Weg in den trockenen Stall nach Hause gefunden haben.“ Er lächelte bei der Metapher die seine Lippen verließ und schaute sein Gegenüber offen und freundlich an. Er hatte mit Absicht nicht gesagt, dass Donetti sich um die Beiden kümmern sollte, denn das würde die Sache hier nur noch weiter in die Länge ziehen.
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Beitrag von Angela Dragon Mi Apr 30 2014, 14:15

Unsicher was sie tun sollte, sah Sara immer wieder zum Pater und den Mann, der ihr durchaus vertraut war. Das machte es nur um so schwerer den Pater direkt anzusprechen.
Nervös sah sie immer wieder auf ihre braunen Schuhe, die unter dem schlichten grünen Kleid hervor lugten. So lange der Pater sich mit Salvatore unterhielt konnte sie ihn unmöglich direkt ansprechen.
Unschlüssig was sie tun sollte, strich sie sich eine Strähne von ihren pechschwarzen Haar zurück. So sehr sie sich auch bemühte, ihr Haar in einem strammen Zopf zu bändigen, fand immer eine Strähne einen Weg sich zu lockern.
Den Blick auf den Boden gerichtet, wartete sie bis auch der letzte Mann sich auf dem Heimweg begab. Aber als sie sah, dass der Pater von Salvatore angesprochen wurde sank ihr Mut gänzlich ihre Sorge über ihn Kund zu tun.
Heimkehren wollte sie jetzt nicht. Nicht nach dem was dort auf sie wartete. Hier in der Kirche verweilen würde auch nicht helfen. Es sei den sie würde den Schutz Gottes vorziehen und von ihrem bisherigen Leben Abschied nehmen.
Nach einem kleinen Funken Mut suchend, presste sie ihre leicht roten Lippen aufeinander und trat auf den Pater zu. Leise wagte sie es ihre Stimme zu erheben.
„Geht es euch gut Pater?“
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Beitrag von Umbra Sa Mai 03 2014, 16:20

Pater Girolamo zuckte zusammen wie ein getretener Hund, als jemand zu ihm trat und ihn ansprach. Scheinbar hatte Hochwürden das ankündigende Räuspern nicht vernommen und den hünenhaften Mann im schwarzen Reisemantel nicht kommen sehen. Allein die plötzliche Gegenwart einer großen, dunklen Gestalt in Girolamos unmittelbarer Nähe, rief, neben lückenhaften Bildern, die ihn schon den gesamten Tag quälten, namenloses Grauen in ihm hervor, auch wenn er angesichts dessen, dass diese hier ihn anfiel – er war sich sicher, dass das passiert war, das hatte er sich nicht nur eingebildet! –, schaffte, den Schreck hinunterzuschlucken und den Worten seines Gegenübers zu folgen, nachdem er einen kurzen Augenblick nur das Rauschen des Blutes in seinen Ohren wahrgenommen hatte.

Gerade die Worte des freundlich lächelnden, gepflegten Mannes in bestem Alter (auch dessen Girolamo sich gewahr, da er sich nun auf das Gesicht desselben konzentrierte, anstatt auf die Brust, die sich in etwa auf Girolamos Augenhöhe befand), lösten eine angenehme Welle von Erleichterung in dem Priester aus, der schon seit den frühen Morgenstunden sehnlichst auf Gesandte Seiner Eminenz, des Kardinals wartete. Gesandte. Plural. Und zudem eigentlich Geistliche, zu denen Salvatore Machiavelli offenkundig nicht gehörte. Erfahrene, fachkundige Leute, die ein Fall wie dieser in Girolamos Augen unbedingt erforderte.
„Ihr seid allein?“, war das Erste, was der Pater verwundert über die Lippen brachte, nachdem eine kurze Pause der Verwirrung entstanden war. Seine Augen suchten zur Sicherheit noch einmal kurz die Umgebung ab, doch dann besann er sich, immerhin war er dankbar, dass man ihn und die beunruhigende Nachricht, die er dem Patriarchen am Morgen bereits – und nun war schon Abend, bei der Heiligen Jungfrau! – überbracht hatte, nicht vergessen hatte.
„Verzeiht meine Irritation. Und auch, dass ich heute etwas schreckhaft bin“, bat er mit einem verlegenen Lächeln, das inmitten seines Bartes hervorblitzte. „Ich habe Euch nicht kommen sehen. Angesichts der Umstände…“, fügte er nachdenklich werdend hinzu, der Rest des Satzes verlor sich jedoch mitsamt seinen Überlegungen im Nichts.
„Nun, ich wollte Euch gewiss nicht beleidigen“, versicherte Girolamo dann und ergriff mit beiden Händen Salvatores Rechte, die er herzlich drückte und schüttelte. „Selbstverständlich können wir uns ungestört unterhalten“, stimmte er zu und blickte sich nach den erwähnten Schäfchen um, die er wohl noch heimsenden müsste, „ich bitte darum! Ich bin erleichtert, dass Seine Eminenz Euch hergeschickt hat, Messer Machiavelli“, sprach er weiter und lächelte dabei zu dem großen Mann hinauf.
„Ich fürchtete einerseits schon, dass der Tag vergehen würde, ohne dass sich überhaupt jemand dieser Angelegenheit annimmt, doch andererseits“, gab er zögerlich zu, wobei er eher laut dachte als sich zu beschweren versuchte, „hatte ich damit gerechnet, dass es derart lange dauert, weil seine Eminenz erst Rat mit unserem ehrenwerten Dogen und dem Magistrat der Inquisition halten müsse.“
Girolamo wusste, dass die Inquisition ohne Erlaubnis der Regierung Venedigs keine Urteile sprechen und vollstrecken durfte, und er war sich nicht sicher gewesen, wie man einen so außergewöhnlichen Fall zu handhaben gedachte, deshalb hatte er sich in Geduld und Demut geübt, auch wenn es ihm schwer gefallen war. In der Tat, es war für den Priester nun seltsam, dass Salvatore Machiavelli allein gekommen war, und nicht eine Gruppe von Gesandten, die den Ort des Verbrechens untersuchen würden. Girolamo war der Ansicht, sich klar und deutlich ausgedrückt zu haben – und seine Eminenz hatte immerhin versucht, ihn zu beruhigen, und versichert, dass dafür Sorge getragen werde, dass der Sache mit aller Entschiedenheit und Härte nachgegangen werden würde. Doch wenn seine Eminenz, der Kardinal Ercole, der Ansicht war, dass Messer Machiavelli dem Anliegen gewachsen war, wollte Girolamo dies nicht in Frage stellen. Der Pater wollte den Gesandten des örtlichen Kirchenoberhaupts bitten, ihm zu folgen, und machte schon eine einladende Geste zurück in Richtung Innenraum der Kirche, während Girolamo mit der anderen Hand unterbewusst haltsuchend nach dem Bronzekreuz gegriffen hatte, das er um den Hals trug. Seine Nervosität konnte er auch nun nicht ablegen. Er verspürte ziehenden Schmerz in der Handfläche die er gegen das Kreuz presste. Die Schürfwunde, die er sich dort zugezogen hatte, war noch zu frisch, um ihn nicht zu behindern. Dabei wusste er noch nicht einmal, wie genau es zu dieser und auch zu seinen anderen Verletzungen gekommen war, die seinen Körper übersäten. Diesen Umstand fand er beängstigend.

Bevor Pater Girolamo die Gelegenheit bekam, mit seinem Besucher einen ungestörteren Ort aufzusuchen (und sich gleichzeitig damit auch dem Friedhof auf der anderen Seite der Kirche zu nähern), und nebenbei die verbliebenen beiden jungen Frauen zu bitten, ein anderes Mal zurückzukehren, sprach eins der „Schäfchen“, wie Messer Machiavelli sie genannt hatte, den Pfarrer an. Es handelte sich um Sara Bellini, die Tochter des berühmten Malers. Eine schüchterne junge Frau, soweit der Pater sie kannte, was ihre leise Stimmlage, die von Selbstüberwindung zeugte, in diesem Moment einmal wieder bestätigte. Die Sorge um ihn, die sie offenbar dazu gebracht hatte, sich nach seinem Wohlergehen zu erkunden, ließ ihn selbstverständlich innehalten und entlockte ihm ein Lächeln.
„Sorgt Euch nicht um mich, mein Kind“, sprach Pater Girolamo in väterlich-beruhigendem Tonfall. „Ich mag nicht vollkommen auf der Höhe sein, doch ich wollte die Andacht aufgrund kleiner Gebrechen, die mich derzeit plagen, nicht ausfallen lassen.“ Er hatte die Andacht als willkommene Ablenkung von den Gedanken, die ihn plagten, genommen – wenn er auch besonders, als die Sprache auf die Auferstehung gekommen war, ins Stottern und Schwitzen geraten war.
„Mit Gottes Gnade und der Unterstützung dieses guten Herrn“, nickte er lächelnd dem Gesandten des Kardinals zu, „werde ich mich schon bald besser fühlen. Also sagt mir, meine werte Signorina Bellini, wie kann ich Euch behilflich sein? Ich fürchte, im Augenblick bleibt mir wenig Zeit für viele Worte.“
Pater Girolamo wollte Salvatore nicht unnötig warten lassen.
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DidS - Teil I: Grabschändung Empty Re: DidS - Teil I: Grabschändung

Beitrag von Zauberlicht So Mai 04 2014, 03:01

Giulia war erst seit wenigen Tagen in Venedig, und die Stadt gefiel ihr außerordentlich gut. Sie wohnte im Haus der Familie Medici und war sehr freundlich empfangen wurden. Zilia war eine der Töchter der Gastgeberfamilie und eine wahre Quelle des Wissens. Nichts, was sich in Venedig tat, entging ihrem wachsamen Auge und ihren stets aufnahmefähigen Ohren. Gegen Mittag dieses Tages eilte sie vom Markt nach Hause und Giulia war die Erste, die sie antraf. Ein wahrer Wortschwall ergoss sich über sie und das Meiste davon hatte Giulia schon wieder vergessen. Als Zilia ihr jedoch von einem Ereignis auf dem Gelände der Kirche San Trovaso berichtete und dem aufgelösten Pater Girolamo Donetti , der am Morgen zu seiner Eminenz Ercole geeilt war, um von höchst beunruhigenden Vorkommnissen auf seinem Friedhof zu berichten, horchte Giulia auf. Auch, wenn sie keine Erklärung hatte, woher Zilia dies alles wissen konnte (man sagte, sie würde den Wänden Ohren verpassen). Die junge Venezianerin berichtete von Geräuschen, einem unglaublichen Klopfen und Pochen, aus einem zur Hälfte geöffnetem Grab und dass das Ende der Welt nahte. So zumindest die Meinung des Pater Donetti. Giulia schüttelte ungesehen mit dem Kopf. Das Ende der Welt, also. Dieser Pater Girolamo konnte kein besonders helles Köpfchen sein, wenn er glaubte, dass das Ende des irdischen Daseins mit einem Klopfen aus der Erde herbeigeführt werden konnte.
In Giulia erwachte augenblicklich ihre stete umtriebige Neugier. Konnte es sein, dass sie hier in Venedig Gleichgesinnte finden würde? Ihr halbes Leben suchte sie nun schon nach Menschen, die so waren, wie sie selbst. Die mit ihrer Gabe oder mindestens einer ähnlichen gesegnet waren und ihr in so vielen unklaren Punkten weiterhelfen konnten. Giulia beschloss, dass sie noch am selben Tag diesen Pater Donetti aufsuchen musste. Sie hielt die Abendmesse für angebracht, hatte jedoch keine große Lust, tatsächlich an ihr teilzunehmen.
Als sie auf dem Gelände eintraf, hatte die Zeremonie bereits begonnen und neugierig sah sie sich auf dem Gelände um. Mit der Sicherheit im Rücken, dass alle Frommen in der Kirche sein mussten, forschte sie kontinuierlich das Anwesen durch. Auf dem Friedhof wurde sie fündig und stieß auf frische Erde. Hier musste das Grab sein, doch Giulia wagte es nicht, dies genauer zu untersuchen, denn das Ende der Messe nahte.
Langsam schlenderte sie in die Nähe des Ausgangs und gerade rechtzeitig traf sie ein. Der Pater trat vor die Kirchenpforte und verabschiedete sich einzeln von jedem Bürger.
Giulia war ein sehr geduldiger Mensch, der das Warten nichts ausmachte. Interessiert betrachtete sie die Gesichter der herausströmenden Menschen, doch sie konnte nichts Besonderes entdecken. Auf Grund dessen sah sie sich weiter um und entdeckte einen gut aussehenden, sehr groß gewachsenen Herrn, der ein wenig abseits stand und ebenfalls zu warten schien. Seine Gesichtszüge waren sehr angenehm und seine braunen Augen schienen zu leuchten. Das Grün seines Umhangs schmeichelte ihnen und insgesamt machte er ein sehr gepflegten Eindruck. Giulia unterdrückte ein Glucksen, als sie ihn dabei beobachtete, wie er in eine Wasserlache vor ihm, sein Aussehen überprüfte.
Ein eitler Gockel also, aber sehr ansprechend. Sein Vollbart war gestutzt und umrahmte sein Gesicht. Die schulterlangen Haare fielen sauber und gepflegt auf seinen Umhang. Giulia ertappte sich dabei, wie sie ihn regelrecht anstarrte, denn sie so fasziniert von seinem Äußeren, dass sie den Wunsch in sich verspürte, ihn näher kennenzulernen. Wie wohl seine Stimme klingen mag? Ob er ein schlauer Mann ist, oder einfach nur eingebildet, arrogant, aber dumm?
Nachdem er sich etwas auf ein Stück Pergament notierte, schaute er sie urplötzlich an. Schnell senkte Giulia ihren Blick und tat, als würde sie lediglich darauf warten, dass Pater Girolamo endlich Zeit für sie finden würde. Und offensichtlich war dies auch soweit, denn er verabschiedete den letzten Mann in seiner Kirche. Über blieben lediglich der gut aussehende Mann, den Giulia betrachtet hatte und eine hübsche, aber offensichtliche sehr schüchterne Frau.
Der Herr trat als Erstes an den Pater heran und Giulia belauschte ungewollt ihre kurze Begrüßung. Naja, nicht ganz ungewollt, aber sie ließ es gern so wirken. Aha, Messer Machiavelli hieß er und wurde von seiner Eminenz gesandt. Giulia war sehr verärgert, dass sie nicht schneller reagiert hatte, denn ihr messerscharfer Verstand sagte ihr, dass sie heute keine Gelegenheit mehr bekommen würde, allein mit dem Pater zu sprechen. Machiavelli war ein Mann, der dies nicht zulassen würde, da war sich Giulia sicher. Die junge schüchterne Frau trat ebenfalls an den Pater heran und erkundigte sich nach dessen Wohlergehen. Blitzschnell reagierte Giulia und sie änderte ihre Taktik. Nachdem der Pater einige beruhigende Worte zu Signoria Bellini gesprochen hatte, trat auch Giulia schnell hinzu.
„Guten Abend Pater Donetti! Mein Name ist Giulia Ficino und ich bin seit wenigen Tagen in Venedig. Ich sehe, dass sie beschäftigt sind und möchte nicht lange stören. Wäre es ihnen Recht, wenn ich morgen am Vormittag zu ihnen komme? Ich möchte mich gern ihrer Kirchgemeinde anschließen.“ Mit einem Lächeln, welchem niemand entkommen konnte, erwartete sie die Antwort des Paters.
Mit eben diesem Lächeln wand sie sich an Signoria Bellini. „Entschuldigen sie, meine Liebe. Wäre es ihnen Recht, wenn wir gemeinsam den Heimweg antreten? Ich sehne mich nach angenehmer Gesellschaft, denn in Florenz hatte ich reichlich davon. Hier bewohne ich als Gast das Haus der Familie Medici und bin sehr daran interessiert neue Kontakte zu knüpfen. Ihr Name ist Bellini… Sind sie verwandt mit dem berühmten Maler?“
Giulia nahm den Blick von Machiavelli sehr genau wahr, der sich ruckartig auf sie richtete, als sie erwähnte, dass sie aus Florenz hierher gereist war.
Ohne die Antwort der jungen Frau abzuwarten, drehte sie sich vollkommen den beiden Priestern zu, knickste, wie es sich gehörte und richtete erneut die Worte an sie: „Meine Herren, wenn sie mich nun entschuldigen würden?“
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Beitrag von Elli Mo Mai 05 2014, 11:22

Mit einem angedeuteten Lächeln, hörte Salvatore den Worten des Paters zu. Zwar wuchs seine Ungeduld stetig weiter, aber er wollte diesen unsäglichen Termin recht schnell hinter sich bringen und vor allem Donetti hinter sich lassen. Der Mann schien zwar sympathisch, aber Salvatore war sich sicher, es wäre kein Zeitgenosse mit dem er abends einen guten Wein trinken würde.
Das dieser sich nun erdreistete (wobei er nicht sicher war, ob das Absicht war oder nicht – aber dies sei erst einmal dahin gestellt), seine Kompetenz in Frage zu stellen, da er alleine gekommen war um sich die Begebenheiten anzuschauen, verärgerte den hochgewachsenen Mann, doch ließ er sich nichts davon anmerken. Er schluckte seinen aufkeimenden Ärger herunter und überlegt, was er seiner Eminenz berichten würde. Er hatte sicherlich mehr Aufträge (selbstverständlich zu der vollsten Zufriedenheit Ecrole) ausgeführt, als dieser mickrige Pfaffe Kinder getauft hatte. Diese erdachte Erkenntnis lockerte Salvatore etwas auf und mit seiner gewohnt dunklen, seidigen Stimme antworte er nachdem Donetti endlich geendet hatte.
“Habt keine Bedenken, dass ich alleine gekommen bin Pater. Seine Eminenz hat mich mit Bedacht gewählt um euch in dieser Situation beizustehen. Wie ihr seht bin ich selbst kein Würdenträger, doch das führt dazu, dass ich mit einem gewissen Abstand die Vorkommnisse beurteilen kann. Seine Eminenz setzt volles Vertrauen in mich.“
Das Vertrauen wurde ihm tatsächlich entgegengebracht – jedoch völlig unberechtigt, aber dies ist eine andere Geschichte.
Er wollte weiter ausholen, denn ein ungestörtes Gespräch war nun wirklich an der Ziet, als er unterbrochen wurde.
Salvatore war verwundert, dass es sich eine Frau traute, die Männer zu unterbrechen – immerhin war es eine Frau! Zwei Männer zu unterbrechen, wobei auch noch einer eine Autorität der Kirche war, war höchst ungewöhnlich und auch etwas unschicklich.
Er blickte die junge Frau an, er musste wieder an seine Schwester denken – diese hielt auch nichts von den gesellschaftlichen Standards, die Männer und Frauen unter- und einteilten.
Daher verzichtete er darauf, ihr einige klare Worte mitzuteilen, sondern wartete darauf, dass Donetti, sich ihrer – ZÜGIG – annehmen würde. Während dieser, erneut, antwortet es ginge ihm gut, betrachtete Salvatore das junge Ding. Hübsch war sie – und irgendwo in seinen tieferen Gedanken, meinte er sie zu kennen. Vielleicht erinnerte sie ihn aber auch nur an jemand anderen. Als der Pater sie mit Bellini ansprach, nickte Salvatore. Es musste die Tochter seines Bekannten Giovanni Bellini sein - ein Mann der es verstand mit Pinsel und Leinwand zu arbeiten. Nicht nur einmal hatte er sich in den Kunstwerken Giovannis verloren. Gerade als er ansetzen wollte um diesem die herzlichsten Grüße ausrichten zu lassen (was praktischerweise gleichzeitig eine Verabschiedung seiner Tochter gewesen wäre), trat doch tatsächlich noch eine Frau dazu und störte die Unterhaltung.
Er zog seine, perfekt sitzende, rechte Augenbraue in die Luft und hörte sich nun auch die Worte dieses Störfaktors an, selbstverständlich verlor er sein Lächeln dabei nicht, sondern verschränkte die Arme hinter seinem Körper. Er hatte das Talent seinem Gesicht nicht anmerken zu lassen, was er dachte oder fühlte. Er nickte Ficino freundlich zu und entnahm ihrer Ansprache höchst erfreut, dass diese mit Bellini das Gelände verlassen könnte.
Er blickte sie eher unauffällig an und fand auch sie recht hübsch anzusehen.
Vielleicht hatte er zu lange keine Frau mehr gehabt, dachte er. Er verwarf diesen Gedanken schleunigst, immerhin stand er hier auf geheiligtem Boden – andererseits hatte er auf geheiligtem Boden schon weitaus schlimmere Gedanken gehabt, daher sah er sich diesen gedanklichen Ausrutscher nach.
“Solltet ihr tatsächlich die Tochter von Giovanni sein, ich meine mich an euch erinnern zu können, als ihr vor Jahren durch sein Atelier gehuscht seid, richtet ihm die herzlichsten Grüße aus. Sagt ihm Salvatore Machiavelli wird ihm bei seinem Besuch in Venedig einen Besuch abstatten.“
Er ergriff die beiden Hände der jungen Bellini und drückte sie leicht – er hatte immer einen Faible für das künstlerische und schöne gehabt, es war als sehe er ihren Vater und nicht sie.
Ficino schenkte er ebenfalls ein Lächeln, nachdem er die Hände von Bellini losgelassen hatten.
“Habt keine Sorge um Euren Pater. Ich werde mich ihm annehmen.“ er zwinkerte schalkhaft und fasste Donetti an die Schulter. Er war nett, ohne Frage. Zumindest schien es so nach außen.


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Beitrag von Angela Dragon Di Mai 06 2014, 11:42

Sara wusste, das, was sie getan hatte, war ein Bruch der Sitte. Vor allem weil sie es gewagt hatte die beiden Männer zu unterbrechen. Den Blick weiter auf dem Boden haftend, vernahm sie mit einer Erleichterung seine Antwort. Bei seiner Frage, schüttelte sie zaghaft den Kopf.
„Ich war nur in Sorge um eurer Wohlsein …“
Warum hatte sie nur diese Dummheit begangen? Nun konnte sie den scharfen Blick von Salvatore auf sich spüren. In dem Moment, wo sie die Stimme der fremden Frau vernahm, wagte sie es den Kopf etwas zu heben. Überrumpelt und zugleich erleichtert wollte sie auf das Angebot antworten, als Salvatore sie ansprach und ihre Hände erfasste.
Sara zuckte leicht zusammen vor Schreck, dass er sie nun doch erkannt hatte. Und dennoch konnte sie erkennen, dass er seine Gedanken bei ihrem Vater hatte. Ein schmerzlicher Gedanke.
„Ich werde die Botschaft überbringen.“ Mit einem Knicks wandte sie sich von den Männern ab. Dass diese Frau namens Giulia sie eigentlich gebeten hatte zu begleiten, kam ihr erst wieder in den Sinn, als sie bereits fast schon zu eilig ihren Heimweg angetreten war.
Betroffen drehte sie sich um und lächelte sie schüchtern an.
„Verzeiht, ich war in Gedanken. Ja ich bin die Tochter des Malers Bellini.“
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Beitrag von Umbra Fr Mai 09 2014, 17:49

Pater Girolamo war gewiss nicht der Typ Mann, den es erzürnte, wenn man sich in Gespräche einmischte oder diese zugunsten eines anderen Gesprächsansatzes unterbrach. Warum sollte es ihm auch sauer aufstoßen, dass sich Sara Bellini nach seinem Wohlergehen erkundigte – oder dass eine weitere junge Dame sich ihm vorstellte und anbot, für ein ausführlicheres Gespräch am morgigen Vormittag widerzukehren? Girolamo dankte Sara lächelnd für ihre Fürsorge, dann wandte er sich Giulia zu:
„Auch Euch einen guten Abend“, begrüßte er sie und hielt sich bewusst knapp mit seinen Worten, denn Salvatore Machiavelli wartete – und nicht nur das: der Falle, den es zu untersuchen galt, war von höchster Wichtigkeit und war schon lang genug mit wenig Tatendrang gestraft worden.
„Ja“, beantwortete Giulias Frage lächelnd, „ja, es wäre mir sehr Recht, wenn Ihr morgen Vormittag vorbeikämt. Tatsächlich wartet im Moment noch eine Angelegenheit höchster Wichtigkeit auf mich, die keinen weiteren Aufschub erlaubt. Aber lasst mich Euch an dieser Stelle schon einmal willkommen heißen! Ich freue mich über Euer Interesse.“
Gast im Haus der Familie Medici, wiederholte er Gedanken, als er unvermeidlicherweise die Worte mithörte, die Giulia an die Tochter Bellinis richtete. Das klang ebenfalls wichtig, denn die Medici waren selbst abseits von Florenz sehr einflussreich, das war bekannt, doch als Priester und in Anwesenheit des Gesandten des Kardinals hatten die kirchlichen Belange eindeutig höhere Priorität als die gesellschaftlichen. Zumal in diesem Fall ganz anderes auf dem Spiel stand als bei alltäglichen Angelegenheiten.

Girolamo war bereit, Machiavelli zum Tatort zu führen, und zögerte die Sache nicht noch weiter hinaus, als dieser ihm beherzt die Hand auf die Schulter legte – eine Geste, die wohl nett gemeint war und ihn an anderen Tagen keineswegs gestört hätte, doch die Berührung löste, obwohl Girolamo sie im Augenwinkel hatte kommen sehen, einen erneuten Schreckmoment in ihm aus, wodurch er sich seine Muskeln unwillkürlich unter dem Griff des hünenhaften Mannes anspannten und er einen Moment die Lippen aufeinanderpresste und die Augen schloss, länger als ein einfaches Blinzeln. Dann, nach einem Durchatmen, kam schnell Bewegung in ihn, als wolle er die Situation schnell überspielen oder davor flüchten.
„Bitte kommt, geht mit mir, Messer Machiavelli“, beeilte der Pater sich zu sagen und machte schon einige Schritte, bevor ihm einfiel, sich noch von den beiden jungen Frauen anständig zu verabschieden, wofür er noch einmal Halt machte und sich umwandte.
„Der Herr segne Euch.“ Er malte, während er den Segen aussprach, wie er es gewohnt war, mit den Fingern ein Kreuz in die Luft, und schenkte ihnen ein etwas schmerzliches Lächeln, weil er kein anderes zustandebrachte.

Wahrscheinlich war es das beste, dass Giulia und Sara nun heimkehrten, fand der Pater. Es würde sicher bald dunkel werden. Wenn dies eintreten sollte, sollten die beiden in Sicherheit sein. Und dann wollte auch er selbst sich nicht mehr auf dem Friedhof aufhalten, sondern die Kirche von Innen gründlich absperren und auch die Tür zu der Kammer, in der er zu schlafen pflegte. Vielleicht, und das befürchtete Pater Girolamo auf irgendeine Weise, würden sich die Ereignisse der letzten Nacht wiederholen. Nicht unbedingt die Grabschändung, sondern… das Andere. Umso ungünstiger, dass Machiavelli erst jetzt auftauchte. Girolamo hatte den gesamten Tag lang auf Hilfe und Anweisung gewartet und war dabei immer unruhiger geworden. Um ehrlich zu sein, war Girolamo nicht wirklich überzeugt, dass seine Eminenz ihn recht verstanden hatte. Dass Machiavelli allein geschickt worden war, fand der Priester gewöhnungsbedürftig, doch vielleicht verfügte der großgewachsene Mann über Expertise – obwohl Girolamo sich in Begleitung von mehreren Helfern und eines Exorzisten, der vielleicht notwendig wäre (das wusste Girolamo noch nicht wirklich einzuschätzen), sicherer fühlen würde.

„Gewiss hat man Euch schon umfassend darüber informiert, weswegen Ihr hergekommen seid“, sprach der Pater zu Machiavelli, während sie gemeinsam in Richtung Altar schritten, in gedämpftem Ton, damit seine Stimme nicht durch das gesamte Gotteshaus hallte. Für jeden Schritt, den sein Gesprächspartner tat, machte Girolamo zwei.
„Wollt Ihr dennoch, dass ich Euch meine Sicht der Dinge schildere?“, erkundigte er sich und wartete nicht auf eine Antwort. „Ich muss gestehen, dass ich mich nicht an alle Details der letzten Nacht erinnern kann“, gab er zu und seine rechte Hand wanderte dabei an Hinterkopf (die Beule dort war schmerzhaft), „allerdings kann Euch gewiss alles nützlich sein, was ich weiß.“
Sie waren inzwischen vor dem Altar angekommen. Hier blieb Girolamo stehen.
„Doch erlaubt mir, bevor wir den Friedhof betreten, noch die Sakristei aufzusuchen, um in meine Alltagskleidung zu schlüpfen“, bat er mit einem Lächeln und blickte zum Machiavellis Gesicht hinauf. „Ich möchte mein liturgisches Gewand nicht mit Erde beschmutzen. Es wird nicht lang dauern.“ Schon hatte er flink die Tür zu einem Nebenraum erreicht und war darin verschwunden.

Als er etwas zwei Minuten später wieder zurückkehrte, trug er eins der schwarzen Gewänder, die Priester typischerweise zu tragen pflegten, wenn sie nicht gerade Ihren rituellen Pflichten nachgingen, und begann, als er gemeinsam mit Machiavelli durch die Seitentür auf den Friedhof trat, zu erzählen: „Ich wachte in der letzten Nacht auf, weil ich draußen auf dem Friedhof ein lautes Geräusch hörte – inzwischen bin ich mir recht sicher, dass es ein Schrei gewesen sein muss. Als ich daraufhin einen Kontrollgang machte, um der Ursache auf den Grund zu gehen, stieß ich auf ein Grab, an dem sich jemand zu schaffen gemacht hatte. Da vorn ist es auch schon. Wundert Euch nicht, dass es noch nicht geschlossen ist. Federico, mein Totengräber, ist unauffindbar und ich vermutete, der- oder diejenigen, die Seine Eminenz schicken würde, würden das Grab und auch den Sarg untersuchen wollen. Da der Täter letzteren scheinbar nicht erreicht und geöffnet hat, habe ich den Ort des Geschehens vorläufig belassen, wie er war.“
Ein weiterer Grund war, dass Girolamo sich dort bisher nicht hatte länger aufhalten wollen als nötig war. Seine Angst war nun, da sie dem Grab sehr nahe waren und weiterhin darauf zusteuerten, wieder sehr präsent.
Herr, hilf mir!, betete er stumm und klammerte sich wieder an das Kreuz seiner Kette. Die Umstände waren mehr als beunruhigend. Nun, am Tage, war das offene Grab vielleicht nicht mehr ein ganz so furchteinflößendes Loch, doch Girolamo war sich sicher, dass sich darin etwas gerührt hatte – und das unter der Erdoberfläche. Das Scharren und Klopfen hatte er sich nicht eingebildet! Und auch die Kreatur, die ihn angefallen hatte, war sehr real gewesen.
Er räusperte sich.
„Allerdings habe ich heute Morgen Bretter über das Loch gelegt, damit niemand hineinstürzt. Vor drei Tagen habe ich den Verstorbenen beerdigt. Ich sehe es im Moment mit Erleichterung, dass er keine Angehörigen hier in der Stadt hatte, soweit ich weiß. Doch selbst wenn dies der Fall wäre, wäre dies das geringste Problem, das sich auftut.“
Die Entweihung von heiligem Boden war für Pater eins der schlimmsten Verbrechen, die ein Mensch begehen konnte. In den Jahren, in denen er hier in dieser Gemeinde Pfarrer war, kam ihm das nun das erste Mal unter. Pater Girolamo hatte die Schaufel, die der Täter, der ihm entwischt war, zurückgelassen hatte, an einen Baum in der Nähe des geschändeten Grabes gestellt, damit sie nicht zwischen den Steinen und Kreuzen auf der Wiese lag.
„Braucht Ihr eine Leiter, Messer Machiavelli?“
Diese hatte Girolamo schon vorsorglich bereitgelegt.

Nun waren sie am Grab angekommen. Wie der Pater gesagt hatte, war es mit Brettern abgedeckt, und daneben türmte sich ein Haufen Erde. Erde, die so kostbar war an einem Ort wie Venedig. Grund und Boden war in der Lagunenstadt knapp. Doch die Nähe der Verstorbenen zu den Kirchen war von zentraler Bedeutung für das Seelenheil. Die Fürbitten der Heiligen zugunsten der reuigen Sünder konnte deren Zeit im Fegefeuer erheblich verkürzen, das war bekannt. Und da Reliquien der Heiligen in den Kirchen aufbewahrt wurden, war auf geweihtem Boden um diese herum die Präsenz der Heiligen gesichert. Nicht umsonst ließen sich reiche, einflussreiche Familien bevorzugt in Gruften in und unter Gotteshäusern bestatten. Je näher man den Heiligen im Tode war, desto besser.

Doch was war in der letzten Nacht hier geschehen, dass selbst der Schutz der Heiligen Gervasius und Protasius, denen die Kirche San Trovaso geweiht war, nicht gewirkt hatte? Pater Girolamo befürchtete, dass hier dunkle Machenschaften am Werk waren. Leichen, die sich in ihren Gräbern regten... Dass der Jüngste Tag gekommen war, schien ihm immer noch eine Möglichkeit, allerdings... Außerdem Ereignis hier auf diesem Friedhof schien nichts Vergleichbares geschehen zu sein. Zumindest nicht, dass Girolamo wusste. Sichtlich nervös hielt er Abstand zum bretterbedeckten Grab, nestelte mit der Hand nun an seinem Rosenkranz herum, den er in einer Tasche seines Gewandes bei sich trug, und wartete darauf, dass Salvatore Machiavelli zur Tat schritt.
„Wenn Ihr eine Schaufel benötigt...“, setzte Pater Girolamo zögerlich an, auch wenn ihm das hörbar nicht behagte. Machiavelli war kein Geistlicher. Doch die Untersuchung würde erfordern, dass der Sarg freigelegt werden würde.
„Ich würde Federico holen, wenn ich könnte“, erwähnte er noch einmal etwas ratlos den Totengräber, „doch ich weiß nicht, wo er steckt.“
Auffordernd blickte der Pater Machiavelli an... Girolamo hatte nicht ohne Grund die Kleidung gewechselt, aber er selbst war nicht mehr der Jüngste.
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Beitrag von Zauberlicht So Mai 11 2014, 18:18

Giulia sah den beiden Männern nach, die gemeinsam die Kirche betraten. Zu gern wäre sie sofort hinterher geschlichen, um ihr Gespräch weiterhin mit anzuhören. Doch dies war viel zu gewagt und so bliebt ihr nichts, als sich der jungen Sarah, die bereits vom Kirchplatz eilte, anzuschließen. Scheinbar bemerkte sie just in diesem Moment, dass sie fluchtartig und ohne ihre Begleitung den Heimweg antrat, denn plötzlich blieb sie stehen und wartete.
Giulia sah sich noch einmal um, doch der Pater und sein Begleiter waren nicht mehr zu sehen. „Verzeiht, ich war in Gedanken. Ja ich bin die Tochter des Malers Bellini.“, hörte Giulia die zarte Stimme Sarahs.
„Das freut mich zu hören. Wie geht es eurem Herrn Vater? Erfreut er sich der Gesundheit?“, fragte Giulia sofort nach. Doch ihre Augen überschauten dabei den Platz neben ihr und sie meinte eine Bewegung am hinteren Kirchenausgang wahrzunehmen.  Aha, sie verließen also die Kirche hinten heraus. Wo gingen sie hin? Bestimmt auf den Friedhof. Ob ich diese Sarah dazu bringen kann, ihnen hinterher zu schleichen?
Freundlich lächelnd wand sich Giulia Sarah zu. „Ich kenne ich ihn leider nicht persönlich, aber ich bin ein großer Bewunderer seiner Werke. Ich hörte, das er zur Zeit an einem Gemälde schafft, welches in der Accademia zu sehen sein wird? Ihr müsst uns unbedingt bekannt machen.“ Gewinnend strahlte sie Sarah an, bevor sie diese am Arm nahm und ein wenig abseits zog. „Findet ihr nicht, dass der Pater ein wenig fahrig wirkte? Ist er immer so?“ Das Kopfschütteln Sarahs bestätigte Giulia und ohne weitere Erklärungen, zog sie diese weiter mit sich. „Ich traue diesem Machiavelli nicht. Lassen sie uns leise schauen gehen, was er mit dem armen Pater vor hat.“ Das entsetzte Gesicht Sarahs ignorierte sie gekonnt. „Sarah, ich sehe doch, dass ihnen am Wohl des Paters liegt. Vielleicht braucht er unsere Hilfe. Wir könnten sagen, sollten wir ertappt werden, dass wir uns eine der heiligen Schriften ausleihen wollten und dies vergessen haben. Kommen sie! Keine Angst, wir werden schon nicht gesehen werden. Halten sie sich dicht bei mir!“
Sarah konnte gar nicht anders entscheiden, denn Giulia hatte eine manipulative Ader an sich, der nur sehr wenige Menschen widerstehen konnten. Das wusste sie und dies war einer der selten Momente, an denen sie sie auch bewusst einsetzte. Dich am Buschwerk gehalten, schlichen sie auf leisen Sohlen näher an den Friedhof heran. Die Dämmerung hatte eingesetzt und Giulia nahm diesen Umstand wohlgesonnen wahr. Die langen Schatten boten ihnen weiteren Sichtschutz. Ein kurzer Blick nach hinten auf Sarahs Kleidung beruhigte sie zusätzlich. Giulia selbst hatte auf Kleidung in gedeckten Farben geachtet. Hätte Sarah etwas Farbenfrohes getragen, wäre ein Verstecken schwerer möglich. Doch so sollten sie nahe genug heran kommen, um gegebenenfalls auch Gesprächsfetzen aufschnappen zu können. Giulia gelangte an die Stelle, die sie bereits vorhin erkundet hatte und stieß auf die frische Erde zu ihren Füßen. Mit einer schnellen Bewegung zog sie Sarah mit sich, hinter eine dichte Baumgruppe. Denn sie hatte Salvatore Machiavelli  und Pater Girolamo entdeckt, wie sie mit zügigen Schritten auf eine Stelle unweit ihrer eigenen zugingen. Machiavelli mit langen großen Schritten, für die der Pater jeweils zwei machen musste. Noch immer wirkte Girolamo fahrig und regelrecht panische Gesichtszüge waren zu erkennen. Salvatore jedoch schaute erhaben arrogant, wie auch vorhin. Giulia war der Blick, den er scheinbar sehr gut verstecken konnte, nicht entgangen. Die hochgezogene Augenbraue, mit der er ihre Unterbrechung quittierte, verriet ihr einiges über ihn. Sie kannte diese Art Männer zu Genüge. Sie waren der Meinung, etwas Besseres darzustellen, nur weil sie eben ein Mann waren. Na warte Bürschchen, auch mit dir werde ich fertig. Gut aussehen kannst du, dumm scheinst du auch nicht zu sein, aber kommst du gegen die Waffen einer Frau an? Kommst du gegen meine Waffen an?
Giulia lächelte und ihr Ehrgeiz war geweckt. Sie sah, dass sich die Männer unterhielten und wie Machiavelli Anstalten machte, in das Grab? … War dies ein geöffnetes Grab? Wollte er dort hinein steigen? Warum sah der Pater so aus, als wollte er gleich weglaufen? Verdammt, die musste hören können!
Mit ihren Augen suchte sie erneut die Umgebung ab und entdeckte unweit vor sich, aber sehr viel näher an diesem ominösen Grab dran, eine Gruppe Büsche. Wenn sie dort hin gelangten, dann würden sie hören können. Der Pater war so auf Machiavelli konzentriert, dass er ohnehin nicht zu ihnen rüber sah und Machiavelli selbst stand mit dem Rücken zu ihnen. Das war ihre Chance. Kaum hörbar flüsterte sie Sarah ins Ohr: „Wir müssen näher heran! Kommen sie!“ Bevor sie losgehen konnten, hörte Giulia ein kaum wahrnehmbares Knacken hinter sich. Sie wirbelte herum und starrte entsetzt in grüne Augen, die Saphiren ähnelten.
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Beitrag von Elli Di Mai 13 2014, 14:19

Endlich waren die Frauen aufgebrochen und der Pater hatte sich in Bewegung gesetzt. Das der Pater bei jeder Berührung zurück schreckte und wahrlich mehr als fahrig wirkte, bemerkte der hochgewachsene Mann selbstverständlich, er hatte aber nicht vor, daran etwas zu ändern.
Natürlich war Salvatore ins Bild gesetzt worden, soweit es der Ecrole für nötig gehalten hatte, was es zu untersuchen galt. Auch wenn es eine schändliche Tat war, für die der Täter mit Sicherheit in die Hölle wandern würde, so war es nicht das außergewöhnlichste das ein Grab ausgehoben wurde. Vielleicht hatte nur ein armer Teufel gesehen, wie der Verstorbene – Gott hab‘ ihn selig! – mit einem Schmuckstück beerdigt worden war oder aber mit einem feinen Zwirn – es gab hier in dieser Stadt genug Menschen und auch Abschaum, die für wenig Geld ihre eigene Mutter verkaufen würden, warum nicht also ein Grab ausrauben? Geld konnte man aus fast allem machen. Mochten auch die meisten Menschen arme Schlucker sein und sich unter schwersten Bedingungen ihre Kante Brot verdienen, so gab es auch reiche Bewohner und ganze Adelshäuser, deren – nicht selten verkommene – Sprösslinge die absonderlichsten Dinge auf dem Schwarzmarkt erstehen wollten und dies auch taten. Er schwelgte einen Moment in Erinnerungen, als er daran dachte wie er erfolgreich eine verschwunden Insigne – den Arm der heiligen Barbara - aus den Händen eines verzogenen Schriftstellersohnes zurück in den Schoss der Kirche hatte bringen können.
Nach diesem kurzen Abschweifen seiner Gedanken konzentrierte er sich wieder auf das Hier und Jetzt, auch wenn er eher beiläufig auf den Boden sah um mögliche Spuren zu betrachten. Doch der Boden, wenn er so weich war, dass er hätte Aufschluss liefern hätte können, war von unzähligen Fußspuren – durchaus möglich, dass sie alle vom Pater stammten – geziert und sagte wenig aus.
“Habt ihr euch überlegt, dass vielleicht der Grabräuber etwas mit dem Verschwinden eures Totengräbers zu schaffen hat? Oder er gar selbiger ist?“
Salvatore warf einen Blick auf die aufgewühlte Erde vor ihm und schien in eine Art Schockstarre zu fallen, als der Pater fragte ob er eine Leiter benötigte.
Er blickte an sich und seinem makellosen Beinkleid herab. “Pater, ich bin hier um den Sachverhalt zu untersuchen und nicht um die Arbeit eures Totengräbers durchzuführen! Bevor ich DORT hinab steige, solltet ihr mir erst einmal erzählen, was hier genau vorgefallen ist.“
Er zupfte empört an seinem Reisemantel herum, bevor er einen Blick nach oben warf. Da Donetti solange damit beschäftigt gewesen war, jeden einzelnen Kirchengänger persönlich zu verabschieden, waren die Lichtverhältnisse mittlerweile eher suboptimal.
Gemächlich schritt Salvatore um das Grab herum und besah sich die Stelle des Verbrechens. “Wer ist hier zu Grabe getragen worden?“ fragte er nun. Er hielt an seiner Theorie der Grabschändung, wegen Geldes fest und wartet nur darauf, dass der Pater dies bestätigte.
Immerhin wollte er noch eine Kleinigkeit für seine Schwester besorgen (er dachte tatsächlich von alleine daran!) und auch etwas Essen. Er war so beschäftigt gewesen, dass er völlig vergessen hatte, zu Speisen. Das rächte sich nun. Sein Magen rebellierte, als er unbeeindruckt die Grabstätte ansah und mit dem Fuß einen Klumpen Erde zur Seite schob.
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Beitrag von Umbra Mi Mai 14 2014, 15:06

Claudia de Cattaneis konnte nicht behaupten, dass heute ein guter Tag für sie gewesen war. Dieser Tag war noch nicht vorbei, jedoch neigte er sich dem Ende zu und sie glaubte nicht daran, dass er sich noch zum Guten wenden würde. Gerade nicht hier, auf dem Friedhof der Kirche San Trovaso, den sie in letzter Zeit besser kennengelernt hatte, als ihr lieb war. Vor kurzem war Claudias wichtigste Bezugsperson verstorben, ihre geliebte Mutter, davongerafft von einer Lungenentzündung, gegen die diese wochenlang angekämpft hatte, bevor sie ihr erlegen war. Claudia wollte, so wie sie es sich zur Gewohnheit gemacht hatte, das Grab ihrer Mutter besuchen, um ihr nah zu sein und gleichzeitig auch allein, denn heute hatte Claudio, der Ehemann ihrer Schwester, wieder Claudio einmal eine seiner unaufhörlichen Avancen gemacht, von der sich die junge Geigenspielerin mehr und mehr bedrängt fühlte. Der Tod ihrer Mutter hatte ein tiefes Loch und Claudias Leben und Seele hinterlassen – nun suchte sie Trost, den sie dabei fand, mit dem Grab ihrer Mutter zu reden, ganz in dem Wissen, dass diese ihr zuhörte, selbst wenn ihr eine Antwort unmöglich war.

Claudia wollte sich beeilen, denn es dämmerte schon fast, und doch wenigstens ein paar Minuten am Grab ihrer Mutter trauern und zur Ruhe kommen. Sie war zu dieser Stunde nicht allein auf dem Friedhof. Als ersten fiel ihr Pater Donetti auf, der Priester, der sich um diese Gemeinde kümmerte und auch Claudias Mutter beerdigt hatte. Er war in Begleitung eines großgewachsenen Mannes, der neben dem körperlich kleinen Pfarrer umso größer aussah. Aber dann merkte die junge Frau, dass sich etwas in der Baumgruppe vor ihr regte. Sie hörte die flüsternde Stimme einer Frau. Erst etwas verdutzt, aber dann doch neugierig, machte Claudia einen Schritt vorwärts – und trat dabei ausgerechnet auf einen kleinen Zweig, der knackend zerbrach. Es stellte sich heraus, dass sich zwei junge Frauen dort zwischen den Bäumen versteckt hatten – und nun hatten sich Claudia entdeckt, wie diese unschwer daran erkannte, dass zumindest eine von ihnen zu ihr herumwirbelte und sie direkt und mit ertapptem Blick ansah.




Pater Girolamo war deutlich unwohl dabei, sich an dieser Stelle des Friedhofs aufzuhalten. Gerade nun, da es langsam begann zu dämmern. Im Grunde war es für ihm, da ihm in der Nähe des Grabes abwechselnd kalt und heiß wurde, ein Rätsel, wie er es zustandegebracht hatte, das gegrabene Loch zuvor zu verdecken. Er zitterte am gesamten Leib, so nervös war er, und er spürte einen Tropfen Schweiß kalt auf seiner Haut, der ihm an der Schläfe hinunterlief.

Es überraschte ihn etwas, dass Salvatore Machiavelli einen Verdacht gegen den verschwundenen Totengräber aussprach.
„Oh, nein, nein“, beteuerte der Pfarrer sogleich. „das halte ich für ausgeschlossen. Zumindest, dass Federico sich an diesem Grab vergangen haben könnte. Er mag zwar, zugegeben, nicht der Hellste sein, aber er ein gutes, gottesfürchtiges Herz und geht seinen Aufgaben meist sehr gewissenhaft nach.“ Er nickte bekräftigend und umklammerte sein Kreuz, auch wenn ihm dies, nach wie vor, Schmerzen an seiner verletzten Hand bereitete. Girolamo konnte sich nicht vorstellen, dass Federico so etwas Schändliches tun würde. Immerhin hob er nicht nur die Gräber aus und schloss sie wieder, sobald es notwendig war, sondern kümmerte sich hier auf dem Friedhof auch um Ordnung.
„Der Täter hat seine Schaufel hier zurückgelassen, aber es ist nicht Federicos, ich habe nachgesehen“, fügte Girolamo hinzu, um den Totengräber zu entlasten. Doch dass Machiavelli erwähnt hatte, dass Federicos Verschwinden Schuld des Grabräubers sein könnte, empfand er nicht gerade als beruhigend.
„Ich habe eher die Befürchtung, ihm könnte etwas zugestoßen sein, wenn ich…“, begann er seine aufkommende Sorge in Worte zu fassen, rettete sich aber dann doch schnell auf eine Lösung für das Rätsel, die im weitaus sympathischer war: „Aber vielleicht treibt er sich auch nur irgendwo in der Stadt herum – das geschieht ab und zu, aber nach ein, zwei Tagen ist er bisher immer wieder aufgetaucht.“
Die Gesellschaft der Toten war Federico auf Dauer vermutlich zu eintönig und einsam. Das verstand Girolamo und er fragte auch nicht, was seinen Totengräber in der Stadt umtrieb. Bei manchen Dingen verschloss man besser Ohren und Augen.

Aber nicht nur, dass Machiavelli den Totengräber verdächtigte, sondern auch, dass er ausschlug, dessen Arbeit zu verrichten, überrumpelte Girolamo etwas. Darauf hatte er überhaupt nicht hinaus gewollt. Die Zurechtweisung durch den Gesandten der Kardinals zeigte Wirkung – erst einmal, dass die Irritiertheit des Priesters eine neue Stufe erklomm. Fast schien es so, als wüsste Messer Machiavelli nicht über die Geschehnisse hier auf dem Friedhof Bescheid. Hatte Seine Eminenz seinen Gesandten im Unklaren gelassen, was diesen erwarten würde?
„Verzeiht, ich…“, murmelte Girolamo mit fragendem, aber zugleich auch leid- und sorgenvollem Blick, und beantwortete die Frage nach dem Verstorbenen:
„Sein Name war Marco Ferraro, soweit ich weiß. Ich kannte ihn nicht persönlich, aber man erzählte mir, er käme von irgendwo außerhalb und wäre noch nicht lange in Venedig gewesen. Er ist bei einer Festlichkeit einfach tot umgefallen. Ungewöhnlich für einen jungen, kräftigen Mann, der er war, wenn Ihr mich fragt, aber da alles auf einen natürlichen Tod hingedeutet hat, hat man den Leichnam sofort meiner Obhut überlassen. Einer seiner Bekannten ist für das Begräbnis aufgekommen, Stefano Letta, Gastgeber des Festes und angesehenes Mitglied unserer Gemeinde. Ihr seid ihm vorhin begegnet, ohne es zu wissen. Viel von Wert trug der Verstorbene nicht bei sich, wenn Ihr darauf hinauswollt. Ein, zwei Ringe, vielleicht…“ Er runzelte die Stirn, er erinnerte sich nicht genau. Eine kurze Sprechpause entstand, jedoch war es für Girolamo nun an der Zeit, seinen Besucher grundlegend darüber aufzuklären, was hier geschehen war.
„Doch die größte Sorge bereitet mir bei Weitem nicht die Schändung oder das Wiederverschließen des Grabes, Messer“, wandte der Priester deswegen ein, „da habt Ihr mich falsch verstanden. Hat Euch Seine Eminenz nicht informiert? Ich bat um fachkundige Hilfe der Inquisition. Der Tote hat…“, (wie sollte er es formulieren?), „sich gerührt.“
Davon zu reden war für Girolamo genauso, wie es noch einmal zu durchleben.
„Er hat am Sargdeckel gescharrt und daran geklopft…. Er hat sich versucht zu befreien, dessen wurde ich Zeuge. Jesus Christus“, rief er aus und bekreuzigte sich hastig, „es ist mir, als höre ich dieses grausige Poltern noch immer! Sogar die Erde am Grund des Lochs hat gebebt“, fügte Girolamo in gesenkter Stimme, fast im verschwörerischen Ton hinzu, doch sein Blick war sehr eindringlich und starr auf seinen Gesprächspartner gerichtet.
„Ich habe es mit eigenen Augen gesehen! Ich dachte, der Jüngste Tag sei gekommen!“ Erneut nickte Girolamo bekräftigend, dieses mal heftig.
„Kurz darauf, fiel mich…“, (ja, was genau?), „eine große, schwarze Kreatur an.“
Diese Umschreibung passte am besten – wobei Girolamo sich nicht sicher war, was genau ihn angegriffen hatte. Eigentlich hatte er nichts gesehen, nur die Silhouette. Und er hatte Schmerz gespürt, kurz, dort, wo sich Finger oder Klauen mit hartem Griff in sein Fleisch gebohrt hatten. Sofort danach musste er sein Bewusstsein verloren haben. Vermutlich hing dies mit seiner Verletzung am Hinterkopf zusammen – denn wahrscheinlich war er damit hart auf den Boden oder sonstwohin geknallt. Unwillkürlich fuhr seine Hand an diese Verletzung. Sie pochte und der Schmerz war drückend und ziehend zugleich.
„Was dann geschehen sein könnte, kann ich nur erahnen“, gab Girolamo zu, „doch heut in der Früh, übersät mit Verletzungen verschiedenster Natur und besudelt mit meinem eigenen Blut, in meinem Bett aufgewacht.“
Das war eins der seltsamsten Dinge an den geschehenen Ereignissen. Für die Dauer einiger Atemzüge hatte er noch daran geglaubt, er hätte furchtbare Träume gehabt, doch dann… All die blauen Flecken, Schürwunden, Kratzer und Schnitte zeugten davon, dass er sich das nicht nur eingebildet hatte. Es war beängstigend. Was hatte man mit ihm angestellt? Er konnte sich an nichts erinnern.
„Der Herr hat mir einen seiner Streiter gesandt, um über mich zu wachen – so muss es gewesen sein, sonst stünde ich nun nicht vor Euch.“
Wieder nickte Girolamo.
„Vielleicht war es Federico, der mich auf dem Friedhof gefunden und mich in meine Kammer gebracht hat“, vermutete er. Wünschte er sich (denn was wären die Alternativen dazu?). Doch wo war der Totengräber nun?
Pater Girolamo setzte seine Hoffnungen auf Messer Machiavelli.
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Beitrag von Angela Dragon Fr Mai 16 2014, 20:02

Hin und hergerissen von der Tatsache, dass was sie taten völlig falsch war. Schlimmer noch eine Sünde war. Aber zugleich trieb sie die Neugierde an, hinter dem Verhalten des Paters steckte mehr.
Darum fiel es ihr seltsamerweise nicht sonderlich schwer, der Aufforderung von Giulia zu folgen. Nickend wollte sie sich näher an die beiden Männer ran schleichen, als das Geräusch  Knacken von Ästen sie herumwirbeln ließ.
Zischend entfuhr es ihr. „Wer ist da?“ Dass sie dadurch nicht mehr schüchtern wirkte, schob Sara beiseite. Hier war kein Mann in der Nähe, der sie wahrnahm oder ihr Befehle erteilen konnte.
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Beitrag von Lillybell Sa Mai 17 2014, 15:27

Eigentlich wollte Claudia auch nur das Grab ihrer Mutter besuchen, doch die Stimmen erregten ihre Aufmerksamkeit. Als sie auf den Ast trat, schoss es ihr gleich mit einem Herzrasen durch den Kopf. Oh Gott! Und schon war da eine Stimme die sie zischend und ertappt anfuhr. Claudia trat vorsichtig näher und sagte flüsternd: Verzeiht meine Störung! Mein Name ist Claudia de Cattaneis. Ich wollte euch nicht stören, ehrlich. Ich hörte Stimmen und fragte mich lediglich wer es ist und was dieser Jemand hier treibt?
Für sie war ein Friedhof eigentlich immer ein ruhiger Ort, an dem man um die Verblichenen trauerte oder sich seinen Segen vom Geistlichen geben ließ. Aber nicht um zu tuscheln.
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Beitrag von Elli Do Mai 22 2014, 20:55

"Nun, Ich denke ihr solltet Euch eher Gedanken machen, ob eure Helfer wirklich in der Stadt untergekommen ist. Vielleicht wurde er ebenso aufmerksam auf diese unchristliche Tat wie ihr. Wohlmöglich hatte er nicht so viel Glück wie ihr."
Salvatore wippte auf seinen Füßen auf und ab und warf einen Blick in die Weite. Ein Seufzen unterdrückte er nur mit Mühe, er hatte sich das hier wesentlich schneller abgehandelt vorgestellt und wollte nun endlich etwas essen und den Friedhof verlassen. Zudem hatte er sich vorgenommen auch noch einige Schriften ins Reine zu bringen um sie bei dem nächsten Treffen seiner "Organisation" zu präsentieren und disktutieren.
Das schien sich erledigt zu haben. Einen weiteren Blick auf seine penibel gesäuberten Nägel werfend, atmete er tief ein und hob schließlich eines der Bretter an. Er warf einen abschätzigen Blick in die Dunkelheit (glücklicherweise schien noch nicht viel herumzukrabbeln und die Leiche auch noch nicht zu stinken!) und warf das Brett zur Seite. Auf den ersten Blick konnte er nichts entdecken, abgesehen von den dunklen Erdflecken an seinen Fingerkuppen, an denen das Brett seine helle Haut schädlich beschmutzt hatte.
Er blickte zum dem Pater herüber "Also gut. Ich möchte das schnell hinter mich bringen. Also seid so gut und helft mir mit der Leiter."
Diese würde er nun nicht in das Loch schieben, das sollte der Pater machen.
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Beitrag von Angela Dragon Do Mai 29 2014, 18:26

Ertappt von einer weiteren Frau, fühlte sich Sarah noch mehr schuldig eine Sünde gegangen zu haben. Aber ihre Sorge um den Pater gewann erneut die Oberhand. Leise mit einem zarten Lächeln auf ihren Lippen versuchte sie, ihre Sünde zu begründen.
„Dem Pater ist etwas zugestoßen. In Sorge um ihn, wollte ich erfahren was ihn bedrückt.“ Was genau aber Giulia im Sinn hatte, war weiterhin ein Rätsel für sie. Diese Frau trug ebenso ein Geheimnis mit sich. In was war sie nur hineingeraten?
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Beitrag von Zauberlicht Fr Mai 30 2014, 13:51

Giulia benötigte einen Moment, um sich zu fangen. Der Schreck war ihr bis in den kleinen Zeh gefahren. Für einen Moment sah sie vor ihrem inneren Auge die gesamte Inquisition auf sich zurollen, beruhigte sich jedoch damit, dass keiner der anwesenden Frauen wusste, weshalb sie wirklich so interessiert an den Vorgängen auf dem Friedhof war. Noch immer starrte sie in die saphirgrünen Augen der neu angekommenen Frau. Claudia war ihr Name und eigentlich sah sie wenig bedrohlich aus. Erstaunt vernahm Giulia, wie Sarah sich zu Wort meldete. Ihre Schüchternheit galt wohl nur in Anwesenheit von Männern, insbesondere wenn diese Würdenträger der Kirche waren. Innerlich verdrehte Giulia die Augen, denn dieses zu Kreuze kriechen vor den Priestern und Patern der Welt war ihr zuwider. Trotzdem tat auch sie genau eben dieses, um keine negative Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Ihr Bruder und ihr Mann waren ihr gute Lehrer gewesen und sie wusste sehr wohl, wie man sich als Andersdenkende zu benehmen hatte. „Schsch“, wisperte Giulia. „Kommt zu uns, wir erklären es euch. Aber es ist wichtig, dass wir nicht gesehen werden, oder gar gehört, also schaut, wo ihr hintretet!“ Ohne auf die Reaktion von Claudia zu warten, drehte sich Giulia zurück, um ihren Blick auf das Vorgehen der beiden Kirchenmänner zu richten. Gerade sah sie, wie Machiavelli die Bretter vor seinen Füßen zur Seite schob und sein Wort erneut an den Pater richtete. Verdammt, sie musste hören können. Um ihrem Ziel nun endlich näher zu kommen, war ein Gespräch mit den, nun in zweifacher Ausführung vorhandenen, Damen nötig. Ohne ein Geräusch zu erzeugen, wand sich Giulia wieder um. In ihrem Kopf arbeitete es auf Hochtouren, denn sie brauchte eine Geschichte, die sie beiden erzählen musste und vor allem, mit der sie überzeugen musste, warum sie näher an das Geschehen heran mussten, ohne gesehen zu werden.
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Beitrag von Lillybell Sa Mai 31 2014, 10:42

Claudia war überrascht über die Worte der Frau, die sie zuvor ja noch so angeherrscht hatte. Doch sie lauschte und war überrascht... Was ist dem Pater wohl zugestoßen?... fragte sie sich in Gedanken und war nun auch etwas neugierig. Naja vielmehr, lenkte sie das wohl von den eigenen Gedanken ab. Als die zweite Frau sagte, Claudia könne sich nähern oder besser gesagt sie sollte es auch, da folgte sie den Worten mit vorsichtigen Schritten und dem Blick auf den Boden gerichtet. Sie wollte nicht wieder auf etwas treten, dass wohlmöglich die anderen beiden verraten könnte. Als sie dichter bei den beiden Frauen stand, sah sie neugierig zu derjenigen, die sie eingeladen hatte und die mehr oder weniger versuchte angestrengt zuzuhören. Claudia sah deshalb zu der anderen Frau, die ihr das mit dem Pater erklärt hatte und fragte leise: Was ist ihm denn zugestoßen?
Sie konnte sich eben kaum vorstellen, wieso sie hier auf dem Friedhof zusahen, wie der Pater und ein ihr Fremder ein Grab begutachten und das in einem zusammenhang, mit der Tat die gegen den Pater verübt wurde, stehen sollte. Sie wusste ja nicht mal worum es sich handelte bei dieser Tat, die dem Pater wiederfahren war.
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Beitrag von Umbra Sa Mai 31 2014, 15:30

Nur wenig von den drei jungen Frauen entfernt, die sich zwischen den Bäumen versteckten und tuschelten, war Pater Girolamo Donetti etwas irritiert von der scheinbaren Gelassenheit, mit der Salvatore Machiavelli die Schilderung der Ereignisse aufgenommen hatte. Die Nervosität des Priesters nahm nicht ab, je länger er sich in der Nähe des schaurigen Grabs befand, das zum Ort des Verbrechens, dessen Ausmaß noch weitestgehend unklar war, geworden war. Ihm behagte das gähnende Loch nicht, das, was Girolamos Gefühl betraf, genauso ein Schlund zur Hölle hätte sein können. Er selbst wollte nicht dort hinuntersteigen und war dankbar dafür, dass der Gesandte des Kardinals sich dazu bereiterklär hatte, selbst wenn dieser Mann die Situation vielleicht nicht so ernst nahm, wie es vielleicht angemessen gewesen wäre.
Schnell hinter mich bringen – wenn ich das schon höre!, dachte Girolamo und sagte: „Äh… ja.“
Eilig brachte er die wenigen Schritte hinter sich, um für Messer Machiavelli die Leiter herbeizuschaffen. Girolamo wankte etwas unter dem Gewicht, als er sie auflas und hochhievte, doch sobald er sich mitsamt Leiter wieder aufgerichtet hatte, sorgte das das lange, schwere Ding nicht mehr dafür, dass er unsicher auf den Beinen war. Der Pater kehrte zum geschändeten Grab zurück und ließ die Leiter, so wie es der Totengräber Federico es zu tun pflegte, am „Fußende“ des Lochs hinunter. Aber normalerweise stieg Federico, wenn erst einmal ein Sarg eingebettet worden war, nicht mehr in ein Grab hinein, weswegen dies wohl weniger aus Respekt vor den Toten als aus Gewohnheit geschah. Girolamo beeilte sich, wieder einige Schritte Abstand zu nehmen, bevor er wieder Worte an den großgewachsenen Salvatore richtete.
„Gebt Acht, dort unten liegen Scherben“, warnte er Ercoles Gesandten vor, denn Girolamo hatte in der letzten Nacht vor Schreck, dass sich dort unten etwas regte, seine Laterne ins offene Grab fallen lassen. „Ich reiche Euch die Schaufel, wenn Ihr unten seid, Messer“, fügte er noch hinzu und suchte nun erst wieder Augenkontakt zu Machiavelli. Mit erwartungsvollem Blick. Girolamo würde in diesem Moment lieber an einem anderen Ort sein.
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Beitrag von Elli Mi Jun 04 2014, 16:47

Ungeduldig beobachtete Salvatore den Pater. Als dieser sich mit der Leiter abmühte, hatte er fast Mitleid - aber das war nun nicht mal sein Job. Dennoch schenkte der dem Geistlichen ein offenes Lächeln, als dieser ihm in die Augen blickte.
Nachdem der Alte die Leiter endlich in das Loch verfrachtet hatte, warf Salvatore seinen Mantel nach hinten über die Schultern und öffnete die Schmuckschließe. Schlimm genug, dass sein Schuh- und Beinwerk vermutlich beschmutzt werden würde (von seinen penibel gepflegten Fingernägel einmal ganz zu schweigen!), sein Mantel sollte wenigstens ansehnlich bleiben. Wenn er sich später seinen Weg durch Venedig bahnen würde, wollte er nicht aussehen wie ein Arbeiter der unteren Gesellschaftsschicht.
Die Erwähnung, dass er die Schaufel gereicht bekommen würde, erfreute Salvatore ebenso wenig, wie die Aussicht in einem muffigen, nassen Grab zu stehen. Alleine der Gedanke sich an dem rauen Holz die Finger zu verletzten, womöglich noch einen Splitter in seine feingliedrigen Künstlerfinger zu rammen ließen ihn erschaudern.
Nachdem er den Mantel nun komplett abgelegt hatte, suchte er einen Platz um diesen sicher verwahrt zu wissen. Er entschied sich für einen der naheliegenden Büsche und bettete den edlen Stoff darauf. Er hoffte nur, dass nicht zu viel Ungeziefer, wie Spinnen, sich das Kleidungsstück näher ansehen würden.
Zum Glück kannte er den Buchhalter, der die Abrechnungen für den Kardinal erstellte recht gut. Die Reinigung der Stoffe würde Machiavelli definitiv in Rechnung stellen lassen.
Mit einem Seufzen (und etwas unbeholfen) stieg er schließlich in das Dunkle herab und tastete mit den Füßen fast blind auf dem Erdreich herum. Ein leises Klirren ertönte, als er Scherben zusammen schob.
Zumindest hier hatte der Pater schon mal die Wahrheit gesagt. "Nun wohl an. Die Schaufel bitte, Pater!"
Auf den ersten Blick konnte er nichts Verdächtiges feststellen.
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Beitrag von Zauberlicht Do Jun 05 2014, 02:40

Erleichtert stellte Giulia fest, dass die neu hinzugekommene Dame sich an Sarah wandte. Bevor diese sich in ein Gespräch vertiefen konnten, unterbrach sie sie aufgeregt. „Ich werde mich näher heran schleichen. Wahrscheinlich ist es besser, wenn nur eine von uns geht. Sarah, sie können derweil unserer Claudia erklären, was dem armen Pater Girolamo Donetti zugestoßen ist.“ Giulia setzte schon zum Weggang an, als sie sich noch einmal umdrehte. „Bitte, seid leise! Und ich wäre euch dankbar, wenn ihr warten würdet und wir den Nachhauseweg gemeinsam antreten könnten. Drei Frauen in der Dunkelheit sind wohl weniger auffällig, als eine allein.“
Damit drehte sie sich endgültig um und schlich davon. Im Blick immer Salvatore, der dem Pater nachschaute und zwischendrin stets seine Nägel begutachtete. Eitler Gockel, dachte Giulia. Ihr Herz klopfte bis zum Hals und ihr Blut geriet in Wallung. Sie liebte es einfach, wenn sie auf Unternehmungen wie diese ging. Der Geruch eines spannenden Geheimnisses lag in der Luft und sie war sicher, dass sie gleich wusste, worum es hier überhaupt ging. Ganz nahe dem Grab befand sich ein dichter Busch. Diesen steuerte Giulia an. In ihren Lederschuhen fiel ihr das geräuschlose Schleichen sehr leicht. Sie hoffte inständig, dass Machiavelli sich nicht umdrehte. Noch mehr hoffte sie, dass die zurück gelassenen Frauen leise genug waren und keine Aufmerksamkeit auf sich zogen. Giulia war froh, dass sie allein losgegangen war, denn dieser Busch nah am Grab bot hervorragende Deckung, allerdings nur für eine zarte Person, wie sie es war. Zwar waren Claudia und Sarah ebenfalls sehr schlank, doch zu dritt hätten sie niemals Schutz gefunden, nicht einmal zu zweit wäre dies möglich gewesen. Doch nun - allein - befand sie sich beinah neben dem Grab. Giulia war sich inzwischen sehr sicher, dass es sich um ein Grab handelte.
Ihre Sicht war nun zwar eingeschränkt, doch sie reicht aus, um den wiederkehrenden Pater mit einer monströsen Leiter zu erkennen.
Nachdem der Pater die Leiter in das Grab gestellt hatte, hörte sie Salvatore seufzen. Ohhh, macht er sich nun schmutzig, der eitle Mann? Wieder grinste Giulia, doch dann gefror ihr das Lachen im Gesicht. Machiavelli legte seinen Mantel ab und schritt geradewegs auf ihren Busch zu. Giulia hielt die Luft an und erleichtert stellte sie fest, dass er sein Kleidungsstück nur über den Busch hängte. Somit war sie jeder Sicht beraubt, doch sie hörte vorzüglich.
Eine Schaufel? Wollten sie dieses Grab tatsächlich öffnen? Das konnte ja dauern.
Giulia rutschte noch ein wenig weiter hinein in den Busch, so dass sie vorsichtig den Saum des Mantels zur Seite schieben konnte. Nun sah sie auch wieder. Allerdings war sie irritiert, denn ein Duft stieg ihr in die Nase. Frisch, sauber und nahezu blumig, verzückte er ihre Sinne. Es brauchte einen Moment, bis sie bemerkte, dass Machiavellis Mantel dies ausstrahlte. Giulia kam nicht umhin, dies mit Wohlwollen zur Kenntnis zu nehmen. Und tief in ihr regte sich ehrliches Interesse. Was war er für ein Mann dieser Salvatore? Er legte Wert auf sein Äußeres, seine Körperhygiene. Für Giulia ein seltener Moment. Bis auf ihren Bruder und ihren Mann kannte sie niemanden, der darauf achtete, dass er nicht unangenehm roch. Sie ertappte sich dabei, wie sie mit ihren Fingerkuppen über das grüne Gewand strich.
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Beitrag von Angela Dragon Do Jun 05 2014, 04:26

Hin und her gerissen ob sie Giulia folgen sollte oder bei Claudia bleiben sollte, entschied sie sich, hinzukauern und dem Geschehen von ihrem Versteckt aus zu folgen. Leise, dass es nur noch ein Wispern war, wandte Sarah sich an Claudia. "Ich weiß es leider nicht was ihm zu gestoßen ist. Und genau das bereitet mir Sorge. Vielleicht erfahren wir mehr wenn wir hier warten auf die Rückkehr von dieser Dame."
Nervös presste Sarah die Lippen aufeinander. Es war schon spät und ihr Vater erwartete sie bereits. Andererseits sah sie nicht wirklich einen Grund zurück zu kehren. Mit pochenden Herzen, das ihr aus der Brust springen drohte, verfolgte sie wie Salvatore die Leiter hinab stieg in das eisige Grab. Wahrlich, Angst hatte sie um diesen Mann wirklich nicht.
Mit einem zaghaften Lächeln auf den Lippen wandte sie sich Claudia zu. "Sagt, weshalb seid ihr noch zu solch später Stunde hier?" Vielleicht half ihr ein kleines Gespräch ihr, von der wachsenden Angst in ihr abzulenken.
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Beitrag von Lillybell Do Jun 05 2014, 07:25

Claudia sah der einen Dame nach und als Sarah sich hinkauerte, folgte Claudia dieser hinab und lauschte den zaghaften Worten. Ein knappes nicken signalisierte Sarah das Claudia wohl verstanden hatte. Nun sah sie auch zu dem Geschehen und als der Mantel über den Busch geworfen wurde, hoffte sie nur, dass die Dame dabei nicht entdeckt wurde. Glücklicherweise geschah nichts und Claudia war auch einwenig erleichtert. Bei der Frage von Shara seufzte Claudia kaum hörbar und deutete auf ein Grab, nicht weit von ihnen: Sie ist die einzige, bei der ich meine Ruhe finde.
Sie wollte nicht sagen vor wem, doch sie fand es deshalb nur passender, dass die eine Dame die nun am Busch hockte vorgeschlagen hatte, dass sie später zu dritt heimgingen
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Beitrag von Umbra Sa Jun 07 2014, 16:58

Nun war es der kleingewachsene Pater Donetti, der auf den hünenhaften Salvatore hinabblickte. Nicht, dass dem Priester dies gefiel. Er wünschte sich fort von diesem Ort. Seine Hand, mit der er die angekündigte Schaufel in das offene Grab reichen wollte, zitterte so stark, dass er die zweite Hand zur Hilfe nahm.
„Benötigt Ihr Licht? Dann besorge ich Euch Licht“, fragte er hoffnungsvoll, denn das würde ihm eine Entschuldigung verschaffen, erst einmal Abstand zu nehmen. Und etwas zu trinken, vielleicht. Seine Kehle war sehr trocken. Oder um sich in seiner Kammer einzusperren, umgeben von Kreuzen und Bibeln und anderen geweihten Objekten, und sich erst, wenn der nächste Tag anbrechen würde, wieder hervorzuwagen. Die beginnende Dämmerung behagte Girolamo ganz und gar nicht. Er fühlte sich hier auf dem Friedhof schutzlos und angreifbar. Immerzu hatte er das Gefühl, dass jemand oder etwas hinter ihm stand, und ihm feuchten, warmen Atem in den Nacken hauchte. Seine Gänsehaut war schon seit einigen Minuten Dauerzustand.
„Es ist schon spät geworden, nicht wahr?“, fuhr der Pater anschließend fort. Eine Stimme zu hören, inmitten der schweigenden Toten, selbst wenn es nur die eigene war, empfand er als tröstlich. „Und etwas frisch. Ich wäre Euch verbunden, wenn Ihr Euch beeilen würdet, werter Messer Machiavelli. Nach dem gestrigen Vorfall weiß ich nicht, was sich in dieser Nacht hier Unheiliges abspielen könnte.“
Schnell bekreuzigte er sich. Als Priester sollte er eigentlich weniger abergläubisch sein als das gemeine Volk (für das dies allerdings ebenfalls nicht angebracht war), aber wer war er schon, dass er die Geschicke des Teufels verstand? Er wollte das Unheil nicht durch Nennung desselben heraufbeschwören.




Obwohl Giulia aufgrund des wohlduften Mantels, der ihr eben noch die Sicht versperrt hatte, etwas abgelenkt war, bekam sie von ihrer Position ohne Mühe Bewegungen, die sich taten, und jedes gesprochene Wort zwischen Salvatore und dem Pater mit. Nun musste sie natürlich darauf achten, sich selbst nicht allzu sehr zu rühren, um im Busch nicht für Geraschel zu sorgen und damit Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, dennoch war es wahrscheinlich nicht besonders spannend, das Bild eines nervösen Wracks, das Pater Donetti abgab (der nun, sich an sein Kreuz klammernd, auch noch Gebete zu murmeln schien), zu beobachten, während von Salvatore Machiavelli im bereits tief ausgehobenen Loch nicht viel zu sehen war. Sicherlich ging ihr das Gerücht von lebenden Toten, das die geschwätzige Zilia Medici eifrig an sie weitergereicht hatte, im Kopf herum, doch hier auf dem Friedhof der Kirche San Trovaso war alles wie es sein sollte – bis auf die Tatsache, dass der Pfarrer dieser Kirche vollkommen aufgelöst neben einem offenen Grab stand, in dem ein eitler Gesandter des Kardinals und zudem Patriarchen Venedigs mit einer Schaufel herumzuwühlen gedachte. Dennoch hatte sie noch immer den Verdacht, dass hinter dem Erlebnis, das der Pater gehabt zu haben schien und vielleicht einfach falsch gedeutet hatte, etwas Übernatürliches stecken könnte.




Währenddessen  blieb auch Sara und Claudia nichts Anderes übrig, als zu warten – zumindest, wenn sie sich nicht offenbaren wollten. Dass die beiden, im Gegensatz zu Giulia, kaum etwas vom Geschehen am Grab mitbekamen, könnte das Ausharren für die beiden umso langwieriger machen. Zumindest schien es zunächst so, dass sie von ihrem Versteck aus wenig unternehmen konnten. Sara vermochte nicht zu sagen, was dem Pater zugestoßen war, was sowohl sie, als auch Claudia, etwas ratlos zurückließ. Ein bisschen verrückt war es schon, sich auf einem Friedhof zu verstecken und zwei Männer zu bespitzeln, die sich an einem Grab zu schaffen machten. Selbst obwohl oder vielleicht gerade weil einer von ihnen der örtliche Pfarrer war. War es wirklich nötig, sich Sorgen zu machen? Pater Girolamo war vielleicht lediglich gestürzt, was seine bereits verschorften Wunden erklären würde, und vielleicht war auch einfach nicht sein Tag, was durchaus jedem schon einmal passiert war und auch erklären könnte, warum er während der Abendandacht so ungewöhnlich unkonzentriert gewesen war. Die Anwesenheit von Salvatore Machiavelli könnte auch eine Rolle spielen, immerhin wusste Sara, dass der Kardinal (und damit Pater Girolamos Vorgesetzter) Machiavelli geschickt hatte. Möglicherweise war der Pater die Art Mann, die sehr nervös wurde, wenn sie sich von oberster Stelle unter Druck gesetzt fühlte. Sich die Zeit damit zu vertreiben, leise Belanglosigkeiten auszutauschen und sich besser kennenzulernen, war für die beiden jungen Damen verlockend, auch um etwas die Anspannung zu lösen, allerdings bevor sie etwas bemerkten, was sie zuvor gar nicht wahrgenommen hatten: Der Boden an der Stelle zwischen den Bäumen, an der sie sich hingehockt hatten, war ungewöhnlich dunkel – und nicht nur das: Auch zwei der Stämme waren besprenkelt und wild beschmiert mit etwas, das keine andere Assoziation als die getrockneten Blutes zuließ. Nicht unerheblich wenig Blut. Und auch andere Details gerieten nun ins Bewusstsein der beiden jungen Frauen: Abgeknickte Zweige, zu tiefen Furchen aufgewühlte Erde… Hier zwischen den Bäumen hatte sich vielleicht etwas Gewaltsames und Grauenvolles abgespielt.
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Beitrag von Angela Dragon Mi Jun 11 2014, 07:31

Sarah verstand was Claudia damit meinte und blickte wieder zu Giulia und den beiden Männern. Wie es der Zufall wollte brach Mondlicht durch die Wolkendecke und erhellte die Umgebung von ihr für einen flüchtigen Moment. Erst jetzt bemerkte Sarah dass an ihrem Platz etwas nicht natürlich war.
Unruhig biss sie sich auf die Unterlippe während sie mit den Fingern über tiefe Furchen im Erdreich strich. Was war hier nur geschehen? Erneut brach fahles Licht durch die düsteren Wolken. Im letzten Moment schlug sich Sarah die Hand vor den Mund um den eigenen Schrei zu ersticken. Getrockentes Blut an den Bäumen waren alles andere als normal. Es wirkte wie wildes gepinsel von dunkler Farbe auf rauer Unterlage.
Fasziniert streckte sie die Finger aus und berührte die Rinde mit den Fingerspitzen. Warum ausgerechnet jetzt verspürte Sarah die Lust zu malen? Den Drang beiseite schiebend wendete sie sich Claudia zu. "Wir dürfen hier nicht länger verweilen."
Aber was sollte sie wegen Giulia tun? Salvatore war in das Grab gestiegen und konnte so nicht sehen wer sich noch näherte. Der Pater selbst wirkte wie ein gehetztes Tier. Was auch immer ihn nervös machte, diese Warnung sollten sie nicht unbeachtet lassen.
Hin und hergerissen zwischen dem unguten Gefühl dass hier bald wieder etwas geschehen konnte und der Anwesenheit dieser beiden Männer sah sie zu Giulia in der Hoffnung dass sie einmal zu ihnen zurück blicken würde. Sollte dies nicht bald geschehen, musste Sarah etwas tun was ihr extrem widerstrebte.
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